27.05.2022 Aufrufe

AB Archiv des Badewesens Juni 2022

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>AB</strong> 06/<strong>2022</strong><br />

Planung | BÄDERBAU | 365<br />

Der Zukunft verpflichtet<br />

Ressourceneffizienz – ein wichtiges Kriterium<br />

Spätestens seit den Natur-Kataklysmen der vergangenen<br />

Jahre ist schmerzhaft klar geworden, dass<br />

Nachhaltigkeit kein abstraktes Problem mehr ist. Die<br />

„Fridays for Future“-Bewegung, die eine Kettenreaktion<br />

aus überfälligen gesellschaftlichen und politischen<br />

Entscheidungen ausgelöst hat, demonstriert sehr klar:<br />

Die jungen Generationen sind nicht einverstanden damit,<br />

stillschweigend einen verwüsteten, zerstörten Lebensraum<br />

von uns zu erben.<br />

Die Gebäude sind ein Problem<br />

Die gebaute Welt ist dabei der Key-Player mit dem<br />

größten eigenen, alleinigen Beitrag zu einer langen Liste<br />

der nachhaltigkeitsbezogenen Probleme:<br />

• 40 % <strong>des</strong> gesamten globalen<br />

Energieverbrauchs,<br />

• 35 % der gesamten verursachten<br />

CO 2<br />

-Emissionen,<br />

• 54 % <strong>des</strong> gesamten globalen<br />

Materialverbrauchs und<br />

• 65 % <strong>des</strong> global verursachten Abfalls<br />

– in Form von verwendeten und entsorgten<br />

Ressourcen, die den nächsten Generationen<br />

nicht zugänglich sind und immer weiteren<br />

Abbau und Verbrauch notwendig machen.<br />

Nachhaltigkeit ist nicht lediglich ein Problem der Ökologie<br />

und der globalen Gesellschaft. Nachhaltigkeit ist ein<br />

bedeuten<strong>des</strong> Werkzeug, um vermeidbare, explodierende<br />

Lebenszykluskosten zu vermeiden. Langzeitstudien, die<br />

seit über 15 Jahren an der TU Wien, der RWTH Aachen und<br />

der ETH Zürich durchgeführt wurden, konnten mehrfach<br />

belegen, dass die Summe der vermeidbaren Lebenszykluskosten,<br />

über den gesamten Gebäudelebenszyklus<br />

gerechnet, bis zu 600 % der ursprünglichen Investitionskosten<br />

erreichen kann, wenn das Thema Nachhaltigkeit<br />

nicht berücksichtigt wird.<br />

Ein Aspekt der Nachhaltigkeit sticht besonders heraus:<br />

die Ressourceneffizienz, oft auch als Kreislauffähigkeit<br />

bezeichnet. Kreislauffähigkeit meint das Potenzial, alle<br />

im Bauwerk eingesetzten Materialien und Produkte nach<br />

dem Ableben <strong>des</strong> Bauwerks ohne funktionelle Verluste<br />

in einem gleichwertigen sekundären Nutzungslauf wiedereinsetzen<br />

zu können – ein Prozess, der in der Theorie<br />

unendlich wiederholt werden kann. Beispiele dafür sind<br />

das Recycling von Stahl, Aluminium und Beton oder die<br />

Wiederverwendung von ganzen Elementen wie Betonfertigteilen<br />

sowie Komponenten aus der TGA, der Fassade<br />

oder dem Tragwerk – um nur einige zu nennen.<br />

Geschlossene Kreisläufe schonen unsere verknappten,<br />

endlichen Ressourcen, die z. B. der Grund für über 65 %<br />

der Kriegskonflikte im Jahr 2017 waren. Sie reduzieren<br />

den Energiebedarf für den Abbau, Transport und die<br />

Herstellung von neuen Materialien drastisch, schützen<br />

Umwelt, Flora und Fauna und tragen maßgeblich zu der<br />

Reduzierung von Carbon-Emissionen bei. Geschlossene<br />

Kreisläufe reduzieren zudem die enormen Abfallmengen<br />

aus der Bauaktivität und aus Baurestmassen – das<br />

sind aktuell 65 % der global anfallenden Abfälle, also<br />

Materialien, die als Abfall verschwendet werden und<br />

den Abbau von neuen Rohmaterialien bedingen und<br />

die somit eine weitere sehr knappe Ressource belasten:<br />

Deponievolumina.<br />

Kreislauffähigkeit von Beginn an mitdenken<br />

Die Kreislauffähigkeit ist einer der wichtigsten Faktoren,<br />

der zu Räumen und Bauwerken beiträgt, die frei von<br />

toxischen, gefährlichen Materialien über die gesamte<br />

Lebenszeit sind. Sie ist nur dann gegeben, wenn<br />

Materialien nicht durch bedenkliche Substanzen und<br />

Materialien kontaminiert sind. Um dies zu gewährleisten,<br />

werden im Planungsprozess alle Materialien<br />

überprüft und dokumentiert. Die Trennbarkeit und<br />

Austauschbarkeit aller Materialien und Komponenten<br />

wird von Anfang an mitgeplant, damit Materialien und<br />

Komponenten möglichst schnell und ohne Kontaminierung<br />

der umgebenden Bausubstanz wieder entfernt<br />

werden können. Weiterhin werden, um die Kreislauffähigkeit<br />

zu erhalten, die Materialeigenschaften

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!