der gemeinderat Mai 2022
Unsere Themen der Mai-Ausgabe: Wassermanagement, Kreislaufwirtschaft, Sicherheit
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Kreislaufwirtschaft<br />
in <strong>der</strong> Neubauplanung gemessen und bewertet<br />
werden kann. Hierfür wurden<br />
Parameter definiert: Für die Materialität<br />
und die Konstruktion, aber auch die<br />
Möglichkeit und Wirtschaftlichkeit des<br />
selektiven Rückbaus spielen eine Rolle.<br />
Der Urban Mining Index war meine Dissertation.<br />
Inzwischen wurde er an <strong>der</strong><br />
Universität Wuppertal zu einem nutzerfreundlichen<br />
Tool weiterentwickelt, das<br />
demnächst frei zugänglich sein soll.<br />
So sinnvoll Urban Mining ist – abreißen<br />
und wegwerfen ist einfacher als recyceln<br />
und wie<strong>der</strong>verwenden. Kommt die Idee<br />
des zirkulären Bauens dennoch an?<br />
Rosen: Ja, aber wir stehen noch ganz am<br />
Anfang. Zum einen fehlt das Bewusstsein<br />
dafür, dass sich grundlegend etwas<br />
än<strong>der</strong>n muss. Zum an<strong>der</strong>en stehen zum<br />
Teil 20 Jahre alte Regularien im Weg.<br />
Foto: Anja Rosen<br />
Aus alt wird neu: Das Rathaus in Korbach wurde abgerissen, Beton und Ziegel wurden ortsnah recyelt und für den Neubau wie<strong>der</strong>verwendet.<br />
Fotos: Christian Thomann, agn. Caspar Sessler.<br />
Geld spielt natürlich eine Rolle – wie steht<br />
es um die Wirtschaftlichkeit zirkulären<br />
Bauens?<br />
Rosen: Beim Rathaus in Korbach lagen<br />
die Kosten 1,5 Prozent höher als beim<br />
konventionellen Bauen. Sie hätten geringer<br />
sein können, wenn <strong>der</strong> Markt nicht<br />
durch wenige Anbieter eingeschränkt gewesen<br />
wäre. Nicht berücksichtigt ist<br />
beim konventionellen Bau aber das, was<br />
aus meiner Sicht dazukommen müsste:<br />
Die Kosten für die Umwelt und für die<br />
nachfolgenden Generationen, denen wir<br />
kaum Ressourcen übriglassen.<br />
Was kann helfen, zirkuläre Baukreisläufe<br />
in Gang zu bringen?<br />
Rosen: Wir müssen das Thema Bauen neu<br />
denken. Etwa Universitäten, Bibliotheken,<br />
Rathäuser: Um sie von vornherein<br />
im Kreislauf planen zu können, müssen<br />
Architekten entsprechend ausgebildet<br />
werden. Wir brauchen zudem ein an<strong>der</strong>es<br />
Gutachterwesen, und veraltete Regularien<br />
müssen überarbeitet werden. Vor<br />
allem aber sollten wir als Gesellschaft<br />
eine neue Haltung entwickeln. Nicht alles<br />
muss neu sein, es kommt darauf an,<br />
den Wert des Vorhandenen zu schätzen.<br />
<br />
Interview: Sabine Schmidt<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Anja Rosen ist Geschäftsführerin <strong>der</strong><br />
energum GmbH (agn-Gruppe) und<br />
Honorarprofessorin <strong>der</strong> Bergischen<br />
Universität Wuppertal. Mit dem Generalplaner<br />
agn und <strong>der</strong> Uni Wuppertal hat<br />
sie den Urban Mining Student Award<br />
initiiert. Als Gründungs- und Vorstandsmitglied<br />
<strong>der</strong> re!source Stiftung e.V. und<br />
aktives Mitglied <strong>der</strong> DGNB setzt sie sich<br />
für eine Ressourcenwende in <strong>der</strong> Bauund<br />
Immobilienwirtschaft ein.<br />
Urban Mining<br />
Vorhandenes wertschätzen<br />
Recyceln und wie<strong>der</strong>verwenden statt abreißen und wegwerfen:<br />
Architektin Anja Rosen plädiert dafür, dass sich dieses Konzept<br />
im Baubereich durchsetzt.<br />
Warum führt aus Ihrer Sicht kein Weg an<br />
Urban Mining vorbei?<br />
Anja Rosen: Wir können es uns nicht leisten,<br />
aufwendig produziertes Material<br />
einfach wegzuwerfen. Der Bausektor ist<br />
unser größter Ressourcenverbraucher,<br />
die Ressourcen werden knapp, und wir<br />
haben nur die eine Erde. Zudem entstehen<br />
40 Prozent aller Treibhausgase am<br />
Bau. Wir haben in den letzten Jahrzehnten<br />
unverantwortlich verschwen<strong>der</strong>isch<br />
gebaut. Urban Mining ist auch kein<br />
neues, son<strong>der</strong>n ein bewährtes Konzept:<br />
Menschen haben immer vorhandenes<br />
Material verwendet. Denken Sie allein an<br />
das Forum Romanum, das die Römer<br />
jahrhun<strong>der</strong>telang als Steinbruch genutzt<br />
haben. Dagegen haben wir in den letzten<br />
Jahrzehnten unverantwortlich verschwen<strong>der</strong>isch<br />
gebaut.<br />
Das hessische Korbach hat für sein Rathaus<br />
einen an<strong>der</strong>en Weg eingeschlagen:<br />
Neubau durch Rückbau. Worum ging es<br />
dort?<br />
Rosen: Das hessische Umweltministerium<br />
hat das Pilotprojekt geför<strong>der</strong>t: Das erste<br />
Urban Mining-Projekt dieser Art in<br />
Deutschland. Das Rathaus aus den<br />
1970er Jahren war nicht sanierungsfähig,<br />
es musste abgerissen und neu gebaut<br />
werden. Bei diesem Projekt lag <strong>der</strong><br />
Fokus auf den mineralischen Materialien.<br />
Das heißt: Beton und Ziegel des alten<br />
Gebäudes wurden ortsnah recycelt<br />
und wie<strong>der</strong>verwertet. Die Universität<br />
Kassel entwickelt ausgehend von den Erfahrungen<br />
mit diesem Projekt einen Leitfaden.<br />
Er wird für jeden verfügbar sein,<br />
<strong>der</strong> beim Bau zirkuläre Kreisläufe berücksichtigen<br />
will.<br />
Sie haben den Urban Mining Index entwickelt<br />
und am Projekt Korbach angewandt.<br />
Was leistet er?<br />
Rosen: Es geht darum, Baustoffe in möglichst<br />
geschlossenen Kreisläufen zu führen.<br />
Der Urban Mining Index ist ein Planungstool<br />
für Architektinnen und Architekten,<br />
mit dem die Kreislaufkonsistenz<br />
von Baukonstruktionen und Gebäuden<br />
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