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audimax TECH. 1-2022 - Karrieremagazin für ITler und Ingenieure

Von neuen Helden, Büchern, Filmen und Songs, die dein Mindset auf links drehen *** Unser Master-Special für alle Unentschlossenen: Studiengänge, Erfahrungsberichte aus erster Hand, Finanzierung und was sonst noch wichtig ist *** Diversity in MINT: Wie ausgeprägt ist Vielfalt in Unternehmen wirklich? *** Wenn Waren watscheln. Nachhaltige City-Logistik und innovative Entwicklungen für die letzte Meile *** Fahren.Flitzen.Fliegen – Einstiegs-Know-how für die Mobilität der Zukunft *** Was Willi Weitzel mit Pippi Langstrumpf, Wollwurst und Popelsammlungen zu tun hat: Er verrät’s in Mut Zur Lücke

Von neuen Helden, Büchern, Filmen und Songs, die dein Mindset auf links drehen *** Unser Master-Special für alle Unentschlossenen: Studiengänge, Erfahrungsberichte aus erster Hand, Finanzierung und was sonst noch wichtig ist *** Diversity in MINT: Wie ausgeprägt ist Vielfalt in Unternehmen wirklich? *** Wenn Waren watscheln. Nachhaltige City-Logistik und innovative Entwicklungen für die letzte Meile *** Fahren.Flitzen.Fliegen – Einstiegs-Know-how für die Mobilität der Zukunft *** Was Willi Weitzel mit Pippi Langstrumpf, Wollwurst und Popelsammlungen zu tun hat: Er verrät’s in Mut Zur Lücke

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RUBRIK<br />

HALLO<br />

OCTOPUSSY.<br />

ARBEITSPLATZ UNTER WASSER<br />

Text: Kira Benke<br />

Klares, blaues Wasser. Vorbei an bunten kleinen Fischen, prächtigen<br />

Korallen, tief in der unendlich wirkenden See. Im lichtlosen, geheimnisvollen<br />

Nichts herrscht Stille. Temperaturen von zwei Grad<br />

Celsius oder kälter erlauben kaum Leben. Nicht umsonst heißt es, dass<br />

nur etwa fünf Prozent der Meere als erforscht gelten. Der immense<br />

Druck macht das Erk<strong>und</strong>en der Unterwasserwelt extrem schwer. Zum<br />

Vergleich: In 6.000 Metern Tiefe herrscht auf der Fläche von einem<br />

Quadratmeter ein Druck, so hoch, wie die Last von etwa 1.500 Elefanten.<br />

Somit überlebt kaum ein Lebewesen oder gar ein technisches<br />

Gerät im Schl<strong>und</strong> des unendlichen Gewässers. Um mehr über unsere<br />

Erde zu erfahren <strong>und</strong> Zusammenhänge besser verstehen zu können,<br />

brauchen wir die Meeresforschung. Da<strong>für</strong> bedarf es spezieller Technologien,<br />

entwickelt von den <strong>Ingenieure</strong>n der Weltmeere.<br />

VIELFALT DER OZEANE<br />

»Die wenigsten technischen Systeme, die wir einsetzen, sind<br />

von vorne herein <strong>für</strong> den Einsatz in der Tiefsee geeignet«, erklärt<br />

Dr. Thomas Soltwedel, Sektionsleiter der Tiefseegruppe im Alfred-<br />

Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum <strong>für</strong> Polar- <strong>und</strong> Meeresforschung<br />

(AWI) in Bremerhaven. Die extremen Umweltbedingungen<br />

zwingen <strong>Ingenieure</strong> <strong>und</strong> Informatiker häufig dazu, komplett neue<br />

Technologien zu entwickeln <strong>und</strong> Unterwasserstrukturen zu entwerfen.<br />

Der Arbeitsbereich reicht weit über Ölpipelines <strong>und</strong> Bohrinseln<br />

hinaus. So arbeiten viele Meerestechniker auch in Forschungsprojekten:<br />

Biologe Dr. Soltwedel untersucht zum Beispiel die »Auswirkungen<br />

natürlicher <strong>und</strong> anthropogen verursachter Klimaveränderungen auf<br />

das arktische, marine Ökosystem.« Dabei werden die Untersuchungen<br />

durch Verankerungen <strong>und</strong> Freifallgeräte mit automatischen Mess-,<br />

Registrier- <strong>und</strong> Sammelgeräten sowie durch experimentelle Arbeiten<br />

am Tiefseeboden durchgeführt. Das gelingt mit autonomen <strong>und</strong> ferngesteuerten<br />

Unterwasserfahrzeugen.<br />

Dr. Tom Kwasnitschka, Mitarbeiter des GEOMAR Helmholtz-<br />

Zentrums <strong>für</strong> Ozeanforschung Kiel konstruiert hingegen unter anderem<br />

