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Das Erlebnis Journal_2_2022

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INTERVIEW . im gespräch

NEUES

ALBUM

© Olaf Heine; www.sonymusic.de

KÖNNEN DIE ANSPRÜCHE, DIE SIE AN SICH UND IHRE MUSIK

STELLEN, IN DEUTSCHLAND MIT DEUTSCHEN MUSIKERN NICHT

ERFÜLLT WERDEN?

Westernhagen: Mir stellte sich immer die Frage: Spielen die Leute, mit

denen ich arbeiten will, das auch so, wie ich es in meinem Kopf höre?

Und das tun Gitarristen wie Campbell! Ich bin sehr eng mit angloamerikanischer

Musik aufgewachsen, weil es für mich keine andere

gab. Das gibt mir auch die Berechtigung, das zu spielen, was ich spiele.

Ich fing an, mit Engländern zu arbeiten und dann kam der erste

Amerikaner zu mir. Bei denen ist es mehr in den Genen drin. Die

müssen nicht mehr beweisen, wie gut sie sind. Das heißt, es fällt viel

weg, weil sie nur für den Song arbeiten und den anderen auch zuhören.

Die Qualität beim Live-Spielen entsteht, indem du hörst, wo

die Lücke ist und dann einen musikalischen Dialog eingehst. Ich

bin durch die großen Poeten in der Popmusik, wie Bob Dylan und

Randy Newman, sozialisiert worden. Mich stört an der heutigen

populären Musik, dass sie keine Seele hat. Sie unterhält dich, aber sie

berührt dich nicht wirklich. Sie ist viel zu sehr Geschäft geworden

und viel zu wenig Kunst.

SIE SIND IN DEN SIXTIES AUFGEWACHSEN.

HABEN SIE DAS LEBENSGEFÜHL VON DAMALS VERINNERLICHT?

Westernhagen: Natürlich. Deshalb verurteile ich auch nicht, wie die

Leute heute so sind. Sie sind ja in einer anderen Zeit groß geworden.

Wir hatten nie die Illusion, mit unserer Musik Karriere zu machen,

das war unvorstellbar. Uns ging es nur ums Spielen. An Wochenenden

sind wir mit der Band zu den Kneipen und Clubs gefahren und haben

gefragt, ob wir dort auftreten können. Einmal haben wir einen

ganzen Abend für eine Flasche Martini gespielt, weil wir unbedingt

auf die Bühne wollten. Das war das A und O. Ich habe auf meine

Gesangsboxen jahrelang gespart. Bei meinem Musikhändler befand

sich eine Zigarrenkiste mit der Aufschrift „Marius“. Dort hinein kam

jeder Pfennig, den ich zu viel hatte. Eines Tages kaufte ich mir davon

Gesangsboxen – und die sind mir dann aus dem Übungsraum heraus

geklaut worden.

WIE SIND SIE DAMIT UMGEGANGEN?

Westernhagen: Man entwickelt eine Leidensfähigkeit für die Musik.

Und deshalb ist einem das auch viel wichtiger als Karriere zu machen

88 | EJ

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