30.05.2022 Aufrufe

audimax TECH. 1-2022 - Karrieremagazin für ITler und Ingenieure

Von neuen Helden, Büchern, Filmen und Songs, die dein Mindset auf links drehen *** Unser Master-Special für alle Unentschlossenen: Studiengänge, Erfahrungsberichte aus erster Hand, Finanzierung und was sonst noch wichtig ist *** Diversity in MINT: Wie ausgeprägt ist Vielfalt in Unternehmen wirklich? *** Wenn Waren watscheln. Nachhaltige City-Logistik und innovative Entwicklungen für die letzte Meile *** Fahren.Flitzen.Fliegen – Einstiegs-Know-how für die Mobilität der Zukunft *** Was Willi Weitzel mit Pippi Langstrumpf, Wollwurst und Popelsammlungen zu tun hat: Er verrät’s in Mut Zur Lücke

Von neuen Helden, Büchern, Filmen und Songs, die dein Mindset auf links drehen *** Unser Master-Special für alle Unentschlossenen: Studiengänge, Erfahrungsberichte aus erster Hand, Finanzierung und was sonst noch wichtig ist *** Diversity in MINT: Wie ausgeprägt ist Vielfalt in Unternehmen wirklich? *** Wenn Waren watscheln. Nachhaltige City-Logistik und innovative Entwicklungen für die letzte Meile *** Fahren.Flitzen.Fliegen – Einstiegs-Know-how für die Mobilität der Zukunft *** Was Willi Weitzel mit Pippi Langstrumpf, Wollwurst und Popelsammlungen zu tun hat: Er verrät’s in Mut Zur Lücke

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ARBEITSWELTEN<br />

46 XX<br />

HANNA UND MATILDA<br />

GLEICHBERECHTIGUNG IN DER WISSENSCHAFT –<br />

REALITÄT ODER MYTHOS?<br />

Text: Kira Benke<br />

Forschung <strong>und</strong> Wissenschaft sind maßgeblich <strong>für</strong> Weiterentwicklungen<br />

in jeglichen Bereichen – auch länderintern. In unserer Vorstellung<br />

sollten so die klügsten Köpfe unseres Landes die Möglichkeit<br />

haben, ihr Wissen nutzen <strong>und</strong> im Rahmen der Forschung<br />

umsetzen zu können – <strong>und</strong> das selbstverständlich geschlechterunabhängig.<br />

Aber ist das tatsächlich so selbstverständlich? Laut<br />

dem Statistischen B<strong>und</strong>esamt lag der Anteil von Frauen in der Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung in Deutschland lediglich bei 28 Prozent<br />

(Stand 2019), fünf Prozent unter dem EU-Durchschnitt. Was ist der<br />

Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong>, dass gerade in Deutschland die Frauenquote so niedrig<br />

ist?<br />

ALLES BEFRISTET<br />

Um die Situation, in der sich Frauen in der Wissenschaft befinden,<br />

besser zu verstehen, müssen wir zunächst die Arbeitsbedingungen<br />

von Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> auch Wissenschaftlern in<br />

Deutschland betrachten. Diese sind maßgeblich vom sogenannten<br />

Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) geprägt. Seit<br />

2007 regeln diese Verordnungen die Arbeitsverträge <strong>für</strong> wissenschaftliches<br />

<strong>und</strong> künstlerisches Personal an Hochschulen <strong>und</strong><br />

Forschungseinrichtungen. Im Gegensatz zum allgemeinen Arbeitsrecht<br />

sieht die wissenschaftliche Arbeitswelt eine spezielle<br />

Regelung <strong>für</strong> Befristungen vor. Personal mit akademischer Ausbildung<br />

erhält in der Regel einen auf sechs Jahre befristeten Beschäftigungsvertrag.<br />

Nach der Promotion ist eine erneute Befristung<br />

von weiteren sechs Jahren möglich. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />

<strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung rechtfertigt die zeitliche Begrenzung<br />

der Arbeitsverträge wie folgt: »Insbesondere in der Phase der Qualifizierung<br />

junger Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftler sind<br />

befristete Arbeitsverhältnisse sinnvoll <strong>und</strong> notwendig. Insbesondere<br />

wäre ohne eine durch Befristungen begünstigte Rotation <strong>für</strong><br />

nachrückende Generationen der Zugang zu wissenschaftlichen<br />

Tätigkeiten erheblich erschwert.«<br />

2016 gab es eine Änderung im WissZeitVG, um unsachgemäße<br />

Kurzbefristungen zu vermeiden. Die Dauer der Befristung muss<br />

nun an dem gesetzten wissenschaftlichen Qualifizierungsziel<br />

angepasst sein, dazu gehören unter anderem Promotion oder<br />

Habilitation.<br />

GLEICHBERECHTIGUNG? VON WEGEN!<br />

Seit 2015 will die UNESCO mit dem internationalen Tag der<br />

Frauen <strong>und</strong> Mädchen in der Wissenschaft auf deren Rolle in Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technologie aufmerksam machen. Jedes Jahr am<br />

