food TECHNOLOGIE 4/2022

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Sensoren für die Verpackungsindustrie Automatisierung flexibel gestalten Baumer_Banner_Verpackung_Food Technologie_DE_210x20.indd 1 16.08.22 16:54 INGREDIENTS Innovation in der Lebensmittelindustrie Interview mit Gerit Tolborg und Kinga Wojcicka-Swiderska Ian Healey ist Redaktionsleiter bei Dr. Harnisch Publications und Mitglied der Fachjury der kommenden Fi Europe Innovation Awards 2022. Mit Kinga Wojcicka-Swiderska, Head of Content Food bei Informa Markets, und Gerit Tolborg, CEO und Gründerin von Chromologics, Kopenhagen/Dänemark, sprach er über Innovation, die Bedeutung von Netzwerken und die entsprechenden Möglichkeiten im Rahmen der Fi Europe. Ian Healey: Wir alle kennen die Bedeutung von Innovation in der Lebensmittelindustrie: Wir müssen eine wachsende Weltbevölkerung ernähren, wir brauchen nachhaltigere Lebensmittel und umweltfreundlichere Verpackungen, die Lebensgewohnheiten der Verbraucher ändern sich und ernährungsbedingte Gesundheitsprobleme sind kein First-World-Problem mehr. Bevor wir uns darüber unterhalten, was es für die Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen braucht, möchte ich eine Frage in den Raum werfen: Hat die Corona-Pandemie Innovationen ausgebremst? Gerit Tolborg: Nein, das ist absolut nicht der Fall. Corona hat uns gezeigt, wie schnell wir Menschen uns auf neue Situationen einstellen können. So schlimm diese Pandemie war und ist: Die Innovation lebt, denn jede Krise birgt ein großes Potenzial. Das heißt aber nicht, dass Corona die Lebensmittelindustrie nicht vor große Herausforderungen gestellt hätte, während sich gleichzeitig bestehende Probleme verstärkt haben. Der massenhafte Ausfall von Arbeitskräften oder die Probleme in der Logistik haben beispielsweise Knappheiten durch klimabedingt schlechtere Ernten noch verschärft, und Vebraucher und Vebraucherinnen bekamen die Auswirkungen auf die Lieferketten direkt zu spüren. Doch wo auch immer Probleme auftauchen, suchen Menschen und Unternehmen nach Lösungen. So hat diese Krise auch viele neue Ansätze hervorgebracht und ein Bewusstsein für neue Möglichkeiten geschaffen. Ich bin sicher, dass wir noch viele positive Veränderungen sehen werden, die ohne Corona nicht so rasant passiert wären. Kinga Wojcicka-Swiderska: Ich stimme absolut zu. Corona hat viele Themen verstärkt, so auch Nachhaltigkeit, Regionalität, oder auch gesunde Ernährung. Diese waren auch vorher schon auf dem Radar, haben aber nochmal einen echten Schub bekommen. Entsprechend sehen wir in vielen Segmenten Bewegung und Innovation: Im Bereich der Ingredients gab es viel Entwicklung bei allen Themen rund um das Immunsystem, Darmgesundheit und personalisierte Ernährung, und immer mehr Verbraucher interessieren sich für fleischreduzierte oder fleischfreie Ernährung. Selbst Protein aus Insekten ist plötzlich ein großes Thema, hier gibt es etliche neue Ingredients und Endprodukte. Im Bereich Biotechnologie und Fermentati- Bild: Adobe Stock/calypso77 Ian Healey, Redaktionsleiter bei Dr. Harnisch Publications und Mitglied der Fachjury der Fi Europe Innovation Awards 2022. 8 foodTECHNOLOGIE 4 · 2022 SEPTEMBER
Sensoren für die Verpackungsindustrie Automatisierung flexibel gestalten Baumer_Banner_Verpackung_Food Technologie_DE_210x20.indd 1 16.08.22 16:54 INGREDIENTS Gerit Tolborg ist CEO und Gründerin von Chromologics. Das dänische Unternehmen hat für die Entwicklung eines biotechnologischen Verfahrens zur Gewinnung natürlicher Farbstoffe aus Pilzen den Preis für die beste Innovation bei der Startup Innovation Challenge 2017 gewonnen. on sehen wir spannende Entwicklungen, und allerorten werden neue Robotik- und KI-Lösungen ausprobiert: Wo Personal fehlt, kann Technik helfen, während Bedarfe mittels KI besser geplant werden können. Und im Segment Handel und Gastro sehen wir ebenfalls einen großen Innovationsschub, beginnend bei On-Demand Delivery und Pick-up Lösungen bis hin zu neuen Gastro-Konzepten, die auf Nachhaltigkeit und Food-Sharing setzen, und denen neue digitale Lösungen zu Grunde liegen. Ian Healey: Wie entsteht Innovation, und was ist dafür notwendig? Kinga Wojcicka- Swiderska ist Head of Content Food bei Informa Markets, den Organisatoren der Fi Europe und Vitafoods. Gerit Tolborg: Lassen Sie uns ein Auto oder eine Rakete als Analogie nutzen: Innovation braucht den Zündfunken einer Idee, eine Motivation als Motor, einen Rahmen, und Treibstoff in Form von Ressourcen. Das Ziel der Reise kann ganz unterschiedlich sein: Vielleicht möchte man ein Problem lösen oder die