AVKB Antiquariatskatalog 2022-I
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Antiquariatskatalog MMXXII/I 10
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60. STRUBE, David Georg,
Commentatio de Jure Villicorum, vulgo: Von Meyer=Recht, in qua origo &
indoles contractus villicalis ex genuinis fontibus antiquitatis, legum ac morum
eruitur, & multae quaestiones juris colonarii in foro obvenientes enodantur,
atque responsis & rebus judicatis illustrantur. Editio secunda longe auctior.
Adjecta est Observationum Juris et Historiae Germanicae decas. Editio
secunda. Hildesiae (= Hildesheim), sumtu et typis Justi Henningi Matthaei,
1735.
Gr.-8vo. Tb. in Rot-Schwarz-Druck, 11 Bll., 370 S., 5 Bll. (Index). Zeitgenössischer
Halblederband mit geprägtem Rückenschild. (Ebd. etw. berieben, ob.
Kapital mit leichter Verletzung, letzte Bll. von angebundenem „Tractatio“ mit
kl. Wurmgängen am Rand, Text nicht betroffen). 600,--
Mit gedruckter Widmung an Georg II., Regi Magnae Britanniae, Franciae et Hiberniae, Devensori
Fidei, S.R.I. Archithesaurario et Electori Duci Brunsv. et Luneb., Pio, Felici, semper Augusto, felicitatem
perennem. - Strubes (1694-1776) Leben und Wirken wird vor allem durch 2 Stationen bestimmt:
einmal die 20jährige Tätigkeit als Syndikus des Hochstifts Hildesheim, während der seine rege Publikationstätigkeit
begann, wie in vorliegender Arbeit for allem auf dem Gebiete des Agrar- und landwirtschaftlichen
Sondererbrechts: „Die zwanzig Jahre seiner Hildesheimer Thätigkeit sind durch eine
Reihe bedeutender Arbeiten forensischer und litterarischer Art bezeichnet. Das Recht der Bauergüter
behandelte er sofort in der ‚Commentatio de jure villicorum vulgo vom Meierrechte‘ - Cellis 1720 -,
die nachher noch zweimal, um historische Anhänge, ‚Observationes juris et historiae Germaniae u. a.
vermehrt, abgedruckt ist“ (F. Frensdorff, ADB, 36). Zum anderen seine Tätigkeit seit 1740 im hannoverschen
Staatsdienst unter dem Minister Gerlach Adolph von Münchhausen, als er auch seit 1737
den Aufbau der Juristischen Fakultät der neuen Universität Göttingen unterstützte. Es gilt als wahrscheinlich,
das Strubes Freundschaft zu und seine Unterstützung für Pütter diesen Zeit seines Lebens
alle Rufe an andere Universitäten oder in andere Positionen ablehnen ließ.
Angebunden:
1. STRUBEN, David Georg, Observationum juris et historiae Germanicae decas in quibus differitur. I.
De Origine ac progressu Ordinis equestris in Germania, juriumque ejus circa munera tam ecclesiastica,
quam civilia & militaria. II. De Ministerialium dignatione. III. De Collectarum & Aerariorum provincialium
origine, praeferim in terris Brunsuigo-Luneburgicis & Episcopatu Hildesiens. IV. De Statuum
provincialium origine & praecipuis juribus. V. De Statibus provincialibus superiorum Dicasteriorum
assessoribus. VI. De Potestate judicum ecclesiasticorum in causis civilibus. VII. De Jure dirimendi lites
de bonis ecclesiasticis obortas. IIX. De Mortuario reali onere. IX. De Significatione vocum Ambt &
Voigtey in litteris feudalibus. X. De Praediis, quae dicuntur Sattel-freye Güther. Hildesiae (= Hildesheim),
sumtu & typis Justi Henningi Matthaei, 1735. Tb., 280 S.
2. STRUBEN, David Georg, Accessionum ad Commentationem de Jure Villicorum Pars I. cui subiungitur
Tractatio de Bonis Meierdingicis. Brunsvigae & Hildesiae (= Braunschweig & Hildesheim), sumtu
vicuae Ludolphi Schroederi, 1739. (Accessionum:) Tb. in Rot-Schwarz-Druck mit Greifvogelsignet, 3
Bll., 167 S., (Tractatio:) Zwischentitel, (171-) 324 S., 6 Bll. (Index).
61. SUÁREZ, Francisco,
Opera Omnia. Editio nova, A D. M(ichel) André, Canonico Rupellensi, juxta
editionem Venetianam XXIII tomos in-F° continentem, accurate recognita
reverendissimo ILL. Domino sergent, episcopo corisopitensi, ab editore dicata.
Editio nova. 26 Bde. (in zusammen 28 Bdn. = komplette Ausgabe). Paris, apud
Ludovicum Vivès, Bibliopolam Editorem, 1856-1861.