Tiefsee-Kameras »mit denen dann photogrammetrische Vermessungen<br />

gemacht werden, die ihrerseits in großen Kuppelsimulatoren<br />

in 360 Grad betrachtet <strong>und</strong> analysiert werden.« So kann Kwasnitschka<br />

mit Hilfe von Robotik <strong>und</strong> Visualisierungsmethoden den Meeresboden<br />

virtuell im Labor rekonstruieren.<br />

TIEFSEE–CHARME<br />

Die Meerestechnologie ist wahrscheinlich nicht die erste Branche, die<br />

Absolventen in den Sinn kommt, wenn sie an spannende Aufgaben<br />

<strong>und</strong> einen erfolgreichen Karrierestart denken. Jedoch bietet sie Faszinierendes.<br />

Allein die Dimensionen, die das schier unendliche Meer<br />

bietet <strong>und</strong> die großen Bereiche, die noch unentdeckt sind, verleihen<br />

der Sparte ihre geheimnisvolle Aura. Um dieser gerecht werden zu<br />

können, bietet die Hochschule Bremerhaven in ihrem Bachelorstudiengang<br />

›Maritime Technologien‹ ein praxisnahes Lernen an. Studierende<br />

arbeiten ab dem dritten Semester an ersten Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsprojekten, was ihnen bereits eine kleine Vorstellung des<br />

späteren Berufslebens ermöglicht. »Der Fokus liegt bei uns auf den Anwendungen.<br />

Alle Arbeiten finden im oder auf dem Meer statt oder wir<br />

kümmern uns um Simulationen, um im Labor zu untersuchen, wie<br />

unsere Technik im richtigen Einsatz funktionieren wird«, so Studiengangsleiter<br />

Professor Dr. Axel Bochert. Dabei benötige es laut Bochert<br />

aber dennoch Inhalte der klassischen Ingenieurberufe. Des Weiteren<br />

werde es laut Dr. Kwasnitschka auch immer wichtiger, die Präsenz des<br />

Menschen in die Meeresforschung einzubeziehen. »Der Mensch <strong>und</strong><br />

das Meer, der Mensch im Meer. Erst die moderne Meerestechnologie<br />

bringt uns wirklich an diesen Punkt.« Um diese Technologien zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftler zu unterstützen, sind speziell ausgebildete<br />

<strong>Ingenieure</strong> <strong>und</strong> Informatiker essenziell.<br />

KEINE ZEIT FÜR SEA-SICKNESS<br />

Doch was braucht es, um in dieser hoch anspruchsvollen Branche<br />

zu arbeiten? Ein f<strong>und</strong>iertes Theoriewissen ist unabdingbar.<br />

Dr. Eberhard Sauter, Honorarprofessor <strong>für</strong> Meerestechnik an der<br />

Hochschule Bremerhaven rät: »Wie bei anderen Ingenieurfächern<br />

sollte man keine große Scheu vor MINT-Fächern haben. Physik, Mathe<br />

oder auch Spaß an Elektronik <strong>und</strong> dem Umgang mit Werkzeug<br />

wären gut.« Des Weiteren sei das generelle Interesse <strong>für</strong> neue, kreative<br />

Lösungen wichtig. Ebenso werden virtuelle Systeme, Software <strong>und</strong> KI<br />

zunehmende Rollen spielen. Worin sich alle befragten Experten einig<br />

sind, ist die Praxiserfahrung. »Der beste, unabdingbare Einstieg ist die<br />

Teilnahme an einer längeren Forschungsfahrt, möglichst früh in der<br />

Ausbildung, <strong>und</strong> dann immer wieder. Nur so kann man ein Gespür <strong>für</strong><br />

die praktischen Sachzwänge <strong>und</strong> funktionierenden Lösungswege erlangen.<br />

Alles andere ist Theorie <strong>und</strong> bewährt sich nicht im Wasser«, so<br />

Dr. Kwasnitschka.<br />

Da im Forschungsbereich eine Zusammenarbeit mit Fachkräften aus<br />

verschiedenen Bereichen notwendig ist, sind zudem Teamfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Verantwortungsbewusstsein unabdingbar. »Auf unseren Forschungsschiffen<br />

sind immer Leute mit sehr verschiedenen Hintergründen<br />

dabei. Das macht es besonders spannend. Wichtig ist, dass<br />

man neugierig auf die Arbeit der Anderen ist. Die großen Probleme<br />

unserer Zeit können wir nur multi- oder sogar transdisziplinär lösen«,<br />

so Sauter. Neben wichtigen Soft Skills sind laut Soltwedel auch verschiedene<br />

Hard Skills f<strong>und</strong>amental: »Expertise in Hard- <strong>und</strong> Softwareentwicklung,<br />

Kenntnisse der Elektro- <strong>und</strong> Netzwerktechnik sowie in<br />

der objektorientierten Programmierung.« Klingt viel? – Keine Panik!<br />

Professor Sauter rät seinen Studierenden, sich zunächst <strong>für</strong> ein Feld zu<br />

entscheiden.<br />

Foto: vitaliy_sokol/depositphotos.com<br />

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