Gastro 2022-1
Das Fach- und Verbandsmagazin von GastroGraubünden
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Text NATALIA GODGLÜCK Foto DOLORES RUPA / ZVG<br />
Streifzüge durch<br />
die Bünder Reben<br />
SPEIS & TRANK<br />
Der Maienfelder Gian Carlo Casparis baut den<br />
Weintourismus in der Bündner Herrschaft auf. Jährlich<br />
organisiert er an die 70 Touren – für Laien und Profis.<br />
Auf der Jagd nach Raritäten besuchten ihn auch<br />
schon <strong>Gastro</strong>nomen aus New York.<br />
Gleich sechsmal in jüngerer Vergangenheit<br />
ging der Weltmeistertitel für Pinot<br />
Noir in die Bündner Herrschaft. Der Blauburgunder<br />
spielt hier die Hauptrolle. «Er<br />
ist ein raffinierter und komplexer Wein<br />
– und das aus einer einzigen Traubensorte»,<br />
sagt Weinkenner Gian Carlo Casparis.<br />
Ältere Generationen haben vor allem<br />
saure Erinnerungen an den roten<br />
Tropfen und ihm deshalb den Rücken gekehrt.<br />
Dabei hat sich der Bünder Pinot<br />
Noir in den letzten 25 Jahren zu einem<br />
modernen, eleganten Wein entwickelt.<br />
«Mit Struktur, Säure und Kanten. Und er<br />
wird von Jahr zu Jahr besser dank den<br />
gut geschulten Winzern und dem etwas<br />
wärmeren Klima.»<br />
Ehemaliger Wein der Mönche<br />
Im Bündner Rheintal findet man auf kleinem<br />
Raum eine überraschende Vielfalt<br />
an Rebsorten. Über 40 sind es zwischen<br />
Bonaduz und Fläsch. Allein aus der Burgunder-Familie<br />
werden Pinot Noir, Pinot<br />
Blanc und Pinot Gris gekeltert. An den<br />
warmen Mauern wachsen Merlot und Syrah.<br />
«Bis ins 16. Jahrhundert gab es hier<br />
vor allem Weissweine. Aber französische<br />
Truppen änderte das», sagt der Weintouristiker.<br />
Heute macht der Rotwein rund<br />
75 Prozent aus, davon sind 95 Prozent<br />
Pinot Noir. Das Verhältnis ist aber 7 Rotwein-<br />
zu 35 Weissweinsorten. Zu Letzteren<br />
gehören Chardonnay, Riesling-Silvaner,<br />
Gewürztraminer und Completer, die älteste<br />
heimische Rebsorte Graubündens.<br />
«Der Name leitet sich vom lateinischen<br />
Namen Completa ab, dem abendlichen<br />
Gebet der Mönche», weiss Casparis. Zuvor<br />
wurde der aromatische Wein von den Ordensbrüdern<br />
und Domherren des Bistums<br />
Chur zur Stärkung geschlürft. Weil<br />
Fortsetzung Seite 37<br />
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GASTRO 1|<strong>2022</strong>