der gemeinderat Mai 2022
Unsere Themen der Mai-Ausgabe: Wassermanagement, Kreislaufwirtschaft, Sicherheit
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Logistisch günstiger Standort in<br />
Köln-Merkenich: Der Klärschlamm kann<br />
per Rohrleitung, Schiff, Lkw und<br />
potenziell per Bahn angeliefert werden.<br />
„KLAR“: DIE VORTEILE<br />
Die Beteiligten gewinnen eine langfristige<br />
Entsorgungssicherheit bei stabilen<br />
Preisen – das Risiko stark steigen<strong>der</strong><br />
Marktpreise entfällt. Die geplante<br />
Anlage lässt sich sehr wirtschaftlich<br />
betreiben: Die verbindliche Festlegung<br />
<strong>der</strong> angelieferten Klärschlammmengen<br />
gewährleistet eine Vollauslastung.<br />
Interkommunale Zusammenarbeit<br />
Neue Wege zur<br />
Verwertung<br />
Gemeinschaftsunternehmen „KLAR“: In Köln planen die Stadtentwässerungsbetriebe,<br />
die Stadtwerke sowie weitere kommunale Kläranlagenbetreiber<br />
eine Anlage zur Verwertung von Klärschlamm.<br />
Für den Bau und Betrieb <strong>der</strong> Anlage<br />
wird ein Gemeinschaftsunternehmen<br />
gegründet, die KLAR GmbH<br />
(Klärschlammverwertung am Rhein). Sie<br />
wird ausschließlich von kommunalen<br />
Unternehmen getragen, damit <strong>der</strong> Einfluss<br />
<strong>der</strong> Gemeinwohlinteressen gewahrt<br />
bleibt. Durch die interkommunale Zusammenarbeit<br />
mehrerer Kläranlagenbetreiber<br />
profitieren die Menschen in vielen<br />
Städten und Gemeinden im Rheinland<br />
künftig von einer sicheren und bezahlbaren<br />
Entsorgung ihrer Klärschlämme.<br />
Darüber hinaus leistet das Projekt einen<br />
wichtigen Beitrag, die Energieversorgung<br />
in Köln klimaneutral umzustellen. Denn<br />
mit Klärschlamm lässt sich klimaneutrale<br />
Fernwärme für rund 1700 Haushalte und<br />
die Industrie im Kölner Norden erzeugen,<br />
dazu klimaneutraler Strom.<br />
Wir haben was gegen Verschwendung. Sie auch?<br />
Foto: StEB Köln<br />
Abwasser<br />
Zurzeit wird <strong>der</strong> Kölner Klärschlamm<br />
in den rheinischen Kohlekraftwerken in<br />
Hürth und Frechen mitverbrannt.<br />
Deutschland steigt in den nächsten Jahren<br />
jedoch aus dem Energieträger Kohle<br />
aus. Die Möglichkeit, Klärschlamm in<br />
Kraftwerken zu verbrennen, fällt daher<br />
künftig weg.<br />
NEUE RAHMENBEDINGUNGEN<br />
Neben diesem Aspekt gibt es weitere<br />
Einflussfaktoren: Bisher wurde Klärschlamm<br />
wegen <strong>der</strong> enthaltenen Rohstoffe<br />
oft als Düngemittel in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
eingesetzt. Das ist aufgrund<br />
von Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Klärschlammverordnung<br />
ab 2029 nicht mehr erlaubt.<br />
Zudem muss in Zukunft <strong>der</strong> wertvolle<br />
Rohstoff Phosphor aus dem Schlamm<br />
zurückgewonnen werden. Mittelfristig<br />
werden die Vorkommen <strong>der</strong> Minerale,<br />
die zur Herstellung von Phosphor notwendig<br />
sind, zur Neige gehen bzw. auf<br />
dem Weltmarkt nicht zuverlässig zur<br />
Verfügung stehen. Das Recycling aus<br />
Klärschlamm wird daher zur Pflicht.<br />
Zudem ist seit 2017 das Preisniveau<br />
für die Klärschlammentsorgung sprunghaft<br />
gestiegen. Die StEB Köln stehen deswegen<br />
vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, die<br />
Kosten für die Bürgerinnen und Bürger<br />
niedrig zu halten sowie einen Entsorgungsnotstand<br />
zu vermeiden.<br />
Klärschlamm besteht zum überwiegenden<br />
Teil aus natürlichen Rohstoffen<br />
