Familienunternehmen
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DasRückgrat der Wirtschaft<br />
FAMILIENUNTERNEHMEN 5<br />
<strong>Familienunternehmen</strong> Ob als Steuerzahler,Arbeitgeber oder Krisenmanager: Familienunternehmer investieren<br />
nachhaltiger und genießen daher ein hohesVertrauen bei Kunden und Mitarbeitern.<br />
Wenn von „der Wirtschaft“<br />
die Rede ist,<br />
dannsind damit immer<br />
auch die <strong>Familienunternehmen</strong><br />
gemeint. Denn<br />
was viele nicht wissen: Zu diesem<br />
Unternehmenstyp zählen 90<br />
Prozent der Firmen in Deutschland.<br />
Unter den <strong>Familienunternehmen</strong><br />
weisen mehr als 200einen<br />
Umsatz voneiner Milliarde<br />
Euro oder mehr auf. Diese Mischung<br />
aus kleinen und großen,<br />
regional verwurzeltenund international<br />
aufgestellten <strong>Familienunternehmen</strong><br />
unterscheidet die<br />
hiesigeWirtschaftsstruktur von<br />
der anderer Länder. Diese Vielfalt<br />
der Familienunternehmer-Landschaftist<br />
ein Grundfür<br />
die Stärke der deutschen Wirtschaft.<br />
<strong>Familienunternehmen</strong> planen<br />
krisenfest<br />
In der Forstwirtschaft etwa gilt<br />
das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
schon seit Jahrhunderten: Nur<br />
werdas Gleichgewicht vonEinschlag<br />
und Aufforstung wahrt,<br />
garantiert einen langfristig gesunden<br />
und ertragreichen Wald<br />
für die nachfolgenden Generationen.<br />
Familienunternehmer haben<br />
dieses Prinzip verinnerlicht,<br />
weil sie ihr Erbe geordnet und<br />
gutaufgestellt an Kinder und Enkel<br />
weitergeben wollen. Im GegensatzzuKapitalgesellschaften<br />
im Streubesitzinvestieren Familienunternehmer<br />
ihr eigenes<br />
Geld. Deswegen spielen die<br />
langfristigen Wirkungen ihres<br />
Handelns für sie eine große Rolle.<br />
Das ist auch der Grund, warum<br />
Familien-kontrollierte Unternehmen<br />
nachweislich Krisen<br />
besser standhalten. Deutlich<br />
wird das auch bei einem Vergleich<br />
der Eigenkapitalausstattung,<br />
die bei <strong>Familienunternehmen</strong><br />
deutlich höher ausfällt als<br />
der Durchschnitt aller Unternehmen<br />
von volkswirtschaftlicher<br />
Bedeutung.<br />
<strong>Familienunternehmen</strong> und ihr<br />
Standort<br />
<strong>Familienunternehmen</strong> sind ein<br />
wichtiger Faktor gerade für ländliche<br />
Regionen. Dort mangelt es<br />
oft an Arbeits- und Ausbildungsplätzen,<br />
da große Konzerne eher<br />
in Ballungszentren Jobs schaffen.<br />
Traditionelle <strong>Familienunternehmen</strong><br />
bleiben ihrem Standort jedoch<br />
auch dann noch treu, wenn<br />
sie längst zum Global Playergeworden<br />
sind. Große <strong>Familienunternehmen</strong><br />
sind nicht nur in Baden-Württemberg<br />
und Bayern<br />
konzentriert, sondern auch in<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Fachkräfteschätzen <strong>Familienunternehmen</strong><br />
Ob großer Konzern oder kleiner Handwerksbetrieb: In <strong>Familienunternehmen</strong> herrscht häufig ein<br />
besonderes Arbeitsklima.<br />
Foto:Kzenon/adobe.stock.com<br />
Vorallem <strong>Familienunternehmen</strong><br />
in ländlichen Gegenden müssen<br />
sich besondersMühe geben, um<br />
als attraktive Arbeitgeber über<br />
die Region hinaus wahrgenommen<br />
