der gemeinderat Mai 2022
Unsere Themen der Mai-Ausgabe: Wassermanagement, Kreislaufwirtschaft, Sicherheit
Unsere Themen der Mai-Ausgabe: Wassermanagement, Kreislaufwirtschaft, Sicherheit
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Nr. 5/<strong>2022</strong><br />
SEIT<br />
1957–<strong>2022</strong><br />
8,50 Euro<br />
65. Jahrgang<br />
Das unabhängige Magazin für die kommunale Praxis<br />
www.treffpunkt-kommune.de<br />
Kostbare<br />
Ressource<br />
NEUE KONZEPTE FÜRS<br />
WASSERMANAGEMENT<br />
KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
Wie<strong>der</strong>verwenden<br />
statt wegwerfen<br />
SICHERHEIT<br />
Risiken erkennen<br />
und reduzieren
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
mich beeindruckt er sehr – Chemieprofessor Andreas Fath ist in<br />
vollem Einsatz für den Wasserschutz: Bereits im Jahr 2014 war<br />
er im Rhein unterwegs, jetzt schwimmt er durch die Donau. Ein<br />
Passivsampler an seinem Neoprenanzug sammelt Schadstoffe ein,<br />
die analysiert werden sollen. Insbeson<strong>der</strong>e aber geht es ihm um<br />
die Begegnungen an <strong>der</strong> Strecke, mit Bürgermeistern, Bürgern<br />
und Schülern: Andreas Fath will darauf aufmerksam machen,<br />
wie sehr <strong>der</strong> Grundstoff des Lebens in Gefahr ist. Über sein<br />
Engagement hat er am Anfang seiner dreimonatigen Donau-<br />
Tour mit dem „gemein<strong>der</strong>at“ gesprochen, als er noch in Bayern<br />
zu seinen Tagestouren aufbrach: bis zu 55 Kilometer am Tag im<br />
Fluss. (Seite 8)<br />
Wasser ist eines <strong>der</strong> Schwerpuntkthemen dieser Ausgabe des<br />
„gemein<strong>der</strong>ats“: Wasserschutz, Abwasser – und ebenso Hochwasser.<br />
Knapp ein Jahr nach <strong>der</strong> Flutkatastrophe im Juli 2021<br />
haben wir nach drei Hochwasser-Perspektiven gefragt: nach<br />
dem Handlungsansatz des Klimaschutzministeriums in<br />
Rheinland-Pfalz, nach den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Deutschen Vereinigung<br />
für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, sowie<br />
nach <strong>der</strong> Perspektive des Anwalts Tobias Roß. (ab Seite 26)<br />
Es ist aber nicht nur das Wasser – es sind insgesamt die Themen<br />
<strong>der</strong> IFAT in München, die bestimmend für diese Ausgabe des<br />
„gemein<strong>der</strong>ats“ sind: Vom 30. <strong>Mai</strong> bis 3. Juni bietet die Weltleitmesse<br />
für Umwelttechnologien <strong>der</strong> Wasser-, Abwasser-, Abfallund<br />
Rohstoffwirtschaft ein Forum. In diesem Kontext spielt auch<br />
<strong>der</strong> Baubereich mit seinem enormen Ressourcenverbrauch<br />
eine zentrale Rolle. Urban Mining und Kreislaufwirtschaft sind<br />
Antworten darauf: Rück- statt Neubau, Material wie<strong>der</strong>verwenden<br />
statt einfach wegwerfen. Die Architektin Anja Rosen hat mit dem<br />
„gemein<strong>der</strong>at“ über dieses Konzept gesprochen. (Seite 36)<br />
KONTAKT<br />
Sie haben Anmerkungen,<br />
Wünsche o<strong>der</strong> Fragen?<br />
Schreiben Sie mir!<br />
sabine.schmidt@pro-vs.de<br />
Seien Sie bei unserem Rundgang durch diese und weitere wichtige<br />
Gegenwartsthemen dabei!<br />
Gute Anregungen und viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre<br />
Dr. Sabine Schmidt<br />
Redaktionsleiterin<br />
Lesen Sie auf www.treffpunkt-kommune.de<br />
KI IN DER KANALISATION<br />
Licht ins Dunkel: automatisierte<br />
Rohrinspektion.<br />
STADTENTWICKLUNG<br />
Ambitioniert: Bis 2030 will<br />
Soest klimaneutral werden.<br />
BAUMPFLEGE<br />
Heiße Sommer: Empfehlungen<br />
zur Klimaanpassung.
Inhalt<br />
Dekorationskonzepte Inhalt<br />
und Illumination<br />
In diesem Heft:<br />
Wasser und Abwasser<br />
Forschung: Der „schwimmende Professor“<br />
Andreas Fath im Interview 8<br />
Wasserversorgung: Die aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
aus <strong>der</strong> Sicht des BDEW 10<br />
Daseinsvorsorge: Blue Communities setzen<br />
sich für den Grundwasserschutz ein 12<br />
Zusammenarbeit: In Köln ist ein Klärschlamm-<br />
Gemeinschaftswerk geplant 14<br />
Wasserreinigung: Regionale Kooperation für<br />
Kläranlagen 16<br />
Erneuerbare Energien: In Mannheim entsteht<br />
eine innovative Flusswärmepumpe 18<br />
Entwässerungssysteme: So lässt sich <strong>der</strong><br />
Wert von Kanalnetzen ermitteln 20<br />
8<br />
Voller Einsatz für den Wasserschutz 8<br />
Unterwegs in <strong>der</strong> Donau: Chemieprofessor Andreas Fath schwimmt durch den zweitlängsten<br />
Fluss Europas – vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. Dabei geht es<br />
ihm nicht nur um Wasseranalysen, son<strong>der</strong>n auch um Öffentlichkeitsarbeit: Er will<br />
auf die Bedrohung <strong>der</strong> kostbaren Ressouce Wasser aufmerksam zumachen.<br />
Fotos: Mario Kümmel/Cleandanube, Caspar Sessler<br />
Rohrleitungen: Schäden durch das richtige<br />
Ortungsverfahren vermeiden 22<br />
Hochwasser<br />
Extremwetter: Kommunen im Ahrtal erstellen<br />
ein Hochwasservorsorgekonzept 26<br />
Politikmemorandum: Der Umgang mit<br />
Wasser aus Sicht <strong>der</strong> DWA 28<br />
Starkregen: Kommunen im <strong>Mai</strong>n-Taunus-<br />
Kreis setzen auf Fließpfadkarten 30<br />
Baurecht: Entscheidung zum Bau in<br />
Überschwemmungsgebieten 32<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
Urban Mining: Architektin Anja Rosen<br />
plädiert für eine zirkuläre Bauwirtschaft 36<br />
Biobasiertes Baumaterial: Smart-Circular-<br />
Bridge aus Flachs 38<br />
Recycling: Der Wettbewerb „Besser<br />
leben – unsere Stadt hat Zukunft“ 40<br />
Umfrage: So stellen sich Bürger die lebenswerte<br />
Stadt 2030 vor 52<br />
Breitbandausbau: Lückenlose Planung dank<br />
digitaler Tools 54<br />
Fachmesse: Mitte Juni finden die<br />
Fiberdays22 in Wiesbaden statt 56<br />
Urbane Transformation: Logistikansiedlungen<br />
als Chance für Kommunen 58<br />
EXTRA Feuerwehr<br />
Krisenmanagement: Wie sich Verwaltungen<br />
auf Bedrohungen vorbereiten können 62<br />
Bevölkerungsschutz: Drohnen zur<br />
Unterstützung für Feuerwehren 64<br />
Parlament & Verwaltung<br />
Human Resources: Diese Kompetenzen<br />
brauchen Personaler heute 66<br />
Rubriken<br />
Weihnachten<br />
den<br />
Zauber<br />
schenken<br />
JEDES STANDORTPOTENTIAL IST INDIVIDUELL,<br />
ABER DURCH JEDES LÄSST SICH EINE BESSERE<br />
ZUKUNFT GESTALTEN<br />
Sicherheit<br />
Zutrittslösungen: Elektronische Systeme<br />
steigern Sicherheit und senken Kosten 42<br />
Kriminalität: Aus Sicht <strong>der</strong> Polizei Köln hat<br />
sich die Videobeobachtung bewährt 44<br />
Editorial 3<br />
Panorama 6<br />
TOP Stellenmarkt 68<br />
Produkte & Dienstleistungen 70<br />
Vorschau / Impressum 74<br />
Kommunalentwicklung<br />
Stadtentwicklung: Leipzig auf dem Weg zur<br />
Schwammstadt 48<br />
Klimaneutralität: Die Chancen <strong>der</strong><br />
Sektorenkopplung 50<br />
Der Gesamtauflage dieser Ausgabe liegen<br />
Prospekte <strong>der</strong> Firma GEFA Produkte Fabritz<br />
GmbH, Krefeld, <strong>der</strong> Firma ecoliGhts GmbH,<br />
Weißkirchen und <strong>der</strong> Baywa AG, München<br />
bei.<br />
Unsere Projektentwicklungen setzen wir konsequent nach ESG-Kriterien um. So statten wir beispielsweise<br />
alle Dächer mit Photovoltaikanlagen aus. Und da wir unsere Objekte im eigenen Management<br />
halten, investieren wir mit unserer nachhaltigen Strategie „Manage-to-ESG“ regelmäßig in relevante<br />
Sanierungs- und Nachrüstmaßnahmen. So sichern wir auch langfristig die Aufwertung <strong>der</strong> Objektstandorte<br />
und sind Ihr erster Ansprechpartner in Sachen Logistik- und Gewerbeimmobilien – und als<br />
Mittelständler dabei immer auf Augenhöhe. Sprechen auch Sie mit uns über mögliche Projekte.<br />
garbe-industrial.de<br />
4 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Foto Titelseite: Adobe Stock/jamesbin<br />
36<br />
Aus alt wird neu<br />
Wie<strong>der</strong>verwerten statt wegwerfen –<br />
umgesetzt und erforscht wurde dieses<br />
Prinzip beim Neubau des Rathauses im<br />
hessischen Korbach: Beton und Ziegel<br />
des alten Gebäudes wurden ortsnah recycelt<br />
und für den Neubau genutzt.<br />
REEGER GmbH • Telefon +49 (0)234 58860-0<br />
5<br />
info@reeger-deko.de • www.reeger-deko.de
Panorama<br />
NEUES AUS DEUTSCHLAND<br />
fiberdays<br />
14.6. – 15.6.<br />
KURZ GEMELDET<br />
Fachmesse IFAT<br />
startet<br />
Vom 30. <strong>Mai</strong> bis 3. Juni <strong>2022</strong> findet die<br />
IFAT auf dem Messegelände in München<br />
statt. Die IFAT ist die weltweit größte<br />
Fachmesse <strong>der</strong> Umwelttechnologiebranche.<br />
Alle zwei Jahre werden hier<br />
Lösungen für die Bereiche Wasser-,<br />
Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft<br />
präsentiert. Ebenso geht es um<br />
Strategien, Ressourcen in intelligenten<br />
Kreisläufen einzusetzen und langfristig<br />
zu erhalten. In den vergangenen Jahren<br />
waren mehr als 3000 Aussteller aus<br />
knapp 60 Län<strong>der</strong>n vertreten.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.ifat.de<br />
Die Servicestelle Kommunen in <strong>der</strong> Einen Welt (SKEW) zeichnet alle zwei Jahre entwicklungspolitisches<br />
Engagement von Kommunen aus, beispielsweise die Stadt Ingelheim (Gewinner 2018).<br />
Wettbewerb<br />
Gemeinsam aktiv<br />
Bis 3. Juni können Städte, Gemeinden<br />
und Kreise sich mit einem Partner an<br />
<strong>der</strong> Ausschreibung „Kommune bewegt<br />
Welt“ beteiligen.<br />
Ausgezeichnet werden herausragende<br />
entwicklungspolitische, kommunale Kooperationen<br />
mit <strong>der</strong> Zivilgesellschaft.<br />
Veranstalter ist die Servicestelle Kommunen<br />
in <strong>der</strong> Einen Welt (SKEW) von Engagement<br />
Global. Die Preisverleihung findet<br />
am 15. September <strong>2022</strong> in Düren statt,<br />
einer <strong>der</strong> Gewinnerstädte aus dem Jahr<br />
2020. Vergeben werden Preisgel<strong>der</strong> in<br />
Höhe von insgesamt 138.000 Euro. Mit<br />
den Preisgel<strong>der</strong>n können Kommunen ihre<br />
nachhaltigen Projekte und Ideen voranbringen.<br />
Bewerben können sich Kommunen gemeinsam<br />
mit einem Partner aus <strong>der</strong> Zivilgesellschaft,<br />
mit dem sie sich in <strong>der</strong> Entwicklungspolitik<br />
engagieren. Die Teilnahme<br />
lohnt sich für kleine, mittlere und<br />
große Kommunen gleichermaßen, da sie<br />
in unterschiedlichen Kategorien bewertet<br />
und prämiert werden. Zudem vergibt die<br />
Jury Son<strong>der</strong>auszeichnungen wie den<br />
Newcomerpreis. Finanziert wird <strong>der</strong><br />
Wettbewerb durch das Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (BMZ).<br />
För<strong>der</strong>ung für lokale Klimaanpassungsmanager<br />
Foto: Engagement Global<br />
Rhein<strong>Mai</strong>n CongressCenter Wiesbaden<br />
www.fiberdays.de<br />
DIE GLASFASERMESSE<br />
Mehr als 220 nationale und internationale<br />
Aus steller: Innovationen für Glasfasernetze,<br />
Dienste, Smart City, Nachhaltigkeit …<br />
SMART CITY / DATA CENTER<br />
Zukunftsradar Digitale Kommune:<br />
Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft zeigen von<br />
<strong>der</strong> Infrastruktur bis zu konkreten Anwendungen,<br />
wie die Smarte Stadt gelingt.<br />
NETWORKING NIGHT<br />
Austausch in einer entspannten Atmosphäre<br />
am Abend des ersten Messetages.<br />
HIGHLIGHTS MESSEPROGRAMM<br />
Eröffnungskongress<br />
u.a. mit Daniela Kluckert<br />
Staatssekretärin beim Bundesminister<br />
für Digitales und Verkehr<br />
und<br />
Prof. Dr. Kristina Sinemus<br />
Digitalministerin Hessen<br />
Smart City & Smart Regions<br />
Rechenzentren & Nachhaltigkeit<br />
Latency is the new Currency –<br />
Im Spannungsfeld zwischen Glasfaser-<br />
infrastruktur, IX und Edge-Rechenzentren<br />
Kooperationen auf Augenhöhe –<br />
Viele Wege zum flächendeckenden<br />
Glasfaserausbau<br />
Workshops und Seminare<br />
mit mehr als 150 Referent:innen<br />
Bemerkenswert, vorbildlich, innovativ?<br />
Teilen Sie <strong>der</strong> Redaktion mit,<br />
was Ihre Kommune bewegt:<br />
sabine.schmidt@pro-vs.de<br />
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,<br />
nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz<br />
(BMUV) unterstützt<br />
Kommunen bei <strong>der</strong> Anpassung an den<br />
Klimawandel – und jetzt hat Bundesumweltministerin<br />
Steffi Lemke die ersten<br />
För<strong>der</strong>bescheide aus dem novellierten<br />
Programm „Maßnahmen zur Anpassung<br />
an die Folgen des Klimawandels“ überreicht.<br />
Damit sollen unter an<strong>der</strong>em lokale<br />
Klimaanpassungsmanagerinnen und<br />
-manager finanziert werden.<br />
Im ersten För<strong>der</strong>fenster haben rund 130<br />
Kommunen einen Antrag gestellt. Die beiden<br />
ersten För<strong>der</strong>bescheide gingen nun<br />
an die hessische Kreisstadt Dietzenbach<br />
und den Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein.<br />
Dietzenbach in <strong>der</strong> Rhein-<strong>Mai</strong>n-Region<br />
sieht sich potenziell durch verschiedene<br />
Extremwettereignisse bedroht. Der<br />
küstennahe Kreis Stormarn hat bereits<br />
mit Extremwetter zu kämpfen: Im Sommer<br />
2019 war <strong>der</strong> Kreis von mehreren<br />
Starkregenereignissen betroffen.<br />
Jetzt<br />
Tickets sichern<br />
fiberdays.de/<br />
tickets<br />
6 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22
Wasser<br />
Foto: Braxart<br />
Ihr Plan geht auf: Sie bekommen viel mediale<br />
Aufmerksamkeit, und zum Start des<br />
Donau-Projekts ist die baden-württembergische<br />
Umweltministerin Thekla Walker<br />
mit Ihnen ins Wasser gegangen. Bringt<br />
das aber auch etwas?<br />
Fath: Sehr viel! Schon die Rhein-Aktion<br />
hat viele Menschen für mein Anliegen<br />
sensibilisiert, und inzwischen finden<br />
zum Beispiel viele Müllsammelaktionen<br />
an Gewässern statt. Dann folgte <strong>der</strong> Tennessee<br />
– auch mit tollen Ergebnissen:<br />
Unter an<strong>der</strong>em sind dort in <strong>der</strong> Region<br />
jetzt Pfandflaschen ein Thema. Und es<br />
wurden für ein Forschungsinstitut Analysegeräte<br />
angeschafft, die uns an <strong>der</strong><br />
Hochschule Furtwangen nicht zur Verfügung<br />
stehen, die ich aber für meine<br />
Arbeit nutzen kann, wenn ich in den<br />
USA bin.<br />
MÜLLABFUHR, RECYCLING,<br />
MÜLLVERMEIDUNG<br />
Was kann man tun?<br />
Fath: Wir müssen die Recycling-Quote erhöhen<br />
– wir sind noch längst nicht bei<br />
100 Prozent. Auch die Art <strong>der</strong> Müllabfuhr<br />
spielt eine Rolle. In meiner Gemeinde<br />
zum Beispiel gibt es nicht gelbe<br />
Tonnen, son<strong>der</strong>n gelbe Säcke. Die werden<br />
teilweise von Tieren aufgerissen, <strong>der</strong><br />
Plastikmüll wird durch die Landschaft<br />
geweht, landet in Bächen, Flüssen und<br />
Seen. Hier ist die Tonne die bessere Alternative,<br />
zumal <strong>der</strong> gelbe Sack ja auch<br />
Plastikmüll ist. Sehr wichtig ist zudem<br />
Sorgfalt bei <strong>der</strong> Mülltrennung. O<strong>der</strong> am<br />
besten gleich Müllvermeidung – das ist<br />
nicht so schwierig, wie viele glauben: Ich<br />
habe den Umfang meines Plastikmülls<br />
um die Hälfte reduzieren können.<br />
Ein wichtiges Ziel war gleich zu Beginn<br />
erreicht: Für das Donau-Projekt<br />
bekommt <strong>der</strong> „schwimmende Professor“<br />
viel mediale Aufmerksamkeit.<br />
ZUR PERSON<br />
Andreas Fath ist Professor für Chemie<br />
an <strong>der</strong> Hochschule Furtwangen. Er ist<br />
seit seiner Jugend begeisterter Schwimmer<br />
und war unter an<strong>der</strong>em Deutscher<br />
Meister im Freiwasserschwimmen.<br />
Foto: Mario Kümmel/Cleandanube<br />
Forschung und PR<br />
Voller Einsatz für den<br />
Wasserschutz<br />
Rund 2800 Kilometer durch zehn Län<strong>der</strong>: Der Chemieprofessor Andreas Fath ist<br />
seit April und noch bis Juni in <strong>der</strong> Donau unterwegs – und setzt seine<br />
Wasserleidenschaft für den Naturschutz ein.<br />
Ihr Plan ist es, vom Schwarzwald bis zum<br />
Schwarzen Meer durch die Donau zu<br />
schwimmen. Sie werden viel im Wasser<br />
sein – wo sind Sie gerade?<br />
Andreas Fath: Im nie<strong>der</strong>bayerischen Kelheim.<br />
Ausnahmsweise bin ich in einem<br />
Hotel, Sie erreichen mich gerade beim<br />
Frühstück. Sonst übernachte ich auf dem<br />
Teamschiff, das mich begleitet.<br />
Wann gehen Sie ins Wasser?<br />
Fath: Das hängt davon ab, wie lange ich<br />
am Vortag unterwegs war. Gestern ist es<br />
spät geworden, ich bin noch bis in die<br />
Dämmerung geschwommen. Heute geht<br />
es deshalb erst gegen zehn Uhr los.<br />
Wie lang sind Ihre Tagesetappen?<br />
Fath: Heute werden es rund 40 Kilometer<br />
im Wasser sein. An an<strong>der</strong>en Tagen<br />
schwimme ich aber auch 50 o<strong>der</strong> 55 Kilometer.<br />
Das Schwimmen ist allerdings<br />
fast nur Beiprogramm. Das Wichtigste<br />
sind die Begegnungen mit Bürgermeisterinnen<br />
und Bürgermeistern, mit denen<br />
wir über Wasserschutz und Wasserqualität<br />
sprechen. O<strong>der</strong> die Begegnungen mit<br />
Schülerinnen und Schülern: Mein Team<br />
bietet ein Bildungsprogramm an, infor-<br />
miert zum Beispiel über Schadstoffe im<br />
Wasser und über Plastikmüll.<br />
Sie sind bereits durch den Rhein geschwommen<br />
und durch den Tennessee –<br />
und jetzt durch die Donau. Warum tun<br />
Sie sich das an?<br />
Fath: Ich liebe es, im Wasser zu sein, zu<br />
schwimmen, abzutauchen – und die Aktionen<br />
bieten mir die Möglichkeit, das<br />
Schwimmen mit meiner Arbeit zu verbinden<br />
und zugleich mit dem Wasserschutz.<br />
Wir machen darauf aufmerksam,<br />
dass <strong>der</strong> Grundstoff des Lebens stark bedroht<br />
ist.<br />
Durch den Rhein sind Sie im Jahr 2014 geschwommen.<br />
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?<br />
Fath: Ein Antrag auf För<strong>der</strong>mittel für ein<br />
Wasserprojekt wurde abgelehnt: Damals<br />
wurde die Dringlichkeit für mehr Wasserschutz<br />
nicht gesehen. Das hat mich<br />
sehr beschäftigt, und ich habe mich gefragt,<br />
wie man mehr Aufmerksamkeit<br />
für dieses wichtige Thema bekommen<br />
kann. Daraus ist das Rhein-Projekt entstanden.<br />
GEGEN PLASTIK IN DER NATUR<br />
Worum geht es Ihnen, wenn Sie jetzt<br />
durch die Donau schwimmen: Wollen Sie<br />
Plastik aus unserem Leben verbannen?<br />
Fath: Nein, ich bin kein Plastikfeind – ich<br />
bin aber gegen Plastik in <strong>der</strong> Natur. Es ist<br />
langlebig und praktisch, sollte aber möglichst<br />
nicht Müll werden, son<strong>der</strong>n in den<br />
Stoffkreisläufen bleiben. Es geht um<br />
Müllvermeidung, Mülltrennung, ums<br />
Wie<strong>der</strong>verwenden. Im Englischen sind<br />
es schön griffig die drei „Rs“: Reduce,<br />
Reuse, Recycle.<br />
Was macht Plastik zu einem so großen<br />
Problem, dass Sie dafür tausende Kilometer<br />
schwimmen?<br />
Fath: Es sind die enormen Mengen, die in<br />
<strong>der</strong> Natur und eben auch im Wasser landen.<br />
Das sind zum einen größere Stücke,<br />
Shampoo- und Getränkeflaschen sowie<br />
Plastiktüten und vieles mehr, was in<br />
Fisch- und Vogelmägen landet. Das Wasser<br />
mit seinen Steinen und Felsen ist zudem<br />
ein Mahlwerk, das Plastik zu feinem<br />
Mikroplastik werden lässt. Allein<br />
die Donau schwemmt pro Tag mehr als<br />
vier Tonnen Plastik ins Schwarze Meer.<br />
Das ist in allen Län<strong>der</strong>n, durch die sie<br />
fließt, ein Problem.<br />
Wie haben Sie das geschafft?<br />
Fath: Wichtig ist: Keine Spontaneinkäufe,<br />
son<strong>der</strong>n das Einkaufen planen und Behälter<br />
dabeihaben, um zum Beispiel<br />
auch Plastiktüten für Gemüse und Obst<br />
zu vermeiden.<br />
MIT EINEM START-UP SCHADSTOFFE AUS<br />
DEM WASSER FILTERN<br />
Sie sind als Naturschützer in <strong>der</strong> Donau<br />
unterwegs – und als Chemiker. Wie fließt<br />
das Donau-Projekt in Ihre Universitätsarbeit<br />
ein?<br />
Fath: Ein so genannter Passivsampler, <strong>der</strong><br />
an meinem Neoprenanzug angebracht<br />
ist, sammelt Schadstoffe ein, die mein<br />
Team und ich untersuchen. Wir haben<br />
auch ein Start-up gegründet: Polymer active.<br />
Hier geht es darum, einen Nachteil<br />
von Mikroplastik in einen Vorteil zu verwandeln.<br />
Der Nachteil ist, dass Mikroplastik<br />
Schadstoffe anzieht wie ein Magnet,<br />
Fische und Muscheln nehmen dann<br />
beides zusammen auf. Dieses Prinzip<br />
wollen wir uns zunutze machen: Mikroplastik<br />
einsetzen, damit es Schadstoffe<br />
anzieht – und so wollen wir sie dann aus<br />
dem Wasser filtern. <br />
<br />
Interview: Sabine Schmidt<br />
8 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
9
Umwelt<br />
WASSER<br />
Umwelt<br />
Wasserversorgung<br />
Blaues Gold<br />
Heiße Sommer, lange Trockenperioden,<br />
Extremwetterereignisse: Allein diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />
stellen die Wasserwirtschaft und die kommunalen<br />
Wasserversorger vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen. Der<br />
BDEW hat dazu eine klare Wunschliste.<br />
sickern o<strong>der</strong> durch Pflanzen aufgenommen<br />
werden kann. Es dürfen<br />
dementsprechend nicht mehr so viele<br />
Flächen versiegelt werden, zum Beispiel<br />
durch Asphalt o<strong>der</strong> Bebauung.<br />
Hier kann die Begrünung von Dächern<br />
und Fassaden helfen. Zudem können<br />
durch die Anlage von Flutrinnen, Retentionsräumen<br />
o<strong>der</strong> durch multifunktionale<br />
Flächennutzung die Auswirkungen<br />
von Starkregenereignissen<br />
im urbanen Raum wesentlich abgemil<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
BEI DER QUELLE DER<br />
VERSCHMUTZUNG ANSETZEN<br />
durch bestimmte Schmerzmittel haben<br />
im Zeitraum <strong>der</strong> letzten 30 Jahre<br />
Umweltreinigungskosten von bis zu<br />
1,5 Milliarden Euro verursacht.<br />
Diese Kosten dürfen nicht zu Lasten<br />
von Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />
gehen, son<strong>der</strong>n müssen von den<br />
verantwortlichen Herstellern getragen<br />
werden. Der Bundesverband <strong>der</strong> Energie-<br />
und Wasserwirtschaft hat deshalb<br />
bereits 2019 einen Vorschlag für die<br />
Einführung eines „Fondsmodells“<br />
vorgelegt: Dabei werden die Hersteller<br />
von Arzneimitteln sowie an<strong>der</strong>en eingetragenen<br />
Stoffen verursachergerecht<br />
an <strong>der</strong> Finanzierung von Reinigungsleistungen<br />
beteiligt. Ziel ist es, entsprechend<br />
<strong>der</strong> Schädlichkeit einen<br />
Anreiz zu bieten, damit Stoffeinträge<br />
vermieden o<strong>der</strong> reduziert werden.<br />
Wichtig ist es daher, das Vorsorgeund<br />
das Verursacherprinzip zu stärken.<br />
Wirksame Anreize sollten gesetzt<br />
werden, damit Verunreinigungen gar<br />
nicht erst ins Wasser gelangen. Dies<br />
betrifft nicht nur Arzneistoffe, Therapeutika<br />
o<strong>der</strong> Spurenstoffe, son<strong>der</strong>n in<br />
gleicher Weise auch an<strong>der</strong>e Stoffeinträge<br />
wie Mikroplastik o<strong>der</strong> antibiotikaresistente<br />
Bakterien. Jede Verschmutzung<br />
von Wasserressourcen<br />
führt am Ende dazu, dass insgesamt<br />
weniger Grundwasser zur Verfügung<br />
steht. <br />
Martin Weyand<br />
Wasser ist die Grundlage des Lebens und ein äußerst kostbares Gut – in Zeiten des Klimawandels stellt sich die Frage nach seinem Schutz und nach <strong>der</strong><br />
Wasserversorgung noch einmal neu und drängen<strong>der</strong>.<br />
BDEW<br />
Der Bundesverband <strong>der</strong> Energie- und<br />
Wasserwirtschaft e.V. vertritt über 1900<br />
Unternehmen. Die Themen: Strom,<br />
Erdgas und Wärme, Erneuerbare Energien,<br />
Elektromobilität, Energienetze,<br />
Wasser und Abwasser.<br />
DER AUTOR<br />
Martin Weyand ist BDEW-Hauptgeschäftsführer<br />
Wasser/Abwasser.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e während Hitzeperioden<br />
und Dürrezeiten kann es zu temporären<br />
Nutzungskonflikten um die Wasserressourcen<br />
kommen. Dabei muss gelten:<br />
Trinkwasser hat Vorrang. Die Versorgung<br />
für den menschlichen Gebrauch,<br />
zum Beispiel als Lebensmittel, für die<br />
Körperhygiene und den sonstigen hygienischen<br />
Bedarf, sollte zu je<strong>der</strong> Zeit Priorität<br />
haben gegenüber an<strong>der</strong>en Nutzungen<br />
des Wassers, zum Beispiel in <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Wassernutzung in <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft sollte geprüft werden,<br />
welche Möglichkeiten es gibt, die Ressourcen<br />
effektiver und schonen<strong>der</strong> zu<br />
nutzen. Von regenarmen Län<strong>der</strong>n wie<br />
Israel kann man beispielsweise lernen,<br />
wie in trockeneren Gebieten Landwirtschaft<br />
betrieben werden kann, etwa mit<br />
<strong>der</strong> Tröpfchenbewässerung.<br />
Für die kommunalen Wasserversorger<br />
gilt zu prüfen, ob die wasserwirtschaftliche<br />
Infrastruktur ausgebaut werden<br />
muss. Dabei kann es um den Ausbau <strong>der</strong><br />
örtlichen Netzinfrastruktur gehen, um<br />
die Anbindung an regionale o<strong>der</strong> überregionale<br />
Verbundsysteme o<strong>der</strong> den Ausbau<br />
<strong>der</strong> örtlichen Wassergewinnung und<br />
Aufbereitung. Bund und Län<strong>der</strong> sollten<br />
hier mehr Möglichkeiten <strong>der</strong> Kooperation<br />
und <strong>der</strong> interkommunalen Zusammenarbeit<br />
in <strong>der</strong> Wasserwirtschaft schaffen<br />
und zulassen. Die überregionale Wasserversorgung<br />
muss genauso einbezogen<br />
werden wie eine dezentrale Gewinnung<br />
von Trinkwasser.<br />
Doch nicht nur Trocken- und Hitzeperioden<br />
sind gefährliche Folgen des Klimawandels.<br />
Auch zunehmende Starkregenereignisse<br />
stellen die Wasserversorger<br />
und Abwasserentsorger vor große Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Um Überflutungen bei<br />
Starkregen zu vermeiden, sind ein angepasstes<br />
Regenwassermanagement und<br />
die Berücksichtigung wasserwirtschaftlicher<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> städtebaulichen<br />
Planung notwendig.<br />
Es braucht Versickerungsflächen, damit<br />
das Wasser dezentral in den Boden<br />
Foto: Adobe Stock/Peter<br />
Neben den schwerwiegenden Folgen<br />
des Klimawandels beeinträchtigen zudem<br />
menschenverursachte Einträge<br />
von Spurenstoffen die Grundwasserressourcen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e mit Blick auf<br />
Hitzeperioden wird es immer wichtiger,<br />
die Grundwasserqualität zu sichern.<br />
Einträge von Spurenstoffen wie<br />
Nitrat und Arzneimittelrückstände<br />
gilt es bereits an <strong>der</strong> Quelle zu minimieren.<br />
Durch die nicht EU-konforme Düngung<br />
in <strong>der</strong> Landwirtschaft entstehen<br />
jährlich Umweltschäden, die Kosten in<br />
Höhe von etwa drei Milliarden Euro<br />
pro Jahr entsprechen. Es ist dringend<br />
notwendig, dass die EU-Nitratrichtlinie<br />
vollumfänglich in Deutschland<br />
umgesetzt wird. Im Unterschied zu<br />
an<strong>der</strong>en EU-Mitgliedstaaten basieren<br />
die Werte <strong>der</strong> in Deutschland geltenden<br />
Düngeverordnung vielfach auf<br />
Annahmen, die sich nicht auf Untersuchungen<br />
stützen. Die Nitratrichtlinie<br />
muss so umgesetzt werden, dass<br />
die europarechtlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllt werden und die Landwirtschaft<br />
zugleich Planungssicherheit hat. Dabei<br />
sollten gezielte För<strong>der</strong>programme<br />
sowie kooperative Ansätze weiterhin<br />
eine zentrale Rolle spielen.<br />
Auch Arzneimittelrückstände belasten<br />
die Gewässer massiv, und künftig<br />
könnte diese Belastung noch deutlich<br />
steigen: durch die Überalterung<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft und den wachsenden<br />
Pro-Kopf-Verbrauch an Medikamenten.<br />
Die Folge sind massive Kostenbelastungen<br />
durch die Einführung von<br />
zusätzlichen Reinigungsstufen für<br />
Kläranlagen. Allein die Stoffeinträge<br />
2. Rechen<br />
60% Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Verteilung<br />
1. Einlaufbauwerk<br />
20%<br />
Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Anströmung<br />
7. Ozonreaktor<br />
70% Reduzierung<br />
des Volumens<br />
3. Sandfang<br />
200% mehr<br />
Sandabscheidung<br />
4. Vorklärung<br />
30%<br />
mehr Primärschlammabscheidung<br />
5. Belebung<br />
20%<br />
Erhöhung des<br />
Sauerstoffertrags<br />
6. Nachklärung<br />
Erhöhung <strong>der</strong><br />
Beschickbarkeit<br />
40%<br />
10 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
11
Wasser<br />
Umwelt<br />
Sauberes, gesundes Wasser aus dem Hahn ist in Deutschland nicht mehr so selbstverständlich, wie<br />
es lange war. Es gilt, für das Thema Wasserschutz zu sensibilisieren.<br />
Daseinsvorsorge<br />
Grün-blaue Initiativen<br />
Die Wie<strong>der</strong>herstellung naturnaher Gewässer, eine klimaangepasste Landwirtschaft<br />
o<strong>der</strong> das Schwammstadt-Prinzip: Grundwasserschutz bedeutet große<br />
Anstrengungen – die Zahl <strong>der</strong> Blue Communities steigt aber.<br />
Lange musste man sich um den guten<br />
Zustand des Grundwassers wenig<br />
kümmern – Qualität und Verfügbarkeit<br />
