der gemeinderat Mai 2022
Unsere Themen der Mai-Ausgabe: Wassermanagement, Kreislaufwirtschaft, Sicherheit
Unsere Themen der Mai-Ausgabe: Wassermanagement, Kreislaufwirtschaft, Sicherheit
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Umwelt<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
Umwelt<br />
NEUES LEBEN FÜR ALTE REIFEN<br />
In Deutschland fallen im Jahr rund<br />
583.000 Tonnen Altreifen an, die einer<br />
neuen Verwertung zugeführt werden<br />
müssen. Die daraus gewonnenen<br />
Recyclingprodukte, insbeson<strong>der</strong>e<br />
Gummigranulate und -mehl, eignen sich<br />
für die ressourcenschonende Entwicklung<br />
innovativer Produkte in unterschiedlichen<br />
Anwendungsfel<strong>der</strong>n. Die<br />
Partnerunternehmen <strong>der</strong> Kampagne<br />
New Life haben es sich zum Ziel gesetzt,<br />
nachhaltige Produkte aus ELT (End-of-<br />
Life-Tyres) zu för<strong>der</strong>n und für einen<br />
bewussten Konsum zu sensibilisieren.<br />
https://t1p.de/newlife-contest<br />
Wie<strong>der</strong>verwertung<br />
Nachhaltigkeit zahlt<br />
sich aus<br />
Wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft: Für den Wettbewerb „Besser<br />
leben – unsere Stadt hat Zukunft“ können Kommunen Projekte einreichen,<br />
bei denen Produkte aus Altreifen zum Einsatz kommen.<br />
Städte und Gemeinden können den<br />
Wandel von <strong>der</strong> „Wegwerfgesellschaft“<br />
zur zukunftssicheren Kreislaufwirtschaft<br />
(Circular Economy) mit<br />
nachhaltigem Handeln aktiv unterstützen.<br />
Dabei kommt dem Einsatz von Sekundärrohstoffen<br />
in kommunalen Projekten<br />
eine große Bedeutung zu. Um entsprechende<br />
Ideen zu för<strong>der</strong>n, veranstaltet die<br />
Initiative New Life einen Nachhaltigkeitswettbewerb<br />
unter dem Motto „Besser leben<br />
– unsere Stadt hat Zukunft“.<br />
Teilnehmen können Kommunen mit<br />
bis zu 40.000 Einwohnern, die bereits<br />
Projekte mit End-of-Life-Tyres-Recyclingprodukten<br />
(ELT) realisiert o<strong>der</strong> in Planung<br />
haben. Die Bewerbungsfrist endet<br />
am 15. August <strong>2022</strong>.<br />
New Life unterstützt den Einsatz von<br />
nachhaltigen Produkten aus recyceltem<br />
ELT-Material. Dank seiner vielfältigen<br />
positiven Eigenschaften lässt sich das<br />
ELT-Reifenrezyklat auf vielfältige Art für<br />
Nachhaltige Produkte für kommunale Vorhaben: ELT-Reifenrezyklat eignet sich beispielsweise als<br />
Material für wi<strong>der</strong>standsfähige Fallschutzböden auf Spielplätzen.<br />
Foto: Regupol<br />
kommunale Vorhaben einsetzen – beispielsweise<br />
im Straßenbau für gummimodifizierten<br />
Asphalt, für wi<strong>der</strong>standsfähige<br />
Fallschutzböden auf Spielplätzen,<br />
Sportanlagen und in Seniorenheimen, für<br />
langlebige Trittschalldämmungen o<strong>der</strong><br />
auch für Beeteinfassungen.<br />
Mit dem konsequenten Einsatz des zukunftsweisenden,<br />
klimaverträglichen Sekundärrohstoffs<br />
können Kommunen einen<br />
nachhaltigen Beitrag leisten, Ressourcen<br />
zu schonen, CO -Emissionen<br />
2<br />
einzusparen, Abfall zu vermeiden und<br />
die Umwelt zu schützen.<br />
