der gemeinderat Mai 2022
Unsere Themen der Mai-Ausgabe: Wassermanagement, Kreislaufwirtschaft, Sicherheit
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Umwelt<br />
HocHwasser<br />
Umwelt<br />
Wie ist mit den zunehmenden Wassermassen umzugehen? Die DWA spricht sich unter an<strong>der</strong>em gegen das Bauen in Überschwemmungsgebieten aus<br />
und für einen verbesserten technischen Hochwasserschutz.<br />
Politikmemorandum<br />
Die Gefahr steigt<br />
Notwendig ist eine bessere und frühzeitige Integration des Wassers in die<br />
Stadtentwicklungsplanung, dazu gehören mehr finanzielle Mittel: Das ist eine<br />
<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DWA in ihrem aktuellen Politikmemorandum.<br />
Die zunehmende Wahrscheinlichkeit<br />
für Extremwetterereignisse<br />
– Überflutungen wie im Sommer<br />
2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz<br />
– zwingt zum Handeln. Politik<br />
und Wasserwirtschaft sind gleichermaßen<br />
gefor<strong>der</strong>t.<br />
Überflutungsvorsorge beginnt in <strong>der</strong><br />
Fläche. Dezentrale Maßnahmen des Wasserrückhalts<br />
reduzieren Schäden in vielen<br />
Fällen effektiv. Die Bodennutzung in<br />
Land- und Forstwirtschaft muss angepasst<br />
werden, um den Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
Wasserrückhalt und Abflusshemmung<br />
besser zu entsprechen. Die zunehmende<br />
Bodenversiegelung muss zudem dringend<br />
gestoppt werden. Auch bedarf es für einen<br />
vorsorgenden Schutz mehr Flächen<br />
an Gewässern, zum Beispiel für die Renaturierung<br />
von Gewässerauen, aber<br />
auch für Maßnahmen im urbanen Raum.<br />
Hier braucht es weiterhin Finanzhilfen<br />
von Bund und Län<strong>der</strong>n sowie Verbesserungen<br />
zugunsten von Entwicklungsmaßnahmen<br />
im Städtebaurecht.<br />
Wesentlicher Bestandteil <strong>der</strong> Hochwasservorsorge,<br />
sowohl bezüglich Flusshochwasser<br />
als auch gegen Überflutungen<br />
durch Starkregen, ist die gezielte Kommunikation<br />
mit <strong>der</strong> Bevölkerung – denn<br />
Hochwasserschutz ist auch Eigenvorsorge.<br />
Bürgerinnen und Bürger müssen<br />
die konkreten Überflutungsgefahren vor<br />
Ort kennen, aber auch konkrete Hilfsangebote<br />
für die individuelle Hochwasservorsorge<br />
erhalten. Notwendig ist die flächendeckende<br />
Analyse und Kartierung<br />
von Starkregengefahren, die auch für den<br />
Laien verständlich allen Bürgern zugänglich<br />
gemacht werden müssen. Datenschutzrechtliche<br />
Hin<strong>der</strong>nisse bei <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />
<strong>der</strong> Starkregengefahrenkarten<br />
sind abzubauen. Die Starkregenvorsorgeplanung<br />
muss zudem bereits in die<br />
Bauleitplanung einfließen.<br />
Die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten<br />
muss an den Klimawandel<br />
angepasst werden. Konkret bedeutet<br />
dies, auch an<strong>der</strong>e Ereignisse als das statistisch<br />
alle 100 Jahre zu erwartende<br />
Foto: Adobe Stock/Thaut Images<br />
Hochwasser zu berücksichtigen. Das<br />
Bauen in Überschwemmungsgebieten<br />
muss verhin<strong>der</strong>t und in überschwemmungsgefährdeten<br />
Gebieten stärker eingeschränkt<br />
werden. Ausnahmen von Bauverboten<br />
in Überschwemmungsgebieten<br />
werden noch viel zu häufig bewilligt –<br />
zumal <strong>der</strong> Nutzen für die Kommunen nur<br />
kurzfristig ist: Im Hochwasserfall sind die<br />
Schäden immens. Grundsätzlich ist zu<br />
prüfen, ob die Regelungen über Bauverbote<br />
in Überschwemmungsgebieten in<br />
das Bauplanungsrecht zu überführen und<br />
die Voraussetzungen für Ausnahmegenehmigungen<br />
zu konkretisieren und zu<br />
verschärfen sind.<br />
TECHNISCHER HOCHWASSERSCHUTZ<br />