waren in Deutschland selbstverständlich.<br />
Daher wurde dem Schutz des<br />
Grundwassers zu wenig Bedeutung beigemessen<br />
– und so gelangen in die Umwelt<br />
zahlreiche Schadstoffe wie Pestizide,<br />
PFAS, Arzneimittel o<strong>der</strong> Mikroplastik, die<br />
eine Gefahr für das Grundwasser darstellen.<br />
Gleichzeitig steigt <strong>der</strong> Wasserbedarf<br />
durch den Klimawandel, und die Grund-<br />
DIE EXPERTEN FÜR WASSER, VERKEHR, STADT- UND UMWELTPLANUNG<br />
www.bit-ingenieure.de<br />
STUTTGART<br />
KARLSRUHE<br />
Wasser<br />
FREIBURG<br />
HEILBRONN<br />
Verkehr<br />
VILLINGEN-SCHWENNINGEN<br />
Foto: Adobe Stock/Antonioguillem<br />
Stadt-/Umweltplanung<br />
ÖHRINGEN<br />
wasserneubildungsrate nimmt ab. Das<br />
Bewusstsein än<strong>der</strong>t sich aber – das zeigt<br />
sich an Bürgerinitiativen und an <strong>der</strong> steigenden<br />
Anzahl von Kommunen, die zu<br />
Blue Communities werden und einen<br />
nachhaltigeren Umgang mit den Wasserressourcen<br />
anstreben. Damit diese bewusstere<br />
Wahrnehmung des Grundwasserschatzes<br />
auch einen Wandel im Handeln<br />
bewirkt, braucht es viel Engagement.<br />
Dabei lohnt es sich, Grundwasserschutz<br />
nicht nur als Herausfor<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n<br />
auch als Chance zu sehen.<br />
Es ist bereits viel Energie in Forschung<br />
und Pilotprojekte investiert worden, sodass<br />
Wissen für quantitativen Grundwasserschutz<br />
vorhanden ist. Es muss darum<br />
gehen, die Differenz zwischen Grundwasserneubildung<br />
und Grundwasserentnahme<br />
so gering wie möglich zu halten<br />
und den Zustand des natürlichen Wasserhaushalts<br />
anzustreben. Im ländlichen<br />
Bereich sind die Wie<strong>der</strong>herstellung naturnaher<br />
Gewässer, Kooperationen mit den<br />
relevanten Akteuren und eine klimaangepasste<br />
Landwirtschaft wichtige Instrumente,<br />
die einen Beitrag für den Grundwasserschutz<br />
leisten können.<br />
Für Städte zeigt das Schwammstadtprinzip<br />
vielfältige Maßnahmen für den<br />
Grundwasserschutz auf – mit zahlreichen<br />
Synergieeffekten für Ökosysteme, Stadtklima<br />
und Steigerung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />
<strong>der</strong> Bürger. Grün-blaue Maßnahmen wie<br />
Entsiegelung, begrünte Dächer, Baumrigolen<br />
und multifunktionale Flächen bewirken<br />
im Zusammenspiel einen echten<br />
Unterschied. Für den ganzheitlichen Ansatz<br />
<strong>der</strong> Anpassungsmaßnahmen braucht<br />
es eine fachübergreifende, interkommunale<br />
Zusammenarbeit und einen intensiven<br />
Austausch, um die Stärken jeden Bereichs<br />
einzubringen und den benötigten<br />
DONAUESCHINGEN<br />
• Erschließungsträgerschaft<br />
• Bauleitplanung<br />
• Stadt- und Umweltplanung<br />
• Erschließung<br />
• Verkehrsplanung<br />
• Straßenplanung<br />
• Lärmuntersuchungen<br />
• Wasserversorgung<br />
• Entwässerung<br />
• Kläranlagen<br />
• Wasserbau und Hydrologie<br />
• Regenerative Energien<br />
• Vermessung<br />
• SiGeko<br />
• 3-D-Visualisierung<br />
Wandel zu beschleunigen. Dabei muss es<br />
neue Allianzen zwischen allen Akteuren<br />
geben – insbeson<strong>der</strong>e zwischen <strong>der</strong> Stadtund<br />
Regionalplanung sowie <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Wasserwirtschaft, die durch ihre<br />
Orientierung am Gemeinwohl ein verlässlicher<br />
Partner in den Kommunen ist.<br />
VERUNREINIGUNG VERMEIDEN<br />
Schwierig wird <strong>der</strong> Grundwasserschutz,<br />
wenn durch Verunreinigungen Ressourcen<br />
zur Grundwasseranreicherung aus<br />
Qualitätsaspekten wegfallen. Denn die<br />
Reinigung von Schadstoffen aus dem<br />
Wasser ist technisch höchst aufwendig<br />
und erreicht nur eine Reduzierung, aber<br />
keine hun<strong>der</strong>tprozentige Entfernung. Die<br />
Schadstoffe etwa aus den Stoffgruppen<br />
Mikroplastik, Arzneimittel und Pestizide<br />
sind zunehmend ubiquitär. Gleichzeitig<br />
ist die Datenlage schlecht, da es kein bundesweites<br />
Monitoring gibt und stetig neue<br />
Produkte auf den Markt gebracht werden.<br />
Die Wissenschaft kann da naturgemäß<br />
nicht Schritt halten, son<strong>der</strong>n hängt Jahre<br />
Ein Baustein für die<br />
Schwammstadt<br />
Der Stuttgarter Sickerstein – für eine<br />
klimagerechte Stadtentwicklung<br />
Dauerhaft wasserdurchlässig<br />
Viele Referenzobjekte wie auch diverse Untersuchungen<br />
weisen nach, dass unser Stuttgarter Sickerstein die<br />
gefor<strong>der</strong>ten Versickerungswerte dauerhaft übertrifft.<br />
Adolf Blatt GmbH + Co. KG<br />
Am Neckar 1 • 74366 Kirchheim/Neckar<br />
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Regenwasser<br />
• versickert durch den Stein<br />
• wird temporär gespeichert<br />
• verdunstet über die Fläche<br />
• gelangt nicht in den Kanal<br />
Lebensräume<br />
• ökologisch befestigen<br />
• attraktiv gestalten<br />
zurück, um die (Langzeit-) Folgen auf<br />
Ökosysteme, Grundwasser und die<br />
menschliche Gesundheit zu ermitteln.<br />
Daher ist zwingend ein vorsorgen<strong>der</strong><br />
Schutz notwendig, <strong>der</strong> den Eintrag in die<br />
Umwelt vermin<strong>der</strong>t. Während auf EU-<br />
Ebene versucht wird, Schadstoffeinträge<br />
durch Beschränkungen zu reduzieren,<br />
können vor Ort Schadstoffeinträge in das<br />
Grundwasser durch Aufklärungsarbeit<br />
vermieden werden.<br />
Neben dem qualitativen und quantitativen<br />
Grundwasserschutz steht die Wasserwirtschaft<br />
auch vor den Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />
Anpassung an die Klimafolgen<br />
Hochwasser und Starkregen zu leisten,<br />
Biodiversität zu schützen und CO -neutrale<br />
Energiepotenziale auszuschöpfen.<br />
2<br />
Ursachen, Wirkungsketten und Lösungen<br />
sind für die Herausfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> gesamten<br />
Gesellschaft zu finden, daher<br />
braucht es eine engere Zusammenarbeit<br />
und stärkere Verknüpfung <strong>der</strong> kommunalen<br />
Akteure. Die Wasserwirtschaft in öffentlicher<br />
Hand ist dabei ein engagierter,<br />
verlässlicher und gemeinwohlorientierter<br />
Partner.<br />
Leonie Hilmers<br />
Referenzen<br />
hierzu finden Sie<br />
online unter<br />
www.blatt-beton.de<br />
Professionelle<br />
Versickerung<br />
von Regenwasser<br />
BLUE COMMUNITIES<br />
Die Stadt Burnaby in Kanada wurde<br />
2011 die erste Blue Community. In<br />
Deutschland gehören mittlerweile neun<br />
Städte und Gemeinden dazu. Blue<br />
Communities verstehen Wasser als<br />
öffentliches Gut und agieren ressourcenschonend<br />
im Umgang mit Wasser.<br />
Sie unterstützen das Menschenrecht auf<br />
Zugang zu sauberem Trinkwasser und<br />
setzen sich für öffentliche Wasserversorgung<br />
und Abwasserentsorgung ein.<br />
DIE AUTORIN<br />
Leonie Hilmers ist wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin des Bereichs Umwelt und<br />
Wasser bei <strong>der</strong> Allianz <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Wasserwirtschaft e.V. (AöW) in Berlin.<br />
CaviLine - <strong>der</strong> Sickertunnel aus Beton<br />
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mit einer Regenwasserbehandlung<br />
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Ratgeber Regenwasser<br />
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zugänglich nach DGUV<br />
Regel 103-003<br />
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robust und langlebig<br />
30.05-03.06.<strong>2022</strong> / Messe München<br />
Halle A1 / Stand 405/504
Logistisch günstiger Standort in<br />
Köln-Merkenich: Der Klärschlamm kann<br />
per Rohrleitung, Schiff, Lkw und<br />
potenziell per Bahn angeliefert werden.<br />
„KLAR“: DIE VORTEILE<br />
Die Beteiligten gewinnen eine langfristige<br />
Entsorgungssicherheit bei stabilen<br />
Preisen – das Risiko stark steigen<strong>der</strong><br />
Marktpreise entfällt. Die geplante<br />
Anlage lässt sich sehr wirtschaftlich<br />
betreiben: Die verbindliche Festlegung<br />
<strong>der</strong> angelieferten Klärschlammmengen<br />
gewährleistet eine Vollauslastung.<br />
Interkommunale Zusammenarbeit<br />
Neue Wege zur<br />
Verwertung<br />
Gemeinschaftsunternehmen „KLAR“: In Köln planen die Stadtentwässerungsbetriebe,<br />
die Stadtwerke sowie weitere kommunale Kläranlagenbetreiber<br />
eine Anlage zur Verwertung von Klärschlamm.<br />
Für den Bau und Betrieb <strong>der</strong> Anlage<br />
wird ein Gemeinschaftsunternehmen<br />
gegründet, die KLAR GmbH<br />
(Klärschlammverwertung am Rhein). Sie<br />
wird ausschließlich von kommunalen<br />
Unternehmen getragen, damit <strong>der</strong> Einfluss<br />
<strong>der</strong> Gemeinwohlinteressen gewahrt<br />
bleibt. Durch die interkommunale Zusammenarbeit<br />
mehrerer Kläranlagenbetreiber<br />
profitieren die Menschen in vielen<br />
Städten und Gemeinden im Rheinland<br />
künftig von einer sicheren und bezahlbaren<br />
Entsorgung ihrer Klärschlämme.<br />
Darüber hinaus leistet das Projekt einen<br />
wichtigen Beitrag, die Energieversorgung<br />
in Köln klimaneutral umzustellen. Denn<br />
mit Klärschlamm lässt sich klimaneutrale<br />
Fernwärme für rund 1700 Haushalte und<br />
die Industrie im Kölner Norden erzeugen,<br />
dazu klimaneutraler Strom.<br />
Wir haben was gegen Verschwendung. Sie auch?<br />
Foto: StEB Köln<br />
Abwasser<br />
Zurzeit wird <strong>der</strong> Kölner Klärschlamm<br />
in den rheinischen Kohlekraftwerken in<br />
Hürth und Frechen mitverbrannt.<br />
Deutschland steigt in den nächsten Jahren<br />
jedoch aus dem Energieträger Kohle<br />
aus. Die Möglichkeit, Klärschlamm in<br />
Kraftwerken zu verbrennen, fällt daher<br />
künftig weg.<br />
NEUE RAHMENBEDINGUNGEN<br />
Neben diesem Aspekt gibt es weitere<br />
Einflussfaktoren: Bisher wurde Klärschlamm<br />
wegen <strong>der</strong> enthaltenen Rohstoffe<br />
oft als Düngemittel in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
eingesetzt. Das ist aufgrund<br />
von Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Klärschlammverordnung<br />
ab 2029 nicht mehr erlaubt.<br />
Zudem muss in Zukunft <strong>der</strong> wertvolle<br />
Rohstoff Phosphor aus dem Schlamm<br />
zurückgewonnen werden. Mittelfristig<br />
werden die Vorkommen <strong>der</strong> Minerale,<br />
die zur Herstellung von Phosphor notwendig<br />
sind, zur Neige gehen bzw. auf<br />
dem Weltmarkt nicht zuverlässig zur<br />
Verfügung stehen. Das Recycling aus<br />
Klärschlamm wird daher zur Pflicht.<br />
Zudem ist seit 2017 das Preisniveau<br />
für die Klärschlammentsorgung sprunghaft<br />
gestiegen. Die StEB Köln stehen deswegen<br />
vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, die<br />
Kosten für die Bürgerinnen und Bürger<br />
niedrig zu halten sowie einen Entsorgungsnotstand<br />
zu vermeiden.<br />
Klärschlamm besteht zum überwiegenden<br />
Teil aus natürlichen Rohstoffen<br />
(organisches und mineralisches Material).<br />
Daher ist seine Verbrennung – an<strong>der</strong>s<br />
als die von fossilen Rohstoffen wie<br />
Erdöl – klimaneutral. Das <strong>der</strong>zeit maßgebende<br />
Gesetz stuft den Klärschlamm<br />
als nicht klimarelevant ein. Er kann<br />
damit als Erneuerbarer Energieträger<br />
genutzt werden und ein wichtiger Baustein<br />
sein, die gesetzten Klimaziele zu<br />
erreichen: Die StEB Köln haben es sich<br />
zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral<br />
zu arbeiten. Und <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stadt hat<br />
im Dezember 2021 entschieden, dass<br />
Strom bis 2030, Wärme bis 2035 nur<br />
noch erneuerbar, also klimafreundlich<br />
und nachhaltig erzeugt werden soll.<br />
Bis 2025 wird die RheinEnergie AG im<br />
Industriegebiet Köln-Merkenich einen<br />
Braunkohleblock im dortigen Kraftwerk<br />
stilllegen. Das Gelände steht für die<br />
Klärschlammverwertung jedoch weiter<br />
zur Verfügung. Gebäude wie die Werkstatt<br />
und Fernwärmestation des Kraftwerks<br />
lassen sich weiter nutzen. Das<br />
spart Energie, Zeit und Kosten.<br />
Die Anlage in Köln-Merkenich wird<br />
mit einer Kapazität von 30.000–39.000<br />
t/a TS (Trockensubstanz) geplant. Die<br />
StEB Köln können mit ihren Partnern<br />
durch die Anlage Klärschlamm von<br />
zwei Millionen Einwohnern verwerten<br />
– aus Köln und <strong>der</strong> direkten Umgebung.<br />
Am Standort ist dank <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Infrastruktur eine einzigartige Lösung<br />
für den Transport möglich. Nur<br />
hier kann <strong>der</strong> Klärschlamm per Rohrleitung,<br />
Schiff, Lkw und potenziell per<br />
Bahn angeliefert werden. Der Klärschlamm<br />
aus dem Großklärwerk<br />
Stammheim wird direkt über eine Rohrleitung<br />
in die Anlage transportiert –<br />
statt per Lkw durch Wohngebiete und<br />
über die Autobahn. Die vorhandene Infrastruktur<br />
verringert den Lkw-Verkehr<br />
für Köln und den Kölner Norden. Die<br />
umliegenden Industriebetriebe erhalten<br />
weiterhin günstige und saubere Energie,<br />
was viele Arbeitsplätze sichert. Die in<br />
<strong>der</strong> neuen Anlage erzeugte Energie<br />
(Strom und Wärme) versorgt auch die<br />
Industriebetriebe im Norden von Köln<br />
mit ihren zahlreichen Arbeitsplätzen.<br />
Seit <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stadt Köln im <strong>Mai</strong><br />
2021 die Gründung <strong>der</strong> KLAR GmbH beschlossen<br />
hat, stehen die Projektpartner<br />
im Austausch mit <strong>der</strong> Stadt, mit Politik,<br />
Vereinen, Unternehmen sowie Bürgerinnen<br />
und Bürgern. Der Kontakt zur Bezirksvertretung<br />
und den Bürgervereinen<br />
des Kölner Nordens besteht bereits seit<br />
Ende 2020. Gerade bei einem öffentlichen<br />
Unternehmen ist <strong>der</strong> frühe Beginn<br />
einer glaubwürdigen Kommunikation<br />
– beson<strong>der</strong>s die frühe Einbeziehung <strong>der</strong><br />
kommunalen Entscheidungsträger – von<br />
großer Bedeutung.<br />
Das Projekt befindet sich in <strong>der</strong> Vorplanungsphase,<br />
die Projektgesellschaft<br />
wurde noch nicht gegründet. <br />
<br />
Birgit Konopatzki<br />
DIE AUTORIN<br />
Birgit Konopatzki ist Leiterin Unternehmenskommunikation<br />
und Pressesprecherin<br />
<strong>der</strong> Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR.<br />
Umwelt<br />
Leitungsortungsgeräte<br />
<strong>der</strong> neuesten Generation<br />
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15
Umwelt<br />
Abwasser<br />
Umwelt<br />
Die Kläranlage im Beuroner Ortsteil<br />
Neidingen wurde im vergangenen Jahr<br />
mo<strong>der</strong>nisiert und erweitert.<br />
MODERNE ABWASSER-<br />
BESEITIGUNG<br />
Das Land Baden-Württemberg treibt<br />
den Zusammenschluss kleinerer Kläranlagen<br />
voran. Der Hintergrund sind<br />
wirtschaftliche und betriebliche Aspekte<br />
sowie <strong>der</strong> Gewässerschutz. Größere<br />
Kläranlagen können kostengünstiger<br />
betrieben werden und laufen in <strong>der</strong><br />
Regel stabiler. Zudem können höhere<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Reinigungsleistung<br />
auf einer größeren Kläranlage<br />
interkommunal besser finanziert und<br />
umgesetzt werden.<br />
DER AUTOR<br />
Dominik Bordt arbeitet bei <strong>der</strong> BIT<br />
Ingenieure AG am Standort Villingen-<br />
Schwenningen.<br />
Wasserreinigung<br />
Mo<strong>der</strong>n und effizient<br />
Um ihre Abwasserversorgung wirtschaftlicher und gleichzeitig ökologischer<br />
zu gestalten, haben die beiden Gemeinden Irndorf und Beuron ihre<br />
Kläranlagen zusammengelegt.<br />
Die Gemeinden Irndorf und Beuron<br />
in Baden-Württemberg haben ihre<br />
Kläranlagen stillgelegt und die<br />
Abwässer an die Kläranlage Neidingen<br />
angeschlossen. Dabei waren nicht nur<br />
zwei Gemeinden betroffen, son<strong>der</strong>n auch<br />
zwei Regierungspräsidien: Irndorf (rund<br />
780 Einwohner) liegt im Landkreis Tuttlingen,<br />
das zum Regierungspräsidium<br />
Freiburg gehört. Beuron (rund 700 Einwohner)<br />
befindet sich im Landkreis Sigmaringen,<br />
das zum Regierungspräsidium<br />
Tübingen gehört. Die wasserrechtliche<br />
Genehmigung <strong>der</strong> beiden Kläranlagen lief<br />
aus, und es bestand Investitionsbedarf.<br />
Ein Abwasserstrukturgutachten ermittelte<br />
als wirtschaftlichste Alternative, die<br />
Kläranlagen in Irndorf und Beuron stillzulegen<br />
und die Kläranlage im Beuroner<br />
Ortsteil Neidingen zu erweitern.<br />
Der Anschluss <strong>der</strong> beiden Kläranlagen<br />
an die Kläranlage Neidingen hatte mehrere<br />
Konsequenzen: einen Abwasserzweckverband<br />
(AZV) Obere Donau zu<br />
gründen, die biologische Reinigungsstufe<br />
<strong>der</strong> Kläranlage Neidingen deutlich zu<br />
vergrößern und neue Funktionalitäten zu<br />
erweitern sowie schließlich neue Abwasserzuleitungen<br />
von Irndorf und Beuron<br />
zur Neidinger Kläranlage zu<br />
legen.<br />
Der AZV ermöglicht es den Gemeinden<br />
und den Regierungspräsidien, interkommunal<br />
und landesweit zusammenzuarbeiten.<br />
Über den Verband können sie gemeinsam<br />
den Kläranlagenausbau sowie<br />
die weitere Betreuung <strong>der</strong> Kläranlage finanziell<br />
regeln. Die BIT Ingenieure AG<br />
hat die beiden Gemeinden bei <strong>der</strong> Gründung<br />
des AZV beratend begleitet sowie<br />
16 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Foto: BIT Ingenieure AG<br />
Foto: Anticimex GmbH<br />
die Mo<strong>der</strong>nisierung und Erweiterung <strong>der</strong><br />
Kläranlage in Neidingen geplant und umgesetzt.<br />
3,5 MILLIONEN EURO VOM LAND<br />
Die erste Klärstufe, die vom Ende <strong>der</strong><br />
1980er Jahre stammte, war komplett zu<br />
erneuern und auf die neue Größe anzupassen.<br />
Wegen <strong>der</strong> sehr engen Platzverhältnisse<br />
mussten die in <strong>der</strong> Regel runden<br />
Nachklärbecken rechteckig ausgeführt<br />
werden. Dadurch wurde die Leistungsfähigkeit<br />
verdoppelt. Der Tank für die<br />
Fällmittelzugabe zur Phosphatelimination<br />
wurde erneuert, das Zulaufpumpwerk<br />
<strong>der</strong> neuen Größe angepasst sowie<br />
die vorhandene Denitrifikation erweitert<br />
und auf den neuesten Stand <strong>der</strong> Technik<br />
gebracht. Eine Kompaktanlage im Zulauf<br />
kombiniert Sand- und Fettfang. Für die<br />
elektronische Mess-, Steuer- und Regeltechnik<br />
wurde ein neues Prozessleitsystem<br />
eingebaut, das eine Fernüberwachung<br />
und -wartung erlaubt. Der Umbau<br />
erfolgte unter laufendem Betrieb.<br />
Anzeige<br />
Nach dem rund fünf Millionen Euro<br />
teuren Umbau inklusive des zugehörigen<br />
Leitungsbaus entspricht die Kläranlage<br />
Neidingen einer nahezu neuwertigen Anlage.<br />
Sie ist energieeffizient, geht über die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kommunalwasserrichtlinie<br />
hinaus und erfüllt die Vorgaben<br />
<strong>der</strong> Reinhalteordnung kommunales Abwasser<br />
(ROkA) für das sensible Einzugsgebiet<br />
Obere Donau. Die Regel <strong>der</strong> EG-<br />
Wasserrahmenrichtlinie, Gewässer in<br />
einem guten ökologischen und chemischen<br />
Zustand zu erhalten, wird eingehalten,<br />
die Wasserqualität <strong>der</strong> Donau<br />
„nachhaltig verbessert“ – so <strong>der</strong> damalige<br />
Umweltminister Frank Untersteller bei<br />
<strong>der</strong> Vergabe <strong>der</strong> Landesför<strong>der</strong>mittel in<br />
Höhe von 3,5 Millionen Euro.<br />
Die Anlage liegt in einem Überschwemmungsgebiet<br />
und stellt an die Zuleitungen<br />
hohe wasserschutzrechtliche Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Die neuen Zuleitungen von Irndorf<br />
und Beuron queren zudem Wasserschutzgebiete,<br />
so genannte Fauna-Flora-<br />
Habitate (FFH-Gebiete), und kreuzen<br />
mehrmals die Donau. Vorgabe war daher,<br />
die Rohre so umweltschonend wie möglich<br />
zu verlegen und dabei die wasserschutz-,<br />
landschafts- sowie naturschutzrechtlichen<br />
Vorgaben einzuhalten. Teilweise<br />
durfte die Oberfläche aus Landschafts-<br />
und Naturschutzgründen nicht<br />
gestört werden. Eine Rohrverlegung war,<br />
wie etwa bei den Querungen <strong>der</strong> Donau,<br />
oft nur im Spülverfahren möglich.<br />
Eingriffe bei <strong>der</strong> Rohrverlegung waren<br />
zu egalisieren, die Oberfläche wie<strong>der</strong> herzustellen.<br />
So musste seitlicher Bewuchs<br />
ausgehoben und nach den Bauarbeiten<br />
wie<strong>der</strong> eingebaut werden. Alle Rohre sind<br />
aus PEHD-Kunststoff. Sie wurden mit<br />
Muffen miteinan<strong>der</strong> verbunden und verschweißt,<br />
o<strong>der</strong> die Rohrenden wurden<br />
aufeinan<strong>der</strong>gepresst und mittels Heizelementstumpfschweißverfahren<br />
miteinan<strong>der</strong><br />
verschmolzen.<br />
Die Kläranlage ist nun seit gut einem<br />
Jahr in Betrieb. Sie läuft nahezu störungsfrei.<br />
Am 10. Juli <strong>2022</strong> will <strong>der</strong> AZV Obere<br />
Donau einen Tag <strong>der</strong> offenen Tür veranstalten<br />
– eine gute Gelegenheit für Gemein<strong>der</strong>äte<br />
sowie Entschei<strong>der</strong> in Kommunen,<br />
die Kläranlage Neidingen in Augenschein<br />
zu nehmen. Dominik Bordt<br />
Ratten ohne Gift und gesetzeskonform bekämpfen<br />
Die Smart Pipe von Anticimex unterstützt<br />
Kommunen bei <strong>der</strong> Beseitigung von Nagetieren<br />
in <strong>der</strong> Kanalisation – ohne den Einsatz<br />
von Gift.<br />
Die vollautomatische<br />
Schlagfalle Smart<br />
Pipe hilft beim<br />
Bekämpfen von<br />
Ratten im Kanal.<br />
In den vergangenen Jahren wurde die Bekämpfung<br />
von Ratten in <strong>der</strong> Kanalisation mittels Gift<br />
immer strenger reguliert. Grundlage sind die<br />
Risikomin<strong>der</strong>ungsmaßnahmen. Bereits seit<br />
2018 gilt, dass <strong>der</strong> Kö<strong>der</strong> nicht mehr mit Wasser<br />
in Berührung kommen darf. Wer also Kö<strong>der</strong>material<br />
am Draht im Schacht ausbringt,<br />
muss darauf achten, dieses bei Regen o<strong>der</strong><br />
Rückstauereignissen rechtzeitig wie<strong>der</strong> einzusammeln.<br />
Das ist allerdings organisatorisch<br />
und personell nicht darstellbar<br />
– abgesehen davon,<br />
dass je<strong>der</strong> Vorgang<br />
akribisch dokumentiert<br />
werden muss. Zudem schimmelt das<br />
Kö<strong>der</strong>material in <strong>der</strong> feuchten Schachtumgebung<br />
schnell und wird damit für die Nager unattraktiv.<br />
Darum arbeitet das Unternehmen Anticimex<br />
bereits seit mehr als zehn Jahren mit <strong>der</strong><br />
Smart Pipe.<br />
Automatische Dokumentation<br />
Bei <strong>der</strong> Smart Pipe handelt es<br />
sich um eine vollautomatische<br />
Schlagfalle zur Rattenbekämpfung<br />
im Kanal. Das System wird<br />
im Gerinne installiert und erfasst<br />
den Nager, sobald er sich nähert.<br />
Dafür ist kein Bohren notwendig.<br />
Außerdem wird das Schachtbauwerk<br />
nicht beschädigt. Befindet<br />
sich das Tier unter dem Gerät,<br />
schießen Bolzen nach unten und<br />
erschlagen die Ratte. Diese wird<br />
anschließend mit dem nächsten<br />
Spülfluss weggespült.<br />
Die in <strong>der</strong> Steuereinheit verbaute<br />
SIM-Karte sendet danach<br />
die Schusszahlen in einem<br />
definierten Intervall an den Abwasserbetrieb.<br />
Werden über einen bestimmten Zeitraum<br />
keine Schüsse mehr erfasst, gilt <strong>der</strong> Bereich als<br />
rattenfrei und die Smart Pipe kann umplatziert<br />
werden.<br />
Auf diese Weise gibt es keinen Gifteintrag ins<br />
Gewässer und Nicht-Zieltiere werden nicht vergiftet.<br />
Außerdem geschieht die Dokumentation<br />
automatisch. Ferner können sich keine Resistenzen<br />
bilden. Die Rattenbekämpfung läuft rund<br />
um die Uhr, 24 Stunden am Tag. Das System<br />
wurde vom Umweltbundesamt getestet und<br />
freigegeben.<br />
Anticimex GmbH & Co.KG<br />
Hammerbrookstraße 47 a<br />
20097 Hamburg<br />
Tel. 0800 233 04 00<br />
info@anticimex.de<br />
www.anticimex.de/smart/smart-pipe<br />
Advertorial
Umwelt<br />
WASSER<br />
Umwelt<br />
trieb in den ersten drei Jahren. Denn über<br />
den Betrieb sollen gemeinsam mit den<br />
beteiligten Forschungsinstituten Erkenntnisse<br />
über die Integration <strong>der</strong> Flusswärmepumpe<br />
in das Mannheimer Fernwärmenetz<br />
und die Fahrweise <strong>der</strong> Wärmepumpe<br />
gezogen werden.<br />
JÄHRLICH 10.000 TONNEN CO 2 SPAREN<br />
Spatenstich für die Flusswärmepumpe: (v. l.:) MVV-Technikvorstand Dr. Hansjörg Roll, Umweltministerin<br />
Thekla Walker, Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und GKM-Vorstand Holger Becker.<br />
Erneuerbare Energien<br />
Klimaneutrale Wärme<br />
In Mannheim entsteht aktuell eine von bundesweit fünf Großwärmepumpen. Sie<br />
speist das Fernwärmenetz <strong>der</strong> Region mit Flusswasser aus dem Rhein und soll<br />
so künftig rund 3500 Haushalte mit nachhaltiger Wärme versorgen.<br />
Sie ist 18 Meter lang, rund fünf Meter<br />
hoch und arbeitet hocheffizient: Das<br />
Energieunternehmen MVV baut am<br />
Rheinufer auf dem Gelände <strong>der</strong> Grosskraftwerk<br />
Mannheim AG (GKM) eine innovative<br />
Flusswärmepumpe. Das Ziel: die<br />
weitere Dekarbonisierung <strong>der</strong> Wärmeversorgung<br />
in <strong>der</strong> baden-württembergischen<br />
Stadt sowie <strong>der</strong> Metropolregion Rhein-Neckar.<br />
Mit seinem Mannheimer Modell<br />
will die MVV bis zum Jahr 2040 klimaneutral<br />
und ab 2040 klimapositiv sein.<br />
Bereits 2030 soll die Fernwärme in Mannheim<br />
(rund 309.000 Einwohner) und <strong>der</strong><br />
Region vollständig auf grüne Energiequellen<br />
umgestellt werden. Schon heute<br />
stammen rund 30 Prozent <strong>der</strong> Fernwärme<br />
aus klimafreundlichen Energien. Die<br />
grüne Wärme ist damit eines <strong>der</strong> größten<br />
CO 2<br />
-Min<strong>der</strong>ungsprojekte <strong>der</strong> Region.<br />
Der Spatenstich für den Bau <strong>der</strong> innovativen<br />
Flusswärmepumpe markierte Anfang<br />
April <strong>2022</strong> einen weiteren wichtigen<br />
Meilenstein auf dem Weg zur grünen<br />
Wärme. Den offiziellen Baustart gaben<br />
die baden-württembergische Umweltministerin<br />
Thekla Walker, <strong>der</strong> Mannheimer<br />
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD),<br />
Dr. Hansjörg Roll (Technikvorstand <strong>der</strong><br />
MVV) sowie Holger Becker (Kaufmännischer<br />
Vorstand GKM).<br />
Die Mannheimer Flusswärmepumpe<br />
ist Teil des Reallabors <strong>der</strong> Energiewende<br />
„Großwärmepumpen in Fernwärmenetzen“<br />
des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Klimaschutz (BMWK). Damit<br />
ist sie eine von insgesamt fünf Großwärmepumpen,<br />
die <strong>der</strong>zeit an verschiedenen<br />
Standorten mit unterschiedlichen Umweltwärmequellen<br />
gebaut werden. Mit<br />
einer thermischen Leistung von etwa<br />
20 Megawatt ist die Wärmepumpe in<br />
Mannheim eine <strong>der</strong> größten. Die Investitionskosten<br />
für die Flusswärmepumpe<br />
belaufen sich auf etwa 15 Millionen Euro.<br />
Zudem för<strong>der</strong>t das BMWK auch den Be-<br />
Foto: MVV<br />
Noch bis zum Jahresende wird das Gebäude,<br />
errichtet in dem sich die Wärmepumpe<br />
später befinden wird, und Rohrleitungen<br />
werden verlegt. Im Anschluss<br />
wird das Wärmepumpenmodul von Siemens<br />
Energy aus Schweden geliefert, sodass<br />
ab Anfang 2023 die Wärmepumpe<br />
fertig montiert sein wird und Leitungen<br />
angeschlossen werden können. Die Inbetriebnahme<br />
ist für Sommer 2023 geplant.<br />
Anschließend sollen weitere Großwärmepumpen<br />
installiert werden. Denn Fernwärme<br />
wird angesichts <strong>der</strong> aktuellen geopolitischen<br />
Situation wertvoller denn je<br />
für die Versorgungssicherheit.<br />
Die Flusswärmepumpe soll ab 2023<br />
Wärme für 3500 Haushalte liefern und<br />
dabei jährlich rund 10.000 Tonnen CO 2<br />
einsparen. Dazu bezieht sie über ein Wassereinlaufbauwerk<br />
Flusswasser, das unterirdisch<br />
zur Anlage gepumpt wird. Sie<br />
nutzt die thermische Energie, die dem<br />
Rheinwasser über Wärmetauscher entzogen<br />
wird, und heizt mithilfe eines Kältemittels,<br />
das zum Verdampfen gebracht<br />
wird, Wasser aus dem Rücklauf des Fernwärmenetzes<br />
von 60 auf bis zu 99 Grad<br />
Celsius auf. Das aufgeheizte Wasser wird<br />
dann direkt in das Fernwärmenetz eingespeist<br />
o<strong>der</strong> im Wärmespeicher (1500<br />
Megawattstunden Kapazität) zwischengespeichert.<br />
Das Rheinwasser, das durch<br />
die Wärmeabgabe am Wärmetauscher<br />
um zwei bis fünf Grad Celsius abgekühlt<br />
wird, fließt anschließend wie<strong>der</strong> in den<br />
Fluss zurück. Georg Baumgärtner<br />
DER AUTOR<br />
Georg Baumgärtner ist Assetmanager des<br />
Bereichs Kraftwerks- und Wärmewirtschaft<br />
beim Energieversorger MVV in Mannheim.<br />
18 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Komplettsysteme<br />
für Kalte Nahwärme<br />
GF Piping Systems – Ihr Spezialist für nachhaltige<br />
Rohrleitungssysteme für Versorgungs- und<br />
Industrieanwendungen von <strong>der</strong> Planung bis<br />
zur Inbetriebnahme.<br />
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Neubaugebieten.
