Zertifizierte Handelsketten im Bereich mineralischer Rohstoffe - BGR
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ZERTIFIZIERUNG VON HANDELSKETTEN<br />
4.2 Bisherige Erfahrungen mit Zertifizierung <strong>im</strong> Rohstoffsektor<br />
Initiativen zur Einführung von Mindeststandards in der Ressourcennutzung sind v.a. in den<br />
Sektoren entstanden, in denen die Nutzung natürlicher Ressourcen zu einer Gefährdung von<br />
Menschen und Umwelt geführt hat bzw. führt und wo eine Übernutzung stattfindet. Die Einführung<br />
von Standards durch internationale Initiativen, häufig auch angestoßen durch Nichtregierungsorganisationen,<br />
greift damit häufig Defizite bei der Einhaltung internationaler<br />
Standards auf, die auf nationaler Ebene bestehen. Typisches Bespiel ist das Siegel des Forest<br />
Stewardship Council (FSC) <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> der Forstwirtschaft, das aufgrund der Übernutzung<br />
von Tropenholz entstanden ist. Nach ähnlichem Muster ist das Siegel des Marine Stewardship<br />
Council (MSC) zum Schutz der Meere und Fischbestände in den letzten Jahren etabliert<br />
worden.<br />
Die umfangreichsten Erfahrungen zur Zertifizierung <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> der <strong>Rohstoffe</strong> liegen <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong><br />
der landwirtschaftlichen Produkte. Aus frühen vereinzelten Initiativen sind v.a. in den<br />
1990er Jahren Systeme entstanden z.B. die Fairtrade Labelling Organization (FLO). Aus<br />
dem <strong>Bereich</strong> der Nischenprodukte sind mehrere dieser Initiativen inzwischen mit einem steigenden<br />
Marktanteil vertreten: das Wachstum von Fairtrade-Produkten betrug zwischen 2004<br />
und 2005 mehr als 30%. Dies spiegelt die wachsende Akzeptanz aber auch den Anspruch<br />
der Kunden an ethisch vertretbare Produkte wider.<br />
Initiativen wie FSC, MSC oder Fairtrade wenden sich dabei direkt an den Endverbraucher<br />
und nutzen dessen Markteinfluss. Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit dieser Initiativen sind<br />
dabei entscheidend für das Käufervertrauen. Um dies zu sichern, ist die Zertifizierung von<br />
unabhängiger Stelle (third-party certification) ein fester Bestandteil der meisten Zertifizierungssysteme.<br />
Da die Produkte ein Label und eine höhere Wertigkeit auf dem Markt erhalten,<br />
sind damit auch höhere Einnahmen auf der Seite der Produzenten verbunden, die eine<br />
Zertifizierung beantragen und in der Regel auch bezahlen.<br />
Demgegenüber gibt es auch Ansätze, die das Modell „vom Produzenten zum Händler“ (business-to-business)<br />
verfolgen. Eine dieser Initiativen ist die von BMWi und BMZ unterstützte<br />
und von GTZ begleitete 4C-Initiative (Common Code for the Coffee Community), die Produzenten<br />
und Kaffeehändler einbezieht und über die Breite der angelegten Initiative den Hauptteil<br />
des Marktes zu erreichen sucht. Auch hier werden Mindeststandards vorgegeben, das<br />
System basiert jedoch wesentlich auf der Selbstverpflichtung der Unternehmen und Produzenten<br />
auf diese Mindeststandards. Es findet keine Zertifizierung <strong>im</strong> Hinblick auf die Einhaltung<br />
der Standards statt, sondern eine Selbstbewertung der Produzenten und Verifizierung<br />
des Prozesses durch einen unabhängigen Gutachter. Diese Verifizierung wird durch die Or-<br />
ganisation 4C und nicht durch die Produzenten finanziert.<br />
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