zu werden. Dies gelingt ihnen,<br />
wie eine Umfrage der TU<br />
München zeigt. JungeAkademiker<br />
gaben an, dass bei neun von<br />
14 abgefragten Kriterien,<strong>Familienunternehmen</strong><br />
aus ihrer Sicht<br />
als die besseren Arbeitgeber abschneiden<br />
als große Konzerne<br />
im Streubesitz. In allen 14 Kriterien<br />
werden <strong>Familienunternehmen</strong><br />
zumindest alsgleich gutbewertet.<br />
Zu diesen Kriterien zählen<br />
eine „gute Arbeitsatmosphäre<br />
und Teamgeist“, die Möglichkeit<br />
zu eigenverantwortlichem Arbeiten<br />
sowie flacheHierarchien.<br />
Derdeutsche Anteil an den<br />
umsatzstärksten <strong>Familienunternehmen</strong>weltweit<br />
schrumpft. 96<br />
der750 vonFamilien kontrolliertenUnternehmen<br />
rundumden<br />
Globuskommen aus Deutschland,<br />
wieaus im vergangenen<br />
Jahr veröffentlichten Auswertunghervorgeht.ImJahr<br />
zuvor<br />
seien es noch 108 gewesen,ein<br />
Jahr davorsogar noch 119,teilte<br />
dieWirtschaftsprüfungsgesellschaftPwC<br />
mit.Die Analysehat<br />
PricewaterhouseCoopers(PwC)<br />
in Zusammenarbeitmit der britischen<br />
Online-Plattform Family<br />
Capitalerstellt.<br />
Trotz desRückgangs behauptete<br />
Deutschland den zweiten<br />
<strong>Familienunternehmen</strong> füllen<br />
den Staatshaushalt<br />
Allein die 500 größten<strong>Familienunternehmen</strong><br />
zahlen fast genauso<br />
viel an Ertragsteuern, wie die<br />
DAX-Unternehmen, die nicht<br />
von Familien kontrolliert werden.Durchschnittlich28Prozent<br />
Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer<br />
und Kapitalertragssteuer<br />
haben sie auf ihren Gewinn in<br />
den vergangenen Jahren abgeführt.<br />
Das hat eine von der Stiftung<br />
<strong>Familienunternehmen</strong> in<br />
Auftraggegebene Studie des ifo<br />
Instituts gezeigt. Bei den<br />
nicht-familienkontrollierten<br />
DAX-Konzernen sind es nur 25<br />
Prozent gewesen.<br />
Rechnet man die Einkommens-steuer<br />
der Gesellschafter<br />
vonPersonengesellschaftenund<br />
Platz hinterden USA. Die VereinigtenStaaten<br />
zählenwie im<br />
Vorjahr166 <strong>Familienunternehmen</strong><br />
in den Top-750-Unternehmen,<br />
auf Platz drei liegt in der<br />
aktuellen Auswertung China mit<br />
Hongkong mit 79 Unternehmen<br />
nach 73 Unternehmen im Jahr<br />
zuvor.<br />
Hauptgrundfür dieGrößenverschiebungen<br />
zugunstendes<br />
asiatisch-pazifischen Raums ist<br />
denAngaben zufolge, dass Unternehmeninzwischeneinen<br />
deutlich höheren Jahresumsatz<br />
erzielen müssen,umindie Rangliste<br />
aufgenommenzuwerden.<br />
DerMindestumsatzstiegdemnach<br />
im Vergleichzum Jahr 2019<br />
die Abgeltungssteuer auf Ausschüttungen<br />
der Kapitalgesellschaftenbei<br />
den <strong>Familienunternehmen</strong><br />
hinzu, so zahlen diese<br />
durchschnittlich sogar 40 Prozent<br />
Steuern. Die DAX-Konzerne<br />
kommen mit ihren Gesellschaftern<br />
auf 33 Prozent.<br />
Undnoch ein weiterer Unterschied<br />
ist aus Sicht der Bürger<br />
wichtig: <strong>Familienunternehmen</strong><br />
zahlen ihre Ertragsteuern eher<br />
im Inland als Nicht-<strong>Familienunternehmen</strong>.<br />
Während die betrachteten<br />
<strong>Familienunternehmen</strong><br />
rund 69 Prozent der Ertragssteuern<br />
in Deutschland abführten,<br />
