SIEBEN: Juli/August Ausgabe 2022
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6 Leitbild: Alfeld 2.0
Paul plant eine Mall mit Glasboden am 7-Berge Bad
Lyra findet Haltestellen mit Dach und digitaler Anzeige besser.
Ricardo fehlen die Süßigkeiten im kostenlosen Schulkiosk.
Madin ist für UfOs und Autos und schöne Häuser für Familien.
Für Jannek soll es mehr Tiere und Naturschutz geben.
Silvia hat konkrete Vorschläge für „Stiefels Teich“.
Stadtgespräche: Gymnasiast*innen machten am 30.Juni
den Anfang im Rahmen des Projektes Leitbild-Alfeld 2.0
Aus dem Auge aus dem Sinn?
Enteignung von Juden in Alfeld
Zur Zeit arbeitet die Stadt Alfeld (Leine) zusammen mit interessierten
Bürgern und Bürgerinnen an einem neuen Leitbild, das die Weichen für
die Zukunft stellen soll. Besonders wichtig ist dabei die Beteiligung von
jungen Menschen.
Die Gruppe des Seminarfaches „Geschichtskultur“ des Gymnasiums Alfeld mit Seminarleiterin Theresa Richter
Eine positive Entwicklung für alle
ist aber nur möglich, wenn niemand
ausgeschlossen wird und Lehren aus
Fehlern der Vergangenheit gezogen
werden, ist eine Gruppe des 12.
Jahrgangs des Alfelder Gymnasiums
überzeugt.
An die tragischen Ereignisse der
NS-Zeit und der damit verbundenen
Verfolgung, Deportation und Ermordung
von Millionen von Juden und
Jüdinnen wird jedes Jahr erinnert.
Doch was ist mit Alfeld? Gab es hier
auch davon betroffene Menschen?
Wenn ja, was passierte mit ihnen? Wie
reagierte die Bevölkerung damals
darauf und wie heute? Wie viele wissen
überhaupt noch davon?
Die Antwort auf diese wichtigen
Fragen zu geben, haben sich
die Schülerinnen und Schüler des
Seminarfaches „Geschichtskultur“
des Gymnasiums Alfeld zur Aufgabe
gemacht. Unter Leitung ihrer
Seminarleiterin Theresa Richter
beschäftigten sie sich intensiv mit
der Geschichte jüdischen Lebens in
Alfeld.
Für die Alfelder Stadt - Gespräche
im Rahmen des Projektes Alfeld
2.0, welche mit allen weiterführenden
Schulen in Alfeld durchgeführt
werden, setzte sich die Seminargruppe
zusammen und beredete, welche
ihrer kürzlich absolvierten Facharbeiten
weiterführend benutzt werden
könne, um in Alfeld etwas zu bewegen.
Das Thema „Enteignung von
Juden in Alfeld“ gewann dabei die
Abstimmung.
Bei ihrer Recherche fiel den Schüler*innen
auf, dass es nur sehr wenige
jüdische Familien in Alfeld gab und
nur wenig über ihr Schicksal dokumentiert
ist.
Ziel der Schülergruppe ist es nun,
verschiedene Generationen zusammenbringen
und eine Diskussionsrunde
zu starten.
Sie wollen aufzeigen, dass es kaum
noch Spuren jüdischen Lebens in
Alfeld gibt und herausfinden, warum
das so ist. Wissen jüngere Generationen
überhaupt etwas? Und falls
nicht, wie kann man das ändern? Was
kann die Stadt Alfeld unternehmen,
damit so ein Ereignis wie Verfolgung
und Enteignung in unserer unmittelbaren
Umgebung nicht noch einmal
in Vergessenheit gerät? Vielleicht
sogenannte „Stolpersteine“ mit den
Namen der Opfer vor deren ehemaligen
Wohnhäusern im Boden anbringen?
Gedenktafeln aufstellen?
Zum Auftakt der Stadtgespräche
wollen die Schüler:innen nicht
nur die relativ abstrakten Zahlen
des Holocaust (Vernichtung
von Millionen von Menschen jüdischen
Glaubens) hervorheben, sondern
vor allem auf Einzelschicksale
aufmerksam und so deutlich
machen, wie groß die Gefahren sind,
die mit Ausgrenzung von Individuen
oder Gruppen einhergehen –
in jeder einzelnen Stadt. (mk)
Fotos: Veranstaltende