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Brennercom Sailing Week 2022

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28<br />

AKTUELL<br />

Führen oder geführt werden?<br />

Segeln als Symbol. Wir befragen zwei erfahrene Berater und<br />

Coaches, die beide gerne segeln, wo sie Zusammenhänge sehen.<br />

Radius: Führen Sie lieber oder<br />

werden geführt?<br />

Petra Gamper: Das hängt von der Situation<br />

und vom Umfeld ab. Beim Tanzen<br />

werde ich als Frau gerne geführt und<br />

kann mich den Impulsen einer starken<br />

führenden Hand anvertrauen. Beim<br />

Segeln mit einer Yacht ist es ein Teamwork,<br />

um gut voranzukommen.<br />

Manfred Trienbacher: Bin der Meinung,<br />

Führung hat auch damit zu tun,<br />

Verantwortung für Entscheidungen<br />

zu übernehmen, die nicht immer<br />

einfach sind. Ehrlich gesagt, führe ich<br />

gern, wenn die Kompetenz es zulässt.<br />

Trotzdem ist es auch sehr angenehm,<br />

in einem gleichwertigen Team zusammenzuarbeiten<br />

und die Führung einer<br />

Moderation abzugeben.<br />

Radius: Welche Rolle im Teamwork<br />

spielen Sie am liebsten?<br />

M. Trienbacher: Ich denke, Teams funktionieren<br />

dann am besten, wenn die<br />

Werte und Haltung der Teammitglieder<br />

ähnlich ist. Im Team sehe ich mich auch<br />

als Coach, um die anderen dabei zu unterstützen,<br />

das gemeinsame Ziel und die<br />

Werte zu erkennen. Dann kann man mit<br />

Leidenschaft an die Umsetzung gehen.<br />

P. Gamper: Wenn ich mich kompetent<br />

fühle, gehe ich gerne in Führung. Zum<br />

Beispiel, wenn ich Seminare halte, wenn<br />

ich Organisationsaufgaben erledige,<br />

wenn ich von Haltung – äußerer und<br />

innerer – sprechen und daran mit Menschen<br />

arbeiten und Weiterentwicklung<br />

fördern kann. Je älter ich werde, umso<br />

mehr kann ich mich auch zurücknehmen<br />

und andere führen lassen.<br />

Radius: Und welche Rolle reizt Sie auf<br />

dem Segelboot?<br />

P. Gamper: Auf den Segeltörns, die ich<br />

unternommen habe, war ich bei den<br />

„Matrosen“, also den Befehlsempfängern.<br />

Ich habe bemerkt, wie männliche<br />

und weibliche Skipper unterschiedlich<br />

Befehle erteilen. Es braucht klare Ansagen,<br />

klar. Jedoch die Art und Weise,<br />

die mitschwingende Forderung, die<br />

Dringlichkeit, das Machtgehabe äußern<br />

sich unterschiedlich im Tonfall und der<br />

Empathie des Skippers.<br />

M. Trienbacher: Dies ist eine schöne<br />

Analogie zum Thema Unternehmensführung.<br />

Es ist in erster Linie wichtig,<br />

dass jeder weiß, welche Aufgaben ihm<br />

zugeteilt sind. Wirkliches Teamwork ist<br />

dann gefragt, wenn etwas Unerwartetes<br />

passiert: Wie wird reagiert? Übernimmt<br />

jemand auch Aufgaben eines<br />

anderen Teammitglieds? Da ich selbst<br />

keine Skipper-Erfahrung habe, würde<br />

ich den Skipper dabei unterstützen, ein<br />

gutes „Wir-Gefühl“ mit Respekt und gegenseitiger<br />

Wertschätzung zu schaffen.<br />

Die Autoren<br />

Radius: Was haben Sie vom Segeln fürs<br />

Berufsleben gelernt?<br />

M. Trienbacher: Bei den Hafenmanövern<br />

habe ich gelernt, dass der<br />

Skipper mehrere wachsame Augen<br />

benötigt, sonst wird eine kleine, aber<br />

wichtige Rolle eines Teammitglieds<br />

(z.B. Fender setzen) übersehen. Im<br />

Segelteam und vor allem in beruflichen<br />

Teams ist es mir wichtig geworden,<br />

sich auf Ziele zu einigen – noch vor<br />

persönlichen Befindlichkeiten.<br />

P. Gamper: Die beeindruckendste Erfahrung<br />

hatte ich auf den Kornaten, als<br />

wir fast bei Windstille nicht den Motor<br />

anmachten, sondern unter der ruhigen<br />

Führung unserer Skipperin Butterfly segelten<br />

statt aufzukreuzen, also hektisch<br />

in Aktivismus zu verfallen. Wir kamen<br />

gut voran, obwohl es sich wie Stillstand<br />

anfühlte.<br />

Radius: Eine weitere Erkenntnis aus der<br />

Segelwelt, für das Berufsleben?<br />

M. Trienbacher: Nicht der Wind, sondern<br />

das Segel bestimmt die Richtung. Bei<br />

den Segelregatten sieht man viele unterschiedliche<br />

Strategien mit denselben bzw.<br />

ähnlichen Voraussetzungen. Erfolge und<br />

Misserfolge lösen sich ab. Jedoch Ausdauer<br />

und Teamstärke, der Zusammenhalt machen<br />

sich langfristig immer bezahlt.<br />

P. Gamper: Ja. Beim Segeln brauchst du<br />

nicht mit dem Wind zu diskutieren. Er<br />

ist so wie er ist; auch wenn er fehlt. Du<br />

brauchst ein klares Ziel, wo du hin willst.<br />

Je nach Windrichtung musst du dann die<br />

Strategie wählen (aufkreuzen, wie „scharf“,<br />

optimal wenden usw.). Wenn der Wind zu<br />

heftig wird, ist es besser, einen sicheren<br />

Hafen aufzusuchen und auf bessere oder<br />

passendere Verhältnisse zu warten.<br />

Das Segeln ist pure Lebensschule.<br />

Dr. Petra Gamper, Seminarleiterin<br />

und Coach für Haltung, Empathie<br />

und Gesundheit, Meran,<br />

www.petra-gamper.com.<br />

Dr. Manfred Trienbacher – Trienbacher<br />

Consulting unterstützt Sie<br />

Dr. Petra Gamper Dr. Manfred Trienbacher<br />

bei der Bestimmung von Unternehmenswerten und -marken sowie als Skipper bei digitalen<br />

Projekten, Eppan, www.trienbacher.com. Beide sind Kooperationspartner von vival.institute.

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