Das Preisgeld für die beiden Siegerkommunen<br />
beläuft sich auf 10.000 Euro. Dabei<br />
erhält <strong>der</strong> Sieger 7000 Euro und <strong>der</strong><br />
Zweitplatzierte 3000 Euro: für die Umsetzung<br />
nachhaltiger städtebaulicher Maßnahmen<br />
mit ELT-Recyclingprodukten.<br />
Die Preisverleihung wird Ende September<br />
auf <strong>der</strong> Mission Now in Köln stattfinden.<br />
Zu den Gewinnern gehören aus Sicht<br />
von New Life allerdings alle Teilnehmer,<br />
die im Rahmen ihrer wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten eine umfassende, nachhaltige<br />
Stadtentwicklung betreiben, um ihren<br />
Einwohnern ein besseres Leben zu<br />
ermöglichen und um ihrer globalen Verantwortung<br />
gerecht zu werden. Städte<br />
und Gemeinden können den nachhaltigen<br />
Umgang mit den knapper werdenden Ressourcen<br />
vorleben und das Umweltbewusstsein<br />
in <strong>der</strong> Bevölkerung stärken.<br />
Auch <strong>der</strong> öffentliche Haushalt profitiert<br />
vom Einsatz hochwertiger, wi<strong>der</strong>standsfähiger<br />
Produkte aus ELT-Recyclingmaterial.<br />
Denn sie sind meist in <strong>der</strong> Anschaffung<br />
günstiger als vergleichbare Produkte<br />
aus herkömmlichen Materialien, können<br />
über längere Zeiträume eingesetzt werden<br />
und erfor<strong>der</strong>n weniger Wartungs- sowie<br />
Pflegeaufwand. <br />
Red.<br />
Versteckte Schadstoffe: Asbesthaltiger Fliesenkleber und PAK-haltiger Parkettkleber.<br />
Baustoffrecycling<br />
Schadstoffe aus dem<br />
Kreislauf entfernen<br />
Vor Sanierungen o<strong>der</strong> Abbrucharbeiten gilt es, kommunale Gebäude strukturiert<br />
auf Schadstoffe zu untersuchen. Asbest und Co. müssen entfernt werden, damit<br />
ein werthaltiges Recycling <strong>der</strong> Baustoffe möglich ist.<br />
Vor dem Hintergrund begrenzter<br />
Rohstoffressourcen ist es oberstes<br />
Ziel <strong>der</strong> Kreislaufwirtschaft, einen<br />
möglichst großen Anteil <strong>der</strong> anfallenden<br />
Abfälle einer Wie<strong>der</strong>verwertung zuzuführen.<br />
Im Falle von Abfällen aus Abbruch-<br />
o<strong>der</strong> Baumaßnahmen ist es daher<br />
wichtig, Schadstoffe möglichst frühzeitig<br />
und vollständig abzutrennen.<br />
UNTERSUCHUNG IM VORFELD NOTWENDIG<br />
Um recyclingfähige Baustoffe zu gewinnen,<br />
ist eine Untersuchung <strong>der</strong> Gebäude<br />
auf Schadstoffe im Vorfeld von Baumaßnahmen<br />
als erster Schritt unabdingbar.<br />
Bedenkt man die Vielzahl <strong>der</strong> in alten<br />
Baumaterialien verwendeten Schadstoffe<br />
und <strong>der</strong>en Anwendung an und in verschiedenen<br />
Bauteilen, ist dies kein einfaches<br />
Unterfangen. Zu nennen seien hier<br />
beispielsweise asbesthaltige Fliesenkleber<br />
(Foto oben links) o<strong>der</strong> Kleber unter<br />
Bodenbelägen, die polyzyklische aromatische<br />
Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten<br />
(Foto oben rechts). Letztere können<br />
neben PAK auch Asbest enthalten.<br />
Natürlich bedarf es für eine Untersuchung,<br />
die zu aussagekräftigen Ergebnissen<br />
führt, einer großen Erfahrung und<br />
eines guten bautechnischen Wissens, um<br />
