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Militaer_3_2022

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WELTGESCHEHEN<br />

Aktuelle Konflikte,<br />

Krisen und<br />

Analysen — S. 8<br />

TRUPPENBESUCH<br />

Beim Hochgebirgs-<br />

Jägerbataillon 23<br />

zu Gast — S. 20<br />

militär<br />

LUFTAUFKLÄRUNG<br />

Das Bundesheer<br />

plant den Kauf neuer<br />

Drohnen — S. 33<br />

DAS NEUE<br />

ÖSTERREICHISCHE<br />

MILITÄRMAGAZIN<br />

AUSGABE 3|22<br />

EURO 5,80<br />

AKTUELL<br />

Das Blatt hat sich gewendet:<br />

Die Ukraine drängt die<br />

russische Armee immer<br />

stärker in die Defensive. Wir<br />

haben ukrainische Kämpfer<br />

bei der Rückeroberung<br />

eines Dorfes im Südosten<br />

des Landes begleitet.<br />

FRONTBERICHT AUS DEM DONBASS<br />

Die Ukraine<br />

im Vormarsch


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E D I T O R I A L<br />

0 0 3<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER<br />

er wie Präsident Wladimir Putin dachte,<br />

W<br />

die Ukraine würde dem Ansturm der<br />

russischen Armee bereits nach wenigen<br />

Tagen erliegen, sieht sich längst eines<br />

Besseren belehrt. Interaktive Karten der<br />

Lageentwicklung zeigen zwar anfängliche<br />

russische Vorstöße und Geländegewinne im Norden,<br />

Osten und Südosten. Sie veranschaulichen aber auch, dass<br />

die Ukrainer die Russen im Raum Kiew schon im April zurück<br />

in ihre Ausgangsstellungen drängen konnten. Anschließend<br />

gelang es den Ukrainern, auch an den übrigen Fronten<br />

vermehrt Nadelstiche zu setzen. Unterstützt von Kämpfern<br />

aus anderen Ländern gelangen dabei immer öfter auch Teilerfolge<br />

wie die Rückeroberung eines Dorfes durch die Internationale<br />

Legion im Südosten des Landes. Autor Till Mayer<br />

hat den Angriff für Militär Aktuell begleitet, seine Reportage<br />

lesen Sie ab Seite 14.<br />

Ende August gingen die Ukrainer dann noch einen Schritt<br />

weiter: Sie starteten eine groß angelegte Gegenoffensive, die<br />

nun das ganze Dilemma der russischen Streitkräfte in diesem<br />

Krieg augenscheinlich macht. Angesichts mangelnder Versorgung,<br />

schlecht ausgebildeter Kämpfer, desaströser Aufklärung,<br />

eklatanter Kommunikations- und Führungsfehler sowie<br />

der schwindenden Kampfmoral der eingesetzten Truppen<br />

scheint sich das deutlich überlegene Russland an der Ukraine<br />

nicht nur die Zähne auszubeißen – der vermeintliche Goliath<br />

Russland droht den Krieg gegen David Ukraine sogar zu<br />

verlieren. Mit einer umstrittenen Teilmobilmachung und<br />

frischen Kräften versucht Putin zu retten, was kaum mehr<br />

zu retten ist. Laut unserem Experten Brigadier a. D. Walter<br />

Feichtinger (Kommentar auf Seite 50) hat er sein Land damit<br />

aber in eine strategische Sackgasse geführt. „Putin risikiert<br />

damit, den Rückhalt in der Bevölkerung zu verlieren“, so<br />

Feichtinger. Und weiter: „Das erweckt den Eindruck von<br />

politischem Hasardieren.“<br />

Ganz sicher keine Hasardeure gibt es beim Hochgebirgs-Jägerbataillon<br />

23. Im Gegenteil, präsentierten sich die Soldaten<br />

des Verbands bei unserem Truppenbesuch (ab Seite 20) doch<br />

als topmotivierte Alpinspezialisten. Und mit ihren Kameraden<br />

vom Jägerbataillon 25 behandeln wir auch in dieser<br />

Ausgabe wieder ein interessantes Survival-Thema (Seite 36).<br />

Außerdem haben wir mit Brigadier Jörg Freistätter über neue<br />

Bundesheer-Drohnen gesprochen (Seite 33), und Redakteur<br />

Georg Mader befragte Rafael-Vice-President Gideon Weiss<br />

zu einem weiteren für das Bundesheer interessanten Produkt:<br />

Der Zielbeleuchtungs- und Darstellungsbehälter Litening V<br />

der israelischen Firma könnte unserer Eurofighter-Flotte<br />

nämlich schon bald zu mehr Durchblick verhelfen (Seite 48).<br />

IMPRESSUM<br />

COVERFOTO: ARIS MESSINIS / AFP / PICTUREDESK.COM<br />

Jetzt<br />

alles neu<br />

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Fakten<br />

Analysen<br />

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0 0 4 I N H A L T<br />

INHALT<br />

020<br />

In<br />

der Direttissima: Soldaten des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23<br />

müssen unter widrigen Bedingungen dort aufsteigen können, wo<br />

es ein Gegner am wenigsten erwartet – auch wenn das bedeutet,<br />

dass dafür ein Klettersteig errichtet und schweres Gepäck am<br />

Rücken nach oben geschleppt werden muss.<br />

028<br />

Neu im Kino: Vizeleutnant Eismayer war einst der härteste Ausbilder<br />

beim Bundesheer. Jahrelang hütete er aber ein Geheimnis, das mit seinem<br />

Kasernenalltag nur schwer vereinbar schien: Er ist schwul. Ein Gespräch<br />

mit Charles Eismayer über die Verfilmung seiner Lebensgeschichte.<br />

003 EDITORIAL, IMPRESSUM<br />

006 MOMENTUM<br />

„Eisenerz <strong>2022</strong>“: Bundesheer-<br />

Großübung in der Steiermark.<br />

008 WELTGESCHEHEN<br />

Aktuelle Kurzmeldungen<br />

aus aller Welt.<br />

010 IN DER DAUERKRISE<br />

Zwischen Wagner-Söldnern und<br />

Militärputschen: Mali droht sich<br />

in einem endlosen Kreislauf der<br />

Instabilität zu verlieren.<br />

014 BERICHT VON DER FRONT<br />

Ukrainische Truppen erobern ein<br />

Dorf im Südosten des Landes.<br />

018 NEUES AUS DEM HEER<br />

Aktuelle Kurzmeldungen aus<br />

dem Bundesheer.<br />

020 LOKALAUGENSCHEIN<br />

Militär Aktuell zu Besuch beim<br />

Hochgebirgs-Jägerbataillon 23.<br />

026 MILIZ-PORTRÄTS<br />

Drei Milizsoldaten erzählen, warum<br />

sie weiter beim Heer bleiben.<br />

028 INTERVIEW<br />

Vizeleutnant Charles Eismayer<br />

im Militär Aktuell-Talk.<br />

033 BLICK IN DIE ZUKUNFT<br />

Das Bundesheer plant den Kauf<br />

neuer Drohnensysteme.<br />

036 SURVIVAL GUIDE<br />

Damit unterwegs nichts schiefgeht:<br />

Überlebensserie mit dem<br />

Jägerbataillon 25.<br />

040 RÜSTUNGSNEWS<br />

Neuheiten aus der Welt der<br />

Rüstungs- und Sicherheitstechnik.<br />

044 MILITÄR-DIGITALISIERUNG<br />

Battle-Management-Systeme<br />

ermöglichen eine vernetzte<br />

Einsatzführung auf allen Ebenen.<br />

046 AIRPOWER <strong>2022</strong><br />

Militär Aktuell beim Flugshow-<br />

Highlight in der Steiermark.<br />

048 INTERVIEW<br />

Im Gespräch mit Rafael-Vice-<br />

President Gideon Weiss.<br />

050 SCHLUSSPUNKT<br />

Wladimir Putin in der Sackgasse:<br />

Ein Kommentar von Experte<br />

Brigadier a. D. Walter Feichtinger.<br />

FOTOS: SEBASTIAN FREILER, OLEKSANDR GIMANOV / AFP / PICTUREDESK.COM, GOLDEN GIRLS FILMPRODUKTION<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


IN DIESEM HEFT<br />

Wladimir Putins imperialer Irrweg: Der<br />

russische Präsident droht nicht nur<br />

den Krieg in der Ukraine zu verlieren,<br />

sondern auch das Vertrauen seiner<br />

Bevölkerung. Eine Analyse von<br />

Brigadier a. D. Walter Feichtinger.<br />

050<br />

Ihr Partner für<br />

geschützte Mobilität<br />

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The Transatlantic Partner for Land Defense in Europe


0 0 6 P A N O R A M A<br />

Den Ernstfall proben<br />

FOTO: BUNDESHEER/KULEC<br />

Unter dem Kommando der Theresianischen<br />

Militärakademie übten von 11.<br />

bis 22. Juli im Großraum Eisenerz<br />

1.000 Soldatinnen und Soldaten der<br />

Militärakademie, des Jägerbataillons<br />

18, der Garde, Milizsoldaten, Heereslogistiker<br />

und Militärpolizisten unter<br />

anderem die Themen „Angriff“ und<br />

„Schutz“ sowie Scharfschießen im<br />

freien Gelände. Dabei kamen auch<br />

zehn Luftfahrzeuge wie Hubschrauber,<br />

Flächenflugzeuge und Drohnen sowie<br />

150 Räderfahrzeuge zum Einsatz.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


MOMENTUM<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 0 8 W E L T & S T R A T E G I E<br />

ÄTHIOPIEN: KEIN ENDE<br />

DES KRIEGES IN SICHT<br />

Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt führen im<br />

Norden Äthiopiens Truppen von Premierminister Abiy Ahmed<br />

auf der einen und Kämpfer der Volksbefreiungsfront Tigray auf<br />

der anderen Seite seit zwei Jahren einen fürchterlichen Krieg.<br />

Beobachter gehen bislang von bis zu 500.000 Todesopfern<br />

aus – allem Anschein nach wird diese Zahl aber bald nach oben<br />

korrigiert werden müssen. Kürzlich griff nämlich auch Eritreas<br />

Diktator Isaias Afewerki an der Seite von Ahmed<br />

in den Konflikt ein. Gemeinsam wollen sie<br />

die separatistischen Aufständischen von<br />

Nachschubwegen abschneiden und<br />

vernichten. Damit dürfte aber auch<br />

die ohnehin dürftige Versorgung der<br />

Zivilbevölkerung weiter eingeschränkt<br />

werden. Schon seit Kriegsbeginn<br />

wird neben Hinrichtungen<br />

und Vergewaltigungen auch das<br />

gezielte Aushungern der Bevöl -<br />

kerung als Kriegswaffe eingesetzt.<br />

DEUTSCHLANDS HEIMATSCHUTZ<br />

DIE<br />

NATO<br />

STELLT<br />

SICH<br />

NEU<br />

AUF<br />

FOTOS: GETTY IMAGES, 123RF, BEIGESTELLT<br />

Die Bundeswehr bekommt ein neues territoriales Führungskommando<br />

für Aufgaben innerhalb Deutschlands. Als Pendant zum<br />

Einsatzführungskommando werden in dem neuen Kommando<br />

mit Sitz in der Berliner Julius-Leber-Kaserne der Heimatschutz,<br />

die Katastrophenhilfe und die logistische Unterstützung bei<br />

Truppenverlegungen gebündelt. Damit soll laut den Vorstellungen<br />

des Verteidigungsministeriums „die Resilienz Deutschlands<br />

bei Krisen, Katastrophen und anderen sicherheitsrelevanten<br />

Ereignissen sowie im Verteidigungsfall gestärkt“ werden. Den<br />

Befehl über das Kommando hat Generalleutnant Carsten Breuer,<br />

ihm unterstehen rund 800 Soldaten und zivile Mitarbeiter.<br />

„Wir müssen diese widerliche und<br />

rachsüchtige politische<br />

Klasse zerschlagen.“<br />

Ex-US-Präsident Donald Trump lässt<br />

nach seiner Wahlniederlage gegen Joe<br />

Biden vor knapp zwei Jahren keine Gelegenheit<br />

ungenützt, um gegen seinen<br />

Rivalen und das System zu wettern. Der<br />

mit einem Bein im Gefängnis stehende<br />

Milliardär (es wurde Zivilklage wegen Betrugs<br />

gegen ihn eingereicht) schreckt dabei<br />

auch vor wüsten Tiraden und hetzerischen Anschuldigungen<br />

nicht zurück. Das FBI und das Justizministerium bezeichnete er<br />

jüngst als „brutale Monster“, Joe Biden als „geistig behindert“. Und<br />

seinen Anhängern rief er vielsagend zu: „Patrioten wie ihr werden<br />

unser Land retten. Wir werden uns erheben gegen die linksradikalen<br />

Verrückten und die Pseudo-Republikaner, wir werden<br />

für Amerika kämpfen, wie niemand zuvor gekämpft hat.“<br />

Die NATO Response Force (NRF)<br />

ist aktuell die Allzweckwaffe des<br />

transatlantischen Militärbündnisses,<br />

wenn es darum geht, weltweit<br />

auf Ereignisse und mögliche Bedrohungen<br />

zu reagieren. Allerdings ist die<br />

Truppe zu klein und zu unflexibel, um sie<br />

rasch auch gegen potente Gegner und in<br />

entlegenen Gebieten in Stellung zu bringen.<br />

Dazu kommt, dass die NRF rotiert. Das<br />

heißt, immer andere Länder stellen die entsprechenden<br />

Kräfte, was eine Koordination<br />

innerhalb der Streitkräfte der Mitgliedsländer<br />

erschwert und teils enormen logistischen<br />

Aufwand mit sich bringt. Angesichts von<br />

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine<br />

und der dadurch ausgelösten Unsicherheiten<br />

in der Region hat sich die NATO daher<br />

für ihre Eingreiftruppe ein neues Konzept<br />

überlegt. In Zukunft will das Bündnis im<br />

dreistufigen New Force Model bis zu<br />

800.000 Soldaten in Einsätze schicken<br />

können. Zudem soll es nun regionale<br />

Verantwortlichkeiten geben und es soll<br />

insbesondere die Präsenz an der Nordostund<br />

Südostflanke gestärkt werden.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


WELTGESCHEHEN<br />

Um den wachsenden Bedrohungen insbesondere durch Russland gerecht<br />

zu werden, organisiert sich die NATO neu. Das New Force Model sieht<br />

mehr Soldaten, kürzere Reaktionszeiten, regionale Zuständigkeiten und<br />

die Vorausstationierung von schwerem Gerät und Munition vor.<br />

New Force Model<br />

der NATO<br />

Das neue Bereitschaftssystem im Überblick<br />

Nordatlantik<br />

Arktis<br />

Nordflanke<br />

Die<br />

neuen<br />

Fokusgebiete<br />

Tier 1<br />

bis zu<br />

10 Tage<br />

100.000<br />

Mann<br />

Allied<br />

Reaction<br />

Force<br />

Baltikum<br />

Osteuropa<br />

Tier 2<br />

bis zu<br />

30 Tage<br />

200.000<br />

Mann<br />

Schwarzes<br />

Meer<br />

Mittelmeer & Nordafrika<br />

Tier 3<br />

bis zu<br />

180 Tage<br />

500.000<br />

Mann<br />

Dauer bis zum Einsatz am Krisenort<br />

Truppenstärke<br />

entspricht 10.000 Soldaten<br />

Quelle: NATO<br />

Die Basis des New<br />

Force Models bildet ein<br />

Bereitschaftssystem, das in drei Stufen<br />

(„Tier 1“ bis „Tier 3“ – siehe Grafik<br />

oben) mit unterschiedlichen Truppenstärken<br />

und Reaktionsbereitschaften<br />

organisiert ist. Dabei sollen in Stufe eins<br />

innerhalb von zehn Tagen bis zu 100.000<br />

Soldaten weltweit in Einsätze gebracht<br />

werden können. Als Teil von „Tier 1“ gehen<br />

die bisher existierende NRF und die<br />

NATO-Speerspitze Very High Readiness<br />

Joint Task Force (VJTF) in der neu geschaffenen<br />

Allied Reaction Force (ARF) auf. Diese<br />

40.000 Soldaten starke Truppe wird<br />

nun auch direkt und ständig – also ganz<br />

unabhängig von einer potenziellen Krise –<br />

dem NATO-Befehlshaber unterstellt. So<br />

soll im Fall der Fälle eine möglichst schnelle<br />

Reaktion erfolgen können. „Tier 2“<br />

sieht dann den Einsatz von weiteren<br />

200.000 Soldaten innerhalb von 30 Tagen<br />

vor und die „Tier 3“-Truppen (insgesamt<br />

500.000 Soldaten) sollen in bis zu<br />

180 Tagen in Krisengebieten vor Ort sein.<br />

Zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft<br />

sieht das New Force Model (dessen Umsetzung<br />

ist übrigens ab dem kommenden<br />

Jahr geplant) außerdem einen stärkeren<br />

regionalen Fokus vor. Die Streitkräfte und<br />

Fähigkeiten werden dabei potenziellen<br />

Konfliktregionen im euroatlantischen<br />

Raum zugeordnet. In diesen Fokusgebieten<br />

sollen in Zukunft im Rahmen sogenannter<br />

Vorausstationierungen größere<br />

Kontingente als bisher vorgehalten und<br />

umfangreiche Munitions- sowie Materialbestände<br />

gelagert werden. Die im Rahmen<br />

der sogenannten enhanced Forward<br />

Presence (eFP) bisher sehr überschaubaren<br />

multinationalen Kontingente in Staaten<br />

wie Polen, Estland, Lettland und Litauen<br />

(jeweils rund 1.000 Mann) werden<br />

dabei bis 2025 zu multidomänfähigen<br />

Verbänden auf Brigadeebene aufgestockt.<br />

Darüber hinaus plant die NATO auch eine<br />

Verbesserung ihrer Luftraumverteidigung<br />

sowie eine Intensivierung der Cyberabwehr<br />

und der Übungstätigkeit.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 1 0 W E L T & S T R A T E G I E<br />

AUF DEM WEG IN<br />

EINE UNSICHERE<br />

ZUKUNFT<br />

Malis Militärjunta blockiert eine rasche Rückkehr zu demokratischen<br />

Strukturen und erschwert die Arbeit internationaler Missionen. Im Kampf<br />

um die Macht im Land setzt Oberst Assimi Goïta vor allem auf russische<br />

Wagner-Söldner. Warum das für die Zukunft Malis nichts Gutes verheißt –<br />

eine Analyse von IFK-Experte Gerald Hainzl.<br />

MALI:<br />

FOTO: FLORENT VERGNES / AFP / PICTUREDESK.COM<br />

AU REVOIR, FRANCE Malische Soldaten warten<br />

vor der feierlichen Übergabe der Militärbasis Barkhane<br />

von der französischen an die malische Armee<br />

auf dem Rollfeld auf die Ankunft ihres Stabschefs.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


