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AB Archiv des Badewesens Juni 2022

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<strong>AB</strong> 06/<strong>2022</strong><br />

Springbrunnen | BÄDERBETRIEB | 373<br />

Hintergrund zur Entstehung<br />

der DIN SPEC 31062<br />

Aufgrund der nicht vorhandenen<br />

spezifischen Regelwerke für Wasseraufbereitungsanlagen<br />

von Springbrunnen<br />

wird schon seit mehr als<br />

zehn Jahren in Fachkreisen über<br />

die möglichen Gefährdungen, die<br />

von Brunnenanlagen und -wasser<br />

für Wartungsmitarbeiter:innen und<br />

Nutzer:innen ausgehen können, diskutiert.<br />

Wegen der Vergleichbarkeit<br />

mit der Wasseraufbereitung von<br />

Schwimmbeckenwasser wurde in<br />

Ermangelung vorhandener Normen<br />

häufig das Regelwerk der Schwimmbadbranche<br />

zur Unterstützung herangezogen.<br />

Wenngleich die relevanten<br />

Normen wesentlich höhere Anforderungen<br />

an die hygienische Unbedenklichkeit<br />

<strong>des</strong> Schwimmbeckenwassers<br />

für den menschlichen Gebrauch in<br />

Bädern stellen, wurden die Vorgaben<br />

von jedem Hersteller oder den Wartungsfirmen<br />

mit einer großen Diversität<br />

auf die Wasseraufbereitung von<br />

Springbrunnen übertragen.<br />

Mit den Legionelleninfektionen durch<br />

kontaminierte Aerosole in Warstein im<br />

Jahr 2013 nahm die Diskussion unter<br />

Beteiligung von Fachfirmen, Herstellern,<br />

Brunnenbauern, der DGfdB<br />

und <strong>des</strong> DIN an Fahrt auf und mündete<br />

dann nach fünfjähriger Diskussion<br />

2018 in der Veröffentlichung<br />

der DIN SPEC 31062 „Planung und<br />

Betrieb von Springbrunnenanlagen“.<br />

Ziel dieser Spezifikation ist es, eine<br />

gute, gleichbleibende Wasserqualität<br />

hinsichtlich Hygiene, Sicherheit und<br />

Ästhetik sicherzustellen. Es werden<br />

Hilfestellungen und Anforderungen für<br />

verschiedene dem jeweiligen Springbrunnentyp<br />

angemessene Wasseraufbereitungsanlagen<br />

beschrieben.<br />

Bauliche, gestalterische Aspekte<br />

stehen zwar nicht im Fokus dieser<br />

Vornorm, finden dennoch zur Verhinderung<br />

mechanischer Gefährdungen<br />

Berücksichtigung. Damit sollen<br />

Künstler:innen und Architekt:innen für<br />

eine möglichst gefährdungsarme Gestaltung<br />

und Formgebung <strong>des</strong> Springbrunnens<br />

im Hinblick auf die spätere<br />

mögliche Fehlnutzung sensibilisiert<br />

werden. Nun, nach vier Jahren, findet<br />

die DIN SPEC mehr und mehr Beachtung<br />

bei Planern, Brunnenbauern und<br />

Betreiber:innen, während Künstler:innen<br />

und Architekt:innen das Regelwerk<br />

noch nicht so geläufig ist.<br />

Sichere Gestaltung und Planung<br />

Springbrunnen sind, Kunstobjekt<br />

hin oder her, Produkte wie je<strong>des</strong> andere<br />

auf dem europäischen Markt<br />

bereitgestellte auch und obliegen<br />

dem Produktsicherheitsgesetz. Nach<br />

§ 3 ProdSG darf die Sicherheit und<br />

Gesundheit von Personen bei bestimmungsgemäßer<br />

oder vorhersehbarer<br />

Verwendung nicht gefährdet werden.<br />

Die vorhersehbare Verwendung<br />

schließt dabei auch die vorhersehbare<br />

Fehlanwendung mit ein.<br />

Entscheidend für einen sicheren<br />

Springbrunnenbetrieb ist folglich die<br />

Einbeziehung sicherheitstechnischer<br />

Aspekte sowohl in der kreativen Phase<br />

der Springbrunnenschöpfung als<br />

auch in der Planungs- und Konstruktionsphase.<br />

Für die Prozesse der Risiko- und<br />

Gefährdungsbeurteilung müssen Gefahrenquellen,<br />

Gefährdungsfaktoren,<br />

Gefahr bringende Bedingungen und<br />

individuelle Leistungsvoraussetzungen<br />

der betroffenen Personenkreise<br />

identifiziert sowie die Möglichkeit <strong>des</strong><br />

Zusammentreffens von Gefahrenquelle<br />

und Mensch berücksichtigt werden.<br />

Diese Vorgehensweise hat sich einerseits<br />

in der Herstellung von Maschinen<br />

sehr erfolgreich bewährt, sodass<br />

Maschinen gemäß Maschinenrichtlinie<br />

ausschließlich unter Berücksichtigung<br />

der Ergebnisse der Risikobeurteilung<br />

zu konstruieren und zu<br />

bauen sind. Andererseits sind Springbrunnen<br />

vergleichbar mit verfahrenstechnischen<br />

Anlagen, deren konstruktive<br />

Anlagensicherheit z. B. über<br />

HAZOP-Studien 1) analysiert wird.<br />

Sicherlich ist es nicht praxistauglich,<br />

dieses Verfahren direkt auf<br />

die Bewertung von Springbrunnen<br />

ohne notwendige Vereinfachungen<br />

zu übertragen, aber die dahinterstehende<br />

Systematik zur Durchführung<br />

einer Gefährdungsanalyse und Minimierung<br />

der Gefährdungen und Risiken<br />

ist erprobte Praxis.<br />

Wie ein sicherer Springbrunnen gebaut<br />

und errichtet wird, liegt folglich<br />

zunächst einmal in der Verantwor-<br />

Unbenannt-1 1 09.03.2020 12:54:35

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