»feine adressen – finest« – Edition Reutlingen/Tübingen/Zollernalb III/2022
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Herrin der Fliegen<br />
und Zebrafische<br />
Ihre Studien zu Drosophila-Fliegen brachten ihr den Nobelpreis für Medizin ein, und selbst im<br />
Ruhestand forscht Christiane Nüsslein-Volhard weiter. Sie feiert dieses Jahr ihren 80. Geburtstag.<br />
Doch der 1942 in Heyrothsberge nahe Magdeburg geborenen<br />
Entwicklungsbiologin Christiane Nüsslein-Volhard<br />
und ihren Mitarbeitern ist es unter anderem zu verdanken,<br />
dass bestimmte Gene und dementsprechend deren Proteine<br />
nach Backwaren oder süddeutschen Spezialitäten benannt<br />
wurden, diese somit in der internationalen Nomenklatur<br />
gelistet sind nebst Cactus, Easter, Snake, Pipe und Pelle.<br />
Was es damit im Detail auf sich hat, erklärt Nüsslein-<br />
Volhard zum Beispiel in einem Übersichtsartikel, der in<br />
diesem Frühjahr im Fachjournal „Trends in Genetics“ erschienen<br />
ist und sich einer wortwörtlich tollen Geschichte<br />
widmet: dem Einfluss des Toll-Gens auf Fliegenembryonen.<br />
Auch in diesem Fall war sie Taufpatin, zusammen mit dem<br />
amerikanischen Molekularbiologen Eric F. Wieschaus, als<br />
eine „amazing“, sprich toll geformte weibliche Drosophila-<br />
Mutante 1980 zufällig zur Entdeckung eines der für die<br />
Entwicklung entscheidenden Gene führte, die ihnen fünfzehn<br />
Jahre später <strong>–</strong> gemeinsam mit Edward B. Lewis <strong>–</strong> den<br />
Nobelpreis für Medizin bescheren sollten.<br />
FOTOS: PICTURE ALLIANCE, Archiv / unknown<br />
finanziell zu unterstützen. Sie sollen sich bei der Hausarbeit<br />
oder der Kinderbetreuung helfen lassen, denn im Labor<br />
wird in der Regel Höchstleistung erwartet. Aber die<br />
Nobelpreisträgerin ist auch für ihre Strenge bekannt und<br />
dafür, dass sie nicht davor zurückschreckt, ihre nicht immer<br />
mehrheitsfähige Meinung öffentlich zu vertreten, zum<br />
Beispiel als Mitglied im Nationalen Ethikrat.<br />
Aufgewachsen in Frankfurt am Main hatte sie das Biochemie-<br />
Studium erstmals nach <strong>Tübingen</strong> geführt, und nach Stationen<br />
in Basel, Freiburg und Heidelberg, kehrte sie im Jahr 1981 in<br />
die schwäbische Universitätsstadt zurück. Vom Europäischen<br />
Laboratorium für Molekularbiologie, EMBL, ging sie damals<br />
zunächst ans Friedrich-Miescher-Laboratorium.<br />
Zwar widmet sich Nüsslein-Volhard mittlerweile viel<br />
öfter ihren Hobbys, dem Musizieren, Singen und der<br />
Gartenarbeit, aber selbst im Ruhestand forscht sie nach<br />
wie vor weiter an jenem Tübinger Max-Planck-Institut,<br />
an dem sie von 1985 bis 2014 als Direktorin wirkte und<br />
über Tausende Aquarien herrschte. Christiane Nüsslein-<br />
Volhard feierte am 20. Oktober ihren 80. Geburtstag.<br />
Christiane Nüsslein-Volhard nähert sich der<br />
Biologie mit der Strenge einer Wissenschaftlerin<br />
und der Sensibilität einer Künstlerin.<br />
»Spätzle und Weckle<br />
standen Pate für<br />
Gen-Bezeichnungen.«<br />
Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard wird 80.<br />
D<br />
ass die Expertise für Windbeutel, Weckle, Krapfen<br />
und Spätzle in einem Forschungslabor gefragt sein<br />
kann, dürfte all jene überraschen, die sich noch nie mit molekularer<br />
Genetik befasst haben. Und die Drosophila vermutlich<br />
für eine reine Küchenplage halten, die kleine Fliege<br />
also bisher nicht als Studienobjekt schätzen gelernt haben.<br />
Bis heute ist Christiane Nüsslein-Volhard die einzige<br />
deutsche Wissenschaftlerin, die in dieser Sparte mit dem<br />
Nobelpreis geehrt wurde, und eine von nur zwölf Frauen<br />
unter den mittlerweile 225 Auserkorenen. Ihre Mutter<br />
war Kindergärtnerin, der Vater Architekt; sie wuchs mit<br />
vier Geschwistern in einer stark von Kunst und Musik<br />
geprägten Familie auf und hat keine eigenen Kinder.<br />
Ihr Neffe Benjamin List teilt jedoch die Leidenschaft<br />
für Naturwissenschaften, und 2021 wurde er mit dem<br />
Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.<br />
Da die „Herrin der Fliegen“, wie sie oft genannt wird, obwohl<br />
sie sich seit geraumer Zeit intensiv mit Zebrafischen<br />
beschäftigt, aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig es<br />
ist, als Frau eine wissenschaftliche Kariere anzustreben, rief<br />
sie 2004 eine Stiftung ins Leben, um junge Forscherinnen<br />
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IM KERN DES RTunlimited-AREALS <strong>–</strong><br />
IM dem KERN neuen DES Industriepark RTunlimited-AREALS für Technologien <strong>–</strong> der Zukunft!<br />
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Hier finden Sie starke<br />
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