05.09.2022 Aufrufe

Ralf-Peter Fuchs (Hrsg.): Bibelverkostung (Leseprobe)

500 Jahre nachdem Martin Luther das Neue Testament auf der Wartburg übersetzt hat, sind über 60 Prediger und Predigerinnen aus Deutschland, England und Österreich in Eisenach zu einer Predigtreihe zusammengekommen. Das Buch sammelt den Ertrag dieses vielgestaltigen Dialogs zwischen biblischer Erfahrung und Alltagsbeobachtung ein. Erhellend, tröstend, bewegend breiten die Prediger die Schätze des Evangeliums aus und verlocken dazu, die Bibel zum Lese- und Lebe-Buch zu machen. Entstanden ist darüber hinaus ein einzigartiges Zeugnis protestantischer Predigtkultur im 21. Jahrhundert und ein Ideenfeuerwerk für jede Predigtvorbereitung zum Lukasevangelium. Das Buch ist eine Verneigung vor der Aktualität der Bibel und der Übersetzungsleistung Martin Luthers.

500 Jahre nachdem Martin Luther das Neue Testament auf der Wartburg übersetzt hat, sind über 60 Prediger und Predigerinnen aus Deutschland, England und Österreich in Eisenach zu einer Predigtreihe zusammengekommen. Das Buch sammelt den Ertrag dieses vielgestaltigen Dialogs zwischen biblischer Erfahrung und Alltagsbeobachtung ein.
Erhellend, tröstend, bewegend breiten die Prediger die Schätze des Evangeliums aus und verlocken dazu, die Bibel zum Lese- und Lebe-Buch zu machen. Entstanden ist darüber hinaus ein einzigartiges Zeugnis protestantischer Predigtkultur im 21. Jahrhundert und ein Ideenfeuerwerk für jede Predigtvorbereitung zum Lukasevangelium. Das Buch ist eine Verneigung vor der Aktualität der Bibel und der Übersetzungsleistung Martin Luthers.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ankündigung der Geburt Jesu, Lukas 1,26–38<br />

23<br />

Jesus geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und<br />

Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, 33 und er wird König<br />

sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. 34 Da<br />

sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne<br />

weiß? 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich<br />

kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch<br />

das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth,<br />

deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt<br />

im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. 37 Denn bei Gott<br />

ist kein Ding unmöglich. 38Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir<br />

geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.<br />

Viel Vertrautes, große Enttäuschungen und dann ein großes Wunder – das<br />

möchte ich gemeinsam mit Ihnen in dieser Geschichte entdecken. So nehme ich<br />

Sie mit auf Entdeckungsreise.<br />

Anfangen möchte ich mit dem, was unmittelbar vor Augen ist, was uns vertraut<br />

scheint. Dafür habe ich ein Bild mitgebracht, das aus meiner Heimatkirche<br />

stammt, der Stadtkirche St. Georg in Schmalkalden. Gemalt wurde es im<br />

16. Jahrhundert. Es gehört zur Originalausstattung der Kirche. Schon Martin<br />

Luther hat es betrachten können, als er 1537 dort gepredigt hat bei der Tagung<br />

des Schmalkaldischen Bundes.<br />

Wir sehen auf dem Gemälde die vertraute Szene. Mir fällt auf, dass der<br />

Engel nicht sehr majestätisch aussieht. Eher wirkt er jugendlich-kindlich, fast<br />

als wären er und Maria gleichaltrig. Er sieht der jungen Frau sogar irgendwie<br />

ein bisschen ähnlich, finde ich. Die Fahne mit dem Gruß hält er in der gleichen<br />

Hand, in der er auch den grünen Vorhang greift, der dadurch einen leichten<br />

Faltenwurf bekommt.<br />

Maria wirkt auf mich nicht erschrocken. Sie schaut mit stillem Lächeln. Ihr<br />

Blick wandert aber nicht in das kleine rote Büchlein, in dem sie gerade eben<br />

noch gelesen haben mag. Eher geht ihr Blick ein bisschen versonnen ins Leere.<br />

Irgendwie wirkt die ganze Szene sehr friedlich. Das Gemälde entspricht in<br />

vielem dem Bild, das wir uns von der Geschichte machen. Doch das täuscht,<br />

denn diese Art der Betrachtung zeigt eine Art Zuckerguss, unter dem die eigentliche<br />

Geschichte liegt. Schaut man etwas tiefer, kommt anderes zum Vorschein.<br />

Wir legen deshalb das Bild jetzt beiseite und schauen näher auf die<br />

Personen, von denen erzählt wird.<br />

Da ist zunächst der Engel Gabriel, der in der Bibel eine besondere Stellung<br />

hat. Es ist einer der Großen, wenn Sie so wollen, eine Art »Chefengel«. Ob er<br />

Maria ähnlich ist, wissen wir nicht. Aus der Geschichte erfahren wir gar nichts<br />

über sein Aussehen. Noch nicht einmal von Flügeln ist die Rede. Das Aussehen<br />

ist bei Engeln auch nicht wichtig, nur das, was er mitbringt. Er kommt nicht in<br />

eigenem Auftrag, sondern in Gottes Namen mit einer Botschaft, die es wirklich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!