insbeson<strong>der</strong>e verdeckte Schadstoffe in<br />
Gebäuden aufzuspüren. Durch unzureichende<br />
Untersuchung könnten sonst<br />
Überraschungen zutage treten, etwa die<br />
vergessene PAK-haltige Abdichtung im<br />
Bodenaufbau o<strong>der</strong> die überputzten Fugenmassen,<br />
die polychlorierte Biphenyle<br />
(PCB) enthalten.<br />
AUSREICHENDE PROBENENTNAHME<br />
In <strong>der</strong> Vergangenheit stellte sich auch immer<br />
die Frage nach dem Untersuchungsumfang.<br />
Wurden genügend Bauteile geöffnet<br />
und genügend Proben untersucht,<br />
um mit hinreichen<strong>der</strong> Sicherheit sagen zu<br />
können, dass in kommunalen Gebäuden<br />
Fotos: Competenza<br />
vorhandene Schadstoffe vollumfänglich<br />
erkannt wurden?<br />
Mit dieser Fragestellung haben wir uns<br />
in den letzten Jahren in <strong>der</strong> Kommission<br />
zur VDI-Richtlinie 6202 Blatt 3 am Beispiel<br />
von Asbest intensiv auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />
Die im Herbst 2021 im Weißdruck,<br />
also <strong>der</strong> endgütigen Fassung, erschienene<br />
Richtlinie gibt dem Anwen<strong>der</strong> ein Statistik-Tool<br />
an die Hand, welches ihm ermöglicht,<br />
die erfor<strong>der</strong>liche Anzahl von Proben<br />
zu berechnen und die damit verbundene<br />
Aussagesicherheit <strong>der</strong> Untersuchungen<br />
anzugeben.<br />
Auch wenn es keine absolute Sicherheit<br />
gibt, so bedeutet eine 95-prozentige Aussagesicherheit<br />
von Untersuchungsergebnissen,<br />
dass vorhandene Schadstoffe nahezu<br />
vollständig aus dem Stoffkreislauf<br />
entfernt werden.<br />
ABTRENNUNG VOR DEM ABBRUCH<br />
Im Idealfall erfolgt die Entfernung hierbei<br />
durch Abtrennung vor dem eigentlichen<br />
Abbruch. Als Beispiel sei die Entfernung<br />
von PCB-haltigen Farben von mineralischen<br />
Untergründen genannt.<br />
Für den Bauherren bedeutet dieses Vorgehen<br />
auch eine höhere Sicherheit im Planungsprozess<br />
<strong>der</strong> Maßnahme und damit<br />
verbunden eine höhere Kostensicherheit.<br />
Grundsätzlich kann das Statistik-Tool,<br />
was die Untersuchung von Materialien<br />
betrifft, auch auf an<strong>der</strong>e Schadstoffe als<br />
Asbest angewendet werden.<br />
Darüber hinaus wurde mit <strong>der</strong> VDI-<br />
Richtlinie 6202 Blatt 3 auch ein Standard<br />
definiert, auf welche asbesthaltigen Verwendungen<br />
konkret untersucht werden<br />
muss. In <strong>der</strong> Kommission zur VDI-Richtlinie<br />
6202 Blatt 2 beschäftigen wir uns<br />
<strong>der</strong>zeit mit <strong>der</strong> Frage, wie ein ähnliches<br />
Standarduntersuchungsprogramm auch<br />
für an<strong>der</strong>e Schadstoffe (PCB, PAK etc.)<br />
definiert werden kann. Jörg Wohlgemuth<br />
DER AUTOR<br />
Dr. F. Jörg Wohlgemuth ist Diplom-Chemiker<br />
und Prokurist <strong>der</strong> Competenza GmbH. Er ist als<br />
öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger<br />
für Schadstoffe im Innenraum tätig.<br />
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<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 5/22<br />
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