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faktor Winter 2022

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18. Jahrgang <strong>Winter</strong> <strong>2022</strong>/23 8 Euro<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

› DAS MAGAZIN FÜR ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Der Rebell CEO Kornelius Thimm besinnt sich auf Wurzeln und Werte und bewegt das Familienunternehmen aus Northeim 68


Jan Förster Dipl.-Finw.(FH)<br />

Steuerberater<br />

Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />

Steuerberaterin<br />

Tatjana Wucherpfennig B.Sc.<br />

Steuerberaterin<br />

Immer die richtige Finanzmedikation<br />

Damit Abgaben nicht zur bitteren Pille werden, finden Mediziner in Quattek &<br />

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Wegbegleiter der Heilberufe. Unser Rezept für das monetäre Wohlergehen:<br />

effektive Finanzdiagnostik und wirksame Therapien von der Praxisübernahme<br />

über den laufenden Betrieb bis hin zur Nachfolgeregelung.<br />

Steuerprognosen, Liquiditäts- und Planrechnungen sowie Branchen- und Mehrjahresvergleiche<br />

helfen uns, Probleme frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende<br />

„Medikation“ vorzunehmen. Die Ergebnissituation fassen wir nachvollziehbar<br />

in speziellen Quartalsberichten und Überschussrechnungen zusammen.<br />

Als Spezialisten auf dem Gebiet der Heilberufe betreuen wir mit besonders ausgebildeten<br />

und motivierten Mitarbeitern eine Vielzahl von niedergelassenen Medizinern<br />

der verschiedensten Fachrichtungen und Praxen unterschiedlichster<br />

Größenordnungen und Organisationsformen.<br />

Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />

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Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />

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Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />

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Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />

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editorial<br />

»Wenn du ein Problem<br />

hast, versuche es zu lösen.<br />

Kannst du es nicht<br />

lösen, dann mache kein<br />

Problem daraus.«<br />

MESSE<br />

NEUHEITEN<br />

VON DER ORGATEC, DIE LEITMESSE FÜR<br />

MODERNE ARBEITSWELTEN<br />

– Buddha<br />

FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />

Was auf den ersten Blick nach einer leichtfertigen Antwort auf eine Herausforderung klingt,<br />

ist vielmehr der Schlüssel zum Glück. Sagt zumindest Buddha. Und Stephan Ferneding.<br />

Wir treffen den Geschäftsführer des Göttinger Messtechnikunternehmens Accurion, um mit ihm<br />

über den gelungenen Verkauf seines Unternehmens an Südkoreaner zu sprechen. Doch was mich<br />

neben dieser Erfolgsgeschichte vor allem beeindruckt, ist seine Einstellung zum Leben.<br />

Einige seiner Mitarbeiter hätten geweint, als sie von der bevorstehenden Veränderung hörten.<br />

Nicht nur, weil sie fürchteten, im schlimmsten Fall ihren Arbeitsplatz zu verlieren, sondern in den<br />

nächsten Jahren auch ihren lieb gewonnenen Chef. Die überraschend kühl klingende Reaktion<br />

von Ferneding auf diese Tränen: „Leiden gehört zum Leben dazu.“ Ziemlich hart, denke ich –<br />

und erfahre dann: Der 57-Jährige ist Buddhist. Und hat erkannt, dass sich die Tugenden Buddhas –<br />

sei es Uneigennützigkeit, Wohltätigkeit oder Aufrichtigkeit – auch nach über 2.000 Jahren bestens<br />

als moralisches Fundament für menschliche Führung eignen.<br />

Denn Buddha lehrt, dass Reichtum, Einfluss und Ansehen kein Schlüssel zu einem gelungenen<br />

Leben sind und uns auch nicht vor dem Unerfreulichen der menschlichen Existenz schützen.<br />

Äußere Sicherheit ist immer flüchtig, kann die innere nicht ersetzen. Nur in uns selbst finden<br />

wir Zufriedenheit.<br />

Inzwischen haben auch andere Arbeitgeber in Südniedersachsen erkannt, dass heute mehr<br />

zählt als ein gutes Gehalt. Einige von ihnen präsentieren sich in dieser Ausgabe in unserem<br />

Spezial ,Top-Arbeitgeber der Region‘.<br />

Und auch Kornelius Thimm, der Enkel des Firmengründers und unser Covergesicht, weiß,<br />

wie wichtig die richtigen Werte sind und möchte auf dieser Grundlage als neuer CEO so<br />

einiges verändern. Außerdem lernen Sie Katja Thiele-Hann kennen, die nach 150 Jahren in<br />

Familienhand die erfolgreiche Bäckereikette verkauft hat und uns verrät, mit welchen<br />

waghalsigen Aktivitäten sie seit einem Jahr ihren neuen Freiraum füllt. So viel vorweg:<br />

Für das Foto shooting trafen wir die 53-Jährige in der Falknerei der Sababurg.<br />

Gehen Sie mit uns auf Schussfahrt mit Luisa Grube, der sehbehinderten Profi-Ski-Rennfahrerin<br />

aus Göttingen, schauen Sie den Porzellinern im Schloss Fürstenberg bei ihrer Arbeit mit dem<br />

,Weißen Gold‘ über die Schulter und tauchen Sie in die skurrile Welt des Dr. Wolf in seiner<br />

Wunderkammer in Hann. Münden ein. Bei all dem wünsche ich viel Vergnügen –<br />

und kommen Sie zufrieden mit sich durch den <strong>Winter</strong>!<br />

Ihre Elena Schrader<br />

Chefredakteurin<br />

schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

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Gern zeigen wir Ihnen<br />

die Neuheiten ganz<br />

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4 |<strong>2022</strong> 3


inhalt<br />

unternehmen<br />

20 Brennen für den Erfolg<br />

Ofenbauer Onejoon aus Bovenden<br />

blickt auf mehr als 125 Jahre<br />

bewegte Firmengeschichte zurück<br />

34 Asien im Blick<br />

Accurion-Chef Stephan Ferneding<br />

über den erfolgreichen Verkauf an<br />

Südkoreaner und seine Pläne für ein<br />

buddhistisches Zentrum<br />

Schwerpunkt im Magazin:<br />

Top-Arbeitgeber der Region<br />

Südniedersachsen<br />

ab Seite 111<br />

80 Zu Gast im Schloss<br />

275 Jahre Porzellan. Zum Jubiläum<br />

besucht <strong>faktor</strong> die Porzellanmanufaktur<br />

Fürstenberg und erfährt von Museumsleiter<br />

Christian Lechelt, was das weiße Gold<br />

bis in die Gegenwart so wertvoll macht.<br />

111 Top-Arbeitgeber der Region<br />

präsentieren sich<br />

wissen<br />

44 Auf den Punkt gebracht<br />

20. Innovationspreis des Landkreises<br />

Göttingen als Schaufenster für<br />

Kreativität und Tatkraft<br />

48 Mehr Medizin für morgen<br />

Neue Stiftung ins Leben gerufen:<br />

UMG add on<br />

54 Die Wunderwaffe unseres Körpers<br />

Das Immunsystem –<br />

eine raffinierte Abwehr<br />

mensch<br />

62 Frei wie ein Vogel<br />

Nach fast 150 Jahren in<br />

Familienhand verkauft Katja<br />

Thiele-Hann die Bäckereikette<br />

68 Der Rebell<br />

Als neuer CEO will Kornelius<br />

Thimm in Northeim viel verändern<br />

74 „Stillstand macht mir Angst“<br />

Zum 50. Jubiläum des Landkreises<br />

Göttingen gewährt Landrat<br />

Marcel Riethig persönliche Einblicke<br />

leben<br />

80 Weißes Gold<br />

275 Jahre Porzellan aus Fürstenberg<br />

92 Immer Vollgas<br />

Sehbehinderte Ski-Rennfahrerin<br />

Luisa Grube auf dem Weg nach oben<br />

96 „Lasst uns das machen!“<br />

Vorgestellt: die Göttinger Stiftung<br />

Vielfalt der Kulturen<br />

98 Die Kammer der Wunder<br />

Zu Besuch in Dr. Wolfs skurriler<br />

Wunderkammer in Hann. Münden<br />

service<br />

3 Editorial<br />

6 Momentaufnahmen<br />

Besondere Augenblicke<br />

vergangener Tage<br />

13 Aktuelles<br />

Neues aus der Redaktion<br />

16 „Entscheidend sind die Menschen“<br />

Fußball-Vizeweltmeister Marco Bode<br />

spricht über erfolgreiche Teams<br />

auf der 37. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />

129 Impressum<br />

130 Wissensbissen<br />

Gute Vorsätze vs. Die Power<br />

des Unperfekten<br />

gezeichnet von Tanja Wehr<br />

4 4 |<strong>2022</strong>


FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

98 Dr. Wolfs Wunderkammer<br />

62 Frei wie ein Vogel<br />

Neues wagen. Nachdem Katja Thiele-Hann die Expansion des Bäckerei-Betriebs deutlich<br />

vorangetrieben hat, verkaufte sie das Unternehmen – nach fast 150 Jahren in Familienhand.<br />

Ihren neu gewonnenen Freiraum füllt sie unter anderem mit Greifvögeln und Eisklettern.<br />

» Ein bisschen kann man<br />

sich hier verlieren.<br />

Deshalb ist es wichtig,<br />

nicht alleine durchzugehen.«<br />

68 Der Rebell<br />

Mit Wurzeln und Werten. Kornelius Thimm zog von Northeim in die Welt hinaus und kam<br />

mit frischen Ideen zurück. Damit will der Enkel des Gründers, der seit dem Sommer als<br />

CEO die THIMM-Gruppe führt, viel bewegen und verändern.<br />

34 Blick nach Asien<br />

Neue Chancen. Stephan Ferneding hat seine<br />

Messtechnikfirma Accurion nach 30 Jahren<br />

an Südkoreaner verkauft. Für die letzten<br />

Jahre als Geschäftsführer stellt er sich der<br />

Herausforderung, die neue Firmenkultur an<br />

seine Mitarbeiter zu vermitteln.<br />

4 |<strong>2022</strong> 5


momentaufnahmen<br />

6 4 |<strong>2022</strong>


momentaufnahmen<br />

Momentaufnahmen<br />

<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />

TEXT KIM HENNEKING FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Große Zeichen im Herbst<br />

Bei seiner 31. Auflage schaffte es der Göttinger Literaturherbst in diesem Jahr,<br />

seinen bisherigen Publikumsrekord zu übertreffen: Bei den rund 70 über die<br />

Region verteilten Lesungen konnten die Veranstalter knapp 20.000 Besucher<br />

begrüßen. Bestseller-Autoren und prominente Gäste aus Wissenschaft, Politik<br />

und Kultur waren im Oktober und November wieder einmal zu Gast, um ihre<br />

neuesten literarischen Werke zu präsentieren – wie beispielsweise ,Blutbuch‘.<br />

Kim de l’Horizon (Foto) thematisiert darin die Ich-Findung eines nonbinären<br />

Menschen und gewann damit nicht nur die Herzen der begeisterten Besucher im<br />

Alten Rathaus in Göttingen, sondern ebenso den Deutschen Buchpreis <strong>2022</strong>.<br />

Bereits bei der Verleihung, die kurz zuvor im Frankfurter Römer stattfand,<br />

hinterließ de l'Horizon bleibenden Eindruck und solidarisierte sich mit der<br />

Protestbewegung im Iran: ohne große Rede – dafür mit Rasierer.<br />

4 |<strong>2022</strong> 7


momentaufnahmen<br />

8 4 |<strong>2022</strong>


momentaufnahmen<br />

Göttingen jazzt wieder<br />

Das 45. Göttinger Jazzfestival konnte im November endlich wieder ein Programm im<br />

Vor-Corona-Umfang anbieten. Internationale Künstler boten feinste Improvisationskunst von den<br />

Ursprüngen des Jazz bis zu Grenzgängen entlang von Folk, Minimal, World Music, Neuer Musik<br />

und Techno. Der US-amerikanische Trompeter Theo Croker (Foto) eröffnete mit seiner Band das<br />

große Programmwochenende im Deutschen Theater mit Gospel, Blues, Jazz, Soul und Funk.<br />

Neben vielen Einzelkonzerten wurde erstmals auch eine Art-Techno-Jazz-Party mit<br />

DJ Leonhard Kuhn im DT-Keller gefeiert.<br />

4 |<strong>2022</strong> 9


momentaufnahmen<br />

Denkmal!<br />

Im Oktober lockte Hann. Münden mit dem Festival ,DenkmalKunst-KunstDenkmal‘<br />

über 7.000 Besucher in die Region. Neun Tage lang stellten rund 130 Künstler ihre Werke in<br />

34 historischen Denkmälern der Drei-Flüsse-Stadt aus. Auch kulturelle Veranstaltungen wie<br />

Theater, Kabarett, Lesungen, Filmvorführungen und Mitmachaktionen fanden an den<br />

außergewöhnlichen Orten statt. Das Festival wird alle zwei Jahre organisiert und soll Leben<br />

in teils ungenutzte und verfallende Fachwerkhäuser bringen – und das Konzept geht auf:<br />

Laut den Veranstaltern wurden bereits mehr als 20 Häuser verkauft und saniert.<br />

10 4 |<strong>2022</strong>


momentaufnahmen<br />

4 |<strong>2022</strong> 11


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aktuelles<br />

<strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />

Impulse für Entscheider<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Zu Gast im Mittagsclub Gründerin Amy Peters<br />

Der <strong>faktor</strong>-Mittagsclub ermöglicht seinen Mitgliedern einmal im Monat<br />

einen Blick hinter die Kulissen regionaler Unternehmen. Nach einem<br />

Impulsvortrag können sich die Teilnehmer der exklusiven Gruppe beim<br />

Mittagessen im Restaurant Amavi austauschen.<br />

Im September erklärte Daniel Liebermann vom Coachingunternehmen nevo,<br />

was es mit dem PersonalMapping auf sich hat. Dabei fanden sich die Teilnehmer<br />

auf einer riesigen, detaillierten Landkarte stehend wieder, auf der ihre<br />

Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale dargestellt werden.<br />

Im Oktober waren Amy Peters und Maurice Jedlicka zu Gast. Mit ihrem<br />

Start-up Molly Suh produzieren sie nachhaltige Kerzen aus Frittenfett. Mit<br />

dieser zukunftsfähigen Idee haben sie bereits die Gründungswett bewerbe der<br />

PFH und der Uni Göttingen gewonnen. Im Mittagsclub erzählen die zwei von<br />

ihren Anfängen, den Schwierig keiten auf dem Weg und davon, wie sie ihre<br />

Kerzen erfolgreich in der Region platzieren wollen.<br />

Im November sprach Rainer Giese vom <strong>faktor</strong>-Partner VersicherungsKontor<br />

Osterode über Cyber-Attacken und Möglichkeiten, sich dagegen zu wappnen.<br />

Unterstützt wurde er dabei von Ersin Kaplan von Howden, einem ,Ethical<br />

Hacker‘ (Berater für Informationssicherheit). Als einer der Top-Spezialisten<br />

in Deutschland gab dieser den Mittagsclub-Teilnehmern konkrete<br />

Handlungsempfehlungen mit auf den Weg.<br />

Neugierig geworden? Einen lebendigen Eindruck vom exklusiven<br />

<strong>faktor</strong>-Mittagsclub bekommen Sie in unserem Video unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-mittagsclub-bildergalerien<br />

<strong>faktor</strong>AZUBI<br />

Jetzt um den Nachwuchs kümmern!<br />

Der Fachkräftemangel zeigt sich auch in Südniedersachsen immer stärker.<br />

Eine Lösung dafür ist, Nachwuchskräfte aus der eigenen Region anzuwerben.<br />

Dabei helfen kann der <strong>faktor</strong>AZUBI! Das Magazin wird in den Abschlussklassen der<br />

Schulen verteilt und stellt spannende Unternehmen, Ausbildungsberufe<br />

und Duale Studiengänge vor. Die künftigen Absolventen erhalten direkt von<br />

Personalern Tipps zu den Themen Berufs orientierung und Bewerbung.<br />

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Dann melden Sie sich gern bis Ende Januar 2023 bei Nicole Benseler unter<br />

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4 |<strong>2022</strong> 13


Wir wünschen<br />

Ihnen frohe und<br />

besinnliche Feiertage<br />

und bedanken uns für<br />

das entgegengebrachte<br />

Vertrauen.<br />

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aktuelles<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Zum Genießen<br />

Premiere für die<br />

1. <strong>faktor</strong>-Küchenparty bei Viani<br />

Ende September fand in Kooperation mit der Quattek & Partner<br />

Steuerberatungsgesellschaft die 1. <strong>faktor</strong>-Küchenparty in der<br />

Cucina Viani statt. Bei diesem exklusiven Format brachte <strong>faktor</strong><br />

erstmals ausschließlich Ärzte und Mediziner der Region an einen<br />

Tisch. Im Mittelpunkt standen der Austausch untereinander und<br />

der Genuss – die Gäste konnten mit einem exzellenten Glas Wein<br />

in der Hand mit Kollegen sprechen, selbst eine Pizza Napoletana<br />

zubereiten und in den fast 500 Grad heißen Ofen schieben.<br />

Die Reaktion der Teilnehmenden war so positiv, dass <strong>faktor</strong> nun<br />

weitere Küchenpartys plant – jeweils für Familienunternehmer,<br />

für Marketingbeauftragte und Personalleiter.<br />

Impressionen des Abends finden Sie in der <strong>faktor</strong>-Bildergalerie unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/fotostrecken/<br />

bildergalerie-zur-<strong>faktor</strong>-kuechenparty-fuer-mediziner<br />

<strong>faktor</strong>-Newsletter<br />

Immer auf dem Laufenden<br />

Kennen Sie schon ,Marco Böhmes <strong>faktor</strong>-Woche‘? Mit diesem E-Mail-Newsletter<br />

informiert der <strong>faktor</strong>-Herausgeber wöchentlich über das, was die Region<br />

Süd niedersachsen bewegt. Er berichtet von Empfängen und Events und verlost<br />

Karten für den <strong>faktor</strong>-Mittagsclub und die <strong>faktor</strong>-Business-Lounge.<br />

Als erfahrener Unternehmer gibt er Entscheidern persönliche Tipps – vor allem zum<br />

Thema Sichtbarkeit – sowie einen exklusiven Einblick in die Arbeit der Redaktion.<br />

Zudem verlost Böhme weitere attraktive Preise wie beispielsweise<br />

die zehn Viani-Genuss-Geschenkboxen anlässlich des 50-jährigen Bestehens<br />

des Göttinger Traditionsbetriebs.<br />

Lesen lohnt sich!<br />

Interesse? Anmeldung unter: <strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

4 |<strong>2022</strong> 15


aktuelles<br />

„Entscheidend sind die Menschen“<br />

Werder-Bremen-Legende und Vizeweltmeister Marco Bode sprach auf der 37. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />

über erfolgreiche Teams – auch abseits des Fußballplatzes.<br />

TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Wie war das damals eigentlich mit Thomas<br />

Schaaf in der Kabine? Kam Aílton wirklich immer<br />

zu spät zum Training? Und wie sieht die<br />

Taktik aus, die – auch abseits eines Bolzplatzes – aus<br />

einzelnen Spielern ein erfolgreiches Team macht? Es waren<br />

diese und noch mehr brennende Fragen, die gestandene<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer aus Südniedersachsen<br />

bei der 37. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge unter<br />

den Nägeln brannten und so manche von ihnen für einen<br />

Moment wieder in ihre Jugendzeit zurückversetzten.<br />

DENN GASTREDNER DER LOUNGE, die am 17. November<br />

in Kooperation mit dem VersicherungsKontor<br />

Osterode im sportlichen Rahmen des Fun Golf Bovenden<br />

stattfand, war kein geringerer als Werder- Bremen-<br />

Legende und Vizeweltmeister Marco Bode – wieder<br />

heimgekehrt, könnte man sagen, denn der ehemalige<br />

Fußballprofi wuchs im Osteroder Ortsteil Schwiegershausen<br />

auf. Und er hatte nicht nur viele Geschichten und<br />

Anekdoten aus 14 Jahren Bundesliga mit in der Trainingstasche,<br />

sondern auch jede Menge Wissen über<br />

aktuelle Ansätze aus der Coaching- und Managementpraxis.<br />

UNEITEL UND MIT EINER GEHÖRIGEN PORTION<br />

HUMOR sprach Bode über sehr persönlichen Erfahrungen:<br />

Einstellung, Teamgeist und Risikobereitschaft –<br />

Zufall, Talent oder Konzept, worauf kommt es an?<br />

Der Profi erläuterte sein Prinzip von einem ,Winning<br />

Team‘, das einen tieferen Blick auf die verschiedenen<br />

charakterlichen Eigenschaften von Mitarbeitenden zulässt<br />

– von Führungspersonen, Individualisten, Kreati-<br />

16 4 | <strong>2022</strong>


aktuelles<br />

Bilder des Abends Weitere Impressionen der 37. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge mit Marco Bode gibt es in unserer Bildergalerie.<br />

ven und Idealisten. Aus seiner Sicht entscheidend sind<br />

die Menschen und die richtigen Werte. Denn am Ende<br />

könne Höchstleistung im Team nur erbracht werden,<br />

wenn die einzelnen Mitarbeiter ihr ganzes Potenzial<br />

entfalten.<br />

FÜR BESONDERE BEGEISTERUNG sorgten am Ende des<br />

Abends doch vor allem die Geschichten aus den Umkleidekabinen<br />

aus aller Welt bis hin zum Treffen mit Nelson<br />

Mandela, der Bodes markantes Gesicht einst mit dem<br />

von Steffi Graf verglich – nicht nur für eingefleischte<br />

Werder-Fans ein Highlight. Grünweiße Schals über dem<br />

eleganten Jacket waren ein klarer Ausdruck dafür, dass<br />

diese 37. <strong>faktor</strong>-Business- Lounge bei den Gästen neben<br />

interessanten Impulsen und Denkanstößen einen besonderen<br />

Platz in ihren Herzen hinterlassen wird. ƒ<br />

Sie haben die Lounge verpasst? Kein Problem.<br />

In unserem <strong>faktor</strong>digital-Video können Sie sich<br />

einen persönlichen Eindruck von Marco Bode<br />

verschaffen unter: <strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />

4 |<strong>2022</strong> 17


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20 4 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