(organisches und mineralisches Material).<br />
Daher ist seine Verbrennung – an<strong>der</strong>s<br />
als die von fossilen Rohstoffen wie<br />
Erdöl – klimaneutral. Das <strong>der</strong>zeit maßgebende<br />
Gesetz stuft den Klärschlamm<br />
als nicht klimarelevant ein. Er kann<br />
damit als Erneuerbarer Energieträger<br />
genutzt werden und ein wichtiger Baustein<br />
sein, die gesetzten Klimaziele zu<br />
erreichen: Die StEB Köln haben es sich<br />
zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral<br />
zu arbeiten. Und <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stadt hat<br />
im Dezember 2021 entschieden, dass<br />
Strom bis 2030, Wärme bis 2035 nur<br />
noch erneuerbar, also klimafreundlich<br />
und nachhaltig erzeugt werden soll.<br />
Bis 2025 wird die RheinEnergie AG im<br />
Industriegebiet Köln-Merkenich einen<br />
Braunkohleblock im dortigen Kraftwerk<br />
stilllegen. Das Gelände steht für die<br />
Klärschlammverwertung jedoch weiter<br />
zur Verfügung. Gebäude wie die Werkstatt<br />
und Fernwärmestation des Kraftwerks<br />
lassen sich weiter nutzen. Das<br />
spart Energie, Zeit und Kosten.<br />
Die Anlage in Köln-Merkenich wird<br />
mit einer Kapazität von 30.000–39.000<br />
t/a TS (Trockensubstanz) geplant. Die<br />
StEB Köln können mit ihren Partnern<br />
durch die Anlage Klärschlamm von<br />
zwei Millionen Einwohnern verwerten<br />
– aus Köln und <strong>der</strong> direkten Umgebung.<br />
Am Standort ist dank <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Infrastruktur eine einzigartige Lösung<br />
für den Transport möglich. Nur<br />
hier kann <strong>der</strong> Klärschlamm per Rohrleitung,<br />
Schiff, Lkw und potenziell per<br />
Bahn angeliefert werden. Der Klärschlamm<br />
aus dem Großklärwerk<br />
Stammheim wird direkt über eine Rohrleitung<br />
in die Anlage transportiert –<br />
statt per Lkw durch Wohngebiete und<br />
über die Autobahn. Die vorhandene Infrastruktur<br />
verringert den Lkw-Verkehr<br />
für Köln und den Kölner Norden. Die<br />
umliegenden Industriebetriebe erhalten<br />
weiterhin günstige und saubere Energie,<br />
was viele Arbeitsplätze sichert. Die in<br />
<strong>der</strong> neuen Anlage erzeugte Energie<br />
(Strom und Wärme) versorgt auch die<br />
Industriebetriebe im Norden von Köln<br />
mit ihren zahlreichen Arbeitsplätzen.<br />
Seit <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stadt Köln im <strong>Mai</strong><br />
2021 die Gründung <strong>der</strong> KLAR GmbH beschlossen<br />
hat, stehen die Projektpartner<br />
im Austausch mit <strong>der</strong> Stadt, mit Politik,<br />
Vereinen, Unternehmen sowie Bürgerinnen<br />
und Bürgern. Der Kontakt zur Bezirksvertretung<br />
und den Bürgervereinen<br />
des Kölner Nordens besteht bereits seit<br />
Ende 2020. Gerade bei einem öffentlichen<br />
Unternehmen ist <strong>der</strong> frühe Beginn<br />
einer glaubwürdigen Kommunikation<br />
– beson<strong>der</strong>s die frühe Einbeziehung <strong>der</strong><br />
kommunalen Entscheidungsträger – von<br />
großer Bedeutung.<br />
Das Projekt befindet sich in <strong>der</strong> Vorplanungsphase,<br />
die Projektgesellschaft<br />
wurde noch nicht gegründet. <br />
<br />
Birgit Konopatzki<br />
DIE AUTORIN<br />
Birgit Konopatzki ist Leiterin Unternehmenskommunikation<br />
und Pressesprecherin<br />
<strong>der</strong> Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR.<br />
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