Umwelt<br />
ABWASSER<br />
Umwelt<br />
Damit Kanalsysteme nicht zu schwarzen<br />
Löchern werden, empfiehlt es sich,<br />
sie aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
im Blick zu haben.<br />
Wie kann eine Kommune herausfinden,<br />
wie viel ihr Kanalnetz wert ist?<br />
Robert Stein: Der Wert des Kanalnetzes<br />
wird häufig mit dem Buchwert gleichgesetzt.<br />
Allerdings gibt <strong>der</strong> Buchwert nicht<br />
den tatsächlichen o<strong>der</strong> den „wahren“<br />
Wert des Netzes wie<strong>der</strong> – weil den Buchwerten<br />
Abschreibungsdauern zugrunde<br />
liegen, die oft eine geschätzte, politische<br />
Größe sind. Zudem sind abgeschriebene,<br />
aber noch im Betrieb befindliche Kanäle<br />
nicht mehr Bestandteil des Vermögens.<br />
Als wichtige Steuerungsgröße für das<br />
Anlagen- und Vermögensmanagement<br />
Entwässerungssysteme<br />
Die Zukunft mitdenken<br />
Entwässerungssysteme sind Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens.<br />
Robert Stein erklärt, wie ihr Wert ermittelt und wie Kanalnetze am besten<br />
bewahrt, saniert und weiterentwickelt werden.<br />
des Kanalnetzes empfehlen wir deshalb<br />
eine Substanzwertermittlung.<br />
Welche Kriterien spielen dabei eine Rolle?<br />
Stein: Um den Substanzwert eines Netzes<br />
zu ermitteln, benötige ich als Kennzahl<br />
die Substanz(klasse) für jede Haltung<br />
des Kanalnetzes. Die Substanz stellt die<br />
Gesamtverfassung einer Haltung unter<br />
Betrachtung aller ihrer Schäden dar: Sie<br />
charakterisiert den verbleibenden Abnutzungsvorrat<br />
bis zum Eintreten des zwingend<br />
notwendigen Ersatzneubaus. Ein<br />
Rufen Sie an für einen kostenlosen Beratungstermin unter 0800 233 04 00<br />
o<strong>der</strong> erfahren Sie mehr auf www.anticimex.de/smart/smart-pipe<br />
Sanierungshandeln bei entsprechend hohem<br />
Abnutzungsvorrat – noch vor dessen<br />
völligem Verzehr – ermöglicht den<br />
Einsatz von kostengünstigeren Lösungen,<br />
etwa durch Renovierung o<strong>der</strong> Reparatur.<br />
Somit sind mit <strong>der</strong> genauen Kenntnis<br />
<strong>der</strong> Substanz einer Haltung vorausschauende<br />
und kostenoptimierte Sanierungsplanungen<br />
möglich. Für den Substanzwert<br />
wird zusätzlich noch <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>beschaffungswert (WBW) für<br />
jede Haltung benötigt. Das Produkt aus<br />
Wie<strong>der</strong>beschaffungswert und Substanz(klasse)<br />
liefert dann den Substanzwert.<br />
Die Anticimex Smart Pipe<br />
- die giftfreie Schadnager-Falle in <strong>der</strong> Kanalisation<br />
Die Anticimex Smart Pipe packt das Problem mit Ratten an <strong>der</strong> Wurzel und bekämpft sie direkt in ihrem unterirdischen<br />
Lebensraum. Die digitale Falle wird in die Kanalisation eingebracht und sensorgesteuert über die Körperwärme und<br />
Bewegung <strong>der</strong> Schädlinge aktiviert. Die Tötung erfolgt über eine patentierte Mechanik, die sich anschließend wie<strong>der</strong><br />
automatisch in die Bereitschaftsposition zurücksetzt.<br />
Der tote Nager wird durch die normale Strömung in <strong>der</strong> Kanalisation entsorgt. Sensoren in <strong>der</strong> Falle ermöglichen ein<br />
kontinuier liches Monitoring <strong>der</strong> Aktivität und des Betriebszustands, eventuelle Komplikationen können sofort behoben<br />
werden. Die Anticimex Smart Pipe arbeitet komplett giftfrei.<br />
Das System erfüllt die Anfor<strong>der</strong>ungen an das Infektionsschutzgesetz nach §18.<br />
Foto: Adobe Stock/Mul<strong>der</strong>photo<br />
Wie können kommunale Netzbetreiber herausfinden,<br />
was sie in ihr Kanalsystem<br />
investieren müssen – was geht, und was<br />
geht nicht?<br />
Stein: Die Festlegung von Investitionsbudgets<br />
und die Entwicklung effizienter<br />
Sanierungsstrategien für den Erhalt von<br />
Entwässerungssystemen ist mit gängigen<br />
methodischen Ansätzen nicht zu realisieren:<br />
weil die zukünftige Entwicklung<br />
des Netzes nicht berücksichtigt wird. Zudem<br />
finden im Rahmen <strong>der</strong> Strategieentwicklung<br />
nicht alle relevanten technischen,<br />
kaufmännischen und politischen<br />
Stellgrößen Berücksichtigung.<br />
Welche Planungsinstrumente empfehlen<br />
Sie stattdessen für Prognosen zur nachhaltigen<br />
Steuerung des Kanalvermögens?<br />
Stein: Für die Status Quo-Bestimmung<br />
wie für die Optimierung des Handelns<br />
werden Alterungs- und Strategiemodelle<br />
benötigt. Ein System, das wir entwickelt<br />
haben und seit Jahren erfolgreich einsetzen,<br />
nennt sich STATUS: Es ist ein stochastisches<br />
„Alterungsmodell“ zur Analyse,<br />
Entwicklung und Optimierung von<br />
zukunftsorientierten, integralen Investitions-<br />
und Instandhaltungskonzepten<br />
für Entwässerungssysteme. Unter integral<br />
wird dabei ein langfristig orientierter<br />
Lösungsansatz für eine Vielzahl an baulichen,<br />
hydraulischen, betrieblichen, umweltrelevanten<br />
Problemen unter Berücksichtigung<br />
rechtlicher und wirtschaftlicher<br />
Zwänge verstanden.<br />
Infratech.de<br />
PARTNER<br />
Inwiefern ist <strong>der</strong> intergenerationelle Aspekt<br />
von Bedeutung?<br />
Stein: Die Entwässerungssysteme unserer<br />
Städte wurden seit dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
über viele Generationen errichtet und<br />
ausgebaut – und das bleibt eine immerwährende<br />
Aufgabe. Hierfür werden Alterungs-<br />
und Strategiemodelle benötigt,<br />
die langfristige Handlungswege aufzeigen<br />
und alle Akteure mitnehmen.<br />
Was sollten Kommunen beim Betrieb, bei<br />
<strong>der</strong> Planung, bei <strong>der</strong> Investitionsoptimierung<br />
berücksichtigen?<br />
Stein: Die wichtigste Regel sollte lauten:<br />
Manage dein Netz nicht auf Basis eines<br />
oftmals historischen Datenbestands,<br />
son<strong>der</strong>n manage die Abnutzungsdynamik,<br />
die deinem Kanalnetz innewohnt.<br />
Auch dafür benötige ich eine valide, konsistente,<br />
vollständige und aktuelle Datenbank,<br />
die das vorhandene physische<br />
Kanalnetz möglichst korrekt repräsentiert.<br />
Aber hier darf nicht Schluss sein,<br />
man benötigt zudem Wissen über die zukünftige<br />
Entwicklung des Netzes in Bezug<br />
auf dessen Zustands- und Substanzentwicklung.<br />
Im Rahmen einer optimierten<br />
Investitions- und Instandhaltungsstrategie<br />
wird auch das innerbetriebliche<br />
Erfahrungswissen dokumentiert und<br />
konserviert. So macht man den Betrieb<br />
auch resilienter gegenüber Mitarbeiterfluktuation<br />
und Wissensverlust durch<br />
das Ausscheiden von Mitarbeitern.<br />
<br />
Interview: Sabine Schmidt<br />
Rethinking<br />
Infrastructure<br />
Foto: 2018, Dr.-Ing. Robert Stein<br />
ZUR PERSON<br />
Dr.-Ing. Robert Stein ist unter an<strong>der</strong>em<br />
Geschäftsführer <strong>der</strong> STEIN Infrastructure<br />
Management GmbH. Dort entwickelt er<br />
seit 1998 innovative Ansätze zur<br />
Optimierung von Investitions- und<br />
Instandhaltungsstrategien für Wasserver-<br />
und Abwasserentsorgungssysteme.<br />
Auf <strong>der</strong> InfraTech erreichen Sie alle Ihre Zielgruppen wie<br />
Kommunen, Planer, Wasserverbände aber auch Bauunternehmen<br />
und den Baustoffhandel. Beinahe 200 Aussteller<br />
haben sich bereits angemeldet. Auf <strong>der</strong> Website finden Sie<br />
den Messeplan sowie die aktuelle Ausstellerliste!<br />
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VERANSTALTER
Umwelt<br />
Abwasser<br />
Umwelt<br />
Einfache Allround-Kabelsuchgeräte tragen zur Terrainsondierung bei – mit aktiver und passiver<br />
Ortung von Leitungen und Sonden.<br />
Rohrleitungen<br />
Auf Nummer sicher<br />
Schäden bei Tiefbauarbeiten werden häufig durch fehlerhafte Leitungsauskünfte<br />
verursacht. Das richtige Ortungsverfahren hilft dabei, sie künftig zu vermeiden –<br />
dank mo<strong>der</strong>ner Geräte.<br />
Der aktuelle VHV-Bauschadenbericht<br />
zeigt: In Deutschland fehlen<br />
einheitliche Bestimmungen über<br />
die Qualität <strong>der</strong> Leitungsdaten und die<br />
Genauigkeit von Positionsangaben in den<br />
Unterlagen, die von den Versorgungsunternehmen<br />
bereitgestellt werden. Ob die<br />
Leitungen tatsächlich an <strong>der</strong> angegebenen<br />
Stelle liegen, ist daher oft unklar. Die<br />
Pläne sind zu alt, o<strong>der</strong> neu verlegte Leitungen,<br />
etwa für Biogas- o<strong>der</strong> Photovoltaikanlagen,<br />
sind nicht aufgeführt. Durch<br />
Umwelteinflüsse und Bauarbeiten können<br />
zudem gewaltige Höhenunterschiede<br />
entstehen, und Leitungen können flacher<br />
o<strong>der</strong> tiefer liegen, als es im Plan angegeben<br />
ist. Ein ausschließlicher Bezug auf<br />
die Pläne ist daher nicht zu empfehlen.<br />
Seit Jahrzehnten werden Leitungsortungsgeräte<br />
zur Bestimmung <strong>der</strong> Lage<br />
und Tiefe von Kabeln und Rohrleitungen<br />
eingesetzt – sie bieten bei Tiefbauarbeiten<br />
mehr Sicherheit. Immer dichter werdende<br />
Leitungsnetze erfor<strong>der</strong>n eine noch<br />
Foto: Vivax Metrotech<br />
präzisere Ortung und damit neue Leitungsortungsgeräte,<br />
die <strong>der</strong> steigenden<br />
Anfor<strong>der</strong>ung gewachsen sind. Findige<br />
Ingenieure und Programmierer haben<br />
ihre Erfahrung in die Entwicklung <strong>der</strong><br />
neuesten Gerätegeneration gesteckt. Die<br />
Bedienung mo<strong>der</strong>ner Leitungsortungssysteme<br />
ist so einfach und benutzerfreundlich,<br />
dass Anwen<strong>der</strong> Baugrunduntersuchungen<br />
o<strong>der</strong> GPS-Kartierungen<br />
teilweise selbst erledigen können, die<br />
sonst nur von Geophysikern, Bauingenieuren<br />
o<strong>der</strong> Vermessungsbüros durchgeführt<br />
wurden.<br />
Um das richtige Ortungsverfahren auszuwählen,<br />
muss man wissen, ob es sich<br />
um eine metallische o<strong>der</strong> nicht-metallische<br />
Leitung handelt. Metallische Leitungen<br />
wie Energiekabel werden durch passive<br />
o<strong>der</strong> aktive Verfahren geortet. Im<br />
passiven Verfahren wird die Stromnetzfrequenz<br />
von 50Hz zum Orten genutzt.<br />
Ist kein 50Hz-Signal vorhanden, kann die<br />
Leitung über einen Breitbandempfang lokalisiert<br />
werden. Das funktioniert, indem<br />
man die vorhandenen elektromagnetischen<br />
Signale zwischen 30kHz und 300<br />
kHz von Langwellensen<strong>der</strong> nutzt. Metallische<br />
Leitungen nehmen diese Signale<br />
auf und können mit Leitungsortungsgeräten<br />
lokalisiert werden.<br />
LEITUNGEN PRÄZISE ORTEN<br />
Was aber, wenn keine 50Hz- o<strong>der</strong> Radiosignale<br />
vorhanden sind und man zusätzlich<br />
die Leitungstiefe genau bestimmen<br />
muss? Hier kommt das aktive Ortungsverfahren<br />
ins Spiel. Beim aktiven Verfahren<br />
werden mittels eines Audiofrequenzgenerators<br />
(Sen<strong>der</strong>s) verschiedene Frequenzen<br />
auf die Leitung übertragen. Der<br />
Anwen<strong>der</strong> wählt die passende Frequenz<br />
und Leistungsstufe. Das Signal des Sen<strong>der</strong>s<br />
wird entwe<strong>der</strong> durch den direkten<br />
Anschluss, induktiv ohne direkten Zugang<br />
o<strong>der</strong> mit einer Signalzange, auf die<br />
Leitung gebracht.<br />
Neben neuer Hardware in Form von<br />
3D-Antennen, schnelleren Prozessoren<br />
und Farbdisplays ermöglicht eine ausgeklügelte<br />
Software die intuitive Bedienung.<br />
Dank <strong>der</strong> 3D-Antennen und einer<br />
automatischen Verstärkungsregelung ist<br />
ein überkreuzendes, zeitaufwendiges Ablaufen<br />
des Geländes nicht mehr notwendig.<br />
Eine pfeilgeführte Richtungsanzeige<br />
erleichtert das Auffinden <strong>der</strong> Leitungen.<br />
22 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Foto: Futura GmbH<br />
Störfel<strong>der</strong> können durch eine farbcodierte<br />
Darstellung sofort erkannt werden für<br />
deutlich bessere Ortungsergebnisse. Für<br />
die Auswertung <strong>der</strong> Daten wird das Leitungsortungsgerät<br />
kabellos an ein Smartphone<br />
o<strong>der</strong> Tablet gekoppelt.<br />
Ganz neu sind Leitungsortungsgeräte<br />
mit einem vollintegrierten RTK-GNSS-<br />
Modul. Das Präzisions-GPS mit Echtzeitkinematik<br />
ermöglicht das zentimetergenaue<br />
Einmessen von Koordinaten. Übersichtliche<br />
Informationsbildschirme zeigen<br />
den Signalstromfluss sowie die exakte<br />
Position und Tiefe <strong>der</strong> Leitung. Alle<br />
Mess- und Positionsdaten werden im<br />
Gerät und per Mobilfunkverbindung in<br />
<strong>der</strong> Cloud gesichert. Über Apps o<strong>der</strong> GIS-<br />
Programme können diese ausgewertet<br />
und für Pläne weiterverarbeitet werden.<br />
Es gibt <strong>der</strong>zeit keine physikalische<br />
Möglichkeit, nichtmetallische Leitungen<br />
wie Glasfaserkabel o<strong>der</strong> Rohre direkt zu<br />
orten. Deshalb werden Hilfsmittel wie<br />
ortbare Trassenwarnbän<strong>der</strong> und Netze<br />
benötigt, die mit metallischen Leitern versehen<br />
sind. Die Bän<strong>der</strong> und Netze werden<br />
wie herkömmliche Warnbän<strong>der</strong> verlegt.<br />
Anzeige<br />
Spätere Suchschachtungen können vermieden<br />
werden. Eine weitere Möglichkeit<br />
sind Ring- o<strong>der</strong> Kugelmarker. Marker sind<br />
passive Antennen ohne Stromversorgung,<br />
die während <strong>der</strong> Leitungsverlegung<br />
punktuell mit <strong>der</strong> Leitung verlegt werden.<br />
Abzweige, Leitungsenden, Schleifen o<strong>der</strong><br />
Richtungsän<strong>der</strong>ungen können damit präzise<br />
bestimmt werden. Die Ortung erfolgt<br />
mit einem Marker-Leitungsortungsgerät<br />
o<strong>der</strong> einem optionalen Markerfuß.<br />
Die Lage und Tiefe von nicht-metallischen<br />
Rohrleitungen, Leerrohren o<strong>der</strong><br />
Kanälen kann mit Sonden o<strong>der</strong> Schubkabeln<br />
ermittelt werden, ebenso auch <strong>der</strong><br />
Verlauf <strong>der</strong> Rohrleitung. Viele Inspektionskamerasysteme<br />
haben bereits eine<br />
eingebaute Sonde am Kamerakopf. Leitungsortungsgeräte<br />
mit 3D-Antennentechnik<br />
machen die Lokalisierung <strong>der</strong><br />
Sonden sehr einfach. Ein Pfeil führt den<br />
Anwen<strong>der</strong> direkt zur Position <strong>der</strong> Sonde<br />
und das Display zeigt sowohl das Vor- als<br />
auch das Nachsignal. Zudem gibt es eine<br />
Reihe von Spezialgeräten – etwa für die<br />
Fehlersuche an kathodisch geschützten<br />
Rohrleitungen. Matthias Müller<br />
Rattenbekämpfung in <strong>der</strong> Kanalisation<br />
Berichte zeigen immer wie<strong>der</strong> auf, dass sich<br />
Ratten in geschützten Bereichen aufhalten, an<br />
denen <strong>der</strong> Mensch wenig Präsenz zeigt. So ist<br />
es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass sich Ratten gerne<br />
in <strong>der</strong> Kanalisation befinden. Das Klima, die<br />
Isolation vom Menschen und die Bewegungsfreiheit<br />
bieten optimale Lebensbedingungen<br />
für Schadnager.<br />
Lange Zeit war die Kanalbekö<strong>der</strong>ung mit Giften<br />
gängige Praxis. Doch diese Methode liefert nur<br />
einen mäßigen Erfolg. Viel schlimmer noch – <strong>der</strong><br />
Kanalbekö<strong>der</strong>ung war lange gängige Praxis. Die<br />
Futura GmbH möchte Alternativen aufzeigen.<br />
Giftkö<strong>der</strong> ist in vielen Fällen nicht sachgemäß<br />
angebracht worden, sodass dieser auch direkt<br />
in die Kanalisation gelangen kann und an nicht<br />
dafür vorgesehene Orte weggeschwemmt wird.<br />
Studien vom Umweltbundesamt (UBA) zeigen,<br />
dass die eingesetzten Gifte schon in Fischen<br />
nachgewiesen wurden, was beson<strong>der</strong>s<br />
alarmierend für uns Menschen sein sollte. Der<br />
personelle und finanzielle Aufwand, welcher mit<br />
dieser Art <strong>der</strong> Bekämpfung verbunden ist, ist zudem<br />
enorm. Organische Giftkö<strong>der</strong> sind anfällig<br />
für Feuchtigkeit, Nässe und schimmeln schnell,<br />
selbst wenn diese in einer Station ausgebracht<br />
werden. Somit ist ein regelmäßiger und damit<br />
teurer Wechsel <strong>der</strong> Giftkö<strong>der</strong> unabdingbar. Hinzu<br />
kommt das Problem, dass eine Rattenbekö<strong>der</strong>ung<br />
nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.<br />
Ratten vermehren sich schneller, als wir sie in<br />
<strong>der</strong> Kanalisation bekämpfen können.<br />
Ein weiteres Argument, welches gegen eine<br />
direkte Bekö<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Kanalisation spricht,<br />
ist, dass Ratten dort nur selten auf Nahrungssuche<br />
gehen. Vielmehr begeben sich Ratten an<br />
die Oberfläche, um dort nach Nahrung zu suchen.<br />
Dies erschwert eine effektive Bekö<strong>der</strong>ung<br />
in <strong>der</strong> Kanalisation enorm.<br />
VHV-BAUSCHADENBERICHT<br />
TIEFBAU UND INFRASTRUKTUR<br />
Der Bauschadenbericht Tiefbau und<br />
Infrastruktur wird jährlich von <strong>der</strong> VHV<br />
Allgemeine Versicherung AG veröffentlicht.<br />
Er basiert auf Untersuchungen des<br />
Instituts für Bauforschung (IFB).<br />
Der Bauschadenbericht 2021/22 wurde<br />
im April <strong>2022</strong> veröffentlicht:<br />
www.vhv-bauexperten.de/aktuelles/<br />
downloads<br />
DER AUTOR<br />
Matthias Müller ist Betriebsleiter <strong>der</strong><br />
Metrotech Vertriebs GmbH mit Sitz in<br />
Scheßlitz. Seit 2008 beschäftigt er sich<br />
mit dem Thema Leitungsortung.<br />
Welche Alternativen es zur herkömmlichen<br />
Kanalbekö<strong>der</strong>ung gibt, möchten wir als Futura<br />
GmbH transparent in einem Ratgeber-Video und<br />
einer zugehörigen Fallstudie auf unserer Webseite<br />
www.futura-germany.de zeigen. Unser Ziel<br />
ist, ein individuelles Paket vom Monitoring bis<br />
zu digitalen Schädlingsbekämpfungsprodukten<br />
zusammenzustellen, welches die Bedürfnisse<br />
von Städten und Kommunen abdeckt.<br />
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Mehr Informationen unter:<br />
https://stein-ism.de/status<br />
Fremdwassereintritt ist in <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischen<br />
Stadt Northeim ein großes<br />
Problem. Um Abhilfe zu schaffen, wurden<br />
im Rahmen eines Fremdwasserbeseitigungskonzeptes<br />
strategische Meilensteine<br />
definiert. Hierzu zählen unter<br />
an<strong>der</strong>em Kanalsanierungsmaßnahmen<br />
im Ortsteil Bühle, für <strong>der</strong>en grabenlose<br />
Durchführung mit Compact Pipe und TS<br />
DOQ zwei Systemlösungen <strong>der</strong> Firma<br />
Wavin GmbH zum Einsatz kamen.<br />
Das Unternehmen Stehmeyer + Bischoff<br />
Berlin GmbH & Co. KG sanierte<br />
die defekte Schmutzwasserleitung in<br />
drei Straßenzügen auf 1000 Metern<br />
Länge mittels Wavin Compact Pipe <strong>der</strong><br />
Nennweite DN 200. Das Bauunternehmen<br />
Rettberg GmbH & Co. KG erneuerte<br />
216 Meter Kanal mit Wavin TS DOQ DN<br />
250 im so genannten Berstlining-Verfahren.<br />
Die Tiefbauer <strong>der</strong> Hunold Bauunternehmung<br />
GmbH tauschten zudem marode<br />
Schächte gegen insgesamt 26 Tegra<br />
1000 PE-Schächte aus.<br />
Compact Pipe und Wavin TS DOQ<br />
hatten sich schon während vorangegangener<br />
Maßnahmen in Northeim bewährt.<br />
Beim vierten Bauabschnitt in<br />
Bühle setzte <strong>der</strong> Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung<br />
(EBA) daher erneut auf das<br />
koextrudierte Drei-Schicht-Rohr aus<br />
dem laut Unternehmensangaben beson<strong>der</strong>s<br />
wi<strong>der</strong>standsfähigen PE 100-RC Eltex<br />
Superstress TUB N 8000 – dort, wo<br />
die hydraulischen Berechnungen einen<br />
größeren Querschnitt als den bisherigen<br />
erfor<strong>der</strong>lich machten und das Einziehen<br />
von Compact Pipe in die Bestandsleitung<br />
daher nicht infrage kam. Dank<br />
seiner Innen- und Außenschichten, die<br />
jeweils mindestens 25 Prozent <strong>der</strong><br />
Normwanddicke betragen, und <strong>der</strong> dokumentierten<br />
Fremdüberwachung ist<br />
Wavin TS DOQ laut Angaben des Unternehmens<br />
beson<strong>der</strong>s robust und eignet<br />
sich daher sehr gut für grabenlose Verlegungen.<br />
www.wavin.de<br />
Sickersteine für die Schwammstadt<br />
Angepasste Entwässerungs- und Klimatisierungskonzepte<br />
für Städte sind gefragt,<br />
um den Auswirkungen des Klimawandels<br />
zu begegnen. Im Bericht des<br />
Bundesinstituts für Bau-, Stadt-, und<br />
Raumforschung (BBSR) „Überflutungsund<br />
Hitzevorsorge durch die Stadtentwicklung“<br />
werden diese Maßnahmen<br />
als Schwammstadt-Prinzip bezeichnet.<br />
Es zielt darauf ab, Regenwasser in Städten<br />
lokal aufzunehmen und zu speichern,<br />
um Überflutungen zu vermeiden.<br />
Eine gute Lösung zur Versickerung<br />
von Regenwasser auf befestigten Flächen<br />
bietet <strong>der</strong> Stuttgarter Sickerstein<br />
des Betonsteinherstellers Adolf Blatt aus<br />
Ein Teil des Schmutzwasserkanalnetzes im<br />
Northeimer Ortsteil Bühle wurde in<br />
geschlossener Bauweise saniert – mit HIlfe<br />
von Wavin TS DOQ.<br />
Kirchheim am Neckar. Bereits bei zahlreichen<br />
Objekten (zum Beispiel S-Neckarpark,<br />
NBG Hohlgrabenäcker, Umfeld<br />
MB-Arena) beweisen Stuttgarter<br />
Sickersteine, dass durch ihren Einsatz<br />
ein guter Beitrag zur Schwammstadt zu<br />
leisten ist.<br />
In Kombination mit weiteren Maßnahmen<br />
wie Gründächern, Mulden- und<br />
Rigolensystemen, Tiefbeeten sowie einer<br />
geschickten Geländegestaltung lässt<br />
sich das Konzept mit nachhaltiger Wirksamkeit<br />
umsetzen.<br />
www.blatt-beton.de<br />
Foto: Wavin GmbH<br />
Foto: Mall GmbH<br />
Die Firma Zöller-Kipper GmbH will die<br />
Entwicklung in <strong>der</strong> Störstoff- und Wertstofferkennung<br />
vorantreiben: mit Hilfe<br />
digitaler Technologien. Basierend auf<br />
den Ergebnissen eines Forschungsprojektes<br />
wird zusätzlich die optische Erkennung<br />
von Wertstoffen mithilfe<br />
Künstlicher Intelligenz (KI) ermöglicht.<br />
Beide Systeme zur Feststellung von<br />
Stör- und Wertstoffen in <strong>der</strong> Abfallsammlung<br />
werden von <strong>der</strong> Tochtergesellschaft<br />
Scantec GmbH vertrieben und<br />
weiterentwickelt. Die neue KI-Technologie<br />
nutzt verschiedene Kamerasysteme,<br />
die nach je<strong>der</strong> Entleerung eines<br />
Regenwasser nutzen und Gewässer schützen<br />
Behälters anonymisierte Bilddaten des<br />
Abfalls in <strong>der</strong> Ladewanne erfassen. Anschließend<br />
werden die Daten mittels<br />
eigens entwickelter Deep-Learning-Algorithmen<br />
verarbeitet.<br />
Aktuell ist das System für Bio- und<br />
Restmüll ausgelegt. In Kombination mit<br />
dem Störstoffdetektor kann zukünftig<br />
die Qualität <strong>der</strong> gescannten Bilddaten<br />
erhöht werden. Neben <strong>der</strong> Verringerung<br />
von Problemstoffen im Abfall wird so<br />
auch die Restabfallmenge reduziert.<br />
www.zoeller-kipper.de<br />
Auf <strong>der</strong> Fachmesse IFAT in München<br />
wird für die Firma Mall <strong>der</strong> Umgang mit<br />
Regenwasser im Mittelpunkt stehen:<br />
Wasser, das mit den Produkten des Komplettanbieters<br />
aus Donaueschingen behandelt,<br />
versickert, zurückgehalten und<br />
natürlich genutzt werden kann. Mall<br />
zeigt Neuheiten und Weiterentwicklungen<br />
sowie sein vielfältiges Dienstleistungsangebot<br />
und die für Planer kostenlose<br />
Bemessungs-Software MBS-Online.<br />
Gewässerschutz ist das Anliegen, das<br />
allen in München gezeigten Produkten<br />
zugrunde liegt. Der Sickertunnel Cavi-<br />
Line aus Stahlbeton lässt sich platzsparend<br />
auch unter Straßen und Wegen<br />
einbauen und wird in <strong>der</strong> Regel mit einer<br />
vorgeschalteten Behandlungsanlage ergänzt.<br />
Der neue Kompaktfettabschei<strong>der</strong><br />
NeutraLux vereint vier Funktionsbereiche<br />
in einem Behälter, darunter eine<br />
normgerechte Hebeanlage. Mit <strong>der</strong> Mengendrosselung<br />
LevaSet und ihren vier<br />
Varianten lassen sich behördliche Vorgaben<br />
zur Einleitmenge in den Abwasserkanal<br />
genau einhalten.<br />
Ebenfalls neu: Die neunte aktualisierte<br />
Auflage des Ratgebers Regenwasser,<br />
den Fachbuchautor und Regenwasserexperte<br />
Klaus W. König gemeinsam<br />
mit renommierten Fachleuten aus <strong>der</strong><br />
Siedlungswasserwirtschaft auf den neuesten<br />
Stand gebracht hat. Die Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> neuen Bemessungs-Software<br />
MBS-Online können Besucher direkt am<br />
Planer-Infopoint im Gespräch mit den<br />
Mall-Experten testen.<br />
www.mall.info<br />
Auf dem Mall-Messestand zu sehen: Der Sickertunnel CaviLine aus Stahlbeton, mit dem<br />
Regenabflüsse von Verkehrs- und Dachflächen direkt vor Ort versickert werden können.<br />
oberirdisch<br />
NEU<br />
Rattenbekämpfung per Funk<br />
mit ToxProtect ®<br />
30. <strong>Mai</strong> – 3. Juni <strong>2022</strong><br />
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• Sensibilisierung<br />
• Überarbeitung<br />
• Zusammenarbeit<br />
• Rückhaltepotenziale<br />
• Planung<br />
• Informationen<br />
• gemeinsames<br />
Hochwasser<br />
Umwelt<br />
Zerstörte Häuser und Straßen: Der<br />
Landkreis Ahrweiler (Foto) gehört zu den<br />
Gebieten, die am stärksten von den<br />
Überschwemmungen im Juli 2021<br />
betroffen waren.<br />
DAS KAHR-PROJEKT<br />
Begleitet wird die Hochwasserpartnerschaft<br />
Ahr durch das Projekt „Klimawandelanpassung,<br />
Hochwasservorsorge und<br />
Resilienz“ (KAHR). Das Projekt und<br />
seine 13 Verbundpartner begleiten den<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau in Nordrhein-Westfalen<br />
und Rheinland-Pfalz. KAHR nimmt im<br />
Einzugsgebiet die Rückhaltepotenziale<br />
in den Blick und erstellt zweidimensionale,<br />
hydraulische Simulationen des<br />
Einflusses von Brückenbauwerken an<br />
<strong>der</strong> Ahr, um <strong>der</strong>en Einfluss auf das<br />
Abflussgeschehen zu minimieren.<br />
DIE AUTORIN<br />
Dr. Annalena Goll ist Referentin für<br />
Hochwasser- und Starkregenvorsorge im<br />
Klimaschutzministerium Rheinland-Pfalz<br />
und Leiterin des Kompetenzzentrums<br />
Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement.<br />
Extremwetter<br />
Blick nach vorn<br />
Kurz nach <strong>der</strong> Flutkatastrophe im Sommer 2021 haben die Kommunen im<br />
Ahrtal damit begonnen, ein Hochwasservorsorgekonzept zu erstellen.<br />
Unterstützung erhalten sie dabei vom Klimaschutzministerium Rheinland-Pfalz.<br />
Die verheerende Flutkatastrophe<br />
vom Juli 2021 ist wortwörtlich als<br />
einschneidend zu bezeichnen.<br />
Rheinland-Pfalz kann im Bereich <strong>der</strong><br />
Hochwasservorsorge zwar in vielen Bereichen<br />
als Vorreiter betrachtet werden,<br />
dennoch müssen wir das System <strong>der</strong><br />
Hochwasservorsorge angesichts dieses<br />
Ereignisses neu bewerten und weiterentwickeln.<br />
Dies betrifft das gesamte Hochwasserrisikomanagement<br />
– von <strong>der</strong> Vorsorge<br />
über die Bewältigung im Ereignisfall<br />
bis hin zur Nachsorge. Der Klimawandel<br />
wird in Zukunft häufiger Extremereignisse<br />
mit sich bringen. Hierauf müssen<br />
sich Verwaltungen und Bürger einstellen<br />
und aus Erfahrungen lernen – nicht ohne<br />
Grund wird das Hochwasserrisikomanagement<br />
als Kreislauf dargestellt.<br />
Viele Bewohnerinnen und Bewohner in<br />
den betroffenen Flusstälern fragen sich<br />
im Nachgang zu den Julihochwassern mit<br />
Sorge, ob sich eine solche Katastrophe<br />
wie<strong>der</strong>holen o<strong>der</strong> bei ihnen ereignen<br />
könnte. Die Antwort: Die Hochwasservorsorge<br />
kann auf vielen Ebenen angepasst<br />
und verbessert werden. Doch bei allen<br />
Anstrengungen muss man ehrlich eingestehen,<br />
dass ein hun<strong>der</strong>tprozentiger<br />
Schutz vor Hochwasser sich nicht erreichen<br />
lässt. Hierfür sind Extremwetterereignisse<br />
in ihrer lokalen Ausprägung zu<br />
schwer prognostizierbar. Daher ist das<br />
Ziel <strong>der</strong> Hochwasservorsorge die Risikominimierung.<br />
Beim Wie<strong>der</strong>aufbau bietet<br />
sich zugleich die Chance, Entscheidungen<br />
mit Blick auf die voranschreitende<br />
Er<strong>der</strong>wärmung zu treffen. Bei <strong>der</strong> „Zukunftsregion<br />
Ahrtal“ wird <strong>der</strong> Klimaschutz<br />
daher vielerorts mitgedacht. Darin<br />
liegt eine Chance für die gesamte Region.<br />
HOCHWASSERPARTNERSCHAFT AHR<br />
Die Phase des Wie<strong>der</strong>aufbaus aus Sicht<br />
<strong>der</strong> Hochwasservorsorge wurde mit <strong>der</strong><br />
Sitzung <strong>der</strong> Hochwasserpartnerschaft<br />
Ahr (HWP) am 25. Oktober 2021 eingeleitet.<br />
Nach <strong>der</strong> Flutkatastrophe wurde als<br />
direkte Reaktion die Erstellung eines<br />
überörtlichen Hochwasservorsorgekonzeptes<br />
(HWVK) beschlossen. Darauf haben<br />
sich die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochwasserpartnerschaft,<br />
die Kommunen des Landkreises<br />
Ahrweiler sowie weitere Kommu-<br />
Foto: Adobe Stock/Christian<br />
Anzeige<br />
nen des Einzugsgebiets im Landkreis<br />
Vulkaneifel verständigt. Der Landkreis<br />
Euskirchen in Nordrhein-Westfalen ist<br />
ebenfalls eingebunden. Die Partnerschaft<br />
reicht also über Grenzen <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />
hinaus. Bei <strong>der</strong> HWP geht es nicht nur<br />
um die Entwicklung technischer Schutzeinrichtungen.<br />
Ein Vorsorgekonzept umfasst<br />
alle Elemente des Hochwasserrisikomanagements<br />
und vereint verschiedene<br />
Bausteine zum Thema Hochwasservorsorge.<br />
Hierzu gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />
durch gemeinsame<br />
Übungen und Infoveranstaltungen,<br />
<strong>der</strong> Alarm- und<br />
Einsatzpläne,<br />
• Flächennutzungsplanung,<br />
mit weiteren<br />
Akteuren, zum Beispiel<br />
Landwirtschaft, Weinbau, Forst o<strong>der</strong><br />
auch Campingplatzbetreiber,<br />
in <strong>der</strong> Fläche,<br />
Alternative für den Sandsack bei Hochwasser<br />
Die Gründe für einen Wechsel weg vom klassischen Sandsack und hin zu Sandsack Alternativen können genauso vielfältig sein wie die<br />
Alternativen an sich. Dabei kann aber nicht jedes Produkt für jede Situation genutzt werden. Die beste Waffe im Kampf gegen Hochwasser<br />
und Starkregen ist Zeit!<br />
INERO Flutschutzbarrieren sind eine Alternative zu schweren, zeitaufwändigen Hochwasserschutzsystemen und Sandsäcken.<br />
Aufwand und Kapazitäten f. Schutzwall von<br />
100 Meter Länge bei 1 Meter Schutzhöhe<br />
Personal- und Zeitbedarf<br />
Logistik Platzbedarf und Lagerbedingungen für<br />
den Schutzwall<br />
von überörtlich wirksamen<br />
Maßnahmen des Wasserrückhalts,<br />
zu Pegel- und<br />
Meldewesen,<br />
Gewässerwie<strong>der</strong>herstellungskonzept.<br />
Ein erster wichtiger Baustein ist das Gewässerwie<strong>der</strong>herstellungskonzept.<br />
Hierbei<br />
stehen neben <strong>der</strong> Gefahrenbeseitigung<br />
die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Gewässerökologie,<br />
die Aktivierung von Auenstrukturen,<br />
die Schaffung von Rückhaltefunktionen<br />
sowie die Schaffung von Abflussflächen<br />
in besiedelten Bereichen im<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Die Konzepterstellung<br />
wurde bereits, in fünf Teilabschnitte aufgeteilt,<br />
vergeben. Zusätzlich übernimmt<br />
ein Ingenieurbüro die Projektkoordination,<br />
um die einheitliche und ineinan<strong>der</strong>greifende<br />
Erstellung zu gewährleisten.<br />
Dies ist wichtig, denn Wasser macht nicht<br />
an Verwaltungsgrenzen halt.<br />
Die anschließende Umsetzung <strong>der</strong><br />
Maßnahmen liegt bei den Kommunen, die<br />
Sandsackwall<br />
37 Personen + 13 Ersatzkräfte. 5 Std. Aufbauzeit.<br />
LKW und Gabelstapler zum Transport & abladen <strong>der</strong><br />
Sandsäcke +1 Gulaschkanone für 50 Personen.<br />
200-280 Europaletten, entsprechen eine Fläche von<br />
192-569 m 2 . Wetter und Sonnen geschützt, trocken<br />
lagern. Regelmässig auf Fäulnis kontrollieren.<br />
für den Gewässerunterhalt zuständig<br />
sind. Die Zuständigkeit wird im Landeswassergesetz<br />
(LWG) in § 35 geregelt. Da<br />
die erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen mitunter<br />