IFK-ANALYSE<br />

D<br />

er Putsch in Mali<br />

im Mai 2021 hat<br />

Oberst Assimi<br />

Goïta endgültig an<br />

die Staatsspitze geführt.<br />

Unter dem<br />

Druck der Regionalorganisation Economic<br />

Community of West African<br />

States (ECOWAS) stimmte sein Regime<br />

anfangs zwar noch einem raschen<br />

Übergang zu demokratisch gewählten<br />

Strukturen zu. Anfang <strong>2022</strong> hat Goïta<br />

diesen Plan dann aber revidiert. Angesichts<br />

zunehmender „Unsicherheiten<br />

im Norden“ verkündete seine Regierung<br />

eine maximal fünfjährige Übergangsperiode<br />

bis zu freien Wahlen.<br />

Proteste von Oppositionsgruppen<br />

blieben dabei ebenso ungehört wie der<br />

Druck externer Akteure. Erst Sanktionen<br />

der ECOWAS gegen das Binnenland<br />

waren schließlich erfolgreich und<br />

so stimmten die malischen Machthaber<br />

Anfang Juli zu, im Jahr 2024 demokratische<br />

Wahlen abzuhalten. Ob es zu<br />

diesem Votum aber tatsächlich kommen<br />

wird oder die Militärjunta mit<br />

dem Kompromiss nur Zeit gewinnen<br />

wollte, wird sich weisen. Fix ist jedenfalls,<br />

dass die neue Staatsspitze einstweilen<br />

mit immer mehr internationalen<br />

Akteuren in Konflikt kommt. Die<br />

ehemalige Kolonialmacht Frankreich<br />

und Nachbar Côte d’Ivoire waren und<br />

sind vom neuen Kurs der Regierung<br />

besonders betroffen. Aber auch andere<br />

Staaten sehen sich durch die malische<br />

Führung zunehmend herausgefordert.<br />

Einer ihrer Hauptkritikpunkte: Der<br />

Einsatz russischer Wagner-Söldner im<br />

Land.<br />

Während im Fokus des internationalen<br />

europäischen und afrikanischen Engagements<br />

vor allem der Kampf gegen<br />

terroristische Bedrohungen von Al-<br />

Kaida und Islamischem Staat (IS) sowie<br />

mit ihnen verbundenen Gruppen<br />

steht, ist für das Regime in Mali der<br />

Machterhalt die zentrale Herausforderung.<br />

Und dabei sind die Wagner-<br />

Gruppe und Russland derzeit hilfreicher<br />

als andere Akteure. Moskau baut<br />

seine Beziehungen in Mali bereits seit<br />

Jahren durch ein System aus, das<br />

freundlich „elite co-option“, weniger<br />

freundlich „elite capture“ genannt wird<br />

und auch in anderen afrikanischen<br />

Staaten wie dem Sudan, Libyen oder<br />

der Zentralafrikanischen Republik zur<br />

Anwendung kommt. Dabei werden die<br />

Eliten durch Vorteile und durch Unterstützung<br />

zum Machterhalt gebunden.<br />

Geändert hat sich seit der Ankunft der<br />

rusischen Söldner allerdings wenig.<br />

Weder hat sich die Sicherheitslage im<br />

Land verbessert noch die Beziehungen<br />

zu internationalen Akteuren. Im Gegenteil:<br />

In den vergangenen Wochen<br />

sollen Sicherheitskräfte und mutmaßliche<br />

Angehörige der Wagner-Gruppe<br />

sogar ihrerseits für eine Eskalation<br />

gesorgt haben. In einem Dorf in Zentralmali<br />

haben sie Berichten zufolge<br />

mehr als 30 Zivilisten getötet. Malische<br />

Soldaten und Wagner-Söldner<br />

werden zudem mit Vergewaltigungen<br />

und Plünderungen in Verbindung<br />

gebracht.<br />

Je sicherer sich die malischen Machthaber<br />

der russischen Unterstützung<br />

waren, desto selbstbewusster traten sie<br />

gegenüber anderen Akteuren auf. So<br />

mussten bereits im Jänner dänische<br />

Spezialeinsatzkräfte, die im Rahmen<br />

der Operation Takuba eingesetzt waren,<br />

das Land verlassen. Auch Frankreich<br />

musste seine Truppen nach fast<br />

einem Jahrzehnt aus Mali abziehen und<br />

in die Nachbarstaaten verlegen. Die<br />

Konflikte zwischen Mali und Frank-<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 1 2 W E L T & S T R A T E G I E<br />

reich stehen allerdings weniger mit den<br />

verschobenen Wahlen in Verbindung.<br />

Frankreich lehnt jedoch Verhandlungen<br />

mit islamistischen Gruppierungen<br />

ab, während Mali versuchen möchte, in<br />

Friedensgesprächen mit diesen politische<br />

Möglichkeiten auszuloten. Und<br />

Frankreich akzeptiert nicht, dass die<br />

malische Regierung im Kampf gegen<br />

die Dschihadisten auch die russische<br />

Wagner-Gruppe engagiert hat.<br />

Konsequenzen hat das Verhalten auch<br />

auf die internationalen Missionen. Es<br />

deutet sich an, dass einige Staaten ihr<br />

Engagement in Mali reduzieren oder<br />

beenden könnten. Als Konsequenz daraus<br />

wird eine weitere Destabilisierung<br />

der Region befürchtet. Der Präsident<br />

des südlichen Nachbarstaates Côte<br />

d’Ivoire warnte bereits vor einem<br />

politischen Vakuum und dokumentiert<br />

damit auch die Ängste und Befürch-<br />

tungen der anderen westafrikanischen<br />

Staaten, dass sich der Terrorismus in<br />

noch stabile Staaten in der Region ausbreiten<br />

und die regionale Sicherheit<br />

gefährden könnte. Bereits seit Juli werden<br />

Soldaten aus Côte d’Ivoire in Mali<br />

festgehalten. Ihnen wird vorgeworfen,<br />

dass sie als Söldner in das Land gekommen<br />

seien, während es sich aus<br />

ivorischer Sicht lediglich um eine<br />

VOLATILE SICHERHEITSLAGE In Mali kommt es<br />

seit Jahren immer wieder zu terroristisch motivierten<br />

Anschlägen und Konflikten. Im Kampf um die<br />

Macht im Land setzt Staatschef Oberst Assimi Goïta<br />

vor allem auf Söldner der russischen Wagner<br />

Gruppe.<br />

Truppenrotation im Rahmen der<br />

UNO handelt.<br />

Österreich beteiligt sich mit Stand<br />

August noch mit zehn Personen an der<br />

Trainingsmission der EU (EUTM<br />

Mali) sowie mit zwei Personen an<br />

MINUSMA, der Stabilisierungsmission<br />

der UNO, und hat in der Vergangenheit<br />

nicht nur mit größeren Kontingenten<br />

zur Stabilisierung des Landes<br />

beigetragen, sondern bereits zwei<br />

Mal den Kommandanten von EUTM<br />

Mali gestellt.<br />

Die derzeitige Lage in Mali ist aus<br />

mehreren Perspektiven beunruhigend.<br />

Scheitern die internationalen Missio-<br />

FOTOS: STRINGER & OUSMANE MAKAVELI & MARCO LONGARI / AFP / PICTUREDESK.COM<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


IFK-ANALYSE<br />

nen, würde dies terroristischen<br />

Gruppen erleichtern, Mali als Basis<br />

für Operationen in Westafrika zu<br />

verwenden. Eine weitere Ausbreitung<br />

des Terrors und damit Destabilisierung<br />

auch auf südliche Nachbarstaaten wäre<br />

eine der möglichen Konsequenzen.<br />

Da die Situation in Mali ein wenig an<br />

die 1970er- und 1980er-Jahre erinnert,<br />

als Stellvertreterkonflikte zwischen<br />

Ost und West in Afrika ausgetragen<br />

wurden, könnte Russland im Fall des<br />

Scheiterns der internationalen Missionen<br />

zumindest einen Punktesieg gegen<br />

europäische Interessen verbuchen.<br />

Da westafrikanische Staaten künftig<br />

als Energie- und Ressourcenlieferanten<br />

die Ausfälle aus Russland zumindest<br />

teilweise kompensieren könnten, bedeutet<br />

diese eine zusätzliche Herausforderung.<br />

Leidtragende der aktuellen<br />

Entwicklungen sind die Bewohner<br />

Malis. Weder eine gravierende Verbesserung<br />

der Sicherheitslage noch eine<br />

rasche wirtschaftliche Erholung und<br />

WEITREICHENDE AUSWIRKUNGEN<br />

Die politische Situation im Land erschwert auch die Einsätze internationaler Missionen. Die Anrainerstaaten<br />

befürchten als Folge davon eine Ausbreitung der Konflikte auch auf ihr Territorium.<br />

eine Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

sind in den kommenden<br />

Monaten zu erwarten.<br />

Eine langfristige Entwicklung ist unter<br />

den zuvor angeführten Parametern<br />

schwierig zu prognostizieren. Die<br />

Interessenlagen der unterschiedlichen<br />

Gruppen in Mali müssten zumindest<br />

in Teilbereichen eine Übereinstimmung<br />

ergeben, um eine friedlichere<br />

Zukunft gestalten zu können. Vieles<br />

wird aber nicht nur von Entwicklungen<br />

in Mali abhängen, sondern auch<br />

davon, wie die geopolitischen Ver -<br />

änderungen des Jahres <strong>2022</strong> ihren<br />

weiteren Nachhall in der Region<br />

finden werden.<br />

Der Autor ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am IFK mit Forschungsschwerpunkt<br />

Afrika.<br />

The Mortar Company.<br />

DIGITALISATION OF MORTAR SYSTEMS


AM ENDE KER<br />

0 1 4 W E L T & S T R A T E G I E<br />

IN GEDANKEN<br />

Sabyrzhan vor dem<br />

Porträt des ukrainischen<br />

Nationaldichters Taras<br />

Schewtschenko. Die<br />

Kerze erinnert an einen<br />

Freund, der kurz zuvor<br />

gefallen ist.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


REPORTAGE<br />

ZENSCHEIN<br />

Im Krieg gegen Russland wird die Ukraine von vielen Kämpfern aus aller Welt<br />

unterstützt. Im Südosten des Landes erobert die Internationale Legion ein Dorf<br />

zurück. Es geht nicht ohne Verluste. Warum Ausländer ihr Leben für die Ukraine<br />

riskieren. Ein Bericht von der Front.<br />

Text & Bilder: TILL MAYER<br />

T<br />

aras Schewtschenko<br />

blickt grimmig mit<br />

Pelzmütze und dichtem<br />

Schnurrbart aus<br />

dem Bilderrahmen.<br />

Er steht auf staubigem<br />

Boden in einer großen Halle. Beton<br />

unter ihm, Beton links, Beton rechts.<br />

1.100 Denkmäler ehren den Schriftsteller<br />

(1814–1861) in der Ukraine. Das ist<br />

ein Rekord. Es gibt kaum ein Städtchen,<br />

in dem er nicht an markanter Stelle zu<br />

sehen ist. Der Künstler ist ein Nationalheld.<br />

Vermutlich wäre er als ukrainischer<br />

Patriot besonders stolz darüber,<br />

dass er hier zwischen Munitionskisten,<br />

Maschinengewehren und tragbaren<br />

Panzerabwehrraketen einen würdigen<br />

Platz gefunden hat. Sabyrzhan stellt<br />

eine Kerze vor dem wuchtigen Ölporträt<br />

ab. Sie brennt für einen Freund,<br />

der kurz zuvor gefallen ist. Der Schein<br />

flackert auf dem Gesicht des Dichters.<br />

In der im Südosten der Ukraine gelegenen<br />

Lagerhalle warten auch Soldaten<br />

auf ihren Einsatz. Ziel ist es, ein wenige<br />

Kilometer entferntes Dorf zurückzuerobern<br />

und russische Stellungen Richtung<br />

Osten zu drücken. Es ist nicht<br />

mehr lang hin, dann beginnt die Mission.<br />

In der Ferne ist Artilleriefeuer zu<br />

hören. Dumpfes Grummeln. Vorboten,<br />

auf das, was kommt. Die Männer versuchen<br />

noch ein wenig Schlaf zu finden.<br />

Oder wenigstens zur Ruhe zu kommen.<br />

Sie haben ihre Isomatten ausgerollt.<br />

Bald wird es so schnell keinen Schlaf<br />

mehr geben. Dessen ist sich hier jeder<br />

bewusst. Auch der junge Portugiese,<br />

der mit nacktem Oberkörper unruhig<br />

mitten in der Halle steht. Bauch, Brust<br />

und Rücken mit Tätowierungen übersät.<br />

„Ich finde keine Ruhe. Schon zu viel<br />

Adrenalin im Körper“, sagt er heiser<br />

lachend. Aus Kolumbien, den USA,<br />

Portugal, Spanien, Australien, Neuseeland,<br />

Polen und Belarus kommen die<br />

Soldaten dieser Einheit der Internationalen<br />

Legion der ukrainischen Territorialstreitkräfte.<br />

Laut einem Sprecher<br />

sollen Staatsangehörige aus 55 Nationen<br />

in der Legion dienen.<br />

Sabyrzhan versucht noch einmal, seine<br />

Gedanken zu ordnen. Er ist ein nachdenklicher<br />

junger Mann. Der 23-Jährige<br />

stammt aus Kasachstan. Vor 15 Jahren<br />

heiratete seine Mutter einen Ukrainer.<br />

Sabyrzhan wuchs in Kiew auf. Studierte<br />

Internationale Beziehungen an der Jagiellonen-Universität<br />

in Polen und im<br />

belgischen Löwen. „Ich glaube an Weltoffenheit.<br />

Das gefällt mir an der Ukraine.<br />

Die Menschen lieben ihr Land, und<br />

sie teilen diese Liebe gerne mit anderen.<br />

Auch mit einem kleinen Jungen, der zu<br />

ihnen aus Kasachstan kam. Ich habe die<br />

Ukraine und ihre Menschen schätzen<br />

gelernt“, erklärt er. Putins Russland<br />

steht für Sabyrzhan genau für das Gegenteil.<br />

Für einen aggressiven, engstirnigen<br />

Nationalismus, der neben sich<br />

nichts duldet. „Putin muss jetzt aufgehalten<br />

werden. Sonst ist es vorbei mit<br />

der Freiheit für ganz Europa. Ich hoffe,<br />

das verstehen auch die Menschen dort.<br />

Wir brauchen dringend mehr schwere<br />

Waffen“, erklärt er.<br />

Zuletzt hatte die Einheit in der früher<br />

mehr als 100.000 Einwohner zählenden<br />

Stadt Sjewjerodonezk gekämpft. Nun<br />

stehen sie an der Front im Südosten.<br />

„Gute Männer sind gefallen“, sagt der<br />

Kasache, als er aus der Kniebeuge aufsteht.<br />

„Übrigens, die Amerikaner hatten<br />

die Idee, Schewtschenko mitzunehmen.<br />

Sie bekamen das Gemälde im Donbass<br />

geschenkt. Jetzt begleitet uns der Dichter“,<br />

sagt Sabyrzhan und deutet auf drei<br />

Männer, die ihr Lager direkt an der<br />

kahlen Wand aufgeschlagen haben. Die<br />

Amerikaner sind durchtrainierte Kolosse.<br />

Schnell stellt sich im Gespräch heraus,<br />

dass sie Profis im Kriegshandwerk<br />

sind, schon im Irak und Afghanistan<br />

kämpften. „Jetzt verteidigen wir hier die<br />

Freiheit“, erklärt einer von ihnen. Ihr<br />

Sold entspricht offiziell dem der ukrainischen<br />

Soldaten. Der ist nach Gefährlichkeit<br />

gestaffelt. Bis zu 2.500 Euro gibt<br />

es für Mannschaftsgrade, die direkt<br />

an der Front kämpfen. Das ist deutlich<br />

weniger als der Sold bei internationalen<br />

Sicherheits- und Militärunternehmen,<br />

die weltweit ihre Söldner in Einsätze<br />

schicken. Dort liegen der Verdienst je<br />

nach Erfahrung und Spezialisierung<br />

oft um ein Vielfaches höher.<br />

In der Internationalen Legion müssen<br />

sich Ausländer bei der ukrainischen Armee<br />

vertraglich verpflichten. Von russischer<br />

Seite wurde den Angehörigen der<br />

Legion der Kombattanten-Status nach<br />

dem humanitären Völkerrecht trotzdem<br />

immer wieder abgesprochen. Obwohl<br />

gerade für Russland die berüchtigten<br />

Wagner-Söldner kämpfen: Sie wurden<br />

in der Ukraine gesichtet, sind in Syrien<br />

und in Afrika im Einsatz. Im Gegensatz<br />

zur Legion sind sie offiziell nicht Teil<br />

der Streitkräfte.<br />

Rechtlich ist die Sache klar, sind Angehörige<br />

der Internationalen Legion<br />

Kombattanten. Dies bestätigt auch der<br />

renommierte Völkerrechtler Prof. Daniel-Erasmus<br />

Khan von der Universität<br />

der Bundeswehr München: „Die Angehörigen<br />

der Internationalen Legion sind<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 1 6 W E L T & S T R A T E G I E<br />

durch das humanitäre Völkerrecht als<br />

Kombattanten geschützt. Sie sind Teil<br />

der ukrainischen Streitkräfte.“ Die Legionäre<br />

müssen jedoch „eine für ihre<br />

Untergebenen verantwortliche Person<br />

an ihrer Spitze haben, ein bleibendes<br />

und von Weitem erkennbares Unterscheidungszeichen<br />

führen, ihre Waffen<br />

offen tragen und bei ihren Kampfhandlungen<br />

das humanitäre Völkerrecht<br />

achten“. So fordern es die „Haager<br />

Landkriegsordnung“ von 1918 und<br />

das „Genfer Abkommen über Kriegsgefangene“<br />

aus dem Jahr 1949.<br />

Gerade aus Staaten der ehemaligen<br />

Sowjetunion und Nachbarländern melden<br />

sich Freiwillige aus Überzeugung,<br />

um der Ukraine beizustehen. Die russische<br />

Invasion sehen sie als direkte Gefahr<br />

für ihre eigene Heimat. Wie viele<br />

Kämpfer derzeit die Legion zählt, gibt<br />

das ukrainische Verteidigungsministerium<br />

nicht preis. Verschiedenen Berichten<br />

nach dürften es aber schon einmal<br />

mehr gewesen sein, veranlassten die<br />

heftigen Kämpfe viele Legionäre, die<br />

Ukraine wieder zu verlassen. Das Risiko<br />

ist nicht nur im Gefecht hoch. In der<br />

selbsternannten Volksrepublik Donezk<br />

wurden gefangen genommene Legionäre<br />

jüngst als „Terroristen“ zu Tode verurteilt.<br />

Zuletzt kursierte auch im Westen<br />

ein Video, in dem zu sehen war, wie<br />

russische Soldaten einem ukrainischen<br />

Gefangenen die Genitalien abschneiden.<br />

All dessen ist sich Sabyrzhan nur<br />

zu gut bewusst. Davon erzählt auch<br />

seine Frisur. Ein Blick durch die Halle<br />

zeigt, egal ob die Männer aus Georgien<br />

oder Kolumbien stammen, fast jeder<br />

trägt Kurzhaarschnitt. Nur der 23-Jährige<br />

nicht. „Manchmal weiß ich nicht,<br />

ob ich am nächsten Tag noch lebe. Jetzt<br />

will ich einfach überleben, hier in einem<br />

Stück herauskommen und dabei ein<br />

Mensch bleiben. Deswegen trage ich<br />

meine Haare weiterhin lang. Weil ich<br />

nicht vergessen will, dass es vor dem<br />

Krieg ein anderes Leben gab.“ Dann<br />

entschuldigt sich der Soldat. Er will<br />

noch ein wenig Zeit für sich.<br />

Wenig später verlassen die ersten<br />

Soldaten die Halle. Sie werden in vier<br />

Gruppen aufgeteilt. „Eine soll in das<br />

Dorf einrücken, zwei weitere gegen russische<br />

Stellungen außerhalb vorrücken.<br />

Die vierte koordiniert von einer strategisch<br />

günstigen Stellung den Vormarsch.<br />

Unterstützt werden wir von<br />

Artillerie und ukrainischen Einheiten“,<br />

erklärt George. Der 26-Jährige ist stellvertretender<br />

Kommandeur der Einheit.<br />

Wie alle Offiziere der Legion ist er<br />

Ukrainer. Auf Soldaten wie Sabyrzhan<br />

ist er sichtlich stolz. „Das ist ein feiner<br />

junger Mann“, sagt der junge Anführer,<br />

der Männer befehligt, die vom Alter her<br />

seine Väter sein könnten. „Es ist nicht<br />

leicht, so viel Verantwortung zu tragen.<br />

Gerade weil die Aufgabe, die man erfüllen<br />

muss, Menschenleben fordert. Es ist<br />

ein harter Kampf“, erklärt er. „Vor geraumer<br />

Zeit hatten wir einige ehemalige<br />

Bundeswehrsoldaten, die auch in Afghanistan<br />

im Einsatz waren. Stolz erzählten<br />

sie anfangs von ihren Erfahrungen.<br />

Doch sie mussten schnell lernen,<br />

dass sie eben keine echte Kampferfahrung<br />

hatten. Zumindest im Vergleich zu<br />

dem, was sie hier durchstehen müssen.<br />

Sie blieben nicht lange bei uns und<br />

kehrten nach Deutschland zurück.“ Mit<br />

seiner Truppe ist er jetzt zufrieden. Die<br />

Männer sind erfahren, haben harte Einsätze<br />

hinter sich. Mit kriegslüsternen<br />

Möchtegerns kann der Offizier nichts<br />

anfangen.<br />

George verabschiedet sich. Soldaten<br />

verschwinden mit Kalaschnikows und<br />

tragbaren Maschinengewehren in<br />

betagten, grün lackierten VW-Bussen.<br />

Es geht zum Sammelpunkt für den Angriff.<br />

Auf den Weg dorthin bieten die<br />

Wagen wenig Schutz, es fehlt jede Panzerung.<br />

Die Seitenwände durchschlägt<br />

jede Kalaschnikowkugel. Durch die<br />

WENIGE STUNDEN VOR DEM KAMPF<br />

Die Soldaten sammeln sich in einer Halle.<br />

Kein Licht darf ihre Position verraten.<br />

Die Stimmung ist angespannt.<br />

Frontscheibe eines der Transporter ist<br />

bereits ein Geschoss gepfiffen. Die Wagen<br />

verschwinden in einer Staubwolke<br />

vom Gelände der Lagerhalle.<br />

Sabyrzhan ist für die Kommandotruppe<br />

eingeteilt. Sie wartet bis zum Einbruch<br />

der Nacht. In der Halle ist es stockdunkel.<br />

Kein Licht darf den Standort verraten,<br />

die russische Artillerie würde die<br />

Halle in Grund und Boden schießen. So<br />

haben die Soldaten ihre Lichter auf den<br />

Helmen meist in rot-leuchtenden Modus<br />

gestellt. Lichtfetzen flackern über<br />

den Boden. Eine letzte kurze Besprechung.<br />

Dann geht es auch für die Männer<br />

mit drei Wagen in die Nacht. An<br />

einem Steuer sitzt Andrii aus Belarus.<br />

Er ist von Beruf Arzt. Seit Jahren praktiziert<br />

er in Kiew. „Ich bin hier, weil ich<br />

in der Ukraine gesehen habe, wie wertvoll<br />

die Freiheit ist. So anders als in<br />

meiner alten Heimat, in der eine Diktatur<br />

herrscht“, erklärt er, als die Wagen<br />

für einige Minuten stoppen, bis eine<br />

weitere Freigabe für das nächste Streckenstück<br />

erfolgt. Die Scheinwerfer<br />

sind gelöscht, wo immer der Mond<br />

auch nur annähernd genug Licht gibt<br />

zum Fahren. Ansonsten muss es mit<br />

Parklicht gehen. Die Armaturen im<br />

Auto sind als Lichtquellen abgeklebt.<br />

Die Wagen holpern durch leere Siedlungen,<br />

über von Schlaglöchern über -<br />

säten Asphalt. Dann geht es von der<br />

Straße herunter und auf Wiesengrund<br />

weiter. Der Fahrer holt aus dem Wagen,<br />

was er nur kann. An einem Waldstück<br />

steigen die Soldaten eilig aus. Mit<br />

schnellem Schritt geht es gleich weiter,<br />

20, 30 Minuten durch die Dunkelheit.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


