Vivit_2021_Ausgabe-4
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4 WINTERTIEF
Welche Rolle das Tageslicht spielt
Mangelndes Tageslicht gilt gemeinhin mit als
Auslöser für die winterliche Missstimmung. Als
Ausgleich werden Tageslichtlampen beworben.
Das starke Licht – als optimal werden 10 000 Lux
empfohlen – soll die Serotoninproduktion anregen
und dadurch stimmungsaufhellend wirken,
ähnlich wie das kurzwellige blaue Sonnenlicht
der Sommermonate. Denn die künstliche Beleuchtung
der Innenräume hat diese Wirkung
nicht. Im Zusammenhang mit der SAD sei die
Therapie mit Tageslichtlampen Ende der 80er
und Anfang der 90er Jahre in aller Munde gewesen,
so Ebel. Kliniken hätten sogar ganze Lichtwände
installiert. Inzwischen sei es eher still
um diese Lichttherapien geworden. „Tageslichtlampen
eignen sich nur bei leichten depressiven
Verstimmungen. Wer unter mittelschweren bis
schweren Depressionen leidet, sollte diese nicht
in Eigenregie behandeln, sondern unbedingt
einen Arzt aufsuchen“, erklärt Ebel. Aber: Es
spricht laut dem Mediziner auch nichts dagegen,
es mit Tageslichtlampen zu versuchen. „Da
wird natürlich auch ein gewisser Placeboeffekt
eine unterstützende Rolle spielen. Gerade, wenn
ich davon überzeugt bin, es ist Lichtmangel, der
mich in die trübe Stimmung versetzt, dann ist
Lichttherapie mit Sicherheit kein Fehler“, findet
Ebel, ergänzt jedoch: „Die Behandlung kann,
muss aber nicht helfen.“ Wichtig sei dabei in
jedem Fall, den vom Hersteller empfohlenen
Abstand zur Leuchte genau einzuhalten. „Man
muss auch nicht ständig reinschauen, denn das
ist für die Augen gar nicht gut, man kann etwas
lesen und immer mal wieder in die Lampe
schauen.“ Und, ach ja: Auch ein Spaziergang um
die Mittagszeit, wenn auch im Winter das Sonnenlicht
am kräftigsten ist, kann die Stimmung
spürbar heben.
Was auf den Teller kommen sollte
Hermann Ebel empfiehlt hier eine ganz normale,
ausgewogene Ernährung. „Es gibt keine spezifische
Ernährung gegen den Winterblues und
es wird auch nicht funktionieren, bestimmten
Vitamine dagegen zu sich zu nehmen. Denn
wenn ich mich vielfältig ernähre, habe ich einen
ausgeglichenen Vitaminhaushalt und muss
nichts ergänzen.“
Bloß nicht einigeln
„Beim Winterblues kann es eine Lösung sein,
Geselligkeit zu suchen, sich eben nicht zurückzuziehen,
sondern sich zu verabreden, etwas
zu unternehmen, mit der Familie ein Spiel zu
machen, mit der Freundin ins Kino zu gehen.
In welche Richtung auch immer wir aktiv werden,
es wird solche Verstimmungszustände verbessern“,
ist Ebel überzeugt. Hilfreich sei auch,
jemanden zu finden, der wirklich zuhört und
mit ihm über das Stimmungstief zu reden – und
schon ist man entlastet.
Stimmungsaufheller Bewegung
Nordic Walking, Radfahren oder Wandern – körperliche
Aktivität bessert die Laune und macht
stressresistent. Denn ist der Körper erst einmal
an regelmäßige Bewegung gewöhnt, schüttet er
in Stresssituationen weniger vom Stresshormon
Cortisol aus. Auch bei Depressiven findet sich
Angenehme
Lektüre, eventuell
im Schein einer
Tageslichtlampe,
ein Ausflug in die
Natur oder ein
Spiel mit Freunden
– es gibt viele Wege
aus dem Winterblues.
Fotos: PhotoSG/ marcus_hofmann/ Patrick Daxenbichler – stock.adobe.com