hohe Kosten verursachen, werden sie gemäß<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>richtlinie <strong>der</strong> Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
geför<strong>der</strong>t.<br />
Eine Katatstrophe wie das Hochwasser<br />
2021 darf niemals ohne Folgen bleiben.<br />
Hier sind alle Ebenen gefragt – das Land,<br />
die Kommunen und auch die Bürger müssen<br />
Wege finden, sich auf künftige Extremereignisse<br />
besser vorzubereiten. Naturnahe<br />
Gewässer mit Rückhaltepotenzialen,<br />
die im Hochwasserfall aktiviert<br />
werden können, und ein angepasster Gewässerunterhalt<br />
sind essenzielle Bausteine<br />
einer effektiven Hochwasser- und<br />
Starkregenvorsorge. Eine angepasste Flächennutzung<br />
kann dazu beitragen, Schadenspotenziale<br />
zu vermin<strong>der</strong>n und trotzdem<br />
ein Leben am Fluss zu ermöglichen.<br />
Eins ist klar: Die große Aufgabe <strong>der</strong> nachhaltigen<br />
Hochwasservorsorge kann nur<br />
von einer Solidargemeinschaft <strong>der</strong> kommunalen<br />
Familie bewältigt werden.<br />
<br />
Annalena Goll<br />
Inero H100 Barriere<br />
6 Personen benötigen 1 Std. für den Aufbau.<br />
Ist das INERO System am Einsatzort werden<br />
keine weiteren Hilfsmittel benötigt.<br />
Keine beson<strong>der</strong>en Lagerbedingungen.100 Meter<br />
INERO H100 passen in 2 Systemboxen mit den<br />
Abmessungen 1500x1000x1100mm.<br />
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extrem lange Lebensdauer und sind zu 100% recyclebar.<br />
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27
Umwelt<br />
HocHwasser<br />
Umwelt<br />
Wie ist mit den zunehmenden Wassermassen umzugehen? Die DWA spricht sich unter an<strong>der</strong>em gegen das Bauen in Überschwemmungsgebieten aus<br />
und für einen verbesserten technischen Hochwasserschutz.<br />
Politikmemorandum<br />
Die Gefahr steigt<br />
Notwendig ist eine bessere und frühzeitige Integration des Wassers in die<br />
Stadtentwicklungsplanung, dazu gehören mehr finanzielle Mittel: Das ist eine<br />
<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DWA in ihrem aktuellen Politikmemorandum.<br />
Die zunehmende Wahrscheinlichkeit<br />
für Extremwetterereignisse<br />
– Überflutungen wie im Sommer<br />
2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz<br />
– zwingt zum Handeln. Politik<br />
und Wasserwirtschaft sind gleichermaßen<br />
gefor<strong>der</strong>t.<br />
Überflutungsvorsorge beginnt in <strong>der</strong><br />
Fläche. Dezentrale Maßnahmen des Wasserrückhalts<br />
reduzieren Schäden in vielen<br />
Fällen effektiv. Die Bodennutzung in<br />
Land- und Forstwirtschaft muss angepasst<br />
werden, um den Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
Wasserrückhalt und Abflusshemmung<br />
besser zu entsprechen. Die zunehmende<br />
Bodenversiegelung muss zudem dringend<br />
gestoppt werden. Auch bedarf es für einen<br />
vorsorgenden Schutz mehr Flächen<br />
an Gewässern, zum Beispiel für die Renaturierung<br />
von Gewässerauen, aber<br />
auch für Maßnahmen im urbanen Raum.<br />
Hier braucht es weiterhin Finanzhilfen<br />
von Bund und Län<strong>der</strong>n sowie Verbesserungen<br />
zugunsten von Entwicklungsmaßnahmen<br />
im Städtebaurecht.<br />
Wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong> Hochwasservorsorge,<br />
sowohl bezüglich Flusshochwasser<br />
als auch gegen Überflutungen<br />
durch Starkregen, ist die gezielte Kommunikation<br />
mit <strong>der</strong> Bevölkerung – denn<br />
Hochwasserschutz ist auch Eigenvorsorge.<br />
Bürgerinnen und Bürger müssen<br />
die konkreten Überflutungsgefahren vor<br />
Ort kennen, aber auch konkrete Hilfsangebote<br />
für die individuelle Hochwasservorsorge<br />
erhalten. Notwendig ist die flächendeckende<br />
Analyse und Kartierung<br />
von Starkregengefahren, die auch für den<br />
Laien verständlich allen Bürgern zugänglich<br />
gemacht werden müssen. Datenschutzrechtliche<br />
Hin<strong>der</strong>nisse bei <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />
<strong>der</strong> Starkregengefahrenkarten<br />
sind abzubauen. Die Starkregenvorsorgeplanung<br />
muss zudem bereits in die<br />
Bauleitplanung einfließen.<br />
Die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten<br />
muss an den Klimawandel<br />
angepasst werden. Konkret bedeutet<br />
dies, auch an<strong>der</strong>e Ereignisse als das statistisch<br />
alle 100 Jahre zu erwartende<br />
Foto: Adobe Stock/Thaut Images<br />
Hochwasser zu berücksichtigen. Das<br />
Bauen in Überschwemmungsgebieten<br />
muss verhin<strong>der</strong>t und in überschwemmungsgefährdeten<br />
Gebieten stärker eingeschränkt<br />
werden. Ausnahmen von Bauverboten<br />
in Überschwemmungsgebieten<br />
werden noch viel zu häufig bewilligt –<br />
zumal <strong>der</strong> Nutzen für die Kommunen nur<br />
kurzfristig ist: Im Hochwasserfall sind die<br />
Schäden immens. Grundsätzlich ist zu<br />
prüfen, ob die Regelungen über Bauverbote<br />
in Überschwemmungsgebieten in<br />
das Bauplanungsrecht zu überführen und<br />
die Voraussetzungen für Ausnahmegenehmigungen<br />
zu konkretisieren und zu<br />
verschärfen sind.<br />
TECHNISCHER HOCHWASSERSCHUTZ<br />
In Situationen des Wie<strong>der</strong>aufbaus muss<br />
<strong>der</strong> klimaangepasste Neuaufbau mitgedacht<br />
werden. Es bedarf hier flexibler<br />
Lösungen durch Ausweisung und Bereitstellung<br />
von Alternativgrundstücken für<br />
Betroffene zum Kauf o<strong>der</strong> Tausch. Dafür<br />
muss die Politik Mittel bereitstellen und<br />
den Rahmen gestalten. In zwingenden<br />
Ausnahmefällen ist <strong>der</strong> technische Hochwasserschutz<br />
zu verstärken und hochwasserangepasst<br />
zu bauen. Auch im Bestand<br />
müssen im Rahmen <strong>der</strong> Eigenvorsorge<br />
Anpassungsmaßnahmen unternommen<br />
werden.<br />
Trotz aller Bemühungen, die Abflussdynamik<br />
bei Starkregenereignissen durch<br />
natürliche Retention, Versickerung o<strong>der</strong><br />
Abflussverzögerung zu dämpfen, wird es<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden, den technischen<br />
Hochwasserschutz in Form von Hochwasser-<br />
o<strong>der</strong> Regenrückhaltebecken zu verbessern.<br />
Hierzu müssen die Aufgabenträger<br />
erleichterten Zugriff auf die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Flächen erhalten. Die Genehmigungsverfahren<br />
müssen deutlich gestrafft<br />
werden. Zusätzlich können ergänzende<br />
Objektschutzmaßnahmen an vielen Stellen<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden.<br />
KLIMARESILIENTE KRITISCHE<br />
INFRASTRUKTUR<br />
Die Hochwasserkatastrophe im vergangenen<br />
Sommer hat deutlich gezeigt, dass<br />
häufig die leitungsgebundene kritische<br />
Infrastruktur nicht ausreichend gegen<br />
Überflutungen geschützt ist. Sie muss<br />
deutlich klimaresilienter geplant und gebaut<br />
werden. Dies gilt auch direkt für die<br />
Wasserwirtschaft. Die Infrastruktur für<br />
Hochwasservorhersage und Hochwasserfrühwarnung<br />
wie Pegel und Datenübertragungswege<br />
muss so ausgestattet werden,<br />
dass sie auch bei Extremereignissen<br />
zur Verfügung steht. Hierzu sind erhebliche<br />
staatliche Investitionsentscheidungen<br />
zu treffen. Dafür sollten die Einnahmen<br />
aus dem CO 2<br />
-Handel eingesetzt werden.<br />
Der Energie- und Klimafonds (EKF)<br />
sollte dafür geöffnet werden.<br />
Die Politik muss dem Katastrophenschutz<br />
mehr Priorität beimessen und die<br />
staatlichen Einsatzinstitutionen besser<br />
unterstützen, etwa mit einem gemeinsamen<br />
Kompetenzzentrum. Dies ist nicht<br />
nur für die Überflutungsvorsorge wichtig.<br />
Abgesehen von <strong>der</strong> verfassungsmäßig<br />
vorgegebenen Aufgabenverteilung ist die<br />
verantwortliche Einbindung <strong>der</strong> örtlichen<br />
Verwaltungsträger unerlässlich. Zudem<br />
muss es ein integratives, einheitliches<br />
und verständliches Frühwarnsystem geben,<br />
digital (zum Beispiel Nina-App, SMS<br />
per Cell-Broadcast) und analog (Sirenen)<br />
unterstützt durch regelmäßige Übungen<br />
unter Einbeziehung <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />
<br />
Stefan Bröker<br />
DWA<br />
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />
Abwasser und Abfall ist ein<br />
technisch-wissenschaftlicher Fachverband<br />
<strong>der</strong> Wasser- und Abfallwirtschaft.<br />
Sie versteht sich als Dienstleister für<br />
Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros,<br />
Behörden und Unternehmen.<br />
DWA-Politikmemorandum:<br />
de.dwa.de/de/politikinformationen.html<br />
DER AUTOR<br />
Stefan Bröker ist Pressesprecher <strong>der</strong><br />
DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />
Abwasser und Abfall.<br />
IFAT <strong>2022</strong><br />
30. <strong>Mai</strong> – 3. Juni<br />
Bucher Municipal<br />
Wernberg GmbH<br />
92533 Wernberg-Köblitz<br />
www.buchermunicipal.com<br />
28 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22
Hochwasser<br />
Umwelt<br />
Absolute Sicherheit gibt es nicht – aber man will auf Extremwetterereignisse wie hier im August<br />
2020 in Bad Soden (<strong>Mai</strong>n-Taunus-Kreis) besser vorbereitet sein.<br />
Katastrophenschutz<br />
Kreis und Kommunen<br />
arbeiten zusammen<br />
Um sich vor Starkregen und Überschwemmungen zu schützen, wollen die<br />
Städte und Gemeinden im <strong>Mai</strong>n-Taunus-Kreis unter an<strong>der</strong>em Fließpfadkarten<br />
verwenden. Sie zeigen, welche Gebiete beson<strong>der</strong>s gefährdet sind.<br />
Wasser droht von oben, Wasser<br />
droht von unten: Katastrophen<br />
wie das Hochwasser an <strong>der</strong><br />
Ahr im Jahr 2021 und vermehrte Starkregenereignisse<br />
in den vergangenen Jahren<br />
zeigen, dass Kommunen sich nicht in<br />
falscher Sicherheit wiegen dürfen. Lokale<br />
Klimaanpassung ist eine große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
dieses Jahrzehnts, effiziente<br />
Strukturen <strong>der</strong> Zusammenarbeit im<br />
Dienst <strong>der</strong> Sicherheit von allen ist das Gebot<br />
für die Kommunen. Wir haben es da-<br />
Foto: Freiwillige Feuerwehr Bad Soden am Taunus<br />
bei mit zwei unterschiedlichen Gefahren<br />
zu tun: Hochwasser und Starkregen.<br />
Hochwasser drohen in kalkulierbaren Risikozonen<br />
an Flüssen und Bächen. Karten<br />
können solche Risikogebiete definieren<br />
und Kommunen sowie private Bauherren<br />
auf lange Sicht mit Informationen für<br />
bauliche Maßnahmen versorgen. Starkregen<br />
kann dagegen je<strong>der</strong>zeit und überall<br />
fallen, er kann fließen, ohne zu versickern,<br />
und für Überflutungen sorgen.<br />
Überschwemmungen werden sich<br />
nicht zu 100 Prozent vermeiden lassen,<br />
und Wasser macht nicht vor den Gemarkungsgrenzen<br />
halt. Deshalb sind sich <strong>der</strong><br />
<strong>Mai</strong>n-Taunus-Kreis und seine Kommunen<br />
einig, hier auf den verschiedenen Ebenen<br />
gemeinsam zu wirken. Die Städte und Gemeinden<br />
sind dabei im Rahmen ihrer<br />
Selbstverwaltung zuständig für die Starkregenvorsorge<br />
und Gefahrenabwehrmaßnahmen<br />
für den Hochwasserfall.<br />
KOMMUNALER ABWASSERVERBAND<br />
Die Kommunen sorgen beispielsweise für<br />
Notfallpläne und dezentrale Rückhaltung,<br />
kümmern sich um die Gewässerunterhaltung<br />
und den baulichen Hochwasserschutz.<br />
Wenn <strong>der</strong> Kreis Stellung<br />
zu Bebauungsplänen nimmt, beurteilt er<br />
auch, ob Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge<br />
ausreichend berücksichtigt<br />
wurden. Bauvorhaben in festgesetzten<br />
Überschwemmungsgebieten werden zum<br />
Beispiel nur genehmigt, wenn die Hochwasserrückhaltung<br />
nicht beeinträchtigt<br />
wird. Der Kreis übernimmt darüber hinaus<br />
die Prüfung von För<strong>der</strong>anträgen,<br />
etwa nach <strong>der</strong> Richtlinie zur För<strong>der</strong>ung<br />
von Maßnahmen zur Gewässerentwicklung<br />
und zum Hochwasserschutz.<br />
Der <strong>Mai</strong>n-Taunus-Kreis koordiniert,<br />
vernetzt und för<strong>der</strong>t zudem den Austausch<br />
<strong>der</strong> Kommunen untereinan<strong>der</strong>.<br />
Wir beraten die Kommunen in rechtlicher,<br />
fachlicher und för<strong>der</strong>technischer<br />
Hinsicht. Zudem lassen wir so genannte<br />
Fließpfadkarten für das gesamte Kreisgebiet<br />
erstellen. Sie zeichnen vor, auf welchen<br />
Wegen das Wasser bei Starkregen<br />
laufen könnte. In Auftrag gegeben haben<br />
wir diese Karten beim Hessisches Landesamt<br />
für Naturschutz, Umwelt und Geologie<br />
(HLNUG).<br />
Auf diesen Karten aufbauend können<br />
die Kommunen von Ingenieurbüros detailliertere<br />
Starkregen-Gefahrenkarten<br />
erstellen lassen. Denn bei starker Bebauung<br />
sind die Fließpfadkarten nicht verlässlich<br />
genug. Für die Starkregen-Gefahrenkarte<br />
erhalten Kommunen För<strong>der</strong>mittel<br />
des Landes Hessen in beträchtlicher<br />
Höhe.<br />
Im <strong>Mai</strong>n-Taunus-Kreis haben sich mehrere<br />
Kommunen zum Abwasserverband<br />
<strong>Mai</strong>n-Taunus zusammengeschlossen, <strong>der</strong><br />
den Hochwasserschutz als Verbandsaufgabe<br />
koordiniert. Der Abwasserverband<br />
hat unter dem Vorsitz von Christian Seitz<br />
(CDU), Bürgermeister <strong>der</strong> Gemeinde Kriftel<br />
(rund 10.000 Einwohner), bereits vor<br />
Jahren begonnen, Konzepte zu erstellen.<br />
Dabei wurden auch Kosten von zusätzlichem<br />
Hochwasserschutz für die Kommunen<br />
berechnet. Bis in die beginnenden<br />
2030er Jahre werden Investitionen in<br />
zweistelliger Millionenhöhe nötig sein.<br />
Dass die Kommunen im Abwasserverband<br />
das Thema gemeinsam vorantrieben,<br />
ist vorbildlich. Auch über den Verband<br />
hinaus sind sie mit dem Kreis darüber<br />
im Austausch: Im vergangenen Jahr<br />
wurde das Thema in einer Bürgermeisterdienstversammlung<br />
im Landratsamt aufgegriffen.<br />
Wie gut die Zusammenarbeit im Hochwasserschutz<br />
klappt, wollen wir im kommenden<br />
Jahr überprüfen: Der Katastrophenschutz<br />
des <strong>Mai</strong>n-Taunus-Kreises<br />
bereitet dazu eine Übung vor. In dieser<br />
Stabsrahmenübung sollen vor allem<br />
Strukturen, Abläufe und Schnittstellen<br />
identifiziert und erprobt werden. Mit gemeinsamen<br />
Anstrengungen können wir<br />
alle dazu beitragen, den Schutz von Leib<br />
und Leben im <strong>Mai</strong>n-Taunus-Kreis zu sichern.<br />
<br />
Michael Cyriax<br />
FLIESSPFADKARTEN<br />
Das Hessische Landesamt für Naturschutz,<br />
Umwelt und Geologie (HLNUG)<br />
sieht kommunale Fließpfadkarten vor<br />
allem für kleinere Ortschaften o<strong>der</strong><br />
Ortsteile vor, beson<strong>der</strong>s im ländlichen<br />
Raum. Sie zeigen eine erste Übersicht<br />
<strong>der</strong> potenziellen Fließpfade, die das<br />
Regenwasser bei einem Starkregenereignis<br />
nehmen würde.<br />
DER AUTOR<br />
Michael Cyriax (CDU) ist Landrat des<br />
<strong>Mai</strong>n-Taunus-Kreises in Hessen.<br />
IFAT<br />
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Umwelt<br />
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Advertorial<br />
Baurecht<br />
Mehr Spielraum<br />
Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim<br />
öffnet Wege für das Bauen in Überschwemmungsgebieten.<br />
Rechtsanwalt Tobias Roß erläutert den Richterspruch.<br />
DER ROTE FADEN<br />
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Textilien sammeln und verwerten –<br />
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Erfolgreiches Textil-Recycling ist ein verbraucherfreundliches<br />
System, das we<strong>der</strong> Anfang noch Ende hat. Die BOER GROUP<br />
beherrscht alle notwendigen Elemente, um durch die Wie<strong>der</strong>verwendung<br />
und Verwertung von Alttextilien textile Kreisläufe<br />
in <strong>der</strong> Zukunft vollständig schließen zu können.<br />
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Textilwirtschaft von morgen<br />
Die Europäische Union stellt ihre Vision zum Wandel des Textilsektors in eine zirkuläre Kreislaufwirtschaft vor.<br />
Bauen im Überschwemmungsgebiet wird mit einem Gewässerausbau möglich, <strong>der</strong> das Rückhaltevermögen steigert: Dieses Verfahren hat <strong>der</strong><br />
Verwaltungsgerichtshof Mannheim grundsätzlich gebilligt.<br />
Städte und Gemeinden sollen neue<br />
Baugebiete ausweisen, um den dringend<br />
benötigten neuen Wohnraum<br />
zu schaffen. Diese Gebiete sollen aber<br />
so geplant werden, dass dort sicheres<br />
Wohnen möglich ist. Wirksamer Hochwasserschutz<br />
ist dabei ein zentraler Aspekt.<br />
Das Recht hält für den Konflikt<br />
zwischen Wohnen und Hochwasserschutz<br />
Mechanismen bereit, die sich im<br />
Wesentlichen wie folgt beschreiben lassen:<br />
Gemäß § 78 Wasserhaushaltsgesetz<br />
ist es verboten, in festgesetzten Überschwemmungsgebieten<br />
neue Baugebiete<br />
im Außenbereich auszuweisen sowie<br />
bauliche Anlagen zu errichten. Zwar definiert<br />
das Gesetz Ausnahmemöglichkeiten<br />
– sie verlangen jedoch eine Vielzahl<br />
schwer zu erfüllen<strong>der</strong>, schwammiger Voraussetzungen<br />
und bergen aus diesem<br />
Grund rechtliche Risiken.<br />
Umso erfreulicher ist es für betroffene<br />
Kommunen, dass aktuell <strong>der</strong> Verwaltungsgerichtshof<br />
(VGH) Mannheim einen<br />
Weg aufgezeigt hat, wie die Ausweisung<br />
von dringend benötigtem Wohnraum<br />
auch in überschwemmungsgefährdeten<br />
Gebieten möglich werden kann (Az.: 3 S<br />
3940/21 vom 09.02.<strong>2022</strong>). Anlass für die<br />
Entscheidung sind die Planungen <strong>der</strong> baden-württembergischen<br />
Stadt Freiburg<br />
im Breisgau, den neuen Stadtteil Dietenbach<br />
mit Wohnungen für insgesamt<br />
16.000 Menschen zu schaffen.<br />
In einem Bürgerentscheid hatten sich<br />
rund 60 Prozent <strong>der</strong> Menschen für das<br />
Projekt ausgesprochen. Das Problem: Der<br />
neu zu entwickelnde Stadtteil liegt in einem<br />
festgesetzten Überschwemmungsgebiet,<br />
in dem ein Hochwasser statistisch<br />
einmal in 100 Jahren erwartet wird. Verhin<strong>der</strong>t<br />
nun dieses Überschwemmungs-<br />
gebiet die Ausweisung als Wohngebiet<br />
o<strong>der</strong> lässt sich das Verbot durch einen<br />
Gewässerausbau überwinden?<br />
RÜCKHALTEVERMÖGEN STEIGERN<br />
Die 230.000-Einwohner-Stadt plant unter<br />
an<strong>der</strong>em Längsdämme, die eine 50 bis<br />
150 Meter breite Bachaue fassen – ein<br />
Jahrhun<strong>der</strong>thochwasser soll durch ein<br />
Meter hohe, quer zum Strom verlaufende<br />
und in die Landschaft eingepasste Wälle<br />
abgepuffert werden. Zudem sind ökologische<br />
Aufwertungsmaßnahmen vorgesehen.<br />
Bauen soll im Überschwemmungsgebiet<br />
also dadurch ermöglicht werden,<br />
dass mit Hilfe des Gewässerausbaus das<br />
Rückhaltevermögen des Gewässers gesteigert<br />
und so das Überschwemmungsgebiet<br />
beseitigt wird.<br />
Foto: Adobe Stock/Call Of The Wild<br />
Die weltweite Textilproduktion hat sich laut <strong>der</strong><br />
Ellen MacArthur Foundation zwischen den Jahren<br />
2000 und 2015 fast verdoppelt. Es entstehen<br />
mehr Treibhausgasemissionen bei <strong>der</strong> Herstellung<br />
von Bekleidung und Schuhen, als internationale<br />
Flüge und die Seeschifffahrt insgesamt<br />
verursachen. Darüber hinaus wird geschätzt,<br />
dass <strong>der</strong> Verbrauch von Bekleidung und<br />
Schuhen bis 2030 um 63 Prozent, von heute<br />
62 Millionen Tonnen auf 102 Millionen Tonnen,<br />
ansteigen wird. Geringe Qualität und niedrige<br />
Preise treiben den übermäßigen Konsum an.<br />
Eine Million Alttextilien pro Jahr<br />
Bereits heute konsumieren wir in Deutschland<br />
laut einer Studie des Umweltbundesamtes über<br />
1,5 Millionen Tonnen Textilien im Jahr. Der Fast<br />
Fashion Trend hat dazu geführt, dass die Wertschätzung<br />
von Bekleidung zunehmend verloren<br />
gegangen ist. Und so ist es auch nicht verwun<strong>der</strong>lich,<br />
dass die Tragedauer sehr kurz ist und<br />
jedes Jahr etwa eine Million Tonnen Alttextilien<br />
anfallen.<br />
Die Boer Group ist seit mehr als 100 Jahren<br />
im Bereich <strong>der</strong> Alttextilsammlung tätig und verfolgt<br />
die Entwicklungen <strong>der</strong> letzten Jahre mit<br />
Sorge. Ziel muss es sein, dass die Alttextilien in<br />
Kreisläufen zirkulieren können. Deshalb ist eine<br />
hochwertige Erfassung Voraussetzung dafür, die<br />
Wie<strong>der</strong>verwendung von Bekleidung und Schuhen<br />
zu ermöglichen. Allerdings ist es mit Blick<br />
auf die Getrennterfassungspflicht ab 2025 und<br />
einer einhergehenden Verschiebung <strong>der</strong> Qualitäten<br />
wichtig, schon heute umfassende Erfassungskonzepte<br />
und Vorgaben zum hun<strong>der</strong>tprozentigen<br />
Nachweis über die Wie<strong>der</strong>wendung<br />
sowie nachhaltige Recyclingkonzepte bis hin zur<br />
Faserrückgewinnung zu entwickeln.<br />
Die kürzlich veröffentlichte EU-Textilstrategie<br />
trägt dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Verbindliche<br />
Vorgaben an Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit,<br />
Reparatur und Wie<strong>der</strong>verwendung werden<br />
das Konsumverhalten massiv verän<strong>der</strong>n. Maßnahmen<br />
zur Abfallvermeidung und Stärkung <strong>der</strong><br />
Vorbereitung <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verwendung stellen das<br />
zentrale Element für ein kreislauforientiertes<br />
Handeln dar. Mehr Transparenz und strengere<br />
Vorschriften für den Export von Textilabfällen<br />
außerhalb <strong>der</strong> EU werden dafür Sorge tragen,<br />
dass die Verantwortung für unsere Abfälle nicht<br />
in außereuropäische Län<strong>der</strong> verlagert wird.<br />
Die Boer Group<br />
Die Boer Group sortiert jedes Jahr mehr als<br />
100.000 Tonnen Alttextilien und bereitet diesen<br />
Abfallstrom zur Wie<strong>der</strong>verwendung vor. Dabei<br />
hat sie sich bewusst entschieden, Sortieranlagen<br />
in Westeuropa aufzubauen. „Wir sind <strong>der</strong><br />
Überzeugung, nur durch eine hochwertige Behandlung<br />
in Westeuropa erfolgt auch eine fachund<br />
sachgerechte Verwertung unbrauchbarer<br />
Rest- und Abfallstoffe nach den strengen Vorgaben<br />
<strong>der</strong> nationalen Abfallrichtlinien. Sicherlich<br />
kann trotz steigen<strong>der</strong> Transportkosten eine<br />
günstigere Sortierung in Osteuropa o<strong>der</strong> auch<br />
außerhalb Europas erfolgen – aber was passiert<br />
dann dort mit den Rest- und Abfallstoffen?“, so<br />
Rainer Binger, Direktor <strong>der</strong> Boer Group.<br />
Auch im Bereich des Einsatzes von Recyclingfasern<br />
ist die Unternehmensgruppe seit Jahren<br />
aktiv. Mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Boer Group<br />
Recyclingsolutions unterstützt sie innovative<br />
Sortier- und Recyclingtechnologien mit dem<br />
Ziel, Textilabfälle nicht nur einmal zu recyceln,<br />
son<strong>der</strong>n als Rohstoff im Kreislauf zu halten.<br />
Darüber hinaus hat sich die Boer Group entschieden,<br />
die Recyclingkapazitäten für Textilabfälle<br />
in den Nie<strong>der</strong>landen auszubauen.<br />
Der künftig verpflichtende Einsatz von Recyclingfasern<br />
in neuen Produkte wird die Nachfrage<br />
steigern und dazu beitragen, neue Märkte zu<br />
schaffen. Aufgrund dieser Unternehmensausrichtung<br />
ist die Boer Group bereits heute ein verlässlicher<br />
Partner für die hochwertige Erfassung<br />
und ganzheitliche Verwertung von Alttextilien.<br />
32 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
33
Umwelt<br />
Hochwasser<br />
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Advertorial<br />
DER AUTOR<br />
Tobias Roß ist Rechtsanwalt in <strong>der</strong><br />
Kanzlei Dombert in Düsseldorf. Er berät<br />
Kommunen zu Fragen des Bau- und<br />
Planungsrechts sowie des Umweltrechts<br />
mit beson<strong>der</strong>em Schwerpunkt im<br />
Naturschutz- und Wasserrecht.<br />
Der VGH Mannheim hat dieses Vorgehen<br />
nun grundsätzlich gebilligt. Für die<br />
Richter ist die Schaffung von Wohnraum<br />
„ein beson<strong>der</strong>s gewichtiges Ziel“. Das Gericht<br />
hält es deshalb für zulässig, durch<br />
planfeststellungsbedürftigen Gewässerausbau<br />
das Bau- und Planungsverbot in<br />
Überschwemmungsgebieten zu überwinden.<br />
Einem darauf gerichteten Planfeststellungsbeschluss<br />
könne die Planrechtfertigung<br />
nicht abgesprochen werden.<br />
Schließlich sei auch nicht je<strong>der</strong> Eingriff<br />
in natürliche Rückhalteflächen zugleich<br />
<strong>der</strong>en „Zerstörung“ – nur diese sei gesetzlich<br />
verboten.<br />
MEHR RECHTLICHE MÖGLICHKEITEN<br />
Zwar ist die Entscheidung bisher nur ein<br />
Beschluss im Eilverfahren. Es ist aber äußerst<br />
unwahrscheinlich, dass das Gericht<br />
von seiner gut und ausführlich begründeten<br />
Auffassung noch einmal abrückt.<br />
Was folgt daraus für die Kommunen?<br />
Zunächst einmal wird <strong>der</strong> kommunale<br />
Handlungsspielraum bei <strong>der</strong> Ausweisung<br />
von Wohnflächen vor Ort in Überschwemmungsgebieten<br />
deutlich erweitert. Wo<br />
bisher häufig <strong>der</strong> rechtsunsichere Weg<br />
über Ausnahmen und Befreiungen beschritten<br />
wurde, kann es sich nun anbieten,<br />
gestützt auf die neue Entscheidung<br />
die Perspektive zu wechseln und zu prüfen,<br />
ob nicht mittels – ökologisch begleiteter<br />
– Gewässerausbaumaßnahmen die<br />
Bebaubarkeit eines Überschwemmungsgebietes<br />
hergestellt werden kann. Was<br />
Überschwemmungsgebiet war, muss es<br />
also nicht bleiben.<br />
Eingebettet werden kann ein solches<br />
wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren<br />
– wie es in Freiburg geschehen ist<br />
– in eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />
nach dem Baugesetzbuch<br />
samt Satzung. Entscheidet sich eine Kommune<br />
dafür, ins bisherige Überschwemmungsgebiet<br />
„hineinzuplanen“, ist eine<br />
enge fachlich-ökologisch-hydrologische<br />
Begleitung ebenso ratsam wie eine juristische<br />
Beratung zum Ineinan<strong>der</strong>greifen<br />
<strong>der</strong> unterschiedlichen Planungsverfahren,<br />
die gerade in ihrem Zusammenwirken<br />
recht komplex sein können.<br />
Ob tatsächlich im Überschwemmungsgebiet<br />
Wohnraum entstehen soll, bleibt<br />
letztlich eine kommunale Entscheidung,<br />
die vor Ort zu treffen ist. Die (rechtlichen)<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Kommunen haben jedoch<br />
mit <strong>der</strong> Entscheidung aus Mannheim<br />
deutlich zugenommen.<br />
<br />
Tobias Roß<br />
Schnell reagieren mit <strong>der</strong> AquaWand<br />
Die große Flut im Sommer 2021 hat gezeigt,<br />
dass zeiteffiziente Hochwasserschutzlösungen,<br />
die möglichst wenig Manpower erfor<strong>der</strong>n,<br />
immer wichtiger werden. Der THW hat in<br />
Rheine einen vor Ort gelagerten Hochwasserschutz<br />
erprobt: die AquaWand.<br />
Neue Maßstäbe erfahren...<br />
AB<br />
Hochwasserschutzübung des THW in Rheine: Die AquaBurg hat sich dabei bewährt.<br />
THW-Einsatzkräfte haben eine Übung durchgeführt,<br />
die eindrucksvoll zeigte, wie schnell –und<br />
ohne Logistik – die AquaWand aufzubauen ist.<br />
Bei <strong>der</strong> leichten, aber dennoch robusten Aqua-<br />
Wand wurde nur ein Aufbauhaken für den Einsatz<br />
benötigt. Zudem hätte es nur ein bis zwei<br />
THWler gebraucht, um das System in kürzester<br />
Zeit aufzubauen. Alle Bauteile <strong>der</strong> AquaWand<br />
wurden – ohne eine Schraube – einfach nur ineinan<strong>der</strong><br />
gesteckt.<br />
Mit <strong>der</strong> Firma AquaBurg wurde besprochen,<br />
diese Übung auch bei schlechten Wetterbedingung,<br />
etwa bei Eis und Schnee, durchzuführen,<br />
um die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> AquaWand zu<br />
prüfen. Eine neue Erkenntnis ist, dass vollkommen<br />
vorinstallierte Hochwasserschutzsysteme<br />
wie die AquaWand eine gute Lösung sind, insbeson<strong>der</strong>e<br />
da, wo schnell und ohne viel Aufwand<br />
gehandelt werden muss.<br />
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Fazit: Die autarke und nachhaltige Systemlösung<br />
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umgehen zu können.<br />
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Forschungs- und Entwicklungsprojekt: „Fast-Flood-4m-System“ wird getestet<br />
Die Entscheidung <strong>der</strong> Richter erweitert den kommunalen Handlungsspielraum bei <strong>der</strong> Ausweisung von Wohnflächen in Überschwemmungsgebieten.<br />
Foto: Adobe Stock/Andrey Popov<br />
Fotos: AquaBurg, Hartmut Wibbeler<br />
Die Stärken des Fast-Flood-4m-Systems: kurze<br />
Aufbauzeit, keine Logistik, kein Lager, geringer<br />
Personaleinsatz, autarker Hochwasserschutz,<br />
großer Anprallschutz, absolut wasserdicht, keine<br />
losen Teile.<br />
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Fast-<br />
Flood-4m-System“ ist eine Stahl-Netz-Planen-<br />
Konstruktion. Bei Nichtgebrauch ist sie in einer<br />
Rinne gelagert. Bei einem Hochwassereinsatz,<br />
ist das System in kurzer Zeit aufgebaut. Nach<br />
einem Einsatz wird es wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Rinne verstaut.<br />
Mit einer Schutzhöhe von vier Metern<br />
würde das System prinzipiell die gefor<strong>der</strong>ten<br />
Voraussetzungen erfüllen – aber es sind sehr<br />
hohe technische, sicherheitsrelevante Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an das FuE-Projekt gegeben. Verschiedene<br />
Tests und Prüfungen sind daher unerlässlich.<br />
Drucktest: Wasser wird mit Druck in den geschlossenen<br />
Bereich gepumpt.<br />
Gesamtsystemtest: Das System wird in einem<br />
Testbecken (L 30m, B 8m, H 4,5m) eingebaut<br />
und nach den Vorgaben <strong>der</strong> TU-HH unter<br />
nahezu realen Bedingungen geprüft.<br />
Extremtests: Vor dem Ausbau des Systems<br />
aus dem Versuchsbecken werden Grenzbelastungsversuche<br />
mit maximalen Belastungen<br />
durchgeführt.<br />
Während <strong>der</strong> Versuchsreihe wird das System<br />
analysiert, optimiert und ausführlich dokumentiert.<br />
Ziel ist, mit dem „Fast-Flood-4m-System“<br />
die Effizienz und Sicherheit im mobilen Hochwasserschutz<br />
zu steigern.<br />
Geför<strong>der</strong>t durch<br />
34 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
35
Kreislaufwirtschaft<br />
in <strong>der</strong> Neubauplanung gemessen und bewertet<br />
werden kann. Hierfür wurden<br />
Parameter definiert: Für die Materialität<br />
und die Konstruktion, aber auch die<br />
Möglichkeit und Wirtschaftlichkeit des<br />
selektiven Rückbaus spielen eine Rolle.<br />
Der Urban Mining Index war meine Dissertation.<br />
Inzwischen wurde er an <strong>der</strong><br />
Universität Wuppertal zu einem nutzerfreundlichen<br />
Tool weiterentwickelt, das<br />
demnächst frei zugänglich sein soll.<br />
So sinnvoll Urban Mining ist – abreißen<br />
und wegwerfen ist einfacher als recyceln<br />
und wie<strong>der</strong>verwenden. Kommt die Idee<br />
des zirkulären Bauens dennoch an?<br />
Rosen: Ja, aber wir stehen noch ganz am<br />
Anfang. Zum einen fehlt das Bewusstsein<br />
dafür, dass sich grundlegend etwas<br />
än<strong>der</strong>n muss. Zum an<strong>der</strong>en stehen zum<br />
Teil 20 Jahre alte Regularien im Weg.<br />
Foto: Anja Rosen<br />
Aus alt wird neu: Das Rathaus in Korbach wurde abgerissen, Beton und Ziegel wurden ortsnah recyelt und für den Neubau wie<strong>der</strong>verwendet.<br />
Fotos: Christian Thomann, agn. Caspar Sessler.<br />
Geld spielt natürlich eine Rolle – wie steht<br />
es um die Wirtschaftlichkeit zirkulären<br />
Bauens?<br />
Rosen: Beim Rathaus in Korbach lagen<br />
die Kosten 1,5 Prozent höher als beim<br />
konventionellen Bauen. Sie hätten geringer<br />
sein können, wenn <strong>der</strong> Markt nicht<br />
durch wenige Anbieter eingeschränkt gewesen<br />
wäre. Nicht berücksichtigt ist<br />
beim konventionellen Bau aber das, was<br />
aus meiner Sicht dazukommen müsste:<br />
Die Kosten für die Umwelt und für die<br />
nachfolgenden Generationen, denen wir<br />
kaum Ressourcen übriglassen.<br />
Was kann helfen, zirkuläre Baukreisläufe<br />
in Gang zu bringen?<br />
Rosen: Wir müssen das Thema Bauen neu<br />