WARTEN AUF DEN EINSATZ<br />

Ein Kämpfer versucht noch ein<br />

wenig Ruhe zu finden.<br />

REPORTAGE<br />

Bis zu einer Stellung der ukrainischen Armee, die als<br />

Kommandopunkt dienen wird.<br />

Zwei, drei Stunden sind es noch bis zum Sturm auf das<br />

Dorf. Im Wald herrscht Stille. Dann zerreißen die ersten<br />

Geschosse die Ruhe. In einem Erdloch bedient Sabyrzhan<br />

mit seinem Kommandanten das Funkgerät. In einem<br />

Graben am Waldrand beobachten zwei Soldaten mit<br />

Ferngläsern das Geschehen. Ein weiterer lässt eine Drohne<br />

steigen. Aus nahen Stellungen bellen Maschinengewehre<br />

der Ukrainer zur Feuerunterstützung. Grad-Raketen<br />

rauschen durch die Luft, das Zischen von Granaten<br />

ist zu hören. Die Russen antworten mit gleichen Kalibern.<br />

Doch sie können den Kommandopunkt nicht lokalisieren,<br />

ebenso nicht die Positionen der Maschinengewehre.<br />

So pfeifen Granaten über den Kopf des 23-Jährigen<br />

hinweg.<br />

WÄHREND DES GEFECHTS Ein Drohnenpilot verfolgt konzentriert<br />

die Bilder, die der Aufklärungsflug einfängt „Sicherheit” gibt es nur im<br />

Splittergraben. Immer wieder pfeifen russische Granaten über Sabyrzhan<br />

hinweg. Sein Gesicht erzählt von der Anspannung.<br />

„Pfiuuuh. Pfiiuuhhh.“ Die Soldaten ziehen die Köpfe ein.<br />

Irgendwo im Wald kracht ein Einschlag. Ein ukrainischer<br />

Soldat liegt im Splittergraben und hält sich die Ohren zu.<br />

Sabyrzhan steht am Funkgerät. Er ist nervös, eine Zigarette<br />

nach der anderen zieht er durch. Die Nachrichten,<br />

die aus dem Funkgerät knarzen, sind zumindest teilweise<br />

wenig ermutigend. Das Dorf ist bis auf ein Gebäude, in<br />

dem sich eine Handvoll russischer Soldaten verschanzt<br />

hat, eingenommen. Das ist die Erfolgsmeldung. Aber die<br />

beiden russischen Stellungen konnten nicht wie erhofft<br />

überrannt werden. Es gibt heftige Kämpfe. Ein belarussischer<br />

Legionär kommt dabei ums Leben. George wird<br />

schwer verletzt, ebenso zwei weitere Kameraden.<br />

Die Männer im Beobachtungsstand verfolgen mit dem<br />

Fernglas, wie die Soldaten evakuiert werden. Die VW-<br />

Transporter rattern mit vollem Tempo durch das Grün.<br />

„Immerhin, das Dorf ist befreit“, freut sich der 23-Jährige.<br />

Doch am nächsten Tag droht ein Konterangriff der russischen<br />

Armee. Schon jetzt weiß Sabyrzhan, dass er mindestens<br />

eine weitere Kerze vor dem Schewtschenko-<br />

Porträt anzünden wird müssen. Vorausgesetzt alles geht<br />

gut und er kommt heil aus der Stellung. Ansonsten werden<br />

seine überlebenden Kameraden auch für ihn eine<br />

Kerze anzünden.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 1 8 H E E R & M E H R<br />

FEUER FREI!<br />

Der Name war in den vergangenen Wochen am Truppenübungsplatz Allentsteig<br />

Programm: Bei der Großübung „Handwerk 22“ der 4. Panzergrenadierbrigade<br />

übten rund 1.100 Soldatinnen und Soldaten gemeinsam mit Kampf- und Schützenpanzern<br />

sowie Artilleriehaubitzen in unterschiedlichsten Szenarien das „Handwerk“<br />

der militärischen Landesverteidigung im scharfen Schuss. Dabei kamen<br />

insgesamt 80 Panzer und gepanzerte Gefechtsfahrzeuge zum Einsatz.<br />

JAGDKOMMANDO ÜBTE<br />

EINSATZVERFAHREN<br />

Wer rastet, der rostet. Um einer derartigen Entwicklung<br />

schon im Ansatz vorzubeugen, trainierten<br />

Soldaten des Jagdkommandos Ende<br />

September in Zusammenarbeit mit österreichischen<br />

und deutschen Fliegerkräften in Niederösterreich<br />

spezielle Absetz- und Aufnahmeverfahren.<br />

Dabei standen vor allem Schnellanlandungen<br />

und einsatzrelevante Seiltechniken<br />

am Luftfahrzeug im Fokus. Insgesamt nahmen<br />

rund 120 Soldaten mit acht Hubschraubern –<br />

zwei OH-58 Kiowa, ein S-70 Black Hawk aus<br />

Österreich und fünf H145M aus Deutschland –<br />

an der binationalen Übung teil.<br />

FOTOS: BUNDESHEER/ZISSER, BUNDESHEER/GORUP,<br />

BUNDESHEER/KARLOVITS<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


PANDUR-JUBILÄUM<br />

Der Zulauf der vom Bundesheer bestellten<br />

neuen Pandur Evolution schreitet zügig voran.<br />

Kürzlich durfte Verteidigungsministerin Klaudia<br />

Tanner in den Fertigungshallen von Hersteller<br />

General Dynamics European Land Systems-<br />

Steyr in Wien-Simmering bereits den 50. gepanzerten<br />

Mannschaftstransporter des Typs<br />

übernehmen. Im kommenden Jahr soll der<br />

Zulauf der ersten beiden Tranchen mit dann<br />

insgesamt 64 Fahrzeugen abgeschlossen<br />

werden. Bis 2025 ist anschließend in einer<br />

dritten Tranche die Lieferung von 36 weiteren<br />

Fahrzeugen geplant.


0 2 0 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

NACH OBEN GIBT ES KEINE<br />

GRENZEN<br />

Die Soldatinnen und Soldaten des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23 sind<br />

für den Kampf und Einsätze im Gebirge spezialisiert. Dabei gehen sie über Steine –<br />

aber auch über ganze Felswände. Ein Truppenbesuch im Westen Österreichs.<br />

Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

Bilder: SEBASTIAN FREILER<br />

eter für Meter<br />

M<br />

klettern die Soldaten<br />

nach oben.<br />

Am Rücken<br />

schweres Gepäck,<br />

ein Maschinengewehr,<br />

ein Panzerabwehrrohr. Vor sich<br />

ein Seilgeländer und nasser Fels, der an<br />

vielen Stellen von schmalen Rinnsalen<br />

mit Regenwasser überspült wird. Es<br />

schüttet in Strömen, einige Hundert<br />

Höhenmeter weiter oben schneit es<br />

sogar, der Wind pfeift, Nebel hängt in<br />

den Baumkronen. „Ein Sauwetter“, sagt<br />

Stabswachtmeister Marco Schmid und<br />

untertreibt damit sogar noch. Der 36-<br />

jährige Tiroler lächelt trotzdem durch<br />

seinen dichten Bart und blickt dann<br />

hoch zu einem Kameraden, der einige<br />

Meter abseits der aufsteigenden Soldaten<br />

gerade Löcher für Expansionshaken<br />

in den Fels bohrt. Der Auftrag: Eine Seilbahn<br />

errichten. Die Soldaten machen<br />

damit – und mit dem zuvor errichteten<br />

Seilgeländer – eine für Laien unüberwindbar<br />

aussehende Wand begehbar. Sie<br />

verwandeln die Hürde Fels in eine funktionierende<br />

Nachschub- und Rückzugslinie.<br />

Marco Schmid ist Kommandant eines<br />

Erkundungstrupps beim Hochgebirgs-<br />

Jägerbataillon 23 und in der Funktion<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


TRUPPENBESUCH<br />

HOCHGEBIRGS-<br />

JÄGERBATAILLON 23<br />

GANZER STOLZ Mit dem Universalgeländefahrzeug<br />

BvS10 Hägglunds verfügt das Hochgebirgs-Jägerbataillon<br />

23 erstmals über gepanzerte<br />

und bewaffnete Überschnee-Fahrzeuge.<br />

Im Bild unten bekommt ein Hägglunds eine<br />

Front-Seilwinde verpasst. Im Bild ganz oben<br />

sind Stabswachtmeister Marco Schmid und<br />

Kameraden beim Training in der neuen Kraft -<br />

kammer in der Walgau-Kaserne zu sehen.<br />

Das Hochgebirgs-Jägerbataillon 23 ist<br />

das westlichste der drei<br />

Hochgebirgs-Infanteriebataillone<br />

der 6.<br />

Gebirgsbrigade und<br />

erstreckt sich über<br />

zwei Bundesländer<br />

am Arlberg. In der<br />

Walgau-Kaserne in<br />

Bludesch befinden<br />

sich das Kammando<br />

und die Stabskompanie,<br />

die 1. Jägerkompanie<br />

und die Kampfunterstützungskompanie.<br />

Die 2. Jägerkompanie (KPEstrukturiert)<br />

ist in der Pontlatz-Kaserne<br />

in Landeck beheimatet. Das Bataillon<br />

beherrscht alle Einsatzarten der<br />

Landstreitkräfte auch im schwierigen<br />

und extrem schwierigen Gelände sowie<br />

unter allen Witterungseinflüssen.<br />

Damit erhöht das Hochgebirgs-Jägerbataillon<br />

23 die Einsatzbereitschaft<br />

sowie die Einsatzführung als Erstund<br />

nach Mobilmachung als Zweit -<br />

reaktionskraft des Bundesheeres.<br />

FOTO HÄGGLUND RECHTS OBEN:<br />

BUNDESHEER/LINDNER<br />

gewöhnt, scheinbar unlösbare Aufgaben<br />

vor sich zu haben. „Über den Wanderweg<br />

schafft es jeder nach oben“, sagt sein<br />

Bataillonskommandant, Oberstleutnant<br />

Michael Köck (siehe auch Interview<br />

auf Seite 24). Geht es aber hart auf hart,<br />

wird ein potenzieller Gegner seine Kräfte<br />

vor allem rund um die wahrscheinlichsten<br />

Zufahrten und Zustiege massieren<br />

und sich annähernde Soldaten frühzeitig<br />

unter Feuer nehmen. „Wir wollen<br />

das verhindern und möglichst dort auftauchen,<br />

wo es das Gegenüber am wenigsten<br />

erwartet“, so Köck. Das bedeutet:<br />

Seine auf hochalpine Einsätze<br />

spezialisierten Soldaten<br />

müssen auch den Aufstieg abseits<br />

ausgetretener Pfade und<br />

Wanderrouten beherrschen und<br />

Wege dort finden, anlegen und errichten,<br />

wo zuvor keine waren. Durch Wälder<br />

und Latschen. Über Schneefelder,<br />

Walgau- und<br />

Pontlatz-Kaserne<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 2 H E E R & M E H R<br />

Gletschergebiete, schwieriges sowie<br />

extrem schwieriges Gelände und eben<br />

auch Felswände. Das verlangt von den<br />

Soldaten größere konditionelle Durchhaltefähigkeiten<br />

als in anderen Verbänden,<br />

vor allem aber Erfahrung und<br />

hochalpines Know-how. Zum Kader gehören<br />

daher mehrere Heeresbergführer,<br />

viele Soldaten verfügen über Alpinqualifikationen.<br />

Zur Flankensicherung und<br />

um auch die für den Gebirgskampf besonders<br />

wichtige Steilfeuer- und Flachfeuerunterstützung<br />

sicherzustellen, verfügt<br />

die Kampfunterstützungs-Kompanie<br />

außerdem über einen schweren Granatwerferzug<br />

in Doppelbewaffnung mit<br />

mittleren und schweren Granatwerfern<br />

sowie über eine schwere Scharfschützengruppe.<br />

Mit dem Zulauf von insgesamt<br />

acht BvS10 Hägglunds stehen dem<br />

Bataillon erstmals auch gepanzerte und<br />

bewaffnete Überschnee-Fahrzeuge zur<br />

Verfügung. Ihre WS-4 Panther Remote<br />

Controlled Weapon Station der Firma<br />

ESLAIT mit dem überschweren Maschinengewehr<br />

M2 kennt man auch vom<br />

Husar und dem Pandur.<br />

Kommandant Köck sieht seine Hochgebirgsjäger<br />

damit für die meisten Einsatzrealitäten<br />

gut gerüstet. Nachholbedarf<br />

FEUERUNTERSTÜTZUNG Das Hochgebirgs-Jägerbataillon 23 verfügt über eine schwere<br />

Scharfschützengruppe und einen schweren Granatwerferzug mit mittleren und schweren<br />

Granatwerfern.<br />

gäbe es nur bei der Luftverteidigung und<br />

dem Drohnenschutz, sowie nach wie vor<br />

bei der Mobilität. „Da wären beispielsweise<br />

zusätzliche ungepanzerte Hägglunds<br />

ein enormer Gewinn“, so der Tiroler<br />

beim Besuch von Militär Aktuell.<br />

Damit ließen sich „vielfältige Transportaufgaben<br />

abdecken“, die von den wenigen<br />

verbliebenen Pinzgauern kaum<br />

mehr bewerkstelligt werden könnten.<br />

Unbescheiden möchte Köck aber nicht<br />

sein. „Es tut sich bei uns aktuell vor<br />

allem bei der Infrastruktur etwas“, sagt<br />

er. „Wir haben vor Kurzem einen neuen<br />

Fitnessraum bekommen. Jetzt erhalten<br />

wir eine Mehrzwecklagerhalle, in der<br />

bei Einsätzen oder Übungen im Westen<br />

bis zu zwei Hubschrauber untergestellt<br />

werden können. Die Mannschaftsräume<br />

sollen demnächst aufgestockt und generalsaniert<br />

werden und schon im kommenden<br />

Jahr realisieren wir in Zusam-<br />

„Ich habe es am Anfang gar nicht glauben können“<br />

OBERSTABSWACHTMEISTER<br />

MICHAEL GRITSCH ist beim Hochgebirgs-Jägerbataillon<br />

23 für die<br />

Wartung der Hägglunds-Universalgeländefahrzeuge<br />

zuständig.<br />

Herr Gritsch, was ist Ihnen durch den<br />

Kopf gegangen, als Sie zum ersten Mal<br />

gehört haben, dass das Heer BvS10-Universalgeländefahrzeuge<br />

beschafft?<br />

Ich habe es gar nicht glauben können und<br />

kann es jetzt immer noch nicht wirklich glauben.<br />

Die Arbeit hat auch davor Spaß gemacht,<br />

aber der Hägglunds trägt schon<br />

enorm zu unserer Motivation bei. Das ist ein<br />

Spitzenfahrzeug und ein Quantensprung<br />

nicht nur für die Soldaten draußen, sondern<br />

auch für uns hier in der Werkstatt.<br />

Was zeichnet den Hägglunds aus?<br />

Praktisch alles. Er ist zugleich Transportmittel<br />

und Schutz für Soldaten, gewährt Feuerkraft<br />

und seine Geländegängigkeit im Sommer<br />

und Winter ist beachtlich. Dazu kommt seine<br />

Schwimm- und Watfähigkeit – es gibt kein<br />

besseres Fahrzeug für Gebirgstruppen.<br />

Ein Teil Ihrer Tätigkeit am Hägglunds sind<br />

die Jahresinspektionen und -wartungen,<br />

die pro Fahrzeug bis zu sechs Wochen<br />

dauern können. Was dauert da so lange?<br />

Der Hägglunds hat viele Besonderheiten<br />

und verfügt über insgesamt 25 Steuergeräte,<br />

60 Kilometer Kabelstränge, Brand- und<br />

ABC-Schutz, eine fernsteuerbare Waffenstation,<br />

Rundum-Kamera, Klimaanlage und<br />

Standheizung. Dementsprechend viel gibt<br />

es einzustellen und zu kontrollieren. Ohne<br />

Laptop ginge dabei überhaupt nichts.<br />

Welche Besonderheiten meinen Sie?<br />

Ein Beispiel: Der Hägglunds baut auf einer<br />

dichten Wanne auf, um seine Schwimm- und<br />

Watfähigkeit sicherzustellen. Dadurch kann<br />

ich aber nicht einfach Öl ablassen, um es zu<br />

wechseln. Ich muss es stattdessen abpumpen<br />

und das dauert eben ungleich länger.<br />

FOTOS OBEN (2X): BUNDESHEER/LINDNER<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


