Diakonie im Blick - Sommer 2022
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EDITORIAL<br />
!<br />
Die <strong>Diakonie</strong> Stiftung Salem lädt Pflegekräfte wie Pflegebedürftige<br />
auch über ihre Grenzen hinaus ein, sich an der Aktion zu beteiligen.<br />
Infos dazu unter: www.diakonie-stiftung-salem.de<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
angesichts der vielen aktuellen Krisen geraten andere<br />
wichtige Themen anscheinend in der Politik ins Hintertreffen.<br />
Darunter leiden auch viele unserer Mitarbeitenden.<br />
Darum haben wir zum Tag der Pflege am 12.<br />
Mai <strong>2022</strong> eine Postkartenaktion gestartet, um Bundesgesundheitsminister<br />
Prof. Dr. Lauterbach an die nach<br />
wie vor ausstehende Pflegereform zu erinnern.<br />
Nach wie vor liegen die Ergebnisse eines breit angelegten<br />
Forschungsprojektes zur Personalbemessung<br />
in der stationären Pflege vor. Doch wird die unter Leitung<br />
von Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität<br />
Bremen erstellte Expertise auf politischer Ebene nicht<br />
zu konkreten Schritten einer Pflegereform genutzt. Da<br />
hilft ein einmaliger Pflegebonus auch nicht weiter.<br />
Leider benennen auch die diakonischen Spitzenverbände<br />
diesen Skandal nur sehr zurückhaltend. So<br />
scheint es dann, als trete allein die Gewerkschaft für<br />
verbesserte Arbeitsbedingungen in der Pflege ein. Personalschlüssel<br />
werden allerdings nicht von den Arbeitgebenden<br />
festgelegt, sondern durch die Politik. Und<br />
die Verantwortlichen dort müssen endlich handeln.<br />
Darum treten in der <strong>Diakonie</strong> Stiftung Salem der Vorstand,<br />
die Mitarbeitenden und die Mitarbeitervertretung<br />
gemeinsam für folgende Forderungen ein:<br />
Der Pflegebonus löst keine Probleme. Wir warten<br />
dringend auf eine Pflegereform für die Pflegebedürftigen<br />
wie für die Pflegekräfte.<br />
Wir brauchen st<strong>im</strong>mige und refinanzierte Personalschlüssel.<br />
Die Ergebnisse der Rothgang-Studien liegen<br />
lange vor!<br />
Wir brauchen ein Verbot der Gewinnabschöpfung<br />
durch Investmentkonzerne von weit über 10 % (mitunter<br />
sogar über 20 %) in der Sozialbranche.<br />
Wir brauchen dazu ein Verbot der Zeitarbeit in der<br />
Sozialwirtschaft, denn Zeitarbeit passt nicht zur Beziehungsarbeit.<br />
Wir brauchen eine Gleichbehandlung von Pflegeund<br />
Betreuungskräften in der Kranken- und Altenpflege<br />
sowie in der Eingliederungshilfe.<br />
Wir brauchen Taten, die unsere Arbeitssituation<br />
deutlich verbessern, und nicht finanzielle Trostpflaster,<br />
die uns ruhigstellen sollen.<br />
Die Klage über die Arbeitsbedingungen in der Pflege<br />
und eine angeblich schlechte Bezahlung wird auch in<br />
der Presse gerne aufgegriffen. Dabei wird weitgehend<br />
übersehen, dass die Bezahlung von Pflegekräften in<br />
der <strong>Diakonie</strong> (insbesondere <strong>im</strong> Bereich der Kräfte mit<br />
einjähriger Ausbildung) meist weit über der Entlohnung<br />
durch die großen privaten Pflegekonzerne liegt.<br />
Und von unserer Postkartenaktion konnte man in der<br />
Lokalpresse überhaupt nichts lesen. Überregionale<br />
Blätter haben da schon mehr Interesse gezeigt.<br />
So gewinnt man manchmal den Eindruck, gegen<br />
Windmühlen zu kämpfen. Unterdessen leisten unsere<br />
Mitarbeitenden rund um die Uhr und sieben Tage die<br />
Woche hervorragende Arbeit. Dieses Engagement hat<br />
weit mehr Anerkennung verdient als hehre Versprechungen<br />
vor der Wahl, an die sich neue Regierungen<br />
dann nach der Wahl nicht mehr zu erinnern scheinen.<br />
Dazu kommt, dass es neben der Pflege auch andere<br />
Bereiche der diakonischen Arbeit gibt, in denen wichtige<br />
Weichenstellungen ausstehen. Auch in der Behindertenhilfe<br />
sowie der Kinder- und Jugendhilfe sorgt der<br />
von der Politik geschaffene Markt nicht für sinkende<br />
Kosten bei gleichbleibender Qualität. Wer gute, nachhaltige<br />
und damit letztlich auch wirtschaftlich sinnvolle<br />
soziale Arbeit will, wird diese nicht be<strong>im</strong> „Sozial-Discounter“<br />
bekommen, sondern nur von Anbietenden,<br />
für die die Qualität der Arbeit mit Menschen <strong>im</strong> Vordergrund<br />
steht. Jede und jeder weiß aus anderen Zusammenhängen:<br />
Wer billig einkauft, zahlt oft doppelt.<br />
Darum bleibt unser Ziel, als <strong>Diakonie</strong> Stiftung Salem<br />
eine verlässliche Partnerin für die Menschen in unserer<br />
Region, für die Kirchengemeinden <strong>im</strong> Evangelischen<br />
Kirchenkreis Minden und für die Kommunen, den Kreis<br />
und andere Kostenträger(innen) zu bleiben. Und wir<br />
freuen uns über jede und jeden, die bzw. der uns ideell,<br />
durch Spenden und durch die Fürbitte <strong>im</strong> Gebet<br />
unterstützt.<br />
Für Ihre Verbundenheit danken herzlich<br />
Ihr Thomas Lunkenhe<strong>im</strong>er<br />
Ihr Christian Schultz<br />
Theologischer Vorstand<br />
Kaufmännischer Vorstand<br />
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