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museenkoeln DasMagazin 2_/22

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wurde, die aus ihren Wohnungen geworfen<br />

wurden, deren Hab und Gut an<br />

bombengeschädigte Kölner Familien<br />

ging. Ein weiterer Schritt, einer von<br />

vielen in der Vernichtung des jüdischen<br />

Lebens, der an der Fassade künstlerisch<br />

inszeniert dokumentiert wird.<br />

Augenpaare, immer mehr Augenpaare<br />

erscheinen auf der Fassade,<br />

schauen die Passanten an. »Als Symbol<br />

für die Menschen, von denen wir oft<br />

nicht mehr wissen als den Namen, das<br />

Geburtsdatum und den Ort und Zeitpunkt<br />

der Ermordung«, erläutert Kane<br />

Kampmann, die das Projekt künstlerisch<br />

betreut, »deshalb die Blicke, die<br />

sich treffen an diesem Abend – aus der<br />

Vergangenheit auf das Heute, aus dem<br />

Heute auf die Vergangenheit.«<br />

Das ist es, was das Projekt »sichtbar<br />

machen – Kommunikation im und über<br />

den Holocaust« möchte: Die Kommunikationsräume,<br />

die Lebenswelten, die<br />

Ängste und Hoffnungen, Sorgen und<br />

Verzweiflung der damals Verfolgten<br />

öffentlich und eindringlich vor Augen<br />

führen. Aber eben auch die heutige<br />

Perspektive und rückblickende Wahrnehmung,<br />

die Kommunikation ȟber<br />

den Holocaust« herausfordern und<br />

visualisieren.<br />

Die Augenpaare verschwinden nach<br />

und nach. Es wird dunkel und still vor<br />

dem Haus Venloer Straße 23. Die über<br />

hundert Namen derjenigen, die hier<br />

lebten – in der Wohnung der Familie<br />

Schönenberg und zwangsweise im<br />

späteren Gettohaus – leuchten auf mit<br />

dem Datum ihrer Ermordung in einem<br />

der Vernichtungslager des Dritten<br />

Reiches. Viel mehr blieb meist nicht<br />

übrig. »Wehret den Anfängen« ist der<br />

Schlussappell in großen Lettern an die<br />

Menschentrauben, die sich langsam<br />

auflösen.<br />

Es war der 15. Juni 20<strong>22</strong>, der 80.<br />

Jahrestag der Deportation von Max<br />

und Erna Schönenberg in das Getto<br />

Theresienstadt. Max starb dort. Erna<br />

wurde in Auschwitz ermordet.<br />

Dr. Dirk Lukaßen leitet für den Museumsdienst<br />

in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum<br />

der Stadt Köln das Projekt »sichtbar<br />

machen – Kommunikation im und über den Holocaust«,<br />

gefördert im Rahmen der Bildungsagenda<br />

NS-Unrecht durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung<br />

und Zukunft sowie das Bundesministerium<br />

der Finanzen.<br />

Info<br />

Weitere Projektionen am 9. November<br />

am ehemaligen Standort der<br />

zerstörten Synagoge Glockengasse<br />

sowie am 7. Dezember 20<strong>22</strong> am<br />

Bahnhof Deutz / Messe als zentralem<br />

Deportationsort bringen die<br />

Geschichte und Geschichten zurück<br />

an die Orte des Geschehens – mitten<br />

in die Stadt. Der umfangreiche<br />

Web-Auftritt macht alles online<br />

zugänglich: Die 3D-Visualisierungen<br />

der historischen Lebensumstände,<br />

rückblickende Perspektiven überlebender<br />

Zeitzeug*innen sowie die drei<br />

Projektionen im Stadtraum.<br />

www.sichtbar-machen.online<br />

»Sichtbar machen«:<br />

Projektion am 15. Juni<br />

20<strong>22</strong>, Ecke Venloer<br />

Straße 23 / Bismarckstraße<br />

Die Kölner Künstlerin Kane Kampmann<br />

konzipiert und organisiert mit<br />

ihrem Team innerhalb des Projektes<br />

unter anderem die multimedialen<br />

Großprojektionen im Stadtraum.<br />

www.kane.de<br />

Leopold Schönenberg<br />

auf dem Balkon der<br />

Wohnung Venloer Straße<br />

23, Juli 1933<br />

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