TRUPPENBESUCH<br />

menarbeit mit unserem Partner Illwerke<br />

VKW AG ein innovatives Pilotprojekt<br />

zur Steigerung der Autarkie der Walgau-<br />

Kaserne.“ Dabei errichtet das Vorarlberger<br />

Energieversorgungsunternehmen<br />

eine Direktleitung von einem ihrer in<br />

unmittelbarer Nähe befindlichen Wasserkraftwerke<br />

in die Kaserne. Auf dem<br />

Dach mehrerer Gebäude sollen zudem<br />

großflächig Photovoltaikanlagen installiert<br />

und die erzeugte Energie mit Speichern<br />

vorgehalten werden. „Wir können<br />

damit im Bedarf die Kaserne vollkommen<br />

autark weiterbetreiben und unserer<br />

Rolle als Sicherheitsinsel gerecht werden“,<br />

sagt Köck.<br />

Zurück zum Fels, wo den aufsteigenden<br />

und vorrückenden Truppen mittlerweile<br />

über die Seilbahn Material nachgeführt<br />

wird. Marco Schmid und seine Kameraden<br />

vom Erkundungstrupp haben dafür<br />

gleich mehrere Flaschenzüge am Fels<br />

verankert. Mit einem kräftigen Hauruck<br />

ziehen sie die mit Waffen und Munition<br />

voll beladene Transportbox einige Meter<br />

nach oben. Weiter. Und immer weiter.<br />

Die unwirtlichen Bedingungen tun<br />

dem Tatendrang der Soldaten keinen<br />

Abbruch. Im Gegenteil: Gemeinsam<br />

nehmen sie das Hindernis Felswand.<br />

Der Umgang ist dabei auch mit Vorgesetzten<br />

mehr kameradschaftlich und<br />

freundschaftlich, als Dienstrang-getrieben.<br />

Die Hierarchien sind hier bei den<br />

Hochgebirgsjägern definitiv flacher als<br />

anderswo. Steil hoch geht es nur beim<br />

Aufstieg. Wenn die „23er“ frei nach ihrem<br />

Motto „In Treue fest“ über Fels und<br />

Stein nach oben streben. Damit dabei<br />

alle sicher ans Ziel kommen, übergeben<br />

Marco Schmid und seine Kameraden<br />

vom Erkundungstrupp das Seilgeländer<br />

und die Seilbahn an die nachrückenden<br />

Soldaten. Sie müssen weiter nach oben<br />

und für den weiteren Aufstieg der Kompanie<br />

Wege erkunden, gefährliche Stellen<br />

sichern und schwer überwindbare<br />

Passagen gangbar machen. Damit die<br />

Truppe möglichst dort auftauchen kann,<br />

wo es Gegner am wenigsten erwarten.<br />

Marco Schmid lächelt wieder. „Es macht<br />

schon Spaß“. Oder wie es Bataillonskommandant<br />

Köck zuvor fomuliert hat:<br />

„Über den Wanderweg schafft es jeder<br />

nach oben.“<br />

Österreich<br />

braucht<br />

Strom.<br />

www.apg.at


0 2 4 H E E R & M E H R<br />

„Wir halten jedem internationalen Vergleich stand“<br />

Das Hochgebirgs-Jägerbataillon 23<br />

verfügt mit dem Gebirgsjägerbataillon<br />

233 der Bundeswehr und der Infanterie-Rekrutenschule<br />

11 der Schweizer<br />

Armee auch über internationale Partner.<br />

Halten die erwähnten Stärken<br />

auch einem internationalen Vergleich<br />

stand?<br />

Absolut. Die Qualität österreichischer<br />

Gebirgstruppen wird hoch geschätzt,<br />

wir halten jedem internationalen Vergleich<br />

stand. Nicht ohne Grund nimmt<br />

Österreich eine Führungsrolle in der<br />

„European Union Pooling and Sharing<br />

Mountain Training Initiative“ ein. Trotzdem<br />

können auch wir im Austausch mit<br />

unseren Partnern viel lernen. Wir konnten<br />

beispielsweise die Erfahrungen, die<br />

das Gebirgsjägerbataillon 233 bei seinem<br />

Einsatz in Afghanistan gemacht hat,<br />

direkt in unsere Ausbildung einfließen<br />

lassen.<br />

OBERSTLEUTNANT MICHAEL KÖCK ist Kommandant des Hochgebirgs-Jägerbataillons<br />

23. Wir sprachen mit ihm über die Stärken und Schwächen seines Bataillons und die Qualität<br />

der rot-weiß-roten Gebirgstruppe im internationalen Vergleich.<br />

Herr Oberstleutnant, provokant<br />

gefragt: Warum braucht das Bundesheer<br />

überhaupt Hochgebirgstruppen?<br />

Wäre es nicht besser, den Fokus<br />

ganz auf die Infrastruktur im Tal zu<br />

legen?<br />

Erst Einsätze im Umland, etwa zum<br />

Schutz von Wasserquellen und anderer<br />

relevanter Infrastruktur, versetzen eine<br />

Armee überhaupt in die Lage, Städte und<br />

Bewegungslinien im Tal zu schützen. Das<br />

Gebirge könnte zudem gegnerischen<br />

Gruppierungen als Rückzugsraum dienen<br />

und wir müssen dort bei Bedarf auch<br />

illegale Versorgungslinien unterbrechen<br />

können. Das ist aufgrund der vielfältigen<br />

Anforderungen entsprechender Einsätze<br />

nur mit spezialisierten Truppen möglich.<br />

In einem Land wie Österreich, das zu<br />

zwei Dritteln aus Gebirge besteht, ist<br />

es undenkbar, auf Gebirgstruppen zu<br />

verzichten.<br />

Was zeichnet ihr Bataillon aus?<br />

Welche Stärken sehen Sie?<br />

Da gibt es viele (lacht). Im Ernst: Wir verfügen<br />

über ein mit 31,7 Jahren Altersdurchschnitt<br />

sehr junges und daher<br />

auch äußerst flexibles Bataillon, das<br />

viele Qualifikationen vereint und auf Einsätze<br />

auch bei extrem schwierigen Bedingungen<br />

spezialisiert ist. Eine Vielzahl<br />

unserer Kadersoldaten verfügt über Auslandserfahrung<br />

aus Afghanistan, Bosnien<br />

und dem Kosovo. Zudem sind wir<br />

ein interessanter Arbeitgeber: Mechaniker<br />

bekommen es bei uns mit modernem<br />

Gerät wie dem BvS10 Hägglunds,<br />

Quads und neuen Tiefladern zu tun. Wir<br />

beschäftigen Köche, Fahrlehrer und IKT-<br />

Spezialisten und wir punkten mit vielen<br />

Zusatzausbildungen wie Heeresbergführer,<br />

Nahkampfausbilder und Schießausbilder.<br />

Und wie sieht es mit Schwächen aus?<br />

Die gibt es natürlich auch. Es fehlt vor<br />

allem an moderner Ausrüstung. Bei der<br />

Mobilität hat sich mit dem Zulauf von<br />

BvS10 und Co zwar einiges zum Besseren<br />

entwickelt. Da würden wir uns aber<br />

noch mehr Quantität wünschen. Mit zusätzlichen<br />

ungepanzerten Hägglunds<br />

könnten wir beispielsweise viele Transportaufgaben<br />

abdecken, die von unseren<br />

wenigen verbliebenen Pinzgauern<br />

kaum mehr bewerkstelligt werden<br />

können.<br />

Sehen Sie auch in anderen Bereichen<br />

Nachholbedarf?<br />

Wir müssen uns in Zukunft auch wieder<br />

weg von den vielen Assistenzeinsätzen<br />

verstärkt der militärischen Landesverteidigung<br />

zuwenden. Im Moment ist es so,<br />

dass wir Rekruten nur die Basisausbildung<br />

Kern und in Teilen die Basisausbildung<br />

1 angedeihen lassen können.<br />

Dabei geht es um die grundlegenden<br />

militärischen Fertigkeiten, um die Körperausbildung<br />

und um das Bewegen<br />

und Überleben im Gebirge.<br />

Und anschließend gehen die Soldaten<br />

dann in den Assistenzeinsatz?<br />

Richtig. Für die Grundwehrdiener entfällt<br />

dadurch aber die interessante und<br />

authentische Basisausbildung 2 und 3<br />

mit Schwerpunkt Kampf im Mittelgebirge<br />

und im Hochgebirge. Viele junge<br />

Männer sind aber eigentlich genau<br />

wegen dieser Inhalte zu uns gekommen<br />

und rüsten dann nach dem Grundwehrdienst<br />

enttäuscht ab. Sie erwägen dadurch<br />

gar nicht erst eine Karriere beim<br />

Heer einzuschlagen. Damit berauben<br />

wir uns selbst um viel Aufwuchspotenzial.<br />

Langfristig brechen uns die sicherheitspolizeilichen<br />

Assistenzeinsätze das<br />

militärische Rückgrat.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


WAHRUNG<br />

DER LUFT-<br />

HOHEIT<br />

Die Wahrung und Verteidigung der Lufthoheit sind zentrale Wesensmerkmale einer Luftwaffe.<br />

Um ein souveränes Land wie Österreich zu schützen, braucht es bewaffnete einsatzfähige Kampfflugzeuge,<br />

die ihren Auftrag in jeder Wetterlage und mit Überschallgeschwindigkeit erfüllen<br />

können. Insbesondere im Krisen- oder Konfliktfall sind einsatzfähige Systeme für einen Staat<br />

unerlässlich. Aber auch in der normalen Lage setzen moderne Kampfflugzeuge im Rahmen des<br />

alltäglichen Luftpolizeidiensts die staatlichen Luftverkehrsregeln durch.<br />

ANZEIGE FOTO: SAAB<br />

Befindet sich ein ziviles oder militärisches<br />

Flugzeug in einem Luftraum, muss<br />

es sich via Funk identifizieren können.<br />

Ist dies nicht der Fall, wird ein Alarmstart<br />

(Quick Reaction Alert, QRA) von bewaffneten<br />

Kampfflugzeugen ausgelöst. Im<br />

Nachbarland Schweiz stehen für dieses<br />

Szenario seit Anfang 2021 zwei Flugzeuge<br />

rund um die Uhr bereit. Unterschieden<br />

wird weltweit zwischen «Live Missions»<br />

und «Hot Missions». Erstere sind Stichprobe-Kontrollen<br />

von ausländischen zivilen<br />

oder militärischen Staatsflugzeugen,<br />

die einen Luftraum nur mit diplomatischer<br />

Freigabe überfliegen dürfen. «Hot<br />

Missions» hingegen sind Einsätze, die<br />

aufgrund einer Verletzung der Lufthoheit<br />

oder schwerwiegende Missachtung von<br />

Luftverkehrsregeln ausgelöst werden.<br />

In Österreich zählt man pro Jahr regelmäßig<br />

rund 30 – 50 solche «Hot Missions».<br />

Blind ohne Selbstschutz<br />

Um den Schutz der Bevölkerung rund um<br />

die Uhr gewährleisten zu können, braucht<br />

es eine moderne Luftwaffe mit allwettertauglichen<br />

und einsatzfähigen Systemen.<br />

Aber auch der Pilot muss mit seinem<br />

Kampfflugzeug jederzeit situationsgerecht<br />

reagieren und agieren können.<br />

So zählt das Selbstschutzsystem an Bord<br />

eines modernen Kampfflugzeuges zu den<br />

zentralen Elementen. Das Selbstschutzsystem<br />

liefert dem Piloten wichtige Informationen<br />

über den Betriebszustand<br />

gegnerischer Waffensysteme, was essentiell<br />

zur Bestimmung der eigenen Bedrohungslage<br />

und damit eigenen lagegerechten<br />

Handlungsoptionen ist. Des Weiteren<br />

kann ein modernes Selbstschutzsystem<br />

im Falle eines Angriffes den erfolgreichen<br />

Waffeneinsatz des Gegners verhindern.<br />

Ein solches Selbstschutzsystem ist aktuell<br />

bei der österreichischen Luftwaffe<br />

nicht vorhanden.<br />

Ein Electronic Warfare System (EW) umfasst<br />

einen Radarwarnempfänger (RWR),<br />

interne Störsender zur Unterstützung der<br />

aktiven elektronischen Gegenmaßnahmen<br />

sowie Chaff- und Flare Dispenser. In<br />

diesem Bereich bietet das Gripen-System<br />

maximale Flexibilität und Souveränität<br />

und ermöglicht eine eigenhändige Programmierung<br />

des EW-Systems.<br />

Allwettertaugliche Waffensysteme<br />

Eine Luftwaffe muss rund um die Uhr<br />

und bei allen Wetterbedingungen einsatzbereit<br />

sein. Hinzu kommen allwettertaug-<br />

liche Waffensysteme. Im Luftpolizeidienst<br />

kann eine Situation unter Umständen<br />

unerwartet und plötzlich eskalieren<br />

und zur ernsthaften Bedrohung für Pilot<br />

und Bevölkerung werden. Dann nämlich,<br />

wenn ein Flugzeug nicht gemäß Weisungen<br />

der Flugverkehrskontrollstelle bzw.<br />

Luftpolizei-Patrouille kooperiert. Für Einsätze<br />

innerhalb des Sichtbereichs kommen<br />

bei Gripen IRIS-T und Sidewinder<br />

zum Einsatz - integriert im weiterentwickelten<br />

nachtsichtfähigen HMD (Helmet<br />

Mounted Display). Für große Reichweiten<br />

verfügt das Mehrzweckkampfflugzeug<br />

aus Schweden über integrierte Luft/<br />

Luft-Lenkwaffen des Typs AMRAAM und<br />

Meteor.<br />

Um den wirksamen Schutz der Bevölkerung<br />

und Gesellschaft heute und auch<br />

morgen durch eine moderne Luftwaffe<br />

gewährleisten zu können, braucht es zeitgemäße<br />

Systeme. Systeme, die langfristig<br />

und nachhaltig kosteneffizient, aber<br />

auch im Ernstfall effektiv und rund um<br />

die Uhr operiert werden können.<br />

Mehr Informationen: saab.com/austria<br />

MILITÄR AKTUELL


0 2 6 H E E R & M E H R<br />

DREI GESICHTER DER<br />

MILIZ<br />

Sie sind längst nicht mehr die bärtigen Männer, die unbeholfen in zu engen<br />

Uniformjacken stecken. Milizsoldaten von heute stehen sowohl in Zivil wie<br />

auch im Tarnanzug ihren Mann, wie diese drei „Milizler“ des Hochgebirgs-<br />

Jägerbataillons 23 beweisen.<br />

Text: THOMAS ARBEITER<br />

Bilder: THOMAS WINKLER<br />

Sturmgewehr statt<br />

Akkuschrauber<br />

Korporal Michael<br />

Greuter (24)<br />

Den Tarnanzug und die Waffe<br />

trägt Michael Greuter aus Obtarrenz<br />

in Tirol alle zwei Jahre, ansonsten<br />

stellt er Holzhäuser auf<br />

und macht das Onlinemarketing<br />

für Gastronomieunternehmen.<br />

Nach dem Grundwehrdienst hat<br />

Greuter drei Jahre lang als Kaderpräsenzsoldat<br />

gedient und in<br />

verschiedenen Assistenzeinsätzen<br />

viel von Österreich gesehen.<br />

Er war beim Erkundungstrupp<br />

eingeteilt und hat den Heeresführerschein<br />

gemacht. Jetzt ist er<br />

Zimmermann, Onlinemarketer –<br />

und Milizsoldat.<br />

Es ist die Kameradschaft, die ihm<br />

als erstes einfällt, wenn er gefragt<br />

wird, was am Milizsoldatendasein<br />

so besonders ist. Die Zeit<br />

beim Heer hat ihn geprägt, sagt<br />

er: „Man lernt kameradschaftliches<br />

Arbeiten, Teamwork. Man<br />

lernt, dass es immer einen Weg<br />

gibt, auch wenn die Situation<br />

noch so hart ist.“ Diese Erfahrungen<br />

helfen ihm auch in seinem<br />

Zivilberuf.<br />

Nach Pfingsten war er mit 400<br />

anderen Soldaten im Hochgebirge<br />

unterwegs. Auf über<br />

2.000 Metern Seehöhe wurde<br />

der Zugriff auf eine Terrorgruppe<br />

geübt, die Anschläge auf Staukraftwerke<br />

oder Bergbahnen<br />

verüben wollte.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


TRUPPENBESUCH<br />

Lagekarte anstatt Laptop<br />

Oberleutnant Joachim Moosbrugger (37)<br />

„Beim Heer gibt man Befehle,<br />

im Zivilberuf verteilt man Aufträge.<br />

Und das, nachdem<br />

man die Lage beurteilt hat“,<br />

sagt Oberleutnant Joachim<br />

Moosbrugger aus Au im Bregenzerwald.<br />

Der gebürtige<br />

Tiroler arbeitet als Produktmanager<br />

bei einem Fahrradhersteller,<br />

und betreut dort unter<br />

anderem die Lieferanten aus<br />

Fernost. „Die Beurteilungskriterien,<br />

die ich beim Bundesheer<br />

erlernt habe, helfen mir,<br />

vorausschauend zu planen<br />

und die Abläufe besser zu<br />

koordinieren.“<br />

Was er durch den Dienst<br />

beim Bundesheer ebenfalls<br />

gelernt hat: Keine Berührungsängste<br />

vor Menschen<br />

zu haben. „In der Kaserne<br />

spricht man mit allen. Vorurteile<br />

erweisen sich sehr oft<br />

als solche.“ Das habe ihm<br />

zum Beispiel im Umgang mit<br />

den Handwerkern in seinem<br />

Betrieb sehr geholfen. „Für<br />

mich sind das alles ebenbürtige<br />

Mitarbeiter, die mit mir<br />

an einem Strang ziehen.“<br />

Seine Karriere beim Bundesheer<br />

hat Moosbrugger als<br />

Einjährig Freiwilliger begonnen.<br />

Er wollte etwas Anderes<br />

machen als den normalen<br />

Grundwehrdienst, erzählt<br />

er. Nach freiwilligen Waffenübungen<br />

und Milizübungen<br />

ist er beim Hochgebirgs-<br />

Jägerbataillon 23 zur Zeit<br />

als Zugskommandant und<br />

Kompaniekommandant-<br />

Stellvertreter eingeteilt.<br />

Befehlsausgabe anstatt Vorlesung<br />

Wachtmeister Alexander Kittinger (27)<br />

Er kommt aus einer Offiziersfamilie – für Alexander Kittinger aus<br />

Linz war es daher ganz logisch, dass er sich bei der Musterung<br />

für das Einjährig-Freiwilligenjahr (EF) gemeldet hat. Er wollte<br />

„etwas G’scheites“ machen. Heute ist er Milizsoldat, arbeitet<br />

im Zivilberuf bei Siemens und macht den Master in Computer -<br />

science an der Johannes Kepler Universität in Linz.<br />

dabei sein Führungsverhalten und die Herangehensweise an<br />

Probleme. „Man wird als Kommandant auch immer wieder vor<br />

Aufgaben gestellt, die man angehen muss, im Zivilen ist das<br />

nichts anderes“, sagt der IT-Spezialist, der beim Hochgebirgs-<br />

Jägerbataillon 23 zur Zeit als Gruppenkommandant im Bataillonsrahmen<br />

führt.<br />

Wenn er an großen Projekten arbeitet, wie zum Beispiel an<br />

Datenbanken für eine Wasseraufbereitungsanlage in Saudi-<br />

Arabien, kommen ihm immer wieder die Erfahrungen aus seiner<br />

Militärausbildung zugute. „Ich habe beim Heer Eigendisziplin<br />

entwickelt, weil es doch oft sehr anstrengend war in Situationen,<br />

wo man sich hat durchbeißen müssen.“ Die Ausbildung sei eine<br />

tolle Zeit für ihn gewesen, auch sportlich gesehen. Er hat dabei<br />

Österreich von seiner unbekannten Seite erlebt. „Man kommt<br />

in sehr entlegene Gegenden. Vor allem bei der Gebirgsausbildung,<br />

bei Schießverlegungen – das ist etwas, das man als Zivilist<br />

so nicht erlebt.“ Wachtmeister Kittinger bezeichnet das EF-Jahr<br />

deshalb auch als „bezahlten Abenteuerurlaub“.<br />

Als Milizsoldat hat er den Weg zur Unteroffiziersausbildung eingeschlagen.<br />

Der Gefechtsdienst mit seinem Zug ist ein Ausgleich<br />

zur Arbeit vor dem Bildschirm. Außerdem trainiert er<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 2 8 H E E R & M E H R<br />