In Situationen des Wie<strong>der</strong>aufbaus muss<br />
<strong>der</strong> klimaangepasste Neuaufbau mitgedacht<br />
werden. Es bedarf hier flexibler<br />
Lösungen durch Ausweisung und Bereitstellung<br />
von Alternativgrundstücken für<br />
Betroffene zum Kauf o<strong>der</strong> Tausch. Dafür<br />
muss die Politik Mittel bereitstellen und<br />
den Rahmen gestalten. In zwingenden<br />
Ausnahmefällen ist <strong>der</strong> technische Hochwasserschutz<br />
zu verstärken und hochwasserangepasst<br />
zu bauen. Auch im Bestand<br />
müssen im Rahmen <strong>der</strong> Eigenvorsorge<br />
Anpassungsmaßnahmen unternommen<br />
werden.<br />
Trotz aller Bemühungen, die Abflussdynamik<br />
bei Starkregenereignissen durch<br />
natürliche Retention, Versickerung o<strong>der</strong><br />
Abflussverzögerung zu dämpfen, wird es<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden, den technischen<br />
Hochwasserschutz in Form von Hochwasser-<br />
o<strong>der</strong> Regenrückhaltebecken zu verbessern.<br />
Hierzu müssen die Aufgabenträger<br />
erleichterten Zugriff auf die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Flächen erhalten. Die Genehmigungsverfahren<br />
müssen deutlich gestrafft<br />
werden. Zusätzlich können ergänzende<br />
Objektschutzmaßnahmen an vielen Stellen<br />
erfor<strong>der</strong>lich werden.<br />
KLIMARESILIENTE KRITISCHE<br />
INFRASTRUKTUR<br />
Die Hochwasserkatastrophe im vergangenen<br />
Sommer hat deutlich gezeigt, dass<br />
häufig die leitungsgebundene kritische<br />
Infrastruktur nicht ausreichend gegen<br />
Überflutungen geschützt ist. Sie muss<br />
deutlich klimaresilienter geplant und gebaut<br />
werden. Dies gilt auch direkt für die<br />
Wasserwirtschaft. Die Infrastruktur für<br />
Hochwasservorhersage und Hochwasserfrühwarnung<br />
wie Pegel und Datenübertragungswege<br />
muss so ausgestattet werden,<br />
dass sie auch bei Extremereignissen<br />
zur Verfügung steht. Hierzu sind erhebliche<br />
staatliche Investitionsentscheidungen<br />
zu treffen. Dafür sollten die Einnahmen<br />
aus dem CO 2<br />
-Handel eingesetzt werden.<br />
Der Energie- und Klimafonds (EKF)<br />
sollte dafür geöffnet werden.<br />
Die Politik muss dem Katastrophenschutz<br />
mehr Priorität beimessen und die<br />
staatlichen Einsatzinstitutionen besser<br />
unterstützen, etwa mit einem gemeinsamen<br />
Kompetenzzentrum. Dies ist nicht<br />
nur für die Überflutungsvorsorge wichtig.<br />
Abgesehen von <strong>der</strong> verfassungsmäßig<br />
vorgegebenen Aufgabenverteilung ist die<br />
verantwortliche Einbindung <strong>der</strong> örtlichen<br />
Verwaltungsträger unerlässlich. Zudem<br />
muss es ein integratives, einheitliches<br />
und verständliches Frühwarnsystem geben,<br />
digital (zum Beispiel Nina-App, SMS<br />
per Cell-Broadcast) und analog (Sirenen)<br />
unterstützt durch regelmäßige Übungen<br />
unter Einbeziehung <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />
<br />
Stefan Bröker<br />
DWA<br />
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />
Abwasser und Abfall ist ein<br />
technisch-wissenschaftlicher Fachverband<br />
<strong>der</strong> Wasser- und Abfallwirtschaft.<br />
Sie versteht sich als Dienstleister für<br />
Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros,<br />
Behörden und Unternehmen.<br />
DWA-Politikmemorandum:<br />
de.dwa.de/de/politikinformationen.html<br />
DER AUTOR<br />
Stefan Bröker ist Pressesprecher <strong>der</strong><br />
DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />
Abwasser und Abfall.<br />
IFAT <strong>2022</strong><br />
30. <strong>Mai</strong> – 3. Juni<br />
Bucher Municipal<br />
Wernberg GmbH<br />
92533 Wernberg-Köblitz<br />
www.buchermunicipal.com<br />
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