Brennen<br />

für den Erfolg<br />

Onejoon blickt auf mehr als 125 Jahre bewegte Firmengeschichte zurück.<br />

Heute ist der Hersteller von Industrieöfen – nach Eigentümerwechsel und Insolvenz –<br />

wieder auf Betriebstemperatur: Die Bovender sind Technologieführer und<br />

die Auftragsbücher voll.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

4 |<strong>2022</strong> 21


unternehmen<br />

22 4 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

Im Testzentrum von Onejoon in Bovenden riecht<br />

es nach Metall, Öl – nach Werkstatt. Riesige<br />

Öfen sind in der hohen Seitenhalle aufgebaut, die<br />

bis zu 3.000 Grad Celsius erreichen und auf<br />

Techniken basieren, die mit unterschiedlichen<br />

Gasatmosphären gefahren werden können. Hier<br />

lassen Industriepartner und -kunden testen, mit welchem<br />

Ansatz sich bestmögliche Resultate in ihrem jeweiligen<br />

Produktionsprozess erreichen lassen.<br />

Das Testzentrum ist noch relativ neu, aber inzwischen<br />

voll ausgebucht. Es veranschaulicht gut die Welle des Erfolgs,<br />

auf der Onejoon derzeit surft. Zwei Standorte hat<br />

das Unternehmen in Deutschland – außer dem in Bovenden<br />

noch einen in Böblingen. Dort sind rund 100 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, in Bovenden 140 – Tendenz stark<br />

wachsend. 2021 lag der Auftragseingang bei rund 100<br />

Millionen Euro, <strong>2022</strong> werden es voraussichtlich bereits<br />

300 sein.<br />

ES GIBT KAUM EINE INDUSTRIE, die ohne Öfen auskommt.<br />

Zum Beispiel bei der Produktion von Nassrasierern:<br />

Die in ihre Form gestanzten Klingen werden in Ofenanlagen<br />

gezielt erwärmt und gehärtet. Erst dann können<br />

sie scharf geschliffen werden. Für eine sanfte Rasur<br />

erhalten die Klingen in einer anderen Ofenanlage<br />

schließlich noch eine Teflon-Beschichtung. Ohne die<br />

Wärmebehandlungen in diesen Öfen wären die Klingen<br />

stumpf und würden wie eine spitze Harke auf die Haut<br />

wirken.<br />

Die Assoziation mit dem guten alten Backofen ist dabei<br />

nicht ganz falsch. Die Grundprinzipien der Erwärmung<br />

mittels Strahlung oder Umluft sind noch die gleichen wie<br />

früher. Die technische Entwicklung steckt im Detail – und<br />

auch in der Größe: Eine industrielle Ofenstraße kann<br />

durchaus 50 bis 100 Meter lang werden.<br />

Öfen für Rasierklingen sind ein kleiner Markt, aber<br />

einer, den die Firma bereits seit über 80 Jahren bedient.<br />

Denn das Unternehmen in Bovenden blickt auf eine<br />

mehr als 125-jährige Firmengeschichte zurück. 1888<br />

gründeten die Brüder Adolf und Ernst Ruhstrat ein Elektrogeschäft;<br />

aus der Zusammenarbeit mit der Universität<br />

entstand letztlich auch der erste elektrisch beheizte<br />

Hochtemperaturofen. Die Produktion dieser Öfen wurde<br />

jedoch 1896 separat ausgegliedert, in die Elektromechanischen<br />

Werkstätten Gebr. Ruhstrat, den Vorläufer<br />

des heutigen Unternehmens. 2011 wurde Ruhstrat dann<br />

von der Eisenmann AG übernommen, der Traditionsname<br />

verschwand und wurde durch Eisenmann Thermal<br />

Solutions GmbH & Co. KG ersetzt.<br />

Zur Person<br />

André Görnhardt, Jahrgang 1963, ist Geschäftsführer von<br />

Onejoon Deutschland und bereits seit langer Zeit im<br />

Unternehmen: 1986 machte er während des Studiums<br />

bei Eisenmann in den USA ein Praktikum, 1990 fing er<br />

dort auch beruflich an. Die Firma hatte einen kleinen<br />

amerikanischen Ofenbauer aufgekauft, dessen weltweiten<br />

Vertrieb Görnhardt mit aufbaute. 2006 übernahm er die<br />

Leitung des Geschäftsbereichs Ofenbau bei Eisenmann;<br />

2011 kam nach der Ruhstrat-Übernahme auch deren<br />

Geschäftsführung hinzu.<br />

4 |<strong>2022</strong> 23


unternehmen<br />

HISTORIE<br />

1896<br />

Ruhstrat gründet den Geschäftsbereich<br />

Ofenbau und baut den<br />

ersten widerstandsbeheizten<br />

Hochtemperaturofen.<br />

1911<br />

Das Firmengebäude in der<br />

Langen Geismarstraße 74<br />

wird um neue Geschäftsräume<br />

gleich nebenan erweitert.<br />

1933<br />

Beginn der internationalen<br />

Expansion in das europäische Ausland<br />

und die USA – das Exportgeschäft<br />

macht bereits 40 Prozent<br />

des Gesamtumsatzes aus.<br />

1888<br />

Die Gebrüder Adolf und Ernst<br />

Ruhstrat gründen und eröffnen<br />

ein kleines Elektrogeschäft in<br />

Göttingen.<br />

1910<br />

Die Elektro-Schalt-Werke AG<br />

wird von Ruhstrat als Spezialfabrik<br />

für elektrische Apparate<br />

besonders hervorgehoben. Im<br />

Krieg versorgte sie die Reichsmarine<br />

mit Notbeleuchtungen.<br />

1921<br />

Die Vereinigung Göttinger Werke<br />

VGW, Vorläufer des Measurement<br />

Valley, wird gegründet – Ruhstrat<br />

ist Gründungsmitglied.<br />

1938 – 1945<br />

In den dunklen Zeiten als<br />

Wehrmachtsbetrieb produziert<br />

Ruhstrat unter anderem<br />

Verdunkelungseinrichtungen,<br />

Zubehörteile für die Luftwaffe<br />

sowie Sprengminen.<br />

Eisenmann war jedoch vorrangig ein Lackieranlagenhersteller<br />

mit Fokus auf die Autobranche, der Ofenbau<br />

war eine kleinere Geschäftseinheit. „Im Gegensatz dazu<br />

kommt unser Mutterkonzern Onejoon direkt aus dem<br />

Ofenbau“, sagt Geschäftsführer André Görnhardt, der<br />

bereits 1986 bei Eisenmann angefangen hatte und 2004<br />

die Geschäftsleitung des Bereichs Ofenbau übernahm.<br />

„Unser Markt wandelt sich aber sehr schnell. Das machte<br />

die Weiterentwicklung nicht ganz einfach, insbesondere<br />

wenn es schnelle Entscheidungen brauchte.“<br />

2019 RUTSCHTE DIE EISENMANN-HOLDING dann<br />

kurzerhand in eine Insolvenz, nachdem ein Großauftrag<br />

aus dem Automobilbereich weggebrochen war. Die Rettung<br />

kam aus Südkorea. Mit Onejoon, einem koreanischen<br />

Ofenbauer, bestand schon seit 2016 eine Kooperation.<br />

„Hintergrund war, dass wir in den Ofenbau für<br />

den Batteriemarkt einsteigen wollten, und Onejoon<br />

brachte die Kontakte zu großen koreanischen Firmen<br />

wie LG und Samsung mit. Onejoon wiederum war auf<br />

der Suche nach einem global aufgestellten Partner“, erzählt<br />

Görnhardt. Gemeinsam wurde zunächst ein Joint<br />

Venture für den chinesischen Markt gegründet. „Das<br />

Ziel war damals eigentlich, dass Eisenmann 50 Prozent<br />

von Onejoon übernimmt – doch da kam die Insolvenz<br />

dazwischen.“<br />

Die Vorteile, die eine Kooperation beiden Unternehmen<br />

bringen würde, blieben jedoch bestehen. Also drehte<br />

Onejoon den Deal um und übernahm die Ofenbausparte<br />

von Eisenmann; die Koreaner konnten sich<br />

schließlich gegen 22 Mitbewerber durchsetzen. Onejoon<br />

ist damit heute ein global agierender Ofenbauer,<br />

der bei einer ganzen Reihe von Anwendungen weltweit<br />

in der Technologiespitze mitspielt. „Wir sind beispielsweise<br />

Marktführer bei Carbon fasern“, erklärt Görnhardt<br />

überzeugt. Der Bereich hat sich in den vergangenen<br />

Jahren als ein sehr starker Wachstumsmarkt erwiesen<br />

– die Luftfahrtindustrie kommt ohne nicht mehr aus,<br />

im Automobilbereich kommen Carbonfasern verstärkt<br />

zum Einsatz, und auch das Wachstum von Windenergieanlagen<br />

geht ohne diese Fasern nicht mehr, weil die<br />

Spannweiten von Rotoren inzwischen dem Flügel eines<br />

Airbus A 380 entsprechen.<br />

Carbonfasern haben etwa die siebenfache Festigkeit<br />

von Stahl. Doch damit sie entstehen können, braucht es<br />

konstante Temperaturen und eine gleichmäßige Strömungsgeschwindigkeit<br />

mit nur minimalen Schwankungen<br />

über eine lange Zeit.<br />

24 4 |<strong>2022</strong><br />

WAS FÜR GÖRNHARDT DAS SPANNENDE am Ofenbau<br />

ist: Thermische Prozesse werden praktisch in fast<br />

allen industriellen Produktionsabläufen benötigt. „Am<br />

Ende geht es darum, aus Materialien immer mehr besondere<br />

Eigenschaften hervorzuholen. Ein Handy


unternehmen<br />

Farbechte Vollendung In der großen Lackierkabine bekommen die Ofengehäuse ihre Farbe.<br />

4 |<strong>2022</strong> 25


unternehmen<br />

1956<br />

Gebr. Ruhstrat teilt sich auf in<br />

zwei unabhängige Unternehmen:<br />

Adolf Ruhstrat und Ruhstrat GmbH.<br />

1961<br />

Die Ruhstrat GmbH verlegt<br />

ihren offiziellen Firmensitz zur<br />

Kapazitätserweiterung in das<br />

6.000 Quadratmeter große<br />

Industriewerk nach Lenglern.<br />

1971<br />

Ernst Ruhstrat ist Mit-Initiator<br />

der späteren HAWK Hochschule<br />

für angewandte Wissenschaft und<br />

Kunst in Göttingen.<br />

2003<br />

Der erste Eisenmann-<br />

Standort in Shang hai, China,<br />

wird gegründet.<br />

2009<br />

Eisenmann Shanghai<br />

expandiert mit der Geschäftseinheit<br />

Thermal Solutions.<br />

2008<br />

Die Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Eisenmann-Konzern in<br />

Böblingen und der Ruhstrat<br />

GmbH in Bovenden beginnt.<br />

Zur Übersicht Mit einer solchen Medientafel lässt sich die Zufuhr<br />

zum Beispiel leistet heute unglaublich viel mehr als vor<br />

20 Jahren, ohne dass es größer geworden ist. Das geht<br />

nur, wenn man die Materialien weiterentwickelt.“ Im<br />

Handy stecken sehr viele elektrokeramische Bauteile, die<br />

das ermöglichen – und die immer thermisch behandelt<br />

werden müssen, um diese Eigenschaften aufzuweisen.<br />

„Deswegen entwickeln sich die thermischen Prozesse<br />

auch so schnell – mit den gehobenen Ansprüchen an die<br />

Materialien steigen meistens auch die Anforderungen an<br />

den thermischen Prozess.“<br />

26 4 |<strong>2022</strong><br />

2013<br />

Der Firmensitz der Ruhstrat<br />

GmbH wird von Lenglern<br />

nach Bovenden verlegt.<br />

2011<br />

Die Ruhstrat GmbH wird<br />

durch die Eisenmann AG<br />

akquiriert.<br />

AUSSER DEM TREIBER HANDYMARKT machen sich<br />

auch die Themen Ressourceneffizienz, Energiewende und<br />

-einsparungen deutlich in steigender Nachfrage nach Öfen<br />

und neuen Anwendungen bemerkbar. „Fast alle Märkte,<br />

in denen wir uns gerade neu positionieren, werden durch<br />

Klimawandel, Energiekosten, Elektromobilität und<br />

CO 2-Footprint und damit politische Richtungsentscheidungen<br />

getrieben“, sagt Görnhardt. Der Bereich, der sich<br />

bei Onejoon derzeit am stärksten entwickelt und einer<br />

der Haupttreiber des Unternehmenserfolgs ist, ist der<br />

Batteriemarkt: Er wächst derzeit jährlich um 20 bis 30<br />

Prozent.<br />

Die Einstellung der Produktion von Verbrennungsmotoren,<br />

in Deutschland bis 2035 beschlossen, schafft eine<br />

enorme Nachfrage nach Batterien. Die wiederum brauchen<br />

Materialien für Kathoden und Anoden, zwischen


unternehmen<br />

2015<br />

Ruhstrat und die Eisenmann<br />

Business Unit Process and<br />

High Temperature Technology<br />

werden zur Eisenmann Thermal<br />

Solutions GmbH & Co. KG.<br />

2016<br />

Die Zusammenarbeit<br />

zwischen Eisenmann Thermal<br />

Solutions und Onejoon Co. Ltd.<br />

in Suwon und Hwaseong,<br />

Südkorea beginnt.<br />

2019<br />

Zwischen Eisenmann Thermal<br />

Solutions und Onejoon Korea<br />

wird das chinesische Joint<br />

Venture ,ETS Zhejiang Co. Ltd.‘<br />

gegründet.<br />

von verschiedenen Gasen oder Wasser zur Kühlung steuern.<br />

denen der Strom fließt. „Die herzustellen ist ein anspruchsvoller<br />

thermischer Prozess. Da sind wir inzwischen<br />

einer der Marktführer.“ Es ist auch ein Bereich, in<br />

dem derzeit viel Materialforschung und Entwicklung<br />

stattfindet – das Anodenmaterial beeinflusst ganz wesentlich<br />

die Haupt<strong>faktor</strong>en Kapazität bzw. Reichweite,<br />

Ladezeit und Sicherheit der Batterie. Die Ausgangsmaterialien<br />

werden dann in mehreren Verfahrensschritten<br />

,gebacken‘, um die nötigen Eigenschaften zu generieren.<br />

„Dafür braucht man Öfen, die mit verschiedenen Atmosphären<br />

betrieben werden und die wir liefern.“<br />

2019<br />

Das Geschäftsfeld ,Electrical<br />

Technology‘ wird von der Eisenmann<br />

Thermal Solutions & Co. KG<br />

auf die RPT Ruhstrat Power<br />

Technology GmbH übertragen.<br />

2020<br />

Übernahme der Eisenmann<br />

Thermal Solutions durch<br />

Onejoon Co. Ltd. Korea und<br />

Firmierung als Onejoon GmbH.<br />

2019<br />

Insolvenz des Eisenmann-<br />

Konzerns und der Eisenmann<br />

Thermal Solutions GmbH & Co. KG.<br />

2015 WURDE DIE FIRMA STRATEGISCH NEU ausgerichtet<br />

und nicht nur als Lieferant, sondern als Partner der Kunden<br />

positioniert. „Ziel ist, die Kunden auf ihrem Weg vom<br />

Labor hin zu großen Produktionsanlagen zu begleiten, zu<br />

beraten und zu unterstützen und damit unsere Technik<br />

als Standard im Markt zu etablieren“, so Görnhardt.<br />

Deswegen wurde das Testcenter eingerichtet. Es ermöglicht<br />

Kunden, ein unter idealen Laborbedingungen entwickeltes<br />

Produkt unter industriellen Fertigungsbedingungen<br />

zu testen. „Wenn wir das gut machen, haben wir<br />

das Vertrauen des Kunden“, erklärt der Geschäftsführer.<br />

„Dann liefern wir normalerweise auch eine Pilotanlange,<br />

mit der man im kleinen Produktionsmaßstab ausprobiert<br />

und die Technik optimiert, und anhand der Ergebnisse<br />

wird dann die große Anlage gebaut.“<br />

2021<br />

Eröffnung eines weiteren<br />

Produktionsstandortes<br />

in Polen.<br />

2020<br />

Eröffnung der Standorte<br />

Onejoon Inc. in<br />

Minneapolis und Atlanta,<br />

USA.<br />

4 |<strong>2022</strong> 27


unternehmen<br />

Bis ins kleinste Detail Für optimale Ergebnisse findet regelmäßig die Modifikation der Testofenanlage statt.<br />

28 4 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

4 |<strong>2022</strong> 29


unternehmen<br />

Enorme Ausmaße Ofeninneneinbauten, sogenannte Muffeln, stehen in der Fertigung in Reih und Glied und warten auf den finalen Einbau.<br />

DEN ZWEITEN GROSSEN WETTBEWERBSVORTEIL sieht<br />

Görnhardt im Ansatz von Onejoon, den Ofen optimal in<br />

den jeweiligen Produktionsprozess zu integrieren. „Deswegen<br />

sind wir schon lange bestrebt, Kunden nicht nur<br />

einen Ofen anzubieten, sondern eine komplette Anlage,<br />

das heißt die Automatisierung und Prozesstechnik.“ Im<br />

Batteriebereich bietet Onejoon daher bereits komplette<br />

Anlagen zur Herstellung von Anoden und Kathoden an,<br />

in deren Herz jedoch immer ein Ofen ist.<br />

„Unser Ziel ist es, die Technik am Markt mitzubestimmen“,<br />

betont André Görnhardt. Dank der engen Entwicklung<br />

bei und mit den Kunden, starker Forschungskooperationen<br />

mit Partnern und Hochschulen sowie eigener<br />

Entwicklungen im Haus hat sich Onejoon weltweit<br />

eine starke Position erarbeitet. Wuchs die Mitarbeiterzahl<br />

2021 um 20 Prozent, sollen es dieses Jahr 25 bis<br />

30 Prozent werden. „Wider Erwarten tun wir uns nicht<br />

so schwer, Leute zu rekrutieren. Ich denke, durch unsere<br />

Märkte sind wir eine sehr interessante Firma – wir besetzen<br />

die dringenden Themen unserer Zeit wie Elektromobilität,<br />

Klimaneutralität und wir sind technologisch führend.“<br />

Öfen sind halt alles andere als altbacken. ƒ<br />

Zum Unternehmen<br />

Onejoon ist ein koreanischer Industrieofenbauer, der<br />

2020 die Ofenbau-Sparte der insolventen Eisenmann AG<br />

übernommen hat. In Deutschland ist Onejoon mit zwei<br />

Standorten in Bovenden und Böblingen und mit derzeit<br />

rund 240 Mitarbeitern vertreten. Der Auftragseingang<br />

lag 2021 bei etwa 100 Millionen Euro. Das Geschäft<br />

entwickelt sich derzeit sehr dynamisch mit entsprechenden<br />

Wachstumsraten bei Umsatz und Mitarbeitern.<br />

Aus dem Firmennamen ergibt sich die Bedeutung von<br />

,one‘ wie ,Ass, Top und der Beste‘. ,Joon‘ bedeutet der<br />

,höchste Berg‘ – der Wert, den das Unternehmen anstrebt.<br />

www.Onejoon.de<br />

30 4 |<strong>2022</strong>


Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />

Guter Rat<br />

ist die Wurzel<br />

Ihres Erfolges<br />

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Der Ökospinner –<br />

eine Entwicklung!<br />

Der Weg des Dr.-Ing. Udo Pauly vom Ökospinner zum nachhaltigen Unternehmer<br />

„Ökologisch zu denken, heißt,<br />

angepasst an die Situation zu<br />

denken. Die Natur regelt vieles<br />

selbst, so wie die Urtypen unserer<br />

Schilfpflanzen. Nur Veränderung<br />

bringt uns weiter. Wir wollen bewusst<br />

Dinge bewegen und denken daher<br />

von Natur aus smart – mit nachhaltigem<br />

Erfolg. Für uns war das<br />

immer die Kombination aus<br />

nachhaltigen ökologischen Vorteilen<br />

und ökonomischem Nutzen!“<br />

DR.-ING. UDO PAULY<br />

Man kann die Natur in ihrem Wirken vielleicht<br />

sogar philosophisch betrachten. „Das haben<br />

wir bei unserer Fokussierung auf den Wurzelraum<br />

von Schilfpflanzen getan – mit einem<br />

wertvollen Ergebnis: eine biologische Wasserund<br />

Abwasserbehandlung und die Behandlung<br />

von Klärschlamm aus klassischen Kläranlagen<br />

ohne wesentlichen Verbrauch fossiler Energie.<br />

Doch es bedurfte viel Engagements und einiger<br />

Überzeugungsarbeit, diese für viele zunächst<br />

absurd klingende, aber wegweisende<br />

Idee im Markt zu platzieren.“<br />

Oppositionspartei ohne Parteibuch. „Mit diesen<br />

Worten belächelte man unser Team um<br />

Professor Kickuth, Dozent der Ökochemie. Anfang<br />

der 1980er-Jahre war ich als Student der<br />

Landwirtschaft auf seine Forschung gestoßen,<br />

Abwasser in einem mit Schilf bewachsenen<br />

Bodenkörper zu reinigen. Ich fand die Idee<br />

revolutionär und war fasziniert u. a. von der<br />

Fähigkeit der Ökosysteme, sich selbst zu regulieren.<br />

Mein Forscherdrang war geweckt. Heute<br />

nutzen wir die Fähigkeit von Ökosystemen zur<br />

Selbstregulation in Hunderten Projekten.“<br />

Antrag im Schlummermodus. „Zum Ende<br />

meines Agraringenieurstudiums 1982 formulierten<br />

wir einen Antrag zur Abwasser- und<br />

Schlammbehandlung in und auf dem Wurzelraum<br />

von Schilfpflanzen nach Kickuth<br />

– der im Bundesministerium nur sehr lang-<br />

sam bearbeitet wurde. Ich nutzte die Zeit als<br />

Quer einsteiger im Ingenieurbüro für Umweltplanung,<br />

INFU, und startete von dort als<br />

Entwicklungshelfer nach Togo.“<br />

Spiegel oder Humanreflektor. „1986 wurde<br />

unser Antrag endlich bewilligt. Der Prüfer hatte<br />

Dinge wie Reisekosten und Literatur gestrichen.<br />

Sein Argument: „Wir fördern nur die uns<br />

unbekannten Posten, sonst wäre es ja keine<br />

Forschung.“ Einen ‚Spiegel‘ würde er nicht genehmigen,<br />

einen ‚Humanreflektor‘ wohl eher.<br />

Schließlich hatte das lange Warten ein gutes<br />

Ende: Wir starteten unser Fünf-Jahres-Projekt.“<br />

Geschwärzte Weinkorken auf weißer Papiertischdecke.<br />

„Dieses Bild habe ich immer noch<br />

vor Augen: Wie wir so, ein Team aus Agrarund<br />

Elektroingenieuren, Chemikern, Biologen,<br />

Landschaftsplanern, unsere Beobachtungen<br />

und Ideen sammelten und diskutierten. Zwar<br />

lieferte die Analyse einer Wasserprobe ein<br />

Ergebnis – aber warum hinten sauberes Wasser<br />

rauskam, wenn vorne dreckiges reinfloss,<br />

konnten wir nur interdisziplinär ergründen.<br />

Was passierte zwischen Zu- und Ablauf der<br />

Anlage? Was davon leistete einen wichtigen<br />

Beitrag zur Abwasserreinigung? Wo floss das<br />

Abwasser entlang, wie lange war es im System,<br />

und was veränderte sich? Was wurde an das<br />

Substrat gebunden, was abgebaut – und welchen<br />

Beitrag leistete das Schilf?“


PROFIL<br />

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Vom Forscher und Überzeugungstäter zum Unternehmer: Dr.-Ing. Udo Pauly hat der Natur zugehört.<br />

Grüne Revolution im Kleingarten. „Trotz der<br />

sehr erfolgreichen Versuchsanlage blieben<br />

die Kommunen skeptisch: Mit dem Ökosystem<br />

Schilf ganz ohne Chemie, fossile Energie<br />

und Maschinen Abwasser reinigen und Klärschlamm<br />

entwässern? Das klang der technisch<br />

geprägten Fachwelt zu grün-alternativ,<br />

und sie wies uns zunächst ab. So kam es, dass<br />

wir bundesweit zumindest kleine Pflanzenkläranlagen<br />

bei Einfamilienhäusern bauten.“<br />

Polaroid-Bilder auf Norderney. „Das Glück<br />

kam kurz vor Projektende mit einem Großauftrag<br />

für eine Anlage zur Klärschlammvererdung<br />

aus Norderney. Schilf ist den Insulanern<br />

näher als Beton. Wir prüften anhand<br />

unterschiedlicher Arten, wie lange sich die<br />

Monokultur selbst regulieren kann, entwickelten<br />

eine Methode zur Beurteilung des Klärschlamms,<br />

der ins Schilf gegeben werden<br />

kann, und bauten schließlich eine Anlage<br />

für 50.000 Einwohner. Mit unserer Polaroid-<br />

Kamera dokumentierten die Betreiber dann<br />

die Pflanzenbefunde. Das war wertvolle Pionierarbeit.“<br />

Plötzlich Generalunternehmer. „Das große<br />

Risiko, das wir 1991 mit dem Bauprojekt eingingen,<br />

hatte anfangs ein Investor gesichert.<br />

Seitdem arbeiten wir nach der Devise, an der<br />

Seite unserer Kunden die Projekte gemeinsam<br />

zum Erfolg zu führen. 1995 gründeten wir die<br />

EKO-PLANT GmbH, heute beschäftigt The<br />

Pauly Group über 100 Menschen.“<br />

Da wo der Hammer hängt. „Die Fridays-for-<br />

Future-Bewegung hat sehr klargemacht, wo<br />

der Hammer hängt. Jetzt erst blüht das ökologische<br />

Bewusstsein, das in den 1980er-Jahren<br />

gepflanzt wurde, richtig auf. Schon vor 40 Jahren<br />

hatten wir diskutiert, dass Schilf Wasser in<br />

der Region hält, heute sind Schwammstädte<br />

ein Thema.“<br />

Der Sinn der Arbeit. „Ökologisch zu denken,<br />

heißt, angepasst an die Situation zu denken.<br />

Die Natur regelt vieles selbst, so wie die Urtypen<br />

unserer Schilfpflanzen. Nur Veränderung<br />

bringt uns weiter. Wir wollen bewusst<br />

Dinge bewegen und denken daher von Natur<br />

aus smart – mit nachhaltigem Erfolg. Für uns<br />

war das immer die Kombination aus nachhaltigen<br />

ökologischen Vorteilen und ökonomischem<br />

Nutzen!“<br />

Der Markt hat Fahrt aufgenommen. „In unserer<br />

Start-up-Phase waren wir den Entscheidern<br />

zu ‚grün‘, heute müssen wir ihnen nachweisen,<br />

dass wir ‚echt öko‘ sind. Manchmal<br />

verwirrt mich das noch, aber letztlich haben<br />

wir einen guten Weg zurückgelegt. Ungefähr<br />

100 Anlagen zur Klärschlammvererdung und<br />

viele chlorfreie Freibäder (FreibadPlus, siehe<br />

in Weende) arbeiten heute mit unserer Idee.<br />

Das ist ein Ergebnis, das mich und mein Team<br />

stolz macht.<br />

The Pauly Group – da ist mein Name drin. Ich<br />

bin Familienunternehmer aus Überzeugung.<br />

Von Natur aus smart.<br />

KONTAKT<br />

TEXT: CLAUDIA KLAFT<br />

THE PAULY GROUP GmbH & Co. KG<br />

Bahnhofstraße 12<br />

37249 Neu-Eichenberg<br />

Tel. 05542 9361-0<br />

info@thepaulygroup.de<br />

www.thepaulygroup.de


unternehmen<br />

Asien<br />

im<br />

Blick<br />

Stephan Ferneding hat seine Messtechnikfirma<br />

Accurion nach 30 Jahren an Südkoreaner<br />

verkauft. Für die letzten Jahre als Geschäftsführer<br />

stellt er sich der Herausforderung, die<br />

neue Firmenkultur an seine Mitarbeiter zu<br />

vermitteln. Welche Chancen der 57-Jährige<br />

für den Göttinger Standort in der<br />

Halbleiterindustrie sieht und welche Pläne<br />

er für ein buddhistisches Zentrum in Asien<br />

hat, erzählt er <strong>faktor</strong> im Interview.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

34 4 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

4 |<strong>2022</strong> 35


unternehmen<br />

36 4 |<strong>2022</strong>


unternehmen<br />

Fertigung nach Maß<br />

Jedes Messgerät von Accurion ist<br />

letztlich eine Einzel anfertigung, die<br />

individuelle Ansprüche der Kunden<br />

berücksichtigt. Rund zwei bis drei<br />

Monate braucht es insgesamt –<br />

von der Bestellung und Materialbeschaffung<br />

über den mehrwöchigen<br />

Zusammenbau bis zum Versand.<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Accurion ist eines ,der‘<br />