„VIELE HABEN ES GEAHNT“<br />

Vizeleutnant Charles Eismayer von der<br />

Garde galt lange als harter Ausbilder.<br />

Später outete er sich und heiratete<br />

seinen ehemaligen Grundwehrdiener.<br />

Sein Leben ist nun als Film „Eismayer“<br />

im Kino zu sehen. Militär Aktuell hat<br />

mit dem pensionierten Soldaten<br />

gesprochen.<br />

Interview: STEFAN TESCH<br />

Herr Vizeleutnant, wie<br />

fühlt es sich an, wenn<br />

sein Leben verfilmt<br />

wird?<br />

Scheiße! (lacht) Normalerweise<br />

wird nur die<br />

Geschichte von bekannten oder verstorbenen<br />

Persönlichkeiten verfilmt – und<br />

beides trifft bei mir nicht zu. Aber es<br />

freut mich trotzdem, denn der Film enthält<br />

die Kernbotschaft, das Bundesheer<br />

müsse sich beim Thema Homosexualität<br />

öffnen. Jungen Soldaten muss es heute<br />

möglich sein, sich in jedem Verband und<br />

jeder Kompanie problemlos zu outen.<br />

Sie haben den Ruf, ein extrem strenger<br />

Ausbilder gewesen zu sein. Woran liegt<br />

das?<br />

Ich war lange beim Jagdkommando,<br />

habe den Grundkurs absolviert sowie als<br />

Ausbilder gearbeitet. Dort genießt man<br />

trotz niedrigen Dienstgrades unter den<br />

Auszubildenden – unter denen ja sogar<br />

Offiziere sind – extrem viel Autorität.<br />

Ich habe die Einstellung „nur Leistung<br />

zählt“ dann auch in meiner Zeit beim<br />

Landwehrstammregiment 21 sowie bei<br />

der Garde beibehalten. Mir war dabei<br />

immer egal, was die Väter der Rekruten<br />

waren, auch wenn darunter vielleicht ein<br />

General war.<br />

Wie schwer ist Ihnen das Outing in<br />

der Kaserne gefallen?<br />

Ich habe mich innerlich lange davor<br />

gewunden. Aber nachdem Mario (Anmerkung:<br />

Ehemann Major Falak) sich<br />

an der Militärakademie geoutet hat,<br />

bin ich natürlich nachgezogen.<br />

Was haben Ihre Kameraden dazu<br />

gesagt und darauf reagiert?<br />

Was soll einem als Vizeleutnant schon<br />

passieren? Mir konnte niemand mehr<br />

ans Bein pinkeln. Das Outing war ein<br />

positiver Erfolg! Einige haben es ja bereits<br />

geahnt, aber niemand hat es ausgesprochen.<br />

Meinen Alltag und Dienst hat<br />

es jedenfalls enorm erleichtert, da ich<br />

etwa nicht mehr verstecken musste,<br />

wenn mich Mario abgeholt hat. Und ich<br />

musste daheim nichts wegräumen, wenn<br />

ich Besuch bekommen habe. Ich hätte<br />

mich viel früher outen sollen, denn man<br />

verschenkt mit dem ewigen Zuwarten<br />

viel zu viel Zeit.<br />

Wie gefällt Ihnen der Film über Sie?<br />

Beim ersten Mal war ich schockiert<br />

wegen der vielen Kraftausdrücke. Aber<br />

meine Kameraden haben gesagt: „Das<br />

bist schon du!“<br />

Wie viel an der Handlung entspricht<br />

der Realität und wie viel ist erfunden?<br />

Ich habe den Regisseur davor oft getroffen<br />

und wir haben viele Stunden geplaudert.<br />

Er meinte, 1:1 könne man die Geschichte<br />

nicht verfilmen, da die Zuschauer<br />

auch unterhalten werden wollen. Aber<br />

rund 80 Prozent des Films sind echt.<br />

Welche Szenen machen die restlichen<br />

20 Prozent aus?<br />

Den Heiratsantrag im Wiener Riesenrad<br />

gab es nie, denn wir haben uns in Dubai<br />

verlobt. Aber das war im Film aus Budgetgründen<br />

nicht möglich. Auch den<br />

Sturz in den Bach auf der Seetaler Alpe<br />

gab es nicht. Mario hätte so nicht reagiert,<br />

denn er ist mutig. Und ich habe<br />

nie in der Kaserne onaniert.<br />

„Eismayer“ von Regisseur<br />

David Wagner, mit Gerhard Liebmann<br />

(als Charles Eismayer), Luka Dimić<br />

(Mario Falak) und Julia Koschitz<br />

(Christina Eismayer).<br />

Österreich <strong>2022</strong>, 87 Minuten.<br />

LANGE DAVOR GEDRÜCKT Charles Eismayer wollte<br />

sich lange nicht outen – aus heutiger Perspektive hätte<br />

er den Schritt aber „viel früher setzen“ sollen.<br />

FOTOS: GOLDEN GIRLS FILMPRODUKTION, KARIM RAHOMA<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


UNSERHEER<br />

EINE INFORMATION DES BMLV<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

„Mein Dienst für Österreich“<br />

ist ein echtes Erfolgsmodell<br />

Eine gute Ausbildung und eine interessante Zeit beim Bundesheer für junge<br />

Österreicher. Das ist das Ziel von „Mein Dienst für Österreich“. Im sicherheitspolizeilichen<br />

Assistenzeinsatz sammeln sie dann bei überdurchschnittlicher<br />

Bezahlung auch praktische Erfahrung und auch einer Karriere im<br />

Bundesheer als Berufs- oder Milizsoldat stehen damit alle Türen offen!<br />

Im Assistenzeinsatz<br />

Grundwehrdiener können<br />

sich bei „Mein<br />

Dienst für Österreich“<br />

direkt nach ihrem<br />

Grundwehrdienst<br />

für drei Monate<br />

Assistenzeinsatz<br />

(beispielsweise<br />

zur Grenzraumüberwachung)<br />

melden.<br />

Foto: Bundesheer<br />

Im steten Bemühen um eine attraktivere<br />

Gestaltung des Grundwehrdienstes<br />

präsentierte das Bundesheer<br />

vor rund eineinhalb Jahren das neue<br />

Angebot „Mein Dienst für Österreich“.<br />

Seitdem können Grundwehrdiener<br />

damit einerseits ihre sechsmonatige<br />

Ausbildung freiwillig um bis zu drei<br />

Monate verlängern und in dieser Zeit<br />

ihr militärisches Können in einem<br />

sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz<br />

anwenden. Andererseits können<br />

sich Rekruten dabei aber auch schon<br />

während ihres Grundwehrdienstes<br />

freiwillig zu Milizübungen melden<br />

und frühzeitig in die vorbereitende<br />

Kaderausbildung einsteigen (siehe<br />

Infokasten auf der nächsten Seite).<br />

Hauptanreiz für die neuen Angebote<br />

ist eine gute Bezahlung, wie auch<br />

UNSERHEER


Brigadier Stefan Thaller, Leiter Abteilung<br />

Militärstrategische Einsatzkoordination<br />

im Verteidigungsministerium,<br />

im Gespräch mit „Unser Heer“<br />

betont (siehe Interview ab der<br />

nächsten Seite). Die Verlängerung<br />

des Grundwehrdienstes (Modell 6 +<br />

3) wird mit rund 3.000 Euro netto<br />

für Mannschaftsdienstgrade überdurchschnittlich<br />

gut bezahlt. Als<br />

Anreiz für die Meldung zu freiwilligen<br />

Milizübungen gibt es bereits ab dem<br />

dritten Monat Grundwehrdienst rund<br />

420 Euro Freiwilligenprämie pro<br />

Monat zusätzlich zum Sold als<br />

Grundwehrdiener. Der ebenfalls ab<br />

dem dritten Monat des Grundwehrdienstes<br />

mögliche Einstieg in die<br />

Führungsausbildung im Rahmen der<br />

vorbereitenden Kaderausbildung<br />

Bedarf bei der<br />

Miliz Im Milizbereich<br />

fehlt es momentan<br />

vor allem<br />

an Unteroffizieren<br />

und Offizieren.<br />

Mein Dienst für Österreich – die Angebote<br />

Modell 6 + 3 für die Sicherheit Österreichs:<br />

3 Monate sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz<br />

Grundwehrdiener können sich direkt nach ihrem<br />

sechsmonatigen Grundwehrdienst für drei Monate<br />

Assistenzeinsatz melden. Dieser Einsatz schließt<br />

nahtlos an den Grundwehrdienst an. Dabei werden<br />

wichtige Assistenzleistungen für die Grenzraumüberwachung<br />

oder (bei Bedarf) die Bekämpfung der Corona-Pandemie<br />

erbracht. Die Bezahlung beginnt bei<br />

rund 3.000 Euro netto pro Monat.<br />

Vorbereitende Kaderausbildung:<br />

Optimaler Start für junge Führungskräfte<br />

Für alle Grundwehrdiener steht die vorbereitende<br />

Kaderausbildung (vbK) als erste Führungsausbildung<br />

offen. Die Teilnahme wird bereits ab dem dritten<br />

Monat im Grundwehrdienst angeboten und aktuell<br />

mit rund 210 Euro Kaderausbildungsprämie und<br />

rund 210 Euro Anerkennungsprämie pro Monat zusätzlich<br />

zum Sold als Grundwehrdiener (Monatsgeld<br />

und Grundvergütung) belohnt.<br />

Freiwillige Meldung zu Milizübungen:<br />

Die Miliz – eine starke Gemeinschaft<br />

Grundwehrdiener können sich jederzeit zur Miliz<br />

melden. Für ihre freiwillige Meldung zu Milizübungen<br />

erhalten sie bereits ab dem dritten Monat im Grundwehrdienst<br />

aktuell rund 420 Euro Freiwilligenprämie<br />

pro Monat zusätzlich zum Sold als Grundwehrdiener<br />

(Monatsgeld und Grundvergütung). Nach dem Grundwehrdienst<br />

werden sie Teil einer großen Gemeinschaft<br />

mit aktuell rund 35.000 beorderten Milizsoldaten.<br />

Eine Beorderung – sprich eine Einteilung<br />

in der Einsatzorganisation – ermöglicht ihnen Einsätze<br />

im In- und Ausland, eine berufsfreundliche<br />

Ausbildung zum Offizier oder Unteroffizier und<br />

sie können einen aktiven Beitrag für die Sicherheit<br />

Österreichs leisten.<br />

Modulare Miliz-Unteroffiziersausbildung:<br />

Berufsfreundliche Karriere in der Miliz<br />

Unteroffiziere sind das Rückgrat des Bundesheeres.<br />

Um dieses Rückgrat zu stärken, steht allen Interessenten<br />

seit 2021 eine berufsfreundliche Ausbildung<br />

zum Milizunteroffizier offen. In – nach eventueller<br />

Absolvierung eines jeweils zwei Wochen dauernden<br />

Kompensations- und Führungsmoduls – vier Ausbildungsmodulen,<br />

die jeweils auf maximal zwei Wochen<br />

begrenzt sind, werden sie zum Milizunteroffizier<br />

mit Dienstgrad Wachtmeister ausgebildet. Dieser<br />

Einsatz wird mit Prämien belohnt: 603 Euro für<br />

den Abschluss des Moduls Führung. 1.111 Euro<br />

für den Abschluss der gesamten Ausbildung innerhalb<br />

von 18 Monaten oder 555 Euro bei einem<br />

Abschluss innerhalb von 24 Monaten.<br />

Fotos: Bundesheer<br />

UNSERHEER


wird aktuell noch einmal mit rund<br />

210 Euro Kaderausbildungsprämie<br />

und rund 210 Euro Anerkennungsprämie<br />

extra pro Monat belohnt.<br />

Dieses Angebot kann außerdem der<br />

erste Schritt in die völlig neu gestaltete<br />

modulare Ausbildung zum Miliz -<br />

unteroffizier sein. Dabei werden die<br />

notwendigen Ausbildungsabschnitte<br />

in Modulen von ein bis zwei Wochen<br />

angeboten, was die Planung für Interessenten<br />

und deren Abwesenheit<br />

beispielsweise von Studium oder<br />

Beruf deutlich erleichtern und vereinfachen<br />

soll.<br />

Eine interessante Möglichkeit, um<br />

Teil der Miliz zu werden, sind auch<br />

die sogenannten Expertenstäbe.<br />

Mit diesen bei Kommanden, Dienststellen<br />

und anderen Organisationselementen<br />

in ganz Österreich ein -<br />

gerichteten Arbeitsplätzen können<br />

Angehörige des Miliz- und Reservestandes<br />

ihr ziviles und/oder militärisches<br />

Experten- und Spezialwissen<br />

einbringen. Das Heer profitiert von<br />

diesem Know-how in den unterschiedlichsten<br />

Situationen und<br />

Bereichen. Die Experten wiederum<br />

können sich untereinander austauschen<br />

und damit ihre beruflichen<br />

Qualifikationen und Netzwerke<br />

weiter ausbauen. Gesucht und bereits<br />

beschäftigt werden Experten<br />

in mehr als 100 verschiedenen<br />

Bereichen – vom Alpinwesen bis<br />

zum Zollwesen. Während meist auf<br />

erfahrene Kräfte gesetzt werde,<br />

gehe es vor allem im IKT-Umfeld<br />

auch darum, möglichst junge und<br />

bereits bestens ausgebildete Spezialisten<br />

zu gewinnen, wie Brigadier<br />

Thaller abschließend betont.<br />

„Gerade in diesem Bereich ist es<br />

notwendig, dass die Experten die<br />

neuesten Entwicklungen im Blick<br />

haben.“ Nachsatz: „Unter dem<br />

Strich holen wir mit den Experten<br />

ein gewaltiges Know-how ins Haus,<br />

auf das wir andernfalls verzichten<br />

müssten. Schon alleine deshalb<br />

handelt es sich bei den Experten -<br />

stäben um ein Erfolgsmodell.“<br />

„Wir wollen unsere<br />

Angebote noch<br />

besser machen“<br />

Brigadier Stefan Thaller ist Leiter der Abteilung<br />

Militärstrategische Einsatzkoordination im BMLV. Ein<br />

Gespräch über den Erfolg und Nachbesserungsbedarf<br />

bei „Mein Dienst für Österreich“, Aufwuchspotenzial<br />

bei der Miliz und die Bedeutung der mehr als<br />

260 Milizexperten für die rot-weiß-roten Streitkräfte.<br />

Herr Brigadier, vor eineinhalb<br />

Jahren wurden<br />

unter dem Titel „Mein<br />

Dienst für Österreich“ interessante<br />

Angebote für Grundwehrdiener<br />

ins Leben gerufen.<br />

Wie gut wurden diese bislang<br />

angenommen? Wie zufrieden<br />

sind Sie mit dem Zuspruch?<br />

Grundsätzlich sind wir damit<br />

sehr zufrieden, wenngleich es<br />

da und dort natürlich noch Nachbesserungsbedarf<br />

gibt. Wir<br />

verzeichnen beispielsweise zahlreiche<br />

freiwillige Meldungen zu<br />

Milizübungen und auch das 6+3-<br />

Angebot kommt im Großen und<br />

Ganzen gut an. Da haben wir<br />

lediglich während der Sommermonate<br />

einen verstärkten Bedarf.<br />

Wir hätten uns allerdings<br />

mehr Meldungen zur vorbereitenden<br />

Kaderausbildung und zur<br />

neu gestalteten modularen Miliz-<br />

Unteroffiziersausbildung erhofft.<br />

Dort sehen wir aber durchaus<br />

noch Potenzial, das wir in<br />

Zukunft abrufen wollen.<br />

Wie soll das gelingen?<br />

Indem wir das Angebot nachschärfen.<br />

Wir sind gerade dabei,<br />

das im Detail zu evaluieren und<br />

zu erfassen. Parallel dazu arbeiten<br />

wir aber auch in anderen<br />

Bereichen daran, die Attraktivität<br />

des Grundwehrdienstes und der<br />

Miliz insgesamt zu heben. Da ist<br />

es momentan noch zu früh, um<br />

Details zu nennen – aber es wird<br />

definitiv schon bald Verbesserungen<br />

geben.<br />

Was macht „Mein Dienst für<br />

Österreich“ für Grundwehrdiener<br />

so interessant?<br />

Ein wichtiger Punkt ist sicherlich,<br />

dass die Grundwehrdiener<br />

UNSERHEER<br />

Entgeltliche Einschaltung


damit die Möglichkeit bekommen,<br />

etwas für Österreich zu<br />

tun – und zwar deutlich mehr als<br />

die Masse. Ganz wichtig ist auch<br />

das damit verbundene Erlebnis<br />

Bundesheer und die Möglichkeit,<br />

sich in einem qualitativ hochwertigen<br />

Umfeld weiterzubilden und<br />

wichtige Erfahrungen für das<br />

spätere Leben mitzunehmen.<br />

Die vermutlich wohl größte<br />

Motivation ist aber die überaus<br />

attraktive Bezahlung (siehe Infokasten<br />

auf der Vorderseite).<br />

Beim Modell 6 + 3 beispielsweise<br />

bekommen die Soldaten<br />

für jeden der drei zusätzlichen<br />

Monate mehr als 3.000 Euro<br />

netto. Es gibt wohl kaum einen<br />

anderen Bereich in Österreich,<br />

in dem Menschen in diesem<br />

Alter ähnlich gut verdienen<br />

können.<br />

Dafür wird von ihnen aber<br />

auch einiges verlangt, oder?<br />

Natürlich – und das darf man<br />

auch nicht verschweigen. Die<br />

jungen Menschen befinden<br />

sich während der drei Monate<br />

in einem Einsatz, der durchaus<br />

auch mit Risiken verbunden ist.<br />

Der Dienst ist zudem sehr zeitintensiv<br />

sowie psychisch und physisch<br />

fordernd – und das bei Tag<br />

und Nacht, allen Jahreszeiten<br />

und jedem Wetter.<br />

Inwieweit gelingt es, mithilfe<br />

von „Mein Dienst für Österreich“<br />

auch Personal für Kader<br />

und Miliz zu gewinnen?<br />

Zum Teil bereits ganz gut. Unser<br />

Ziel muss es aber sein, mittelbis<br />

langfristig noch mehr Personal<br />

zu gewinnen. Da befinden wir<br />

uns in Konkurrenz zu anderen<br />

Behörden im Sicherheitsbereich,<br />

aber natürlich auch zur Privatwirtschaft,<br />

in der momentan auch<br />

händeringend Fachkräfte gesucht<br />

werden. Mit den zuvor bereits angesprochenen<br />

geplanten Verbesserungen<br />

bei Grundwehrdienst<br />

und Miliz werden wir für potenzielle<br />

Interessenten aber sicherlich<br />

noch attraktiver werden.<br />

„Mein Dienst<br />

für Österreich<br />

funktioniert<br />

bereits sehr gut –<br />

wir wollen<br />

es aber noch<br />

besser machen.“<br />

Brigadier Stefan Thaller<br />

Blicken wir auf den Milizbereich:<br />

Wo gibt es dort aktuell<br />

den größten Personalbedarf?<br />

Ganz eindeutig bei den Unteroffizieren<br />

und Offizieren. Bei den<br />

Mannschaften sind wir aktuell<br />

gut aufgestellt, wenngleich auch<br />

dort noch mehr gehen würde.<br />

Experten gesucht Mit den Expertenstäben gewinnt das<br />

Bundesheer an Fachwissen, Know-how und Expertise.<br />

Ein Spezialbereich der Miliz<br />

sind die sogenannten Expertenstäbe.<br />

Gibt es auch dort<br />

Bedarf?<br />

Jein, wir sind dort aktuell mit<br />

insgesamt 117 verschiedenen<br />

Expertenbereichen und 260 Experten<br />

grundsätzlich sehr gut<br />

aufgestellt, haben aber vor allem<br />

im Cyber- und IKT-Bereich Bedarf.<br />

Zudem kommt es auch in<br />

den anderen Bereichen immer<br />

wieder zu Wechseln und Veränderungen,<br />

daher suchen wir auch<br />

immer neue ausgezeichnete Mitarbeiter.<br />

Wobei es schon wichtig<br />

ist, zu betonen, dass wir mit den<br />

Expertenstäben ein absolutes<br />

Elitedenken verfolgen. Wir wollen<br />

damit echte Experten gewinnen<br />

und mit ihnen Know-how ins<br />

Heer holen, über das wir sonst<br />

nicht verfügen würden. Es geht<br />

dabei also eindeutig um Qualität<br />

vor Quantität. Mit dieser Strategie<br />

sind wir auch in der Vergangenheit<br />

gut gefahren und konnten<br />

teilweise echte Koryphäen<br />

für uns gewinnen. Für das Heer<br />

insgesamt ist das ein enormer<br />

Benefit. Die Expertenstäbe sind<br />

ein echtes Erfolgsmodell.<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

Bild: Bundesheer<br />

Impressum: Amtliche Publikation der Republik Österreich / Bundesministerium für Landesverteidigung. Medieninhaber, Herausgeber und<br />

Hersteller: Republik Österreich / Bundesministerin für Landesverteidigung, BMLV, Roßauer Lände 1, 1090 Wien. Erscheinungsjahr: <strong>2022</strong>.<br />