denken. Etwa Universitäten, Bibliotheken,<br />
Rathäuser: Um sie von vornherein<br />
im Kreislauf planen zu können, müssen<br />
Architekten entsprechend ausgebildet<br />
werden. Wir brauchen zudem ein an<strong>der</strong>es<br />
Gutachterwesen, und veraltete Regularien<br />
müssen überarbeitet werden. Vor<br />
allem aber sollten wir als Gesellschaft<br />
eine neue Haltung entwickeln. Nicht alles<br />
muss neu sein, es kommt darauf an,<br />
den Wert des Vorhandenen zu schätzen.<br />
<br />
Interview: Sabine Schmidt<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Anja Rosen ist Geschäftsführerin <strong>der</strong><br />
energum GmbH (agn-Gruppe) und<br />
Honorarprofessorin <strong>der</strong> Bergischen<br />
Universität Wuppertal. Mit dem Generalplaner<br />
agn und <strong>der</strong> Uni Wuppertal hat<br />
sie den Urban Mining Student Award<br />
initiiert. Als Gründungs- und Vorstandsmitglied<br />
<strong>der</strong> re!source Stiftung e.V. und<br />
aktives Mitglied <strong>der</strong> DGNB setzt sie sich<br />
für eine Ressourcenwende in <strong>der</strong> Bauund<br />
Immobilienwirtschaft ein.<br />
Urban Mining<br />
Vorhandenes wertschätzen<br />
Recyceln und wie<strong>der</strong>verwenden statt abreißen und wegwerfen:<br />
Architektin Anja Rosen plädiert dafür, dass sich dieses Konzept<br />
im Baubereich durchsetzt.<br />
Warum führt aus Ihrer Sicht kein Weg an<br />
Urban Mining vorbei?<br />
Anja Rosen: Wir können es uns nicht leisten,<br />
aufwendig produziertes Material<br />
einfach wegzuwerfen. Der Bausektor ist<br />
unser größter Ressourcenverbraucher,<br />
die Ressourcen werden knapp, und wir<br />
haben nur die eine Erde. Zudem entstehen<br />
40 Prozent aller Treibhausgase am<br />
Bau. Wir haben in den letzten Jahrzehnten<br />
unverantwortlich verschwen<strong>der</strong>isch<br />
gebaut. Urban Mining ist auch kein<br />
neues, son<strong>der</strong>n ein bewährtes Konzept:<br />
Menschen haben immer vorhandenes<br />
Material verwendet. Denken Sie allein an<br />
das Forum Romanum, das die Römer<br />
jahrhun<strong>der</strong>telang als Steinbruch genutzt<br />
haben. Dagegen haben wir in den letzten<br />
Jahrzehnten unverantwortlich verschwen<strong>der</strong>isch<br />
gebaut.<br />
Das hessische Korbach hat für sein Rathaus<br />
einen an<strong>der</strong>en Weg eingeschlagen:<br />
Neubau durch Rückbau. Worum ging es<br />
dort?<br />
Rosen: Das hessische Umweltministerium<br />
hat das Pilotprojekt geför<strong>der</strong>t: Das erste<br />
Urban Mining-Projekt dieser Art in<br />
Deutschland. Das Rathaus aus den<br />
1970er Jahren war nicht sanierungsfähig,<br />
es musste abgerissen und neu gebaut<br />
werden. Bei diesem Projekt lag <strong>der</strong><br />
Fokus auf den mineralischen Materialien.<br />
Das heißt: Beton und Ziegel des alten<br />
Gebäudes wurden ortsnah recycelt<br />
und wie<strong>der</strong>verwertet. Die Universität<br />
Kassel entwickelt ausgehend von den Erfahrungen<br />
mit diesem Projekt einen Leitfaden.<br />
Er wird für jeden verfügbar sein,<br />
<strong>der</strong> beim Bau zirkuläre Kreisläufe berücksichtigen<br />
will.<br />
Sie haben den Urban Mining Index entwickelt<br />
und am Projekt Korbach angewandt.<br />
Was leistet er?<br />
Rosen: Es geht darum, Baustoffe in möglichst<br />
geschlossenen Kreisläufen zu führen.<br />
Der Urban Mining Index ist ein Planungstool<br />
für Architektinnen und Architekten,<br />
mit dem die Kreislaufkonsistenz<br />
von Baukonstruktionen und Gebäuden<br />
36 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
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Umwelt<br />
Es könnten noch mehr dabei sein: Die „Smart Circular<br />
Bridge“ im nie<strong>der</strong>ländischen Almere kann das Gewicht<br />
von bis zu 275 Personen tragen.<br />
Biobasierte Baumaterialien<br />
Foto: Smart Circular Bridge<br />
stoffs. Wenn die Flachsfasern mit Harz<br />
getränkt werden, entsteht ein leichter und<br />
stabiler Werkstoff. Er ist etwa mit Aluminium<br />
o<strong>der</strong> Stahl vergleichbar und ermöglicht<br />
damit viele Anwendungen in <strong>der</strong><br />
kommunalen Bauwirtschaft.<br />
Der Bioverbundwerkstoff ist nicht nur<br />
stabil, son<strong>der</strong>n auch ausgesprochen haltbar:<br />
Die Flachsfasern werden durch den<br />
Einschluss im Harz geschützt. Die Halbbarkeit<br />
<strong>der</strong> „Smart Circular Bridges“ ist<br />
mit <strong>der</strong> Lebensdauer konventionell gebauter<br />
Brücken vergleichbar.<br />
DIE VERBINDUNG VON ALTER TRADITION<br />
UND MODERNER FORSCHUNG<br />
Die Brücke in Almere wird intensiv überwacht.<br />
Knapp 100 Sensoren liefern in<br />
Echtzeit und mit Unterstützung von<br />
künstlicher Intelligenz kontinuierlich<br />
Daten. Diese Überwachung gewährleistet<br />
zum einen Sicherheit. Zum an<strong>der</strong>en geben<br />
die Daten den Forschern an Hochschule<br />
und in Unternehmen wichtige Einblicke<br />
in das Materialverhalten.<br />
Der weltweite Holzverbrauch wird seit<br />
dem späten 20. Jahrhun<strong>der</strong>t in Frage gestellt,<br />
insbeson<strong>der</strong>e nach den großen<br />
Waldschäden in den Jahren 2019 und<br />
2020 in Australien sowie 2021 im Amazonasregenwald.<br />
Der internationale Trend,<br />
die Wäl<strong>der</strong> schützen zu wollen, machte<br />
die Suche nach an<strong>der</strong>en Lignozellulose-<br />
Alternativen auf erneuerbarer Biomassebasis,<br />
den Biokompositen, erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Ressourcenintensive Materialien wie<br />
Stahl und Beton sind die dominierenden<br />
Werkstoffe in <strong>der</strong> Bauindustrie. Seit den<br />
1990er Jahren wurden aber verschiedene<br />
neue Technologien auf <strong>der</strong> Basis von Biokompositen<br />
entwickelt: Wood Polymer<br />
Composites (WPC) aus Holz und jährlich<br />
anfallenden landwirtschaftlichen Reststoffen<br />
wie Stroh, die mit Thermoplasten<br />
verbunden werden. Eines <strong>der</strong> Beispiele ist<br />
<strong>der</strong> thermoplastische Bioverbundwerkstoff<br />
aus Reishülsen und Polyvinylkarbonat<br />
(PVC), <strong>der</strong> unter dem Handelsnamen<br />
Resysta bekannt ist und sowohl im Außen-<br />
als auch im Innenbereich als Verkleidungs-<br />
und Fußbodensystem eingesetzt<br />
wird. Ein weiteres Produktbeispiel ist das<br />
von Hanaa Dahy erfundene Bioflexi, das<br />
aus Strohfasern und thermoplastischen,<br />
elastischen Polymeren (TPE) hergestellt<br />
wird und sich für Bodenbeläge und Möbel<br />
eignet. Diese Entwicklungen basierten<br />
auf <strong>der</strong> Verwendung kurzer Lignocellulose-Fasern.<br />
BESTANDENER PRAXISTEST<br />
Eines <strong>der</strong> weltweit bedeutendsten Projekte<br />
zur Anwendung von Biokompositen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e für langlebige Schwerlastkonstruktionen,<br />
ist bisher die SCB (Smart<br />
Circular Bridges). Diese Brückenkonstruktion<br />
zeigt das enorme Potenzial <strong>der</strong><br />
erneuerbaren Ressourcen und beseitigt<br />
alle Zweifel an ihrer Leistungsfähigkeit<br />
gegenüber Holz, Stahl und Beton.<br />
Die multidisziplinäre Forschungsarbeit<br />
wird es hoffentlich ermöglichen, den<br />
Markt für diese Art von biokompositbasierten<br />
Bausystemen in den kommenden<br />
fünf Jahren zu öffnen.<br />
Hanaa Dahy, Patrick Teuffel,<br />
Martin Prösler<br />
Hightech-Flachsbrücke<br />
Anzeige<br />
Advertorial<br />
INFO<br />
Die erste „Smart Circular Bridge“ wurde<br />
im April <strong>2022</strong> eingeweiht. Ein internationales<br />
Konsortium aus fünf Universitäten,<br />
drei Kommunen und sieben Unternehmen<br />
war an <strong>der</strong> Realisierung<br />
beteiligt.<br />
DIE AUTOREN<br />
Hanaa Dahy ist Juniorprofessorin an <strong>der</strong><br />
Universität Stuttgart. 2016 hat sie dort<br />
die Abteilung „Biomaterialien und<br />
Stoffkreisläufe in <strong>der</strong> Architektur“ am<br />
Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives<br />
Entwerfen gegründet. Patrick<br />
Teuffel ist Professor für Innovative<br />
Structural Design an <strong>der</strong> TU Eindhoven<br />
und Grün<strong>der</strong> von Circular Structural<br />
Design in Berlin. Martin Prösler leitet<br />
die Agentur Proesler Kommunikation.<br />
Bioverbundwerkstoffe helfen, umweltschonen<strong>der</strong> zu bauen. Professorin Hanaa<br />
Dahy hat verschiedene Bauelemente aus Naturfasern enwickelt und mit dem<br />
Smart Circular Bridge-Team das Konzept einer Brücke aus Flachs entwickelt.<br />
Die erste „Smart Circular Bridge“<br />
wurde im nie<strong>der</strong>ländischen Almere<br />
realisiert: mit einem Verbundwerkstoff<br />
aus Flachsfasern und Bioharz.<br />
Geplant und gebaut wurde sie von<br />
einem Team aus 15 Partnern unter <strong>der</strong><br />
Führung <strong>der</strong> Technischen Universität<br />
Eindhoven. Zwei weitere Brücken dieses<br />
Typs werden demnächst in Ulm und in<br />
Bergen op Zoom in den Nie<strong>der</strong>landen errichtet.<br />
Die Kommunen als Träger spielen<br />
eine treibende Rolle im Konsortium.<br />
Der Bau in Ulm soll bis Dezember <strong>2022</strong><br />
fertiggestellt sein und wird eine alte Brücke<br />
nahe dem Münster ersetzen. Dort soll<br />
<strong>der</strong> Biomasseanteil des Biokomposit-Bindemittels<br />
auf 60 Prozent erhöht werden,<br />
und die Flachsfasern sollen zudem wie<br />
bei <strong>der</strong> Brücke in Almere weiterverwendet<br />
werden.<br />
Flachs eignet sich für anspruchsvolle<br />
Anwendungen in <strong>der</strong> Bauwirtschaft aus<br />
vielerlei Gründen. Die Fasern sind ausgesprochen<br />
robust und werden seit Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
beispielsweise für Schiffstaue<br />
eingesetzt. Im Gegensatz zu Holz ist<br />
Flachs zudem eine schnell wachsende<br />
Pflanze: Mit ihrer Verwendung in <strong>der</strong><br />
Bauwirtschaft lässt sich in kurzer Zeit<br />
CO 2<br />
binden. Zugleich ist Flachs im Anbau<br />
äußerst anspruchslos. Die alte Kulturpflanze<br />
wächst in zahlreichen europäischen<br />
Regionen, etwa in Frankreich, Belgien,<br />
in den Nie<strong>der</strong>landen und in Deutschland.<br />
Für die Brücke in Almere mit ihrer<br />
Spannweite von 15 Metern war eine Anbaufläche<br />
von knapp zwei Hektar erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Neben dem Flachs bilden Bioharze die<br />
zweite Komponente des Verbundwerk-<br />
38 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Foto: teamwerk<br />
Unterstützung im Vergabeprozess<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Durchführung von<br />
Vergabeverfahren werden immer komplexer –<br />
dennoch sollen sie rechtssicher und effizient<br />
ablaufen. Am besten sollen sie nachhaltig und<br />
marktorientiert sein, und zudem muss man<br />
aktuelle Fragestellungen und künftige Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
berücksichtigen. Wie schafft man<br />
das alles?<br />
Sarah Strehle ist<br />
Ansprechpartnerin für<br />
eine Beratung bei<br />
teamwerk.<br />
Die öffentliche Hand vergibt jedes Jahr Aufträge<br />
im dreistelligen Milliardenbereich. Maßgeblich<br />
für den Erfolg eines Vergabeverfahrens<br />
ist, dass es bedarfsgerecht,<br />
effizient, rechtssicher und marktorientiert<br />
durchgeführt wird. Das<br />
Vergaberecht ist in den letzten<br />
Jahren durch umfassende<br />
Än<strong>der</strong>ungen (GWB/VgV/<br />
UVgO) geprägt worden<br />
und mit den Entscheidungen<br />
<strong>der</strong> Nachprüfungsinstanzen stetig im<br />
Wandel. Hinzu kommen die unterschiedlichen<br />
Regelungen in den Vergabegesetzen und Verordnungen<br />
<strong>der</strong> einzelnen Bundeslän<strong>der</strong>.<br />
Wir unterstützen Sie in diesen Prozessen:<br />
teamwerk berät in Kooperation mit <strong>der</strong> Kanzlei<br />
teamiur Rechtsanwälte die öffentliche Hand seit<br />
über 20 Jahren in allen Fragen rund um Vergabeverfahren,<br />
von <strong>der</strong> punktuellen Unterstützung<br />
bis hin zur Betreuung des Beschaffungsprozesses.<br />
Wir sind Ihr Ansprechpartner, wenn Sie eine<br />
externe Vergabestelle suchen, Beschaffungsrichtlinien<br />
aufbauen o<strong>der</strong> Ihr eigenes Personal<br />
zum Thema Vergaberecht und -praxis schulen<br />
möchten.<br />
Zudem sind wir Ihr Ansprechpartner rund<br />
um aktuelle Fragestellungen:<br />
- Was kommt mit dem Wettbewerbsregister<br />
auf uns zu? Wann müssen wir handeln?<br />
Was muss vorbereitet werden?<br />
- Welche vergaberechtlichen Maßnahmen<br />
sind mit den Sanktionen gegen<br />
Russland gefor<strong>der</strong>t?<br />
- Wie bekommen wir Vergaberecht<br />
und For<strong>der</strong>ung nach Nachhaltigkeit<br />
unter einen Hut?<br />
Unser Team macht den ganzen Tag nichts an<strong>der</strong>es<br />
– beste Voraussetzungen dafür, dass Sie<br />
das alles mit uns schaffen können!<br />
Wir unterstützen Sie rund um alle Fragen im<br />
Vergabemanagement. Besuchen Sie unsere<br />
Homepage – dort finden Sie aktuelle Ausschreibungen<br />
ebenso wie spannende Vergabeprojekte,<br />
die wir in den letzten Jahren begleiten<br />
durften. Und bei konkreten Fragen: Sprechen<br />
Sie uns gerne direkt an.<br />
teamwerk AG<br />
Ansprechpartnerin: Sarah Strehle<br />
Willy-Brandt-Platz 6<br />
68161 Mannheim<br />
Telefon: +49 (621) 29 99 79 – 0<br />
E-<strong>Mai</strong>l: beratung@teamwerk.ag<br />
www.teamwerk.ag
Umwelt<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
Umwelt<br />
NEUES LEBEN FÜR ALTE REIFEN<br />
In Deutschland fallen im Jahr rund<br />
583.000 Tonnen Altreifen an, die einer<br />
neuen Verwertung zugeführt werden<br />
müssen. Die daraus gewonnenen<br />
Recyclingprodukte, insbeson<strong>der</strong>e<br />
Gummigranulate und -mehl, eignen sich<br />
für die ressourcenschonende Entwicklung<br />
innovativer Produkte in unterschiedlichen<br />
Anwendungsfel<strong>der</strong>n. Die<br />
Partnerunternehmen <strong>der</strong> Kampagne<br />
New Life haben es sich zum Ziel gesetzt,<br />
nachhaltige Produkte aus ELT (End-of-<br />
Life-Tyres) zu för<strong>der</strong>n und für einen<br />
bewussten Konsum zu sensibilisieren.<br />
https://t1p.de/newlife-contest<br />
Wie<strong>der</strong>verwertung<br />
Nachhaltigkeit zahlt<br />
sich aus<br />
Wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft: Für den Wettbewerb „Besser<br />
leben – unsere Stadt hat Zukunft“ können Kommunen Projekte einreichen,<br />
bei denen Produkte aus Altreifen zum Einsatz kommen.<br />
Städte und Gemeinden können den<br />
Wandel von <strong>der</strong> „Wegwerfgesellschaft“<br />
zur zukunftssicheren Kreislaufwirtschaft<br />
(Circular Economy) mit<br />
nachhaltigem Handeln aktiv unterstützen.<br />
Dabei kommt dem Einsatz von Sekundärrohstoffen<br />
in kommunalen Projekten<br />
eine große Bedeutung zu. Um entsprechende<br />
Ideen zu för<strong>der</strong>n, veranstaltet die<br />
Initiative New Life einen Nachhaltigkeitswettbewerb<br />
unter dem Motto „Besser leben<br />
– unsere Stadt hat Zukunft“.<br />
Teilnehmen können Kommunen mit<br />
bis zu 40.000 Einwohnern, die bereits<br />
Projekte mit End-of-Life-Tyres-Recyclingprodukten<br />
(ELT) realisiert o<strong>der</strong> in Planung<br />
haben. Die Bewerbungsfrist endet<br />
am 15. August <strong>2022</strong>.<br />
New Life unterstützt den Einsatz von<br />
nachhaltigen Produkten aus recyceltem<br />
ELT-Material. Dank seiner vielfältigen<br />
positiven Eigenschaften lässt sich das<br />
ELT-Reifenrezyklat auf vielfältige Art für<br />
Nachhaltige Produkte für kommunale Vorhaben: ELT-Reifenrezyklat eignet sich beispielsweise als<br />
Material für wi<strong>der</strong>standsfähige Fallschutzböden auf Spielplätzen.<br />
Foto: Regupol<br />
kommunale Vorhaben einsetzen – beispielsweise<br />
im Straßenbau für gummimodifizierten<br />
Asphalt, für wi<strong>der</strong>standsfähige<br />
Fallschutzböden auf Spielplätzen,<br />
Sportanlagen und in Seniorenheimen, für<br />
langlebige Trittschalldämmungen o<strong>der</strong><br />
auch für Beeteinfassungen.<br />
Mit dem konsequenten Einsatz des zukunftsweisenden,<br />
klimaverträglichen Sekundärrohstoffs<br />
können Kommunen einen<br />
nachhaltigen Beitrag leisten, Ressourcen<br />
zu schonen, CO -Emissionen<br />
2<br />
einzusparen, Abfall zu vermeiden und<br />
die Umwelt zu schützen.<br />
Das Preisgeld für die beiden Siegerkommunen<br />
beläuft sich auf 10.000 Euro. Dabei<br />
erhält <strong>der</strong> Sieger 7000 Euro und <strong>der</strong><br />
Zweitplatzierte 3000 Euro: für die Umsetzung<br />
nachhaltiger städtebaulicher Maßnahmen<br />
mit ELT-Recyclingprodukten.<br />
Die Preisverleihung wird Ende September<br />
auf <strong>der</strong> Mission Now in Köln stattfinden.<br />
Zu den Gewinnern gehören aus Sicht<br />
von New Life allerdings alle Teilnehmer,<br />
die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten eine umfassende, nachhaltige<br />
Stadtentwicklung betreiben, um ihren<br />
Einwohnern ein besseres Leben zu<br />
ermöglichen und um ihrer globalen Verantwortung<br />
gerecht zu werden. Städte<br />
und Gemeinden können den nachhaltigen<br />
Umgang mit den knapper werdenden Ressourcen<br />
vorleben und das Umweltbewusstsein<br />
in <strong>der</strong> Bevölkerung stärken.<br />
Auch <strong>der</strong> öffentliche Haushalt profitiert<br />
vom Einsatz hochwertiger, wi<strong>der</strong>standsfähiger<br />
Produkte aus ELT-Recyclingmaterial.<br />
Denn sie sind meist in <strong>der</strong> Anschaffung<br />
günstiger als vergleichbare Produkte<br />
aus herkömmlichen Materialien, können<br />
über längere Zeiträume eingesetzt werden<br />
und erfor<strong>der</strong>n weniger Wartungs- sowie<br />
Pflegeaufwand. <br />
Red.<br />
Versteckte Schadstoffe: Asbesthaltiger Fliesenkleber und PAK-haltiger Parkettkleber.<br />
Baustoffrecycling<br />
Schadstoffe aus dem<br />
Kreislauf entfernen<br />
Vor Sanierungen o<strong>der</strong> Abbrucharbeiten gilt es, kommunale Gebäude strukturiert<br />
auf Schadstoffe zu untersuchen. Asbest und Co. müssen entfernt werden, damit<br />
ein werthaltiges Recycling <strong>der</strong> Baustoffe möglich ist.<br />
Vor dem Hintergrund begrenzter<br />
Rohstoffressourcen ist es oberstes<br />
Ziel <strong>der</strong> Kreislaufwirtschaft, einen<br />
möglichst großen Anteil <strong>der</strong> anfallenden<br />
Abfälle einer Wie<strong>der</strong>verwertung zuzuführen.<br />
Im Falle von Abfällen aus Abbruch-<br />
o<strong>der</strong> Baumaßnahmen ist es daher<br />
wichtig, Schadstoffe möglichst frühzeitig<br />
und vollständig abzutrennen.<br />
UNTERSUCHUNG IM VORFELD NOTWENDIG<br />
Um recyclingfähige Baustoffe zu gewinnen,<br />
ist eine Untersuchung <strong>der</strong> Gebäude<br />
auf Schadstoffe im Vorfeld von Baumaßnahmen<br />
als erster Schritt unabdingbar.<br />
Bedenkt man die Vielzahl <strong>der</strong> in alten<br />
Baumaterialien verwendeten Schadstoffe<br />
und <strong>der</strong>en Anwendung an und in verschiedenen<br />
Bauteilen, ist dies kein einfaches<br />
Unterfangen. Zu nennen seien hier<br />
beispielsweise asbesthaltige Fliesenkleber<br />
(Foto oben links) o<strong>der</strong> Kleber unter<br />
Bodenbelägen, die polyzyklische aromatische<br />
Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten<br />
(Foto oben rechts). Letztere können<br />
neben PAK auch Asbest enthalten.<br />
Natürlich bedarf es für eine Untersuchung,<br />
die zu aussagekräftigen Ergebnissen<br />
führt, einer großen Erfahrung und<br />
eines guten bautechnischen Wissens, um<br />
insbeson<strong>der</strong>e verdeckte Schadstoffe in<br />
Gebäuden aufzuspüren. Durch unzureichende<br />
Untersuchung könnten sonst<br />
Überraschungen zutage treten, etwa die<br />
vergessene PAK-haltige Abdichtung im<br />
Bodenaufbau o<strong>der</strong> die überputzten Fugenmassen,<br />
die polychlorierte Biphenyle<br />
(PCB) enthalten.<br />
AUSREICHENDE PROBENENTNAHME<br />
In <strong>der</strong> Vergangenheit stellte sich auch immer<br />
die Frage nach dem Untersuchungsumfang.<br />
Wurden genügend Bauteile geöffnet<br />
und genügend Proben untersucht,<br />
um mit hinreichen<strong>der</strong> Sicherheit sagen zu<br />
können, dass in kommunalen Gebäuden<br />
Fotos: Competenza<br />
vorhandene Schadstoffe vollumfänglich<br />
erkannt wurden?<br />
Mit dieser Fragestellung haben wir uns<br />
in den letzten Jahren in <strong>der</strong> Kommission<br />
zur VDI-Richtlinie 6202 Blatt 3 am Beispiel<br />
von Asbest intensiv auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />
Die im Herbst 2021 im Weißdruck,<br />
also <strong>der</strong> endgütigen Fassung, erschienene<br />
Richtlinie gibt dem Anwen<strong>der</strong> ein Statistik-Tool<br />
an die Hand, welches ihm ermöglicht,<br />
die erfor<strong>der</strong>liche Anzahl von Proben<br />
zu berechnen und die damit verbundene<br />
Aussagesicherheit <strong>der</strong> Untersuchungen<br />
anzugeben.<br />
Auch wenn es keine absolute Sicherheit<br />
gibt, so bedeutet eine 95-prozentige Aussagesicherheit<br />
von Untersuchungsergebnissen,<br />
dass vorhandene Schadstoffe nahezu<br />
vollständig aus dem Stoffkreislauf<br />
entfernt werden.<br />
ABTRENNUNG VOR DEM ABBRUCH<br />
Im Idealfall erfolgt die Entfernung hierbei<br />
durch Abtrennung vor dem eigentlichen<br />
Abbruch. Als Beispiel sei die Entfernung<br />
von PCB-haltigen Farben von mineralischen<br />
Untergründen genannt.<br />
Für den Bauherren bedeutet dieses Vorgehen<br />
auch eine höhere Sicherheit im Planungsprozess<br />
<strong>der</strong> Maßnahme und damit<br />
verbunden eine höhere Kostensicherheit.<br />
Grundsätzlich kann das Statistik-Tool,<br />
was die Untersuchung von Materialien<br />
betrifft, auch auf an<strong>der</strong>e Schadstoffe als<br />
Asbest angewendet werden.<br />
Darüber hinaus wurde mit <strong>der</strong> VDI-<br />
Richtlinie 6202 Blatt 3 auch ein Standard<br />
definiert, auf welche asbesthaltigen Verwendungen<br />
konkret untersucht werden<br />
muss. In <strong>der</strong> Kommission zur VDI-Richtlinie<br />
6202 Blatt 2 beschäftigen wir uns<br />
<strong>der</strong>zeit mit <strong>der</strong> Frage, wie ein ähnliches<br />
Standarduntersuchungsprogramm auch<br />
für an<strong>der</strong>e Schadstoffe (PCB, PAK etc.)<br />
definiert werden kann. Jörg Wohlgemuth<br />
DER AUTOR<br />
Dr. F. Jörg Wohlgemuth ist Diplom-Chemiker<br />
und Prokurist <strong>der</strong> Competenza GmbH. Er ist als<br />
öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger<br />
für Schadstoffe im Innenraum tätig.<br />
40 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
41
Technik & Innovation<br />
SICHERHEIT<br />
Technik & Innovation<br />
KRITERIEN FÜR ZUTRITTS-<br />
LÖSUNGEN (AUSWAHL):<br />
• Anzahl, Art und Benutzungsintensität<br />
<strong>der</strong> Türen,<br />
• Prozesse im Unternehmen, die von<br />
<strong>der</strong> Zutrittskontrolle tangiert werden,<br />
• Integration mit an<strong>der</strong>en Sicherheitsgewerken<br />
wie Fluchtwegsteuerungssysteme,<br />
Alarmanlagen o<strong>der</strong> Videoüberwachung,<br />
• regulatorische Anfor<strong>der</strong>ungen wie<br />
Brandschutztüren, Arbeitsschutzvorschriften<br />
o<strong>der</strong> Datenschutz.<br />
Elektronische Zutrittslösungen<br />
Sicherheit nach Maß<br />
Mehr als Zutrittssteuerung: Elektronische Lösungspakete können langfristig<br />
Kosten senken, die Flexibilität bei <strong>der</strong> Raumnutzung sowie den Schutzfaktor<br />
erhöhen und den Anwendungskomfort steigern.<br />
Funkvernetzung eignet sich für Zutrittspunkte, an denen eine Echtzeit-Zutrittskontrolle gewünscht ist,<br />
aber keine Kabel verlegt werden sollen.<br />
Foto; SALTO Systems<br />
In öffentlichen Einrichtungen sind<br />
noch immer viele Türen mit mechanischen<br />
Schließsystemen ausgestattet.<br />
In <strong>der</strong> Erstanschaffung sind sie günstig,<br />
offenbaren aber bereits bald ihre Schwächen:<br />
Sie sind zeit- und kostenaufwändig<br />
zu administrieren, sie sind unflexibel bei<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Raumnutzung, und sie<br />
bieten ein äußerst beschränktes Sicherheitsniveau.<br />
Der günstige Erstanschaffungspreis<br />
erweist sich auch als Bumerang,<br />
wenn Teile o<strong>der</strong> die gesamte Anlage<br />
bei Schlüsselverlusten kostspielig ergänzt<br />
o<strong>der</strong> ersetzt werden müssen.<br />
Als Alternative setzen Anwen<strong>der</strong> auf<br />
Offline-Zutrittssysteme o<strong>der</strong> elektronische<br />
Schließsysteme. Allerdings prüfen<br />
viele Schließanlagen dieser Art lediglich<br />
„an <strong>der</strong> Tür berechtigt o<strong>der</strong> nicht“. Dieses<br />
Verfahren kopiert letztlich nur den eingeschränkten<br />
Funktionsumfang eines<br />
mechanischen Schließsystems, bietet allerdings<br />
den Vorteil, dass bei einem<br />
Schlüsselverlust nicht die gesamte Anlage<br />
ersetzt werden muss: Anwen<strong>der</strong> können<br />
Än<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Raumnutzung in <strong>der</strong><br />
Anlage umsetzen, ohne Zylin<strong>der</strong> tauschen<br />
zu müssen. Allerdings nur, indem<br />
sie jeden elektronischen Zylin<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />
Beschlag einzeln aktualisieren.<br />
Auch verkabelte elektronische Zutrittskontrollen<br />
werden an Außentüren o<strong>der</strong><br />
für Sicherheitsbereiche eingesetzt. Sie<br />
bieten die volle Funktionalität einer Zutrittslösung<br />
in Echtzeit, wodurch man<br />
umgehend und komfortabel Berechtigungen<br />
vergeben und entziehen, Drittsysteme<br />
wie Drehsperren o<strong>der</strong> automatische<br />
Türsysteme ansteuern und vielfältige Sicherheitsmechanismen<br />
abbilden kann.<br />
Diese Online-Lösungen sind jedoch nur<br />
dann praktikabel, wenn es um die Sicherung<br />
einer sehr begrenzten Anzahl von<br />
Türen geht. In den meisten Fällen sind sie<br />
angesichts <strong>der</strong> komplexen Installation<br />
und des riesigen Volumens von zu verlegenden<br />
Kabeln im Innenbereich unverhältnismäßig<br />
teuer.<br />
Ein Fallstrick bei vielen Online-Lösungen<br />
ist obendrein das Lizenzmodell <strong>der</strong><br />
Software. Viele Anbieter verlangen nicht<br />
nur jährliche Lizenzgebühren für ihre<br />
Software, son<strong>der</strong>n zusätzlich eine Lizenz<br />
pro Tür, manche for<strong>der</strong>n sogar Gebühren<br />
für Updates. Das wird für Endanwen<strong>der</strong><br />
zur bösen Überraschung, wenn die Anlage<br />
erweitert wird o<strong>der</strong> die Gebühren<br />
steigen. Vorzuziehen ist ein Modell, bei<br />
dem die Kosten für die Software nur<br />
einmal zu Beginn entrichtet werden.<br />
Bei modular aufgebauten, webbasierten<br />
Systemen fallen dann nur noch zusätzliche<br />
Kosten an, wenn neue Funktionen<br />
hinzugebucht werden.<br />
VIRUTELLE VERNETZUNG ALS<br />
KÖNIGSDISZIPLIN<br />
Ein eleganter Weg, um den Verwaltungsaufwand<br />
zu reduzieren, gleichzeitig<br />
aber keine Kabel verlegen zu<br />
müssen, sind elektronische Zutrittslösungen<br />
auf Basis eines virtuellen Netzwerkes.<br />
Sie verbinden eine Online-Zutrittskontrolle<br />
an den Außentüren mit<br />
offline vernetzter kabelloser Türhardware<br />
an Innentüren. Damit bieten sie<br />
mehr Flexibilität und Sicherheit als<br />
Mechanik und kommen ohne teure Kabel<br />
im Innenbereich aus.<br />
In einem virtuellen Netzwerk befinden<br />
sich Zutrittsberechtigungen ausschließlich<br />
auf dem Identifikationsmedium<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zutrittskarte. Das heißt:<br />
In den kabellosen und batteriebetriebenen<br />
elektronischen Beschlägen o<strong>der</strong><br />
Zylin<strong>der</strong>n sind keine Berechtigungen<br />
gespeichert. Sie prüfen beim Vorhalten<br />
<strong>der</strong> Karte lediglich die Zutrittsberechtigung<br />
und geben die Tür frei. Dabei werden<br />
Informationen über gesperrte<br />
Identmedien o<strong>der</strong> Batteriestände aus<br />
den Beschlägen und Zylin<strong>der</strong>n auf die<br />
Identmedien geschrieben und somit<br />
weitergegeben.<br />
Die Zutrittsrechte gelangen über Online-Wandleser<br />
o<strong>der</strong> dafür aktivierte<br />
Wireless-Beschläge und -Zylin<strong>der</strong> auf<br />
die Karte. Gleichzeitig lesen sie die<br />
Wartungs- und Protokolldaten von <strong>der</strong><br />
Karte und übertragen sie an den zentralen<br />
Server. Die Hardware fungiert<br />
dabei nicht nur als Update-Terminal,<br />
son<strong>der</strong>n als Zutrittsleser. Die Datenübertragung<br />
erfolgt hochverschlüsselt.<br />
Ein virtuelles Netzwerk allein erfüllt<br />
allerdings nicht immer alle Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
An manchen Zutrittspunkten<br />
wird eine Echtzeit-Zutrittskontrolle<br />
o<strong>der</strong> Türstatusüberwachung gewünscht,<br />
auch wenn sich eine Verkabelung<br />
nicht umsetzen lässt. Hier bietet<br />
sich eine Funkvernetzung (Wireless)<br />
<strong>der</strong> kabellosen Türkomponenten mit<br />
dem Server über Gateways an. Bluetooth<br />
eignet sich als perfekte Basistechnologie:<br />
So kann man klassische Zutrittsdaten<br />
wie Berechtigungen, Sperrlisten,<br />
Türstatus o<strong>der</strong> Batteriestand<br />
übermitteln. Außerdem gewährleistet<br />
Bluetooth eine stabile Kommunikation<br />
zwischen <strong>der</strong> Hardware, eine hohe<br />
Übertragungsgeschwindigkeit, große<br />
Datenraten und geringe Latenz. Obendrein<br />
stellt die Technologie etliche Sicherheitsmechanismen<br />
bereit. Entscheidend<br />
ist aber auch bei <strong>der</strong> Funkvernetzung,<br />
in welcher Form das Zutrittssystem<br />
die Daten übermittelt. Hier<br />
setzt zum Beispiel ein Hersteller auf die<br />
neuesten Möglichkeiten und sichert die<br />
verbreiteten Daten mit einer AES-<br />
256-Bit-Verschlüsselung – <strong>der</strong> höchsten<br />
<strong>der</strong>zeit verfügbaren Verschlüsselung.<br />
Bluetooth als Übertragungstechnologie<br />
in Wireless-Systemen weist insbeson<strong>der</strong>e<br />
gegenüber einer Vernetzung<br />
über WLAN deutliche Vorteile auf.<br />
Nicht immer ist gewährleistet, dass alle<br />
Elemente in einem WLAN reibungslos<br />
miteinan<strong>der</strong> funktionieren. Än<strong>der</strong>ungen<br />
an <strong>der</strong> Konfiguration einzelner Geräte,<br />
die eigentlich nichts mit <strong>der</strong> Zutrittskontrolle<br />
zu tun haben, können<br />
die Kompatibilität beeinträchtigen. Darüber<br />
hinaus verursachen die Sicherheitseinstellungen<br />
von WLANs häufig<br />
Probleme in <strong>der</strong> Praxis, wenn die Firewall<br />
Datenströme blockiert o<strong>der</strong> Ports<br />
an Routern nicht freigegeben wurden.<br />
Überdies kann in einem WLAN die<br />
Priorisierung <strong>der</strong> Datenpakete zu Verzögerungen<br />
beim Datentransfer führen.<br />
Kurz: Elektronische Zutrittslösungen<br />
sind so vielfältig wie die Einsatzbereiche<br />
in Unternehmen und öffentlichen<br />
Einrichtungen. Um zu einem optimalen<br />
System zu gelangen, ist eine sorgfältige<br />
Planung mit Pflichtenheft unabding<strong>der</strong>bar.<br />
Darauf aufbauend lohnt sich ein<br />
Anbietervergleich, zum Beispiel mit<br />
Teststellungen. Axel Schmidt<br />
DER AUTOR<br />
Axel Schmidt ist Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
SALTO Systems GmbH in Wuppertal.<br />
blueSmar t.<br />
Kontrolle<br />
ist alles.<br />
Wer, wann, wo Zutritt erhält – mit <strong>der</strong><br />
elektronischen Zutritts organisation<br />
blueSmart von Winkhaus haben Sie<br />
die volle Kontrolle.<br />
blueSmart Vorteile<br />
+ Schlüsselbetätigtes System<br />
+ Nahezu kontakloses Öffnen<br />
von Türen<br />
+ Batterielose und desinfizierbare<br />
Schlüssel<br />
+ Flächenbündige Schließzylin<strong>der</strong><br />
+ Virtuelle Netzwerk-Technologie<br />
+ Intelligente Befehlsverbreitung<br />
+ Zutrittsberechtigungen per<br />
App empfangen und übertragen<br />
+ Rückprotokollierung von<br />
Komponentendaten an die<br />
Verwaltungssoftware<br />
+ Online-Komfort zum Offline-Preis<br />
+ Für jede Tür den passenden<br />
Komponententyp<br />
42 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
winkhaus.de 43
Technik & Innovation<br />
SICHERHEIT<br />
Technik & Innovation<br />
bestehenden Ermittlungsverfahren genutzt<br />
werden. Im Corona-Jahr 2021<br />
gab es 3606 Einsätze in Verbindung<br />
mit <strong>der</strong> Videobeobachtung und 2455<br />
