Roth Journal_2022-10_01-24_red
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STADT ROTH<br />
Borkenkäferbefall im Waldbestand der Kreisstadt<br />
Waldflächen sterben großflächig ab<br />
<strong>Roth</strong> – Mit Wehmut beobachtet Stadtförster<br />
Thomas Deyerler, wie die städtischen<br />
Waldarbeiter eine meterhohe Fichte im<br />
Stadtpark fällen und mit einem dumpfen<br />
Schlag zu Boden bringen. Die Fichte ist nur<br />
eine von vielen Bäumen, die seit Anfang<br />
Juli sukzessive der Säge zum Opfer fallen<br />
müssen. Das trockene Wetter und die heißen<br />
Temperaturen seien „ein gefundenes<br />
Fressen“ für den Borkenkäfer. Ein Baum<br />
nach dem anderen würde momentan von<br />
diesem Schädling befallen werden. Besonders<br />
betroffen seien Fichten und Kiefern<br />
im gesamten Waldbestand der Kreisstadt.<br />
„Waldflächen sterben großflächig ab.“<br />
Eine Besserung erwarte Deyerler momentan<br />
nicht: „In den nächsten Wochen kann<br />
es noch viel schlimmer kommen. Das Ausmaß<br />
ist nicht abschätzbar.“ Erste Anzeichen<br />
auf einen Borkenkäferbefall bemerkte<br />
der Stadtförster bei Kontrollen Anfang<br />
Juli. Nahe dem Kriegerdenkmal färbten<br />
sich einige Baumkronen rötlich und die<br />
Baumrinde platzte ab. Sofort sei klargeworden:<br />
„Der Borkenkäfer treibt wieder<br />
sein Unwesen.“<br />
Die betroffenen Bäume seien gefällt worden<br />
und die Hoffnung „wir haben alles im<br />
Griff“ habe sich nicht erfüllt. Ein „gewaltiger<br />
Eingriff“ im gesamten Stadtpark war<br />
nicht mehr zu verhindern: „Der Borkenkäfer<br />
vermehrt sich explosionsartig. Bisher<br />
ist eine Eindämmung nicht gelungen.“<br />
Schnelles Handeln stünde nun auf der Tagesordnung.<br />
Über die Zukunft der Wälder<br />
im Stadtgebiet sorgt sich auch Johannes<br />
Herrmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten: „Der Befall erfolgt<br />
sehr schnell und binnen zwei Wochen<br />
können Bäume dadurch komplett absterben<br />
– dann zieht der Borkenkäfer weiter.“<br />
Die beiden Fachleute sind sich jedenfalls<br />
sicher: „Geht dieser Zustand so weiter,<br />
wird es im Frühjahr keine Fichten mehr<br />
geben.“ Ein Problem, das mittlerweile<br />
den ganzen Freistaat Bayern beschäftige:<br />
„Für den Herbst wird die dritte Generation<br />
Borkenkäfer erwartet.“ Vermehrte Kontrollen<br />
seien deshalb unumgänglich. Mit<br />
dem bloßen Auge würden befallene Bäume<br />
nicht sofort erkannt werden können.<br />
„Es ist eine Mammutaufgabe diese Sache<br />
zu stemmen, aber da müssen wir durch“,<br />
erklärt Deyerler. Vor privaten Anwesen<br />
mache der Borkenkäfer ebenfalls keinen<br />
Halt. In jüngster Vergangenheit sei binnen<br />
kürzester Zeit eine komplette Hecke heimgesucht<br />
worden sein: „Der Besitzer hat<br />
diese sofort beseitigen lassen. Es besteht<br />
aber die Gefahr, dass die Tiere ihren Weg<br />
in den Weinberg gefunden haben.“ Insgesamt<br />
seien bereits mehr als 400 Festmeter<br />
Schadholz aus den Stadtwäldern entfernt<br />
worden: „Es geht weiter.“<br />
Auf den Einsatz von Giften werde bei der<br />
Bekämpfung jedoch grundsätzlich verzichtet.<br />
Die Lösung sieht Deyerler im schnellen<br />
Abtransport gefällter Bäume. Oberstes<br />
Ziel sei dabei, den Eingriff so gering wie<br />
möglich zu halten. „Ständiges Beobachten<br />
ist wichtig.“ Nicht nur die Waldarbeiter<br />
der Stadt <strong>Roth</strong> seien aktuell ständig im<br />
Einsatz. Auch ein verlässliches Forstunternehmen<br />
packe ordentlich mit an. Dennoch:<br />
„Tag für Tag wird es schlimmer.“<br />
Großflächige Waldflächen entlang der<br />
Bundestraße 2 und in der Nähe der Kläranlagen<br />
würden dem Stadtförster ebenfalls<br />
große Bauchschmerzen bereiten.<br />
„Wir nehmen unsere Arbeit sehr Ernst<br />
und kommen damit unserer gesetzlichen<br />
Verpflichtung und dem Waldschutz nach“,<br />
betonte Johannes Herrmann. Keinesfalls<br />
ginge es darum mit dem Holz „Reibach“<br />
machen zu wollen. Bei den aktuellen Maßnahmen<br />
würde es sich sogar um das Gegenteil<br />
handeln: „Ein Draufzahlgeschäft.“<br />
Herrmann appelliert zudem an alle Waldbesitzer,<br />
Bestände regelmäßig zu überprüfen.<br />
„Verfärbungen, Bohrmehl oder abgeplatzte<br />
Rinde sind eindeutige Hinweise<br />
auf einen Borkenkäferbefall“ – dann ist ein<br />
schnelles Eingreifen gefragt.“<br />
Text: Marco Frömter<br />
Fotos: Yevheniia Frömter<br />
<strong>10</strong> | <strong>2022</strong><br />
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