Diakonie im Blick - Sommer 2022
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ARBEIT & QUALIFIZIERUNG<br />
„Ich habe mich auch dafür eingesetzt,<br />
dass Menschen einen Arbeitsplatz finden,<br />
der zu ihrer behinderungsbedingten<br />
Einschränkung passt – auch außerhalb<br />
einer Werkstatt für Menschen mit<br />
Behinderungen.“<br />
40 Jahre <strong>im</strong> Einsatz für Menschen<br />
UTE LOHMEYER<br />
Ute Lohmeyer war fast 40 Jahre lang bei der <strong>Diakonie</strong><br />
Stiftung Salem tätig. Über 23 Jahre davon in leitender<br />
Funktion <strong>im</strong> Fachbereich Arbeits- und Berufsförderung<br />
in den Mindener Werkstätten für Menschen mit Behinderungen.<br />
Im Interview sprechen wir über einen Arbeitsbereich,<br />
der Ute Lohmeyer geprägt hat und der<br />
von ihr geprägt wurde.<br />
Sie waren 40 Jahre bei der <strong>Diakonie</strong> beschäftigt. Die<br />
Arbeit mit behinderten Menschen stand dabei <strong>im</strong> Mittelpunkt.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Ich habe Sozialpädagogik studiert. Das Studium eröffnet<br />
einem erst einmal viele berufliche Möglichkeiten <strong>im</strong><br />
sozialen Bereich. Schon während des Studiums wollte<br />
ich vieles ausprobieren. Ich war in einem Kindergarten<br />
und in einem Altenpflegehe<strong>im</strong> tätig und ich habe die<br />
Arbeit mit Menschen mit schweren Behinderungen in<br />
Bethel kennengelernt. Für drei Monate bin ich nach<br />
meinem Studium dann nach Amerika gegangen. Die<br />
<strong>Sommer</strong>ferien verbringen amerikanische Kinder und<br />
Jugendliche oft in Camps. Auch für junge Erwachsene<br />
mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen<br />
wurden Camps organisiert, die staatlich gefördert und<br />
durch Spenden finanziert wurden. In einem Camp in<br />
der Nähe von York New City, circa zwei Autostunden<br />
entfernt auf einer Halbinsel <strong>im</strong> Hudson River, war ich als<br />
Betreuerin tätig. Gewohnt haben wir in Blockhäusern,<br />
ähnlich wie die ersten Siedlerinnen und Siedler. Es ging<br />
darum, der Natur nahe zu sein und positive Erfahrungen<br />
zu sammeln. Jede und jeder für sich und in der Gemeinschaft.<br />
Vieles, was ich in dieser Zeit erleben konnte,<br />
hat rückblickend Einfluss darauf genommen, wie ich<br />
meinen Beruf verstanden und ausgeübt habe. Nach<br />
diesen drei Monaten war mir zudem klar, dass ich auch<br />
in Zukunft mit behinderten Menschen arbeiten möchte.<br />
Was war das Besondere an diesem Camp?<br />
Allen behinderten Kindern und Jugendlichen wurde<br />
ganz selbstverständlich viel zugetraut. Es ging darum,<br />
Dinge auszuprobieren und nicht von vorneherein<br />
in Grenzen zu denken. Menschen mit Behinderungen<br />
werden oft unterschätzt. Und wenn Zutrauen<br />
von außen fehlt, dann ist es schwer, Selbstvertrauen<br />
zu entwickeln. Im Camp wurden die Teilnehmenden<br />
bestärkt, ermutigt und jeder noch so kleine Erfolg<br />
wurde zelebriert. Ich erinnere mich, dass viele Awards<br />
verteilt wurden. Die St<strong>im</strong>mung war super, die Motivation<br />
hoch.<br />
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