11. Februar soll somit gezeigt werden, wie viel Forschungspotenzial<br />

verloren geht, da zu wenige Wissenschaftlerinnen in der Forschung<br />

bleiben.<br />

Doch warum gibt es in Deutschland immer noch vermehrt das<br />

Phänomen der sogenannten »Leaky Pipeline«?<br />

Dr. Pauline Fleischmann, Neuroethologin <strong>und</strong> Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Lehrstuhl <strong>für</strong> Verhaltensphysiologie <strong>und</strong><br />

Soziobiologie der Universität Würzburg nannte in der Zeitschrift<br />

»Forschung & Lehre« eine weitere große Problematik <strong>für</strong> Frauen<br />

in der Wissenschaft. So verschiebe sich laut Fleischmann das Geschlechter-Verhältnis<br />

zum Nachteil der Frauen, je höher diese die<br />

Karriereleiter aufsteigen. Auch Dr. Alena Sander äußerte sich in<br />

genannter Zeitschrift. Sie erwarb ihre Promotion im Jahr 2021 in<br />

Politikwissenschaften <strong>und</strong> ist Mutter von zwei Kindern. Für Sander<br />

ist bereits die Zeit nach der Promotion als Wissenschaftlerin<br />

<strong>und</strong> Mutter sehr hart. Um Post-Doc-Positionen zu erwerben,<br />

müsse man möglichst viele Publikationen in hochgerankten Wissenschaftsjournalen<br />

veröffentlichen, internationale Mobilität aufweisen,<br />

an Konferenzen teilnehmen <strong>und</strong> vieles mehr. Dies sei, so<br />

Sander, mit sehr viel Zeitaufwand <strong>und</strong> mentaler Verfügbarkeit verb<strong>und</strong>en,<br />

was als Mutter kaum vereinbar sei. Die systematische Diskriminierung<br />

von Frauen <strong>und</strong> Müttern in der Wissenschaft, sowie<br />

die teils unmöglich umsetzbaren Anforderungen in Verbindung<br />

mit Kindern, führt zu einem vermehrten Abbruch der Karriere<br />

von Wissenschaftlerinnen. Dies bestätigt auch die GESIS-Statistik<br />

des Leibniz-Instituts <strong>für</strong> Sozialwissenschaften: »Kompetenzzentrum<br />

Frauen in Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung«. Diese untersuchte<br />

Frauen- <strong>und</strong> Männeranteile im Qualifikationsverlauf sowie die<br />

idealtypischer Karriereverläufe vom Studienbeginn (2001) bis zur<br />

Berufung (2018-2020). Laut Statistik war der Anteil an Frauen <strong>und</strong><br />

Männern bei Studienanfang <strong>und</strong> Studienabschluss etwa gleich<br />

verteilt. Beim Übergang zur Promotion sank der Frauenanteil auf<br />

44,8 Prozent. Auch im nächsten Karriereschritt, der Habilitation,<br />

verblieben lediglich 30,9 Prozent in der Wissenschaft.<br />

Ein weiteres Problem beschreibt der sogenannte Matilda-<br />

Effekt. Unter diesem versteht sich die systematische Diskriminierung<br />

von Frauen in der Wissenschaft. Die Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> Erfolge von Wissenschaftlerinnen werden verdrängt, geleugnet<br />

oder den männlichen Kollegen zugeschrieben. Ein bekanntes<br />

Beispiel da<strong>für</strong>: der Fall Lise Meitner. Die österreichische<br />

Kernphysikerin forschte jahrelang mit ihrem Neffen <strong>und</strong><br />

erklärte erstmals die Theorie der Kernspaltung. Im Jahr 1944 erhielt<br />

nur ihr Kollege Otto Hahn alleine den Nobelpreis <strong>für</strong> eine<br />

der größten Entdeckungen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. 1993 wurde der<br />

Matilda-Effekt erstmals diskutiert, angestoßen von der Wissenschaftshistorikerin<br />

Margaret W. Rossiter. Sie wählte den Namen<br />

zu Ehren der Soziologin, Aktivistin <strong>und</strong> Autorin Matilda Joslyn<br />

Gage, die als Vorreiterin im Kampf <strong>für</strong> die Gleichberechtigung der<br />

Frau gilt.<br />

Quelle: foschung-<strong>und</strong>-lehre.de; deutschlandfunk.de; ndr.de/kultur<br />

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