Machbarkeit eines Vorhabens unter Beweis stellen, ein Unternehmen mit der Implementierung neuer Technologien zukunftssicher aufstellen und der Konkurrenz voraus sein. Oder man möchte einen Beitrag zum Großen Ganzen leisten, indem man wirksame Ideen umsetzt. Innovation braucht Raum: Wer in sehr engen Strukturen denkt und nicht über den Tellerrand schaut, hat keine Innovationskraft, das gilt für Menschen wie für Unternehmen. Und schlussendlich braucht Innovation einfach auch einen langen Atem, Zeit und Geld. Es dauert oft lange von einer Idee bis zur Marktreife – daran sind meistens viele Menschen beteiligt. Kinga Wojcicka-Swiderska: Große Unternehmen haben häufig gezielte Innovationsprogramme und nutzen die Schwarmintelligenz ihrer Mitarbeiter. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass ganz viel Innovation in kleinen Unternehmen passiert, oder sogar von Einzelpersonen kommt. Diese verfügen meist nicht über Ressourcen wie eine Entwicklungsabteilung, Labors oder Pilotanlagen. Kleinen Firmen fehlen oft die finanziellen Mittel und häufig auch die Kontakte, die sie bräuchten, um ihre Idee erfolgreich umzusetzen. Entwicklungen bis zur Marktreife können sehr langwierig sein. Hinzu kommt ein beträchtliches Risiko: Viele tolle Ideen funktionieren nicht ohne Weiteres in einem industriellen Maßstab. Gerade wenn wir über Ingredients oder Lebensmittel sprechen, setzt häufig die Großproduktion Grenzen in Sachen Sensorik und Stabilität oder es gibt rechtliche Limitierungen. Selbst wenn alles funktioniert, muss eine Neuheit auch entsprechend vermarktet werden: Wir können nur mutmaßen, wie viele brillante Ansätze nie den Weg in den Markt gefunden haben – mangels Ressourcen, Kontakten und Know-how. Ian Healey: Welche Möglichkeiten sehen Sie für kleinere Unternehmen, für Start-ups und für Entrepreneure? Kinga Wojcicka-Swiderska: Das Allerwichtigste ist Austausch und Lernen, sowie Verbündete und Sparringspartner zu suchen. Deshalb sind Messen und Netzwerk-Veranstaltungen so enorm wichtig. Die Fi Europe bietet seit Jahren mit dem begleitenden Kongressprogramm, mit Netzwerk-Veranstaltungen, mit dem Innovation Hub, und vor allem mit den beiden Innovations-Wettbewerben „FI Europe Innovation Awards“ und „Startup Innovation Challenge“ geballte Möglichkeiten, sich über die neuesten Entwicklungen auf den aktuellen Stand zu bringen und ein Netzwerk aufzubauen. Insbesondere junge Unternehmen finden hier die allerbesten Voraussetzungen, sich einem globalen Fachpublikum zu präsentieren: Hier stehen die Chancen extrem gut, Partner, Investoren, Lohnhersteller oder auch neue Mitarbeitende und natürlich Kunden zu finden. Gerit Tolborg: Das Thema Netzwerk und Awards möchte ich nochmals besonders unterstreichen. Ich kann jedem und jeder nur ans Herz legen, diese Möglichkeiten zu nutzen. Einen Award zu gewinnen ist nicht nur ein ganz großer Motivationsschub und eine Bestätigung: Wenn eine unabhängige Fach- Jury die Arbeit auszeichnet, die man geleistet hat, dann wird das auch von anderen Menschen und Unternehmen wahrgenommen. Nachdem wir die Startup Innovation Challenge im Jahr 2017 gewonnen hatten, haben sich uns so viele Türen geöffnet. Ich selbst bin ein ganz großer Fan von Netzwerk- Veranstaltungen, weil man Menschen kennenlernt, mit denen man arbeiten möchte. Man merkt sehr schnell, ob es passt – aber in jedem Fall ist der Austausch sehr wertvoll. Der Innovation Hub ist ein tolles Angebot bei der Fi Europe, und allen Frauen der Branche möchte ich das Women´s Networking Breakfast ans Herz legen. Ian, wie schauen Sie als Journalist auf das Thema Innovation? Ian Healey: Vielen Dank für das Gespräch, als Redaktion ist es unsere zentrale Aufgabe, immer am Puls der Zeit zu sein und neue, bahnbrechende Ansätze, Ingredients und Technologien vorzustellen, und natürlich auch die Trends im Auge zu behalten. Innovation ist auch für uns eines der wichtigsten Themen. Unser Team ist immer daran interessiert, sich mit jungen, aufstrebenden oder natürlich auch etablierten innovativen Unternehmen auszutauschen und darüber zu berichten. Die Awards sind für uns sehr interessant – für mich als Jury-Mitglied der Fi Europe Innovation Awards besonders, und ich bin schon sehr gespannt auf die Einreichungen in diesem Jahr. Ich kann Unternehmen, kleine wie große, nur darin bestärken, auf ihre Mitarbeiter und ihre Fähigkeiten zu vertrauen. FiE Innovation Awards Weitere Informationen: www.chromologics.com www.informamarkets.com FiE Startup Innovation Challenge SEPTEMBER 4 · 2022 foodTECHNOLOGIE 9
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