Gr.-8vo. Zusammen ca. 23.000 Seiten. Zeitgenössische grüne Halblederbände
mit Rückenprägung und aufgebrachten OBroschuren auf Vorderdeckel.
(St.a.T., Vorderdeckel u. Fußschnitt, kl. briefmarkengroße Bibliotheksrückensignaturen,
einige Bde. fachmännisch ausgebessert, insgesamt guter u. repräsentativer
Zustand!). 1.900,--
Gesamtausgabe der Schriften des spanischen Jesuiten Suárez (1548-1617), der als ein Hauptvertreter
(„Doctor Eximius“) der überaus bedeutenden Schulen von Salamanca und Coimbra eine gewaltige
Wirkung auf die folgende politische Ideen- und Rechtsgeschichte hatte. Sein Einfluss wirkte auf
die katholische und die protestantische Welt gleichermaßen. Er lehrte Theologie und Philosophie an
den Hochschulen in Àvila, Segovia, Valladolid, Rom, Alcalá sowie zuletzt in Salamanca (1592-1597)
und Coimbra (1597-1616). - Suarez war ein herausragender Vertreter der Schulen von Salamanca
und Coimbra (andere Vertreter waren z. B. Francisco de Vitoria, Domingo de Soto, Luis de Molina
oder Martin de Azpilcueta), die ein neues, neuzeitliches Konzept des Naturrechts formulierten, in
dem die natürlichen Rechte des Menschen im Mittelpunkt stehen. Von diesem Fundament aus reformulierte
man grundlegende Sozialkonzepte neu. So ergibt sich aus der strikten Unterscheidung der
Bereiche weltlicher Macht einerseits und geistlicher Macht andererseits erhebliche Konsequenzen für
die Legitimation des Souveräns. Das „Volk“ sei der eigentlich legitime Empfänger göttlicher Macht,
weshalb die Demokratie die natürlichste Form der Regierung sei. Oligarchie und Monarchie seien
nur davon abgeleitete Regierungsformen. Nicht nur das „Gottesgnadentum“ wird so obsolet und zu
einem mittelalterlichen Relikt, sondern es werden Thesen zu einem Widerstandsrecht formuliert, die
in der Zeit des Frühabsolutismus doch einiges Konfliktpotenzial boten. Es nimmt nicht wunder, dass
gerade Apologeten des Absolutismus die Thesen aus Salamanca und Coimbra zurückwiesen (z. B.
der englische Philosoph Robert Filmer in seiner „Patriarcha. Or the Natural Power of Kings“ zielte
besonders auf die Ansichten Francisco Suarez‘). Das neue Naturrecht wirkte wie ein gedanklicher
Modernisierungskniff in alle Bereiche des Sozialen, der neben Fragen der Souveränität auch Fragen
der Ökonomie oder Fragen des internationalen Zusammenlebens ergriff. Das formulierte Völkerrecht
(bei Suarez, vor allem bei Francisco de Vitoria) umfasst auch eine Ablehnung des Kolonialismus,
die Zurückweisung päpstlicher Schenkungsbullen oder eine Lehre des gerechten Krieges. Francisco
Suarez wird zu den Mitbegründern des Völkerrechts gezählt, von großem Einfluss auf Hugo Grotius,
philosophisch vor allem auf Leibniz. Der Jesuit entkräftet die Vorstellung, die Autorität eines Königs
sei göttlichen Ursprungs, vielmehr sei das Volk selbst der Träger der eigentlichen politischen Autorität,
da nur das Volk als Ganzes der einzig legitime Empfänger göttlicher Macht sei. Der Staat sei das
Ergebnis eines Sozialvertrags, mit dem das Volk übereinstimme. Die aristotelische Rechtfertigung der
Sklaverei lehnt er ab. Er betont die Individualwürde jedes Menschen, ein Naturrecht sichere jedem
Menschen ein würdiges Leben, Freiheit und die Freiheit an Eigentum zu. Die spanische Kolonialpolitik
lehnt Suarez weitgehend ab. Die kolonisierten „Staaten“ seien im Grunde souverän und dem spanischen
Staat gleichgestellt (Gleichheit unter den Staaten) in einer weltumspannenden Gemeinschaft
der Nationen („De bello et de Indis“).
62. THOMASIUS, Christian,
Freimütige, lustige und ernsthafte, jedoch vernunftmässige Gedanken oder
Monatsgespräche über allerhand, fürnehmlich aber neue Bücher. 5 Bde. (in 4
Bänden gebunden, Januar 1688 bis April 1690). Halle, gedruckt und verlegt
von Christoph Salfelden, 1690. (Nachdruck: Frankfurt am Main, Athenäum,
1972).
8vo. (I:) 25 Bll., 901 S., 17 Bll.; (II:) 17 Bll., 814 S., 23 Bll.; (III:) 54 Bll, 522 S.;
(IV:) 2 Bll., (523-) 1164 S., (V:) 2 Bll., 284 S. Originale blaue Verlagsleinen.
(Athenäum Reprints). 140,--