Druck: Heeresdruckzentrum 18-101010100.<br />

UNSERHEER


INTERVIEW<br />

WAS KOMMT NACH<br />

DEM TRACKER?<br />

Das Bundesheer hat mit dem Tracker seit 2015<br />

erste Erfahrungen im Drohnenbereich gesammelt.<br />

In den kommenden Jahren sollen nun weitere<br />

autonom fliegende Geräte zulaufen.<br />

Ein Blick in die Zukunft mit Brigadier<br />

Jörg Freistätter, Leiter der Luftzeugabteilung<br />

in der Direktion Beschaffung.<br />

INTERVIEW: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

FOTOS: BUNDESHEER/ROLAND LACKINGER, HBF/DANIEL TRIPPOLT<br />

err Brigadier, das<br />

H<br />

Bundesheer hat mit<br />

der Einführung des<br />

UAV-Systems Tracker<br />

des französischen<br />

Herstellers Survey<br />

Copter Anfang 2015 Neuland betreten.<br />

Richtig. Anfang bis Mitte der 2010er-<br />

Jahre führten immer mehr Streitkräfte<br />

unbemannte Militärluftfahrzeuge ein,<br />

also das, was gemeinhin als Drohnen<br />

bezeichnet wird. Das Ressort hat sich damals<br />

entschlossen, ebenfalls ein System<br />

zu beschaffen, um damit entsprechende<br />

Erfahrungen sammeln zu können. Dabei<br />

ging es um den Umgang mit derartigen<br />

Systemen im militärischen Bereich.<br />

Ganz wesentlich aber auch um die<br />

Auswirkungen auf das Luftfahrtrecht.<br />

Es stand also die Grundlagenarbeit<br />

rund um den Einsatz von<br />

Drohnen-Systemen im Fokus?<br />

Die Militärluftfahrzeug- und Militärluftfahrtgerätverordnung<br />

aus 2008 (MLFGV<br />

2008) kannte bis dahin noch gar keine<br />

unbemannten Militärluftfahrzeuge. Wir<br />

mussten daher erst eine Richtlinie zur<br />

Ergänzung der MFLGV 2008 für die<br />

Feststellung und Aufrechterhaltung der<br />

Lufttüchtigkeit von unbemannten Militärluftfahrzeugen<br />

erarbeiten. Darin wurden<br />

unterschiedliche Kategorien etwa<br />

abhängig von der Masse, vom Einsatzgebiet<br />

mit Umgebungsprofil, Bebauungsgrad<br />

und Bevölkerungsdichte definiert,<br />

Ableitungen getroffen und Regularien,<br />

die sich daraus für Einsätze, den Flugbetrieb<br />

und viele andere Bereiche ergeben,<br />

festgelegt. Ganz wichtig war und ist in<br />

diesem Zusammenhang auch das Frequenzmanagement,<br />

es gibt schließlich<br />

auch andere Systeme und Infrastrukturen,<br />

die im selben Frequenzbereich wie<br />

Drohnen arbeiten. Das ist alles viel komplizierter<br />

und schwieriger, als man sich<br />

das als Außenstehender vorstellt und<br />

auch längst noch nicht abgeschlossen. Es<br />

gilt immer noch weitere Erfahrungen zu<br />

sammeln und Erkenntnisse zu gewinnen.<br />

Geht es nach den aktuellen Planungen,<br />

dann sollen weitere Erfahrungen<br />

bald auch mit neuen Drohnen-Systemen<br />

gemacht werden können, oder?<br />

Wir haben jedenfalls zwei konkrete Vorhaben<br />

in der Pipeline. Da geht es einerseits<br />

um gefechtstechnische Drohnen,<br />

also Systeme mit einem maximalen Abfluggewicht<br />

von fünf Kilogramm, einer<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 3 4 H E E R & M E H R<br />

ALLES IM BLICK Drohnen lassen sich – abhängig vom<br />

Modell und dessen Leistungsvermögen – mit unterschiedlichen<br />

Sensoren von optischen Kameras bis hin<br />

zu Infrarotkameras und ABC-Messgeräten bestücken.<br />

Damit lassen sich völlig neue Perspektiven auf Einsatz -<br />

gebiete und drohende Gefahren gewinnen.<br />

Flugdauer von rund 45 Minuten und<br />

einer Reichweite von bis zu fünf Kilometern.<br />

Und andererseits um unbemannte<br />

Militärluftfahrzeuge „großer Verband“.<br />

Das sind dann größere Systeme?<br />

Ja. Da reden wir von Reichweiten bis zu<br />

70 Kilometer und einem Abfluggewicht<br />

von – abhängig vom dann gewählten<br />

Modell – 25 bis 60 Kilogramm. Beide<br />

Systeme werden uns einen neuerlichen<br />

massiven Erfahrungsgewinn bringen.<br />

Eine konkrete Typenentscheidung<br />

gibt es in beiden Fällen aber noch<br />

nicht, oder?<br />

Nein, aktuell haben wir in beiden Fällen<br />

„nur“ eine Vorhabenabsicht. Das heißt,<br />

es gibt einen – allerdings schon mit einem<br />

Budget hinterlegten – Plan zur Realisierung<br />

einer gewissen Fähigkeit. Daraus<br />

leiten wir gerade eine Leistungsbeschreibung<br />

ab, wir übersetzen also die Forderungen<br />

der Planer in produktneutrale<br />

technische Beschreibungen. Zudem sind<br />

wir im Rahmen eines „Request for information“<br />

gerade dabei, aktuelle Informationen<br />

zu infrage kommenden Systemen,<br />

Modellen und Beschaffungswegen bei<br />

Herstellern und anderen Nationen einzuholen.<br />

Für wann ist die Beschaffung dann<br />

konkret geplant?<br />

Die erste Tranche der gefechtstechnischen<br />

Drohnen soll bereits ab 2024 zulaufen,<br />

eine zweite Tranche 2027 bis 2028<br />

und bis 2031 wollen wir dann den Ziel -<br />

bedarf inklusive Miliz realisiert haben.<br />

Unter dem Strich geht es dabei um die<br />

Beschaffung mehrerer Hundert Systeme.<br />

Über welche Eigenschaften muss eine<br />

„gefechtstechnische Drohne“ unbedingt<br />

verfügen, um für das Heer interessant<br />

zu sein?<br />

Nachdem es dabei vor allem um Aufklärung<br />

und eine rasche Einsetzbarkeit<br />

geht, muss die Drohne einfach aufgebaut<br />

und in einem Rucksack oder in einer<br />

Tasche mannverlastbar sein. Wichtig ist<br />

auch eine möglichst simple Bedienung,<br />

ROT-WEISS-ROTE GEGEN-<br />

WART Aktuell stützt sich die<br />

Drohnenexpertise beim Heer zu<br />

großen Teilen auf das ab Jänner<br />

2015 zugelaufenen Aufklärungs-<br />

System Tracker des französischen<br />

Herstellers Survey Copter.<br />

um sich vor allem auf die Sensordaten<br />

konzentrieren zu können.<br />

Apropos: Werden für die Systeme unterschiedliche<br />

Sensoren beschafft?<br />

Denkbar wären ja beispielsweise optische<br />

Kameras, aber auch Infrarotkameras<br />

oder andere Sensoren, die je<br />

nach Situation und Einsatzziel gewechselt<br />

werden können.<br />

Das ist prinzipiell natürlich denkbar,<br />

wobei der Fokus bei der Infanterie ganz<br />

sicher auf der optischen Nahaufklärung<br />

liegen wird, die dem Zugs- oder Kompaniekommandanten<br />

einen besseren Lageüberblick<br />

erlaubt. Bei den größeren Systemen,<br />

die wir beschaffen wollen, ist aber<br />

eine ganze Phalanx an Sensoren denkbar.<br />

Ganz entscheidend, um die gesammelten<br />

Informationen dann aber verwerten<br />

zu können, wird die Einbindung der<br />

Drohnen in ein modernes Battle-<br />

Management-System sein …<br />

… das es beim Heer aktuell aber noch<br />

nicht gibt.<br />

Das aber ebenfalls beschafft werden<br />

soll.<br />

Wann sollen die unbemannten Militärluftfahrzeuge<br />

„großer Verband“<br />

zulaufen und welche Kriterien werden<br />

bei der Beschaffung dieser Systeme<br />

entscheidend sein?<br />

Die Zeiträume sind sehr ähnlich denen<br />

bei den gefechtstechnischen Drohnen,<br />

die Stückzahlen natürlich deutlich geringer,<br />

wobei ein System in diesem Bereich<br />

im Regelfall aus mehreren Flugkörpern<br />

besteht. Beim Tracker beispielsweise<br />

besteht ein System aus drei Flugkörpern.<br />

Entscheidende Eigenschaften werden die<br />

Sensorik, die Intelligenz der Sensorik<br />

und wie schon erwähnt die Einbindung<br />

der Daten in das Battle-Management-<br />

System sein.<br />

Man hört, dass unabhängig von den<br />

beiden Vorhaben auch noch weitere<br />

Drohnen beschafft werden könnten?<br />

Es sind auch noch weitere Systeme in<br />

Überlegung, auf der Ebene operativer<br />

kleiner Verband und auf der operativen<br />

Ebene über den Aufklärungs- und Artilleriebataillonen.<br />

Da sprechen wir dann<br />

aber von richtig großen Systemen, die<br />

mit ihrer Reichweite ganz Österreich<br />

abdecken könnten.<br />

FOTOS: GETTY IMAGES, GUILLAUME HERBAUT / AGENCE VU / PICTUREDESK.COM, BUNDESHEER/KLAUS FRANK, BUNDESHEER<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


INTERVIEW<br />

GESPRÄCHSPARTNER Brigadier Jörg Freistätter ist Leiter<br />

der Luftzeugabteilung in der Direktion Beschaffung.<br />

Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass es<br />

nicht immer große Systeme braucht,<br />

sondern sich auch mit vergleichsweise<br />

günstigen und modifizierten handelsüblichen<br />

Drohnen eine große Wirkung<br />

erzielen lässt.<br />

Das ist dort aus der Not heraus entstanden<br />

und hat ganz sicher auch seine Berechtigung<br />

– sonst würden sie es nicht<br />

machen. Für uns ist das aktuell aber kein<br />

Thema. Was wir allerdings schon machen,<br />

ist, dass wir uns vor dem Hintergrund<br />

der aktuellen Entwicklungen im<br />

Ukraine-Krieg und davor schon bei den<br />

Kämpfen um Bergkarabach natürlich<br />

viele Gedanken rund um Drohnen und<br />

deren Einsatzspektrum machen. Deshalb<br />

haben wir zuletzt im Bereich der<br />

Mikrodrohnen unter anderem auch bei<br />

den Spezialeinsatzkräften drei unterschiedliche<br />

Systeme vom zivilen Markt<br />

getestet und mit Blick etwa auf deren<br />

Handling, die Akkulaufzeiten und die<br />

Einsetzbarkeit auch bei schlechten Witterungsbedingungen<br />

wichtige Erfahrungen<br />

gesammelt. Zudem verfügen wir<br />

auch über einen bei der Luftaufklärung<br />

in Langenlebarn stationierten Octocopter<br />

des österreichischen Herstellers Riegl,<br />

der mit verschiedenen Sensoren bestückt<br />

ist und von den unterschiedlichsten<br />

Dienststellen angefordert werden kann.<br />

Abschließend: Das Bundesheer verfügt<br />

mit ELDRO seit einigen Jahren auch<br />

über ein gut aufgestelltes Drohnendetektions-<br />

und Abwehrelement. Inwiefern<br />

fließen Erfahrungen von dort in<br />

die aktuellen Beschaffungen ein?<br />

Die dort gemachten Erfahrungen sind<br />

für uns ganz entscheidend, wir tauschen<br />

uns daher regelmäßig aus. Das Letzte,<br />

was wir wollen, sind Systeme, die sich<br />

einfach abfangen oder lahmlegen lassen.<br />

Daher werden wir die bei den aktuellen<br />

Beschaffungen für uns infrage kommenden<br />

Systeme auch gemeinsam analysieren<br />

und testen.<br />

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0 3 6 H E E R &<br />

M<br />

E H R<br />

MISSION POSSIBLE<br />

OUTDOOR ÜBERLEBEN MIT DEM<br />

JÄGERBATAILLON<br />

Von der Nahrungssuche und dem Bau einer Unterkunft in der Wildnis bis zur<br />

Orientierung im Gelände und der Überquerung von Gewässern: Gemeinsam<br />

mit dem Jägerbataillon 25 beschreiben wir in jeder Ausgabe Outdoor-<br />

Überlebenstechniken. Dieses Mal: die Versorgung von Wunden mit Baumharz.<br />

Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />

M<br />

it Hilfe von Baumharz<br />

verschließen<br />

Bäume ihre Wunden.<br />

Sie schützen<br />

sich damit vor Krankheitserregern<br />

wie Pilzen oder Bakterien. Baumharz<br />

kann in Notsituationen aber auch<br />

uns Menschen eine große Hilfe sein.<br />

Durch seine klebrige Konsistenz eignet<br />

sich das natürliche Material beispielsweise<br />

ideal dazu, kleine Löcher<br />

in einem Zelt oder Tarp zu stopfen.<br />

Harz ist zudem ein idealer Zunder<br />

und lässt sich auch nutzen, um ein<br />

Boot, ein Kanu oder ein Floß wasserdicht<br />

zu machen. Da besonders das<br />

Harz von Kiefern antiseptisch, entzündungshemmend,<br />

antibakteriell<br />

und adstringierend (austrocknend<br />

und blutstillend) wirkt, ist das Pflanzenprodukt<br />

weiters für die Selbstund<br />

Kameradenhilfe gut geeignet.<br />

Damit lassen sich etwa Blutungen<br />

stoppen und Wunden versorgen.<br />

Bevor wir Harz verwenden können,<br />

müssen wir es zunächst sammeln<br />

(1). Fündig werden wir bei gefällten<br />

Bäumen, frischen Baumstümpfen<br />

sowie an verletzten Stellen von Bäumen.<br />

Dabei das Material mit den<br />

Händen oder mit einem Messer nur<br />

oberflächlich abtragen und keinesfalls<br />

Bäumen absichtlich Wunden<br />

zufügen! Anschließend muss das<br />

Harz in einem hitzebeständigen<br />

1<br />

Harz sammeln<br />

Harz erwärmen<br />

2<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


Expertentipp<br />

„Das Harz von einer Tanne<br />

oder einer Fichte kann als<br />

,Kaupech‘ auch zur Mundhygiene<br />

verwendet werden.<br />

Es tötet Keime ab, sorgt für<br />

einen besonders frischen<br />

Atem und stärkt die<br />

Abwehrkräfte.“<br />

Behälter über Feuer erwärmt werden<br />

(2), damit es flüssiger und somit<br />

leichter formbar ist. Dabei die Substanz<br />

mit einem Messer oder einem<br />

Stock gut verrühren (3) und anschließend<br />

30 bis 60 Sekunden abkühlen<br />

lassen.<br />

Das Harz wird dadurch zähflüssiger<br />

und kann nun einerseits direkt auf<br />

SURVIVAL GUIDE<br />

eine kleine blutende Wunde aufgetragen<br />

werden, um die Blutung zu stoppen<br />

und einer späteren Entzündung<br />

entgegenzuwirken. Andererseits lassen<br />

sich mit dem Harz auch bereits<br />

desinfizierte und gereinigte Wunden<br />

behandeln. Dabei wirkt das Material<br />

wie ein Superkleber – es verschließt<br />

die Wunde, hemmt Entzündungen<br />

und wirkt antibakteriell.<br />

3<br />

MIT<br />

BAUMHARZ<br />

WUNDEN<br />

VERSORGEN<br />

Substanz gut<br />

verrühren<br />

Harz auf der<br />

Wunde auftragen<br />

4<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 3 8 L U F T V<br />

E<br />

R T E I D I<br />

DER<br />

EUROFIGHTER<br />

IN DER NÄCHSTEN<br />

ENTWICKLUNGSSTUFE<br />

Der Eurofighter wird noch lange das Rückgrat der europäischen Luftverteidigung<br />

bleiben, sagt der CEO der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH, Carlo Mancusi.<br />

G<br />

U N G<br />

arlo Mancusi erklärt,<br />

C<br />

dass der Eurofighter<br />

mit dem kürzlich auf<br />

der ILA in Berlin<br />

unterzeichneten<br />

neuen Halcón-Vertrag<br />

mit Spanien über weitere 20 neue<br />

Eurofighter und dem in der Entwicklung<br />

befindlichen weiterentwickelten<br />

Eurofighter Typhoon auf Jahrzehnte<br />

hinaus ein Eckpfeiler der europäischen<br />

Verteidigung sein wird.<br />

„Wir haben ein starkes Programm mit<br />

einer glänzenden Zukunft und wir<br />

haben bereits eine Reihe von Entwicklungen<br />

auf den Weg gebracht, die das<br />

Waffensystem an der Spitze der europäischen<br />

Verteidigung halten werden“,<br />

sagt Mancusi.<br />

CARLO MANCUSI<br />

CEO Eurofighter Jagdflugzeug GmbH<br />

„Die Unterzeichnung des Halcón-Auftrags<br />

ist in vielerlei Hinsicht eine gute<br />

Nachricht, vor allem weil sie das anhaltende<br />

Engagement eines der vier wichtigsten<br />

Partnerländer für die Zukunft<br />

des Eurofighter Typhoon signalisiert.“<br />

Der Auftrag unterstreicht auch die derzeitige<br />

und künftige Stärke des Programms,<br />

die sicherstellt, dass der Eurofighter<br />

noch viele Jahre lang das Rückgrat<br />

der europäischen Luftverteidigung<br />

bilden wird, und stellt eine willkommene<br />

Unterstützung für die europäische<br />

Luft- und Raumfahrtindustrie dar.<br />

10-JAHRES-VISION<br />

Zur gleichen Zeit, als Halcón vereinbart<br />

wurde, wurden auch unter den<br />

wichtigsten Eurofighter Partnern die<br />

strategischen Schlüsselelemente eines<br />

10-Jahres-Plans für die Eurofighter-<br />

Entwicklung erörtert, wobei die ersten<br />

fünf Jahre des Programms vereinbart<br />

wurden und bereits unter Vertrag sind.<br />

Carlo Mancusi sagt, dass sich mit diesem<br />

Plan einerseits auch zwei wichtige<br />

Arbeitsprogramme herauskristallisieren<br />

werden. Erstens wird der nächste<br />

Vertrag zur Verbesserung des Waffensystems,<br />

bekannt als P4E, neben vielen<br />

anderen zusätzlichen Fähigkeiten<br />

auch voll integrierte und einsatzfähige<br />

E-Scan-Radare umfassen. Das zweite<br />

wichtige Arbeitsprogramm beinhaltet<br />

die Eurofighter Long Term Evolution<br />

(LTE)-Studie, welche die zukünftige<br />

Entwicklung des Waffensystems stützt.<br />

„Unser 10-Jahres-Plan sichert die Entwicklungsaktivitäten<br />

– die ersten fünf<br />

Jahre sind bereits vertraglich<br />

geregelt, und wir arbeiten<br />

hart daran, diese für die nächsten<br />

fünf Jahre zu verlängern. Das ist<br />

wichtig, denn das Flugzeug wird in der<br />

Lage sein, die sich ständig weiterentwickelnden<br />

operationellen Anforderungen<br />

für viele Jahrzehnte zu erfüllen.“<br />

Er fügt hinzu, dass die LTE-Reifungsphase<br />

zwischen 2023 und 2025 stattfinden<br />

soll und praktisch demonstrieren<br />

wird, welche Technologien in einem<br />

„LTE-Eurofighter“ eingesetzt werden<br />

können.<br />

Carlo Mancusi, der im Jänner<br />

dieses Jahres zum CEO<br />

der Eurofighter Jagdflugzeug<br />

GmbH ernannt wurde,<br />

sagt: „Es geht darum, die bestehende<br />

Plattform Schritt für Schritt<br />

zu verbessern und dadurch den Weg<br />

für die Zukunft zu ebnen und zur<br />

Reifung der Technologien beizutragen.<br />

Wie radikal und ehrgeizig die Nationen<br />

hierbei sind und was praktisch möglich<br />

ist, muss noch ausgearbeitet werden.“<br />

STARKE LEISTUNG<br />

Nach der Meinung von Mancusi<br />

hat das Programm in den letzten<br />

zwei Jahren gute Resultate erzielt, weil<br />

eine Reihe von wichtigen Verträgen,<br />

darunter Quadriga und Halcón,<br />

abgeschlossen werden konnten.<br />

Im Rahmen des Halcón-Vertrags erhält<br />

Spanien 16 einsitzige und vier zweisitzige<br />

Kampfflugzeuge, die mit elektronischem<br />

Radar (E-Scan) ausgestattet sind<br />

und einen Teil der alten F-18-Flotte<br />

Fotos: Eurofighter Jagdflugzeug GmbH<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


ADVERTORIAL<br />

ersetzen werden. Damit wird die<br />

spanische Eurofighter-Flotte auf<br />

90 Flugzeuge anwachsen.<br />

Mit der Aussicht auf weitere Aufträge<br />

sagt Mancusi: „Ungeachtet des Erfolgs,<br />

den wir mit den Verträgen mit Katar,<br />

Kuwait und der deutschen Quadriga<br />

haben, sind wir auf der Suche nach<br />

weiteren Kontrakten, um unsere<br />

Produktionslinien auszulasten. Wir<br />

bemühen uns sowohl bei unseren<br />

Stammkunden als auch auf dem<br />

Exportmarkt um zusätzliche Aufträge<br />

und es gibt positive Signale auf dem<br />

Markt. Es gibt ein wachsendes Interesse<br />

an ausgereiften und leistungsstarken<br />

Flugzeugen, die mit anderen Plattformen<br />

betrieben werden können, um den<br />

Nationen die bestmöglichen Synergien<br />

zu bieten. Wir müssen diese Chancen<br />

nun in Verträge umwandeln.“<br />

STRAHLENDE ZUKUNFT<br />

Carlo Mancusi, der von Anfang an<br />

am Eurofighter-Programm mitgewirkt<br />

hat, sagt, er sei stolz auf das Erreichte<br />

und sehe optimistisch in die Zukunft.<br />

„Das Programm bringt unterschiedliche<br />

Fähigkeiten, Kulturen und<br />

Anforderungen zusammen“, sagt er.<br />

Zuwachs. Die Eurofighter-Flotte wächst.<br />

Dafür sorgt der kürzlich abgeschlossene<br />

Halcón-Vertrag mit Spanien.<br />

„Wir haben eine wirklich kooperative<br />

Arbeitsweise entwickelt und ein<br />

wertvolles Erbe aufgebaut. Wir haben<br />

uns daran gewöhnt, in einem innova -<br />

tiven Umfeld zusammenzuarbeiten,<br />

mit Teams und Unternehmen, die<br />

gemeinsam herausragende Ergebnisse<br />

erzielen.<br />

Der Eurofighter Typhoon ist einer der<br />

Eckpfeiler und das Programm ist das<br />

Rückgrat der europäischen Verteidigung.<br />

Was wir tun, ist komplex, sowohl<br />

was das Waffensystem als auch<br />

das Programm angeht, aber wir haben<br />

das Know-how.“<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 4 0<br />

S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />

FÜR UNSERE NACHBARN<br />

Tschechien und die Slowakei haben sich auf ein gemeinsames Verfahren zum Kauf von Vollketten-Kampffahrzeugen des Typs<br />

