40 Jahre zeka: - zeka, Zentren körperbehinderte Aargau
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Ein Tag im Leben von…<br />
… Gabriela Wiklund<br />
Verflixt, schon 7.15 h. Meine Familie<br />
sitzt noch am Frühstückstisch. Schnell<br />
gebe ich letzte Anweisungen.<br />
Mit dem Roller bin ich in 15 Minuten im<br />
Zeka in Aarau. Wie die anderen MitarbeiterInnen<br />
leere ich zuerst mein Fach.<br />
Neben dem Sekretariat sehe ich die Tafel<br />
durch. Noch ist kein Kind abgemeldet.<br />
Auf dem Gang treffe ich eine Kollegin.<br />
Wir unterhalten uns kurz, dann<br />
steige ich die Treppe hinunter zum Therapiebad.<br />
Hier bin ich die Erste. Ich<br />
knipse das Licht an und öffne die Rollläden.<br />
Nach dem Umziehen lege ich<br />
sechs Bälle auf den Beckenrand. Die<br />
anderen Schwimmfrauen sind inzwischen<br />
auch schon bereit. Fünf Schüler<br />
und eine Schülerin beleben den Raum.<br />
In spielerischer Form üben wir für das<br />
Pinguinabzeichen.<br />
Als Düsenjet gleiten wir auf dem Wasser.<br />
Wir verändern den Motor des<br />
Flugzeuges und schon schwimmen<br />
alle mit Beinantrieb. Das Rotieren der<br />
Flügel führt zum Armzug. Mit einer<br />
seitlichen Rolle wechseln wir von der<br />
Bauch- in die Rückenlage. Freies Atmen<br />
wird möglich. Schwimmen bedeutet<br />
Unabhängigkeit von Betreuern<br />
und Hilfsmitteln. Im Wasser sind wir<br />
frei von Schienen, Krücken, Rollstühlen,<br />
Korsetts … Die Stabilisation der<br />
Lage aber erfordert gezielte Anspannung<br />
von Rumpfmuskulatur. Schaffen<br />
es unsere Flugzeuge, die Bälle durchs<br />
Wasser zu dirigieren? Die Kinder sind<br />
eifrig dabei; ein neues Spiel beginnt.<br />
Und dann ist es Zeit, sich umzuziehen.<br />
In der Pause berichte ich der Klassenlehrerin<br />
von der Lektion.<br />
Erst am Nachmittag habe ich die<br />
nächste Klasse zu unterrichten. Ich<br />
setze mich auf meinen Roller und<br />
fahre auf dem Rückweg beim Lebensmittelgeschäft<br />
vorbei. Zu Hause lasse<br />
28 2/06<br />
ich die Hunde in den Garten, räume<br />
die eingekauften Sachen in den Kühlschrank,<br />
drücke auf den Knopf der<br />
Kaffeemaschine und schmuse mit unseren<br />
Huskies. Am Computer lese ich<br />
die E-Post und bestelle die Schwimmabzeichen<br />
für alle Klassen. Zum Mittagessen<br />
koche ich ein feines Gemüserisotto.<br />
Kaj, Kim und Lyn kommen um<br />
fünf nach zwölf nach Hause. Leider<br />
müssen sie um eins wieder los, dabei<br />
haben sie so viel zu erzählen.<br />
Wenn sie alle wieder aus dem Haus<br />
sind, wasche ich ab. Mit den Hunden<br />
walke ich eine Stunde durch den<br />
Wald. (Eigentlich lasse ich mich von<br />
den vier Vierbeinern ziehen.) Noch<br />
reicht es für eine Tasse Kaffee. Meine<br />
Jüngste trifft ein und setzt sich an ihre<br />
Hausaufgaben. Ich packe meine Tasche<br />
und fahre nach Aarau.<br />
Nun haben die BWS-Schüler schwimmen.<br />
Im Hallenbad sind wir zu Beginn<br />
alleine. So verteilen wir uns beim Einschwimmen<br />
auf alle Bahnen. Ausdauer<br />
stärkt die Herzkreislauftätigkeit,<br />
was den Stoffwechsel anregt und dies<br />
wiederum stärkt das Immunsystem.<br />
Jeder hat seinen eigenen Schwimmstil.<br />
Wir arbeiten an der Effizienz, wollen<br />
mit weniger Aufwand weiter,<br />
schneller schwimmen und dabei sparsamer<br />
unsere Energie nutzen. Schon<br />
bald ist das Bad mit Schülern der Kantonsschule<br />
bevölkert. Wir ziehen uns<br />
auf eine Bahn zurück. «Streck beim<br />
Kraulen die Zehen und schon kommst<br />
du vorwärts. Ziehst du sie in Richtung<br />
Knie, bleibst du an Ort oder schwimmst<br />
gar rückwärts.» Immer wieder sind die<br />
Jugendlichen erstaunt, dass es tatsächlich<br />
klappt.<br />
Wir wechseln ins Nichtschwimmerbecken,<br />
wo ein Gymnasiast nervös hin<br />
und her läuft. Er getraut sich nicht,<br />
sich aufs Wasser zu legen. Gut, bietet<br />
Zeka schon ab Kindergartenstufe<br />
Wasserlektionen an, denn Schwimmen<br />
bedeutet auch Integration. Wir<br />
stellen die Tore auf und spielen Wasserball.<br />
Hier können sich alle austoben.<br />
Die Verletzungsgefahr ist geringer,<br />
da man nicht richtig umfällt. Um<br />
17.30 h müssen unsere Schüler zurück<br />
ins Internat.<br />
Mein Arbeitstag ist noch nicht zu<br />
Ende. Von 18.00 bis 20.<strong>40</strong> h erteile<br />
ich im Therapiebad des Kantonsspitals<br />
noch fünf Lektionen Wassergymnas-<br />
tik für die aargauische Rheumaliga.<br />
Endlich kann ich nach Hause. Mein<br />
Mann ist mit den Hunden draussen und<br />
unsere Kinder liegen bereits im Bett.<br />
Trotzdem schleiche ich mich in ihre Zimmer.<br />
Sie sind noch wach. Wir besprechen,<br />
was wir am morgigen freien<br />
Nachmittag unternehmen wollen.<br />
Gabriela Wiklund ist Fachlehrerin Schwimmen<br />
in Aarau.