29. November 2022
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<strong>29.</strong><strong>November</strong> <strong>2022</strong> Region 3<br />
«BAU KULTUR ERBE» ZWEI NEUE BÜCHER SOWIE EINE TOUR DURCH BÜMPLIZ UND BETHLEHEM AB 2023<br />
«Es ist unklug mit dem<br />
Chauffeur zu reden»<br />
Ab nächstem Jahr: ArchitekTour durch die Bümplizer Baukultur.<br />
Foto: Daniel Bill<br />
Der Berner Heimatschutz, Region<br />
Bern Mittelland, hat die ersten<br />
zwei Büchlein der neuen Serie<br />
«Bau Kultur Erbe» herausgegeben.<br />
«Köniz: Im Spannungsfeld<br />
zwischen Stadt und Land»<br />
und «Trams & Busse der Stiftung<br />
BERNMOBIL historique». Gemeinsam<br />
bieten die beiden Institutionen<br />
Fahrten im historischen<br />
«Eilkurs» durch Köniz oder<br />
Bümpliz an, welche die Architekturgeschichte<br />
erleb- und erfahrbar<br />
machen.<br />
Das Spannungsfeld zwischen<br />
ländlich und städtisch geprägten<br />
Gebieten zeigt sich in der vielfältigen<br />
Baukultur der Gemeinde<br />
mit ihren unterschiedlichen Bautypen.<br />
Brücken, Kirchen, die<br />
«Idealstadt Schliern», das Gymnasium<br />
Lerbermatt, das Schloss<br />
Köniz, das Richtstrahlzentrum<br />
Ulmizberg, der Landsitz Morrillon<br />
und die Gurten-Brauerei, sind<br />
– neben weiteren Objekten – im<br />
Band ausführlich beschrieben.<br />
Sie erzählen Geschichten aus der<br />
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Entwicklung von Köniz<br />
zu einer der grössten Agglomerationsgemeinden<br />
der<br />
Schweiz, die im Jahr 2012 mit<br />
dem Wakkerpreis des Schweizer<br />
Heimatschutzes ausgezeichnet<br />
wurde. Autorinnen des sorgfältig<br />
erarbeiteten und mit vielen Fotos<br />
versehenen Führers sind die Architektin<br />
Christina Haas und die<br />
Architekturhistorikerinnen Hanna<br />
Wälti sowie Anne-Catherine<br />
Schröter. Seit Juni 2021 leiten<br />
Anne-Catherine Schröter und Architekturhistoriker<br />
Raphael Sollberger<br />
im Co-Präsidium die Regionalgruppe<br />
Bern Mittelland des<br />
Berner Heimatschutzes. Gemeinsam<br />
haben sie die neue Reihe aufgebaut.<br />
«Die Entstehung der<br />
Buchreihe hat einen praktischen<br />
Grund. Seit 2019 bieten wir Führungen<br />
durch Bümpliz an. Der<br />
Führer dazu ist vergriffen. Anstatt<br />
einen unveränderten Nachdruck<br />
aufzulegen, hatten wir die<br />
Idee, das Thema auf weitere Gemeinden<br />
der Region auszudehnen<br />
und eine Buchreihe zu erarbeiten»,<br />
erklärt Sollberger das<br />
ambitiöse Projektziel. Bereits<br />
nächstes Jahr erscheinen zwei<br />
weitere Führer, einer zu Bümpliz-<br />
Bethlehem, der andere über die<br />
Gemeinde Mühleberg. «Wir haben<br />
noch Themen für weitere<br />
Bände, sind natürlich auch dankbar,<br />
wenn andere Institutionen<br />
mit Ideen an uns herantreten»,<br />
sagt Schröter.<br />
Trams & Busse<br />
Der Führer «Trams & Busse der<br />
Stiftung BERNMOBIL historique»<br />
befasst sich mit dem rollenden<br />
Kulturgut der Städtischen Verkehrsbetriebe.<br />
Die Autoren Tim<br />
Hellstern und Kurt Balsiger porträtieren<br />
im reich bebilderten<br />
Büchlein die historischen Fahrzeuge,<br />
die durch die Stiftung betreut<br />
werden. Auch Infrastrukturbauten<br />
wie Depots, Haltestellen<br />
und Wartehäuschen werden<br />
beschrieben. Die Stiftung pflegt<br />
und betreibt rund 20 historische<br />
Trams und Busse. «Das ist eine<br />
vielschichtige Herausforderung.<br />
So ist beispielsweise neben der<br />
Kenntnis der alten Technik auch<br />
die Unterbringung ein Knackpunkt.<br />
Schon nur die Garagierung<br />
kostet uns mehr, als wir mit<br />
den Fahrten einnehmen. Wir<br />
sind daher auff die Unterstützung<br />
durch BERNMOBIL und Spenden<br />
angewiesen», betont Hellstern,<br />
der beruflich als Konservator-Restaurator<br />
beim Museum für Kommunikation<br />
arbeitet und sich ehrenamtlich<br />
für die Stiftung engagiert.<br />
Dort betreut er auch das<br />
Dampftram, das bereits 1894 an<br />
der Endstation Wabern Könizer<br />
Gemeindegebiet erschloss. Doch<br />
die dafür beschafften Fahrzeuge<br />
sind oft kurzlebiger als Gebäude.<br />
Meist verschwinden sie unbemerkt<br />
aus dem Alltag und damit<br />
ein wichtiges Stück Sozial- und<br />
Technikgeschichte.<br />
Erfolgreiche «ArchitekTour»<br />
Mit der Koproduktion «Architek-<br />
Tour» der Stiftung BERNMOBIL<br />
historique und des Berner Heimatschutzes<br />
wird der Zusammenhang<br />
zwischen Mobilitätsund<br />
Baugeschichte wörtlich erfahrbar.<br />
Während den dreistündigen<br />
Führungen durch Köniz<br />
oder Bümpliz mit dem legendären<br />
FBW-Unterflurbus (Jg. 1965)<br />
hält man bei einigen Bauobjekten,<br />
wo Architekturhistoriker das<br />
Wissen dazu vermitteln. «Bislang<br />
war jede Fahrt ausverkauft. Aufgrund<br />
der grossen Nachfrage bieten<br />
wir noch weitere Fahrten an»,<br />
sagt Hellstern. «Wir leisten diese<br />
Arbeit gerne, denn es macht immer<br />
wieder Freude, wenn wir bei<br />
den verschiedenen Generationen<br />
Erinnerungen hervorrufen können:<br />
Das Klappern der Trittbretter,<br />
die Kunstledersitze oder das<br />
Schild ‹Es ist unklug, während<br />
der Fahrt mit dem Chauffeur zu<br />
sprechen›,» schildert Hellstern.<br />
INFO:<br />
www.bau-kultur-erbe.ch<br />
www.architektour.be<br />
Daniel Bill