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PRAXIS | WELS<br />
Der Wels gilt als einer DER<br />
mystischsten Raubfische<br />
Europas. Groß, gefährlich,<br />
gefräßig – so wird er gern<br />
beschrieben. Seit seinem verstärkten<br />
Auftreten bei uns in Italien hat er<br />
meine Neugier geweckt. Zuerst fingen nur<br />
Angler, die mit Naturködern fischten, später<br />
dann aber auch vermehrt die Spinnfischer.<br />
Ich als Fliegenfischer stand staunend<br />
daneben. Für das Fliegenfischen auf<br />
diese Fische gab es leider kaum Informationen<br />
und wenn, dann waren diese nicht<br />
immer glaubwürdig. Deshalb probierte<br />
ich mein Glück ganz allein, versuchte,<br />
Pionierarbeit zu leisten. Und das ist mir<br />
nach vielen Misserfolgen schlussendlich<br />
auch gelungen.<br />
NICHT ZU LAUT AUFTRETEN!<br />
WELSE SIND SENSIBELCHEN<br />
Die ersten Welse fing ich während eines<br />
Hochwassers in einem Nebenfluss des Po.<br />
Seit einigen Jahren widme ich mich nun<br />
dem gezielten Fischen mit der Fliege auf<br />
Wels bei Hochwasser, denn dann sind die<br />
Räuber aktiver und deswegen auch einfacher<br />
zu fangen. Oft sieht man die Welse<br />
knapp unter der Oberfläche. Gerade dann,<br />
wenn man die Fische sehen kann, ist der<br />
Fang gar nicht so schwer. Man muss einfach<br />
nur zur richtigen Zeit am richtigen<br />
Ort sein.<br />
Werden wir konkret: Was bedeutet denn<br />
„zur richtigen Zeit am richtigen Ort“?<br />
Gute Chancen, einen Wels zu fangen, hat<br />
man in dem Moment, wenn das Wasser zu<br />
steigen beginnt, bis die Flut ihren Höhepunkt<br />
erreicht. Solange der Pegel im Fluss<br />
konstant hoch ist, sollten Sie es versuchen.<br />
Fließt das Wasser wieder ab, schalten die<br />
nun gesättigten Welse in einen passiven<br />
Modus und lassen sich nicht mehr fangen.<br />
Solange der Fluss hoch und das Wasser<br />
extrem trübe ist, ziehen die Welse auf der<br />
Suche nach Futterfischen direkt unter dem<br />
Ufer vorbei, wo ihre Beute hinter Steinen<br />
und ins Wasser gefallenen Bäumen Schutz<br />
vor der Strömung sucht.<br />
Für den Wels ist Hochwasser die Zeit<br />
einer einfachen Beute, denn die kleinen<br />
Fische haben gegen die Strömung im<br />
Fluss keine Chance und sind gezwungen,<br />
direkt in Ufernähe im ruhigeren<br />
Wasser zu verweilen. Man mag denken,<br />
dass raubende Welse vor Gier schäumen<br />
und alles attackieren, was sich bewegt.<br />
Doch dem ist keinesfalls so! Sie nehmen<br />
selektiv Nahrung zu sich. Weicht unser<br />
Muster zu stark von der Beute ab, wird es<br />
einfach ignoriert. Von wegen „kopfloser<br />
Das Welsangeln am Po und seinen Nebenflüssen begeistert viele Angler und auch<br />
Fliegenfischer wie Paolo, denn der Fluss in Italien sorgt mit seinem regelmäßig<br />
eingetrübten, aufgewühlten Wasser und dem guten Weißfischbestand für beste<br />
Jagdbedingungen der Räuber.<br />
Allesfresser“. Dass Waller durchaus Sensibelchen<br />
sein können, zeigt sich nochmal<br />
anhand ihrer Geräuschempfindlichkeit.<br />
Vergessen Sie bitte nie, dass der Wels aufgrund<br />
seiner vielen Barteln Vibrationen<br />
schon auf große Entfernung wahrnimmt.<br />
Entsprechend vorsichtig muss man sich<br />
dem Fisch nähern, um ihn nicht zu<br />
verscheuchen.<br />
SINK 7, SINK 3, INTERMEDIATE –<br />
EIGENTLICH BRAUCHT MAN ALLE<br />
SINKRATEN<br />
Wenn ich auf Wels fische, nehme ich in<br />
der Regel mehrere Fliegenruten mit, an<br />
der bereits unterschiedlich schnell sinkende<br />
Schnüre montiert sind. Im Fluss<br />
selbst verwende ich bei hohem Wasserstand<br />
eine schnell sinkende Schnur<br />
(Sink 5 bis Sink 7), um der Strömung zu<br />
trotzen. Manchmal aber finde ich Welse<br />
auch in kleineren Nebenflüssen, in denen<br />
die Strömung nicht so stark ist. Dann<br />
nutze ich zwar auch eine Sinkschnur, aber<br />
eine, die weniger schwer ist (Sink 3 bis<br />
Intermediate). Würde ich in diesem Fall<br />
eine zu stark sinkende Leine benutzen,<br />
dann muss ich sehr schnell einholen, was<br />
dem Wels aber nicht unbedingt gefällt. In<br />
Nebenflüssen mit wenig Strom nutze ich<br />
am liebsten einen Streamer, den ich langsam<br />
mit gelegentlichem Zupfen führe. In<br />
starker Strömung aber braucht die Fliege<br />
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