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Blinker_10_2022

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PRAXIS | WELS<br />

Der Wels gilt als einer DER<br />

mystischsten Raubfische<br />

Europas. Groß, gefährlich,<br />

gefräßig – so wird er gern<br />

beschrieben. Seit seinem verstärkten<br />

Auftreten bei uns in Italien hat er<br />

meine Neugier geweckt. Zuerst fingen nur<br />

Angler, die mit Naturködern fischten, später<br />

dann aber auch vermehrt die Spinnfischer.<br />

Ich als Fliegenfischer stand staunend<br />

daneben. Für das Fliegenfischen auf<br />

diese Fische gab es leider kaum Informationen<br />

und wenn, dann waren diese nicht<br />

immer glaubwürdig. Deshalb probierte<br />

ich mein Glück ganz allein, versuchte,<br />

Pionierarbeit zu leisten. Und das ist mir<br />

nach vielen Misserfolgen schlussendlich<br />

auch gelungen.<br />

NICHT ZU LAUT AUFTRETEN!<br />

WELSE SIND SENSIBELCHEN<br />

Die ersten Welse fing ich während eines<br />

Hochwassers in einem Nebenfluss des Po.<br />

Seit einigen Jahren widme ich mich nun<br />

dem gezielten Fischen mit der Fliege auf<br />

Wels bei Hochwasser, denn dann sind die<br />

Räuber aktiver und deswegen auch einfacher<br />

zu fangen. Oft sieht man die Welse<br />

knapp unter der Oberfläche. Gerade dann,<br />

wenn man die Fische sehen kann, ist der<br />

Fang gar nicht so schwer. Man muss einfach<br />

nur zur richtigen Zeit am richtigen<br />

Ort sein.<br />

Werden wir konkret: Was bedeutet denn<br />

„zur richtigen Zeit am richtigen Ort“?<br />

Gute Chancen, einen Wels zu fangen, hat<br />

man in dem Moment, wenn das Wasser zu<br />

steigen beginnt, bis die Flut ihren Höhepunkt<br />

erreicht. Solange der Pegel im Fluss<br />

konstant hoch ist, sollten Sie es versuchen.<br />

Fließt das Wasser wieder ab, schalten die<br />

nun gesättigten Welse in einen passiven<br />

Modus und lassen sich nicht mehr fangen.<br />

Solange der Fluss hoch und das Wasser<br />

extrem trübe ist, ziehen die Welse auf der<br />

Suche nach Futterfischen direkt unter dem<br />

Ufer vorbei, wo ihre Beute hinter Steinen<br />

und ins Wasser gefallenen Bäumen Schutz<br />

vor der Strömung sucht.<br />

Für den Wels ist Hochwasser die Zeit<br />

einer einfachen Beute, denn die kleinen<br />

Fische haben gegen die Strömung im<br />

Fluss keine Chance und sind gezwungen,<br />

direkt in Ufernähe im ruhigeren<br />

Wasser zu verweilen. Man mag denken,<br />

dass raubende Welse vor Gier schäumen<br />

und alles attackieren, was sich bewegt.<br />

Doch dem ist keinesfalls so! Sie nehmen<br />

selektiv Nahrung zu sich. Weicht unser<br />

Muster zu stark von der Beute ab, wird es<br />

einfach ignoriert. Von wegen „kopfloser<br />

Das Welsangeln am Po und seinen Nebenflüssen begeistert viele Angler und auch<br />

Fliegenfischer wie Paolo, denn der Fluss in Italien sorgt mit seinem regelmäßig<br />

eingetrübten, aufgewühlten Wasser und dem guten Weißfischbestand für beste<br />

Jagdbedingungen der Räuber.<br />

Allesfresser“. Dass Waller durchaus Sensibelchen<br />

sein können, zeigt sich nochmal<br />

anhand ihrer Geräuschempfindlichkeit.<br />

Vergessen Sie bitte nie, dass der Wels aufgrund<br />

seiner vielen Barteln Vibrationen<br />

schon auf große Entfernung wahrnimmt.<br />

Entsprechend vorsichtig muss man sich<br />

dem Fisch nähern, um ihn nicht zu<br />

verscheuchen.<br />

SINK 7, SINK 3, INTERMEDIATE –<br />

EIGENTLICH BRAUCHT MAN ALLE<br />

SINKRATEN<br />

Wenn ich auf Wels fische, nehme ich in<br />

der Regel mehrere Fliegenruten mit, an<br />

der bereits unterschiedlich schnell sinkende<br />

Schnüre montiert sind. Im Fluss<br />

selbst verwende ich bei hohem Wasserstand<br />

eine schnell sinkende Schnur<br />

(Sink 5 bis Sink 7), um der Strömung zu<br />

trotzen. Manchmal aber finde ich Welse<br />

auch in kleineren Nebenflüssen, in denen<br />

die Strömung nicht so stark ist. Dann<br />

nutze ich zwar auch eine Sinkschnur, aber<br />

eine, die weniger schwer ist (Sink 3 bis<br />

Intermediate). Würde ich in diesem Fall<br />

eine zu stark sinkende Leine benutzen,<br />

dann muss ich sehr schnell einholen, was<br />

dem Wels aber nicht unbedingt gefällt. In<br />

Nebenflüssen mit wenig Strom nutze ich<br />

am liebsten einen Streamer, den ich langsam<br />

mit gelegentlichem Zupfen führe. In<br />

starker Strömung aber braucht die Fliege<br />

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