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Wohin nach (vor) - Dinges und Frick GmbH

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GroSSeS HauS<br />

Geheime Räume<br />

der Seele<br />

Er zählt nicht gerade zu den beliebtesten<br />

Märchenfiguren, der Ritter Blaubart, der seine<br />

traurige Berühmtheit durch den Mord an<br />

diversen Ehefrauen erlangt hat. Und doch hat<br />

die Gestalt, die 1697 vom französischen Autor<br />

Charles Perrault erdacht wurde, immer wieder<br />

zu faszinieren gewusst <strong>und</strong> im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

Schriftsteller, Komponisten, Maler<br />

<strong>und</strong> Choreografen zu Neufassungen <strong>und</strong> Bearbeitungen<br />

angeregt.<br />

4<br />

Valeria Lampadova (Judith , Giuseppe Spota (Blaubart), Kihako Narisawa (Probenfotos: Fione Darby-Rettenberger)<br />

In seinem neuen Orchester-Ballettabend<br />

zu Musik von Henryk Górecki<br />

<strong>und</strong> Philip Glass widmet sich Stephan<br />

Thoss dieser rätselhaften Figur. Er<br />

spürt den unterschiedlichen Motiven<br />

des Märchens <strong>nach</strong> <strong>und</strong> deckt<br />

dabei verborgene Geheimnisse des<br />

Menschen Blaubart auf. Denn Thoss<br />

sieht seinen Protagonisten nicht als<br />

berüchtigten Bösewicht mit blutigen<br />

Händen, der die Leichen der<br />

ermordeten Gattinnen sorgsam in<br />

einem Zimmer seiner Burg verbirgt.<br />

Vielmehr begreift er ihn als einen<br />

Menschen voller Sehnsüchte, der auf<br />

der Suche <strong>nach</strong> Liebe ist – eine psychologische<br />

Annährung an den Stoff,<br />

wie sie z.B. auch Béla Bartók<br />

für seine 1918 uraufgeführte Oper<br />

Herzog Blaubarts Burg gewählt hat.<br />

Thoss stellt in seinem Ballett die<br />

Dynamik der Beziehung zwischen<br />

einem erfahrenen Mann <strong>und</strong> einer<br />

jungen Frau in den Mittelpunkt. Blaubart<br />

<strong>und</strong> Judith sind bei ihm ein Paar,<br />

das einen Weg zueinander sucht.<br />

Ihre Voraussetzungen dafür sind<br />

schwierig, denn die Ausgangspunkte<br />

könnten nicht unterschiedlicher sein.<br />

Während Blaubart schon auf eine<br />

Reihe von Beziehungen zurückblicken<br />

kann, ist Judiths romantisches<br />

Bild von der Liebe noch nicht durch<br />

negative Erfahrungen geprägt.<br />

Sie muss sich damit auseinandersetzen,<br />

dass ihr Mann in die Ehe<br />

seine „versteckten Leichen im Keller“<br />

mitbringt, das heißt Erinnerungen<br />

an die Frauen, mit denen er sein<br />

Leben bis dahin geteilt hat. Wird es<br />

Judith gelingen, die Vergangenheit<br />

Blaubarts zu akzeptieren? Schafft<br />

er es andererseits, die Spuren <strong>und</strong><br />

Verletzungen zu überwinden, die das<br />

Scheitern der Beziehungen in seiner<br />

Seele hinterlassen hat?<br />

Hessisches Staatsthea ter Wiesbaden / Theaterblatt • Februar 2011

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