Archivierungsaufträge.<br />
günstigt. O<strong>der</strong> wenn davon auszugehen<br />
ist, dass an einem Ort zukünftig<br />
Straftaten von erheblicher Bedeutung<br />
verabredet, vorbereitet o<strong>der</strong> begangen<br />
werden.<br />
Ist <strong>der</strong> vermehrte Einsatz von Videokameras<br />
eine Reaktion auf die Silvesternacht<br />
2015?<br />
Fühlen sich Bürgerinnen und Bürger<br />
durch Videopräsenz sicherer o<strong>der</strong> vor<br />
allem kontrolliert?<br />
Die digitale Präsenz vor Ort ist umstritten, aus Sicht <strong>der</strong> Polizei aber sinnvoll.<br />
Foto: Adobe Stock/Kadmy<br />
Lotz: Die „Kölner Silvesternacht“ war<br />
einer <strong>der</strong> maßgeblichen Auslöser für<br />
die Präsenzoffensive, zu <strong>der</strong> auch die<br />
Videobeobachtung zählt. In <strong>der</strong> ersten<br />
Ausbaustufe übertrugen Kameras Bil<strong>der</strong><br />
vom Hauptbahnhof und aus dem<br />
Domumfeld. Später auch von <strong>der</strong> Partymeile<br />
„Ringe“.<br />
Lotz: Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich:<br />
Sie reichen von ausdrücklicher<br />
Befürwortung bis hin zu <strong>der</strong>zeit<br />
noch anhängigen Klagen gegen die Videobeobachtung.<br />
Wie ist Ihr Fazit bis jetzt?<br />
Kriminalität<br />
Live-Überblick<br />
Massive Übergriffe auf Frauen: Die Silvesternacht 2015 in Köln war einer <strong>der</strong><br />
maßgeblichen Anlässe dafür, die Videobeobachtung <strong>der</strong> Domstadt auszuweiten.<br />
Die Vorfälle machten bundesweit<br />
Schlagzeilen: In <strong>der</strong> Silvesternacht 2015<br />
wurden zahlreiche Frauen bestohlen<br />
und zum Teil massiv sexuell bedrängt.<br />
Hätte mit Videobeobachtung die Nacht<br />
an<strong>der</strong>s verlaufen können?<br />
Martin Lotz: Mit einem Live-Überblick<br />
über den Bahnhofsvorplatz hätten die<br />
Einsatzbearbeiter <strong>der</strong> Leitstelle die<br />
Lage an<strong>der</strong>s einschätzen können. Im<br />
besten Fall hätte die Polizei durch konsequentes<br />
Einschreiten Übergriffe verhin<strong>der</strong>n<br />
können.<br />
Wie ist die Situation in Köln heute?<br />
Lotz: Die Videobeobachtung ist ein<br />
Baustein <strong>der</strong> 2016 gestarteten Präsenzoffensive<br />
an Brennpunkten. Seitdem<br />
wird Videobeobachtung verstärkt eingesetzt,<br />
um Gefahrensituationen frühzeitig<br />
erkennen und schnell handeln<br />
zu können. Hinweisschil<strong>der</strong> informieren<br />
über die Videobeobachtung – es ist<br />
also klar, dass die Polizei je<strong>der</strong>zeit im<br />
Bild ist, und die wahrnehmbare Videobeobachtung<br />
hat sicherlich eine abschreckende<br />
Wirkung.<br />
Abschreckung ist das eine, Strafverfolgung<br />
das an<strong>der</strong>e. Nach <strong>der</strong> Silvesternacht<br />
2015 gab es zahlreiche Anzeigen,<br />
aber kaum Verurteilungen. Wäre das<br />
mit Videoaufzeichnungen an<strong>der</strong>s ausgegangen:<br />
Leisten sie einen Beitrag zur<br />
Identifizierung von Tatverdächtigen?<br />
Lotz: Die Statistik <strong>der</strong> vergangenen<br />
zwei Jahre gibt einen Hinweis darauf,<br />
dass es so ist. 2020 gab es 4149 Einsätze,<br />
die durch die Videobeobachtung<br />
erfasst wurden o<strong>der</strong> bei denen sie im<br />
Einsatzverlauf hinzugeschaltet wurde,<br />
um zum Beispiel bei Fahndungen zu<br />
unterstützen. Daraufhin gab es 1986<br />
Archivierungsaufträge in Verbindung<br />
mit <strong>der</strong> Videobeobachtung: Aufträge<br />
zur Speicherung von Videoaufzeichnungen,<br />
die zur Beweissicherung in<br />
Wie viele Videokameras haben Sie in<br />
Köln im Einsatz?<br />
Lotz: Die Videobeobachtungszentrale<br />
<strong>der</strong> Leitstelle <strong>der</strong> Polizei Köln hat Zugriff<br />
auf 103 Kameras im Kölner Stadtgebiet.<br />
Lediglich sieben Kameras am<br />
Breslauer Platz werden aktuell nicht<br />
genutzt. Die genauen Standorte sowie<br />
die Sichtbereiche <strong>der</strong> Videobeobachtung<br />
sind je<strong>der</strong>zeit im Internetauftritt<br />
<strong>der</strong> Polizei Köln einsehbar.<br />
Wie lange sind die Bilddaten verfügbar?<br />
Lotz: Sie werden 24 Stunden am Tag erfasst,<br />
aufgezeichnet, gespeichert und<br />
nach 14 Tagen automatisch gelöscht,<br />
sofern sie nicht als Beweismittel in<br />
Strafverfahren dienen.<br />
An welchen Orten im öffentlichen Sektor<br />
macht Videobeobachtung Sinn?<br />
Lotz: Sie darf nur stattfinden, wenn ein<br />
unverzügliches Eingreifen <strong>der</strong> Polizei<br />
möglich ist. Bei allen Videobereichen<br />
handelt es sich um Kriminalitätsschwerpunkte<br />
mit einer Vielzahl an<br />
Delikten und Einsatzanlässen: Videobeobachtung<br />
macht Sinn, wenn Gefahrenabwehr<br />
und Strafverfolgung mit<br />
ihrer Hilfe effektiver sind. Ebenso,<br />
wenn an einem Ort in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
wie<strong>der</strong>holt Straftaten begangen<br />
wurden und <strong>der</strong> Ort die Straftaten be-<br />
Lotz: Aus Sicht <strong>der</strong> Kölner Polizei ist<br />
das Fazit für die verstärkte Videobeobachtung<br />
auf jeden Fall positiv.<br />
<br />
Interview: Sabine Schmidt<br />
ZUR PERSON<br />
Foto: Polizei Köln<br />
Martin Lotz ist Leiten<strong>der</strong> Polizeidirektor,<br />
Leiter <strong>der</strong> Direktion Gefahrenabwehr und<br />
Einsatz in Köln.<br />
ONLINE<br />
Videobeobachtung in Köln:<br />
https://koeln.polizei.nrw/artikel/<br />
polizeiliche-videobeobachtung-in-koeln<br />
VIELSEITIGE<br />
ZUTRITTSLÖSUNGEN<br />
–––<br />
FÜR JEDEN ZUTRITTSPUNKT<br />
Vielfältige Beschläge, Schlösser, Zylin<strong>der</strong><br />
und Wandleser für Türen aller Art sowie<br />
Aufzüge, Zufahrten, Tore, Möbel u.v.m.<br />
–––<br />
FÜR MASSGESCHNEIDERTE SYSTEME<br />
Flexible Kombination von virtueller Vernetzung,<br />
Funkvernetzung, Mobile Access,<br />
Online- und Cloud-Systemen.<br />
–––<br />
FÜR EFFIZIENTEN BETRIEB<br />
Optimierte digitale Prozesse durch Integration<br />
mit Drittsystemen sowie Einbindung in<br />
die vorhandene IT- und Systemlandschaft.<br />
44 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
SALTO Systems GmbH<br />
www.saltosystems.de<br />
45
Technik & Innovation<br />
NEUES AUS DER WIRTSCHAFT<br />
Technik & Innovation<br />
Gefahr minimieren<br />
Aufgeblähte und explodierende Akkus in<br />
Notebooks sowie Smartphones stellen ein<br />
Risiko für Behörden und Unternehmen<br />
dar: Ihnen obliegen Versicherung und<br />
Haftung, da Mitarbeiter ihre Geräte im<br />
Büro und zu Hause nutzen sowie transportieren.<br />
Die Firma AfB bietet seit Kurzem<br />
eine spezielle Akku-Box an: für die<br />
ADR-konforme Lagerung und den Transport<br />
von Geräten mit strukturell verän<strong>der</strong>ten<br />
Akkus. Mit Hilfe des behördlich<br />
zertifizierten Sicherheitskonzepts absorbiert<br />
die Akku-Box laut Unternehmen<br />
giftige Rauchgase und schützt bei einer<br />
Akku-Explosion vor Splittern. AfB übernimmt<br />
auch den DSGVO-konformen<br />
Transport sowie die sichere und zertifizierte<br />
Datenvernichtung.<br />
www.afb-group.de/akku-box<br />
Die Akku-Box absorbiert giftige Rauchgase und<br />
schützt bei einer Akku-Explosion vor Splittern.<br />
Paniktüren erkennbar sichern<br />
Die Euro-Norm DIN EN 1125 legt fest,<br />
dass Paniktüren im Verlauf von Fluchtund<br />
Rettungswegen nur noch mit horizontalen<br />
Betätigungsstangen (Stangengriffe<br />
bzw. Druckstangen) versehen werden<br />
dürfen. Damit <strong>der</strong> Notausgang nicht<br />
missbräuchlich benutzt wird, sollte <strong>der</strong><br />
Stangengriff mit einem Sicherungssystem<br />
versehen werden – beispielsweise mit<br />
dem EH-Türwächter von GfS. Er baut eine<br />
erkennbare Hemmschwelle auf, um unbefugte<br />
Benutzung zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Gleichzeitig kann die Tür im Notfall leicht<br />
und schnell geöffnet werden.<br />
Das System panicLock AP4 sorgt dafür, dass <strong>der</strong> Fluchtweg je<strong>der</strong>zeit offen ist und umgekehrt von<br />
außen kein Unberechtigter Zutritt erhält.<br />
Kitas und Schulen schützen<br />
Die Anti-Panik-Verriegelung panicLock<br />
AP4 von Winkhaus sichert sowohl einals<br />
auch zweiflügelige Außentüren für<br />
Flucht- und Rettungswege. Laut Firma ist<br />
die Technologie beson<strong>der</strong>s flexibel: So<br />
kann man beispielsweise für einflügelige<br />
Türen gemäß EN 179 dieselbe Verriegelungsvariante<br />
verwenden wie für Türen,<br />
die den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EN 1125 entsprechen.<br />
Ebenso flexibel zeigt sich panicLock<br />
AP4 im Zusammenspiel mit Profilzylin<strong>der</strong>n:<br />
Es können Zylin<strong>der</strong> sowohl mit als<br />
auch ohne Freilauffunktion eingebaut<br />
werden. Das Programm hält für alle relevanten<br />
Variationen von Notausgangs-<br />
Beim Herunterdrücken des Stangengriffes<br />
verschiebt sich <strong>der</strong> GfS EH-<br />
Türwächter senkrecht nach unten, wobei<br />
ein akustischer Alarm ertönt. Nur mit<br />
Hilfe eines Schlüssels kann <strong>der</strong> Alarm<br />
quittiert und <strong>der</strong> EH-Türwächter wie<strong>der</strong><br />
in seine Ausgangsposition zurückgestellt<br />
werden. Für anhaltenden Durchgangsbetrieb<br />
ist die Dauerfreigabe des Systems<br />
über den entsprechenden Geräteschlüssel<br />
möglich.<br />
www.gfs-online.com<br />
und Fluchttüren (B*, D**, E***) passende<br />
Lösungen bereit. Mit einem Drücker sowohl<br />
auf <strong>der</strong> Innen- als auch auf <strong>der</strong><br />
Außenseite sorgt panicLock AP4 dafür,<br />
dass <strong>der</strong> Fluchtweg je<strong>der</strong>zeit offen ist und<br />
umgekehrt von außen kein Unberechtigter<br />
Zutritt hat. In dieser Ausstattung bietet<br />
sich eine solche Tür beson<strong>der</strong>s für<br />
Schulen an. Für Kin<strong>der</strong>tagesstätten hat<br />
Winkhaus mit <strong>der</strong> Notausgangs-Verriegelung<br />
panicLock AP179 AV3OR KG speziell<br />
eine Variante für unterschiedlich hoch<br />
sitzende Türgriffe entwickelt.<br />
www.winkhaus.de<br />
Der EH-Türwächter für Stangengriffe baut<br />
eine erkennbare Hemmschwelle gegen<br />
missbräuchliche Nutzung des Notausgangs auf.<br />
46 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Fotos: AfB, Winkhaus, GfS<br />
Foto: IHK/Kurt Fuchs<br />
Skalierbare Zutrittskontrolle für öffentliche Gebäude<br />
Viele Kommunen wollen schrittweise alle<br />
Liegenschaften in einem gemeinsamen<br />
Zutrittskontrollsystem integrieren. Dabei<br />
gilt es, den berechtigten Zutritt von Verwaltungsbeschäftigten<br />
und Bürgern so<br />
komfortabel wie möglich zu gestalten und<br />
den unkontrollierten Zugang zu nicht öffentlichen<br />
Bereichen zu verhin<strong>der</strong>n. Bei<br />
dem Zutrittskontrollsystem AccessOne<br />
wird eine Mischung aus konventioneller<br />
Zutrittskontrolle und intelligenter, mechatronischer<br />
Schließtechnik angewendet.<br />
Die Schnittstelle zwischen <strong>der</strong> verkabelten<br />
Zutrittskontrolle und den mechatronischen<br />
Offline-Schließgeräten<br />
bilden die RFID-Schließmedien.<br />
Die Zutrittsberechtigungen werden direkt<br />
auf den Schließmedien <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
gespeichert, wie RFID-Ausweise<br />
o<strong>der</strong> Elektronikschlüssel. Dabei ist die<br />
Programmierung <strong>der</strong> mechatronischen<br />
Schließgeräte nur einmal notwendig:<br />
Nach einer initialen Basisprogrammierung<br />
müssen selbst bei Organisationsän<strong>der</strong>ungen<br />
o<strong>der</strong> Schlüsselverlusten die<br />
Anzeige<br />
Das neue Haus <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>der</strong> IHK Mittelfranken<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at<br />
in Nürnberg.<br />
5/22<br />
Foto: CES<br />
Schließgeräte an den Türen nicht mehr<br />
aufgesucht werden. Das Herzstück <strong>der</strong><br />
AccessOne sind die Zutrittskontrollzentralen,<br />
auch Controller genannt. Sie übernehmen<br />
sowohl die Türsteuerung als<br />
auch die Türenüberwachung und sind so<br />
gestaltet, dass eine Vielzahl von Türsituationen<br />
abgebildet werden kann. So sind<br />
von <strong>der</strong> einfachen Türöffnung über die<br />
Anbindung einer Einbruchmeldeanlage<br />
bis hin zur komplexen Flucht- und Rettungswegesteuerung<br />
zahlreiche Funktionen<br />
gegeben.<br />
www.ces.eu<br />
Zutrittssteuerung für Gemeinden und Kommunen:<br />
Spannungsfeld offener Raum versus Sicherheit<br />
Die Kommune ist Anlaufstelle für alle Bürgerinnen<br />
und Bürger. Öffentliche Verwaltungen<br />
haben die schwierige Aufgabe, für den Parteienverkehr<br />
zugänglich zu sein und gleichzeitig<br />
sensible Bereiche vor Unbefugten zu schützen.<br />
Mit einem professionellen Sicherheitskonzept<br />
von PCS Systemtechnik gelingt die Absicherung<br />
aller sensiblen Bereiche in Behörden,<br />
Kommunen und Verwaltungen.<br />
PCS liefert Zutrittsleser für alle Installationsbedingungen,<br />
von Unterputzmontage bis zu mechatronischen<br />
Schließsystemen, außerdem Zeiterfassungsterminals,<br />
RFID-Ausweiserstellung,<br />
Videoüberwachung und die passende Zutrittskontrollsoftware.<br />
Projektdienstleistungen wie<br />
Beratung, Planung, Realisierung und Wartung<br />
von Systemen runden das Angebot ab.<br />
Flexible Zutrittsleser<br />
Der mechatronische<br />
Offline-Beschlag,<br />
hier ILS-I für<br />
Innentüren, wird<br />
batteriebetrieben<br />
und ist somit<br />
kabellos<br />
zu montieren.<br />
Seit mehr als 30 Jahren realisiert PCS umfassende<br />
Projekte <strong>der</strong> Gebäudesicherheit in allen<br />
Größenordnungen, zum Beispiel im Haus <strong>der</strong><br />
Wirtschaft <strong>der</strong> IHK Mittelfranken in Nürnberg.<br />
Die großangelegte Renovierung 2020 hatte das<br />
Ziel, das Gebäude als offenes Haus für die<br />
Stadtgesellschaft zu gestalten. Dennoch sollten<br />
Bereiche abgesichert werden, wie zum Beispiel<br />
die Außentüren. Damit die Zutrittskontrolle zum<br />
architektonisch anspruchsvollen Gebäude<br />
passt, ließ sich die IHK von PCS beraten und<br />
wählte Zutrittsleser, die zum Schalterprogramm<br />
kompatibel sind. Einzelne Bürotüren im Gebäude<br />
werden direkt am Beschlag mit elektronischen<br />
Schließzylin<strong>der</strong>n ohne Verkabelung abgesichert.<br />
Geöffnet werden die Zugänge mit Mitarbeiterausweisen,<br />
die sowohl für die Onlineals<br />
auch die Offline-Zutrittskontrolle genutzt<br />
werden. Die Karten eignen sich außerdem für<br />
die Zeiterfassung und das Druckermanagement.<br />
Diese Flexibilität des Zutrittskontrollsystems<br />
schafft Freiheit bei <strong>der</strong> Organisation des Arbeitsumfelds<br />
im „Haus <strong>der</strong> Wirtschaft“.<br />
PCS Systemtechnik GmbH<br />
Pfälzer-Wald-Str. 36<br />
81539 München<br />
Tel.: 089 68004 -0<br />
Fax: 089 68004 -410<br />
intus@pcs.com<br />
www.pcs.com<br />
Advertorial<br />
47
Kommunalentwicklung<br />
Planen & Bauen<br />
Intelligente Gründach-Pilotanlage: Seit Herbst 2021 werden am Retentionsgründach-Carport am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) wichtige<br />
Kennzahlen zur Wasser- und Energiebilanz generiert und Bewässerungsexperimente durchgeführt.<br />
MASTERPLAN GRÜN<br />
LEIPZIG 2030<br />
Der Masterplan umfasst folgende<br />
Themenfel<strong>der</strong>:<br />
• Anpassung an den Klimawandel,<br />
• gesundheitsför<strong>der</strong>nde Umwelt- und<br />
Lebensverhältnisse,<br />
• Umweltgerechtigkeit,<br />
• Erhalt <strong>der</strong> biologischen Vielfalt,<br />
• umweltgerechte Mobilität.<br />
DER AUTOR<br />
David Quosdorf ist Mitarbeiter des<br />
Referats Kommunikation <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
Leipzig.<br />
Klimaanpassung<br />
Stadt als Schwamm<br />
Steigende Temperaturen und Starkregen: Um beiden Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
gerecht werden zu können, will Leipzig zur Sponge City werden. Dazu<br />
beitragen sollen zusätzliche Grünflächen und Versickerungsmöglichkeiten.<br />
In <strong>der</strong> Innenstadt, aber auch in an<strong>der</strong>en<br />
stark versiegelten Quartieren <strong>der</strong> Stadt<br />
Leipzig treten die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Klimawandels beson<strong>der</strong>s zutage:<br />
Hitze und Dürre auf <strong>der</strong> einen und Starkregenfälle<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Mit <strong>der</strong><br />
steigenden Verdichtung, bedingt durch<br />
das Wachstum <strong>der</strong> sächsischen Stadt, verschärft<br />
sich das Problem. Die Umgestaltung<br />
zur Schwammstadt („Sponge City“)<br />
soll beides lösen.<br />
Über eine freiraumorientierte Stadtentwicklung<br />
schafft die Stadt Leipzig (rund<br />
587.000 Einwohner) die Grundlage für<br />
eine „doppelte Innenentwicklung“. Sie<br />
bezieht die graue Infrastruktur – in Form<br />
von Gebäuden, Straßen und an<strong>der</strong>er versiegelter<br />
Flächen – ein, erweitert und qualifiziert<br />
die grün-blaue Infrastruktur.<br />
Dies geschieht beispielsweise durch Straßenbäume,<br />
Parks und naturnahe Gewässer,<br />
die neben Kühlung, Regenrückhalt<br />
und Erholung viele weitere Funktionen<br />
erfüllen, um die Stadt lebenswerter zu<br />
machen.<br />
Strategien und Maßnahmen zur Sicherung<br />
sowie Entwicklung <strong>der</strong> grün-blauen<br />
Infrastruktur formuliert <strong>der</strong> Masterplan<br />
Grün Leipzig 2030. Bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />
eines neuen Stadtquartiers, beispielsweise<br />
des Eutritzscher Freiladebahnhofs,<br />
und bei <strong>der</strong> Entwicklung neuer Grünflächen<br />
wie <strong>der</strong> Rietzschke-Aue Sellerhausen<br />
wird das Thema Schwammstadt bereits<br />
mitgedacht.<br />
Die Stadt Leipzig setzt einerseits die<br />
Europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />
um, die vorgibt, dass Gewässer in einen<br />
guten Zustand gebracht werden müssen.<br />
Sie geht aber auch im Sinne <strong>der</strong> Schwammstadt<br />
darüber hinaus: Mit <strong>der</strong> Rietzschke-<br />
Aue wurde eine Klimaoase und ein Retentionsraum<br />
geschaffen, <strong>der</strong> gleichzeitig<br />
<strong>der</strong> Neugestaltung und <strong>der</strong> Renaturierung<br />
48 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Foto: UFZ/M. Ueberham<br />
dient. Auf einer ehemaligen Kleingartenanlage<br />
entstand auf rund 18.000 Quadratmeter<br />
Fläche ein neuer öffentlicher, naturnaher<br />
Stadtteilpark für den Leipziger<br />
Osten.<br />
Die Freifläche dient <strong>der</strong> Verbesserung<br />
des Freizeit- und Aufenthaltswertes für<br />
die hoch verdichteten, nördlich angrenzenden<br />
Wohnquartiere. Ebenso dient er<br />
als Retentionsfläche, um die Wassermassen<br />
bei starken Regenereignissen abzufangen.<br />
Hier wurde Raum für Natur und<br />
Mensch geschaffen. Damit schlägt die<br />
Rietzschke-Aue die Brücke zwischen naturräumlichen,<br />
sozialen und klimatischen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen – und wurde dafür<br />
bereits vom Bündnis <strong>der</strong> Kommunen für<br />
Biologische Vielfalt zum Naturschutzprojekt<br />
des Jahres <strong>2022</strong> gekürt.<br />
Im Quartier 416 wird das Schwammstadt-Konzept<br />
in einem wissenschaftlich<br />
begleiteten Planungsprozess für ein gesamtes<br />
neues Stadtquartier umgesetzt.<br />
Das Amt für Stadtgrün und Gewässer<br />
för<strong>der</strong>t Beratung zum Thema Fassadenbegrünung<br />
im Rahmen des Projektes<br />
Kletterfix. Wesentliche Elemente, die be-<br />
Anzeige<br />
reits in Leipzig Anwendung finden, sind<br />
Baumrigolen, Retentionsgründächer, Rigolen<br />
und natürliche Versickerungsflächen<br />
durch Geländemodellierung.<br />
Einen wichtigen Beitrag zur standortgerechten<br />
Planung dieser blau-grünen<br />
Infrastrukturen stellen auch Starkregenund<br />
Abflussmodelle dar, die bereits gesamtstädtisch<br />
vorhanden sind und von<br />
Fachplanern angewendet werden. Im<br />
Rahmen des Projektes „KAWI-L – Kommunale<br />
Anpassungsstrategien für wassersensible<br />
Infrastrukturen in Leipzig“<br />
haben Stadt und Wasserwerke eine Starkregengefahrenkarte<br />
erstellt, die drei Regenszenarien<br />
mit unterschiedlicher statistischer<br />
Wie<strong>der</strong>kehrzeit darstellt.<br />
Der Prozess einer wassersensiblen<br />
Stadtentwicklung ist eine Daueraufgabe,<br />
die durch praktische Erfahrungen in <strong>der</strong><br />
Umsetzung und Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Forschung<br />
optimiert wird. Die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
besteht darin, wassereffiziente<br />
Stadtplanung von Beginn an integriert<br />
mitzudenken – in Neubauvorhaben, aber<br />
vor allem im Bestand. <br />
<br />
David Quosdorf<br />
Innovatives Dachkonzept gegen Hochwasser<br />
Die Städte sind empfindlich gegenüber den<br />
Folgen des Klimawandels. Wetterextreme führen<br />
zu Überschwemmungen, Hitzeproblemen<br />
und schlechter Luftqualität. Ein begrüntes<br />
Dach ist nicht nur schön anzusehen, es bietet<br />
weitere Vorteile, wie Temperaturregulierung,<br />
Luftreinigung und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Artenvielfalt.<br />
Die heutigen Gründächer gehen noch einen<br />
Schritt weiter, indem sie Regenwasser fast<br />
vollständig speichern und kontrolliert ableiten.<br />
Grafik: Sempergreen<br />
Das Dachkonzept kann mehr Nie<strong>der</strong>schlag<br />
auffangen und verhin<strong>der</strong>t Überschwemmungen.<br />
Dank <strong>der</strong> breiten Palette an Gründachprodukten<br />
bietet Sempergreen für jedes Dach die richtige<br />
Lösung. Das blau-grüne Dachkonzept, das Detentionsdach,<br />
ist dabei ein wichtiges Instrument<br />
im Kampf gegen die zunehmende Zahl extremer<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmengen, insbeson<strong>der</strong>e in städtischen<br />
Gebieten. Dank seiner vier Schichten<br />
kann es das Regenwasser vorübergehend auffangen<br />
und den Abfluss verzögern, selbst wenn<br />
es vollständig gesättigt ist. So wird die Kanalisation<br />
entlastet, was wie<strong>der</strong>um die Überschwemmungsgefahr<br />
verringert. Das wasserspeichernde<br />
Detentionsdach mit einem Sättigungsgewicht<br />
von etwa 90 Kilogramm pro Quadratmeter<br />
macht Gebäude somit klimafest. Es<br />
ist einfach zu installieren und kann auf Flachdächern<br />
und leicht geneigten Dächern von null<br />
bis zwei Grad angebracht werden.<br />
Zusätzlich zu grünen Dächern ist auch das<br />
Integrieren von Sedum zwischen Straßenbahnschienen,<br />
Verkehrsinseln und auf Friedhöfen im<br />
Trend. Dasselbe gilt für Bushaltestellen. Am Beispiel<br />
<strong>der</strong> Stadt Utrecht, die 300 Bushaltestellen<br />
mit grünen Sedum-Dächern versehen hat, orientieren<br />
sich immer mehr Gemeinden und Städte.<br />
Im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Pflanzenarten erfor<strong>der</strong>t<br />
Foto: UFZ/K. Bernhard<br />
Zu den Elementen <strong>der</strong> Schwammstadt, die in<br />
Leipzig bereits eingesetzt werden, gehören<br />
Baumrigolen – wie hier in <strong>der</strong> Kasseler Straße.<br />
Sedum wenig Pflege, kann das ganze Jahr über<br />
installiert werden und ist immer grün. Die Sempergreen-Sedum-Matten<br />
enthalten verschiedene<br />
Arten von Sedum. Im Sommer blühen sie<br />
in verschiedenen Farben.<br />
Sempergreen liefert aus eigenen Gärtnereien<br />
und ist <strong>der</strong> weltweit größte Lieferant von Vegetationsmatten<br />
für Gründächer, vorkultivierten Elementen<br />
für Grünfassaden und Bodendecker.<br />
Sempergreen<br />
Joost de Gier<br />
Defensieweg 1<br />
3984 LR Odijk<br />
Nie<strong>der</strong>lande<br />
Telefon: +31 (0)343 539 699<br />
E-<strong>Mai</strong>: joost.de.gier@sempergreen.com<br />
www.sempergreen.com<br />
Advertorial
Planen & Bauen<br />
Treiber <strong>der</strong> Energiewende: Die Sektorenkopplung<br />
verbindet die Bereiche Strom,<br />
Wärme und Mobilität und sorgt so für<br />
eine effiziente Nutzung erneuerbarer<br />
Energien.<br />
Klimaneutralität<br />
Verzahnt in die Zukunft<br />
Isolierte Energiesysteme gehören <strong>der</strong> Vergangenheit an – davon ist <strong>der</strong><br />
Energieplaner Thomas Vogel überzeugt. Für Kommunen bedeute das,<br />
Quartiersentwicklung neu zu denken und auf Sektorenkopplung zu setzen.<br />
ZUR PERSON<br />
Thomas Vogel ist Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
Firma Zeitgeist Engineering in Nürnberg.<br />
Er entwickelt mit seinem Team nachhaltige<br />
Lösungen für kommunale Unternehmen<br />
und Stadtwerke, insbeson<strong>der</strong>e in<br />
den Bereichen Photovoltaik, Smart<br />
Building, Elektromobilität und Quartierswärmekonzepte.<br />
Fotos: Zeitgeist Engineering, Adobe Stock/Jonas Glaubitz<br />
Für die beste regenerative Energieversorgung<br />
müssen Strom, Wärme und Verkehr<br />
miteinan<strong>der</strong> verzahnt werden, sagen Sie.<br />
Was hat es damit auf sich?<br />
Thomas Vogel: Mit <strong>der</strong> Verknüpfung von<br />
Energieversorgung und Mobilität – <strong>der</strong><br />
Sektorenkopplung – lässt sich das Maximale<br />
aus erneuerbaren Energien herausholen.<br />
Strom von Photovoltaik- o<strong>der</strong><br />
Windkraftanlagen und Wärme von Sonnenkollektoren<br />
o<strong>der</strong> Erdsonden werden<br />
optimal genutzt, da <strong>der</strong> Verbrauch auf<br />
die im Wesentlichen nicht steuerbare Erzeugung<br />
abgestimmt wird. Das gelingt,<br />
indem man beispielsweise mit Photovoltaikstrom<br />
Wärmepumpen betreibt, die<br />
steuerbar Wasser für die Gebäudebeheizung<br />
erwärmen. Wichtig für die Sektorenkopplung<br />
ist, sie auf Quartiersebene<br />
zu denken – also im Zusammenschluss<br />
mehrerer Gebäude, idealerweise mit einem<br />
Mix von Wohn- und Gewerbebauten.<br />
Wenn in den Wohnhäusern tagsüber<br />
nicht geheizt wird, fließt die Wärme in<br />
Pufferspeicher o<strong>der</strong> heizt Gewerbebauten.<br />
Es lässt sich also über die Vernetzung<br />
von Lasten, die aktuell o<strong>der</strong> erst<br />
später anstehen, das volatile Energiedargebot<br />
optimal ausschöpfen.<br />
Welches Netz eignet sich für die Wärmeversorgung<br />
in Quartieren?<br />
Vogel: Eines mit niedrigen Temperaturen.<br />
Es lässt sich beispielsweise aus Bodenflächenkollektoren<br />
mit erdwarmem Wasser<br />
speisen. In den angeschlossenen Gebäuden<br />
wird es dann mittels Wärmepumpen<br />
auf ein höheres Temperaturniveau<br />
gebracht. Ein solches Kaltwärmenetz<br />
bietet für die Erweiterung von<br />
Quartieren große Flexibilität. Denn während<br />
bei einem heißen Fernwärmenetz<br />
ein zusätzliches Heizkraftwerk errichtet<br />
werden müsste, genügt hier ein weiterer<br />
Flächenkollektor, die Einbindung von<br />
Abwärme aus einem nahen Gewerbebetrieb<br />
o<strong>der</strong> das Anzapfen an<strong>der</strong>er Energiequellen,<br />
so wie sie sich eben in <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Situation <strong>der</strong> Gemeinde finden.<br />
Was sollten Kommunen beachten, wenn<br />
sie „sektorengekoppelte“ Quartiere entwickeln<br />
wollen?<br />
Vogel: Sie sollten darauf achten, dass <strong>der</strong><br />
Systemintegrator unabhängig arbeitet. Er<br />
darf kein Interesse haben, ein System A<br />
o<strong>der</strong> B zu verkaufen. Es sollte auch kein<br />
Energieversorger sein, <strong>der</strong> ein eingefahrenes<br />
Contracting Modell zum Ziel hat.<br />
Innovativ, individuell und zukunftsgerichtet<br />
bedeutet, unabhängig die Grundlagen<br />
zu schaffen, individuell nach den<br />
örtlichen Gegebenheiten.<br />
<br />
Interview: Hannah Henrici<br />
In kleinen Kommunen lässt sich<br />
viel bewegen, wenn man<br />
das große Ganze im Blick hat.<br />
Werner Schweizer, Bürgermeister von Klixbüll<br />
Die nordfriesische Gemeinde Klixbüll zeigt, wie kleine Kommunen Großes bewegen:<br />
Mit ihrer Resolution zur Agenda 2030 prüft sie alle kommunalen Entscheidungen<br />
auf ihren Beitrag zur globalen Nachhaltigkeit – zum Beispiel in Bezug auf den CO 2 -<br />
Fußabdruck.<br />
Wenn auch Sie sich mit Ihrer Kommune für lokale Nachhaltigkeit und eine gerechtere<br />
Globalisierung einsetzen möchten, berät, vernetzt und för<strong>der</strong>t Sie die Servicestelle<br />
Kommunen in <strong>der</strong> Einen Welt. info@service-eine-welt.de | www.service-eine-welt.de<br />
mit ihrer<br />
im Auftrag des<br />
designlevel 2 | Foto: Martin Magunia<br />
50 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Die Servicestelle Kommunen in <strong>der</strong> Einen Welt ist Teil von ENGAGEMENT GLOBAL und arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at wirtschaftliche Zusammenarbeit 5/22<br />
und Entwicklung.<br />
ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH | Service für Entwicklungsinitiativen | Friedrich-Ebert-Alle 40 | 53113 Bonn www.engagement-global.de<br />
51
Planen & Bauen<br />
Kommunalentwicklung<br />
Planen & Bauen<br />
Grüne Oasen, die mehr und mehr den<br />
Raum von Asphalt, Beton und Stein<br />
übernehmen: Das wünschen sich<br />
Bürgerinnen und Bürger für die Zukunft.<br />
INFO<br />
Der detaillierte Monitorbericht 2021<br />
ist einzusehen unter<br />
www.agenda2030vorort.de.<br />
DER AUTOR<br />
Oliver Haubner ist Nachhaltigkeitsexperte<br />
in <strong>der</strong> Bertelsmann Stiftung,<br />
Gütersloh.<br />
Bürgerbefragung<br />
Wunsch-Stadt<br />
Mehr Grün und natürliche Lebensräume, weniger Abfall, angemessener und<br />
bezahlbarer Wohnraum: So stellen sich Bürger die lebenswerte Stadt 2030 vor.<br />
Der Beitrag <strong>der</strong> Kommunen kann<br />
nicht hoch genug eingeschätzt<br />
werden, wenn es darum geht, die<br />
17 Ziele einer nachhaltigen Entwicklung<br />
(Sustainable Development Goals, SDGs)<br />
<strong>der</strong> Agenda 2030 <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />
zu erreichen. Denn vor Ort – dort, wo die<br />
Menschen leben – wird Nachhaltigkeit<br />
umgesetzt.<br />
Weltweit lebt mehr als die Hälfte <strong>der</strong><br />
Menschen in Städten, in Deutschland<br />
sind es sogar drei Viertel. Bis zum Jahr<br />
2050 werden über 70 Prozent <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />
in Städten leben. Sie verbrauchen<br />
schon jetzt bis zu 80 Prozent <strong>der</strong><br />
weltweit erzeugten Energie, erwirtschaften<br />
rund 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts<br />
und sind für bis zu 70<br />
Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes <strong>der</strong><br />
Menschheit verantwortlich. Folgerichtig<br />
konstatiert das High-Level Panel für die<br />
Post-2015-Agenda <strong>der</strong> UN: „In den Städten<br />
wird <strong>der</strong> Kampf um eine nachhaltige Entwicklung<br />
gewonnen o<strong>der</strong> verloren.“<br />
In den Kommunen werden Fehleinschätzungen,<br />
vor allem aber auch Erfolge,<br />
Umsetzungsfortschritte und gute Beispiele<br />
für nachhaltige Entwicklung wie<br />
durch ein Brennglas sichtbar. Bedingt<br />
durch ihre Grundausrichtung an den<br />
Paradigmen des Gemeinwohls und <strong>der</strong><br />
Lebensqualität für die Bürger ist Nachhaltigkeit<br />
keine Strategie, die den Kommunen<br />
übergestülpt wird, son<strong>der</strong>n dort<br />
wird sie seit Jahren gelebt. Sie ist Grundlage<br />
des Handelns.<br />
Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung<br />
im Auftrag <strong>der</strong> Bertelsmann Stiftung<br />
ging <strong>der</strong> Frage nach, wie die Menschen<br />
Visionen einer nachhaltigen Stadt<br />
<strong>der</strong> Zukunft für ihren Wohnort bewerten<br />
und wie sie den Umsetzungsstand dort<br />
52 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Foto: Adobe Stock/sururu<br />
einschätzen. Befragt wurden 1019 Personen<br />
ab 14 Jahren in Städten mit mindestens<br />
50.000 Einwohnern. Neun Zukunftsvisionen<br />
wurden exemplarisch aus den<br />
SDGs abgeleitet: Vorstellungen davon,<br />
wie die Stadt <strong>der</strong> Zukunft organisiert und<br />
beschaffen sein könnte.<br />
DIE HOFFNUNG AUF „URBANE WILDNIS“<br />
Die „Urbane Wildnis“ hat sich als bevorzugte<br />
Vision <strong>der</strong> deutschen Stadtbevölkerung<br />
erwiesen: Als Umschreibung einer<br />
Stadt, die in beson<strong>der</strong>em Maße dem Verlust<br />
<strong>der</strong> Artenvielfalt entgegensteuert, indem<br />
sie etwa vielfältige Lebensräume für<br />
