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Gastro 2022-1

Das Fach- und Verbandsmagazin von GastroGraubünden

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Text NATALIA GODGLÜCK Foto NATALIA GODGLÜCK / ZVG<br />

BETRIEB & ENTWICKLUNG<br />

Jung, innovativ und<br />

auf der Überholspur<br />

In Graubünden gibts eine Handvoll Junggastronomen,<br />

die erfolgreich mehrere Betriebe führen. Wir sprachen<br />

mit dem Engadiner Roberto Giovanoli und Churs<br />

Aushängeschild Toni Curdin Foppa über Vorteile, Ziele,<br />

Work-Life-Balance und den Umgang mit Neid.<br />

Das Tischgespräch war ursprünglich geplant<br />

mit vier Bündner Jungunternehmern.<br />

Mit den Vielbeschäftigten einen<br />

gemeinsamen Termin zu finden, entpuppte<br />

sich als Herausforderung. Eine Woche<br />

vor dem Treffen entschuldigte sich Dominik<br />

Huber aus Flims aus Zeitgründen. Also<br />

ein Dreiergespräch. Doch just an jenem<br />

Tag legte eine Grippe Tim Disch flach, den<br />

Geschäftsführer von «1x anders». Übrig<br />

blieben Toni Curdin Foppa und Roberto<br />

Giovanoli, die sich im Churer Restaurant<br />

Da Noi zum ersten Mal persönlich trafen.<br />

«Was ist aktuell eure grösste Herausforderung?<br />

Roberto Giovanoli (RG): Gutes Personal<br />

zu finden. Das ist wirklich ein grosser<br />

Energiefresser. Ein anderes Problem ist<br />

der Neid. Manche Leute wollen mich ausbremsen<br />

und gönnen mir meinen Erfolg<br />

nicht. Aber sie haben keine Ahnung, wie<br />

viel es dazu gebraucht hat. Für meinen<br />

ersten Betrieb habe ich meine ganzen Ersparnisse<br />

aufgewendet. Im ersten Jahr<br />

stand mir das Wasser bis zum Hals, Lohn<br />

gabs keinen, dafür grossen Verzicht. Andere<br />

bemerkten blöd, ah, der Papi hat gesponsert.<br />

Auf dumme Sprüche reagiere<br />

ich heute mit Gleichgültigkeit.<br />

Toni Curdin Foppa (TCF): Ich kann<br />

mich nur anschliessen. Die Leute mögen<br />

es nicht, wenn man jung und erfolgreich<br />

ist. Ich machte mal eine Erbschaft und<br />

investierte alles Geld in meinen ersten<br />

Betrieb. Mein Konto war im Minus, ich<br />

gab Vollgas und steckte all meine Zeit<br />

und Energie ins «Da Noi». Dafür wurde<br />

ich belächelt und mit blöden Kommentaren<br />

eingedeckt. Anfangs hat mich das<br />

schon verletzt.<br />

Warum führt ihr mehrere Betriebe?<br />

TCF: Geplant war das nicht. Als mein<br />

erster Betrieb gut lief, kamen neue Ideen<br />

dazu. Ein einziges Restaurant zu führen,<br />

ist einfach. Bei zwei Betrieben wird es<br />

schon schwieriger, alles im Griff zu haben.<br />

Ich habe zunächst ein funktionierendes<br />

System aufgebaut, viele Abläufe digitalisiert<br />

und die Finanzen sichergestellt – erst<br />

dann kam ein weiterer Betrieb dazu.<br />

RG: Spätestens, wenn ein Betrieb rund<br />

läuft, wird es mir langweilig. Ich brauche<br />

Herausforderungen, also entwickle ich<br />

neue Projekte. Übrigens: Auf dumme<br />

Ideen komme ich meistens im Ausgang.<br />

TCF: Dito. Und nach einer dummen<br />

Idee im Ausgang hat man plötzlich ein<br />

neues Restaurant. (lacht).<br />

«Auf dumme Ideen<br />

komme ich meistens<br />

im Ausgang»<br />

Roberto Giovanoli<br />

Werden euch Restaurants auch angeboten?<br />

TCF: Ich werde mehrmals im Monat<br />

gefragt, ob ich diesen oder jenen Betrieb<br />

übernehmen möchte. Aber 99 Prozent der<br />

Betriebe passen nicht. Sie stehen im Tal,<br />

oben auf dem Berg oder in irgendeinem<br />

Dorf. Eine Erweiterung muss Sinn machen.<br />

RG: Mittlerweile wird an fast jeder Sitzung<br />

von irgendwem irgendein Betrieb<br />

an mich herangetragen. Es gibt nicht viele<br />

<strong>Gastro</strong>nomen, die zahlen können.<br />

Welche Ziele verfolgt ihr?<br />

TCF: Ehrlich gesagt – keine Ahnung.<br />

In Chur bin ich jetzt schon mit Abstand<br />

der grösste <strong>Gastro</strong>nom. Meine Absicht ist<br />

aber, weder viele Betriebe zu besitzen,<br />

noch massenhaft Umsatz oder Gewinn<br />

zu machen. Es geht mir auch nicht um<br />

Anerkennung. Aber wenn etwas Spannendes<br />

kommt und mein Team ebenfalls<br />

begeistert ist, machen wir das. Es muss<br />

vor allem Spass machen.<br />

RG: Ich möchte, dass mein Unternehmen<br />

aufgeht und das System funktioniert.<br />

Und das irgendwann auch ohne<br />

mich. Mir gefällt es zudem, neue Arbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Was ist der Vorteil, mehrerer Betriebe<br />

zu führen?<br />

TCF: Der Einkauf. Seit ich viel Umsatz<br />

mache, kann ich festlegen, welchen Preis<br />

ich den Lieferanten bezahle und ob ich<br />

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GASTRO 1|<strong>2022</strong>

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