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Weine, Horsti und ganz<br />
viel Leidenschaft<br />
Ein Interview mit der Sommelière Conny Ganß.<br />
Text Paul Howe<br />
Wann haben Sie die Liebe zum Wein entdeckt und wie genau kam es dazu?<br />
Dass ich einmal als Sommelière arbeiten würde, hätte ich im Leben nie gedacht. Das liegt auch<br />
daran, dass ich tatsächlich vor Beginn meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau mit 16 Jahren<br />
keine Ahnung hatte, dass es diesen Beruf überhaupt gibt. Ausschlaggebend war mein damaliger<br />
Chef, in dessen Hotel in Bad Reichenhall ich meine Ausbildung machte. Definitiv ein Chef<br />
der alten französischen Schule und ein großartiger Gastgeber. Er legte sehr großen Wert darauf,<br />
dass, egal ob Service oder Küche, wir das Thema Wein wirklich verstehen, damit wir am Gast<br />
souverän empfehlen können. Damals dachte ich nur „okay, logisch, dass wir uns auskennen<br />
müssen; gehört zur klassischen Hotelfachausbildung dazu, über Wein was zu wissen.“<br />
Was hat Sie zur Sommelière-Ausbildung geführt?<br />
In meinem ersten Job nach der Ausbildung in einem Sterne-Restaurant in Österreich merkte<br />
ich recht schnell, dass mein Wissen über Wein viel mehr als nur Basiswissen ist. Also beschloss<br />
ich, weiter den Weg in der Weinwelt zu gehen. Mit 22 habe ich dann meine Ausbildung zur<br />
Sommelière begonnen und erfolgreich abgeschlossen. Rückblickend kann ich sagen, dass ich<br />
bis heute dankbar bin, diesen wunderbaren Chef in meiner Ausbildung gehabt zu haben. Wer<br />
weiß, welchen Weg ich sonst gegangen wäre.<br />
Wie kam es dazu, dass Sie mit Ihrem VW-Bus Weinanbaugebiete bereisen?<br />
Als Sommelière darf ich verschiedenste Länder und Leute kennenlernen. Noch dazu auf<br />
schönste Art und Weise – durch Genuss. Wein ist für mich aber mehr als „nur“ Genussmittel.<br />
Weine sind Geschichten, verpackt in flüssiger Form. Genau diese Geschichten hinter und um<br />
den Wein möchte ich erfahren. Nur durch Reisen und In-Bewegung-bleiben, kann man diese<br />
extrem dynamische und vielfältige Welt des Weins greifen und die Geschichten erfahren. Dabei<br />
reise ich am liebsten mit meinem Bulli „Horsti“. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h<br />
hat man immer recht viel Zeit, die Landschaft voll und ganz wahrzunehmen, und mein Bett,<br />
Weingläser und ein Kühlschrank sind immer dabei.<br />
Was war Ihr schönster Moment dabei?<br />
„Den“ Moment gibt es gar nicht – es sind so viele. Aber eine Situation bringt mich immer zum<br />
Schmunzeln. Als ich mit meinem Bulli durch Frankreich fuhr, musste ich einmal in der Dunkelheit<br />
irgendwo im Rhône Tal einen Stellplatz für die Nacht finden. Nach ewiger Suche fand<br />
ich auf einem kleineren Berg eine Art Parkbucht. Am nächsten Morgen bin ich aus meinem<br />
Bulli gestiegen und habe erst dann überrissen, dass ich mitten in einer der steilsten Weinbergslagen<br />
in Frankreich geparkt habe. Um mich rum alles voller Weinreben und zu meinen Füßen<br />
das Rhônetal. Bester Frühstücksplatz in meinem Leben.<br />
Was bedeutet für Sie Weingenuss?<br />
Eine genussvolle Zeit mit Menschen zu verbringen – egal zu welchem Anlass, an welchem<br />
Ort, in welcher Konstellation. Sobald Menschen an einem Tisch bei gutem Essen und Trinken<br />
zusammenkommen, ist diese bereichernde Zeit Genuss pur.<br />
Welcher ist, Ihrer Meinung nach, der Sommerwein <strong>2022</strong>, und warum?<br />
Rosé in allen Facetten! Völlig egal, ob der Rosé aus Frankreich, Deutschland oder Italien<br />
kommt.. Endlich wird Rosé bei immer mehr Leuten als ernsthafter Wein, was er ja auch ist,<br />
wahrgenommen und bringt viel Freude ins Glas.<br />
FOTO: VICTORIA KRAFFT FOTO: CONNY GANSS_ SHOT BY ANDI<br />
FOTO: VICTORIA KRAFFT