Mess technik-Unternehmen<br />

des Measurement Valley, die<br />

sich ein weltweites Alleinstellungs<br />

merkmal erarbeitet<br />

haben: Keiner ist so gut darin<br />

wie die Göttinger, Oberflächen<br />

mit der Dicke von nur<br />

einem Molekül auf flüssigen<br />

oder festen Materialien zu<br />

vermessen und die Messung auch noch schwingungsfrei<br />

durchzuführen. Samsung und Apple beispielsweise bauen<br />

mithilfe der Accurion-Messtechnik Funktionsschichten<br />

für ihre Displays, die aus über 100 verschiedenen<br />

ultradünnen Schichten mit jeweils unterschiedlichen<br />

Eigenschaften bestehen. Auch Nobelpreisträger Stefan<br />

Hells Mikro skoptechnik setzt die Schwingungsisolation<br />

von Accu rion ein, ebenso wie Einrichtungen, die mit<br />

künstlicher Befruchtung arbeiten.<br />

HERVORGEGANGEN IST ACCURION 1991 aus der<br />

Entwicklung eines wissenschaftlichen Messgerätes am<br />

Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische<br />

Chemie, die zur der Ausgründung unter dem Namen<br />

Nanofilm führte. Später kam noch die Neugründung<br />

Halcyonics hinzu. Von den ursprünglich fünf Gründern<br />

verblieben am Ende drei: Dirk Hönig, Marcus Liemen<br />

und Stephan Ferneding. Nach dreißig Jahren im Unternehmen<br />

stellten diese sich die Frage, wie es weitergehen<br />

soll. Die Pläne, das Unternehmen zu verkaufen, gab es<br />

dabei schon länger.<br />

Nanofilm verkaufte hauptsächlich Einzelgeräte an<br />

Forschungseinrichtungen und -abteilungen. Da die Geräte<br />

eine sehr lange Lebenszeit haben, wuchs sich eine<br />

Phase schwacher Nachfrage 2008 zu einer Insolvenz aus.<br />

Halcyonics übernahm die Nanofilm und fusionierte mit<br />

ihr 2009 zur heutigen Accurion. „Damals gab es erste<br />

Überlegungen zu einem Verkauf, aber es war nicht der<br />

richtige Zeitpunkt“, erzählt Stephan Ferneding heute.<br />

„Wir wollten das Unternehmen erst wieder aufbauen<br />

und zum Laufen bringen.“ Das hat rund zehn Jahre gedauert.<br />

„Wir haben uns im Gesellschafterkreis 2018 darauf<br />

geeinigt, dass wir versuchen, drei gute Jahre nacheinander<br />

hinzulegen, und uns dann gezielt nach einem<br />

strategischen Partner umsehen.“<br />

Dem weiteren Wachstum von Accurion waren aufgrund<br />

der geringen Unternehmensgröße hingegen Grenzen<br />

gesetzt. In ihrem Bereich der schwingungsfreien<br />

Schichtdickenmessung ist die Firma praktisch konkurrenzlos<br />

unterwegs, aber es ist ein Nischenmarkt. „Deswegen<br />

wollten wir schon länger in den industriellen<br />

Bereich einsteigen, um so mehr Einheiten am Stück verkaufen<br />

zu können. Aber das haben wir alleine gar nicht<br />

geschafft – wir waren zu klein und konnten den weltweiten<br />

Service gar nicht liefern“, sagt Ferneding. 43 Mitarbeiter<br />

hat Accurion heute, darunter einen Servicetechniker.<br />

„Damit werden Sie von den großen Produzenten<br />

gar nicht ernst genommen“, so der Geschäftsführer.<br />

Er sei jetzt 57. Und bei einem Verkauf müsse man für<br />

eine Übergangsphase ohnehin noch ein paar Jahre dabeibleiben.<br />

„Die letzten waren für uns sehr erfolgreich, deswegen<br />

ist jetzt ein guter Zeitpunkt gewesen“, erklärt der<br />

Jurist. Also wurden ein Businessplan erstellt, eine Story<br />

entwickelt und potenzielle Kontakte identifiziert. Doch<br />

bevor die richtig losging, klingelte 2021 bereits Park<br />

Systems an der Tür.<br />

DIE PARK SYSTEMS AG hat einen ähnlichen Hintergrund<br />

wie Accurion: Auch sie ist als klassische Garagenfirma<br />

im Silicon Valley gestartet. Heute hat sie ihren Sitz<br />

in Südkorea und ist mit über 400 Mitarbeitern im Halbleiterbereich<br />

in der Qualitätssicherung tätig – mit einzigartigen<br />

automatisierten Rastersondenmikroskopen,<br />

die mit atomarer Auflösung arbeiten. „Mit unserer Technologie<br />

wollen sie die nächste Messtechnikgeneration in<br />

der Qualitätskontrolle einführen“, erzählt Ferneding.<br />

Park bringt genau das mit, was Accurion fehlt: eine weltweite<br />

Servicestruktur und einen Zugang zu diesem<br />

Markt.<br />

Der Tipp, auf Accurion zuzugehen, kam von Parks<br />

Kunden Samsung. „Die haben über unsere Technologie<br />

gesagt, dass sie gut ist, und wenn es einer hinbekommt,<br />

die immer kleiner werdenden Strukturen im Halbleiterbereich<br />

zu vermessen, dann seien wir das“, so Ferneding.<br />

„Allerdings seien wir zu klein, aber falls Park uns übernehme,<br />

könne man sich eine weitere Zusammenarbeit<br />

vorstellen.“ Der erste Kontakt entstand auf Arbeits ebene<br />

mit Überlegungen für ein gemeinsames Entwicklungsprojekt.<br />

Im Laufe der ersten Gespräche kam dann schnell<br />

die Frage auf, ob sich Accurion auch eine engere Kooperation<br />

vorstellen könne oder sogar eine Übernahme<br />

möglich wäre.<br />

„ZU DIESEM ZEITPUNKT GAB ES dann auch schon weitere<br />

Anfragen von anderen Unternehmen“, sagt Ferneding.<br />

Die Vorstellungen unterschieden sich jedoch deutlich:<br />

„Teilweise waren Standortverlagerungen geplant, andere<br />

4 |<strong>2022</strong> 37


unternehmen<br />

In der Produktion Hier ist noch jeder Arbeitsschritt echte Handarbeit – weil die Stückzahlen gering sind und die Qualitätsansprüche hoch.<br />

wollten nur einen Geschäftsbereich übernehmen, das<br />

wollten wir aber alles nicht.“ Am Ende blieben zwei Anbieter<br />

übrig: Park Systems und ein ungarisches Unternehmen.<br />

Das Angebot von Park Systems war zwar niedriger,<br />

aber die Koreaner hatten das eindeutig bessere<br />

Konzept, die Perspektiven waren besser, und der Standort<br />

sollte erhalten und ausgebaut werden. „Das war für<br />

alle Beteiligten viel spannender, deswegen haben wir uns<br />

für die Koreaner entschieden.“<br />

Am 1. September <strong>2022</strong> wurde der Kaufvertrag unterzeichnet<br />

– im Eingangsbereich von Accurion hängt bereits<br />

das neue Firmenlogo. Doch der alte Name soll nicht<br />

ganz verschwinden, er wird in Form des Produktnamens<br />

für die Göttinger Erzeugnisse weiterleben: „Denn der<br />

Name genießt eine große Bekanntheit.“ Amüsante<br />

Randnotiz: Vor rund 20 Jahren hatte Ferneding den<br />

Gründer und heutigen Park-CEO Sang-il Park bereits in<br />

den USA besucht, um ihm die Accurion-Produkte zu verkaufen.<br />

„Das war damals nicht erfolgreich, weil Park<br />

noch mitten in seiner Entwicklungsphase steckte.“<br />

WIE SOLL ES NUN IN GÖTTINGEN unter koreanischer<br />

Führung weitergehen? Die internen Abläufe ändern sich<br />

zunächst dergestalt, dass sich Accurion nicht mehr selbst<br />

um den Vertrieb kümmern muss, sondern das weltweite<br />

Sales-Netzwerk von Park Systems schult. „Wenn die alle<br />

trainiert sind, werden wir deutlich mehr Umsatz hinlegen,<br />

weil das Team mit einer ganz anderen Power an den<br />

Markt herangehen kann, als wir das je gekonnt hätten“,<br />

erklärt Ferneding. „Es ist absehbar, dass der Göttinger<br />

Standort massiv wachsen wird und sich die Mitarbeiterzahlen<br />

verdoppeln werden. Deswegen führen wir bereits<br />

Gespräche über einen neuen Standort.“<br />

INTERN WIRD EINE DER GROSSEN Herausforderungen<br />

sein, sich in einen größeren Konzern zu integrieren. Die<br />

Geschwindigkeiten seien nun ganz andere: „Bei Park hat<br />

jeder seine spezialisierte Aufgabe, bei uns landen daher<br />

jetzt viele Anfragen von verschiedensten Park-Kollegen<br />

bei einer Person hier im Haus. Da mussten wir schon etwas<br />

auf die Bremse treten“, erzählt der Geschäftsführer.<br />

Auch die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden, denn<br />

die koreanische Unternehmenskultur ist doch etwas anders.<br />

„Wir haben immer Rücksicht auf jeden Einzelnen<br />

und seine individuelle Situation genommen. Auch gab es<br />

immer große Entscheidungsfreiräume bei den Abteilungsleitungen.“<br />

In einer größeren Konzernstruktur muss man<br />

erst einmal herausfinden, welche Hierarchien einzuhalten<br />

sind und wer überhaupt etwas entscheiden darf.<br />

Der 57-Jährige hofft nun, dass in Göttingen nicht einfach<br />

die koreanische Verfahrensweise Einzug hält,<br />

sondern er auch in den letzten Jahren, die er noch im<br />

38 4 |<strong>2022</strong>


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Von der Aktion ausgeschlossen sind Räder, 5-Parallelspeichen, 7,0Jx17, <strong>Winter</strong>reifen 225/50 R17; Räder, 10-Speichen-V, 7,5Jx18, <strong>Winter</strong>reifen 225/45 R18; Abwahl rollwiderstandsoptimierte<br />

Reifen, Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung (18 Zoll); Stoff System. Eine Verlängerung der Aktion bleibt ausdrücklich vorbehalten.<br />

2<br />

Zum Zeitpunkt der Leasingbestellung muss der Kunde der berechtigten Zielgruppe angehören und unter der genannten Tätigkeit aktiv sein. Zur berechtigten Zielgruppe zählen: Gewerbetreibende<br />

Einzelkunden inkl. Handelsvertreter und Handelsmakler nach § 84 HGB bzw. § 93 HGB, selbstständige Freiberufler / Land- und Forstwirte, eingetragene Vereine / Genossenschaften /<br />

Verbände / Stiftungen (ohne deren Mitglieder und Organe). Wenn und soweit der Kunde sein(e) Fahrzeug(e) über einen gültigen Konzern-Großkundenvertrag bestellt, ist er im Rahmen des<br />

Angebots für Audi Businesskunden nicht förderberechtigt.<br />

Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes.<br />

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www.audi-zentrum-goettingen.audi


unternehmen<br />

Alles bleibt anders Der Zuschlag ging an die Koreaner, die nicht nur das bessere Konzept mitbrachten – auch die Perspektiven sind besser,<br />

und der Standort in Göttingen soll erhalten und ausgebaut werden.<br />

Unternehmen tätig sein will, für seinen Ansatz Werbung<br />

machen kann. Dennoch, die Kommunikation läuft gut.<br />

Zudem hatte Accurion bereits Zweigstellen in Asien,<br />

und auch aus persönlichen Gründen hat Ferneding eine<br />

große Nähe nach Fernost aufgebaut. „Ich bin seit einigen<br />

Jahren Buddhist und habe viel aus dieser Philosophie<br />

für meinen Führungsstil und meine Persönlichkeitsentwicklung<br />

übernommen. Ich möchte künftig aber<br />

noch tiefer in buddhistische Werte eintauchen.“ Deswegen<br />

hat er sich auch eine kleine Klausel in den neuen<br />

Vertrag schreiben lassen: Zweimal im Jahr wird ihm von<br />

Park ein zweiwöchiger Aufenthalt in einem koreanischen<br />

buddhistischen Kloster organisiert.<br />

Mittelfristig hat Stephan Ferneding aber noch mehr<br />

vor. „Ich habe die Absicht, gemeinsam mit anderen in<br />

Asien ein buddhistisches Seminarzentrum aufzubauen.“<br />

Das soll sich vor allem an Europäer richten, die entweder<br />

tiefer in buddhistische Werte einsteigen möchten,<br />

oder an Unternehmensmitarbeiter, die nach Asien geschickt<br />

wurden, damit sie die asiatische Kultur besser<br />

kennenlernen. Nach einem genauen Standort sucht<br />

Ferneding noch. Sein Ziel hingegen ist klar: einen neuen<br />

,Spirit‘ zu etablieren und das Wirtschaften menschlicher<br />

zu machen. ƒ<br />

ZUR PERSON<br />

Bereits während seines Jura-Studiums in Göttingen wurde<br />

Stephan Ferneding Mitgründer des Accurion-Vorläufers<br />

Nanofilm und ist heute einer von drei Inhabern. Auch<br />

nach dem Verkauf seiner Firma an das koreanische<br />

Unternehmen Park Systems wird der 57-jährige Buddhist<br />

noch für einige Jahre als Geschäftsführer die Integration<br />

in den Konzern gestalten. Auch für die Zeit danach hat<br />

er bereits spannende Pläne: Er will ein buddhistisches<br />

Seminarzentrum in Asien aufbauen. Als leidenschaftlicher<br />

Stepptänzer schaffte es Ferneding bereits viermal an der<br />

Deutschen Meisterschaft teilzunehmen und qualifizierte<br />

sich sogar einmal zur Europameisterschaft und<br />

zweimal zur Weltmeisterschaft.<br />

ÜBRIGENS …<br />

Mehr über den Menschen Stephan Ferneding – und wie<br />

er gestärkt aus einer Insolvenz hervorging – lesen Sie im<br />

<strong>faktor</strong>-Beitrag ,Leben voller Gegensätze‘ (2020) unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/leben-voller-gegensaetze<br />

40 4 |<strong>2022</strong>


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Schutz und Sicherheit für<br />

die Region – 25 Jahre Zentrum<br />

für Sicherheit<br />

24-Stunden-Überwachung durch die Notruf- und<br />

Serviceleitstelle<br />

„Wir sind im Notfall immer für<br />

unsere Kunden erreichbar.<br />

Viele von ihnen kennen wir<br />

persönlich und arbeiten schon<br />

lange Zeit zusammen.“<br />

THOMAS GIEHNE<br />

25 Seit der ersten Stunde mit<br />

Jahre gibt es das Ruhstrat<br />

Zentrum für Sicherheit (ZfS)<br />

Am Leinekanal in Göttingen.<br />

dabei ist Thomas Giehne, Leiter des Bereichs<br />

Sicherheitsdienstleistungen und der Notrufund<br />

Serviceleitstelle. Wenn man ihn fragt, was<br />

die Kunden am ZfS besonders schätzen, so<br />

antwortet er: „Wir sind im Notfall immer für<br />

unsere Kunden erreichbar. Viele von ihnen<br />

kennen wir persönlich und arbeiten schon<br />

lange Zeit zusammen. Da unser Standort<br />

im Zentrum Göttingens ist, kennen unsere<br />

Mitarbeitenden die Gegebenheiten vor Ort<br />

und können auf Herausforderungen flexibel<br />

mit entsprechenden Maßnahmen reagieren.<br />

Zudem sind wir keine anonyme Hotline irgendwo<br />

außerhalb Göttingens, sodass sich<br />

viele Dinge auf dem kurzen Dienstweg klären<br />

lassen.“ Alle 50 Mitarbeitenden sind speziell<br />

für den Einsatz als Sicherheitskraft ausgebildet<br />

und die meisten schon lange im Unternehmen.<br />

Der größte Teil von ihnen wird im<br />

Streifen- und Interventionsdienst eingesetzt.<br />

Hierbei werden zum Abend hin Gebäude<br />

von Geschäftskunden kontrolliert und verschlossen.<br />

Falls vorhanden, wird zudem die<br />

Gefahrenmeldeanlage aktiviert. Durch die Fernüberwachung<br />

über die 24 Stunden besetzte<br />

Notruf- und Serviceleistelle ist das Gebäude<br />

dann zuverlässig gegen Einbruch, Diebstahl<br />

und Brand geschützt. Falls ein Alarm ausgelöst<br />

wird, kann der zertifizierte Interventionsdienst<br />

nach einem vorher mit dem Kunden<br />

abgestimmten Einsatzplan sofort reagieren.<br />

Als zusätzliche Schutzmaßnahme finden in<br />

der Nacht und am Wochenende durch den<br />

Streifendienst unregelmäßige Objektkontrollen<br />

statt. Weitere Einsatzbereiche der Beschäftigten<br />

sind im Objekt- und Werkschutz, bei<br />

dem ein festes Team beispielsweise an der<br />

Werkspforte den Zugang zum Gebäude regelt<br />

oder nachts eine komplette Überwachung mit<br />

Sicherheitsmitarbeitenden vor Ort stattfindet.<br />

DER BEREICH SICHERHEITSDIENSTLEIS-<br />

TUNGEN des ZfS ist in die Ruhstrat Facility<br />

Management GmbH integriert. Die Installa -<br />

tion, Wartung und Reparatur von Einbruch-,<br />

Überfall- und Brandmeldesystemen übernimmt<br />

die Schwesterfirma der Ruhstrat Haus- und<br />

Versorgungstechnik GmbH. Schon seit dem<br />

Gründungsjahr 1888 sind Alarmanlagen ein<br />

elementarer Bestandteil des Unternehmens.<br />

Beide Firmen werden von Daniela und Steven<br />

Ruhstrat als Familienunternehmen in der vierten<br />

Generation geführt. „Unser Ziel ist es, für<br />

unsere Kunden die beste Lösung für den jeweiligen<br />

Anwendungsbereich zu finden“, sagt<br />

Daniela Ruhstrat. „Ebenso wie mit unseren<br />

Kunden pflegen wir mit unseren Mitarbeitenden<br />

einen offenen und fairen Umgang, mit


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FOTOS: RUHSTRAT<br />

PROFIL<br />

Die Sicherheit ihrer Kunden fest im Blick: Geschäftsführerin Daniela Ruhstrat und<br />

Abteilungsleiter Thomas Giehne<br />

Sicherheitsmitarbeiter im Außeneinsatz bei der<br />

Zufahrtskontrolle<br />

dem Ziel einer langfristigen harmonischen<br />

Zusammenarbeit.“<br />

Wenn man Thomas Giehne nach den besonderen<br />

Entwicklungen der letzten 25 Jahre<br />

fragt, so nennt er insbesondere die Weiterentwicklung<br />

der Technik. Wo man früher vor einem<br />

Bildschirm am Computer gesessen hat<br />

und viele Kontakte über das Telefon liefen,<br />

werden heute alle Meldungen elektronisch<br />

übermittelt, und es gibt zahlreiche Monitore<br />

zur Kontrolle. Die Möglichkeit der Videoüberwachung<br />

ist mittlerweile problemlos möglich.<br />

Ebenso können Heizungs- und Klimaanlagen<br />

zum Beispiel von Serverräumen, Laboren oder<br />

Produktionsstätten über die Notrufzentrale<br />

überwacht werden. Störungen oder Ausfälle<br />

dieser Anlagen werden sofort erkannt und<br />

können behoben werden, bevor es zu größeren<br />

Schäden kommt.<br />

VERSCHÄRFT WURDEN AUCH die rechtlichen<br />

Vorgaben des Gesetzgebers an Sicherheitsunternehmen,<br />

was die Eignung und<br />

Qualifizierung der Mitarbeitenden und die<br />

Anforderungen an die technischen Systeme<br />

angeht. Die regelmäßige Überprüfung der<br />

technischen und organisatorischen Voraussetzungen<br />

durch die VdS Schadenverhütung<br />

GmbH gewährleistet dem Kunden zudem<br />

einen hochwertigen zertifizierten Sicherheitsstandard.<br />

Um die Zuverlässigkeit der Meldesysteme<br />

und die IT-Sicherheit zu verbessern,<br />

wurde in den letzten Jahren ein sechsstelliger<br />

Betrag in technische Weiterentwicklungen<br />

investiert. Zu ihrem besonderen Schutz sind<br />

alle Mitarbeitenden mit speziellen Handys<br />

ausgestattet. Diese können Stechstellen erfassen<br />

und verfügen über Zusatzfunktionen,<br />

etwa die Alarmübermittlung bei Überfällen.<br />

Alle Firmen fahrzeuge sind GPS-überwacht,<br />

sodass im Alarmfall gleich erkannt werden<br />

kann, welches Fahrzeug am schnellsten zum<br />

Einsatzort kommt.<br />

NEBEN DEM SICHERHEITSDIENST bietet<br />

die Ruhstrat Facility Management GmbH<br />

weitere Dienstleistungen rund ums Gebäude<br />

an, wie beispielsweise Hausmeister- und Reinigungsservice<br />

sowie Hausverwaltung. Auch<br />

für diese Bereiche können die Kundinnen und<br />

Kunden den Notfallservice des Zentrums für<br />

Sicherheit nutzen. „In der Dienstleistungsbranche<br />

hängt viel von der Zuverlässigkeit,<br />

Flexibilität und Einsatzfreude der Beschäftigten<br />

ab. Über die letzten 25 Jahre haben wir<br />

ein tolles Team aufgebaut, auf das ich mich<br />

immer verlassen kann“, so Daniela Ruhstrat.<br />

„Das ist nicht selbstverständlich, und dafür<br />

bin ich sehr dankbar. Deshalb blicke ich trotz<br />

aller derzeitigen Herausforderungen optimistisch<br />

in die Zukunft und freue mich auf die<br />

nächsten Jahre.“<br />

KONTAKT<br />

Ruhstrat Facility Management GmbH<br />

Am Leinekanal 4<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 5488585<br />

info@ruhstrat-fm.de<br />

www.ruhstrat-fm.de<br />

KONTAKT<br />

Ruhstrat Haus- und Versorgungstechnik GmbH<br />

Adolf-Hoyer-Straße 6<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 69404-0<br />

info@ruhstrat.de<br />

www.ruhstrat.de


wissen<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Der 20. Innovationspreis des Landkreises Göttingen als Schaufenster für Kreativität und Tatkraft der Region<br />

Unter dem Motto ,Auf den Punkt gebracht‘<br />

startete im Mai <strong>2022</strong> die Jubiläumsrunde<br />

des Innovationspreises des Landkreises<br />

Göttingen, der jährlich von der WRG<br />

Wirtschaftsförderung Region Göttingen<br />

organisiert wird – auf der Suche nach innovativen Produkten,<br />

Verfahren, Dienstleistungen, Prozessen oder<br />

Geschäftsideen von Gründern, Unternehmen, Institutionen,<br />

freien Trägern oder Einzelpersonen aus der ganzen<br />

Region und darüber hinaus.<br />

AM 10. NOVEMBER WAR ES DANN SO WEIT: Knapp<br />

400 Gäste verfolgten die Gala im Deutschen Theater, bei<br />

der in feierlichem Rahmen die glücklichen Gewinner unter<br />

den 122 eingereichten Bewerbungen verkündet wurden.<br />

„Gerade in diesem Jahr freuen wir uns über die<br />

hohe Wettbewerbsbeteiligung“, kommentierte Landrat<br />

Marcel Riethig. „2020 waren die Konsequenzen der<br />

Coronapandemie deutlich spürbar, heute ist es die Energiekrise<br />

aufgrund des Ukrainekrieges.“ Daher freue man<br />

sich umso mehr, dass trotz dieser enormen Herausforderungen<br />

wieder eine hohe Beteiligung am Wett bewerb und<br />

eine hohe Qualität der Beiträge im Jubiläumsjahr erreicht<br />

wurden. „Dies zeigt, dass Südniedersachsen eine Aufsteigerregion<br />

ist und die Unternehmen auch in Krisenzeiten<br />

Mut und Unternehmungsgeist besitzen. Der Innovationspreis<br />

des Landkreises Göttingen ist das Schaufenster für<br />

Kreativität und Tatkraft unserer Region.“ Auch die enge<br />

Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium, das zum<br />

dritten Mal in diesem Rahmen seinen mit 10.000 Euro<br />

44 4 |<strong>2022</strong>


wissen<br />

Bühne frei Im Deutschen Theater wurden im November die Sieger des Innovationspreises <strong>2022</strong> ausgezeichnet.<br />

dotierten Klima-Innovationspreis Niedersachsen verlieh,<br />

mache dies deutlich und trüge zur Strahlkraft des<br />

Wettbewerbs über die Region hinaus bei, so Riethig.<br />

„Klimaschutz ist die Generationenaufgabe dieses Jahrzehnts“,<br />

erklärte der neue niedersächsische Wirtschaftsminister<br />

Olaf Lies, der zugleich auch Vorsitzender des<br />

Lenkungskreises der Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit<br />

(NAN) ist, der Ausrichterin des Klima-Innovationspreises.<br />

„Dafür brauchen wir kluge und innovative neue<br />

Lösungen und mutige Partner aus der Wirtschaft.“<br />

Mehr als 50 Bewerbungen aus ganz Niedersachsen hätten<br />

deutlich gemacht, welches enorme Potenzial für die<br />

Unternehmen im Klimaschutz stecke. „Viele Betriebe<br />

haben das trotz oder gerade wegen der Energiekrise erkannt<br />

und gehandelt.“<br />

INSGESAMT GAB ES PREISE in sieben Kategorien – siehe<br />

Seite 46. Die Erstplatzierten erhielten jeweils 3.000 Euro,<br />

die Zweitplatzierten 2.000 Euro und die Drittplatzierten<br />

1.000 Euro. Im Jubiläums jahr wurde zudem erstmals ein<br />

Publikumspreis unter den nicht platzierten Nominierten<br />

verliehen, über den die Gäste im Deutschen Theater live<br />

abstimmten. Unterstützt wurde der Wettbewerb erneut<br />

von den Sparkassen Göttingen, Duder stadt und Osterode,<br />

der EAM, dem MEKOM Regionalmanagement Osterode<br />

am Harz sowie dem Wirtschaftsverband Measurement<br />

Valley. <strong>faktor</strong> gratuliert allen Teilnehmenden zu<br />

ihrem Mut und Ideenreichtum!<br />

TEXT CHARLOTTE VOGEL<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

4 |<strong>2022</strong> 45


wissen<br />

DIE GEWINNER<br />

DES INNOVATIONS-<br />

PREISES <strong>2022</strong><br />

Kategorie: Gründer und Jungunternehmer<br />

1. PLATZ<br />

Grünfuchs Logistik GmbH, Göttingen<br />

Entlastung der Innenstädte vom Lieferverkehr<br />

Die Idee: Der Lieferverkehr in Innenstädten soll durch eine zentrale Sammelstelle<br />

und Lastenräder entlastet werden.<br />

2. PLATZ<br />

Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, Göttingen<br />

Verbesserte Diagnose von Krankheiten<br />

Die Idee: frühere Diagnose von Krebs und neurodegenerativen Krankheiten<br />

und Sichtbarmachung von Stoffwechselkrankheiten mithilfe eines neuen Kontrastmittels<br />

und MRT-Verfahrens<br />

3. PLATZ<br />

3Digity, Göttingen<br />

Plattform für Orthesen<br />

Die Idee: Patientenspezifische Orthesen werden automatisch per Bildanalyse<br />

und 3D-Druck generiert.<br />

Kategorie: Unternehmen bis 20 Mitarbeiter<br />

1. PLATZ<br />

Aqua Computer GmbH & Co. KG, Gleichen<br />

Schutz vor Feuchtigkeit<br />

Die Idee: Computer sollen mithilfe eines Vakuums im Leitungssystem vor austretender<br />

