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Ralf-Peter Fuchs (Hrsg.): Bibelverkostung (Leseprobe)

500 Jahre nachdem Martin Luther das Neue Testament auf der Wartburg übersetzt hat, sind über 60 Prediger und Predigerinnen aus Deutschland, England und Österreich in Eisenach zu einer Predigtreihe zusammengekommen. Das Buch sammelt den Ertrag dieses vielgestaltigen Dialogs zwischen biblischer Erfahrung und Alltagsbeobachtung ein. Erhellend, tröstend, bewegend breiten die Prediger die Schätze des Evangeliums aus und verlocken dazu, die Bibel zum Lese- und Lebe-Buch zu machen. Entstanden ist darüber hinaus ein einzigartiges Zeugnis protestantischer Predigtkultur im 21. Jahrhundert und ein Ideenfeuerwerk für jede Predigtvorbereitung zum Lukasevangelium. Das Buch ist eine Verneigung vor der Aktualität der Bibel und der Übersetzungsleistung Martin Luthers.

500 Jahre nachdem Martin Luther das Neue Testament auf der Wartburg übersetzt hat, sind über 60 Prediger und Predigerinnen aus Deutschland, England und Österreich in Eisenach zu einer Predigtreihe zusammengekommen. Das Buch sammelt den Ertrag dieses vielgestaltigen Dialogs zwischen biblischer Erfahrung und Alltagsbeobachtung ein.
Erhellend, tröstend, bewegend breiten die Prediger die Schätze des Evangeliums aus und verlocken dazu, die Bibel zum Lese- und Lebe-Buch zu machen. Entstanden ist darüber hinaus ein einzigartiges Zeugnis protestantischer Predigtkultur im 21. Jahrhundert und ein Ideenfeuerwerk für jede Predigtvorbereitung zum Lukasevangelium. Das Buch ist eine Verneigung vor der Aktualität der Bibel und der Übersetzungsleistung Martin Luthers.

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48 Dr. Hans Mikosch<br />

Weisen hat der Blick auf das Kind, auf die Welt, auf die ihnen gesagten Worte<br />

grundlegend verändert. Das galt auch für Joseph und Maria.<br />

3. Joseph und Maria<br />

Joseph muss eine große Liebe zu seiner Frau und einen großen Glauben zu seinem<br />

Gott gehabt haben. Er musste akzeptieren: das Kind in der Krippe ist nicht<br />

von dir. Und: Gott mutet dir einfachem Zimmermann zu, den seit Generationen<br />

ersehnten Messias gemeinsam mit deiner noch sehr jungen Frau großzuziehen.<br />

Wie sollte das gelingen? Maria »meditierte« das neu geborene Kind und wusste<br />

wohl am ehesten, was zu tun ist und was die nächsten Tage bringen würden.<br />

Im Urtext steht: »Sie fügte alle die Worte und Fragen, die guten Wünsche, das<br />

ganze Geschehen um sie und um das Kind herum zusammen.« Maria fügt in<br />

ihrem Herzen die erlebten Teile zusammen. Luther übersetzt: »Sie bewegte alles<br />

in ihrem Herzen.«<br />

4. Wir sind Bethlehem<br />

Wir leben in einer sich weithin aufgeklärt gebenden Zeit – wenn auch derzeit<br />

die sogenannten »Spaziergänge« in vielen Städten Zweifel daran aufkommen<br />

lassen, was die Menschen eigentlich wollen. Wobei zugleich zu sagen ist: Es<br />

fehlt in unserem Land an klarer Führung, wohin die Reise geht, wie die Pandemie<br />

zu besiegen ist, worauf sich Eltern und Kinder, Kliniken und Altenheime,<br />

Gastwirte und Reiseunternehmen einzustellen haben. Ich erlebe in der letzten<br />

Woche: Eine Friseurin und ein Kfz-Meister aus DDR-Zeiten wussten im Gespräch<br />

mit dem Begriff ›Krippenspiel‹ oder den Namen ›Maria‹ und ›Josef‹ nichts anzufangen.<br />

Für andere beginnt Weihnachten mit dem WO, gerade für junge Leute<br />

auch in Gera oftmals mit der Christmette um Mitternacht am Heiligen Abend.<br />

Für sie alle getauft und nicht getauft, »geboostert« und nicht »geboostert«, bietet<br />

unser Text strahlend wie die Heilige Nacht und nüchtern bescheiden wie die<br />

Krippe zugleich an: Lasst euch animieren vom Licht der Heiligen Nacht! Macht<br />

euch auf, reißt euch los aus dem Einerlei des Alltags! Man muss bei Gott ankommen,<br />

anschauen, vielleicht sogar berühren, wie einst die Hirten die Krippe.<br />

Sich hineinversetzen lassen in eine andere Welt, die endlich einen unendlichen<br />

inneren Frieden bereithält.<br />

Unsere Kirche ist, so wie sie ist, keineswegs das Paradies. Jedwede Herrschaftsansprüche<br />

und moralisches Richten stehen ihr schlecht zu Gesicht. Aber<br />

sie kann einen Mikrokosmos, eine Geborgenheit schenkende Welt an Wärme<br />

und Liebe sein, in der sich die Menschen mit anderen Augen ansehen, in der<br />

Hass zu schmelzen beginnt und die Versöhnung Raum gewinnt. »Komm und

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