Forschungsreport Daten – Innovation – Privatheit
Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)
Mit Inverser Transparenz das Gestaltungsdilemma der digitalen Arbeitswelt lösen. Forschungsreport von Andreas Boes, Thomas Hess, Alexander Pretschner, Tobias Kämpf, Elisabeth Vogl (Hrsg.)
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AUSBLICK
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Klotilda Muca,
Projektmanagerin Research, Betriebsratsvorsitzende
in Saarbrücken und Projektleiterin
Eine super
Lösung
Wenn neue IT-Systeme eingeführt werden, vollziehen wir als
Betriebsräte und Betriebsrätinnen oft einen Spagat. Einerseits
können wir Funktionalitäten aus Datenschutzgründen
ablehnen. Andererseits muss eine Software in der Produktion
aber auch nutzbar sein. Bei immer mehr Systemen kann man
bestimmte Einstellungen gar nicht mehr abschalten. Als ich
in das Projekt gestartet bin, war meine Hoffnung, dass Inverse
Transparenz dieses Dilemma auflösen kann. Meine Erwartung
hat sich erfüllt. Es ist ein Ansatz, mit dem man es schafft, die
Verwendung der Daten zu sehen und nachzuverfolgen, wenn
sie zum Beispiel für eine Verhaltens- oder Leistungskontrolle
genutzt wurden. Die beiden Labteams haben gezeigt, warum
das Konzept der Inversen Transparenz vielversprechend ist
und wie man es in die Praxis übertragen kann. Ich bin fasziniert
von dem Elan, mit dem sie gearbeitet haben, und von
den Ideen, die dabei entstanden sind. Wenn daraus ein professionelles
Tool werden würde, das das Prinzip „Watch the
Watcher“ umsetzt und das von den Teams, vom Betriebsrat
oder auch der Personalabteilung genutzt werden kann, wäre
das eine super Lösung.
Dr. Harald Schöning,
Vice President Research und
Mitglied des Lenkungskreises
Das Thema
weitertreiben
Normalerweise beschäftigen wir uns in unseren Forschungsprojekten
mit technischen Fragestellungen. Insofern war
dieses Projekt ein echter Exot – auch weil wir und unsere
Arbeit praktisch selbst zum Forschungsgegenstand wurden.
Ich persönlich fand es spannend, auch einmal in diese Rolle
zu schlüpfen. Das Thema war am Anfang zwar sehr erklärungsbedürftig,
aber das Labteam und auch die Kolleginnen
und Kollegen vom Betriebsrat waren hoch motiviert, haben
nachgehakt, begeistert mitgestaltet – und dies, obwohl alle
das „on top“ zu ihrer eigentlichen Arbeit gemacht haben. Mit
dem Thema Transparenz und dem Lab haben wir also nicht
nur Interesse geweckt, sondern auch echte Partizipation
erreicht. Wir wissen jetzt: Inverse Transparenz funktioniert
technisch und organisational. Können wir dieses Konzept in
der Breite ausrollen? Wie sehen die Kolleginnen und Kollegen
in Indien oder den USA das Thema Transparenz? Gibt es einen
Bedarf jenseits der Forschungs- und Entwicklungsabteilung?
Das muss sich weisen. Ich würde mir wünschen, dass das
Thema weitergetrieben wird. Und ich glaube, dass dies auch
die Mitarbeitenden so sehen.
III PRAXIS