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Kunstbulletin November 2022

Unsere November Ausgabe für 2022 mit Beiträgen zu Latefa Wiersch, Ann Demeester, Kunst und Klima, Grace Schwindt, uvm.

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Rudolf Polanszky<br />

Genf — Die Happenings der Wiener Aktionisten<br />

regten Rudolf Polanszky (*1951) erst einmal<br />

zu Fragen an: Wo liegt der Ursprung der Kunst<br />

im Menschen? Warum bringt Kunst eine selbst<br />

für das psychosomatische Gefüge, das sie in<br />

Gang setzt, überraschende Welt hervor? Der<br />

junge Mann begann dann in auffälligem Kontrast<br />

zum finsteren Ernst, mit dem die Wiener<br />

Aktionisten die österreichische Gesellschaft<br />

abkanzelten, mit der chaotischen Dynamik der<br />

Materie zu spielen. Er zeichnete etwa mit einer<br />

Sprungfeder unter dem Hintern oder schlief mit<br />

farbgetränkten Schwämmen am Körper und<br />

produzierte oft zugleich Fotoserien und Videos.<br />

Seit den 1990er-Jahren findet er jedoch in<br />

den sogenannten ‹Reconstructions› sein<br />

Experimentierfeld: Er beklebt Leinwände mit<br />

bevorzugt spiegelnden Industrieabfällen, tritt<br />

auf diese ein, bespritzt sie mit Farbe oder<br />

spiesst sie zu Skulpturen auf. Zerfallendes,<br />

Erschlaffendes überführt er damit – zumindest<br />

vorderhand – wieder in kraftvolle, neue Ideen<br />

generierende Formen. Die Werke enthüllen mit<br />

ihren Metalltönen, gepaart mit viel Weiss oder<br />

Schwarz, ihre Buntheit erst auf den zweiten<br />

Blick. Eine feine Auswahl dieser chromatisch<br />

aparten Arbeiten ist nun erstmals im Welschland<br />

in der Galerie mezzanin zu sehen. KHO<br />

Fussball ißt unser Leben<br />

Interlaken — Elf rote Trikots hängen im Kunsthaus<br />

Interlaken: «S. Bishwakrma Nepal 24<br />

Died in Qatar» steht auf einem, stellvertretend<br />

für über 6500 auf den Baustellen der diesjährigen<br />

WM getötete Arbeiter:innen. Das Werk<br />

des Palästinensers Mohamed Badarne ist mit<br />

dem Aktualitätsbezug eher die Ausnahme in<br />

der Schau ‹Fussball ißt unser Leben›. Vielen<br />

Beiträgen, etwa der Fotografie eines Fussballfelds<br />

‹Zürich I› von Gursky oder den spielenden<br />

Figuren von Niki de Saint Phalle, und dem<br />

umtriebigen Direktor Heinz Häsler merkt man<br />

stärker die Faszination fürs Spiel an. Punktuell<br />

werden unschöne Begleiterscheinungen<br />

beleuchtet – zum Beispiel in Werner Reiterers<br />

Tor-Installation ‹WC/WM›, die als Fotografie<br />

präsentiert ist. Andere, wie die Urgewalt der<br />

Fans, bleiben aber absent. Eher interessieren<br />

Grundelemente des Spiels: Diana Dodson fügt<br />

in Zeitschriften-Fotos Fussbälle ein, während<br />

Arthur Debert solche aus Videobildern des<br />

Finalspiels 1998 tilgt. Auch der Starkult ist in<br />

die Jahre gekommen, treten doch die Kicker<br />

Chapuisat und Yakin 2001 gegeneinander in<br />

Anzügen an und ruinieren diese lustvoll im<br />

Video von Ingeborg Lüscher. Kurz: Die Aktualität<br />

hätte mehr Potenzial geboten, dennoch findet<br />

sich auf begrenztem Platz im Kunsthaus eine<br />

kurzweilige Auswahl spannender Werke. AD<br />

Rudolf Polanszky · Reconstructions / Translinear<br />

Fragments / Double Twin Pictures, 2021,<br />

div. Medien auf Leinwand, 145 x 175 cm<br />

→ Galerie mezzanin, bis 26.11.<br />

↗ www.galeriemezzanin.com<br />

Ingeborg Lüscher · Fusion, 2001, Filmstill,<br />

Courtesy Videoart © ProLitteris<br />

→ Kunsthaus Interlaken, bis 27.11.<br />

↗ www.kunsthausinterlaken.ch<br />

HINWEISE // FRIEDRICHSHAFEN / GENF / INTERLAKEN<br />

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