Flüssigkeit geschützt werden.<br />

2. PLATZ<br />

MID Solutions GmbH, Gittelde<br />

Verbesserte Metallisierung<br />

Die Idee: neuartiges Verfahren zur strukturierten Metallisierung von Kunststoffen<br />

und Keramiken<br />

3. PLATZ<br />

HAWK-Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst,<br />

Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit, Göttingen<br />

Robotiksystem überwacht Lebenszyklus von Pflanzen<br />

Die Idee: Aussaat, Bewässerung, Düngung und Unkrautkontrolle von Pflanzen<br />

mithilfe von multisensoriellen Datenfusionsansatz und autonomer Navigationsfähigkeit.<br />

Kategorie: Unternehmen über 20 Mitarbeiter<br />

1. PLATZ<br />

Flügel GmbH, Osterode am Harz<br />

Schutz vor Borkenkäfern<br />

Die Idee: Autarkes Gerät zum Monitoring von Umweltbedingungen und<br />

Borkenkäferpopulationen sowie Grundlagenforschung zur Wirkung von<br />

Duftstoffen auf Käfer<br />

2. PLATZ<br />

Excor Korrosionsschutz-Technologien und Produkte GmbH, Hann. Münden<br />

Gezielter Korrosionsschutz<br />

Die Idee: Korrosionsschutzfolie ICB schützt Bauteile, Mitarbeiter und Ressourcen.<br />

3. PLATZ<br />

doks.innovations GmbH, Kassel<br />

Bestandsdatenerfassung per Drohne<br />

Die Idee: Drohnensystem InventAIRy XL erfasst Bestand im Palettenregallager.<br />

Sonderpreis Integration und Soziales<br />

Aleksandra Yemelyanovich<br />

Leselern-App Elli<br />

Die Idee: Leselern-App unterstützt Kinder mit Trisomie 21.<br />

Sonderpreis Wissenschaft und Bildung<br />

III. Physikalische Institut der Georg-August-Universität Göttingen<br />

Züchten funktionaler Muskelgewebe aus Zellen<br />

Die Idee: Erstmals ist ein Einblick in die Muskelentstehung und -erkrankung<br />

auf subzellulärer Ebene möglich. Dadurch können die Prozesse besser verstanden<br />

und Therapeutika entwickelt werden.<br />

Sonderpreis Mathematik<br />

Ludwig Nano Präzision GmbH, Northeim<br />

LNP-Universaltester<br />

Die Idee: Testgerät zur Qualitätssicherung im Bereich der Elastomere und<br />

Kunststoffe. Alle Prüfverfahren können mit einem Gerät erledigt werden,<br />

das dank seiner Software genauer und aussagekräftiger als herkömmliche<br />

Härteprüfgeräte ist.<br />

Publikumspreis<br />

Jacobi Tonwerke, Bilshausen<br />

Solarziegel Stylist-PV<br />

Die Idee: TDachziegel mit eingebauter Photovoltaik-Technik<br />

46 4 |<strong>2022</strong>


„Es ist wichtig, bei der Planung und<br />

Durchführung des Unternehmensverkaufs<br />

einen vertrauensvollen<br />

Gesprächspartner wie Matthias zu<br />

haben, der tief im Thema steckt.“<br />

Stephan Ferneding<br />

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<strong>2022</strong> verkauft an Park Systems Group<br />

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Zerstörte Straßen<br />

Natalia Voroschbit<br />

Regie Niklas Ritter<br />

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Pirsch<br />

Ivana Sokola<br />

Regie Christina Gegenbauer<br />

Uraufführung<br />

ab 21.1.<br />

Hedwig and<br />

the Angry Inch<br />

Rockmusical von Mitchell und Trask<br />

Regie Moritz Franz Beichl<br />

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wissen<br />

Mehr Medizin<br />

für morgen<br />

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hat eine neue Stiftung ins Leben gerufen: UMG add on.<br />

Hochkarätige Unterstützer aus der Region helfen der Privatstiftung dabei, flexibler Gelder einzuwerben.<br />

Finanziert werden sollen zunächst zwei Projekte in der Onkologie und Kardiologie.<br />

TEXT CHARLOTTE VOGEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

48 4 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

Die Situation für die Hochschulen in Niedersachsen<br />

ist nicht ganz einfach. Zuletzt<br />

kürzte die Landesregierung 2020 gegen<br />

den Bundestrend den Wissenschaftsetat<br />

deutlich. Die zusätzlichen finanziellen Belastungen<br />

durch die Pandemiemaßnahmen und die starken<br />

Kostensteigerungen aufgrund der Energiekrise lassen<br />

die zukünftigen Finanzierungsperspektiven nicht besser<br />

aussehen.<br />

WER ABER WEITER INTERNATIONAL in der Forschungsspitze<br />

mitspielen will, braucht große Investitionen.<br />

Mit denen sieht es in Göttingen auch unabhängig von<br />

der Tagespolitik nicht unbedingt rosig aus. Das Land<br />

Nieder sachsen baut in Oldenburg derzeit sein drittes<br />

Uni-Klinikum auf, Forderungen nach einem vierten<br />

Uni-Klinikum in Braunschweig gibt es ebenfalls. Bei begrenzten<br />

Mitteln ist die Folge klar: Kannibalisierung<br />

oder Warteschleife der bestehenden Standorte.<br />

„Gerade Forschungsgebäude sind extrem schwierig zu<br />

finanzieren“, erklärt Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes<br />

der UMG. Bund und Länder müssen diese gemeinsam<br />

finanzieren, die Kosten liegen aber schnell im<br />

mittleren zweistelligen Millionenbereich. „Daher werden<br />

wir nur alle fünf bis zehn Jahre berücksichtigt.“<br />

Dem stehen 60 verschiedene Kliniken und Institute gegenüber,<br />

die in den Forschungsschwerpunkten der UMG<br />

gute Arbeit leisten. Das heißt, viele Forschungsgebäude<br />

sind alt und haben bauliche Mängel. Das Hauptgebäude<br />

der UMG stammt noch aus den 1970er-Jahren. Das vom<br />

Land bereitgestellte Sondervermögen für den Neubau<br />

finanziert aber nur den Krankenhausbetrieb, nicht Forschung<br />

und Lehre. Auch eine voll ausgestattete Forschungsprofessur<br />

ist mit rund 2,5 Millionen Euro nicht<br />

ganz günstig. „Deswegen brauchen wir neue Finanzierungsquellen“,<br />

so Brück.<br />

WOLFGANG BRÜCK<br />

Vorstandsvorsitzender UMG add on –<br />

Sprecher des Vorstandes der UMG<br />

„Wir haben in Südniedersachsen eine enorme Kompetenz in<br />

der Gesundheitswirtschaft und der Biotechnologie. Für die<br />

Landesregierung ist aufgrund der Bedeutung von Volkswagen<br />

das hauptsächliche Schwerpunktthema Mobilität, der Rest<br />

wird noch nicht so prioritär gesehen. Das Potenzial, der<br />

Wachstumsmarkt für Biotechnologie, wenn man Göttingen,<br />

Braunschweig und Hannover international konkurrenzfähig<br />

ausbauen würde, ist jedoch gigantisch.“<br />

ANDREAS PHILIPPI<br />

Beirat – Bundestagsabgeordneter für Göttingen, SPD<br />

„Ich habe selbst in Göttingen Medizin studiert, die Entwicklung<br />

der UMG ist mir daher eine Herzensangelegenheit. In Berlin bin<br />

ich gesundheitspolitisch unterwegs – daher stimme ich mich eng<br />

mit der UMG ab, um über diesen kurzen Weg etwas für den<br />

Standort zu bewegen. Die neue Stiftung tut angesichts der Finanzierungsprobleme<br />

not. Wir müssen sie jedoch langfristig an legen.<br />

Wenn wir jetzt starten, werden wir die Früchte in 10, 15 Jahren<br />

ernten. Das ist letztlich wie Prävention in der Medizin.“<br />

4 |<strong>2022</strong> 49


wissen<br />

JOACHIM KREUZBURG<br />

Kuratorium – Vorstandsvorsitzender Sartorius AG<br />

„Die Universitätsmedizin als Spitzenversorger ist aus meiner<br />

Sicht ein extrem wichtiger Faktor in der Region und für die<br />

Stadt. Das machen sich vielleicht einige Menschen nicht klar.<br />

Man kann daher nur ein Fan der Unimedizin sein. Gleichzeitig<br />

hat sie eine riesige Herausforderung vor sich. Deswegen will<br />

ich gerne dazu beitragen, dass die UMG auch in Zukunft so<br />

erfolgreich wie bisher sein kann. Eine erfolgreiche Stiftung darf<br />

aber nicht dazu führen, dass sich die Politik mittel- bis<br />

lang fristig weiter aus der Finanzierung zurückzieht.“<br />

DIE UMG HAT SICH DAHER für einen weiteren Ansatz entschieden:<br />

Als Universität und Universitätsmedizin Göttingen<br />

2003 in eine Stiftung des öffentlichen Rechts umgewandelt<br />

wurden, war damit nicht nur die Absicht verbunden, organisatorisch<br />

flexibler zu werden, sondern auch Stifter und Spender<br />

zu gewinnen.<br />

Immer mehr Vorhaben konnten mithilfe privater Spenden<br />

umgesetzt werden. „Wir haben seit 2004 über das zentrale<br />

Fundraising rund 21 Millionen Euro eingeworben“, so Wolfgang<br />

Brück. Mit dem Erfolg reifte die Entscheidung, Fundraising<br />

zum festen Bestandteil der UMG zu machen. Die<br />

Fundraising-Aktivitäten sind vielfältig, sodass es zum einen<br />

das zentrale Fundraising abbildet, welches sich um die Bedarfe<br />

des wissenschaftlichen und klinischen Alltags kümmert<br />

und die im Jahr 2021 ins Leben gerufene Stiftung privaten<br />

Rechts UMG add on. Die neu errichtete Stiftung übernimmt<br />

das Großspenden-Fundraising und richtet sich gezielt an vermögende<br />

Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen.<br />

„In den USA und Israel gibt es eine andere Spendenkultur,<br />

dort sammeln die Hochschulen und Kliniken sehr hohe Beträge<br />

ein“, erklärt Brück. „Die UMG add on ist der Versuch,<br />

auf ähnliche Weise erfolgreich zu sein.“<br />

Beispiele aus Deutschland zeigen, dass es geht. „Sehr erfolgreich<br />

agiert die TU München“, sagt Alice Schütze, die die<br />

Geschäftsstelle der UMG add on und deren Fundraising leitet.<br />

Die deutsche Muster-Uni, die in vielen Belangen Vorreiterin<br />

ist, verfolgt den Stiftungsansatz bereits seit über 20 Jahren<br />

und hat dafür einen großen Mitarbeiterstab aufbauen<br />

können. „Am Beispiel der TU München sieht man auch, dass<br />

der Stiftungserfolg einem Triathlon gleicht: Es geht nicht von<br />

heute auf morgen, man braucht ein kontinuierliches Bemühen<br />

über einen langen Zeitraum.“<br />

UM DIE BEDARFE DER UMG, die nicht über die öffentliche<br />

Hand finanziert werden können, zu decken, verfolgt die<br />

UMG add on einen dreigleisigen Ansatz, der bundesweit<br />

agiert: Zum einen sollen Alumni aktiv angesprochen werden,<br />

die inzwischen auf wichtigen Posten sitzen, beispielsweise in<br />

der Pharmaindustrie. Zum anderen werden, zunächst auf<br />

Niedersachsen begrenzt, gezielt Unternehmer angeschrieben.<br />

Der dritte Weg sind die persönlichen Kontakte, die insbesondere<br />

über die Gremienmitglieder der UMG add on als Multi-<br />

50 4 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

plikatoren geknüpft werden sollen. Das Vorgehen ist<br />

dabei immer eine direkte Ansprache, um für die Ziele<br />

der UMG add on zu begeistern. Aus den diskreten Gesprächen<br />

erwachsen wiederum neue Kontakte. Deswegen<br />

wurden auch bekannte Persönlichkeiten wie der<br />

tedox-Gründer und Unternehmer Karl-Heinz Rehkopf,<br />

Vorstandsmitglied der Sparkasse Göttingen Michael Birlin<br />

und Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bundesbank,<br />

für eine Stiftungsmitwirkung angesprochen und<br />

gewonnen. Auch <strong>faktor</strong>- Herausgeber Marco Böhme<br />

unterstützt im Beirat.<br />

„In den zurückliegenden Gesprächen mit potenziellen<br />

Unterstützern, die wir dieses Jahr geführt haben, haben<br />

wir die Erfahrung gemacht, dass für die Menschen Gesundheit<br />

das Wichtigste überhaupt ist“, so Alice Schütze.<br />

„Und wenn man Gesundheitsförderung unter Betrachtung<br />

des Menschen als Ganzes vermitteln kann, dann<br />

stößt man schnell auf Spendenbereitschaft.“<br />

WOLFGANG LEHMANN<br />

Vorstand – Direktor der Klinik für Unfallchirurgie,<br />

Orthopädie und Plastische Chirurgie<br />

„Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wurde<br />

beispielsweise die Kinderklinik zu einem großen Teil durch<br />

Spenden finanziert. Wir sehen, dass es eine große private<br />

Spendenbereitschaft gibt. Wir müssen es nur schaffen, dass<br />

wir die Spendenzwecke sichtbar und konkret machen, damit<br />

wir dafür Begeisterung wecken können.“<br />

DIE ERSTEN FÖRDERGELDER sollen entsprechend auch<br />

in zwei Stiftungsprofessuren fließen, die dem Leitgedanken<br />

der personalisierten Medizin folgen. Statt davon auszugehen,<br />

dass ein Behandlungsansatz allen Menschen gerecht<br />

wird, stehen zunehmend auf den individuellen Patienten<br />

abgestimmte Therapien im medizinischen Fokus.<br />

Die UMG will hierbei an ihren Schwerpunkten in der<br />

Krebs-, Herz-Kreislauf- und neurowissenschaftlichen<br />

Forschung anknüpfen und über interdisziplinäre Pionierprojekte<br />

Therapien entwickeln und schneller an den Patienten<br />

bringen. Langfristig, wenn sich die UMG add on<br />

etabliert hat, soll es aber auch um größere Projekte wie<br />

etwa Forschungsgebäude gehen. Auf der Bedarfsliste<br />

steht ein Krebsforschungszentrum.<br />

„Wir gehen das pragmatisch an“, sagt Alice Schütze. „Im<br />

nächsten Jahr 2,5 Millionen Euro für die Ausstattung einer<br />

kompletten Stiftungsprofessur einzuwerben, wäre<br />

wunderbar, ist jedoch eher illusorisch. Wir werden aber<br />

nicht warten, bis wir eine solche Summe zusammen haben,<br />

sondern werden sukzessive in Bedarfe investieren.“ Das<br />

könne beispielsweise ein besonderes Mikroskop sein,<br />

das benötigt wird. So werde auch schnell sichtbar, welchen<br />

Beitrag die Spenden leisten können.<br />

4 |<strong>2022</strong> 51


wissen<br />

„GENAU DARAUF KOMMT ES AUCH AN“, betont<br />

Joachim Kreuzburg, Vorstandsvorsitzender der<br />

Sartorius AG und Kuratoriumsmitglied der Stiftung.<br />

„Natürlich versteht man, dass es um Gesundheit<br />

allgemein geht und hier enorme Innovationssprünge<br />

gemacht werden, aber anhand konkreter<br />

Projekte und Erfolge wird das greifbar – und das<br />

motiviert viel stärker zum Engagement.“<br />

„Für alle Stifter ist ebenfalls wichtig, dass das<br />

Engage ment nach außen sichtbar wird“, sagt Professor<br />

Wolfgang Lehmann vom Vorstand der<br />

UMG add on. Lehmann selbst hat von seinen Eltern<br />

eine Stiftung geerbt und bringt entsprechende Erfahrung<br />

mit. „Wir müssen ein Konzept entwickeln, wie<br />

wir das schaffen – dann wäre ich optimistisch, dass<br />

es uns auch gelingt, Großspender zu gewinnen.“<br />

Olaf Feuerstein, Geschäftsführer des Hotels Freizeit<br />

In und ebenfalls Kuratoriumsmitglied, hat in<br />

seinem privaten wie geschäftlichen Umfeld häufig<br />

die Erfahrung gemacht, dass „viele Menschen gerne<br />

etwas spenden wollen, aber nicht wissen, wofür.<br />

Dafür brauchen wir eine zeitgerechte Ansprache.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass wir als Netzwerker allein<br />

schon in der Region Südniedersachsen erfolgreich<br />

sein können.“<br />

OLAF FEUERSTEIN<br />

Kuratorium – Geschäftsführer Freizeit In,<br />

CDU-Stadtratsmitglied<br />

„Ich habe ein Helfersyndrom, aber Zeit habe ich eigentlich<br />

gar nicht – deswegen schaue ich genau hin, wofür ich mich<br />

engagiere. Was mir am Stiftungskonzept gefiel und weshalb<br />

ich mich dort einbringe, ist zweierlei: Erstens die klare, kernige<br />

und effiziente Struktur – keine Verwaltung, keine Politik,<br />

sondern eine konkrete, sachliche Zielorientierung. Zweitens<br />

bringt der Kreis der für die Stiftungsgremien gewonnenen<br />

Personen eine hohe Energie mit. Das ist erfolgversprechend.“<br />

OBWOHL DIE UMG ADD ON NOCH in der Wiege<br />

liegt, konnten schon die ersten Großspenden eingeworben<br />

werden. Das bekräftigt, dass die Idee gut<br />

ist und die Stiftung langfristig wirken soll. Zunächst<br />

werden Mittel für zwei dringend benötigte<br />

Stiftungsprofessuren aus dem Bereich der Onkologie<br />

und Kardiologie eingeworben. Bis es so weit ist,<br />

dass tatsächlich in Gebäude investiert werden<br />

kann, geht Wolfgang Brück gegenwärtig aber noch<br />

von bis zu zehn Jahren aus. Schließlich ist das Etablieren<br />

einer Stiftung – insbesondere auch angesichts<br />

der Konkurrenz und der gesamtgesellschaftlichen<br />

Lage – harte Arbeit, die nicht von heute auf<br />

morgen erledigt ist. ƒ<br />

52 4 | <strong>2022</strong>


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Niedersächsischer Gesundheitspreis<br />

für Schwangeren-App HEDI<br />

Projekt der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen<br />

Am 5. Dezember konnten Jens Düwel,<br />

der für die GWG Gesellschaft für Wirt -<br />

schafts för de rung und Stadtentwick lung<br />

Göttin gen als Projektträgerin anwesend war,<br />

und Dr. Corinna Morys-Wortmann, Ge sund heitsregion<br />

Göttingen/Südniedersachsen, in Hanno -<br />

ver den diesjährigen Niedersächsischen Gesund -<br />

heitspreis in der Kategorie ‚eHealth: Digitale<br />

Technologien für mehr Gesundheit‘ entgegennehmen.<br />

Die prämierte HEDI-Plattform verknüpft Infor<br />

mationen zu Schwangerschaft, Geburt und<br />

erstem Lebensjahr mit den regionalen Kontaktadressen<br />

in Südniedersachsen und demnächst<br />

auch in weiteren Landkreisen. Alle Texte und<br />

das Glossar sind in Deutsch, Englisch, Französisch,<br />

Ukrainisch und Farsi sowie als<br />

jeweilige Audiodatei enthalten. Die Suche nach<br />

Hebammen und Beratungsstellen sowie die<br />

Kon taktaufnahme sind in der Plattform integriert.<br />

DER CHAT bietet einen gesicherten Austausch<br />

zwischen Hebammen und Schwangeren –<br />

auch per Video. Die Infotexte können beim<br />

Chat mit Schwangeren einfach eingebunden<br />

werden und werden in der jeweils gewünschten<br />

Sprache angezeigt. Hebammen können<br />

zudem die komfortablen Koordinierungstools<br />

im Hintergrund nutzen. Die Firma aidminutes<br />

GmbH, spezialisiert auf die kultursensible, digitale<br />

Umsetzung von medizinischen Inhalten,<br />

war für die technische Realisierung zuständig.<br />

Hebammen, Beratungskräfte und Schwangere<br />

aus der Region waren von Anfang an eingebunden,<br />

sodass die Erfahrungen aus der Praxis in<br />

die Entwicklung einfließen konnten.<br />

KONTAKT<br />

Das südniedersächsische<br />

Projekt HEDI hat zum Ziel,<br />

Schwangere und junge Eltern<br />

mit Hebammen, Gynäkolog*<br />

innen, Kinderärzt*innen und<br />

sozialen Anlaufstellen zu<br />

vernetzen. Zu diesem Zweck<br />

wurde eine mehrsprachige,<br />

kostenlose und werbefreie<br />

Plattform entwickelt:<br />

www.hedi.app<br />

GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und<br />

Stadtentwicklung Göttingen mbH<br />

Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen<br />

Bahnhofsallee 1b<br />

37081 Göttingen<br />

www.gesundheitsregiongoettingen.de<br />

PROFIL<br />

Vorhang auf für<br />

ein Leben nach<br />

Ihren Wünschen.<br />

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wissen<br />

Die Wunderwaffe<br />

unseres Körpers<br />

„Keime müssen draußen bleiben“ – so lautet das Grundgesetz der Körperpolizei. Doch wie es so ist<br />

im Leben: Es gibt immer welche, die sich nicht an die Gesetze halten. Gegen diese Gesetzlosen hat<br />

der menschliche Organismus eine raffinierte, leider aber nicht absolut sichere Abwehr entwickelt.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />

Das ,Wunderwerk Immunsystem‘ arbeitet mit<br />

seinen eigenen, wie in einem Orchester aufeinander<br />

abgestimmten Instrumenten, um unsere<br />

Gesundheit zu schützen. Doch wie macht es<br />

das? Wer spielt im Orchester mit? Wer ist der Dirigent?<br />

Und warum erwischt es uns doch immer wieder? Um all<br />

das zu verstehen, müssen wir in das komplexe System unseres<br />

Körpers eintauchen.<br />

Abwehr ein Leben lang<br />

Verschiedene Abwehrmechanismen müssen harmonieren,<br />

damit sich unser Körper vor krankheitsauslösenden<br />

Bakterien, Viren oder Pilzen schützen kann. Glücklicherweise<br />

ist uns eine angeborene, auch unspezifisch genannte<br />

Grundimmunität genetisch mitgegeben, wenn wir auf<br />

die Welt kommen. So kann der kleine Babykörper sich<br />

schon gegen einige Erreger schützen. Doch dieses System<br />

reicht nicht aus. Es muss wachsen, um den vielfältigen<br />

Bedrohungen standhalten zu können. Diese erworbene<br />

oder auch spezifische Abwehr ist uns zwar auch angeboren,<br />

muss aber lebenslang lernen. Die meisten von uns<br />

stärken sie zudem mit gezielten Impfungen. Denn nur so<br />

kann der Körper reagieren und Infektionen vermeiden<br />

oder – wenn es zu spät ist – bekämpfen und letztlich hoffentlich<br />

mit seinen pass genauen Abwehrzellen und Antikörpern<br />

besiegen.<br />

Wächterzellen sind die Brücke zwischen<br />

dem spezifischen und dem<br />

unspezifischen Immunsystem. Ob<br />

man es glaubt oder nicht, diese<br />

dendritischen Zellen knabbern<br />

ständig an den Subs tanzen in ihrer<br />

Umgebung herum. So entdecken sie<br />

beispielsweise Bakterien und Viren,<br />

die über eine Verletzung, die Atemwege<br />

oder die Nahrungsaufnahme in den Körper<br />

eingedrungen sind. Haben sie solche erkannt,<br />

können sie manche selbst unschädlich<br />

machen oder auch Helfer herbeirufen, die sich<br />

um die Einbrecher kümmern.<br />

54 4 | <strong>2022</strong>


Nasen- und<br />

Rachenschleimhäute<br />

siehe Haut<br />

wissen<br />

AUFBAU DES IMMUNSYSTEMS<br />

Das Immunsystem bekämpft Krankheitserreger<br />

auf der Haut, im Gewebe und in Körperflüssigkeiten<br />

wie dem Blut. Dazu gehören ganze Organe<br />

und Organteile, aber auch einzelne Zellen.<br />

Auch zahlreiche Botenstoffe spielen eine Rolle.<br />

Wichtige Bestandteile sind zum Beispiel:<br />

Abwehrzellen im Blut<br />

Die wichtigsten Zellen des<br />

Abwehr systems sind die verschiedenen<br />

weißen Blutkörperchen.<br />

Dazu zählen unter anderem:<br />

Mandeln<br />

Sie enthalten ebenfalls Abwehrzellen,<br />

die Antikörper bilden können.<br />

Thymus Hier reifen<br />

einige Abwehrzellen<br />

(T-Zellen) vollständig aus.<br />

B-Lymphozyten<br />

Monozyten<br />

Lymphknoten<br />

und -bahnen<br />

Sie sind Sammelstelle<br />

und Transportwege für<br />

Abwehrzellen und Antikörper,<br />

die Antikörper<br />

bilden (B-Zellen).<br />

Makrophagen<br />

Knochenmark<br />

Es bildet die meisten<br />

Vorstufen und einige<br />

reife Abwehrzellen.<br />

Darm<br />

siehe Haut<br />

Milz<br />

Sie speichert<br />

Abwehrzellen.<br />

DOPPELTER SCHUTZ<br />

Das Immunsystem besteht aus der<br />

an geborenen Abwehr, die gegen<br />

Fremdkörper, Verletzungen und<br />

Krankheitserreger schützt, und der<br />

erworbenen Abwehr, die gegen<br />

bestimmte Krankheitserreger oder<br />

veränderte Körperzellen vorgeht.<br />

Beide Systeme sind eng miteinander<br />

verzahnt und übernehmen<br />

unterschiedliche Aufgaben.<br />

Haut<br />

Die Haut und Schleimhäute<br />

zum Beispiel<br />

von Nase, Rachen und<br />

Darm: Diese sind oft<br />

Eintrittspforte für die<br />

Erreger, hier finden<br />

aber auch bereits erste<br />

Abwehrreaktionen statt.<br />

4 |<strong>2022</strong> 55


wissen<br />

AUS DER REGIONALEN WISSENSCHAFT<br />

Plasmawundheilung als Immunschutz<br />

Unsere Haut ist ein wichtiger Schutz<strong>faktor</strong> für das<br />

Immunsystem. Umso bedeutender sind die Fortschritte,<br />

die der HAWK Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/<br />

Göttingen in den vergangenen Jahren im Bereich der<br />

Plasmaforschung gelungen sind: Chronische Wunden,<br />

die sich kaum oder gar nicht mehr schließen ließen,<br />

werden durch eine direkte Kaltplasmaanwendung<br />

deutlich stimuliert. Die Wundheilung verbessert sich<br />

signifikant, und der Verlauf wird positiv beeinflusst.<br />

Bei bereits austherapierten Wunden kann die Therapiefähigkeit<br />

wiederhergestellt werden. Dabei stellt<br />

sich das Plasma als antimikrobiell und hochwirksam<br />

heraus, auch bei multiresistenten Keimen. Das alles<br />

komplett schmerzfrei, in minimaler Anwendungszeit<br />

und nahezu ohne bekannte Nebenwirkungen.<br />

Catch me if you can – die Antikörperflucht<br />

Impfungen zum Schutz unserer Gesundheit sind<br />

nicht erst seit der Corona-Pandemie in aller Munde,<br />

haben aktuell jedoch eine größere Brisanz denn je.<br />

Denn Impfstoffe schützen vor einer schweren Erkrankung,<br />

und die Antikörperantwort gegen diese Impfstoffe<br />

trägt wesentlich zum Schutz bei. Auf diesem<br />

Gebiet leistet derzeit das in Weende ansässige<br />

Deutsche Primatenzentrum (DPZ) Pionierarbeit:<br />

Die Forschenden haben festgestellt, dass sich neue<br />

Varianten des SARS-CoV-2, insbesondere die<br />

Omi kron-Variante, teilweise der Antikörperantwort<br />

entziehen, was den Impfschutz vermindert – hier<br />

spricht man von Antikörperflucht.<br />

Gegenwärtig wird erforscht, wie wirksam neue<br />

Varianten, die demnächst das Infektionsgeschehen<br />

dominieren könnten, durch Antikörper gehemmt werden.<br />

Dabei steht zum einen die Frage im Vordergrund,<br />

ob bestimmte Varianten gegebenenfalls resistent<br />

gegen alle therapeutischen Antikörper sind, zum<br />

anderen jene, wie gut die Infektion durch Antikörper,<br />

die durch angepasste Impfstoffe induziert wurden,<br />

gehemmt wird.<br />

Angriff auf den eigenen Körper<br />

Woher weiß das Wächtersystem aber, welche Strukturen körpereigen<br />

sind und welche nicht? Für diese Unterscheidung ist der Thymus<br />

zuständig. Er bildet die Abwehrzellen zu den wichtigen T-Zellen aus,<br />

die am Ende für einen erfolgreichen Immunschutz verantwortlich<br />

sind. Problematisch wird es immer dann, wenn Erreger zu körperähnlich<br />

sind, dann kann es zu den gefährlichen Autoimmunreaktionen<br />

wie etwa beim Typ-1-Diabetes oder beim Heuschnupfen<br />

kommen. Das heißt, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen<br />

Körper richtet und dort auch Schäden verursachen kann.<br />

Experten raten vor allem, dem eigenen System keinen unnötigen<br />

Schaden zuzufügen. Dies sei das beste Mittel, um Autoimmunreaktionen<br />

vorzubeugen. Um solche Stress<strong>faktor</strong>en zu eliminieren, sollte<br />

man natürlich wissen, wo das eigene Abwehrsystem seine Kraft hernimmt.<br />

Die im Schaubild (Seite 55) aufgeführten wichtigen Bestandteile<br />

der Abwehr stellen anatomische Barrieren für die Eindringlinge<br />

dar. Bevor sie bei uns Schnupfen, Husten und Heiserkeit verursachen,<br />

müssen sie erstmal an Flimmerhärchen, Schleimhäuten oder der<br />

Haut vorbei. Das gelingt glücklicherweise den meisten nicht.<br />

Lebensführung stärkt die Abwehr<br />

Verletzungen oder Schäden durch Rauchen und Alkoholgenuss<br />

schwächen diese Barrieren jedoch und öffnen quasi die Schleuse in<br />

den Körper. Die Keime, die dann ungeschoren an den Enzymen in<br />

Speichel, Urin oder Tränenflüssigkeit sowie dem Schleim der Atemwege<br />

oder der ätzenden Magensäure und der schützenden Darmflora<br />

vorbeikommen, können sich aber noch längst nicht sicher sein,<br />

dass sie uns niederstrecken. Denn jetzt treffen die Fieslinge zunächst<br />

auf die oben erwähnte unspezifische Abwehr, also die von Botenstoffen<br />

gesteuerten Fresszellen (Makrophagen, Monozyten und Granulozyten)<br />

und im Blut aufgelöste Eiweiße mit Abwehrfunktion. Je<br />

mehr Erfahrung der Körper dann gesammelt hat, desto mehr kann er<br />

sich auf die spezifische Abwehr verlassen: B-Lymphozyten, also weiße,<br />

im Knochenmark gebildete Blutkörperchen, die sich in Lymphknoten<br />

und Milz sammeln, entwickeln angepasste Antikörper. Diese<br />

heften sich an den Erreger. So markiert, kann er schnell von den<br />

Fresszellen gefunden und vernichtet werden. Gleichzeitig bilden sich<br />

B-Zellen, die bei einer erneuten Infektion zur Stelle sind, um rechtzeitig<br />

alles abzusichern. Da diese spezifische Schutzfunktion oft ein<br />

paar Tage braucht, um ihre volle Kraft zu entfalten, ist es gegebenenfalls<br />

schon zu einer Erkrankung gekommen. Das ist zwar unschön,<br />

doch immerhin schützt das immunologische Gedächtnis das System<br />

nach den meisten Infekten anschließend für mehrere Jahre.<br />

Was lässt sich also tun, um diesem fein aufeinander abgestimmten<br />

Orchester die nötige Unterstützung zukommen zu lassen? So schwierig<br />

ist es zum Glück gar nicht: Bewegung an der frischen Luft,<br />

Saunagänge sowie eine nährstoff- und vitaminreiche Ernährung, die<br />

neben viel Obst und Gemüse auch die Spurenelemente Zink und<br />

Eisen enthält, gewährleisten schon eine gute Basis für einen effektiven<br />

Immunschutz. Den Rest übernehmen die unzähligen Orchestermitglieder<br />

in unserem Körper – hoffentlich … ƒ<br />

56 4 | <strong>2022</strong>


wissen<br />

Was stärkt unsere Abwehr?<br />

Ansteckungsrisiko reduzieren<br />

Regelmäßiges Händewaschen<br />

mindert das Risiko, mit Viren und<br />

Bakterien in Kontakt zu treten.<br />

Für unterwegs eignet sich ein<br />

Händedesinfektionsmittel.<br />

Raumklima<br />

Heizungsluft trocknet die<br />

Schleimhäute der Atemwege aus –<br />

daher gilt: überheizte Räume meiden<br />

und die Schleimhäute feucht<br />

halten zum Beispiel mit<br />

Meerwassersprays.<br />

Darmgesundheit<br />

Eine intakte Darmflora sorgt für eine<br />

sichere Abwehr, denn ein Großteil<br />

des Immunsystems wird hier gebildet.<br />

Daher auf eine abwechslungs reiche<br />

Ernährung achten – fünf Por tionen<br />

Obst und Gemüse und etwa zwei<br />

Liter Flüssigkeit am Tag, Fett und<br />

Zucker nur in Maßen – und immer<br />

langsam und gut kauen.<br />

Abwehrkiller meiden<br />

Wie so oft gilt: alkoholische<br />

Getränke, Koffein und Rauchen<br />

– alles nur in Maßen.<br />

Wechselduschen und Sauna<br />

Wechselduschen regen den<br />

Kreislauf an, stärken die Gefäße<br />

und trainieren die Wärmeregulation.<br />

So wird der Körper auf die kalte<br />

Jahreszeit vorbereitet.<br />

Vitamine<br />

Für ein schlagkräftiges Immunsystem<br />

sind Zink und Vitamin C<br />

von zentraler Bedeutung!<br />

Wenig Stress und viel Schlaf<br />

Das Stresshormon Cortisol bremst<br />

die Abwehr. Ruhe und ausreichend<br />

Schlaf sind unverzichtbar.<br />

Bewegung<br />

Ausdauertraining erhöht nachweislich<br />

die Stressresistenz und stärkt die<br />

Abwehr. Wer jeden Tag 30 Minuten<br />

flott geht oder walkt, kurbelt sein<br />

Immunsystem an.<br />

Grippeschutzimpfung<br />

Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät<br />

vor allem älteren Menschen ab<br />

60 Jahren, Schwangeren, Menschen<br />

mit chronischen Erkrankungen und<br />

medizinischem Personal zu einer<br />

Grippeschutzimpfung.<br />

BUCHTIPP<br />

zur weiterführenden Lektüre<br />

Hendrik Streeck, 1977 in Göttingen geboren und<br />

aufgewachsen, ist heute einer der gefragtesten<br />

Virologen und medialen Gesichter der Corona-<br />

Pandemie. Beim 31. Göttinger Literaturherbst<br />

stellte er sein neuestes Werk vor: ,Unser Immunsystem<br />

– Wie es Bakterien, Viren & Co. abwehrt<br />

und wie wir es stärken | Das umfassende<br />

Gesundheitsbuch mit praktischen Tipps für<br />

unsere Gesundheit‘.<br />

Piper Verlag<br />

22 Euro<br />

4 |<strong>2022</strong> 57


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Über kurz oder lang<br />

… müssen wir uns alle mit dem Altern befassen. Humangenetiker Professor Bernd Wollnik<br />

und sein Team erforschen die molekularen Mechanismen der Alterung und schauen dabei auch<br />

besonders auf die Länge von Chromosomenenden.<br />

SCIEPRO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

TTAGGG – Durch die häufige Wiederholung dieser<br />

DNA-Sequenz schützen Telomere die Enden von<br />

Chromosomen.<br />

Stück für Stück schrumpfen die Enden<br />

unserer Chromosomen. Jedes Mal,<br />

wenn sich eine Zelle teilt, muss die gesamte<br />

DNA verdoppelt und auf die Tochterzellen<br />

verteilt werden. Die DNA ist in Chromosomen<br />

organisiert, 46 hat jeder Mensch, und<br />

gerade an den Enden der Chromosomen ist<br />

der Verdoppelungsvorgang fehleranfällig. Die<br />

Folge: Die Chromosomen werden kürzer. Dass<br />

unser Erbgut dennoch über unzählige Zellteilungen<br />

hinweg stabil weitergegeben werden<br />

kann, liegt auch an den Telomeren. So werden<br />

die Enden der Chromosomen bezeichnet. Sie<br />

bestehen aus vielen Wiederholungen derselben<br />

Abfolge von DNA-Bausteinen, enthalten<br />

aber keine entscheidenden genetischen<br />

Infor mationen wie zum Beispiel unsere Gene.<br />

Vielmehr funktionieren sie wie schützende<br />

Kappen, die sich nach und nach abnutzen. Unterschreiten<br />

sie eine kritische Länge, verändert<br />

sich der Schutz der Chromosomenkappen,<br />

das Genom wird instabil und die Funktion<br />

der Zelle gestört – alles Faktoren, die dann zur<br />

Alterung beitragen.<br />

DIE SCHUTZWIRKUNG VON TELOMEREN<br />

ist auf ein komplexes Zusammenspiel von DNA,<br />

RNA, verschiedener Proteine und Proteinkomplexe<br />

sowie weiterer Moleküle in der Zelle angewiesen.<br />

Dass offenbar nicht nur die Länge<br />

der Telomere, sondern besonders auch ihre<br />

räumliche Anordnung eine wesentliche Rolle<br />

spielt, hat sich bereits herauskristallisiert.<br />

„Doch vieles ist noch unklar“, sagt Professor<br />

Bernd Wollnik, Direktor des Instituts für Humangenetik<br />

der Universitätsmedizin Göttin-


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FOTOS: RONALD SCHMIDT<br />

PROFIL<br />

Die Wissenschaftler*innen nutzen Hochdurchsatzsequenzierung, aber auch hochauflösende Mikroskopierverfahren, um den Mechanismen der Alterung auf die<br />

Spur zu kommen.<br />

gen (UMG). „Uns interessieren die Antworten<br />

auf so viele Fragen: Welche Gene sind involviert?<br />

Welche Signalwege und Mechanismen<br />

greifen im Alterungsprozess ineinander? Ab<br />

welcher Verkürzung der Telomerlänge bricht<br />

deren räumliche Struktur zusammen?“ Diesen<br />

Fragen auf den Grund zu gehen und die<br />

Dynamik von Telomeren zu entschlüsseln –<br />

sowohl im natürlichen Alterungsprozess als<br />

auch in der Entstehung und Entwicklung von<br />

altersassoziierten Erkrankungen, etwa des<br />

Herzens –, das hat sich das Team um Bernd<br />

Wollnik vorgenommen.<br />

UNTERSCHIEDLICHSTE TECHNIKEN weiterentwickeln<br />

und neu kombinieren – auf diese<br />

Weise gelangen die Wissenschaftler*innen<br />

zu neuen Erkenntnissen. Gerade im technologischen<br />

Bereich haben sich Bernd Wollnik<br />

zufolge in den letzten Jahren neue Horizonte<br />

eröffnet: „Die enorme technologische<br />

Ent wicklung in der Humangenetik hat uns<br />

eine Vielzahl neuer Werkzeuge beschert. Die<br />

verschiedenen Methoden der Hochdurchsatzsequenzierung<br />

versetzen uns in die<br />

Lage, nahezu jede Veränderung in der DNA<br />

aufzuspüren, im gesamten Genom eines<br />

Menschen. Wir haben erst kürzlich und erstmalig<br />

die komplette Telomerlänge einzelner<br />

Chromosomen präzise bestimmen können.<br />

Eine bahnbrechende Methodik, die nun viele<br />

Türen für die Beantwortung all unserer<br />

Fragen öffnet“, sagt Bernd Wollnik. „Aber wir<br />

beschränken uns nicht auf DNA-Analysen. Wir<br />

ermitteln zum Beispiel durch RNA-Sequenzierung,<br />

welche Gene wann abgelesen, also<br />

aktiviert werden. Zu welchem Zeitpunkt? In<br />

welcher Zelle?“ Konkret bestimmen die Forschenden<br />

also die Länge von Telomeren in<br />

verschiedenen Zelltypen und Zellentwicklungsstadien,<br />

in Zellen mit krankheitsverursachenden<br />

Gendefekten und in gesunden Zellen.<br />

Sequenzdaten kombinieren sie mit neuesten<br />

hochauflösenden Mikroskopierverfahren.<br />

EINE WEITERE BESONDERHEIT: Im Unterschied<br />

zu früher geht es ihnen nicht darum,<br />

eine durchschnittliche Länge von Telomeren<br />

aus vielen Zellen einer Blut- oder Gewebeprobe<br />

zu bestimmen. Stattdessen fokussieren<br />

sie sich auf einzelne Zellen und sogar<br />

auf einzelne Chromosomen. Sie fragen: Wie<br />

sieht das Telomer eines bestimmten Chromosoms<br />

aus? Lassen sich spezifische Effekte<br />

auf die Zellalterung oder die Entstehung<br />

von Erkrankungen ableiten? Besonders im<br />

Rahmen der unterschiedlichen wissenschaftlichen<br />

Aktivitäten des Teams der Humangenetik<br />

im Herzzentrum der UMG (zum Beispiel<br />

des Sonderforschungsbereichs SFB1002<br />

oder der Studien im Deutschen Zentrum für<br />

Herz-Kreislauf-Forschung, DZHK) liefern diese<br />

Methoden neue Einblicke in die Alterung<br />

des Herzens und die Entstehung der Herzschwäche.<br />

Eine weitere Strategie, um den<br />

Alterungsprozess auf molekularer Ebene zu <br />

„Die enorme technologische<br />

Entwicklung in der Humangenetik<br />

hat uns eine Vielzahl<br />

neuer Werkzeuge beschert.<br />

Die verschiedenen Methoden<br />

der Hochdurchsatzsequenzierung<br />

versetzen uns in die<br />

Lage, nahezu jede Veränderung<br />

in der DNA aufzuspüren,<br />

im gesamten Genom eines<br />

Menschen.<br />

PROF. DR. MED. BERND WOLLNIK


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Prof. Dr. med. Bernd Wollnik<br />

„Diese neuen Möglichkeiten<br />

und Perspektiven sind Motor<br />

und Motivation für das<br />

gesamte Team!“<br />

ergründen und Hinweise zu liefern, wie sich<br />

altersassoziierte Erkrankungen vermeiden<br />

oder behandeln lassen, besteht darin, Genvarianten<br />

zu identifizieren, die seltene angeborene<br />

Erkrankungen mit beschleunigter<br />

Alterung verursachen, sogenannte Progerien.<br />

Damit befasst sich sehr erfolgreich auch eine<br />

weitere, von Professor Uwe Kornak geleitete<br />

Forschungsgruppe am Institut für Humangenetik.<br />

So konnte das Team um Professor<br />

Kornak erst kürzlich mit BUD13 ein neues Gen<br />

und einen neuen Krankheitsmechanismus für<br />

eine progeroide Erkrankung entschlüsseln<br />

und international sichtbar publizieren.<br />

SO ZWANGSLÄUFIG DER ALTERUNGSPRO-<br />

ZESS IST, so komplex sind die molekularen<br />

und zellulären Vorgänge, die dabei ineinandergreifen.<br />

Telomerverkürzung ist hier nur ein Faktor.<br />

Genomische Instabilität, epigenetische Veränderungen,<br />

mitochondriale Dysfunktion sind<br />

weitere, aber noch lange nicht alle Merkmale des<br />

Alterns. Um solche Details aufzuklären, muss<br />

man gleichzeitig die gesamte Zelle in den Blick<br />

nehmen: DNA, RNA, Proteine, Stoffwechselprodukte<br />

und andere Moleküle. Und natürlich ihre<br />

Interaktionen und Wechselbeziehungen mitund<br />

untereinander. Solche Untersuchungen<br />

werden unter dem Begriff der Omics-Technologien<br />

zusammengefasst, mit der Genomik,<br />

Transkriptomik, Proteomik, Metabolomik etc.<br />

Die UMG ist in diesem Jahr der Translations-<br />

Allianz In Niedersachsen (TRAIN) beigetreten,<br />

und Bernd Wollnik ist seit Kurzem UMG-Standortsprecher<br />

im Bereich ,Trainomics‘: „Es ist<br />

ein sehr dynamisches Verbundmodell, welches<br />

die kooperative und komplementäre Nutzung<br />

und Weiterentwicklung von Omics-Ressourcen<br />

und Omics-basierten Forschungsstudien durch<br />

Forschungseinrichtungen in Braunschweig,<br />

Göttingen und Hannover unterstützt.“<br />

UND DANN IST DA JA AUCH NOCH DIE<br />

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die „Genschere“ CRISPR/Cas. Sie wird die<br />

Humangenetik in Zukunft maßgeblich prägen,<br />

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Dieses Tool zur Genomeditierung ermöglicht<br />

es, DNA gezielt an gewünschten Stellen zu<br />

verändern, also Bausteine auszuschneiden,<br />

einzufügen oder auszutauschen und somit<br />

Fehler in der DNA oder Fehlfunktionen<br />

von Genen und Proteinen zu korrigieren. In<br />

der humangenetischen Forschung erleichtert<br />

dieses mächtige Werkzeug nicht nur die<br />

funktionelle Charakterisierung genetischer<br />

Veränderungen in Zellen, um grundlegende<br />

Signalwege und Vorgänge zu entschlüsseln,<br />

sie ebnet auch den Weg zur Entwicklung neuer<br />

Behandlungsstrategien, auch für altersassoziierte<br />

Erkrankungen. Bernd Wollnik erklärt:<br />

„Im Unterschied zu früher sind wir jetzt<br />

in der humangenetischen Forschung in der<br />

Lage, die ganze Strecke zurückzulegen: Wir<br />

identifizieren genetische Krankheitsursachen,<br />

entschlüsseln die molekularen und zellulären<br />

Auswirkungen von Genvarianten, gewinnen<br />

Erkenntnisse über grundlegende Prozesse in<br />

der gesunden, der alternden und der kranken<br />

Zelle und liefern so Ansatzpunkte für therapeutische<br />

Optionen. Diese neuen Möglichkeiten<br />

und Perspektiven sind Motor und Motivation<br />

für das gesamte Team!“<br />

KONTAKT<br />

Institut für Humangenetik<br />

Universitätsmedizin Göttingen<br />

Prof. Dr. med. Bernd Wollnik<br />

Tel. 0551 39-60606<br />

bernd.wollnik@med.uni-goettingen.de<br />

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mensch<br />

62 4 |<strong>2022</strong>


mensch<br />

Frei wie<br />

ein Vogel<br />

Nachdem Katja Thiele-Hann die Expansion des Bäckerei-Betriebs<br />

deutlich vorangetrieben und die Mitarbeiterzahl fast verfünffacht hat,<br />

verkaufte sie das Unternehmen – nach fast 150 Jahren in Familienhand.<br />

Ihren neu gewonnenen Freiraum füllt sie heute mit Greifvögeln und<br />

Eisklettern in luftiger Höhe und bleibt der Branche dennoch erhalten.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

