19.05.2022 Aufrufe

Forschungsreport Daten – Innovation – Privatheit

Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)

Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)

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achtwöchigen Sprints. Nach jedem Sprint holen sie das Feedback

des Lenkungskreises ein, eines sozialpartnerschaftlich besetzten

Gremiums auf Managementebene. Dennoch ist kein Lab wie das

andere. Welche Themen im Fokus stehen, wie sie bearbeitet und

erprobt werden, liegt allein in den Händen des Teams. Die beteiligten

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen begleiten die Labs

„nur“ als Beratende, Moderatoren und Coaches.

Ein Lab geht online

Für einige im Software-AG-Lab bedeutete diese neue Form der beteiligungsorientierten

Gestaltung einen Sprung ins kalte Wasser.

Zum einen, weil sie als Softwareentwickler und -entwicklerinnen

plötzlich Teil eines Forschungsvorhabens wurden, das nicht primär

technisch ausgerichtet, sondern vor allem sozialwissenschaftlich

getrieben war. Zum anderen, weil sie eine eigene Dynamik und

Routinen für die Zusammenarbeit finden und ihr Arbeitsprogramm

immer wieder neu entwickeln mussten. Eine echte Herausforderung

– vor allem In Pandemiezeiten. „Ich habe gedacht: So ein

Lab – während Corona – mutige Sache“, erinnert sich Christopher

Weiß. Ein halbes Jahr haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung

(ISF) München, von der Ludwig- Maximilians-Universität München

(LMU) und der TUM sowie die beiden Projektkoordinierenden

bei der Software AG, Christian Gengenbach und Klotilda Muca,

investiert, um ein Gestaltungsinstrument, das bislang immer von

Präsenz gelebt hat, in den virtuellen Raum zu verlegen. Nicht nur

das zweitägige Kick-off, bei dem die Beschäftigten der Software

AG ihre gemeinsame Vision entwarfen und die entscheidenden

Weichen für die Gestaltungsarbeit der nächsten Monate stellten,

lief komplett über die Kollaborationsplattform Mural, sondern

auch alle Synchronisationstreffen, Retrospektiven und die regelmäßigen

Feedbackrunden mit dem Lenkungskreis. Irgendwann

wurde die Online-Zusammenarbeit für die beiden Teams, deren

Mitglieder sich zum Teil zuvor nicht einmal kannten, zur Routine.

Und auch wenn alle zwischenzeitlich für mehr Face-to-face-Arbeit

ihr Homeoffice gerne einmal verlassen hätten: Im Nachhinein

sehen viele Beteiligte das „Lab remote“ und den intensiven und

lebendigen Austausch im Informationsraum durchaus als Gewinn.

alte Denkmuster verlassen und individuelle Anwendungen ausdiskutieren

müssen und der nur Akzeptanz finden wird, wenn er

konkrete praxisbezogene Mehrwerte erzeugt und eine Kultur des

Vertrauens herrscht. Nach der Konsolidierung der Umfrageergebnisse

und der Evaluierung von Befragungen und Use Cases in

Workshops mit Mitarbeitenden, Führungskräften und Betriebsräten

können die Teams eine positive Bilanz ziehen. Von vier angedachten

Szenarien haben sich zwei als besonders aussichtsreich

erwiesen. Der Use Case „Process Visibility“ musste am Ende zwar

aus Zeitgründen zurückgestellt, könnte mit mehr Programmierarbeit

aber weiterentwickelt werden. Und die „Selbstauskunft“ hat

inzwischen so weit Gestalt angenommen, dass ihr Prototyp erfolgreich

getestet wurde und theoretisch ins produktive iTrac der

Software AG überführt werden könnte. Klar ist am Ende: Den zehn

Frauen und Männern, die das Lab vorangetrieben haben, haben

sich nicht nur völlig neue Perspektiven auf den Umgang mit Daten

geöffnet. Sie haben aus ihren Arbeitsbereichen heraus auch das

Konzept der Inversen Transparenz praxistauglich gemacht, viele

offene Fragen beantwortet und neue auf die Agenda der Software

AG gebracht. Weitergebracht hat das Lab nicht zuletzt auch jede

und jeden persönlich: „Man lernt viel über sich selbst“, sagt Juliane

Harbarth. Insofern ist Forschung für sie auch immer Inspiration.

Von Dr. Jutta Witte

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Neue Perspektiven geöffnet

Was nehmen die Teilnehmenden mit aus ihrer monatelangen Gestaltungsarbeit?

Inverse Transparenz bedeutet nicht einfach nur

„mehr Transparenz“, sondern ist ein Ansatz, der Promotoren und

Promotorinnen im Unternehmen braucht, für den alle Beteiligten

III PRAXIS

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