waren es bei den<br />
nicht-familienkontrollierten<br />
DAX-Konzernen lediglich etwa<br />
42 Prozent.<br />
Deutscher Anteil an umsatzstärksten <strong>Familienunternehmen</strong> sinkt<br />
um einFünftel auf rund2,26Milliarden<br />
Euro.<br />
Europainsgesamt kommt unterden<br />
750gelisteten Unternehmen<br />
auf 298,jeweils188 stammenaus<br />
Nordamerikaund Asien-Pazifik.InnerhalbEuropas<br />
liegt Deutschland bei derZahl<br />
der<strong>Familienunternehmen</strong> klar an<br />
der Spitzevor Frankreich(36)<br />
und Italien(23).<br />
Dasumsatzstärkste<strong>Familienunternehmen</strong>der<br />
Welt<br />
bleibtder Auswertung zufolge<br />
der US-Einzelhändler Walmart<br />
derFamilie Walton. AusDeutschlandhalten<br />
sich drei Vertreter<br />
unterden ersten zehn in der<br />
Sie vereinen Risikound Kontrolle<br />
in einer Hand<br />
Im <strong>Familienunternehmen</strong> ist<br />
Verantwortung greifbarund hat<br />
einen Namen: Risiko, Haftung<br />
und Kontrolleliegen in der Hand<br />
des Eigners. Damit gelingt den<br />
Unternehmern genau das, was<br />
andere Bereiche der Wirtschaft<br />
bereits verspielthaben: Vertrauen<br />
zu schaffen. Laut einer von<br />
der Stiftung <strong>Familienunternehmen</strong><br />
in Auftrag gegebenen Forsa-Befragung<br />
vertrauen 88 Prozent<br />
der Deutschen den <strong>Familienunternehmen</strong>.<br />
Dies ist ein viel<br />
höherer Wert als bei der eigenen<br />
Regierung oder bei in Streubesitzbefindlichen<br />
internationalen<br />
Konzernen.<br />
In der Forschung gibt es bereits<br />
ersteHinweise darauf,dass<br />
die <strong>Familienunternehmen</strong> auch<br />
über sich hinaus das soziale Gefügebeeinflussen.<br />
So findet sich<br />
gerade dort ein hoher Anteil an<br />
<strong>Familienunternehmen</strong> in der lokalen<br />
Wirtschaft, wo die soziale<br />
Struktur der Gesellschaftbesondersgut<br />
funktioniertund vongegenseitigemVertrauender<br />
Menschen<br />
geprägt ist.<br />
Ein gängiger Indikator für hohes<br />
Sozialkapital ist die Frage<br />
nach dem Vertrauen in die Mitmenschen.<br />
Sich sicher und wohl<br />
zu fühlen, stellt einen eigenen<br />
Wert dar,der Arbeitskräfte produktivermacht.<br />
Dazu trägt auch<br />
der Arbeitgeber seinen Teil bei.<br />
In Regionen mit vielen <strong>Familienunternehmen</strong><br />
wird die Frage<br />
nach Vertrauen häufiger positiv<br />
beantwortet als anderswo. Auch<br />
Angaben zur Zahl vonFreunden<br />
oder dem Engagementinbürgerschaftlichen<br />
Vereinigungen fielen<br />
höher aus. Die Forschung<br />
steht auf diesem Feld aber noch<br />
am Anfang.<br />
Quelle:Stiftung <strong>Familienunternehmen</strong><br />
Rangliste:Volkswagen(Platz 2/<br />
Familien Porsche und Piëch), die<br />
Lidl-Mutter Schwarz-Gruppe<br />
(Platz 9/Familie Schwarz)sowie<br />
der AutobauerBMW (Platz 10/<br />
Familien Quandt und Klatten).<br />
Die deutschen <strong>Familienunternehmen</strong><br />
unter den Top750<br />
blicken aufeine vergleichsweise<br />
langeUnternehmensgeschichte<br />
zurück: Ihr Durchschnittsalter<br />
liegt den Berechnungenzufolge<br />
bei 110 Jahren und damit deutlich<br />
über demweltweiten Schnitt<br />
von81Jahren. Dasälteste deutsche<br />
Unternehmen in der Rangliste<br />
istder 1660gegründete<br />
TechnologiekonzernHeraeus.<br />
dpa