Flora und Fauna bietet und sie auch auf<br />
neue Art in bebaute Flächen integriert.<br />
Dicht gefolgt von <strong>der</strong> „Abfallfreien Stadt“,<br />
die sich in unterschiedlichen Handlungsbereichen<br />
am Prinzip <strong>der</strong> Kreislaufwirtschaft<br />
orientiert und die Ressourcen- und<br />
Energieverbräuche auf ein notwendiges<br />
Minimum reduziert. Auf Platz drei: Die<br />
Stadt <strong>der</strong> Zukunft, die allen Menschen<br />
einen ausreichenden, angemessenen und<br />
bezahlbaren Wohnraum bietet. Diese Vision<br />
„Wohnraum für alle“ zeichnet sich<br />
durch eine hohe soziale Gerechtigkeit aus<br />
und kann letztendlich zur Verringerung<br />
<strong>der</strong> Armut in <strong>der</strong> Bevölkerung beitragen.<br />
Den geringsten Anklang fand die Vision<br />
<strong>der</strong> „Sharing City“, in <strong>der</strong> die Menschen<br />
ihre Besitztümer und damit ihren Konsum<br />
auf das Wesentliche konzentrieren:<br />
Indem sie diverse Dinge teilen und leihen,<br />
anstatt sie zu kaufen und dann häufig<br />
kaum benutzt wegzuwerfen und neu anzuschaffen.<br />
Der Ergebnisbericht des Deutschen Instituts<br />
für Urbanistik (Difu) för<strong>der</strong>t nicht<br />
unerheblichen Handlungsbedarf zutage.<br />
Denn <strong>der</strong> Umsetzungsstand aller neun<br />
abgefragten Visionen liegt jeweils deutlich<br />
hinter den Wünschen zurück.<br />
Auch wenn die präferierte Zukunftsvision,<br />
die „Urbane Wildnis“, aus Sicht<br />
<strong>der</strong> Befragten schon heute am weitesten<br />
umgesetzt ist, zeigt sich eine deutliche<br />
Lücke hinsichtlich <strong>der</strong> realen Umsetzung<br />
vor Ort. Die größte Diskrepanz zwischen<br />
<strong>der</strong> Erwünschtheit in <strong>der</strong> Zukunft und<br />
dem aktuellen Umsetzungsgrad findet<br />
sich bei <strong>der</strong> Vision „Wohnraum für alle“,<br />
70<br />
die nicht ohne Grund zu den <strong>der</strong>zeit drängendsten<br />
kommunalen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
überhaupt gehört.<br />
Weiterhin liegen aus Sicht <strong>der</strong> Befragten<br />
nicht unerhebliche Diskrepanzen<br />
beim Konzept <strong>der</strong> „Abfallfreien Stadt“<br />
und <strong>der</strong> „Schwammstadt“, gefolgt von<br />
„Autofreier Stadt“ und <strong>der</strong> „Smart City“.<br />
Der geringste Handlungsbedarf scheint in<br />
<strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Bevölkerung wie<strong>der</strong><br />
bei <strong>der</strong> „Sharing City“ zu liegen.<br />
Die Einschätzungen in <strong>der</strong> Altersgruppe<br />
bis 27 Jahre unterscheiden sich in<br />
einigen Aspekten deutlich von denen <strong>der</strong><br />
befragten Gesamtbevölkerung. Jungen<br />
Menschen ist das Thema „Klima“ deutlich<br />
wichtiger, und auch die Vision <strong>der</strong><br />
„Selbstversorgenden Stadt“ findet bei ihnen<br />
mehr Zuspruch. Beson<strong>der</strong>s wichtig<br />
ist ihnen die „Autofreie Stadt“. Junge<br />
Menschen finden direktdemokratische<br />
Angebote wünschenswerter als an<strong>der</strong>e<br />
Altersgruppen – dies zeigt einen starken<br />
Wunsch nach Partizipation. Darüber hinaus<br />
thematisierte die junge Altersgruppe<br />
deutlich häufiger soziale Themen.<br />
<br />
Oliver Haubner<br />
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<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
53
Planen & Bauen<br />
Kommunalentwicklung<br />
Planen & Bauen<br />
Wenn Bagger und Schaufel zum Einsatz<br />
kommen, sollten alle Haushalte<br />
berücksichtigt sein. Hier hilft ein<br />
Internetportal, das Bürger einsehen und<br />
gegebenenfalls korrigieren können.<br />
DER AUTOR<br />
Tim Wegemann ist Leiter des Bereichs<br />
För<strong>der</strong>mittelberatung <strong>der</strong> tktVivax-Group.<br />
Foto: tkt Vivax<br />
Breitbandausbau<br />
Lückenlose Planung<br />
Ein Problem beim Glasfaserausbau: Adressen, die in <strong>der</strong> Planung vergessen<br />
wurden und daher keinen Anschluss an schnelles Internet erhalten. Digitale<br />
Tools helfen, dies zu vermeiden.<br />
Im Verlauf eines För<strong>der</strong>mittelverfahrens<br />
nehmen die Risiken durch „vergessene<br />
Adressen“ über die Zeitachse<br />
hinweg deutlich zu. Dies gilt auch für die<br />
Eingreifmöglichkeiten: Im ersten Schritt,<br />
etwa bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittelberatung durch<br />
einen externen Berater, sind die anzuschließenden<br />
Adressen zunächst ein<br />
nachgelagertes Thema. Erst im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Markterkundung wird das Projekt<br />
über den Projektträger öffentlich gemacht<br />
und anschließend <strong>der</strong> Markt „befragt“.<br />
Die Meldungen <strong>der</strong> Anbieter über versorgte<br />
und nicht versorgte Adressen werden<br />
dann mit den amtlichen Liegenschaftskatasterdaten<br />
abgeglichen. Das<br />
Ergebnis ist eine Liste <strong>der</strong> unterversorgten<br />
Adressen, die eine erste Basis für die<br />
weiteren Schritte des formalen För<strong>der</strong>verfahrens<br />
liefert. Auch an dieser Stelle ist<br />
es noch unproblematisch, wenn einzelne<br />
Adressen, die übersehen wurden, ergänzt<br />
werden. Selbst wenn <strong>der</strong> vorläufige För<strong>der</strong>bescheid<br />
ergangen ist, ist es möglich,<br />
weitere Adressen hinzuzufügen, damit<br />
sie in <strong>der</strong> Planung und Kostenkalkulation<br />
berücksichtigt werden können.<br />
Problematischer wird es im Rahmen<br />
des anschließenden Ausschreibungsverfahrens.<br />
Wenn man zu diesem Zeitpunkt<br />
vergessene Adressen nachtragen möchte,<br />
verän<strong>der</strong>t das die Ausschreibungsbedingungen.<br />
Ist <strong>der</strong> Auftrag erteilt – sei es<br />
auch vorläufig – wird die Lage noch<br />
schwieriger. Denn dann greifen die vergaberechtlichen<br />
Folgen. So ist es rechtliche<br />
Praxis, dass eine Nichteinhaltung des<br />
Vergaberechts festgestellt wird, sobald<br />
die ausgeschriebene Gesamtsumme um<br />
mehr als zehn Prozent überschritten<br />
wird. Der „Worst Case“ tritt ein, wenn<br />
während <strong>der</strong> Bauphase „vergessene Adressen“<br />
entdeckt werden. Denn zum einen<br />
werden zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
die Kosten je nach Baufortschritt und auf<br />
Basis <strong>der</strong> Planung abgerechnet, von <strong>der</strong><br />
man nicht mehr einfach abweichen kann.<br />
Zum an<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong> Eigentümer einer<br />
Liegenschaft, die nicht berücksichtigt<br />
wurde und so nach dem Ende <strong>der</strong> Baumaßnahmen<br />
nicht ans Netz angeschlossen<br />
ist, meist wenig begeistert und tut das<br />
auch gerne öffentlich kund.<br />
URSACHEN FÜR VERGESSENE ADRESSEN<br />
Ein immer wie<strong>der</strong> auftretendes Problem<br />
sind eingescannte Karten, die als Planungsgrundlage<br />
für ein Glasfasernetz<br />
dienen und oft die Basis für hochkomplexe<br />
Datenbanken <strong>der</strong> Netzbetreiber<br />
sind. Beim Einscannen kann es zu einem<br />
„Blattkantenversatz“ kommen – schon ist<br />
ein tatsächlich existierendes Gebäude<br />
verschwunden. Aber auch die digital vorliegenden<br />
Daten im Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem<br />
(Alkis)<br />
können fehlerhaft sein.<br />
Denn die erste Erfassung erfolgt immer<br />
auf <strong>der</strong> untersten, also <strong>der</strong> kommunalen<br />
Ebene. Danach werden die Daten an das<br />
eigene o<strong>der</strong> an das Kreiskatasteramt übermittelt.<br />
Von dort gehen sie an das Landesvermessungsamt,<br />
das die Daten an das<br />
Bundesamt für Geodäsie weiterspielt.<br />
Hier werden sie nochmals zusammengefasst<br />
und am Ende im Rahmen des Markterkundungsverfahren<br />
den Projektträgern<br />
zur Verfügung gestellt. Hier gibt es immer<br />
auch einen zeitlichen Versatz, <strong>der</strong> mehrere<br />
Jahre umfassen kann. Das führt<br />
nicht selten dazu, dass den Projektträgern<br />
nicht <strong>der</strong> aktuelle Stand als Planungsbasis<br />
zur Verfügung steht.<br />
Eine weitere Ursache ist das Problem<br />
<strong>der</strong> Nebengebäude. Zwar ist gesetzlich<br />
vorgeschrieben, dass ein Gebäude mit<br />
einer von <strong>der</strong> Gemeinde festgelegten<br />
Hausnummer zu versehen ist, jedoch oft<br />
nur eines auf dem Grundstück. Dort befindliche<br />
Nebengebäude wie etwa eine<br />
Scheune haben in <strong>der</strong> Regel keine eigene Adresse. Manche<br />
Gebäude haben zudem gar keine Adresse, son<strong>der</strong>n<br />
nur einen Namen. Dies ist beispielsweise oft bei sogenannten<br />
Aussiedlerhöfen <strong>der</strong> Fall.<br />
HOHER MANUELLER AUFWAND<br />
Ein an<strong>der</strong>es Problem entsteht, wenn in einer Straße von<br />
den Telekommunikationsunternehmen unterschiedliche<br />
Datenübertragungsraten gemeldet werden, die aber nicht<br />
tatsächlich zur Verfügung stehen: Regelmäßig erhalten<br />
wir Adressen in Rückmeldungen aus <strong>der</strong> Markterkundung,<br />
die als nicht unterversorgt gemeldet wurden.<br />
Stichprobenartige Überprüfungen ergeben wie<strong>der</strong>um<br />
ebenso regelmäßig, dass hier keine Produkte mit Bandbreiten<br />
beim Anbieter buchbar sind, die oberhalb <strong>der</strong><br />
Aufgreifschwelle von 100 Mbit/s liegen.<br />
Eine manuelle Überprüfung aller als nicht unterversorgt<br />
gekennzeichneten Gebäude wäre eine sichere Methode,<br />
„vergessene Adressen“ zu identifizieren. Dafür ist<br />
<strong>der</strong> Aufwand jedoch zu groß: Selbst bei einer kleinen<br />
Kommune mit rund 3000 Gebäuden wären dafür mehr<br />
als 30 Arbeitstage nötig. Deswegen kommen für eine<br />
Prüfung nur digitale Werkzeuge infrage. Basis dafür ist<br />
in <strong>der</strong> Regel ein eigenes Internetportal für das Breitbandprojekt,<br />
über das Adressen aktiv abgefragt werden. Unabdingbar<br />
für den Erfolg ist es dabei, diese Website aktiv<br />
zu bewerben – beispielsweise über die lokale Presse<br />
o<strong>der</strong> Social Media.<br />
DIGITALER LÖSUNGSANSATZ<br />
Mit Unterstützung <strong>der</strong> tktVivax-Tochter Vivax Solution<br />
haben wir dieses Verfahren in unterschiedlichen Projekten<br />
implementiert. Anfragende Bürger sehen hier sofort,<br />
ob und wann ihr Gebäude für den Anschluss vorgesehen<br />
ist. Sind hier keine entsprechenden Produkte buchbar<br />
o<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Anschluss gar nicht vorhanden, kann <strong>der</strong><br />
Eigentümer den Eintrag anzweifeln und so aktiv verhin<strong>der</strong>n,<br />
dass er zu einer „vergessenen Adresse“ wird.<br />
Hier lohnt übrigens auch die manuelle Überprüfung <strong>der</strong><br />
umgebenden Liegenschaften, die mutmaßlich ebenfalls<br />
betroffen sein könnten.<br />
Ein solches Portal bietet auch die Möglichkeit, die<br />
Kommunikation mit <strong>der</strong> Bürgerschaft digital abzubilden,<br />
beispielsweise über Newsletter. Dies spart <strong>der</strong> Person,<br />
die für den Breitbandausbau zuständig ist, viel Zeit, da<br />
sich die Anzahl <strong>der</strong> Bürgeranfragen per Telefon o<strong>der</strong> E-<br />
<strong>Mai</strong>ls drastisch reduzieren lässt und so mehr Zeit für die<br />
eigentlichen Aufgaben vorhanden ist.<br />
Dass dies Erfolge bringen kann, zeigt ein Praxisfall in<br />
<strong>der</strong> Stadt Hamm (Nordrhein-Westfalen, rund 180.000<br />
Einwohner): Dort konnten durch <strong>der</strong>artige Maßnahmen<br />
rund 160 Adressen nachträglich in das För<strong>der</strong>verfahren<br />
aufgenommen werden. Das hat sich zudem positiv auf<br />
die endgültige För<strong>der</strong>summe ausgewirkt. <br />
<br />
Tim Wegemann<br />
Wo steht Ihre Kommune auf dem<br />
Weg zu den Nachhaltigkeitszielen<br />
<strong>der</strong> Vereinten Nationen?<br />
Die Antwort finden Sie im<br />
SDG-Portal!<br />
sdg-portal.de Instagram<br />
Ansprechpartner:<br />
Oliver Haubner, Bertelsmann Stiftung<br />
oliver.haubner@bertelsmann-stiftung.de<br />
Marc Wolinda, Bertelsmann Stiftung<br />
marc.wolinda@bertelsmann-stiftung.de<br />
54 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
55
Kommunalentwicklung<br />
NEUES AUS DER WIRTSCHAFT<br />
Planen & Bauen<br />
Fiberdays22: In diesem Jahr findet die Messe zu einem beson<strong>der</strong>s wichtigen Zeitpunkt für die<br />
Umsetzung des Glasfaserausbaus statt, betont <strong>der</strong> Bundesverband Breitbandkommunikation.<br />
Fachmesse<br />
Branchentreff plus<br />
Das Kongressprogramm <strong>der</strong> Glasfaser- und Digitalmesse Fiberdays22 steht:<br />
Am 14./15. Juni kommen Branchenvertreter mit weiteren wichtigen Akteuren<br />
des Glasfaserausbaus zusammen – im Rhein<strong>Mai</strong>n CongressCenter Wiesbaden.<br />
Es wird eine Messe vor Ort mit persönlichen<br />
Begegnungen: Mehr als<br />
200 nationale und internationale<br />
Unternehmen <strong>der</strong> Glasfaser- und Digitalbranche<br />
stellen die neuesten Innovationen<br />
und Dienstleistungen vor – das kündigt<br />
<strong>der</strong> Bundesverband Breitbandkommunikation<br />
(BREKO) an. Zudem sind<br />
über 150 Sprecherinnen und Sprecher bei<br />
rund 70 Diskussionsrunden, Workshops<br />
und Seminaren vor Ort. Auf vier Bühnen<br />
ist Platz für Panels und Präsentationen.<br />
Die Themen sind vielfältig: Smart City<br />
und Smart Regions, Rechenzentren und<br />
Nachhaltigkeit, Tiefbau, Gebäudeverkabelung,<br />
5G-Campusnetze, Startup-Kooperationen,<br />
Open Access, Cybersicherheit<br />
und Smart Factory für den Mittelstand<br />
bis hin zum Fernsehen <strong>der</strong> Zukunft.<br />
Im Kongressprogramm finden sich laut<br />
BREKO auch Panels zur Digitalisierung<br />
<strong>der</strong> Kommunen, etwa mit Dr. Alexan<strong>der</strong><br />
Handschuh vom Deutschen Städte- und<br />
Gemeindebund sowie mit Vorträgen mehrerer<br />
wissenschaftlicher Experten. Dazu<br />
gehören unter an<strong>der</strong>em Prof. Dr. Kristof<br />
Obermann von <strong>der</strong> TH Mittelhessen sowie<br />
Prof. Dr. Gerold Janssen von <strong>der</strong> TU<br />
Dresden.<br />
Mit einem prominent besetzten Eröffnungskongress<br />
soll es losgehen: Angekündigt<br />
sind Keynotes von Daniela Kluckert,<br />
Parlamentarische Staatssekretärin<br />
beim Bundesminister für Digitales und<br />
Verkehr, von <strong>der</strong> hessischen Digitalministerin<br />
Prof. Dr. Kristina Sinemus, von Kai<br />
Herzberger, Group Director EMEA bei<br />
Meta sowie von Norbert Westfal, BREKO-<br />
Fotos: Henning Hattendorf<br />
Präsident und Sprecher <strong>der</strong> Geschäftsführung<br />
<strong>der</strong> EWE TEL. Zudem werden die<br />
CEOs führen<strong>der</strong> Telekommunikationsnetzbetreiber<br />
die Zukunft des Glasfaserausbaus<br />
diskutieren.<br />
SERVICE FÜR EINSTEIGER<br />
Einen beson<strong>der</strong>en Service für Neulinge<br />
im Glasfaserausbau plant BREKO mit <strong>der</strong><br />
intelligenten Speed-Dating- und Networking-Plattform<br />
Innoloft: Sie helfe beim<br />
gezielten Auffinden <strong>der</strong> richtigen Ansprechpartner<br />
anhand einer breiten Auswahl<br />
an Themen. Nutzer erhalten automatisch<br />
verbindliche Termine mit passenden<br />
Gesprächspartnern, um sich zu<br />
vernetzen und auszutauschen.<br />
In <strong>der</strong> erstmals auf den Fiberdays22<br />
vorgestellten „Media Hall“ für die Vernetzung<br />
von TV-Sen<strong>der</strong>n, Content-Anbietern<br />
und Netzbetreibern sind neben <strong>der</strong><br />
Vorstellung einer Studie zum Thema<br />
IPTV auch zahlreiche Podiumsdiskussionen<br />
zum Fernsehen <strong>der</strong> Zukunft angekündigt.<br />
Ein einzigartiges Paket aus Diskussionsrunden,<br />
Vorträgen und Workshops<br />
mit echtem Mehrwert für die Praxis sei<br />
für die Fiberdays22 geschnürt, betont Dr.<br />
Stephan Albers, Geschäftsführer des ausrichtenden<br />
BREKO. „In diesem wichtigen<br />
Jahr für die Umsetzung des Glasfaserausbaus<br />
haben wir das Kongressprogramm<br />
so ausgerichtet, dass es über die direkt<br />
am Glasfaserausbau beteiligten Akteure<br />
hinaus auch Kommunen, Län<strong>der</strong> und Organisationen<br />
an<strong>der</strong>er Branchen anspricht,<br />
die für die Attraktivität ihrer Regionen,<br />
Produkte und Geschäftsmodelle auf eine<br />
leistungsfähige digitale Infrastruktur angewiesen<br />
sind.“<br />
Red.<br />
PROGRAMM-HIGHLIGHTS<br />
• Keynotes: Daniela Kluckert, Prof. Dr. Kristina<br />
Sinemus, Kai Herzberger<br />
• Die CEOs <strong>der</strong> Glasfaserunternehmen auf<br />
einem Podium<br />
• Mehr als 150 Sprecher, rund 70 Diskussionsrunden,<br />
Workshops und Seminare<br />
• Mehr als 200 Aussteller auf über 10.000<br />
Quadratmetern in zwei Messehallen<br />
56 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
Wie<strong>der</strong>verwendbare Zwischenlösung<br />
Das Interimsgebäude in Lauenburg soll in den<br />
kommenden vier Jahren als Ersatzbau für die<br />
Weingartenschule dienen.<br />
Foto: FAGSI<br />
In <strong>der</strong> Weingartenschule in Lauenburg<br />
fehlt aktuell Platz. Mit dem Bau einer<br />
dauerhaften Schulerweiterung kann jedoch<br />
erst 2023 begonnen werden. Um<br />
möglichst schnell mehr Raum für Schüler<br />
und Lehrer zu schaffen, entschied sich<br />
die Stadt für eine Containerlösung.<br />
Da das zweigeschossige, 712 Quadratmeter<br />
große Interimsgebäude mehrere<br />
Jahre in Betrieb sein soll, legten die Verantwortlichen<br />
großen Wert auf eine hochwertige<br />
Ausführung und entschieden<br />
sich für die Fagsi-Baureihe Pro Energy.<br />
Sie wurde laut Unternehmen für Standzeiten<br />
über zwei Jahre und gehobene Ansprüche<br />
konzipiert. Individuelle Kundenwünsche<br />
können realisiert werden – wie<br />
die Fassade in <strong>der</strong> Leingartenschule, die<br />
in fröhlichem Türkis gehalten ist.<br />
Da smarte Gebäudetechnik auch bei<br />
temporären Gebäuden immer wichtiger<br />
wird, wird die gesamte Beleuchtung in<br />
<strong>der</strong> Interimslösung mit Bewegungsmel<strong>der</strong>n<br />
geregelt. Das spart laut Unternehmen<br />
Energie – und ist auch unter Hygienegesichtspunkten<br />
sinnvoll. Alle Klassenräume<br />
wurden zudem mit Whiteboards<br />
ausgestattet.<br />
Die Bauarbeiten am Hauptgebäude <strong>der</strong><br />
Leingartenschule sollen planmäßig vier<br />
Jahre dauern. Anschließend will die Stadt<br />
das Interimsgebäude weiterhin nutzen,<br />
geplant ist beispielsweise die Verwendung<br />
als Verwaltungsgebäude auf Zeit.<br />
www.fagsi.com<br />
Giftfrei Gärtnern<br />
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... Ihnen und <strong>der</strong> Natur.<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
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Tel: 07022 9060-600<br />
Neue Unterführungen<br />
In <strong>der</strong> Stadt Leutkirch im Allgäu wurde<br />
das überregionale Radwegenetz ausgebaut.<br />
Im Rahmen dieses Ausbaus wurden<br />
zwei Fuß- und Radwegunterführungen<br />
erneuert. Dabei wurden Betonfertigteile<br />
<strong>der</strong> Firma Hans Rinninger und Sohn<br />
GmbH & Co. KG eingesetzt – und so konnten<br />
die Baumaßnahmen für den Verkehr<br />
nahezu störungsfrei erfolgen: Die verwendeten<br />
Betonfertigteile haben den Vorteil,<br />
dass sie schon im Betonwerk hergestellt<br />
werden und auf <strong>der</strong> Baustelle nur<br />
noch nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt<br />
werden müssen.<br />
Das Verfahren zeichne sich durch eine<br />
erhöhte Produktionsqualität sowie eine<br />
kürzere Herstellzeit auf <strong>der</strong> Baustelle im<br />
Vergleich zu einer Fertigung als Ortbetonbauwerk<br />
aus, so die Firma. Die Anlieferung<br />
<strong>der</strong> Bauteile erfolgte nach dem Justin-Time-Prinzip,<br />
bei dem die Teile punktgenau<br />
auf <strong>der</strong> Baustelle zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
www.rinninger.de<br />
Solar + Gründach<br />
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Systemaufbau Solarvert ®<br />
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<strong>der</strong> Dachhaut<br />
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von Photovoltaik-Modulen<br />
• Passend auch für Solarthermie-Module<br />
• Einfache Kombination mit Absturzsicherung<br />
www.zinco.de/solar<br />
57
Planen & Bauen<br />
Logistikimmobilien<br />
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Advertorial<br />
Urbane Transformation<br />
City-Belebung<br />
LOGIX<br />
Logistikansiedlungen bieten große Chancen für Kommunen, so die Initiative<br />
Logix: Sie wirbt dafür, einen frischen Blick auf die Zentren zu werfen und<br />
<strong>der</strong>en Anstrengungen um Nachhaltigkeit anzuerkennen.<br />
Die Initiative Logistikimmobilien (Logix)<br />
will Akzeptanz und Stellenwert von<br />
Logistikimmobilien in Fachkreisen und<br />
Öffentlichkeit erhöhen. Sie initiiert<br />
Forschungsarbeiten und Publikationen,<br />
schafft Dialogangebote und för<strong>der</strong>t den<br />
Austausch zwischen Branchenvertretern<br />
und Kommunen, Wirtschaftsför<strong>der</strong>ungen<br />
und Verbänden. Ihr Ziel ist es, gegenseitiges<br />
Verständnis zu för<strong>der</strong>n und Vertrauen<br />
herzustellen.<br />
Mehr Infos unter www.logix-award.de<br />
DER AUTOR<br />
Dr. Dennis Kalde ist für die Agentur<br />
teamtosse in München tätig. Sein<br />
thematischer Schwerpunkt in <strong>der</strong><br />
Unternehmenskommunikation ist die<br />
Immobilienentwicklung im Logistikimmobiliensektor<br />
mit Fokus auf Nachhaltigkeit<br />
und kommunalem Dialog.<br />
Der E-Commerce setzt dem stationären<br />
Handel zu, die Beschränkungen<br />
während <strong>der</strong> Corona-Pandemie<br />
haben den Trend verstärkt: leerstehende<br />
Läden in Stadtzentren, eine<br />
zunehmende Verödung <strong>der</strong> Innenstädte.<br />
Der Krieg in <strong>der</strong> Ukraine mit seinen Verunsicherungen<br />
bei Verbraucherinnen und<br />
Verbrauchern belasten den Handel zusätzlich.<br />
Gleichzeitig erfor<strong>der</strong>n steigende<br />
Verkehrsaufkommen sowie Nachhaltigkeitsziele<br />
innovative Innenstadtkonzepte.<br />
Während <strong>der</strong> Corona-Pandemie konnte<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftsbereich Logistik ein Bewusstsein<br />
für seine systemrelevante Versorgungsfunktion<br />
schaffen. So konnten<br />
die globalen Waren- und Lieferketten<br />
trotz <strong>der</strong> angespannten Situation auf den<br />
internationalen Beschaffungsmärkten<br />
aufrechterhalten und die Versorgung von<br />
Wirtschaft und Bevölkerung gewährleistet<br />
werden. Eindrucksvoll wie selten zuvor<br />
wurde deutlich, welche essenzielle<br />
Funktion die Logistikbranche für die Bevölkerung<br />
in Städten und ländlichen Regionen<br />
und damit für das Funktionieren<br />
einer mo<strong>der</strong>nen Volkswirtschaft hat.<br />
Der E-Commerce hat zum Leerstand und zur Verödung <strong>der</strong> Innenstädte beigetragen, Corona hat den<br />
Trend verstärkt. Logistikimmobilien könnten zur Lösung dieses Problems beitragen.<br />
Foto: Adobe Stock/gopixa<br />
Zudem kann die Logistikbranche Wege<br />
zur Gestaltung des Innenstadtwandels<br />
aufzeigen. Insbeson<strong>der</strong>e für den städtischen<br />
Raum kann sich damit eine kommunale<br />
Neubewertung von Logistikimmobilien<br />
lohnen.<br />
INFORMATION UND FORSCHUNG<br />
Mit ihren Publikationen und Dialogangeboten<br />
sowie <strong>der</strong> Verleihung des Logix<br />
Award für herausragende Logistikimmobilienentwicklungen<br />
setzt sich die Initiative<br />
für mehr Anerkennung und Wertschätzung<br />
von Logistikimmobilien ein<br />
und informiert über <strong>der</strong>en wichtige wirtschaftliche<br />
Funktion.<br />
Die erste Studie „Logistikimmobilien:<br />
Dreh- und Angelpunkte <strong>der</strong> Supply-<br />
Chains“ stellt ein Grundlagenwerk zu<br />
Logistikimmobilien und Logistikansiedlungsvorhaben<br />
dar. Jetzt zeigen die Autoren<br />
<strong>der</strong> aktuellen Publikation, wie mithilfe<br />
innovativer Konzepte die zukunftsfähige<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Innenstädte und<br />
Stadtzentren gelingt. Dabei machen sie<br />
deutlich, dass neben <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Faktoren vor Ort das Zusammenspiel<br />
<strong>der</strong> Segmente Verkehr, Mobilität<br />
und Immobilien das Gestaltungspotenzial<br />
von Logistik heben kann.<br />
Zukünftig könnten somit integrative<br />
Ansätze an Bedeutung gewinnen. Dazu<br />
zählen Mixed-Use-Konzepte für Bestandsimmobilien,<br />
bei denen zum Beispiel<br />
die Logistik im Erdgeschoss o<strong>der</strong> in<br />
den Kellerflächen abgewickelt wird, während<br />
die darüber liegenden Etagen für<br />
Handel o<strong>der</strong> Wohnen genutzt werden<br />
können. Derartige Ansätze bieten sich<br />
auch und gerade für leerstehende große<br />
Handelshäuser in den Metropolen an, für<br />
die viele Kommunen hän<strong>der</strong>ingend nach<br />
Lösungen suchen. Weitere Möglichkeiten<br />
sind Brownfield-Entwicklungen,<br />
Foto: Goodman Germany<br />
Beispiel für eine optimale Flächennutzung: Das Hamburg VI Logistics Centre bietet Lagerflächen, Parkplätze und Büroflächen auf mehreren Etagen.<br />
Kommunen: Logistik neu denken<br />
In urbanen Lagen sind für Industrie und Logistik<br />
geeignete Flächen äußerst knapp. Flächenrecycling<br />
und mehrgeschossige Logistikimmobilien<br />
bieten sich als Lösung an.<br />
Wenn es um die urbane Logistik geht, stehen<br />
Kommunen vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen. So<br />
verspricht <strong>der</strong> Handel kürzere Lieferzeiten – entsprechend<br />
hoch ist die Nachfrage nach strategisch<br />
gelegenen Flächen mit schnellem Zugang<br />
zu großen Verbrauchergruppen.<br />
Ein Lösungsansatz ist die Reaktivierung sogenannter<br />
Brownfields. Oftmals sind diese<br />
Brachflächen aufgrund ihrer Historie für den<br />
Wohnungsbau ungeeignet, wohl aber für Industrie-<br />
und Logistikimmobilien. Sie ermöglichen die<br />
Konzentration von Gewerbe dort, wo es im urbanen<br />
Umfeld benötigt wird und am verträglichsten<br />
angesiedelt werden kann.<br />
Ein Beispiel für eine solche Erfolgsgeschichte<br />
ist <strong>der</strong> von Goodman Deutschland entwickelte<br />
Hamburg South Light Industrial Park in Seevetal.<br />
Auf <strong>der</strong> ehemaligen Sandgrube und Deponie<br />
musste eine vielschichtige Gemengelage an<br />
Kontaminationen aufgearbeitet werden. Heute<br />
ist <strong>der</strong> Standort saniert und kann sicher betrieben<br />
werden.<br />
Brachflächen bieten enormes Potenzial für<br />
Kommunen<br />
Aufgrund seiner Expertise aus einer Vielzahl erfolgreicher<br />
Brownfield-Entwicklungen sieht sich<br />
Goodman als „Problemlöser“ und Partner für<br />
Kommunen in <strong>der</strong> Erschließung von Brachflächen.<br />
Oft sei Kommunen gar nicht bewusst,<br />
über welche Möglichkeiten sie in Form solcher<br />
Brownfields verfügen, erklärt Christof Prange,<br />
Geschäftsführer von Goodman Deutschland. „Es<br />
gilt, den städtebaulichen Rahmen zu setzen,<br />
dann können die oft jahrelang brachliegenden<br />
Flächen für eine neue, mo<strong>der</strong>ne und zur Wertschöpfung<br />
beitragende Nutzung nachhaltig erschlossen<br />
werden.“<br />
Solche erstklassigen urbanen Lagen mit attraktivem<br />
Einzugsgebiet ziehen ein breites Spektrum<br />
möglicher Kunden an – es reicht von Produktions-<br />
und E-Commerce-Unternehmen bis<br />
hin zu Serviceunternehmen wie etwa Paket- und<br />
Expressdiensten für „die letzte Meile“. Weitere<br />
positive Nebeneffekte: mehr Arbeitsplätze, Gewerbesteuer,<br />
städtebauliche Impulse und Innovationen<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Multilevel-Immobilien für optimale<br />
Flächennutzung<br />
Neben <strong>der</strong> Erschließung von Brownfields sind<br />
Multilevel-Logistikimmobilien eine weitere Möglichkeit,<br />
das knappe Angebot urbaner Flächen<br />
optimal auszunutzen. Goodman plant <strong>der</strong>zeit<br />
mit dem Hamburg VI Logistics Centre ein solches<br />
Zentrum in Hamburg Billbrook: 25.000<br />
Quadratmeter Lagerfläche, 2500 Quadratmeter<br />
Bürofläche sowie ausreichend Parkplätze für<br />
Pkws und Vans auf mehreren Etagen. Das<br />
Grundstück ist zudem trimodal angebunden. Es<br />
befindet sich direkt neben einem Kanal und<br />
einem Bahngleis.<br />
Solche mehrgeschossigen Gebäude stellen<br />
hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die Immobilienentwickler<br />
– nur ein Beispiel sind die internen Warenströme.<br />
Dabei profitiert Goodman von <strong>der</strong> jahrelangen<br />
Erfahrung, die das Unternehmen in diversen<br />
Projekten weltweit sammeln konnte.<br />
Bei allen Projektentwicklungen berücksichtigt<br />
Goodman die Belange <strong>der</strong> Kunden und <strong>der</strong><br />
Kommunen. Das gilt für die Optik mit ansprechen<strong>der</strong><br />
Fassade und Dachbegrünung ebenso<br />
wie für Aspekte <strong>der</strong> Nachhaltigkeit.<br />
Dabei kommt das von Goodman entwickelte<br />
Programm „GreenSpace+“ zum Tragen. Neben<br />
energieeffizienter Beleuchtung und Photovoltaikanlagen<br />
wird auch ein effizientes Wassermanagement<br />
implementiert. Außerdem unterstützen<br />
umfassende Lademöglichkeiten für<br />
Elektrofahrzeuge die Bemühungen <strong>der</strong> Kommunen<br />
zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> E-Mobilität.<br />
Goodman Germany GmbH<br />
Peter-Müller-Straße 10<br />
40468 Düsseldorf<br />
+49 211 49 98 0<br />
info-de@goodman.com<br />
www.goodman.com/de<br />
58 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
59
Planen & Bauen<br />
LOGISTIKIMMOBILIEN<br />
NEUES AUS DER WIRTSCHAFT<br />
Planen & Bauen<br />
LOGIX AWARD<br />
• 2019: L’Oréal Logistikzentrum in<br />
Muggensturm (Baden-Württemberg)<br />
– <strong>der</strong> Projektentwickler Prologis<br />
realisierte die erste im Betrieb<br />
CO 2<br />
-neutrale Logistikimmobilie.<br />
• 2021: Euziel International in Datteln<br />
(Nordrhein-Westfalen). Projektentwickler:<br />
ebenfalls Prologis.<br />
ONLINE<br />
Die aktuelle Logix-Publikation sowie alle<br />
weiteren Veröffentlichungen und Studien<br />
<strong>der</strong> Initiative sind zugänglich unter:<br />
www.logix-award.de/forschung.<br />
bei denen auf Brachflächen neue Gebäude<br />
entstehen, und die Mo<strong>der</strong>nisierung von<br />
Bestandsimmobilien.<br />
Zentral für den Erfolg solcher Ansätze<br />
sind <strong>der</strong> aktive kommunale Dialog und<br />
Bestrebungen zu mehr Nachhaltigkeit. So<br />
verweist die Logix Publikation „Klimabilanz<br />
– Impulse für die Logistikimmobilien-Wirtschaft“<br />
darauf, dass im Logistikimmobilien-Bereich<br />
entgegen vieler Vorurteile<br />
zahlreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen<br />
realisiert werden. Mit ihnen gelingt<br />
ein deutlich CO 2<br />
-reduzierter, in<br />
Teilen sogar CO 2<br />
-neutraler Betrieb von<br />
Logistikzentren. Dass es sich hier nicht<br />
nur um theoretische Ansätze für die Entwicklung<br />
von grünen Immobilien handelt,<br />
kann deutlich gezeigt werden: 2019<br />
und 2021 hat die Brancheninitiative Logistikimmobilien<br />
ausgezeichnet, die<br />
neue Maßstäbe beim Klimaschutz sowie<br />
bei <strong>der</strong> sozialen Nachhaltigkeit setzen.<br />
Erfolgsfaktoren<br />
INNOVATIVE NUTZUNGSKONZEPTE<br />
All diese Bemühungen zeigen, dass Logistikimmobilien<br />
bei <strong>der</strong> Bewältigung des<br />
Innenstadtwandels eine Schlüsselrolle<br />
spielen können. Mit innovativen Konzepten<br />
wie Mixed-Use-Buildings, <strong>der</strong> Reaktivierung<br />
von Brachflächen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
von Bestandsgebäuden werden<br />
überzeugende Wege zur Gestaltung<br />
lebendiger Innenstädte beschritten.<br />
Dabei ist die Verbindung von Immobilien-<br />
mit Mobilitätslösungen ebenso wichtig<br />
wie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit<br />
und das Verständnis <strong>der</strong> kommunalen<br />
Perspektive. Die Logistikimmobilienbranche<br />
beweist bereits mit vielen<br />
Projekten, dass eine kommunale Neubewertung<br />
attraktive Mehrwerte für Städte,<br />
die städtische Wirtschaft und für die Bevölkerung<br />
schaffen kann.<br />
Dennis Kalde<br />
Foto: Garbe<br />
