Studien (Deutsche Krebsgesellschaft eV) - Dr.med. Astrid Kohl
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Die Geschichte der Wärmebehandlung in der Therapie von Krankheiten geht zurück<br />
bis ins Jahr 2400 vor Christus.(H. Sahimbas,Bochum) In den altägyptischen Hochkulturen<br />
bestrichen die Heilkundigen die Geschwülste der Haut und Tumoren der weiblichen Brust<br />
mit lichtsensibilisierenden Pflanzenauszügen, um sie anschließend dem Sonnenlicht<br />
auszusetzen. Im Mittelalter behandelte man viele Geschwulstarten mit Brandeisen.<br />
Der griechische Philosoph und Arzt Hippokrates (460-370) sagte: "Wer Krankheit nicht<br />
mit Medizin heilen kann, soll operieren. Was er nicht operieren kann, soll er mit Wärme<br />
heilen. Wer mit Wärme nicht zu heilen ist, dem ist nicht zu helfen."<br />
1910 wurde erstmals die Möglichkeit der Überwärmung zur Erhöhung der<br />
Strahlenwirkung bei bösartigen Tumoren beschrieben. Anfang der 60er Jahre wurde diese<br />
bereits bekannte und angewandte Methode als Ganzkörperhyperthermie wiederentdeckt.<br />
Seit den 70er Jahren laufen die <strong>Studien</strong> zu dieser Therapieform.<br />
Bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten spielt künstlich erzeugtes Fieber<br />
(Wärmeanwendung) eine wichtige Rolle. So entwickelten sich zwei<br />
Hauptanwendungsgebiete in der Wärmeanwendung:<br />
die aktive Hyperthermie, bei der mittels intravenöser Gabe von Pyrogenen hohe<br />
Fieberschübe erzeugt werden<br />
die passive Hyperthermie ist die Erhöhung der Körperkerntemperatur durch Geräteeinsatz<br />
von außen..(H. Sahimbas,Bochum)<br />
2. Wie wirkt lokale Hyperthermie bei Tumoren?<br />
Bei der Wärmebehandlung nutzen wir die gestörte Selbstregulation für Wärme des an<br />
Tumor erkrankten Menschen. Die Tumorpatienten haben oft ein starres und<br />
unbewegliches Tagestemperaturprofil. Die Patienten geben an, dass sie in den letzten<br />
Jahren keine fieberhaften Infektionen hatten und sehr "gesund" gewesen seien. Die<br />
Aktivität menschlicher Abwehrzellen unterliegen den natürlichen Tages-<br />
Temperaturrhythmen. Während der Tageszeiten mit hoher Temperatur haben die<br />
Killerzellen eine hohe Aktivität. Auch die weißen Blutkörperchen (Granulozyten) haben<br />
bei erhöhter Temperatur eine höhere Stoffwechselaktivität (Leukozytolyse). Aus diesem<br />
Grunde zeigt sich nach Gabe von temperaturstimulierenden Phytotherapeutika (z.B.<br />
Misteltherapie) unter anderem eine deutlich erhöhte Leukozytolyse- Aktivität.<br />
Da die Tumorzellen kaum über eine Thermoregulation verfügen, sind sie sehr<br />
hitzeempfindlich. Im Temperaturbereich von 40-42 °C Grad werden sie direkt letal<br />
(tödlich) geschädigt. .(H. Sahimbas, Bochum)<br />
Die Wirksamkeit der Hyperthermiebehandlung kann man sich durch folgende<br />
Mechanismen erklären:<br />
Tumorzellen haben eine verminderte Thermoregulationsfähigkeit. Eine regionale<br />
Überwärmung führt zu einer vermehrten Durchblutung des den Tumor umgebenden<br />
gesunden Gewebes, wodurch es zu einer reaktiven Minderdurchblutung und<br />
Nährstoffverarmung im Tumor kommt. Der daraus resultierende Sauerstoffmangel und<br />
die folgende Nährstoffverarmung führen durch anaerobe Energiegewinnung (z.B.<br />
Zuckerabbau) zur Entwicklung eines sauren Zellmilieus, so dass die Enzyme und Proteine<br />
im Tumorgewebe denaturieren. Dies führt dazu, dass die Reparaturmechanismen<br />
gehemmt werden die Tumorzellen absterben.<br />
Tumorzellen verändern sich unter der Hitzeeinwirkung so, dass das körpereigene<br />
Immunsystem sie besser von gesundem Gewebe unterscheiden kann. Bei einer<br />
Temperatur ab 41°C Grad kommt es an der Tumorzelle zur Induktion von<br />
Hitzeschockproteinen (HSP). Diese speziellen Proteine dienen den Abwehrzellen als<br />
Hyperthermie Internet 2012.doc