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XPLR Magazin 02/2021

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In der Halle C5 der Messe München<br />

geht die Sonne auf und Sekunden<br />

später wieder unter: Auf<br />

den konkav geformten LED-Bildschirmen<br />

der Hyperbowl kann<br />

man der Natur erstaunlich rasant auf die<br />

Sprünge helfen. Die rund 500 Quadratmeter<br />

große LED-Fläche kann sich in die<br />

Skyline einer fiktiven Stadt verwandeln,<br />

genauso wie in einen dichten Nadelwald<br />

oder eine Mondlandschaft.<br />

In der Hyperbowl, einem virtuellen<br />

360-Grad-Filmstudio, werden über eine<br />

Echtzeit-3D-Software virtuelle Welten<br />

dargestellt und reale Schauplätze aus der<br />

ganzen Welt eingeblendet. Die Technologie<br />

kommt aus Hollywood. Zum ersten<br />

Mal wurde sie für die Serie „The Mandalorian“<br />

eingesetzt. Im Frühjahr 2<strong>02</strong>0, als<br />

der Lockdown auch die Filmbranche<br />

zum Stillstand brachte, haben<br />

das Hamburger Planungsbüro<br />

für audiovisuelle Medien TFN<br />

und die Frankfurter Kreativstudios<br />

ACHT und NSYNK<br />

das erste europäische Studio<br />

dieser Art in München gebaut.<br />

Die drei Firmen arbeiten schon<br />

seit Jahren zusammen, planen<br />

und begleiten digitale Messeauftritte<br />

von Autoherstellern.<br />

„Bayern ist der perfekte Standort<br />

für unser Studio“, sagt<br />

Frank Foerster, CEO von Hyperbowl<br />

und TFN. Die meisten<br />

Julian F. Krüger,<br />

Director of Virtual<br />

Production, arbeitet<br />

an der Schnittstelle<br />

zwischen Produktionsfirmen<br />

und<br />

Studio.<br />

deutschen Automobilhersteller, die zu<br />

den wichtigsten Kunden von Hyperbowl<br />

gehören, haben in Süddeutschland ihren<br />

Firmensitz, und in der Messe München,<br />

die pandemiebedingt nicht ausgelastet<br />

war, gab es genug Platz für das Konstrukt<br />

aus 2.000 LED-Modulen. Allein das LED-<br />

Dach wiegt 16 Tonnen.<br />

Technologie aus dem<br />

Games-Bereich<br />

Gegenüber der LED-Wand sitzen zwei<br />

Programmierer vor mehreren Laptops<br />

und Bildschirmen und spielen das virtuelle<br />

Set für die kommenden Dreharbeiten<br />

ein: eine Landstraße für den<br />

Werbespot eines Autoherstellers.<br />

Hinter der Hyperbowl steckt eine Spiel-<br />

Engine, eine Plattform, auf der normalerweise<br />

Computerspiele basieren. Sie wird<br />

von Programmierer:innen über Computer<br />

gesteuert. Diese können die interaktiven<br />

Hintergründe und Objekte jederzeit<br />

ändern und verschieben und so im Nu<br />

unterschiedliche virtuelle Welten erschaffen.<br />

Durch ein Tracking-System passen<br />

sich die Hintergründe in Echtzeit an die<br />

„Wir leisten<br />

PIONIERARBEIT.“<br />

FRANK FOERSTER<br />

Bewegung der Kamera an: Während das<br />

Auto im Werbespot gefilmt wird, zieht<br />

der Wald an ihm vorbei – und es sieht<br />

aus, als würde es daran vorbeifahren. Die<br />

Kameraleute der Produktionsfirmen und<br />

die Schauspieler:innen bewegen sich<br />

während des Drehs in der virtuellen Umgebung<br />

statt wie bisher üblich vor einem<br />

Greenscreen. „In der Hyperbowl interagieren<br />

Schauspielerinnen und Schauspieler<br />

viel besser in den Szenen, weil sie sehen,<br />

was passiert, und nicht einfach in einem<br />

grünen Nichts stehen“, sagt Foerster.<br />

Berechenbar und<br />

nachhaltig<br />

Das Drehen in der Hyperbowl<br />

hat viele Vorteile, der offensichtlichste<br />

ist die Planungssicherheit:<br />

Im virtuellen Studio<br />

ist man unabhängig von<br />

Jahreszeiten und Wetter – oder<br />

pandemiebedingten Reiserestriktionen.<br />

„Ich bestimme,<br />

wie viele Wolken am Himmel<br />

sind oder ob es neblig ist“,<br />

sagt Frank Foerster. „Theoretisch<br />

kann man 24 Stunden<br />

lang dieselbe Szene im selben<br />

Tageslicht drehen und sie<br />

jederzeit reproduzieren, neu<br />

oder weiterdrehen.“ Speziell<br />

bei langen Dreharbeiten, etwa<br />

für Serien, ist das praktisch.<br />

Für die perfekte Illusion wird<br />

der Boden meistens real gebaut,<br />

man könnte ihn aber<br />

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