4 |<strong>2022</strong> 63


mensch<br />

LESEZEIT: 9 MINUTEN<br />

Richtig klar geworden ist mir die<br />

Veränderung in meinem Leben in<br />

der ersten Januarwoche dieses Jahres“,<br />

erzählt Katja Thiele-Hann mit<br />

einem ansteckenden Lächeln. Als<br />

zum ersten Mal seit vielen Jahren<br />

keine Nachrichten in den diversen<br />

WhatsApp-Gruppen der Bäckerei Thiele ankamen. Morgens<br />

waren auch keine E-Mails im Posteingang. „Ich<br />

habe direkt meinen Mann gefragt, ob mit dem Server<br />

alles in Ordnung ist.“ Natürlich war alles in bester Ordnung.<br />

Katja Thiele-Hann stand bloß – 30 Jahre nach<br />

dem Eintritt in das Familienunternehmen – nicht mehr<br />

in der Verantwortung bei der Feinbäckerei Thiele. Im<br />

April 2021 hatten ihr Mann Michael Hann und sie das<br />

Unternehmen verkauft, ebenso wie die Bäckerei Apel,<br />

die sie im Jahr 2009 dazu übernommen hatten. Beide<br />

Betriebe gehören seitdem zum Frankfurter ,Haus der Bäcker‘.<br />

Während ihr Mann schon seit dem Verkauf nicht<br />

mehr aktiv eingebunden war, begleitete die ausgebildete<br />

Konditorin Thiele-Hann das Geschehen noch als Geschäftsführerin<br />

weiter. Bis Ende Dezember des vergangenen<br />

Jahres auch damit Schluss war.<br />

Es wirkt beinahe anrührend, dass es eine so kleine Sache<br />

wie ein leeres Postfach brauchte, um ihr den großen<br />

Einschnitt noch einmal vor Augen zu führen. Die Erklärung<br />

leuchtet ein: Seit sie das Unternehmen als 29-Jährige<br />

von ihrem Vater gekauft hat, habe sie sich eine morgendliche<br />

Routine angewöhnt. „Beim ersten Kaffee habe<br />

ich die Umsätze des Vortages angesehen und bin immer<br />

sofort alle Nachrichten durchgegangen.“ So kam bei<br />

bundesweit mehr als 85 Filialen und über 730 Mitarbeitenden<br />

meist schon in den Morgenstunden sehr viel Post<br />

zusammen, auch solche mit drängenden Problemen.<br />

Stets startete sie unter Hochdruck in den Tag, nicht selten<br />

folgten elf, zwölf oder mehr Arbeitsstunden. Auf die<br />

Frage, ob sie den Trubel vermisse, kommt die Antwort<br />

von Katja Thiele-Hann ohne Zögern: „Mein Leben ist<br />

heute mindestens so lebendig wie früher – ich muss nur<br />

weniger Probleme lösen.“<br />

UND DANN ERZÄHLT SIE von diesem neuen, anders gefüllten<br />

Leben. „Dieses Jahr war ein Jahr des Ausprobierens.<br />

Ich habe Dinge gemacht, die früher nicht gingen,<br />

weil ich Verantwortung für unser Unternehmen und unsere<br />

Mitarbeitenden getragen habe oder weil schlicht die<br />

Zeit gefehlt hat“, erzählt Thiele-Hann. Nun aber war es<br />

an der Zeit, ihre Grenzen auszuloten. So hatte sie schon<br />

vor ihrem endgültigen Austritt Eisklettern in den Bergen<br />

in Bad Gastein gebucht. „Erst dachte ich: ,Das kannst du<br />

nicht bringen‘ und war schwer beeindruckt, als ich vor<br />

der enormen Eiswand stand“, sagt sie und lacht. „Aber<br />

gemeinsam mit einem tollen Bergführer habe ich die körperliche<br />

Herausforderung gemeistert.“ Mindestens genauso<br />

spannend sei das Abseilen aus 34 Metern Höhe<br />

von einem Aquädukt in der Nähe des Edersees gewesen.<br />

Das Schwingen durch luftige Höhen scheint ihr Ding.<br />

Denn Thiele-Hann schaffte es im vergangenen Jahr, endlich<br />

noch eine Herzensangelegenheit zu vertiefen: ihre<br />

Leidenschaft für Greifvögel. Mehrere Tage lang versorgte<br />

sie gemeinsam mit dem Falkner im Tierpark Sababurg<br />

die Vögel bei der Greifvogelstation, säuberte Unterkünfte<br />

und half beim Training sowie bei der Flugschau mit.<br />

„Das war eine wundervolle Erfahrung, ein erhabenes<br />

Gefühl, mit den großen Tieren wie dem Weißkopfseeadler<br />

zu arbeiten“, sagt sie von Erinnerungen beseelt. Kurz<br />

darauf besuchte sie auch bei einer Dubai-Reise eine<br />

Greifvogelshow – und überzeugte kurzerhand den dortigen<br />

Falkner, sie ebenfalls als Assistentin einzusetzen.<br />

Eine zupackende Frau, die weiß, was sie will.<br />

DEN NEU GEWONNENEN FREIRAUM verdankt die<br />

53-Jährige in doppelter Hinsicht auch ihrem Vater. An<br />

ihm habe sie sich ein Beispiel genommen: „Er ist ein toller<br />

Typ. In einer Branche, in der Senioren traditionell<br />

eher lange im Unternehmen bleiben, hat er als einer der<br />

Jüngsten bereits mit 57 Jahren den Betrieb an die nächste<br />

Generation übergeben.“ Auch bei der schwierigen<br />

Entscheidung, das Unternehmen – das 1878 von Friedrich<br />

Wilhelm Thiele und seiner Frau Albertine gegründet<br />

wurde – nach fünf Generationen nicht in Familienhand<br />

64 4 | <strong>2022</strong>


mensch<br />

» Mein Leben ist heute mindestens<br />

so lebendig wie früher – nur mit<br />

weniger ernsten Themen.«<br />

zu belassen, sei er ein starker Rückhalt gewesen. „Ich<br />

habe mir das nicht leicht gemacht“, erzählt sie. Als „Bäckerkind“,<br />

wie sie sich selber nennt, habe sie ab dem<br />

vierten Lebensjahr mitbekommen, wie alles funktioniert.<br />

„Mein Vater hat auch am Küchentisch viel aus dem Betrieb<br />

erzählt“, sagt Katja Thiele-Hann. Eine Trennung<br />

von Privat- und Arbeitsleben habe es nie gegeben.<br />

Als sie den Betrieb übernommen habe, hatte er 150<br />

Mitarbeiter. Über nahezu 25 Jahre sei sie mit dem Unternehmen<br />

gewachsen und habe das nötige Tempo für die<br />

heutige Größe Schritt für Schritt erarbeitet. „Die<br />

Familien bäckerei Thiele gibt es jetzt so nicht mehr, aber<br />

das Unternehmen lebt weiter. Von 730 Mitarbeitern sind<br />

zum Verkaufszeitpunkt nur zwei gegangen: mein Mann<br />

und ich.“ Mit diesem Gedanken im Kopf kann sie heute<br />

in eine Thiele-Filiale gehen, ohne melancholisch zu<br />

werden. „Ich muss nur aufpassen, nicht aus purer Gewohnheit<br />

direkt nach hinten durchzulaufen“, erzählt sie<br />

augenzwinkernd.<br />

Wie sehr Katja Thiele-Hann dem eigenen Betrieb und<br />

dem Bäckerhandwerk überhaupt verbunden ist, zeigt<br />

unter anderem die Tatsache, dass sie für ihre Arbeit bereits<br />

mehrfach ausgezeichnet wurde: Der damalige Vizekanzler<br />

Franz Müntefering verlieh ihr das Bundesverdienstkreuz<br />

für ihr Engagement im Bereich der Ausbildung,<br />

und nur ein Jahr später erhielt sie die Auszeichnung<br />

als Ausbildungs- Ass der IHK für die Schaffung<br />

hervorragender Ausbildungsbedingungen.<br />

DAS KAPITEL FAMILIENUNTERNEHMEN mag Thiele-<br />

Hann inzwischen beendet haben, der Branche bleibt sie<br />

erhalten: Sie schreibt für den Inger Verlag Artikel für die<br />

Zeitschrift Bäckerwelt und gibt mit einer wöchentlichen<br />

Kolumne Impulse für Bäckerei-Inhaber. In ihrem kleinen<br />

Nebenprojekt, dem Podcast ,Zuckersüß ins Wochenende‘,<br />

teilte sie mit ihren Hörern in elf Folgen „heitere Beobachtungen<br />

aus dem Leben“.<br />

Um ihr umfangreiches Wissen an Bäckerinnen und Bäcker<br />

weiterzugeben, gründete sie Anfang <strong>2022</strong> die bundesweit<br />

aktive KTH Beratung. Nicht als Unternehmerin,<br />

ZUR PERSON<br />

Katja Thiele-Hann kommt 1969 in Göttingen zur Welt.<br />

1988 beginnt sie eine Ausbildung als Konditorin in Hannover.<br />

Nach einer weiteren Ausbildung zur Industriekauffrau<br />

bei der Tchibo GmbH tritt sie 1993 in das Familienunternehmen<br />

Feinbäckerei Thiele ein, das sie fünf Jahre später<br />

mit nur 29 Jahren von ihrem Vater kauft. Gemeinsam mit<br />

ihrem Mann baut sie das Unternehmen von 150 auf mehr<br />

als 730 Mitarbeitende in 86 Filialen aus – unter anderem<br />

mit dem Kauf der Bäckerei Apel im Jahr 2009.<br />

Für ihre Arbeit erhält Thiele-Hann im Jahr 2007 die Auszeichnung<br />

als Ausbildungs-Ass der IHK für die Schaffung<br />

hervorragender Ausbildungsbedingungen. Im selben Jahr<br />

verleiht ihr der damalige Vizekanzler Franz Müntefering<br />

das Bundesverdienstkreuz. Von 2007 bis 2014 ist sie die<br />

erste weibliche Kreishandwerksmeisterin des Landes<br />

Niedersachsen und seit ihrem Rücktritt Ehrenkreishandwerksmeisterin.<br />

4 |<strong>2022</strong> 65


mensch<br />

Zum Abbau von Emotionen Sport war für Thiele-Hann schon immer ein überlebenswichtiger Ausgleich: Selbst nach einem<br />

sehr langen Tag geht sie erst ins Bett, wenn sie ihre Lieblingsstrecke am Göttinger Kehr mit dem Rad gefahren ist.<br />

66 4 | <strong>2022</strong>


mensch<br />

sondern „nur“ als Selbstständige, wie sie betont – Mitarbeiterzahl:<br />

eins. Mit Messe-Besuchen und zahllosen<br />

Stippvisiten in Betrieben, auch außerhalb ihrer Beratungstätigkeit,<br />

hält sie engen Kontakt zur Branche und<br />

bleibt thematisch auf der Höhe der Zeit. „Ich sehe mir<br />

nahezu jede Bäckerei an, an der ich vorbeikomme“, sagt<br />

sie. Das sei schon immer so gewesen, auch auf Reisen im<br />

Ausland, denn jedes Land habe „eine individuelle Bäckerei-Kultur“.<br />

Zu ihren Lieblingsprodukten gehören<br />

Schweizer Brot mit dunkel ausgebackener Kruste,<br />

Zimtschnecken in Skandinavien und die unglaublichen<br />

Mengen an Baguette in Frankreich.<br />

„IHRE BRANCHE“ STÜNDE VOR großen Herausforderungen,<br />

der Beratungsbedarf sei enorm. „Frühere Probleme<br />

wirken heute wie Problemchen, heute ist Krise.“<br />

Durch steigende Kosten für Mieten und Energie und<br />

Schwierigkeiten in den Lieferketten würden Betriebsergebnisse<br />

schlechter. Viele Familien müssten sich fragen,<br />

ob sie gemeinsam bereit sind, durch diese Zeit zu gehen.<br />

Die angespannte Personalsituation verschärfe die Lage.<br />

„Das Thema Personal ist in der Beratung und in meinen<br />

Artikeln ganz zentral“, sagt Thiele-Hann. „Das war immer<br />

meine Stärke, und in diesem Bereich habe ich aus<br />

meiner Sicht dem eigenen Unternehmen besonders gedient.“<br />

Menschliche Nähe sei ein Pfund, mit dem kleinere<br />

Betriebe wuchern könnten: Sie hat gute Erfahrungen<br />

damit gemacht, selbst in Bewerbungsgesprächen zu sitzen,<br />

neuen Mitarbeitenden Produktionsbesichtigungen<br />

anzubieten und Schulungen selber durchzuführen. „Ich<br />

habe regelmäßig Fahrer auf ihren Touren begleitet. Die<br />

waren dann oft sehr erstaunt, wenn ich im Morgengrauen<br />

mit dickem Pullover und Turnschuhen am LKW stand<br />

und mitfahren wollte“, erzählt sie. „Das ist sinnvoll investierte<br />

Zeit. Die Fahrer bekommen in allen Filialen auf<br />

ihrer Tour mit, was los ist. Als Unternehmer erhalten sie<br />

so ungeahnt gute Einblicke.“<br />

DIE FRAGE, OB ES IN ZEHN JAHREN noch Bäckereien<br />

geben werde oder Backwaren dann nur noch in Supermärkten<br />

erhältlich seien, beantwortet sie so: „Für eine<br />

Zukunft mit handwerklich hergestellten Backwaren sind<br />

Unternehmer nötig, die den Mut haben, ihr Sortiment zu<br />

verkleinern und Öffnungszeiten zu kürzen.“ Aber auch<br />

die Kunden müssten treu zu ihrer Stammbäckerei stehen.<br />

„Ich wünsche der Branche Kunden, die nicht am Abend<br />

noch das volle Sortiment erwarten und die akzeptieren,<br />

dass es Spezialprodukte nur an bestimmten Tagen gibt.“<br />

Obwohl Katja Thiele-Hann und ihr Mann mittlerweile<br />

einen Zweitwohnsitz in Hamburg haben, sind sie Göttingen<br />

und der Region immer noch eng verbunden, die<br />

sie als umtriebige Netzwerkerin und erste weibliche<br />

Kreishandwerksmeisterin des Landes Niedersachsen von<br />

2007 bis 2014 mitgeprägt hat – so erfolgreich, dass sie<br />

nach ihrem Rücktritt einstimmig zur Ehrenkreishandwerksmeisterin<br />

gewählt wurde. Auch über ihren „geliebten“<br />

Club der Göttinger Wirtschaft hält sie weiter den<br />

Kontakt. „Bei den Exkursionen des Clubs in die Unternehmen<br />

lerne ich tolle Hidden Champions kennen“, erzählt<br />

Thiele-Hann. „Ich erfahre, was Unternehmer aus<br />

anderen Branchen in ihrem Alltag umtreibt.“ Für diese<br />

stünde sie auch gerne als Sparringspartnerin zur Verfügung,<br />

unentgeltlich, als „Göttingerin für Göttinger“.<br />

NACH DEN WÜNSCHEN FÜR SICH SELBST GEFRAGT,<br />

antwortet sie: „Ich würde mir vor allem wünschen, dass<br />

ich bald wieder so viel reisen kann wie vor Corona.“<br />

Sonst sei sie mit ihrem ,neuen‘ Leben sehr zufrieden.<br />

Ohne sie nach ihrer Lieblingsbackware zu Weihnachten<br />

zu fragen, konnten wir das Gespräch mit dem ,Bäckerkind‘<br />

nicht beenden. Nach kurzem Überlegen legt sie<br />

sich fest: „Zimtsterne mag ich sehr gern – sie selbst zu<br />

backen, ist allerdings eine Strafarbeit.“ Sie habe zwar<br />

Freude am Backen, aber nicht zu Hause. „Mit Mengen<br />

unter 160 Kilogramm“, sagt Thiele-Hann noch lächelnd,<br />

„kann ich nicht so gut umgehen.“ƒ<br />

ZUM UNTERNEHMEN<br />

Die Bäckerei Thiele wurde 1878 von Friedrich Wilhelm<br />

Thiele gegründet und seit 1998 von Katja Thiele-Hann in<br />

fünfter Generation geführt. In den 1950er Jahren konnte<br />

die Firma stark vergrößert werden: Lebensmittelhändler,<br />

Krankenhäuser und die Bundeswehr erhöhten den Absatz.<br />

1979 eröffnete die erste Filiale in Grone, bis 1996 folgten<br />

weitere Zweigstellen zwischen Hannover und Kassel.<br />

2009 wurde die Bäckerei Apel in Kassel mit 250<br />

Mitarbeitern hinzuerworben.<br />

2013 beginnt die Kooperation mit der AWO Göttingen.<br />

Das Projekt ,Brot-Galerie – Bestes von gestern‘ ermöglicht<br />

psychisch erkrankten Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt<br />

keine Chance haben, eine angemessene Berufstätigkeit.<br />

Im selben Jahr wird auch die Kooperationsvereinbarung<br />

,Schulbetrieb‘ mit dem Landkreis beschlossen.<br />

Im April 2021 verkauft Katja Thiele-Hann das Familienunternehmen<br />

an das Frankfurter ,Haus der Bäcker‘.<br />

Nachdem sie im Dezember 2021 auch als Geschäftsführerin<br />

ausscheidet, gründet sie die KTH Bäckereiberatung.<br />

www.kth-beratung.de<br />

4 |<strong>2022</strong> 67


mensch<br />

Kornelius Thimm zog von Northeim in die Welt hinaus und kam mit frischen Ideen zurück.<br />

Damit will der Enkel des Gründers, der seit dem Sommer als CEO die THIMM-Gruppe<br />

mit rund 2.500 Mitarbeitern führt, viel bewegen und verändern.<br />

Dabei besinnt sich der 45-Jährige zugleich auf die Wurzeln des Familienunternehmens:<br />

„Werte sind mehr als das, was man mal so an die Wand schreibt.“<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

68 4 |<strong>2022</strong>


mensch<br />

Der Rebell<br />

4 |<strong>2022</strong> 69


mensch<br />

damals trennen zwei schwere<br />

Doppeltüren das Büro des Fir-<br />

1982<br />

–<br />

mengründers Walter Felix Thimm<br />

vom restlichen Teil des Unternehmens THIMM-Verpackung.<br />

Der fünfjährige Kornelius Thimm steht oft ehrfürchtig<br />

in dem dahinter geschützten, holzvertäfelten<br />

Büro seines Großvaters. „Für uns Kinder war das etwas<br />

ganz Be sonderes, da überhaupt reinzugehen“, erzählt<br />

Kornelius Thimm, der heute, 40 Jahre später, selbst CEO<br />

der THIMM-Gruppe ist. Vieles hat sich über die Jahre<br />

verändert. Aus dem kleinen Wellpappe-Produzenten aus<br />

Northeim wurde ein europaweit agierender Hersteller<br />

für Produktverpackungen mit innovativen und nachhaltigen<br />

Lösungen. Aus geschlossenen Büros wurden flache<br />

Hierarchien. Geblieben ist: ein mit Leidenschaft geführtes<br />

Familienunternehmen.<br />

ALS KORNELIUS THIMM ZUR WELT KOMMT, ist sein<br />

Vater Klaus Thimm bereits als Geschäftsführer mit ins<br />

Unternehmen eingestiegen. Und so wächst Kornelius<br />

zwar irgendwie ganz normal in Northeim auf, geht hier<br />

in den Kindergarten und zur Schule – und doch ist er<br />

auch immer das Unternehmerkind. In einer Kleinstadt<br />

kann das mehr oder weniger positiv sein. „Da gab es<br />

Lehrer, die meinten, ich beteilige mich am Unterricht,<br />

wo ich doch die ganze Zeit nur geschlafen habe“, sagt<br />

der Enkel des Gründers lachend. Er hat keine Angst, sich<br />

authentisch zu zeigen – im Gespräch wie in seinem Führungsstil.<br />

Überhaupt findet das Interview in sehr entspannter<br />

Atmosphäre statt. Kornelius Thimm sitzt offen und zugewandt<br />

auf seinem Stuhl am Konferenztisch und hat<br />

sichtlich Freude daran, aus seinem Leben zu erzählen. Er<br />

erinnert sich an Samstage, an denen er seinen Vater ins<br />

Unternehmen begleiten durfte und dann mit dem Pförtner<br />

zusammen ‚die Runde gemacht hat‘, wie er sagt. Und<br />

an Ostern oder Weihnachten bringt er gemeinsam mit<br />

seinem Vater den Mitarbeitern Kekse und Kaffee vorbei.<br />

„Das heißt, die Verantwortung für das Unternehmen<br />

kenne ich schon von Kindesbeiden an“, erzählt er rückblickend.<br />

Das habe ihn geprägt. Und später in der Oberstufe<br />

stand er in den Sommerferien hinter der Maschine.<br />

Das war, bevor viele der Prozesse automatisiert abliefen.<br />

„Ich habe noch Einzelstapel per Hand auseinandergerissen<br />

und palettiert“, sagt er. „Ich habe im Schichtdienst<br />

gearbeitet und Nachtschichten gemacht.“ Dass er tatsächlich<br />

in den väter lichen Betrieb einsteigen werde,<br />

stand für ihn zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht<br />

fest.<br />

Erst seit Juli dieses Jahres ist der 45-Jährige neuer<br />

CEO der THIMM-Gruppe und übernimmt damit den<br />

Posten von Mathias Schliep, der 23 Jahre lang Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung war. Schliep ist sein Schwager<br />

und wird die THIMM-Gruppe im Verwaltungsrat weiterhin<br />

beraten und begleiten. Zeitgleich mit dem Antritt<br />

von Kornelius Thimm erfährt die Unternehmensgruppe<br />

eine einschneidende Veränderung. Während die Firma in<br />

den 1990er-Jahren noch unter der Leitung seines Vaters<br />

zunehmend auf Diversifikation setzt und somit mit einem<br />

breit aufgestellten Portfolio ein enormes Wachstum<br />

vorantreibt, zielt die Entwicklung heute auf Fokussierung.<br />

ANFANG <strong>2022</strong> ZÄHLEN ZUR THIMM-GRUPPE 21 Standorte,<br />

einige davon gehören zum Geschäftsbereich Thimm<br />

Packaging Systems, der auf Verpackungssysteme für<br />

Industriegüter wie die Automobilbranche spezialisiert<br />

ist. Im Zuge der langfristigen Strategieweiterentwicklung<br />

trennt sich die THIMM-Gruppe jedoch Mitte dieses<br />

Jahres von diesem Bereich, um den Fokus auf die<br />

Konsumgüterindustrie auszurichten. THIMM Packaging<br />

Systems sei sehr erfolgreich gewesen, jedoch zeige<br />

sich im Bereich Industriegüter seit einigen Jahren ein<br />

nicht vernachlässigbarer Trend der Globalisierung. „Aus<br />

eigener Kraft hätten wir dies nur langsam umsetzen können<br />

– zu langsam. Daher haben wir diesen Geschäftsbereich<br />

an einen langjährigen Partner verkauft, der bereits<br />

global aufgestellt ist“, erklärt Kornelius Thimm, um<br />

im gleichen Atemzug auf die Zukunft zu schauen. „Wir<br />

sehen im Bereich Konsumgüterindustrie unsere Kernkom<br />

petenz, hier können und wollen wir weiter wachsen.<br />

Dafür haben wir bereits ein Investitionsprogramm von<br />

über 400 Millionen Euro aufgesetzt“, erzählt der CEO.<br />

Bis 2030 soll sich der Umsatz verdoppeln. Um dieses<br />

Ziel zu erreichen, braucht es ein neues Setup und neue<br />

Strukturen. Ausruhen auf dem Erfolg – das war bei<br />

THIMM noch nie die Devise. Mit der Neuausrichtung<br />

gehören jetzt 13 Standorte zum Unternehmen. Die Mitarbeiterzahl<br />

reduzierte sich von mehr als 3.600 auf ungefähr<br />

2.500.<br />

70 4 | <strong>2022</strong>


mensch<br />

NACH DEM ABITUR VERLÄSST THIMM sowohl das Unternehmen<br />

seiner Ferienjobs als auch seine Geburtsstadt<br />

Northeim. „Ich habe meine Karriere unabhängig von<br />

unserem Familienbetrieb gemacht – von einem kleinen<br />

Intermezzo von 2010 bis 2012 abgesehen, wo ich zweieinhalb<br />

Jahre eng mit meinem Vater zusammengearbeitet<br />

habe.“ Er studiert Maschinenbau in Aachen und absolviert<br />

seinen Master of Business Administration in der<br />

Schweiz. Bereits mit 30 Jahren leitet er in der BMW<br />

Group Entwicklungsprojekte in München und Detroit.<br />

Auf seinem weiteren Karriereweg verantwortet er die<br />

Geschäftsentwicklung bei Conprinta Printing Technology<br />

und leitet als Director Customer Support bei der Beumer<br />

Maschinenfabrik unter anderem die Organisation und<br />

den Vertrieb des Customer Supports in Europa, dem<br />

Mittleren Osten und Afrika.<br />

Konzernstrukturen, Start-up-Mentalität und Fami lien -<br />

unternehmen – sein Werdegang ließ ihm genügend Freiheit,<br />

seinen eigenen Weg zu finden. „Ich durfte eine weltweite<br />

Funktion ausfüllen und auch einfach Geschäft<br />

ZUR PERSON<br />

Kornelius Thimm ist der Enkel des Firmengründers<br />

Walter Felix Thimm von THIMM-Verpackung. Der 45-Jährige<br />

übernimmt in <strong>2022</strong> nach einer weltweiten Karriere in<br />

unterschiedlichsten Unternehmen die Geschäftsführung<br />

(CEO) der THIMM-Gruppe. Bereits vorher hatte er die<br />

Geschäftsführung von Conprinta Printing Technology<br />

und die Geschäftsführung von der THIMM-Tochter<br />

Christiansen Print übernommen. Als CEO tritt er die<br />

Nachfolge seines Schwagers Mathias Schliep an, der im<br />

Verwaltungsrat das Unternehmen weiterhin begleiten<br />

wird. Kornelius Thimm fühlt sich mit seiner Heimtatstadt<br />

sehr verbunden. Wenn er mal kein Unternehmen leitet,<br />

kocht er leidenschaftlich gern und verbringt am liebsten<br />

Zeit mit seiner Familie.<br />

4 |<strong>2022</strong> 71


mensch<br />

gestalten“, sagt er mit Begeisterung. Selbst gestalten zu<br />

dürfen und kreativ zu sein, das gefällt dem 45-Jährigen<br />

noch immer. Ihm ist bewusst, dass es Menschen gibt, die<br />

im Gegensatz dazu sagen, ‚Ich weiß ganz genau, was<br />

mein Plan ist‘. „Ich hingegen lebe im Hier und Jetzt und<br />

schaue, welche Herausforderungen es heute gibt – und<br />

was ich erreichen will “, sagt Thimm mit Nachdruck.<br />

Mit seiner Rückkehr nach Northeim vor fünf Jahren<br />

und dem Einstieg in die Geschäftsführung bei THIMM,<br />

zunächst als Chief Operating Officer (COO), änderte<br />

sich seine Rolle. „Vorher war ich der junge, kreative Rebell,<br />

der einfach gesagt hat: ‚Nein, jetzt machen wir das<br />

ab morgen anders‘“, sagt er. Das geht heute nicht mehr.<br />

Dennoch: Ganz verschwunden ist der Rebell von damals<br />

nicht. Auch heute will er etwas bewegen und verändern.<br />

Authentisch zu sein, das ist ihm wichtig. Und<br />

dass er als Führungskraft und als einer von vier Erben<br />

des Familienunternehmens eine Verantwortung übernommen<br />

hat, die keine Last, sondern die Chance auf<br />

Weiterentwicklung in sich trägt.<br />

EINE FRAGE, DIE IHM AUCH NACH ÜBER FÜNF JAHREN<br />

immer wieder gestellt wird: ‚Warum sind Sie nach Northeim<br />

zurückgekehrt?‘ Zurück in die Provinz. Zurück zu<br />

den großväterlichen Wurzeln. Manchmal muss man<br />

fortgehen, um aus vollem Herzen schätzen zu können,<br />

was vor einem liegt. „Ich sehe hier so viel Potenzial.<br />

Unser Unternehmen hat diese Mischung aus Modernität,<br />

aber auch Stabilität, Flexibilität und nachhaltigem<br />

Denken. Und auch die Region hat so große Chancen,<br />

sich weiterzuentwickeln“, sagt der Northeimer. Keine<br />

Wehmut nach nüchternen Konzernstrukturen, die sehr<br />

viel aufwenden müssen, um einen Funken Emotionalität<br />

aufzubringen oder nach Start-ups, die mit einer wahnsinnigen<br />

Dynamik ebenfalls einen anderen Fokus haben.<br />

Stattdessen lebt Kornelius Thimm die Familienwerte<br />

weiter, die mit den Unternehmenswerten verwoben sind.<br />

Das kann nur entstehen, wenn man seine Wurzeln nicht<br />

vergisst. Wertschätzung. Veränderungsbereitschaft. Erfolgsorientierung.<br />

„Die Basis dieser Werte hat mein<br />

Vater gesetzt. Wir haben noch abfotografierte Overheadfolien<br />

von ihm, die ab und an rausgezogen werden“,<br />

sagt der Sohn. Als sein Vater vor zwei Jahren starb, ging<br />

ein großer Visionär, der das Familienunternehmen maßgeblich<br />

geprägt hat. Schon dieser übernahm von seinem<br />

Vater die Maxime ,Es geht nicht darum, wie wir mehr<br />

Gewinne erzielen. Wir fragen immer: Kunde, was können<br />

wir besser machen?‘<br />

GENAU DIESE KUNDENORIENTIERUNG, die kreative<br />

Gestaltung von Prozessen und Zusammenarbeit mit<br />

Kunden auf Augenhöhe, prägen das Bild der THIMM-<br />

Gruppe nach außen. Im Inneren findet sich eine lebendige<br />

Firmenkultur. „Ich sehe mich eher als Sparringspartner<br />

und Coach, als dass ich selbst Lösungen entwickle.<br />

Dafür gibt es hier einfach Menschen, die viel mehr Expertise<br />

haben“, sagt Kornelius Thimm. „Und das macht<br />

mir sehr, sehr viel Freude: gemeinsam die beste Lösung<br />

zu finden.“<br />

BEI ALLEN ERFOLGSMELDUNGEN und positiven Entwicklungen:<br />

Der Markt ist hart und umkämpft, und die<br />

Mitarbeitenden erleben gute und schwere Zeiten – auch<br />

hier. Veränderungsprozesse sind ein Stück weit auch immer<br />

ein Leidensweg, weil Transformation und Entwicklung<br />

nicht im Bällebad stattfinden. Es ist zu spüren, dass<br />

Kornelius Thimm vor der Aufgabe, die vor ihm liegt,<br />

Respekt hat. „Bei uns sind Werte mehr als das, was man<br />

mal so an die Wand schreibt – und darum werden wir<br />

auch unsere Zukunft erfolgreich gestalten.“ Da sitzt er –<br />

immer noch entspannt und selbstbewusst – und trinkt den<br />

letzten Schluck Kaffee aus. Er weiß, wofür er erfolgreich<br />

sein will. Für seine Familie, für seine Kunden und für seine<br />

Mitarbeiter. „Das ist der Kern, warum wir da sind.“ƒ<br />

Einen noch persönlicheren Eindruck vom Kreativkopf<br />

und CEO der THIMM-Gruppe Kornelius Thimm<br />

bekommen Sie in unserem <strong>faktor</strong>digital-Video unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />

Zum Unternehmen<br />

Den Grundstein für die THIMM-Gruppe legte 1949<br />

Walter Felix Thimm mit ,THIMM-Wellpappe‘. Aus dem<br />

kleinen Familienbetrieb wurde eine international agierende<br />

Unternehmensgruppe, die heute in dritter Generation<br />

geführt wird. THIMM produziert Transport- und Verkaufsver<br />

packungen aus Wellpappe, Verkaufsaufsteller sowie<br />

Druckprodukte für die industrielle Weiterverarbeitung.<br />

Zur Gruppe gehören die Geschäftsbereiche THIMM<br />

pack’n’display, Christiansen Print, das Start-up Cartonara<br />

sowie die digit49. Mit dem Verkauf des Indus trie bereichs<br />

Packaging Systems fokussiert sich die Gruppe auf die<br />

Konsumgüterbranche und investiert 400 Millionen Euro,<br />

um bis 2030 ihren Umsatz zu verdoppeln.<br />

72 4 | <strong>2022</strong>


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mensch<br />

74 4 | <strong>2022</strong>


mensch<br />

„Stillstand macht<br />

mir Angst“<br />

Anlässlich des 50. Jubiläums des Landkreises Göttingen trifft <strong>faktor</strong> Marcel Riethig an<br />

seinem Lieblingsort. Dort erzählt der Landrat, wie seine Pflegeeltern sein Verständnis von<br />

Verantwortung für die Gesellschaft nachhaltig beeinflusst haben und er sich vom<br />

ruhigen Zeitgenossen zum Klassenclown entwickelte.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />

Zum Interview im Europäischen Brotmuseum<br />

in Ebergötzen kommt der Lokalpolitiker<br />

Marcel Riethig wenige Minuten<br />

zu spät: Als Landrat des drittgrößten<br />

Landkreises in Niedersachsen ist er ein<br />

gefragter Mann mit vielen Terminen im Kalender. Dennoch<br />

wirkt er nicht abgehetzt. Anlaufzeit braucht er<br />

keine und erklärt als Erstes, warum er das Brotmuseum<br />

als Treffpunkt ausgewählt hat. „Abgesehen von meiner<br />

Wohnung auf den Zietenterrassen ist hier einer der<br />

Orte im Landkreis, an dem ich mich privat am häufigsten<br />

aufhalte“, sagt der 39-Jährige. „Vor allem natürlich<br />

mit meinen Söhnen. Der ältere ist großer Windmühlen-Fan.“<br />

Im Anschluss an diesen persönlichen Start entspinnt<br />

sich ein Gespräch, in dem der Landrat Marcel<br />

Riethig nicht nur weitere Einblicke in sein bisheri ges<br />

Leben, sondern auch in seine Pläne für die Zukunft gewährt.<br />

„Ich bin ein Kind der Region, in Eddigehausen am<br />

Fuße der Burg Plesse aufgewachsen“, erzählt Riethig. Er<br />

habe viele schöne, lebhafte Kindheitserinnerungen an<br />

Wochenendausflüge ins Wellenbad in Bad Lauterberg,<br />

zum Abenteuerspielplatz in Sieber oder an Sommernachmittage<br />

im Freibad in Reyershausen. „Das ist auch heute<br />

noch, genau wie das Naturfreibad in Grone, eines der<br />

schönsten in der Region.“ Und dann erklärt er, warum<br />

seine Eltern ihm und seiner Schwester nicht nur eine erfüllte<br />

Kindheit und Jugend ermöglicht, sondern auch<br />

nachhaltig seine Idee von Politik beeinflusst hätten.<br />

„Unsere Eltern haben uns wenig Grenzen gesetzt, wir<br />

durften uns ausprobieren“, sagt Riethig. Ausprobiert hat<br />

er sich im Sport, als Handballtorwart bei der HSG Plesse,<br />

und auch musikalisch, indem er Trompete spielen<br />

lernte und später eine Ausbildung zum Chorleiter für<br />

einen Posaunenchor absolvierte.<br />

DAS GRUNDVERTRAUEN, das ihm seine Eltern jederzeit<br />

entgegenbrachten, sei für ihn heute auch die Basis des<br />

Handelns in der Politik – „unabhängig davon, ob es um<br />

die interkommunale Zusammenarbeit in den Landkreisen,<br />

den täglichen Austausch mit den Bürgerinnen und<br />

Bürgern oder auch mit dem Team in der Verwaltung<br />

geht“. Außerdem habe er – und das sei viel entscheidender<br />

– von seinen Eltern gelernt, was es bedeute, Verantwortung<br />

zu übernehmen. „Sie haben mich bei sich als<br />

Pflegekind aufgenommen, als ich drei Monate alt war“,<br />

erzählt er offen, sichtlich gerührt und dankbar.<br />

Darüber hinaus sei seine Mutter in der Arbeiterwohlfahrt<br />

sozial engagiert gewesen. Beide, Mutter und Vater,<br />

hätten schon in frühen Jahren vorgelebt, dass man nicht<br />

nur für sich, sondern auch für die Gesellschaft Verantwortung<br />

übernehmen kann. „Gemeinschaft funktioniert<br />

nur, wenn man sich auch um andere kümmert“, sagt<br />

Riethig im Brustton der Überzeugung. Hier spricht eindeutig<br />

der Mensch, nicht der Politiker. „Wir können uns<br />

doch zum Beispiel glücklich schätzen, dass wir in der<br />

Region über 150 freiwillige Feuerwehren mit etwa<br />

5.400 aktiven Feuerwehrleuten haben.“<br />

4 |<strong>2022</strong> 75


mensch<br />

Doch obwohl – oder gerade, weil – Marcel Riethig eine<br />

schöne Kindheit in der Region verbracht, das Abitur am<br />

Otto-Hahn-Gymnasium absolviert und sein Studium der<br />

Sozialwissenschaften an der Georg-August-Universität<br />

abgeschlossen hatte, zog es ihn „zunächst in die weite<br />

Welt“. Schon während des Studiums hatte er in Brüssel<br />

im Europaparlament gearbeitet, aber schnell gemerkt,<br />

dass sich die Idee, dort langfristig zu arbeiten, nicht als<br />

richtig für ihn herausstellte. „Brüssel war und ist für<br />

mich eine Art Raumschiff und zu weit weg von operativer<br />

politischer Arbeit.“ Davon, wie die funktioniert,<br />

machte er sich im Anschluss an sein Studium 2009 ein<br />

Bild: als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Berliner Büro<br />

des 2020 verstorbenen Bundestagsabgeordneten und<br />

SPD-Politikers Thomas Oppermann.<br />

DORT SEI IHM KLAR GEWORDEN, dass Lokalpolitik<br />

perfekt zu ihm passe. „Mir liegt es, Pläne zu machen, sie<br />

schnell umzusetzen und ihre Auswirkungen direkt zu sehen“,<br />

sagt er. Und so kehrte er zum Start in seine lokalpolitische<br />

Karriere zu seinen Wurzeln zurück: Marcel<br />

Riethig wurde im Jahr 2011 in der Kreisverwaltung des<br />

Alt-Landkreises Göttingen Pressesprecher und Leiter der<br />

Stabsstelle Zentrale Steuerung. Im Jahr 2014 wurde er in<br />

den Kreisrat gewählt und verantwortete als Dezernent<br />

die Bereiche Jugend, Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur.<br />

Nach seiner Wiederwahl im Jahr 2016 bekleidete er<br />

den Posten bis ins Jahr 2021.<br />

Gefragt, welches Projekt ihm aus der Zeit besonders<br />

in Erinnerung geblieben ist, gibt er eine Antwort, die vor<br />

dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte nicht<br />

überraschend ist: „Wir konnten damals die Anzahl der<br />

Mitarbeiter im Pflegekinderdienst verdoppeln und<br />

haben damit etwas sozialpolitisch Sinnvolles erreicht“,<br />

erzählt er strahlend. „Mit den neuen Mitarbeitern ist es<br />

uns gelungen, 30 zusätzliche Familien für die Aufnahme<br />

von Pflegekindern zu gewinnen.“ Dass der Landkreis<br />

durch diese Maßnahme zusätzlich Geld gespart habe,<br />

weil die Unterbringung in Familien günstiger als im<br />

Heim sei, sei ein willkommener finanzieller Nebeneffekt<br />

gewesen.<br />

SEINEN BISHER LETZTEN und vielleicht wichtigsten<br />

Schritt in der politischen Karriere machte Riethig im vergangenen<br />

Jahr: Seit dem 1. November 2021 ist er Landrat<br />

des Landkreises Göttingen und damit Nachfolger<br />

76 4 | <strong>2022</strong>


mensch<br />

» Mir liegt es, Pläne zu machen, sie schnell umzusetzen und<br />

ihre Auswirkungen direkt zu sehen. «<br />

von Bernhard Reuter, der nach zehn Jahren im Amt nicht<br />

mehr zur Wahl angetreten war. „Auf den Posten bewirbt<br />

man sich nicht einfach, man wird von den Bürgerinnen<br />

und Bürgern gewählt. Das bedeutet mir sehr viel“, erklärt<br />

Riethig. Mit 63,5 Prozent der Stimmen hatte er<br />

sich gegen Marlies Dornieden (CDU) in einer Stichwahl<br />

durchgesetzt. Der Posten sei eine große Herausforderung<br />

und eine mindestens genauso große Freude, betont<br />

er. „Ich stehe damit viel in der Öffentlichkeit. Es wird<br />

genau darauf geachtet, was ich wie sage.“ Mit einem<br />

ausgeprägten Wunsch nach Sicherheit sei er als Kind<br />

eher schüchtern gewesen und habe nie gern vor anderen<br />

geredet. Eher langsam habe er sich dahin entwickelt –<br />

„vom ruhigen Zeitgenossen über den Klassenclown zum<br />

Schülersprecher“. Genau das habe er auch bis heute aus<br />

seiner Kindheit mitgenommen: gerade trotz seines<br />

Sicherheitsbedürfnisses unangenehme Situationen zu<br />

suchen und daran zu wachsen. „Ich möchte nicht in Gewohnheit<br />

erstarren. Stillstand macht mir eher Angst“,<br />

gibt Riethig unumwunden zu. „Ich empfinde Weiterentwicklung<br />

und Veränderung als durchweg positiv.“<br />

WEITERENTWICKELN WILL ER AUCH die Verwaltung<br />

des Landkreises. Mit den Führungskräften will er den<br />

Landkreis als attraktiven Arbeitgeber aufstellen, bei dem<br />

ein starkes Teamgefühl dafür sorgt, dass Mitarbeitende<br />

gern kommen und bleiben. „Bei uns macht das ‚Wir‘ den<br />

Unterschied“, sagt er und klingt nun doch ein wenig wie<br />

der geübte Politiker. Mindestens genauso wichtig sei es<br />

ihm, den Landkreis zu einem zuverlässigen Dienstleister<br />

zu machen. „Verwaltung ist Gemeinwohlmaximierung.<br />

Wir wollen ein modernes Verständnis von Ver waltung in<br />

Prozesse zur Erfüllung der Wünsche und Ansprüche der<br />

Bürgerinnen und Bürger überführen.“ Dazu gehöre,<br />

nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen und auf Augenhöhe<br />

mit den Kunden, also den Bürgerinnen und<br />

Bürgern, zu arbeiten. „Außerdem wünsche ich mir mehr<br />

direkte Kommunikation, mehr Telefon als Briefe.“<br />

Entscheidend sei, sein Handeln transparent zu kommunizieren.<br />

„Das wichtigste Wort im politischen Wirken<br />

ist ‚damit‘, weil man so einer Maßnahme Sinn geben, ein<br />

Ziel beschreiben und sie erklären kann.“ Ein Schwerpunkt<br />

seiner Arbeit wird in der Stärkung der regionalen<br />

Zusammenarbeit liegen: „Wir haben als erste Region<br />

den Zuschlag für die Förderung im Rahmen des Programms<br />

‚Zukunftsregionen in Niedersachsen‘ erhalten“,<br />

sagt Marcel Riethig freudestrahlend. Jetzt ginge es darum,<br />

gemeinsame Projekte umzusetzen, die Region als<br />

Ganzes zu präsentieren. Dafür stehen den kooperierenden<br />

Landkreisen Göttingen, Northeim, Goslar und<br />

Holzminden sowie der Stadt Göttingen für die nächsten<br />

sieben Jahre rund sechs Millionen Euro zur Verfügung.<br />

„Unsere Südniedersachsenstiftung, deren Vorsitz ich<br />

übernommen habe, ist dafür eine wunderbare Klammer.“<br />

Auch für das am 1. Januar 2023 beginnende<br />

Jubiläumsjahr des Landkreises Göttingen – 50 Jahre<br />

sind es inzwischen – laufen Planungen, wenngleich noch<br />

keine konkreten.<br />

WIE SEINE EIGENEN, KONKRETEN PLÄNE aussehen,<br />

weiß Riethig hingegen bereits: „Meine persönliche Challenge<br />

ist die Verbesserung meiner sportlichen Ausdauer.<br />

Ich möchte wieder das Niveau von früher erreichen, als<br />

ich auf dem Rennrad locker 120 Kilometer durch unsere<br />

schöne Region fahren konnte.“ Beruflich sei er ganz im<br />

Hier und Jetzt. „Ich möchte meine Aufgaben so gut machen,<br />

dass ich im Jahr 2026 wiedergewählt werde“, gesteht<br />

er ein. Das große Ziel dabei sei der Ausbau des<br />

präventiven Sozialstaates, mit dem so wenig Menschen<br />

wie möglich in Not gerieten. Er hat am eigenen Leib erfahren,<br />

dass das gelingen kann – wenn alle sich für die<br />

Gemeinschaft einsetzen. ƒ<br />

ZUR PERSON<br />

Marcel Riethig wurde 1982 in Göttingen geboren,<br />

wuchs in Eddigehausen auf und besuchte das Otto-<br />

Hahn-Gymnasium in Göttingen. Nach seinem Abitur<br />

2003 absolvierte er ein Studium der Sozialwissenschaften<br />

an der Georg-August-Universität. Nach dem Abschluss<br />

arbeitete er von 2009 bis 2011 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter von Thomas Oppermann, MdB, in Berlin.<br />

Seit 2011 war er in der Kreisverwaltung des Landkreises<br />

Göttingen als Pressesprecher und Leiter der Stabsstelle<br />

Zentrale Steuerung tätig. 2014 wurde er zum Kreisrat<br />

gewählt und war als Dezernent für die Bereiche Jugend,<br />

Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur verantwortlich.<br />

Zwei Jahre später wurde er wiedergewählt.<br />

Am 1. November 2021 trat er seinen Posten als Landrat<br />

des Landkreises Göttingen an. Marcel Riehtig hat zwei<br />

Kinder und wohnt in Göttingen.<br />

4 |<strong>2022</strong> 77


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Anfänge seiner beruflichen Karriere machte<br />

der 31-jährige Göttinger in der IT eines ehemaligen<br />

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einem späteren Familienurlaub bekam er den<br />

entscheidenden Anstoß und setze seine Idee<br />

in die Tat um – die Sascha Oehlbrecht GmbH<br />

war geboren. Seitdem setzt das Unternehmen<br />

seine Mission durch die Agile Leader Initiative<br />

mit seinen Kunden um.<br />

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nehmen und ihnen umsetzbares<br />

Wissen mitgeben, durch das sie aufkommende<br />

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können, bevor es ihre Wettbewerber tun“, so<br />

Oehlbrecht. Der Führungsstil von Oehlbrecht<br />

orientiert sich an seinem großen Idol, Michael<br />

Schumacher, einem „ Teamplayer, der durch<br />

seine Art und sein Interesse an den Menschen<br />

ein wahrer Leader ist“. Privat fährt der Jungunternehmer<br />

aber keinen Ferrari, sondern einen<br />

Tesla. Sein Team besteht aus engagierten<br />

Menschen, die für Agilität brennen und mit ihrer<br />

persönlichen Expertise und Erfahrung individuell<br />

auf Kundenbedürfnisse eingehen. Bei<br />

der Auswahl von neuen Mit arbeitenden sind<br />

für Oehlbrecht drei Faktoren entscheidend:<br />

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TEXT: BENJAMIN KALLAUCH


leben<br />

Weißes Gold<br />

Seit 275 Jahren thront im Schloss Fürstenberg die zweitälteste Porzellanmanufaktur<br />

Deutschlands. Zum Jubiläum besucht <strong>faktor</strong> die Porzelliner, die sich mit Hand und Herz<br />

dem wertvollen Material verschrieben haben, und erfährt, wie hoch über der Weser<br />

bis in die Gegenwart Krisen gemeistert werden.<br />

TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

80 4 |<strong>2022</strong>


leben<br />

4 |<strong>2022</strong> 81


leben<br />

Leidenschaft für Porzellan Christian Lechelt, Leiter des Museums Schloss Fürstenberg<br />

82 4 |<strong>2022</strong>


leben<br />

Der Wind hat längst das gelblich-braune Laub<br />

von den knorrigen Platanen gefegt. Nun liegen<br />

die Blätter auf dem alten Natursteinpflaster im<br />

Innenhof der Porzellanmanufaktur Fürstenberg.<br />

Das Jubiläumsjahr neigt sich dem Ende zu.<br />

Der Blick fällt rundherum auf eine Reihe<br />

historischer Gebäude mit weißgetünchten<br />

Fassaden, dunklem Fachwerk und verwitterten<br />

Sandsteindächern. Sie umrahmen das Schloss<br />

mit seinen Verzierungen, wo einst die Jagdgesellschaften<br />

der Braunschweiger Herzöge feierten,<br />

in das Mitte des 18. Jahrhunderts die Manufaktur<br />

einzog und das heute das Museum beherbergt.<br />

EIN ORT MIT GESCHICHTE. Und Geschichten des Porzellans<br />

– einem eigenwilligen, geheimnisvollen Material.<br />

Im Gegensatz zu anderen Keramiken lässt es Licht<br />

durchscheinen, ist härter und strahlt in hellem Weiß. Das<br />

machte es einst so anziehend, dass Menschen in ganz<br />

Europa in Porzellanbegeisterung verfielen. Adlige und<br />

reiche Bürger gaben ein Vermögen für chinesisches Porzellan<br />

aus und träumten davon, das Geheimnis der Herstellung<br />

zu lüften. Einer von ihnen war Herzog Carl I.<br />

von Braunschweig. Seit diesem Jubiläumsjahr führt ein<br />

Weg zu dem Ort, wo es gelang, das Rätsel zu lösen.<br />

Oberhalb der Manufaktur, die Neue Straße hinauf,<br />

liegt das Haus mit dem ältesten noch erhaltenen<br />

Porzellan- Brennofen in Europa. In der efeubewachsenen<br />

Mühle nebenan tüftelte ab 1747 der Porzellanmaler Johann<br />

Christoph Glaser vergebens. Sechs Jahre später<br />

brachte Johann Kilian Benckgraff aus Höchst das richtige<br />

Rezept mit.<br />

Bald sind die schwierigen Anfänge überwunden. Eine<br />

Vitrine im Erdgeschoss des Museums zeigt Produkte der<br />

ersten Jahrzehnte: darunter eine Tasse mit purpurfarbener<br />

Malerei mit zwei Männern, die um ein Feuer sitzen, eine<br />

blaubemalte Apothekerdose mit Holzdeckel oder eine birnenförmige<br />

Kaffeekanne mit einer Stadtansicht. Sie alle<br />

gehören zur Jubiläumsausstellung ,In Herz und Hand‘.<br />

„In wenigen Tagen werden die seltenen Porzellanstücke<br />

wieder sicher verpackt zu ihren Eigentümern zurückkehren.<br />

Sie gehören Sammlerinnen und Sammlern, die sie<br />

dem Museum zum Jubiläum zur Verfügung gestellt haben“,<br />

erklärt dessen Leiter Christian Lechelt.<br />

DER KUNSTHISTORIKER IST SICH SICHER: Manche der<br />

Stücke werden so schnell nicht wieder öffentlich zu sehen<br />

sein. Er verweist auf einen großen Tafelaufsatz von<br />

1765 gegenüber der Vitrine. „Wir kennen nur noch eine<br />

weitere Ausführung im Hannoveraner Museum August<br />

Kestner.“ Zierliche Putten tragen an allen vier Ecken<br />

Schälchen für Pfeffer und Salz. Der lüsterne Waldgeist<br />

Satyr hält mittig einen zweistöckigen Korb, der für Zitronen<br />

bestimmt war. „Dieses sensationelle Objekt führt<br />

direkt zurück in die opulente Tafelkultur des Rokokos“,<br />

sagt der 45-Jährige.<br />

Manches Teil, wie eine Spülkumme, wirft Fragen auf.<br />

„Damals gab es weder Kaffee- noch Teefilter“, erläutert<br />

der Museumsleiter. Daher blieben nach dem Trinken in<br />

den Gefäßen oft etwas Kaffeemehl oder Stücke der<br />

Teeblätter zurück. „Die Tasse wurde dann in der Spülkumme<br />

am Tisch gereinigt.“<br />

4 |<strong>2022</strong> 83


leben<br />

84 4 |<strong>2022</strong>


leben<br />

Einblick in die Produktion<br />

Ein Mitarbeiter taucht das Porzellan je nach Form<br />

mal schneller, mal kürzer in eine rosafarbene Flüssigkeit.<br />

Die Farbe zeigt, wo noch Glasur fehlt,<br />

verschwindet aber nach dem nächsten Brand.<br />

4 |<strong>2022</strong> 85


leben<br />

Nicht nur der Tafelaufsatz und die Spülkumme verweisen<br />

auf eine andere Tischkultur. Wer über das historische<br />

Treppenhaus mit seinen niedrigen, von endlosen<br />

Schritten geformten Holzstufen hinauf ins Obergeschoss<br />

geht, den erwartet Spektakuläres: eine Tafel mit<br />

185 Teilen – Tellern, Terrinen und Körbchen. Das Service<br />

verkaufte die Fürstenberg Verkaufsniederlassung in<br />

Den Haag 1774 an einen holländischen Kunden. Sieben<br />

Maler hatten über ein Jahr lang die detailreichen Landschaften<br />

und Blumen-Arrangements auf das Porzellan<br />

gebannt, kein Motiv wiederholt sich.<br />

DER GERUCH VON PORZELLANMALFARBEN zieht von<br />

der angrenzenden Museumswerkstatt herüber. Der<br />

Raum erinnert mit seinem Parkett und seinen Maßen<br />

mehr an einen Tanzsaal als an eine Werkstatt. Was in der<br />

Produktion besonders wichtig ist, lässt sich hier erleben<br />

– das Formgeben und das Dekor des Porzellans. Mittig<br />

auf einem weißen Podest arbeiten zwei Porzelliner. Einer<br />

von ihnen gießt gerade Schlicker, flüssige Porzellanmasse,<br />

mit einem Messbecher in handliche Gipsformen. Mit<br />

der freien Hand dreht er eine der Formen auf einer<br />

Scheibe. So verteilt sich die Masse gleichmäßig an den<br />

Außenwänden, bilden sich keine Blasen, die später beim<br />

Brand zerplatzen. Überschüssige Masse gießt er zurück.<br />

Der Gips entzieht der Porzellanmasse Feuchtigkeit. Der<br />

Mitarbeiter öffnet behutsam die Form, nimmt eine wenige<br />

Zentimeter große gräuliche Maus heraus. Mit einem<br />

Pinsel glättet er die Kante, die dort entsteht, wo die<br />

Hälften der Form zusammentreffen. Dann muss das<br />

Mäuschen trocknen bis zum ersten Brand.<br />

NEBENAN ZEIGT MALERIN Dagmar Laske, wo die Manufaktur<br />

beim Dekor den Unterschied macht. Gerade<br />

hat sie mit geübtem Schwung einen Siebdruck mit<br />

kleinsten Punkten um eine Teekanne gelegt. Farbe werde<br />

zudem per Pistole aufgesprüht oder per Hand mit<br />

dem Pinsel aufgetragen. Bei manchem Teil folgen alle<br />

Techniken aufeinander, jede Schicht werde einzeln gebrannt.<br />

Viel Aufwand selbst für kleinste Teile.<br />

Laske weist auf eine Espresso-Tasse, deren Henkel per<br />

Hand vergoldet wurde. Ihre Leidenschaft ist jedoch die<br />

Porzellanmalerei. Zum Jubiläum habe sie eine besondere<br />

Vase bemalt, verrät die 55-Jährige. Ein Geschoss tiefer<br />

thront diese inmitten eines gedeckten Tisches. Bemalt in<br />

gedämpften Sepia- Tönen zeigt sie das alte Brennhaus,<br />

das Schloss und eine Pferdeskulptur. Zweieinhalb<br />

Monate habe sie daran gemalt, berichtet Laske mit freudigem<br />

Stolz.<br />

86 4 |<strong>2022</strong>


leben<br />

Mit Fingerspitzengefühl Viele Schritte in der Produktion sind nach wie vor Handarbeit – wie das Glasieren der Formen und<br />

das Ausputzen von Unebenheiten (Foto) oder auch das Malen der detailreichen Verzierungen.<br />