Bedarf an Grundstücksfläche reduzieren<br />
Die Nachfrage nach E-Commerce ist mit<br />
<strong>der</strong> Corona-Pandemie noch einmal gestiegen.<br />
Zahlreiche neue E-Com-Startups<br />
sind entstanden, bereits existierende<br />
Unternehmen expandieren. Der Blick dieser<br />
Unternehmen richtet sich primär auf<br />
A-Standorte in Großstadt- und Metropolnähe.<br />
Gerade dort sind die Flächen knapp.<br />
Zudem verursacht <strong>der</strong> Verkehr Feinstaubund<br />
Lärmbelästigungen.<br />
Hier bietet <strong>der</strong> Garbe E-Com Cube eine<br />
Lösung: Die zweigeschossige Bauweise<br />
reduziert laut Unternehmen den Bedarf<br />
an Grundstücksfläche. Zudem sorgen<br />
elektrifizierte Auslieferfahrzeuge dafür,<br />
dass Ware leise und sauber zum Endkunden<br />
gelangt. Auslieferfahrzeuge werden<br />
in einem angeschlossenen Parkhaus geparkt<br />
und geladen – so ergebe sich Einsparungspotenzial<br />
<strong>der</strong> versiegelten Fläche<br />
um 80 Prozent.<br />
www.garbe-industrial.de<br />
Der E-Com Cube ist<br />
als Antwort auf die<br />
steigende Nachfrage<br />
nach innerstädtischen<br />
Logistikbereichen<br />
gedacht: Er<br />
bietet Flächeneffizienz<br />
und eine<br />
Verringerung <strong>der</strong><br />
Verkehrsbelastungen.<br />
Neuer Gewerbepark<br />
Innovativ und nachhaltig: Das Logistikunternehmen<br />
Goodman will in <strong>der</strong> Stadt<br />
Wedel auf einer Industriebrache (Brownfield)<br />
einen 33.000 Quadratmeter großen<br />
Industriepark errichten. Das Projekt<br />
„Welcome Park Wedel“ soll hochwertige<br />
Lager- und Produktionsflächen von 1300<br />
bis 27.300 Quadratmeter bieten, die mit<br />
mo<strong>der</strong>nen Büro- und Mezzaninflächen<br />
kombinierbar sind. Dieses Mix-Use-Konzept<br />
soll nicht nur den Unternehmen,<br />
son<strong>der</strong>n auch den Kommunen und Bürgern<br />
zugutekommen. Der Baubeginn ist<br />
noch für dieses Jahr geplant.<br />
Der Gewerbepark in Wedel soll auch<br />
eine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge,<br />
intelligente Messsysteme und<br />
Möglichkeiten zur Regenwassernutzung<br />
sowie Photovoltaikanlagen bieten. Goodman<br />
will mit ihm seinen Fokus auf die<br />
Entwicklung nachhaltiger Projekte untermalen.<br />
www.goodman.com<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Malte-Maria Münchow ist Sprecher<br />
<strong>der</strong> Initiative Logistikimmobilien (Logix).<br />
Das ganze<br />
Interview lesen<br />
Sie unter<br />
www.treffpunktkommune.de<br />
Foto: Initiative Logistikimmobilien (Logix)<br />
Dialog, Information, Nachhaltigkeit: Diese Faktoren sieht Dr. Malte-Maria<br />
Münchow als entscheidende Voraussetzungen für Logistikansiedlungen.<br />
Was können Logistikansiedlungen leisten<br />
– wo sehen Sie vor allem <strong>der</strong>en Potenzial?<br />
Malte-Maria Münchow: Logistik bietet herausragende<br />
Chancen für Gemeinden und<br />
ihre kommunale Entwicklung, weil sie<br />
Beschäftigungsverhältnisse schafft, Gemeindesteuereinnahmen<br />
generiert und<br />
die Kommune als Wirtschaftsstandort<br />
stärkt. Durch Logistikansiedlungen können<br />
Sogeffekte für weitere Unternehmen<br />
entstehen, zum Beispiel aus den Bereichen<br />
Produktion und Handel.<br />
Logistikansiedlungen gelten in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Meinung oft als Verkehrs- und<br />
Lärmverursacher mit hohem Flächenbedarf<br />
und geringem Benefit für die Kommune.<br />
Wie sollten Städte damit umgehen?<br />
Münchow: Kommunikation mit Bürgerinnen<br />
und Bürgern ist enorm wichtig.<br />
Gleichzeitig braucht es mehr Aufklärung<br />
über Logistikimmobilien, über die Vielzahl<br />
an Ansiedlungsfaktoren und ihre<br />
Effekte auf den Erfolg des Vorhabens.<br />
Nachhaltigkeit spielt für Kommunen eine<br />
immer größere Rolle. Welche Lösungen<br />
können Logistikimmobilien bieten?<br />
Münchow: Hier sind vor allem die Projektentwickler<br />
von Logistikimmobilien gefragt,<br />
die schon heute ein breites Maßnahmenspektrum<br />
zur Verfügung haben.<br />
Das fängt bei <strong>der</strong> Gebäudeausstattung in<br />
Form mo<strong>der</strong>ner Dämmmaterialien an.<br />
Fassaden- und Dachbegrünung, E-Mobilitäts-Vorrichtungen<br />
und Geothermie-<br />
Anlagen gehören ebenfalls dazu. Darüber<br />
hinaus bieten Revitalisierungen von<br />
Brachflächen ein großes Potenzial, um<br />
die so genannte graue Energie einzusparen,<br />
also die Energie, die bei <strong>der</strong> Herstellung<br />
sowie beim Transport von Baustoffen<br />
entsteht. Interview: Dennis Kalde<br />
GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN.<br />
NACHHALTIG. ENGAGIERT. ZUVERLÄSSIG.<br />
Wir entwickeln und optimieren Gewerbe- und Logistikimmobilien nach qualitativ<br />
hochwertigen, nachhaltigen und ökologischen Standards – und dies an Standorten,<br />
die optimal auf logistische und infrastrukturelle Anfor<strong>der</strong>ungen ausgerichtet sind.<br />
Unsere Objekte halten wir dauerhaft im Bestand und investieren nicht nur in die<br />
eigenen Immobilien, son<strong>der</strong>n auch in das kommunale Umfeld.<br />
Als starker Partner steht SEGRO für eine langfristige Zusammenarbeit mit<br />
Kommunen, Städten und Kunden – und das seit mehr als 100 Jahren.<br />
60 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
61<br />
segro.com/de<br />
blog.segro.com
EXTRA<br />
Feuerwehr<br />
EXTRA<br />
Krisen sind meist nicht planbar, an<strong>der</strong>s sieht es beim Krisenmanagement aus: Kommunen können – und sollten – vorbereitet sein.<br />
Aus- und Fortbildung<br />
Alle sollten involviert sein<br />
Foto: Adobe Photostock/MB.Photostock<br />
turellen Anpassungen unter an<strong>der</strong>em<br />
auch Beschaffungen ab. Allein die technischen<br />
und räumlichen Voraussetzungen<br />
zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> eigenen<br />
Handlungsfähigkeit sind zu prüfen und<br />
umzusetzen.<br />
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die<br />
Vorbereitung des Personals auf Krisensituationen.<br />
Dabei geht es nicht nur um<br />
diejenigen, die sich bereits im Alltag mit<br />
Themen des Bevölkerungsschutzes beschäftigen.<br />
Krisenmanagement in <strong>der</strong><br />
Verwaltung ist vielmehr eine Aufgabe <strong>der</strong><br />
gesamten Behörde. Demnach ist bei allen<br />
Mitarbeitenden ein entsprechendes Bewusstsein<br />
für das Krisenmanagement zu<br />
schaffen, es sind ausreichend Personen<br />
auszubilden und belastbare Krisenmanagementstrukturen<br />
festzulegen.<br />
Als „Nebeneffekt“ kann die politisch<br />
verantwortliche Person ein erfolgreiches<br />
Krisenmanagement vorweisen. Hierfür<br />
erfor<strong>der</strong>lich sind jedoch eine langfristige<br />
und verstetigte Ausbildungsplanung sowie<br />
ein regelmäßiges Üben, um am Ende<br />
in einer Krise agieren zu können. Die<br />
Notwendigkeit hierfür sei mit einem Beispiel<br />
aus dem Sport unterstrichen: Kein<br />
Trainer würde ohne vorherige Ausbildung,<br />
Wettkampfsimulationen, die Analyse<br />
des Gegners und <strong>der</strong> Rahmenbedingungen<br />
ein entscheidendes Finale bestreiten.<br />
Eine deutliche Nie<strong>der</strong>lage und wahrscheinlich<br />
<strong>der</strong> Rücktritt <strong>der</strong> Verantwortlichen<br />
wären bei fehlen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> mangelhafter<br />
Trainingssteuerung die Folge.<br />
Gleiches ist für das Management von<br />
Krisensituationen anzunehmen.<br />
Zur Vorbereitung auf Krisen und sogar<br />
auf Zivilschutzlagen bietet die Bundesakademie<br />
für Bevölkerungsschutz und<br />
Zivile Verteidigung (BABZ) des BBK Veranstaltungen<br />
an: für die administrativorganisatorische<br />
Komponente, also den<br />
Verwaltungsstab und den Stab für außergewöhnliche<br />
Ereignisse. Zudem berät sie<br />
Entscheidungsträger aller Verwaltungsebenen<br />
in <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Risiko- und Krisenmanagementmaßnahmen.<br />
Dabei liegt <strong>der</strong> Fokus auf einer Etablierung<br />
von passgenauen und belastbaren<br />
Krisenmanagementstrukturen. Ebenso<br />
geht es um Handlungssicherheit in <strong>der</strong><br />
Anwendung anerkannter Krisenmanagementprozesse.<br />
<br />
Ulf Krüger<br />
INFO<br />
Zur Vorbereitung auf Krisen und Zivilschutzanlagen<br />
bietet die Bundesakademie<br />
für Bevölkerungsschutz und Zivile<br />
Verteidigung (BABZ) des BBK Veranstaltungen<br />
an. Sie sind für die kommunale<br />
Ebene kostenfrei und buchbar unter:<br />
Referat-IV.2@bbk.bund.de<br />
DER AUTOR<br />
Ulf Krüger ist Dozent im Referat „Risikound<br />
Krisenmanagement – National“ <strong>der</strong><br />
Bundesakademie für Bevölkerungsschutz<br />
und Zivile Verteidigung (BABZ) im<br />
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und<br />
Katastrophenhilfe (BBK). Er ist verantwortlich<br />
für die Ausbildung von Krisenbzw.<br />
Verwaltungsstäben.<br />
Krisenmanagement ist eine Aufgabe <strong>der</strong> ganzen Behörde, betont Ulf Krüger: Alle<br />
Mitarbeitenden brauchen ein entsprechendes Bewusstsein. Zudem sollten<br />
ausreichend Personen ausgebildet und belastbare Strukturen festgelegt sein.<br />
In unserer hochdynamischen Gegenwart<br />
stehen kommunale Verwaltungen<br />
und damit politische Entscheidungsträger<br />
vor beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
durch Krisensituationen: Starkregenereignisse,<br />
langandauernde Stromausfälle<br />
o<strong>der</strong> Cyberangriffe. Dazu kam<br />
die Corona-Lage und jetzt <strong>der</strong> Krieg in <strong>der</strong><br />
Ukraine – all das sind Situationen, die das<br />
behördliche Handeln extrem for<strong>der</strong>ten<br />
o<strong>der</strong> immer noch for<strong>der</strong>n. Die Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> Lage im Osten Europas wird<br />
alle Verwaltungsebenen auch in nächster<br />
Zeit vor weitere große Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
stellen.<br />
In vielen dieser Situationen handelt es<br />
sich nicht – zumindest nach offizieller<br />
landesrechtlicher Feststellung – um Katastrophen.<br />
Es sind allerdings Ereignisse,<br />
die das Potenzial einer Krise in sich tragen<br />
und sich somit zu einer schweren<br />
Krise entwickeln können. Das Bundesamt<br />
für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe<br />
(BBK) definiert eine Krise folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
eine „vom Normalzustand<br />
abweichende Situation mit dem Potenzial<br />
für o<strong>der</strong> mit bereits eingetretenen Schäden<br />
an Schutzgütern, die mit <strong>der</strong> normalen<br />
Aufbau- und Ablauforganisation nicht<br />
mehr bewältigt werden kann, so dass eine<br />
WIR KÖNNEN, WAS WIR TUN.<br />
Die Experten für den öffentlichen Sektor.<br />
Personalsuche I Personalauswahl I Personalentwicklung<br />
beson<strong>der</strong>e Aufbauorganisation erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist“. Die Bewältigung solcher Ereignisse<br />
mit Krisenpotenzial ist mit den alltäglichen<br />
Verwaltungsabläufen also nicht<br />
mehr möglich, beson<strong>der</strong>e Strukturen sind<br />
zu schaffen. Was leitet sich daraus für die<br />
kommunale Ebene ab?<br />
Gefragt ist ein passgenaues Risikomanagement<br />
auf Basis einer regelmäßigen<br />
Risikoanalyse, ebenso ein strukturiertes<br />
und vor allem verstetigtes Krisenmanagement<br />
– sie müssen auf allen Verwaltungsebenen<br />
umgesetzt werden. Es ist demnach<br />
zu prüfen, welche Risiken im eigenen<br />
Zuständigkeitsbereich grundsätzlich<br />
bestehen, welche rechtlichen Zuständigkeiten<br />
es gibt und inwieweit eine entsprechende<br />
Vorbereitung erfolgt ist.<br />
Aus diesem Abgleich zwischen Sollund<br />
Ist-Zustand leiten sich neben struk-<br />
www.zfm-bonn.de<br />
Intelligente<br />
Energiekonzepte<br />
für die Gemeinde<br />
<strong>der</strong> Zukunft<br />
Innovativ. Vernetzt. Klimafreundlich.<br />
www.zeitgeist-engineering.de <br />
zeitgeist<br />
engineering<br />
Klimafreundliche<br />
Energieversorgung<br />
in Kommunen.<br />
GfS<br />
Sicherheit an Türen<br />
GfS e-Cover®<br />
• minimiert versehentliche Alarmauslösung<br />
in sensiblen Einsatzbereichen<br />
• schafft eine hohe Hemmschwelle<br />
gegen Missbrauch dank Öffnungsalarm<br />
(95 db/1m)<br />
• beugt Störungen von Betriebsabläufen vor<br />
• lässt Feuerwehreinsatzkräfte für echte<br />
Notfälle in Bereitschaft<br />
GfS e-Cover® reduziert Fehlalarme<br />
GfS – Gesellschaft für Sicherheitstechnik mbH<br />
Fon 040-79 01 95-0 ∙ info@gfs-online.com ∙ www.gfs-online.com
EXTRA<br />
Feuerwehr<br />
EXTRA<br />
Bevölkerungsschutz<br />
Hilfe aus<br />
<strong>der</strong> Luft<br />
Mehrere Kommunen und Kreise<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
setzen Drohnen ein, um<br />
die Feuerwehrkräfte bei ihren<br />
Einsätzen zu unterstützen.<br />
Dazu gehört auch <strong>der</strong> Landkreis<br />
Ludwigslust-Parchim.<br />
DER AUTOR<br />
Dennis Aukstein ist Fachgebietsleiter<br />
Katastrophenschutz im Fachdienst<br />
Brand- und Katastrophenschutz des<br />
Landkreises Ludwigslust-Parchim.<br />
Ein Waldbrand auf einem ehemaligen<br />
Truppenübungsplatzgelände in<br />
<strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Stadt Lübtheen (rund<br />
4600 Einwohner) im Westen Mecklenburg-Vorpommerns:<br />
Dort konnte <strong>der</strong><br />
Landkreis Ludwigslust-Parchim im Sommer<br />
2019 umfassende Erfahrungen sammeln.<br />
Der Brand hatte eine Ausdehnung<br />
von annähernd 1000 Hektar und war damit<br />
<strong>der</strong> größte in <strong>der</strong> Geschichte des Bundeslandes.<br />
Da ein Großteil dieser Waldflächen<br />
in einem munitionsbelasteten<br />
Gebiet liegt, ergaben sich neue Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
für die Einsatztaktik <strong>der</strong><br />
Feuerwehren in <strong>der</strong> Brandbekämpfung.<br />
Landrat Stefan Sternberg reagierte<br />
auf diesen Brand in einem beson<strong>der</strong>en<br />
Gefahrengebiet mit <strong>der</strong> Beschaffung von<br />
vier Drohnen für den Katastrophenschutz<br />
im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Die<br />
erste von ihnen konnte im Februar <strong>2022</strong><br />
an die Freiwillige Feuerwehr Stolpe übergeben<br />
werden. Drei weitere Drohnen sollen<br />
bis Ende des zweiten Quartals an<br />
weitere Freiwillige Feuerwehren im Kreis<br />
ausgeliefert werden.<br />
Die Drohnen ermöglichen die umfangreiche<br />
Erkundung eines Schadensgebietes<br />
aus sicherem Abstand. Dieser Abstand ist<br />
bei munitionsbelasteten Flächen, wie sie<br />
in zahlreichen Waldgebieten des Landkreises<br />
Ludwigslust-Parchim vorkommen,<br />
von enormer Bedeutung, um die<br />
Kameraden <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehren<br />
nicht zu gefährden.<br />
VIELFÄLTIG EINSETZBAR<br />
Bil<strong>der</strong> und Videoaufnahmen werden sowohl<br />
mit <strong>der</strong> optischen Kamera als auch<br />
mit <strong>der</strong> Wärmebildkamera gemacht, die<br />
an <strong>der</strong> Drohne vorhanden ist. Mit ihrer<br />
Hilfe kann die Einsatzleitung im Falle<br />
eines Brandes effektivere Löschmaßnahmen<br />
einleiten und den Einsatzerfolg<br />
überprüfen.<br />
Die Drohnen werden aber nicht nur für<br />
die Brandbekämpfung auf Vegetationsflächen,<br />
son<strong>der</strong>n sehr vielfältig eingesetzt.<br />
Unter an<strong>der</strong>em werden sie für die<br />
Suche vermisster Personen an Land und<br />
zu Wasser sowie zur Koordination von<br />
Einsatzkräften und Fahrzeugen an unübersichtlichen<br />
Einsatzstellen gebraucht.<br />
Darüber hinaus kann eine Warnung <strong>der</strong><br />
Bevölkerung bei Evakuierungen o<strong>der</strong><br />
möglichen Gefahren über einen Lautsprecher<br />
erfolgen, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Drohne angebracht<br />
ist.<br />
Seit Februar <strong>2022</strong> kann <strong>der</strong> Erkundungstrupp<br />
Luft, wie er offiziell bezeichnet<br />
wird, eine Reihe von Einsätzen nachweisen.<br />
Er kam unter an<strong>der</strong>em sowohl<br />
Fotos: Adobe Stock/aengza001, Freiwillige Feuerwehr Stolpe<br />
zur Kadaversuche bei <strong>der</strong> Tierseuche <strong>der</strong><br />
Afrikanischen Schweinepest als auch bei<br />
einer vermissten Person an einem Gewässer<br />
zum Einsatz. Diese Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Leitstelle haben gezeigt, wie facettenreich<br />
sich das Einsatzspektrum <strong>der</strong> Einheit<br />
gestaltet.<br />
Eine Schulung von Drohnenpilotinnen<br />
und -piloten im Sicherheitsbereich ist<br />
nach Luftverkehrsordnung bislang nicht<br />
vorgesehen. Sie werden jedoch in beson<strong>der</strong>en<br />
Stresssituationen eingesetzt und<br />
müssen zu je<strong>der</strong> Tages- und Nachtzeit<br />
volle Leistung bringen. Daher werden die<br />
Drohnenpiloten im Landkreis Ludwigslust-Parchim<br />
auf diese Einsatzmaßnahmen<br />
umfangreich vorbereitet und müssen<br />
zwei EU-Kompetenznachweise für Drohnenpiloten<br />
(A2 und A1/3) sowie Flugpraxis<br />
nachweisen.<br />
Die Drohnen ermöglichen es dem Katastrophenschutz,<br />
sich taktisch neu auszurichten,<br />
und geben Einsatzkräften<br />
wichtige Informationen zur Abarbeitung<br />
von Schadenslagen jeglicher Art. Der<br />
Landkreis Ludwigslust-Parchim wird<br />
auch in Zukunft in innovative Technik<br />
zur Unterstützung <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />
Helfer investieren.<br />
<br />
Dennis Aukstein<br />
Sie informierten sich im Frühjahr <strong>2022</strong> über<br />
den Einsatz von Drohnen: Ludwigslust-Parchims<br />
Landrat Stefan Sternberg (2. v. l.) und<br />
Brigadegeneral Andreas Henne (stellvertreten<strong>der</strong><br />
Kommandeur des Kommandos Territoriale<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Bundeswehr, 3. v. l.). Die Drohnen<br />
wurden bisher unter an<strong>der</strong>em bei <strong>der</strong> Suche<br />
nach Fallwild im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
Afrikanischen Schweinepest genutzt.<br />
IT-GERÄTE MIT SICHERHEITSKRITISCH<br />
DEFEKTEN AKKUS SIND GEFÄHRLICH<br />
Die erste Drohne, die <strong>der</strong> Landkreis<br />
Ludwigslust-Parchim beschafft hat,<br />
wurde im Februar an die Freiwillige<br />
Feuerwehr Stolpe übergeben.<br />
Sichere Entsorgung &<br />
ADR-konformer Transport<br />
mit zertifizierter<br />
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<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
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Sitz <strong>der</strong> Gesellschaft: AfB gemeinnützige GmbH, Willi-Bleicher-Straße 2, 52353 Düren
Parlament & Verwaltung<br />
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nal- und Organisationsdaten erstellt werden.<br />
Dies ist die Grundlage für eine professionelle<br />
und strategische Zukunftsplanung.<br />
DIGITALE KOMPETENZEN AUFBAUEN<br />
Die Arbeitswelt unterliegt tiefgreifenden Än<strong>der</strong>ungen – und auch Personalabteilungen werden sich<br />
transformieren müssen: von verwaltenden hin zu aktiv gestaltenden Abteilungen.<br />
Human Resources<br />
Umdenken im<br />
Personalmanagement<br />
Welche Kompetenzen benötigen Personalerinnen und Personaler, um einer<br />
Arbeitswelt gerecht zu werden, die sich tiefgreifend än<strong>der</strong>t? zfm-Berater<br />
Roland Matuszewski liefert Antworten.<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an Personalabteilungen<br />
sind in den vergangenen<br />
Jahren stetig gestiegen. Fachkräftemangel,<br />
Digitalisierung und neue Formen<br />
<strong>der</strong> Arbeitswelt sind längst in den<br />
Büros von Personalerinnen und Personalern<br />
angekommen. Die Pandemie hat<br />
diese Entwicklungen noch zusätzlich beschleunigt.<br />
Doch än<strong>der</strong>n sich durch die<br />
neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Personalabteilungen? Welche<br />
Kompetenzen benötigen Personalerinnen<br />
und Personaler zukünftig?<br />
Prozesse und Arbeitsweisen orientieren<br />
sich in vielen Verwaltungen noch<br />
stark an <strong>der</strong> klassischen Personalsachbearbeitung.<br />
In einer sich schnell wandelnden<br />
Arbeitswelt, die auch oft als VUCA-<br />
Welt (Volatility, Uncertainty, Complexity<br />
und Ambiguity) bezeichnet wird, bedarf<br />
es in den Personalabteilungen aber eines<br />
neuen Selbstverständnisses als interner<br />
Dienstleister. Personalabteilungen werden<br />
sich von einer verwaltenden hin zu<br />
einer aktiv gestaltenden Funktion entwickeln<br />
müssen.<br />
Ein weiterer wichtiger Faktor für ein<br />
zukunftsgerichtetes Personalmanagement<br />
ist das Erfassen und Anwenden relevanter<br />
Kennzahlen. Sie werden benötigt,<br />
um die Verwaltungsspitze, Führungskräfte<br />
o<strong>der</strong> politische Gremien davon<br />
überzeugen zu können, neue HR-<br />
Prozesse, innovative Recruitinginstrumente<br />
o<strong>der</strong> digitale HR-Tools einzuführen.<br />
Darüber hinaus kann durch die Erfassung<br />
von Kennzahlen eine statistische<br />
Auswertung und Vorhersage von Perso-<br />
Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt<br />
Viele klassische Aufgaben im Personalbereich<br />
können durch den Einsatz von<br />
Software deutlich schneller und effektiver<br />
ausgeführt werden. Zuvor zeitintensive<br />
und administrative Prozesse können<br />
durch die Digitalisierung automatisiert<br />
werden und schaffen Zeit für an<strong>der</strong>e<br />
wichtige Aufgaben, zum Beispiel den persönlichen<br />
Austausch. Hierfür bedarf es<br />
aber einer offenen Grundhaltung seitens<br />
<strong>der</strong> Mitarbeitenden, in den Personalabteilungen<br />
digitale Prozesse einzuführen und<br />
digitale Kompetenzen aufzubauen.<br />
In <strong>der</strong> Vergangenheit haben es viele<br />
Personalabteilungen in den öffentlichen<br />
Verwaltungen versäumt, internes Marketing<br />
<strong>der</strong> eigenen Arbeit zu betreiben.<br />
Doch dies ist wichtig, um Verständnis zu<br />
schaffen und die Mitarbeitenden <strong>der</strong> eigenen<br />
Organisation mitzunehmen. Neben<br />
dem internen Marketing kommt zudem<br />
auch dem externen Marketing eine immer<br />
bedeuten<strong>der</strong>e Rolle zu, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
<strong>der</strong> Personalgewinnung. Vor allem im<br />
Rahmen des Active Sourcing ist das Herausstellen<br />
und Bewerben <strong>der</strong> eigenen Alleinstellungsmerkmale<br />
für potenzielle<br />
Kandidatinnen und Kandidaten beson<strong>der</strong>s<br />
relevant.<br />
Ebenso sollten Personalabteilungen in<br />
einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt<br />
innerhalb <strong>der</strong> eigenen Verwaltung als<br />
Vorreiter fungieren und somit Ängste vor<br />
Verän<strong>der</strong>ung nehmen. Hierfür müssen<br />
Führungskräfte überzeugt und Mitarbeitende<br />
aktiv beteiligt werden. Schulungen<br />
und vor allem transparente Kommunikation<br />
bedürfen daher einer hohen Verän<strong>der</strong>ungskompetenz<br />
<strong>der</strong> Personalerinnen<br />
und Personaler. Roland Matuszewski<br />
DER AUTOR<br />
Roland Matuszewski, Volkswirt M. Sc., ist<br />
Berater bei zfm – Zentrum für Managementund<br />
Personalberatung in Bonn.<br />
Foto: FAGSI<br />
FAGSI gibt die jahrzehntelange Erfahrung im Containerbau gerne an Bauherren <strong>der</strong> öffentlichen Hand weiter.<br />
Der Weg zu hochwertigen, nachhaltigen<br />
Containergebäuden<br />
Der Bau von temporären Schulen, Kin<strong>der</strong>gärten<br />
o<strong>der</strong> Büros muss nicht kompliziert<br />
sein und kann mit nachhaltigen FAGSI<br />
Qualitätscontainern auf hohem planerischen<br />
wie technischen Niveau erfolgen.<br />
„Unser Anspruch ist es, unsere Containergebäude<br />
so hochwertig wie möglich zu machen.<br />
Dafür brauchen wir die Kooperation mit den<br />
Bauherren – am besten ganz von Anfang an“,<br />
sagt Resa Canli, <strong>der</strong> seit vielen Jahren für FAGSI<br />
tätig ist.<br />
Die Vergabe von öffentlichen Aufträgen erfor<strong>der</strong>t<br />
die Ausschreibung <strong>der</strong> zu vergebenden<br />
Leistungen. „Bereits beim Erstellen des Leistungsverzeichnisses<br />
für Containergebäude fühlen<br />
sich kommunale Bauherren oft überfor<strong>der</strong>t“,<br />
so die Erfahrung von Canli. „Das muss nicht<br />
sein! Es ist nicht verboten, bei Planung und<br />
Ausschreibung vorab Experten zu fragen. Wir bei<br />
FAGSI haben jahrzehntelange Erfahrung im Containerbau<br />
– die geben wir gerne weiter.“<br />
Kunden unterschätzen oft die Komplexität<br />
beim Bauen mit Containern. „Die ausschreibenden<br />
Stellen sollten bereits bei Auswahl und<br />
Erschließung des Grundstücks einen Spezialisten<br />
hinzuziehen“, rät Canli. Wertvolle Tipps hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Geländetopografie könnten so<br />
gegeben werden, aber auch Hinweise zu einer<br />
optimalen Platzierung des Gebäudes auf dem<br />
Grundstück.<br />
Canli zählt weitere mögliche Stolperfallen<br />
auf: „Aus Unkenntnis werden im Vorfeld oft unnötig<br />
Bäume gefällt o<strong>der</strong> versiegelte Flächen,<br />
die zum Aufstellen des Krans o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Container<br />
nutzbar wären, zu früh rückgebaut.“<br />
Diesen „Service <strong>der</strong> Vorinformation“ sieht<br />
FAGSI als Investition in gute Qualität – und in<br />
das Image hochwertiger Containerarchitektur.<br />
„Wenn Ausschreibungen mangels Vorbereitung<br />
o<strong>der</strong> Erfahrung auf Auftraggeberseite qualitativ<br />
unzulängliche Containerbauten zur Folge haben,<br />
schadet das den seriösen Anbietern, zu denen<br />
wir gehören.“<br />
Da bei öffentlichen Aufträgen <strong>der</strong> Anbieter<br />
mit dem niedrigsten Preis den Zuschlag erhält,<br />
tun Auftraggeber gut daran, im Leistungsverzeichnis<br />
genau zu beschreiben, was sie vom Gebäude<br />
erwarten. „Ist die Ausschreibung unpräzise,<br />
geht das zu Lasten des Kunden. Entwe<strong>der</strong><br />
bekommt er ein Gebäude, das zwar den Kosten<br />
des Billiganbieters, nicht aber seinen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
entspricht – o<strong>der</strong> er muss teure Nachträge<br />
stellen“, spricht Canli aus Erfahrung. Darum<br />
hat FAGSI neutrale Muster-Leistungsverzeichnisse<br />
erstellt, an denen sich Bauherren<br />
orientieren können.<br />
„Die besten Bauergebnisse werden erzielt,<br />
wenn wir unsere Leistung als Generalunternehmer<br />
komplett anbieten können. So gibt es keine<br />
Reibungsverluste und alles läuft Hand in Hand.<br />
Davon profitieren die Bauherren“, sagt Canli.<br />
Bei Kauf und Miete wird von FAGSI <strong>der</strong> Kundenservice<br />
„mitgeliefert“. So erfolgt in Mietobjekten<br />
zum Beispiel ein turnusmäßiger Gebäudecheck,<br />
<strong>der</strong> dazu dient, einen möglichen Verschleiß<br />
frühzeitig zu erkennen und zu beheben.<br />
Läuft bei Mietkunden <strong>der</strong> Vertrag aus, werden<br />
die Gebäude demontiert und die Container<br />
wan<strong>der</strong>n zurück in den Mietpool.<br />
Für Canli und seine Kollegen bei <strong>der</strong> FAGSI<br />
Vertriebs- und Vermietungs-GmbH ist das Bauen<br />
mit Containern eine Herzensangelegenheit: „Wir<br />
wollen, dass sich die Menschen in unseren Gebäuden<br />
wohlfühlen.“<br />
FAGSI Vertriebs- und Vermietungs-GmbH<br />
Postfach 1151<br />
51589 Morsbach<br />
Telefon +49 (0)2294 7078-700<br />
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66 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
67
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mit Rückwirkung auf das Entsorgungsverhalten<br />
<strong>der</strong> Bürger schaffen. Ziel<br />
von c-detect ist es, Störstoffe in den Bioabfallbehältern<br />
aufzuspüren, die zur Entsorgung<br />
bereitgestellt sind, und damit die<br />
Stoffreinheit von Bioabfällen abzusichern<br />
– vor allem gegenüber Kunststoffen. Dazu<br />
nutzt c-trace die Technologie des computerbasierten<br />
Sehens „Computer Vision“<br />
(CV). Das System schaut mit einer Kamera<br />
in jede Biotonne und bewertet den Inhalt<br />
mittels einer angelernten künstlichen Intelligenz.<br />
Auf <strong>der</strong> IFAT inwill c-trace einen Prototyp<br />
vorstellen und zeigen, welches Potenzial<br />
Künstliche intelligenz für an<strong>der</strong>e Anwendungen<br />
bieten könnte.<br />
www.c-trace.de<br />
72 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
73
Vorschau <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 6/<strong>2022</strong><br />
Die nächste<br />
Ausgabe<br />
erscheint ab<br />
15. Juni<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at<br />
Das unabhängige Magazin für<br />
die kommunale Praxis<br />
Herausgeber<br />
pVS - pro Verlag und Service GmbH & Co. KG<br />
Sipirit puzzle-FallSchutzplatten<br />
Gutes Licht für öffentliche Wege<br />
Die Energiepreise steigen, und für Kommunen heißt das: sparen – auch bei <strong>der</strong> Beleuchtung<br />
von Straßen, Rad- und Gehwegen. Um energieeffizienter zu werden und<br />
gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz, lohnt es sich, die öffentliche Beleuchtung<br />
auf mo<strong>der</strong>ne LED-Technik umzurüsten.<br />
Neuer Wohnraum<br />
400.000 neue Wohnungen – so viele sollen<br />
laut Bundesregierung pro Jahr entstehen,<br />
darunter 100.000 Sozialwohnungen.<br />
Diese neuen Wohnungen müssen nicht<br />
nur für Mieterinnen und Mieter bezahlbar<br />
sein. Sie sollen auch möglichst schnell<br />
und kostengünstig errichtet werden. Wie<br />
das gelingen kann, zeigen wir in unserer<br />
nächsten Ausgabe.<br />
Foto: Adobe Stock/Davizro Photography<br />
Digital verwalten<br />
Bis Ende des Jahres müssen Kommunen<br />
alle Verwaltungsleistungen digital anbieten<br />
– das legt das OZG fest. In Sachen<br />
Digitalisierung hat sich in den öffentlichen<br />
Verwaltungen und auch in den<br />
Schulen bereits einiges getan. Wir werfen<br />
einen Blick darauf, was in Sachen E-Government<br />
noch zu erledigen ist und wie<br />
<strong>der</strong> Weg zur digitalen Kommune gelingt.<br />
Foto: Adobe Stock/sv_production<br />
Foto: Adobe Stock/bluedesign<br />
Geschäftsführer Marcus Baumann,<br />
Marc Becker, Tilmann Distelbarth<br />
Verlagsleitung Beate Semmler (V.i.S.d.P.)<br />
Leitung Produktmanagement Print & Digital<br />
Lisa Hofmann-Vorbach<br />
Chefredakteur Wolfram Markus<br />
Redaktionsleitung Dr. Sabine Schmidt,<br />
Dirk Täuber (Son<strong>der</strong>themen)<br />
Redaktion Hannah Henrici (Volo.),<br />
Yannis Gaukel (Volo.)<br />
Leitung Sales Management<br />
Michael Wilhelm Blaser<br />
Sales Management Jörg Benzing,<br />
Dagmar von Dahlen, Daria Schiz-Salov<br />
Vertrieb Natalie Toth (natalie.toth@pro-vs.de)<br />
Layout und Grafik<br />
Heilbronner Stimme Medienproduktion<br />
Erscheinungsweise monatlich<br />
Bezugsbedingungen<br />
Der Einzelpreis beträgt 8,50 Euro<br />
zzgl. 7 % MwSt., Porto und Verpackung<br />
Jahresabonnement: 95,50 Euro<br />
inkl. 7 % MwSt., Porto und Verpackung<br />
Es gelten die Mediadaten Nr. 45<br />
vom 1. Januar <strong>2022</strong><br />
Verlags- und Redaktions an schrift<br />
pVS - pro Verlag und Service<br />
GmbH & Co. KG, Stauffenbergstraße 18,<br />
74523 Schwäbisch Hall<br />
Tel. 0791 95061-8300, info@pro-vs.de<br />
Konto<br />
Sparkasse Schwäbisch Hall–Crailsheim,<br />
IBAN DE91 6225 0030 0005 2553 00<br />
Druck und Herstellung<br />
MÖLLER PRO MEDIA GmbH<br />
Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde<br />
Tel. 030 41909-0, Fax 030 41909-299<br />
Nachdruck und Vervielfältigung – auch auszugsweise<br />
– nur mit Genehmigung des Verlages.<br />
Gedruckt auf umweltfreundlichem UltraMag<br />
Plus Silk-Recyclingpapier aus 100% Altpapier,<br />
zertifiziert mit den Umweltsiegeln „Der Blaue<br />
Engel“, „EU-Ecolabel“ sowie FSC- und<br />
PEFC-Siegel.<br />
ISSN 0723-8274<br />
Vorteil:<br />
• Verbindungsstifte<br />
unnötig!<br />
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Info: 0 72 75 - 98 58 - 98 | best@sipirit.de<br />
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sipirit gmbh Internet www.sipirit.de • E-<strong>Mai</strong>l best@sipirit.de • Telefon +49 (0) 72 75/98 58-98
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Copyright © <strong>2022</strong> Husqvarna AB (publ). Alle Rechte vorbehalten.<br />
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