CV90 von BAE Systems geeinigt. Bratislava will ab 2025 seine russischen Schützenpanzer BVP-1 und BVP-2 um 1,7 Milliarden Euro<br />

durch zunächst 152 CV-90 MK.IV in sieben Varianten ersetzen, darunter 110 Schützenpanzer CV9035 mit automatischer 35-mm-<br />

Kanone. In einer zweiten Phase sollen ab 2028 weitere 71 Fahrzeuge in sieben Varianten zulaufen, darunter 20 Stück mit 120-mm-<br />

Mörserträger. Prag hat erst im Juli zugunsten der nunmehrigen Beschaffung seine Ausschreibung über 210 Nachfolger für seine<br />

BMP-2 im Volumen von rund zwei Milliarden Euro storniert. Ein wichtiger Kauftreiber beider Länder ist die gemeinsam gegenüber<br />

der NATO eingegangene Verpflichtung zur Aufstellung einer schweren mechanisierten Brigade bis 2026. Der CV90 ist neben den<br />

Niederlanden auch in Schweden, in Dänemark, Estland, Finnland und der Schweiz im Einsatz. Der erste Kampfeinsatz erfolgte im<br />

November 2007 durch die Norweger in Afghanistan.<br />

UK: NATIONALE SCHIFFSBAUSTRATEGIE 2.0<br />

Die britische Regierung hat „angesichts der zunehmenden russischen<br />

Aggression“ ihre nationale Schiffsbaustrategie aus 2017 aktualisiert.<br />

Die neue Strategie sieht Direktinvestitionen von mehr als vier Milliarden<br />

Pfund (4,55 Milliarden Euro) in heimische Werften vor. Darüber<br />

hinaus aber auch einen schnelleren Zugang zu Finanzmitteln für die<br />

Betriebe, den Aufbau künftiger Technologiekompetenzen und die<br />

Finanzierung relevanter Forschung und Entwicklung für umweltfreundlichere<br />

Schiffe und Infrastruktur. Unter Führung von BAE-Systems<br />

Maritime sollen die Werften in England und Schottland bis 2030<br />

die 19 Zerstörer und Fregatten der Royal Navy mit fünf Mehrzweck-<br />

Fregatten Typ-31e und acht Typ-26 Global Combat Ships für U-Boot-<br />

Abwehr und Luftverteidigung verjüngen, wovon HMS Glasgow (Bild)<br />

fast fertig ist. In den nächsten 30 Jahren sollen weitere rund 150 Marine-<br />

und Zivilschiffe für das Königreich und für Exporte folgen.<br />

FOTOS: GEORG MADER, ROYAL NAVY NEWS<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


NEWS AUS DER SICHERHEITSBRANCHE<br />

„WIR RECHNEN NOCH IMMER MIT ÖSTERREICH“<br />

JAROMÍR LANG<br />

ist Chefdesigner des<br />

tschechischen Jet-<br />

Trainers Aero L-39NG.<br />

Der tschechische Flugzeughersteller Aero-Vodochody<br />

steckt mitten in der Produktion der ersten Exemplare<br />

seines Jet-Trainers L-39NG. Wir haben mit Chefdesigner<br />

Jaromír Lang über die beiden Erstkunden und weitere<br />

Absatz-Perspektiven gesprochen – auch in Österreich.<br />

Herr Lang, wir haben vor rund einem Jahr zuletzt miteinander<br />

gesprochen. Seitdem ist bei Aero-Vodochody viel<br />

geschehen.<br />

Wir haben eine neue Eignerstruktur und neue Köpfe im<br />

Spitzenmanagement sowie im Marketing und in der Kommunikation.<br />

Für uns im Engineering und in der Entwicklung<br />

hat sich aber kaum etwas geändert. Wir arbeiten ungestört<br />

an der Produktion und an den vertraglichen Anpassungen<br />

der neuen L-39NG-Maschinen für zwei Kunden.<br />

Vietnam und Ungarn?<br />

Genau, wir sind mitten in der Fertigung von je zwölf Maschinen<br />

für die beiden Länder. In Vietnam soll das erste<br />

Exemplar im Juli 2023 übergeben werden, im Juli 2024<br />

sollen dann auch die ersten beiden ungarischen Maschinen<br />

fertig sein. Damit ist das NG-Programm finanziell<br />

abgesichert. Das ist auch ein wichtiges Signal für potenzielle<br />

weitere Kunden, mit denen wir laufend sprechen …<br />

… wie beispielsweise Österreich?<br />

Ja. Wir glauben noch immer, dass es in Österreich Bedarf<br />

an einem unterstützenden zweiten Typ neben dem Eurofighter<br />

und als Alternative zum teuren und angeblich wenig<br />

zufriedenstellenden Auslandstraining gibt. Ob wir dann tatsächlich<br />

zu Gesprächen eingeladen werden, ist wie auch bei den anderen<br />

Ländern, mit denen wir sprechen, letztlich eine Sache des<br />

Wollens, aber auch der verfügbaren Budgets.<br />

Mit welchen Ländern spricht Aero-Vodochody aktuell?<br />

Meist bisherige L-39-Nutzer in Afrika, Südostasien oder frühere<br />

Sowjet-Nachfolgestaaten. Mit vielen davon verbinden uns jahrzehntelange<br />

Geschäftsbeziehungen und gerade in letzter Zeit<br />

haben wir verstärkt Augenmerk auf die MRO-Überholungen<br />

(Maintenance/Repair/Overhaul) von Hunderten in diesen<br />

Ländern noch immer fliegenden L-39 gemacht. Da haben wir<br />

beispielsweise gut mit Kasachstan, Usbekistan, Nigeria oder<br />

Äthiopien zusammengearbeitet. Davor auch schon mit Algerien,<br />

Tunesien, Thailand und anderen.<br />

Der L-39NG kann sowohl als Trainer als auch als leichter Kampfjet<br />

ausgeführt werden. Inwiefern lässt sich die Trainerversion<br />

nachträglich aufrüsten?<br />

Das ist relativ einfach, da wir alle Vorkehrungen getroffen haben,<br />

um eine spätere Bewaffnung möglichst einfach zu realisieren.<br />

Es braucht dafür nur das Waffenkontroll- beziehungsweise<br />

Außenlasten-Managementsystem sowie eine Verkabelung zu<br />

den Pylonen. Das ist designinhärent, aber alles bereits vorbereitet,<br />

das stellt keine große Herausforderung dar.<br />

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Nachtkampffähigkeit und während des<br />

Kampfes bei eingeschränkter Sicht. Das<br />

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kann ebenfalls als Handheld genutzt werden.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


0 4 4 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />

ALLES IM BLICK HABEN<br />

Integrierte Battle-Management-Systeme tragen weltweit in immer mehr Streitkräften<br />

zur Informationsüberlegenheit bei und ermöglichen eine reibungslose Zusammenarbeit<br />

in nationalen sowie multinationalen Operationen.<br />

Text: MORITZ KOLAR<br />

D<br />

ie Digitalisierung der<br />

Streitkräfte schreitet<br />

weltweit voran. Trotzdem<br />

ist insbesondere<br />

die Führungsfähigkeit<br />

der Landstreitkräfte<br />

nach wie vor eine große Herausforderung:<br />

Zum einen wird das von den<br />

Streitkräften geforderte Fähigkeitsprofil<br />

stetig breiter und komplexer – zum anderen<br />

haben sich jedoch die Führungsverfahren<br />

und -mittel in den vergangenen<br />

Jahrzehnten nur wenig verändert.<br />

Während die Fortschritte der Digitalisierung<br />

im stationären Bereich bereits<br />

deutlich sichtbar sind, so findet man diese<br />

bislang nur selten auf der mobilen<br />

taktischen Ebene. Die Gründe hierfür<br />

liegen oftmals in den widrigen Bedingungen<br />

für den Einsatz von IT-Systemen<br />

sowie der nur begrenzt verfügbaren<br />

Bandbreite für die Datenkommunikation.<br />

Breitbandige Kommunikationsmittel<br />

sind auf kommerziellen Märkten zwar<br />

generell verfügbar, für militärische Anwendungen<br />

fehlt jedoch häufig noch die<br />

Einsatzreife und die benötigte Resilienz.<br />

Battle-Management-Systeme stellen<br />

einen wesentlichen Beitrag der Digitalisierung<br />

des Gefechtsfelds dar. Sie unterstützen<br />

die Kommandanten auf der<br />

unteren taktischen Ebene im mobilen<br />

und abgesessenen Einsatz in ihren Entscheidungsprozessen<br />

– auch unter<br />

schwierigen Bedingungen. Dabei haben<br />

sie nicht den Anspruch, den kompletten<br />

Führungsprozess abzudecken, sondern<br />

beschränken sich auf die wesentlichen<br />

Funktionalitäten, die im Gefecht und im<br />

Einsatz benötigt werden: Die Darstellung<br />

der Eigenposition mit Orientierungshilfen<br />

auf digitalen Karten, Friendly<br />

Force Tracking, Lageführung und -darstellung,<br />

Operations- und Marschplanung,<br />

Befehlsgebung, Meldungsaustausch<br />

und Chat sowie Unterstützung<br />

bei logistischen Aufgaben. Spezifische<br />

NÜTZLICHE HILFE Battle-Management-Systeme unterstützen Kommandanten auf der taktischen<br />

Ebene und stellen auch im abgesessenen Einsatz ein gemeinsames Lagebild bereit.<br />

Funktionalitäten wie zum Beispiel der<br />

digitale Feuerkampf der Artillerietruppe<br />

sind entweder als Module oder als<br />

Functional Area Service abgebildet.<br />

Battle-Management-Systeme existieren<br />

bereits seit rund 20 Jahren und Projekte,<br />

welche die Entwicklung und Einführung<br />

solcher Systeme zum Ziel haben, werden<br />

aktuell weltweit vorangetrieben. Nicht<br />

immer verlaufen diese erfolgreich und<br />

viele Nationen scheitern an der technischen<br />

Komplexität. Die größten Hürden<br />

stellen sich dabei laut dem internationalen<br />

Softwareunternehmen Systematic<br />

im Bereich der taktischen Datenkommunikation<br />

sowie bei der Intraoperabilität<br />

mit nationalen IT-Systemen und im<br />

multinationalen Einsatz. Die damit verbundenen<br />

zeit- und kostenintensiven<br />

Entwicklungen können kaum durch<br />

eine einzelne Nation allein umgesetzt<br />

werden.<br />

Als Reaktion darauf hat Systematic<br />

marktverfügbare Applikationen entwickelt,<br />

welche seine C4I (Command,<br />

Control, Communication, Computer<br />

and Intelligence) Führungssoftware-<br />

Suite SitaWare um Applikationen für<br />

den mobilen und abgesessenen Einsatz<br />

ergänzen. Die Entwicklung orientierte<br />

sich dabei nicht an den Anforderungen<br />

einer einzelnen Nation, sondern hatte<br />

stets eine modulare und mit wenig Aufwand<br />

und Risiko skalierbare Integration<br />

in unterschiedlichen Streitkräften zum<br />

Ziel. Mit Erfolg: Mittlerweile nutzen<br />

mehr als 40 Nationen die Produkte der<br />

SitaWare-Suite, darunter viele europäische<br />

Länder und NATO-Mitglieder. Die<br />

wachsende User-Community garantiere<br />

laut Systematic „eine hohe Produktreife<br />

bei einer unerreichbaren Kosteneffizienz“.<br />

Neue Standards der NATO werden<br />

im Rahmen der kontinuierlichen<br />

Weiterentwicklung implementiert.<br />

FOTO: SYSTEMATIC<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


Held under the prestigious patronage of<br />

His Majesty King Hamad bin Isa Al Khalifa<br />

supported by the Royal Bahraini Air Force and Air Defense<br />

and Ministry of Transportation and Telecommunications<br />

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November 8, <strong>2022</strong> - Manama, Bahrain<br />

The 4th Manama Air Power Symposium (MAPS <strong>2022</strong>) has<br />

established itself as the most elite business-to-business event on<br />

the global airshows calendar with approximately 30,000 trade<br />

visitors in and billions of dollars’ worth of agreements signed.<br />

MAPS <strong>2022</strong> will bring together a select high-caliber audience of<br />

over 300 air force commanders and operators, policymakers,<br />

and industry leaders from over 25 countries for the most<br />

important regional air power conference in <strong>2022</strong>. Strategically<br />

timed to pre-curser BIAS, the theme for MAPS <strong>2022</strong> is “Air Power<br />

and Air Defense in the Era of Transformation, Automation and<br />

Integration,” where the one-day international conference will<br />

discuss the most pressing issues in air power and air defense<br />

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0 4 6 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />

MILITÄR AKTUELL AUF DER<br />

AIRPOWER <strong>2022</strong><br />

Bei der Airpower <strong>2022</strong> sorgten zahlreiche nationale und internationale Highlights<br />

für Nackenstarre und staunende Augen bei den knapp 300.000 Besuchern.<br />

Militär Aktuell war beim Mega-Flugevent mit einem eigenen Foto-, Video- und<br />

Redaktionsteam mittendrin statt nur dabei. Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />

as macht<br />

W<br />

Mann und<br />

Frau, wenn<br />

nur wenige<br />

Hundert Meter<br />

über uns Eurofighter,<br />

Gripen, Frecce Tricolori und<br />

Patrouille Suisse spektakuläre Manöver<br />

fliegen? Zuschauen und staunen. In<br />

unserem Fall: auf eine Pause warten!<br />

Wer eine Flugshow wie die Airpower<br />

noch nie aus nächster Nähe gesehen<br />

(und vor allem gehört!) hat, kann sich<br />

nicht vorstellen, wie laut die Triebwerke<br />

von Kampf- und Trainingsjets tatsächlich<br />

sind. Neben dem Gedonner<br />

ein Gespräch oder gar Video-Interviews<br />

zu führen, ist eine Herausforde-<br />

rung, die sich aber – das wissen wir<br />

jetzt – mit Geduld der Gesprächspartner<br />

und vielen kurzen Pausen meistern<br />

lässt. Viel wichtiger als das Wie sind<br />

aber sowieso gute Inhalte und davon<br />

produzierten wir auf der Airpower jede<br />

Menge (siehe Übersicht auf der rechten<br />

Seite).<br />

Unser Militär Aktuell-Team konnte auf<br />

der Airpower mit Verteidigungsministerin<br />

Klaudia Tanner ebenso sprechen<br />

wie mit den beiden Leonardo-Managern<br />

Mauro Delle Donne und Cesare<br />

Caccia. GD-Steyr-Geschäftsführer<br />

Martin Reischer, MBDA-Vertreter Thomas<br />

Schweyckart und Saab-Vertreter<br />

Christer Mehrabi Nord erklärten uns<br />

die mit Blickrichtung Drohnenabwehr<br />

und Short Range Air Defence konzipierten<br />

und auf der Airpower präsentierten<br />

neuen Pandur Evo-Modellvarianten.<br />

ARGE Sicherheit & Wirtschaft-<br />

Geschäftsführer Reinhard Marak führte<br />

uns mit Stationen bei den rot-weißroten<br />

Firmen Frequentis, Diamond<br />

Aircraft, Pankl Aerospace und Antemo<br />

durch die Technologieausstellung.<br />

Außerdem sprachen wir mit Florian<br />

Taitsch, Kommunikationschef der<br />

Eurofighter Jagdflugzeug GmbH sowie<br />

Aero-Vodochody-Verkaufsleiter Zdenek<br />

Hlacik. Last, but not least, holten<br />

wir auch OH-58 Kiowa-Pilotin Eva<br />

Berginc, Eurofighter-Pilot Patrick<br />

„Beauty“ Wöss und den schwedischen<br />

Gripen-Einsatzpiloten Henrik „Sunshine“<br />

Björling vor die Kamera.<br />

FOTOS: BUNDESHEER/TRIPPOLT, BUNDESHEER, MILITÄR AKTUELL, JÜRGEN ZACHARIAS<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


AIRPOWER <strong>2022</strong><br />

Unsere Videos von der Airpower findet ihr<br />

auf www.militaeraktuell.at und in unserem<br />

Youtube-Kanal. Mit den QR-Codes auf<br />

dieser Seite geht es aber auch direkt zu<br />

den Beiträgen.<br />

Die Highlights<br />

der Airpower<br />

Im Gespräch mit …<br />

… Verteidigungsministerin<br />

Klaudia Tanner über ...<br />

... die Bedeutung der Airpower für das<br />

Bundesheer und die neuen AW169-Hubschrauber<br />

der rot-weiß-roten Streitkräfte.<br />

… Florian Taitsch, Kommunikationschef<br />

der Eurofighter<br />

Jagdflugzeug GmbH, über ...<br />

... das „Volksfest“ Airpower und laufende<br />

Modernisierungen beim Eurofigter.<br />

Die bereits zehnte Auflage der Airpower am<br />

Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg bot<br />

den knapp 300.000 Besuchern zahlreiche<br />

Highlights. Dazu zählten spektakuläre Vorführungen<br />

in der Luft ebenso wie Militärflugzeug-Raritäten<br />

im Static Display.<br />

GDELS-Steyr:<br />

Die neuen<br />

Pandur-<br />

Versionen<br />

… den beiden Leonardo-<br />

Managern Mauro Delle Donne<br />

und Cesare Caccia über ...<br />

... den AW169-Hubschrauber des Heeres<br />

und den M-346 Advanced Jet Trainer.<br />

… Aero Vodochody-Verkaufsleiter<br />

Zdenek Hlacik über ...<br />

... den neuen L-39NG und warum der Jet<br />

Trainer eine gute Lösung für das österreichische<br />

Bundesheer wäre.<br />

… Gripen-Pilot Henrik<br />

„Sunshine“ Björling über ...<br />

... das „unbeschreibliche“ Fluggefühl im<br />

Saab Gripen und wie man Einsatzpilot bei<br />

der schwedischen Luftwaffe wird.<br />

Mit Blickrichtung Drohnenabwehr und Short<br />

Range Air Defence präsentierten GD-Steyr-<br />

Geschäftsführer Martin Reischer sowie Vertreter<br />

von Saab und MBDA zwei neue Varianten<br />

des Pandur Evo mit dem Radarsystem<br />

Giraffe und dem Luftabwehrsystem Mistral.<br />

Rundgang<br />

durch die<br />

Technologieausstellung<br />

... Eurofighter-Pilot<br />

Patrick „Beauty“ Wöss über ...<br />

... seine Faszination für den Beruf des Kampfjet-Piloten,<br />

die Vorzüge seines Fluggeräts<br />

und warum sein Rufname „Beauty“ lautet.<br />

... OH-58 Kiowa-Pilotin<br />

Eva Berginc über ...<br />

... ihre Begeisterung für die militärische Fliegerei,<br />

Nachtflüge in Norwegen und warum sie<br />

weiterhin eine Karriere beim Heer anstrebt.<br />

Wir haben mit Reinhard Marak, Geschäftsführer<br />

der ARGE Sicherheit & Wirtschaft in<br />

der WKÖ, der Technologieausstellung einen<br />

Besuch abgestattet. Dabei haben wir bei<br />

Airborne Technologies, Pankl Aerospace,<br />

Antemo und Frequentis Station gemacht.<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


FOTOS:RAFAEL, GEORG MADER<br />

0 4 8 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />

NEUE AUGEN FÜR<br />

UNSERE EUROFIGHTER?<br />

Das Heer hat eine Grundsatzentscheidung getroffen: Der Eurofighter soll weiterhin<br />

das Rückgrat der rot-weiß-roten Luftstreitkräfte bilden und dafür mit neuen<br />

Komponenten aufgerüstet werden. Dazu dürfte auch der Zielbeleuchtungs- und<br />

Darstellungsbehälter Litening V von Rafael aus Israel gehören. Ein Gespräch mit<br />

