Wohin nach (vor) - Dinges und Frick GmbH

BericHt auS dem malerSaal
„Wir malen alles an,
was vorbei kommt“
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Montagmorgen im Malersaal: Chefin
Vero Moos ist mit dem Verteilen
der Arbeit beschäftigt. Praktikanten
brauchen Aufgaben und Anleitung,
die Auszubildenden haben Fragen,
die Mitarbeiter erwarten genaue
Instruktionen. Das ist ein Problem,
denn der Bühnenbildner hat die
Vorlagen nicht gebracht, also heißt
es warten und telefonieren. Vero
Moos meint schmunzelnd: „Ich bin
überzeugt, dass die Spezies Bühnenbildner
eine Gattung mit acht
Weisheitszähnen ist. Sonst müssten
sie nicht ständig zu tagelangen
Sitzungen beim Kieferorthopäden!“
Das vergangene Wochenende war
mal wieder ein Arbeitseinsatz nötig:
Samstag und Sonntag jeweils acht
Stunden Malarbeiten für den Barbier
von Sevilla. Die Premiere naht, da gibt
es keine Diskussionen. Das wissen
die sieben Mitarbeiter und drei
Azubis inzwischen so gut wie ihre
Meisterin.
Insgesamt 70.000 Liter Farbe bringen
sie pro Spielzeit auf die Bühne – als
Bemalung von Säulen, Wänden, metergroßen
Fröschen, Bäumen, Blumen,
riesigen Muscheln und Möbeln. Etwa
25.000 Quadratmeter Dekorationsteile
werden auf diese Weise mit
Farbe versehen. Natürlich sind auch
Prospekte dabei, große Bilder, die
früher die Bühne dominierten und so
auch das Wort Bühnenbild geprägt
haben. Heute werden nur noch etwa
10% der Malarbeiten auf solchen
großen Stoffen ausgeführt. Meist
entwickeln die Bühnenbildner Räume,
die mit beweglichen Objekten
ausgestattet sind.
Und die haben es oft in sich. Das
gesamte nachgebildete Bühnenportal
vom Großen Haus sollte vergoldet
werden. Eigentlich ein ganz normaler
Vorgang. Doch durch eine noch unbekannte
chemische Reaktion wurde
die Farbe beim Trocknen plötzlich
Hessisches Staatsthea ter Wiesbaden / Theaterblatt • Februar 2011