Rafael-Vice-President Gideon Weiss.<br />

Interview: GEORG MADER<br />

err Weiss, was genau<br />

kann der Lite-<br />

H<br />

ning V und worin<br />

unterscheidet sich<br />

das System von seinen<br />

Vorgängern?<br />

Wir haben mit dem Litening V eine<br />

neue Version unserer bewährten Zielbeleuchtungs-<br />

und Darstellungsbehälter-<br />

Familie vorgestellt, die neue Fähigkeiten<br />

wie beispielsweise ein Synthetic Aperture<br />

Radar bietet. Damit machen wir den<br />

Litening V zu einem Allwetter-Ziel-Pod,<br />

der Kampfflugzeugen die Zielerfassung<br />

sowie -erkennung deutlich erleichtert<br />

und beides über größere Gebiete hin<br />

ermöglicht. Die Piloten können damit<br />

Bedrohungen durch bodengebundene<br />

Luftabwehr deutlich reduzieren.<br />

Was ist sonst noch neu?<br />

Das System verfügt nun auch über<br />

einen verbesserten Mittelwellen- und<br />

Kurzwellen-FLIR mit großer Apertur<br />

von 1,2 K × 1,2 K und HD-Farbbilder<br />

bei Tag. Es stützt sich auf visuell-optische<br />

und verschiedene Infrarotsensoren,<br />

bietet echte Multispektralfähigkeit<br />

und fortschrittliche Bildverarbeitung.<br />

Dadurch verbessert sich die Leistung<br />

bei eingeschränkten Sichtverhältnissen<br />

und es wird die Arbeitsbelastung des<br />

Bedieners oder Piloten durch Prozessautomatisierung<br />

bei der Zielerkennung<br />

und -verfolgung verringert. Zusätzlich<br />

zu seiner neuen Stand-off-Leistung<br />

verbessert der Litening V auch die sogenannte<br />

„Stand-in-Fähigkeit“, insbe-<br />

sondere gegen komplexe gegnerische<br />

Ausrüstung mit geringer Signatur.<br />

Der „5er“ erweitert unter dem Strich<br />

also die Einsatzflexibilität?<br />

Und das beträchtlich. Der Litening V<br />

ist nicht mehr nur ein Zielbehälter,<br />

sondern ein echtes Intelligence,<br />

Surveillance, Target-Acquisition and<br />

Reconnaissance (ISTAR)-System. Das<br />

macht ihn auch für neue potenzielle<br />

Nutzer interessant.<br />

Ein möglicher neuer Nutzer ist auch<br />

das Bundesheer. Hierzulande wäre<br />

aber die Integration in ältere Tranche-<br />

1-Eurofighter notwendig. Wie ließe<br />

sich das technisch realisieren?<br />

Im Moment ist die Kompatibilität ab<br />

Tranche 2 gegeben, aber die Fähigkeit<br />

WEITBLICK Von den Möglichkeiten des<br />

Litening V würden nicht nur die Luftstreitkräfte<br />

profitieren, sondern auch die Bodentruppen.<br />

auch zur Einrüstung auf Tranche 1<br />

existiert definitiv. Die offene Architektur<br />

des Belälters erlaubt eine derartige<br />

Integration, die notwendigen Änderungen<br />

am Flugzeug bleiben dabei auf<br />

ein Minimum beschränkt.<br />

Sie sprechen von einer Integration<br />

beispielsweise über Databus 1553?<br />

Ja genau, das entsprechende Interface<br />

ist im Flugzeug ja bereits vorhanden.<br />

Vereinfacht gesagt ist deshalb zur Integration<br />

vom Flugzeughersteller nur<br />

eine Kabel-Signalübertragung zu den<br />

Bildschirmen im Cockpit herzustellen.<br />

Was leistet der Behälter alleine ohne<br />

ergänzende Flugzeugsysteme, speziell<br />

auch mit Fokus auf die Zielerkennung<br />

bei Dunkelheit?<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


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INTERVIEW<br />

Die verwendeten Sensoren ermöglichen<br />

ein Erfassen, Verfolgen und<br />

Verifizieren von Zielen bei Tag und bei<br />

Nacht über sehr große Distanzen hinweg<br />

– auch ohne ergänzende Hardware<br />

am Fluggerät.<br />

Was sind „große Distanzen“ konkret?<br />

Definitiv mehr als 100 Kilometer. Das<br />

System baut auf einem 16-Inch-Sensor<br />

(40 Zentimeter) mit guter Auflösung<br />

und hoher Sensitivität auf. Durch diese<br />

große Apertur ergibt sich die angesprochene<br />

Langstreckenfähigkeit, übrigens<br />

für Boden- ebenso wie für Luftziele.<br />

Das bedeutet: Wenn man Luft -<br />

polizeiaufgaben erfüllen will, muss<br />

man nicht mehr nahe an ein Ziel heranfliegen,<br />

um es identifizieren und<br />

verfolgen zu können. Zudem können<br />

niedrig und sehr niedrig fliegende<br />

Kontakte erfasst werden, also beispielsweise<br />

kleine Flugzeuge oder<br />

Drohnen. Dazu kommen ergänzend<br />

ein Kurz-, Mittel- und Langwellen-Infrarotsensor,<br />

sowie ein Lasermarkierer<br />

zur Zielmarkierung und ein Laser-Beleuchter<br />

zur Unterstützung der eigenen<br />

Bodentruppen.<br />

Besteht für alle diese Fähigkeiten die<br />

Möglichkeit des Abgleichs mit oder<br />

der Speicherung in einer Art Signalbibliothek?<br />

Dank der hohen Auflösung sieht der<br />

Pilot das Ziel und wie es sich verhält<br />

und natürlich ist auch der Abgleich<br />

mit Datenbanken möglich. Allerdings<br />

liegt es nicht an uns, solche Datenbanken<br />

bereitzustellen – wobei<br />

wir natürlich bei der Einrichtung<br />

gerne behilflich<br />

sind. Unabhängig davon ist<br />

der Behälter auch für den<br />

Einsatz künstlicher Intelligenz<br />

zur Speicherung von<br />

Luft- oder Bodenzielen sowie<br />

weiteren Funktionen<br />

und Aufgaben eingerichtet.<br />

IM GESPRÄCH<br />

Rafael Vice<br />

President Gideon<br />

Weiss (rechts)<br />

mit Militär Aktuell-<br />

Redakteur Georg<br />

Mader.<br />

Können die vom Behälter<br />

gesammelten Signale auch<br />

in andere Systeme integriert<br />

oder beispielsweise via<br />

Datalink übertragen werden?<br />

Es gibt insgesamt drei Wege zur<br />

Connectivity moderner Kampfflugzeuge.<br />

Erstens können – ganz unabhängig<br />

vom Behälter – Sensordaten<br />

zwischen Flugzeugen übertragen und<br />

ausgetauscht werden. Zweitens gibt es<br />

die Möglichkeit, beispielsweise den<br />

Datalink ROVER (Remotely Operated<br />

Video Enhanced Receiver) für die<br />

Übertragung zu Bodenstationen und<br />

Bodeneinheiten zu nutzen. Und drittens<br />

bietet auch der Behälter selbst<br />

enorme Potenziale.<br />

Inwiefern?<br />

Dank der Miniaturisierung der Sensoren<br />

wurde intern viel Volumen frei,<br />

statt vier Elektronik-Baueinheiten benötigen<br />

wir jetzt nur zwei. Der gewonnene<br />

Platz kann – abhängig von Kundenwünschen<br />

– für zusätzliche Fähigkeiten<br />

genutzt werden, etwa für EloKa,<br />

für ELINT, SIGINT oder für ein Radar<br />

mit synthetischer Apertur. Für Letzteres<br />

haben wir die Zugangsklappe in<br />

eine Antenne umgewandelt. Der Kunde<br />

erhält damit unter dem Strich ein<br />

beträchtliches Erweiterungspotenzial<br />

– auch im Hinblick auf künftige Erfordernisse.<br />

Und all das, ohne in die<br />

Systeme des Flugzeuges eingreifen<br />

zu müssen.<br />

Abschließend: Kann der Litening V<br />

auch für Fähigkeiten zur klassischen<br />

abbildenden Aufklärung genutzt werden,<br />

also ähnlich wie beim Recce Lite-<br />

Behälter ihres Unternehmens?<br />

Das ist bis zu einem gewissen Grad<br />

möglich. Während mit Recce Lite aber<br />

eine sehr hochauflösende Digitalfotografie<br />

bei Tag und Nacht möglich ist,<br />

ginge Ähnliches beim Litening V nur<br />

mit geringerer Auflösung. Das genügt<br />

sicherlich für die heimische Luftüberwachung,<br />

klassische Kartierungen sind<br />

damit aber nicht möglich.<br />

ALLEN STRAPAZEN GEWACHSEN!<br />

Der Militär-Handschuh „THOR II“ von Eska wurde für den uneingeschränkten Waffengebrauch<br />

entwickelt und bietet mit seinen flammhemmenden Hightech-Materialien, Lederverstärkungen<br />

und Protektoren besten Schutz. Er erreicht die höchste Schnittfestigkeit<br />

nach EN 388 und ist äußerst strapazierfähig. Das Grip Digitalleder zeichnet für das<br />

fantastische Griffgefühl verantwortlich und wirkt wie eine zweite Haut. Top sind beim<br />

„THOR II“ auch der Pulsschutz und das antibakterielle Futter aus Kevlar® Gestrick mit<br />

Glasfasern. Der Handballen- und der D30 Knöchelprotektor sorgen dafür, dass Einsatzkräfte<br />

perfekt ausgerüstet sind. Bestens bewährt hat sich die Touchscreen-Technologie.<br />

Mit hauseigener Näherei und europäischer Produktion wird Eska höchsten Qualitätsanforderungen<br />

gerecht. Spezifische Kundenwünsche - wie etwa die Abänderung von<br />

Knöchel-, Fingerprotektoren und Patches - sind eine Spezialdisziplin von Eska.<br />

Mehr auf www.eskagloves.com<br />

Der „THOR II“<br />

von ESKA<br />

für uneingeschränkten<br />

Waffengebrauch!


UNBEATABLE COMBINATION<br />

The new generation military multi-mission transport aircraft<br />

C-390 Millennium is the answer to the 21st-century demands, with<br />

unrivaled mobility and operational flexibility in a single platform.<br />

C-390 Millennium provides optimal fleet performance, generated by<br />

a cost-effective combination of high availability and productivity.<br />

35.05m = 115ft<br />

> RAPID RECONFIGURATION AND THE LATEST TECHNOLOGY<br />

> OPERATIONAL EFFICIENCY AND LOW LIFE-CYCLE COSTS<br />

> SPEED IN THE AIR AND FASTER TURNAROUNDS<br />

CONTINUOUS<br />

WIDTH<br />

MISSION MODULES<br />

ONE AIRCRAFT, MANY CAPABILITIES<br />

AERIAL ASSAULT<br />

AERIAL FIREFIGHTING<br />

35.20m = 115ft 5in<br />

AERIAL RESUPPLY<br />

SEARCH AND RESCUE<br />

SPECIAL OPERATIONS<br />

HUMANITARIAN AID<br />

MEDICAL EVACUATION<br />

AIR-TO-AIR REFUELING<br />

LOAD<br />

ENVELOPE<br />

2.95m<br />

9ft 8in<br />

3.20m = 10ft 6in<br />

12.70m = 41ft 8in<br />

18.50m = 60ft 8in<br />

3.93m = 12ft 11in<br />

HARSH ENVIRONMENT ALL WEATHER DUAL CERTIFIC<br />

The C-390 Millennium operates<br />

from the hot and humid Amazon<br />

forest down to the freezing cold<br />

Antarctic continent, as well as in<br />

hot and sandy desert conditions.<br />

Designed for extreme<br />

climates, from negative<br />

temperatures to a desert heat.<br />

Combining the effo<br />

of both civil and mil<br />

airworthiness autho<br />

2.95m<br />

9ft 8in<br />

LOAD<br />

ENVELOPE<br />

REFUELING POD<br />

Quick reconfiguration to a tactical tanker aircraft,<br />

capable of air-refueling both fixed wing and<br />

helicopters with up to 400 US gal/min.<br />

3.45m = 11ft 4in<br />

NO SCHEDULED AIRFRAME<br />

DEPOT LEVEL MAINTENANCE<br />

Routine check:<br />

Every 14 days of operation<br />

~4 man-hours<br />

Intermediate checks:<br />

600 FH or 12 months ~12 days<br />

Basic checks:<br />

60 months ~25 to 40 days<br />

SELF PROTECTION SUITE<br />

A complete self-protection suite (SPS)<br />

increases survivability levels with detection<br />

and countermeasures with 360º coverage.<br />

CARGO RAMP<br />

Loading and unloadin<br />

the market's most adva<br />

and aerial delivery syst


THE MOST COMPREHENSIVE FLEXIBILITY<br />

C-390 is capable of transporting a maximum of 50,706 lb (23,000 kg) of<br />

distributed loads and a maximum concentrated load of 57,320 lb (26,000 kg)<br />

PARATROOPERS<br />

Capacity for 64 fully equipped<br />

paratroopers or 80 troops<br />

SEMI-PREPARED<br />

RUNWAYS<br />

LIGHT AND<br />

HEAVY VEHICLES<br />

Capacity for 3 to 4 light<br />

vehicles or 1 to 2 heavy vehicles<br />

PALLETS<br />

Capacity for 7x 463L pallets<br />

or 24x CDS 48”x48“ packages<br />

HELICOPTERS<br />

Capacity for one Black<br />

Hawk or similar<br />

size helicopter<br />

MEDEVAC STRETCHERS<br />

Capacity for 74 litters with<br />

8 attendants or 50 litters<br />

and 36 pax<br />

ATION<br />

rts<br />

litary<br />

rities.<br />

DAMAGE TOLERANT DESIGN<br />

Modern structural design.<br />

Strong and durable airframe.<br />

IAE V2500 ENGINE<br />

Minimum FOD ingestion.<br />

Optimum position (high ground<br />

clearance and forward mounted).<br />

Wide chord metallic fan blades.<br />

Part 33 Certified Engine.<br />

REFUELING PROBE<br />

Allows the C-390 to be<br />

refueled in flight.<br />

FLY-BY-WIRE<br />

Latest generation flight<br />

control system.<br />

AVIONICS<br />

Fully interactive and CNS/ATM compliant delivers<br />

intuitive Human Machine Interfaces, enhancing<br />

productivity and safety.<br />

EO/IR<br />

State-of-the-art<br />

Electro-Optical Sensor.<br />

Use this QR Code to<br />

download the C-390<br />

Millennium brochure.<br />

g ramp equipped with<br />

anced cargo handling<br />

tem.<br />

SEMI-PREPARED AND<br />

DAMAGED AIRFIELD OPERATION<br />

Worst Semi-Prepared and Damaged<br />

Runway from MIL-B-8866B.<br />

LANDING GEAR<br />

Designed to operate on low<br />

resistance airfields (CBR-4),<br />

brake-by-wire, wheel-by-wheel.<br />

c-390.com


0 5 0 S C H L U S S P U N K T<br />

PUTIN:MEHR<br />

HASARDEUR<br />

ALS STRATEGE<br />

Moskaus Krieg gegen die Ukraine verläuft ganz und gar nicht nach den Vorstellungen von<br />

Wladimir Putin. Noch gibt sich Russlands Präsident äußerlich zwar souverän und gelassen. Doch<br />

es mehren sich die Zeichen, dass er sein Land mit seinem Vorgehen in eine strategische Sackgasse<br />

führt. Eine aktuelle Analyse von Sicherheitspolitik-Experte Brigadier a. D. Walter Feichtinger.<br />

Mit der kürzlich erfolgten Teilmobilmachung<br />

möchte Wladimir<br />

Putin Stärke und Entschlossenheit<br />

demonstrieren. Es geht ihm darum,<br />

ein militärisches Desaster in der Ukraine<br />

zu vermeiden. Dafür ist die Behauptung<br />

der eroberten Gebiete von größter Bedeutung.<br />

Mit Fortdauer des Kriegs verschlechtert<br />

sich allerdings die geostrategische<br />

Lage Russlands. Die täglichen<br />

Kriegskosten steigen rasant, während<br />

die „Melkkuh Europa“ als wichtigster<br />

Gas- und Ölabnehmer seine Abhängigkeit<br />

radikal reduziert. Alternative Käufer<br />

wie China und Indien übernehmen zwar<br />

einen geringen Teil der Lieferungen,<br />

allerdings mit starken Rabatten – auf<br />

Dauer kein gutes Geschäft für Moskau.<br />

Zudem schaden die westlichen Sanktionen<br />

Russland bereits enorm, die Automobilindustrie<br />

stöhnt, der Flugverkehr<br />

kommt immer mehr zum Erliegen. Auch<br />

der Exodus von Zigtausenden IT-Experten<br />

wird die Wirtschaft empfindlich treffen.<br />

Der Krieg könnte Russland in seiner<br />

ökonomischen und technologischen Entwicklung<br />

um Jahrzehnte zurückwerfen.<br />

Selbst Putins Hoffnung, geopolitisch<br />

punkten zu können, erweist sich zunehmend<br />

als Irrtum. China und Indien verhängen<br />

zwar keine Sanktionen gegen<br />

Russland. Sie lassen aber den Kreml, wie<br />

zuletzt beim ostasiatischen Wirtschaftsgipfel<br />

oder beim Treffen der Schanghaier<br />

Organisation für Zusammenarbeit<br />

(SCO), wissen, dass sie den Krieg ablehnen.<br />

China übernimmt dabei immer<br />

stärker die Führungsrolle im zentralasiatischen<br />

Raum und degradiert Moskau<br />

zum abhängigen Juniorpartner. Dazu<br />

fügt sich das Imagedesaster der russischen<br />

Armee. Ihr bisheriger Nimbus von<br />

Überlegenheit schwindet zusehends.<br />

Damit verliert Russland jedoch an<br />

Abschreckungswirkung, der Einfluss als<br />

Ordnungsmacht im Raum der ehemaligen<br />

Sowjetunion nimmt ab. Dass<br />

Europa nun im NATO-Rahmen verstärkt<br />

gegen ein feindliches Russland aufrüstet,<br />

sei nur der Vollständigkeit halber<br />

angeführt.<br />

„Mit der Teilmobilmachung<br />

riskiert Putin,<br />

den Rückhalt in der<br />

Bevölkerung zu<br />

verlieren.“<br />

Noch nicht absehbar sind die innenpolitischen<br />

Auswirkungen des militärischen<br />

Misserfolgs und der holprigen Teilmobilmachung.<br />

Putin kann rasch in Bedrängnis<br />

geraten, wenn herzeigbare politische<br />

und militärische Erfolge ausbleiben,<br />

aber immer mehr Särge mit gefallenen<br />

Soldaten nach Hause kommen.<br />

Warum also riskiert Russlands Präsident,<br />

sein Land zum internationalen Paria zu<br />

machen und wirtschaftlich massiv zu<br />

schaden? Selbst wenn er Teile der<br />

Ukraine annektiert – das bringt keinen<br />

Frieden. Die Ukraine wird dagegen<br />

ankämpfen und Russland zwingen, auf<br />

lange Zeit erhebliche wirtschaftliche<br />

und militärische Ressourcen aufzuwenden,<br />

um sich zu halten.<br />

Russlands Präsident forciert also einen<br />

Krieg, der einen sehr hohen Preis abverlangt.<br />

Er beraubt sich der vitalen Einnahmen<br />

aus den Energielieferungen nach<br />

Europa sowie westlicher Technologie,<br />

während die Abhängigkeit vom übermächtigen<br />

Partner China steigt. Mit der<br />

Teilmobilmachung riskiert er nun auch,<br />

den Rückhalt in der eigenen Bevölkerung<br />

zu verlieren. Das ist weniger Staatskunst<br />

oder strategische Brillanz, vielmehr erweckt<br />

es den Eindruck von politischem<br />

Hasardieren.<br />

Brigadier a. D. Walter Feichtinger ist<br />

Präsident des Center for Strategic<br />

Analysis (CSA).<br />

FOTOS: BUNDESHEER/MINICH, GETTY IMAGES<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L


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ZWEI SEELEN<br />

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M-346FA<br />

Der M-346 ist ein äußerst kosteneffizienter Jet-Trainer der nächsten Generation, der bei großen<br />

Luftstreitkräften weltweit in Betrieb ist. In der Fighter Attack Version M-346FA ist er auch ein<br />

leistungsstarkes leichtes Kampfflugzeug mit Bordradar, das sich gleichermaßen für Luft-Luft und<br />

Luft-Boden-Szenarien mit präzisionsgelenkter Munition, sowie für die taktische Luftbild-Aufklärung eignet.<br />

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