4 |<strong>2022</strong> 87


leben<br />

Zeitgemäß Geschäftsführer André Neiß weiß um den Wert der historischen Wurzeln – „Wir dürfen aber nicht zu museal werden.“<br />

IM VERWALTUNGSGEBÄUDE, EINIGE SCHRITTE vom<br />

Schloss entfernt, arbeitet man währenddessen am Porzellan<br />

für die gedeckte Tafel der Gegenwart. Hier hat<br />

Geschäftsführer André Neiß sein Büro. Die Jubiläumsausstellung<br />

habe ihn beeindruckt, erzählt er. „Vor<br />

allem zu sehen, wie viele Menschen es gibt, die Porzellan<br />

nach wie vor fasziniert.“ Eine pompöse Feier zu 275 Jahren<br />

habe es bewusst nicht gegeben. „Es ist nicht die rechte<br />

Zeit, sich selbst auf die Schulter zu klopfen“.<br />

Dem Klang seiner Stimme hört man die einstige Hamburger<br />

Heimat an. Der Diplom-Betriebswirt hat in einigen<br />

Branchen Erfahrungen gewonnen, war Wirtschaftsprüfer,<br />

Controller und Vorstandsvorsitzender. Der<br />

63-Jährige wirkt nüchtern-hanseatisch mit dunkelblauem<br />

Anzug und transparentem Brillengestell. Er<br />

kennt die dramatischen Änderungen der Branche: 1990<br />

hatte sie 16.000 Angestellte, 2015 waren knapp 3.900<br />

übrig. Die Zukunft ist angesichts ausländischer Konkurrenz<br />

unsicher. Erst recht bei den immens gestiegenen<br />

Energiepreisen. Erste Porzellan-Hersteller wollen ihre<br />

Produktion im kommenden Jahr einstellen.<br />

In diesen Chor des Niedergangs möchte Neiß nicht<br />

einstimmen. „Natürlich macht uns die Entwicklung<br />

Sorgen. Wir haben unsere Kosten für Energie in diesem<br />

Jahr verdoppelt.“ Bei Brenntemperaturen von bis zu<br />

1.400 Grad Celsius brauche der Ofen einiges an Gas.<br />

Dennoch erwartet der Geschäftsführer ein „recht zufriedenstellendes“<br />

Ergebnis. Während der Corona- Pandemie<br />

hätten offensichtlich viele die Freude des Gastgebens<br />

entdeckt und sich neues Porzellan gekauft – erst über<br />

Händler im Internet, später im Facheinzelhandel. Die<br />

Nachfrage sei gut.<br />

VERHALTENER OPTIMISMUS SCHWINGT bei seinen<br />

Schilderungen mit. Anfang 2021 übernahm er als Interimsgeschäftsführer<br />

die Unternehmensleitung in ernster<br />

Lage. Der Verlust lag bei fünf Millionen Euro, die Manufaktur<br />

war auf weniger als 80 Angestellte geschrumpft.<br />

Der Abbau sei an seine Grenze gekommen, so Neiß.<br />

„Die Richtung muss eine andere werden, wir brauchen<br />

mehr gesunden Umsatz.“ Dafür sei eine neue Art Direktion<br />

entstanden, Marketing und Vertrieb gestärkt worden.<br />

Diese sollen dafür werben, dass Fürstenberg für modernes<br />

Porzellan stehe. „Wir würden vieles nicht können,<br />

wenn wir diese historischen Wurzeln nicht hätten. Wir<br />

dürfen aber nicht zu museal werden.“ Neiß greift nach<br />

einer matt-weißen, zylindrischen Teekanne, die neben<br />

seinem Schreibtisch steht. Diese nutze er täglich. Sie gehört<br />

zum neuesten Service der Manufaktur, das im Jubi-<br />

88 4 |<strong>2022</strong>


leben<br />

läumsjahr auf den Markt gekommen ist: ,Datum‘. Entworfen<br />

hat das stapelbare Geschirr aus Kreisen,<br />

Zylindern und geraden Kanten das weltweit bekannte<br />

Londoner Architekturbüro Foster + Partners.<br />

„Das Geschirr polarisiert“, berichtet Neiß. Einige fänden<br />

das Service zu nüchtern, fühlten sich an Krankenhaus-<br />

oder Jugendherbergsgeschirr erinnert. Andere begeistere<br />

gerade diese Schlichtheit in Form und Farbe.<br />

Die Entwürfe des Büros in Porzellan zu verwandeln, sei<br />

herausfordernd gewesen, erinnert sich der Geschäftsführer.<br />

Das Material sei nicht für einhundertstel Millimeter<br />

geschaffen, anders als Metall. „Porzellan ist eine<br />

Diva, hat seine Eigenarten, liebt solche Formen wie<br />

Zylinder gar nicht.“ Besonders die Kanne für Kaffee,<br />

eine Pressstempelkanne – auch French Press genannt –<br />

erfordere Präzision, sonst laufe die heiße Flüssigkeit an<br />

den Seiten heraus.<br />

IN IHR LEBT AUCH DIE VERGANGENHEIT WEITER.<br />

Nach einigen Jahren Pause setzt sie die Linie zahlloser<br />

Fürstenberger Porzellankannen fort – darunter die birnenförmige<br />

Vorgängerin von 1755, die in der Sonderausstellung<br />

zum Jubiläum gezeigt wurde. Die Tafelkultur<br />

mag heute ganz anders sein, aber wie heißt es im<br />

Museum doch gleich: „Jede Kanne hat ihre Zeit.“ ƒ<br />

AKTUELLE AUSSTELLUNG<br />

,Weißes Gold?! Schmuck aus Porzellan und Fayence von heute‘<br />

Kabinettausstellung in Alter Kapelle<br />

Läuft bis zum 26. Februar 2023<br />

Porzellan als Schmuck scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich.<br />

Dabei kann dieses Kunstschaffen auf eine lange<br />

Tradition blicken, die zurückreicht bis ins 18. Jahrhundert,<br />

als in Europa erstmals Porzellan entstand. Bis heute beschäftigen<br />

sich Kreative mit dem zerbrechlichen Schmuck.<br />

Die Kabinettausstellung präsentiert fünf aktuelle Positionen:<br />

Beate Pfefferkorn aus Dresden, das Duo Silke Knetsch und<br />

Christian Streit aus Freiburg im Breisgau mit ihrer Kollektion<br />

,Materia Prima‘, die in Meißen ansässige Silvia Klöde,<br />

das Studio Zschocke Böer aus Dresden sowie<br />

Gésine Hackenberg aus Amsterdam.<br />

Öffnungszeiten des Museums<br />

Di. bis So. sowie an Feiertagen von 10 – 17 Uhr.<br />

19.12. – 26.12. und 31.12.21 – 06.01.23 geschlossen<br />

Die Besucherwerkstatt ist Di. bis So. von 10.30 – 12 Uhr und<br />

12.45 – 16.30 Uhr besetzt. Im Dezember und Februar<br />

ist sie nur an Wochenenden und Feiertagen geöffnet.<br />

Meinbrexener Straße 2, 37699 Fürstenberg<br />

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4 |<strong>2022</strong> 89


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Die extra Meile gehen<br />

Das Private Banking der Sparkasse Göttingen ist zum fünften Mal in Folge für seine<br />

hohe Qualität ausgezeichnet worden: Die unabhängigen Tester kürten sie damit<br />

zur besten Bank in Niedersachsen.<br />

Private Banking ist mehr als ,nur‘ die<br />

Wertpapierberatung von vermögenden<br />

Kunden. „Der ausschlaggebende<br />

Ansatz ist, dass jeder unterschiedliche Bedarfe<br />

und Wünsche hat und wir nicht standardisiert<br />

mit Produkten von der Stange<br />

arbeiten“, erklärt Matthias Leonhardt, Leiter<br />

des 17-köpfigen Teams für das Private Banking<br />

bei der Sparkasse Göttingen. „Wir verfolgen<br />

eine sehr breite und individuelle Investmentstrategie<br />

und sind nicht fokussiert<br />

auf unsere hauseigenen Produkte, unser Fokus<br />

gilt dem Kunden.“<br />

DAS HEISST AUCH IMMER WIEDER, die<br />

extra Meile zu gehen. Mit der normalen wöchentlichen<br />

Arbeitszeit ist es meist nicht<br />

getan, der Kunde erwartet eine gute Erreichbarkeit<br />

seines Beraters. „Im Grunde sind wir<br />

so etwas wie ein Privatsekretär für unsere<br />

Kunden – das ist eine gelebte Partnerschaft“,<br />

betont Leonhardt. Er hat das Private Banking<br />

der Sparkasse Göttingen vor rund 20 Jahren<br />

aufgebaut. „Ich glaube, eine langfristige und<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit ist eine<br />

Win-Win-Situation.“<br />

DAS SPEKTRUM DER KUNDENBEDARFE ist<br />

breit: Es reicht von der Vermögensanlage und<br />

dem Kreditgeschäft über die Immobilienmaklerei,<br />

Stiftungsgründungen bis hin zur Testamentsvollstreckung.<br />

Der große Pluspunkt der<br />

Sparkasse – außer dem Engagement und der<br />

Qualität der Berater: „Wir sind sehr nah am<br />

Kunden“, so Markus Herzberg, Berater bei der<br />

Sparkasse. „Entscheidungen können schnell<br />

getroffen und regionale Besonderheiten berücksichtigt<br />

werden.“<br />

DAMIT HEBT MAN SICH VOM TREND vieler<br />

anderer und insbesondere Großbanken ab,<br />

die sich zunehmend aus der regionalen Beratung<br />

zurückziehen und diese zentralisieren;<br />

für die Sparkasse bleibt dieser sehr persönliche<br />

Service vor Ort jedoch weiter wichtig. Für<br />

Markus Herzberg war diese Kundennähe ein<br />

Grund, in das Team der Sparkasse zu wechseln,<br />

ebenso wie für seinen Kollegen Steffen<br />

Beese, die zuvor bei Großbanken tätig waren.<br />

„Wir wissen, dass die Chemie stimmen und<br />

der Berater zu einem Kundentypus passen<br />

muss. Das ist Teil unserer Philosophie“, erklärt<br />

Beese.<br />

FÜR IHRE BETREUUNGSPHILOSOPHIE<br />

wurde das Private Banking der Sparkasse Göttingen<br />

vom Bankentest der Zeitung Die Welt,<br />

der vom unabhängigen Deutschen Institut für<br />

Bankentests einmal jährlich durchgeführt wird,<br />

mit der Note 1,18 ausgezeichnet – bundesweit<br />

landet sie damit auf einem der vorderen Plätze.<br />

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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA


leben<br />

92 4 |<strong>2022</strong>


leben<br />

Immer Vollgas<br />

Luisa Grube hat es mit 21 Jahren unter die besten Ski-Rennläufer Deutschlands geschafft.<br />

Doch damit soll die Geschichte der sehbehinderten Göttingerin noch längst nicht auserzählt sein:<br />

nächstes großes Ziel sind die <strong>Winter</strong>-Paralympics 2026.<br />

TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE PRIVAT<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Nehmen Sie sich doch mal die Zeit und absolvieren<br />

Sie die folgende Übung: ein Auge zumachen,<br />

mit dem anderen wie durch ein<br />

Fernrohr durch eine Papierrolle schauen. So<br />

weit, so gut. Nun legen Sie eine Milchglasscheibe ans<br />

vordere Ende ihres Fernrohrs und schauen mal, was Sie<br />

sehen – genau, nahezu nichts. Herzlichen Glückwunsch,<br />

nun sehen Sie in etwa so viel wie Luisa Grube. Mit dem<br />

feinen Unterschied, dass die 21-Jährige mit entspannten<br />

60 bis 100 Stundenkilometern Ski-Weltcup- Pisten hinabschießt.<br />

Immer am Anschlag, immer in Richtung Treppchen,<br />

immer mit vollem Durchblick.<br />

DIE GEBÜRTIGE GÖTTINGERIN, die in Nörten-Hardenberg<br />

aufgewachsen ist, verfügt über eine Sehkraft von<br />

noch rund zwei Prozent. Früher waren es mal fünf Prozent,<br />

doch der grüne Star, an dem sie seit Geburt erkrankt<br />

ist, lässt sich nicht rückgängig machen, sondern lediglich<br />

verzögern. Dabei ist Verzögerung doch so ziemlich das<br />

Letzte, das sich mit Grube in Verbindung bringen lässt.<br />

Etwas anderes als Vollgas kennt die Topathletin nicht.<br />

Klettern, Mountainbiken, und wenn’s mal entspannter<br />

zugehen muss, dann eben Wandern in den Alpen – Grube<br />

beschreibt sich als Adrenalinjunkie. Am erfolgreichsten<br />

holt sie sich den Kick auf der Skipiste: als Teammitglied<br />

der deutschen Paraalpinisten und Niedersachsens große<br />

Hoffnung bei den Paralympischen Spielen 2026 im italienischen<br />

Mailand und Cortina d’Ampezzo.<br />

DOCH WIE KOMMT DIE MITTELDEUTSCHE ins Hochgebirge?<br />

„Mit dem Skifahren hatte ich es eigentlich<br />

schon immer“, erzählt Grube. Bereits als kleines Kind<br />

ging es mit den Eltern in den Skiurlaub, denen sie dann<br />

einfach hinterherfuhr. „Das Problem dabei: Mama und<br />

Papa waren mir einfach zu langsam.“ Also musste Bruder<br />

Dennis als vorausfahrender Guide herhalten. Das<br />

sollte er auch Jahre später auf höherklassigem Niveau.<br />

Mit 16 zieht Luisa Grube aus Südniedersachsen nach<br />

Marburg, um ein Gymnasium für Sehbehinderte und<br />

Blinde zu besuchen. Eine Mitschülerin, damals bereits<br />

Paraskifahrerin, schlägt ihr vor, sie doch mal zu einem<br />

Nach wuchslehrgang zu begleiten. Ihr Talent: unübersehbar.<br />

ENDE 2018 NIMMT SIE an den ersten Rennen teil. In der<br />

Regel verfügen Spitzenathleten dabei über ihren eigenen<br />

Guide – bei Grube ist dies zunächst ihr Bruder. Dieser<br />

nimmt beim Skifahren für Sehbehinderte eine essenzielle<br />

Rolle ein. Bekleidet mit einer schwarzen Jacke und einem<br />

neonfarbenen Leibchen, als Kontrast zum Schnee<br />

und nahestehenden Bäumen, fährt er dem Athleten voraus.<br />

Bis zu zehn Metern gelingt es Grube noch, ihn<br />

wahrzunehmen, darüber hinaus wird es gefährlich. „Ich<br />

fühle mich am sichersten, wenn der Guide mir ungefähr<br />

drei Meter voraus ist“, sagt Grube. Verbunden sind die<br />

beiden Fahrer via Funk. Der Guide beschreibt die anstehenden<br />

Kombinationen und die Pistenbeschaffenheit,<br />

bei Wind und 60 Stundenkilometern nicht immer einfach<br />

zu verstehen. „Im Training tauschen wir aber ab<br />

und zu, um eine neue Perspektive zu bekommen. Das ist<br />

ein guter Übungs effekt“, erzählt sie, die ihren Bruder jedoch<br />

schon bald als Unterstützer ausmustern musste. „Er<br />

hat sein eigenes Leben, in dem er gern Fußball spielt und<br />

nicht immer Zeit hat“, sagt die Slalom- und Riesenslalomspezialistin<br />

und schiebt neckisch hinterher: „Zudem<br />

wären Streitereien unter Geschwistern wohl auch<br />

vorprogrammiert gewesen.“<br />

Nach dem Abitur 2020 zieht es Grube zum Studium<br />

der Erziehungswissenschaften ins österreichische Innsbruck,<br />

um nicht nur an Wochenenden oder während der<br />

Ferien aus Marburg in die Skigebiete anreisen zu können,<br />

sondern ihre Trainingsreviere vor der eigenen Haustür<br />

zu haben. Sölden beispielsweise ist lediglich eineinhalb<br />

Stunden entfernt.<br />

4 |<strong>2022</strong> 93


leben<br />

RUND FÜNFMAL IN DER WOCHE kann Grube so an<br />

ihrem paralympischen Traum arbeiten. Neben den Einheiten<br />

im Schnee steht ein straffes Programm im<br />

Kraftraum und für die Kondition auf dem Plan, den die<br />

Bundestrainer für sie ausgearbeitet haben. Die Spiele<br />

<strong>2022</strong> in Peking hatte Grube knapp verpasst. „Das war<br />

ziemlich frustrierend für mich“, sagt sie rückblickend.<br />

Dass das notwendige Leistungsniveau in ihr steckt, hat<br />

die Athletin des TSV Kareth-Lappersdorf längst nachgewiesen.<br />

Unter anderem als Teilnehmerin bei der Weltmeisterschaft<br />

2021 im norwegischen Lillehammer sowie<br />

als Drittplatzierte eines Weltcuprennens. Zwischenschritt<br />

auf dem Weg nach ganz oben ist die Weltmeisterschaft<br />

2023 in La Molina in Spanien.<br />

Wenngleich Grube den Speed liebt, ist sie auf Skiern<br />

momentan noch eine Technikspezialistin, weswegen sie<br />

überwiegend im Slalom und Riesenslalom antritt.<br />

Super-G und vor allem die Abfahrt sollen in den kommenden<br />

Jahren ins Repertoire aufgenommen werden.<br />

Mit ihrer eisernen Disziplin sollte dies kein Problem<br />

werden. „Mental bin ich ziemlich stark und schaffe es,<br />

fokussiert zu bleiben, wenn mein Körper schon müde<br />

ist“, sagt die 21-Jährige.<br />

Müdigkeit ist ein Thema, das sie in ihrem Umfeld<br />

durchaus begleitet. Grube lebt heute in einer Siebener-WG.<br />

Immer Trubel, sie liebt es. „Und trotzdem gehe<br />

ich im Vorfeld wichtiger Wettkämpfe regelmäßig schon<br />

um 22 Uhr ins Bett und lasse mich durch nichts aus meiner<br />

Routine bringen.“ Eine Frau mit Weitsicht eben. ƒ<br />

ZUR PERSON<br />

Luisa Grube wurde 2001 in Göttingen geboren und<br />

ist in Nörten-Hardenberg aufgewachsen. Heute lebt sie<br />

in Innsbruck und studiert Erziehungswissenschaften.<br />

Als Para-Ski-Sportlerin startet sie international an<br />

Wettbewerben im Riesenslalom und Slalom. Mit zwei<br />

Prozent Sehvermögen nimmt sie in der Startklasse<br />

B2 teil und wird von einem Guide den Berg hinuntergeführt.<br />

Seit 2019 ist sie im Nachwuchskader der<br />

Deutschen Nationalmannschaft und trainiert für die<br />

Teilnahme an den Paralympics. Bei den Weltmeisterschaften<br />

im Para-<strong>Winter</strong>sport 2021 in Lillehammer<br />

(Norwegen) hat sie im Frauenslalom den elften Platz<br />

belegt. Die Nominierung für ein Paralympics-Ticket<br />

<strong>2022</strong> hat sie leider knapp verpasst.<br />

luisa_grube<br />

94 4 |<strong>2022</strong>


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leben<br />

„Lasst uns das machen!“<br />

Für bessere Lebensbedingungen benachteiligter Menschen setzt sich die Göttinger Stiftung<br />

Vielfalt der Kulturen weltweit ein. Mit Fördergeldern und Netzwerkkontakten setzt sie<br />

auf nachhaltige Impulse.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM<br />

96 4 | <strong>2022</strong>


leben<br />

Schulmaterialien für ein Projekt in Guatemala,<br />

ein Nähprogramm in Sarajevo für die Witwen<br />

des Massakers von Srebrenica, ein Beratungszentrum<br />

für Flüchtlinge in Friedland oder das<br />

Waldhüttlprojekt in St. Pölten, bei dem in der<br />

Almhütte über interkulturelles Lernen diskutiert wird –<br />

all dies sind Beispiele für Förderprojekte der Stiftung<br />

Vielfalt der Kulturen.<br />

„Wir können nur von Kulturen lernen, die noch leben“,<br />

sagt Vorsitzender Michael Has und bringt damit die Philosophie<br />

der Göttinger Stiftung, die 2001 von Françoise<br />

Geiger ins Leben gerufen wurde, auf den Punkt. Diese<br />

sieht sich in den Rollen des Vermittlers, Mitorganisators<br />

und Geldgebers von Projekten, die auf möglichst direkte<br />

Unterstützung von Minderheiten abzielen. Projektverantwortliche<br />

können sich an den fünfköpfigen Stiftungsrat<br />

rund um Michael Has wenden und für ihr Hilfsprojekt<br />

Fördermittel beantragen. Diese sind fest an die jeweilige<br />

Vorhaben gebunden.<br />

„Im Stiftungsrat prüfen wir, ob die an uns herangetragenen<br />

Anträge erfolgversprechend und realistisch sind.<br />

Wenn es uns überzeugt, sagen wir: ,Lasst uns das<br />

machen!‘“, erklärt Has, der an der Universität von<br />

Gre noble lehrt und wissenschaftlicher Experte für Nachhaltigkeit<br />

ist. Nachhaltigkeit im Sinne des Überlebens<br />

anderer Kulturen stellt denn auch einen entscheidenden<br />

Aspekt bei der Vergabe der Geldmittel dar.<br />

DIE LISTE DER IN DEN VERGANGENEN 21 JAHREN geförderten<br />

Hilfsinitiativen, die auf der Homepage der<br />

Stiftung abrufbar ist, ist so vielfältig und lang wie beeindruckend:<br />

Aktuelle Projekte sind etwa die Bereitstellung<br />

von Tablets, die die Schüler einer Romaschule in Bosnien<br />

und Herzegowina erhalten, um den Umgang mit digitalen<br />

Medien zu erlernen, oder auch die von der Stiftung<br />

übernommenen Kosten eines deutschen Romas, der an<br />

Schulen über Verfolgungen und Anfeindungen berichtet,<br />

sowie ein Projekt aus der Vergangenheit: die völkerverbindende<br />

Organisation eines Treffens von israelischen<br />

und palästinensischen Schülerinnen in neutraler Umgebung.<br />

Diese Beispiele zeigen, wie gerade jungen Menschen<br />

der Zugang zu zukunftsorientierten und wertvollen<br />

Informationen ermöglicht werden soll. Die Stiftung<br />

sieht dies als wichtige Bausteine für eine perspektivenreiche<br />

Zukunft an. „Mit unseren Projekten etwas zu bewegen,<br />

ist schön“, erklärt Has die gemeinsame Motivation<br />

des Stiftungsteams.<br />

Doch es sind nicht nur die Geldzuwendungen, von denen<br />

die Geförderten profitieren. „Wir begleiten die Antragssteller<br />

auch im Hinblick auf wichtige Kontakte zu<br />

anderen möglichen Sponsoren innerhalb des Netzwerks<br />

der Stiftung“, sagt Has. Dies führe oft zu weiteren finanziellen<br />

Unterstützungen, aber auch – was manchmal<br />

noch wichtiger sein kann – zur Vermittlung von einflussreichen<br />

Ansprechpartnern. Doch woher stammt dieses<br />

Netzwerk? Die Mitglieder des Stiftungsrates verfügen<br />

KONTAKT<br />

Michael Has<br />

Tel. 0176 98652406<br />

michael.has@protonmail.com<br />

www.vielfaltderkulturen.de<br />

Spendenkonto:<br />

Bank: Sparkasse Göttingen<br />

IBAN: DE69 2605 0001 0000 0007 78<br />

BIC: NOLADE21GOE<br />

SIE MÖCHTEN NOCH MEHR HEFLEN?<br />

Auf dem Stiftungsportal Südniedersachsen der<br />

Sparkasse Göttingen können sich potenzielle Stifter und<br />

Interessierte informieren und gemeinsam Gutes tun.<br />

www.stiftungsportal-suedniedersachsen.de<br />

alle über langjährige Erfahrung in der Arbeit von Nichtregierungsorganisationen<br />

wie etwa in der Gesellschaft<br />

für bedrohte Völker (GfbV), dem Integrationsrat Göttingen,<br />

der Adivasi-Initiative, dem Tourismus mit Einsicht<br />

oder dem World Uranium Hearing.<br />

Eine besondere Rolle hierbei spielt die Göttinger GfbV.<br />

„Die Anfänge der Stiftung waren sehr eng mit der<br />

Menschenrechtsorganisation verknüpft“, erzählt der<br />

Vorsitzende. Die Stiftungsgründerin wollte die politische<br />

Arbeit der GfbV durch aktive Hilfsprojekte ergänzen<br />

und entschloss sich, Kapital für die Gründung der Stiftung<br />

Vielfalt der Kulturen zur Verfügung zu stellen.<br />

DIE IDEE VON FRANCOISE GEIGER kommt von Beginn<br />

an gut an, und es finden sich stets Förderer, die finanzielle<br />

Mittel für die vom Stiftungsrat genehmigten<br />

Hilfsprojekte bereitstellen. Wenngleich, so Has, die finanziellen<br />

Strukturen in den Jahren von Niedrigzinsen,<br />

Finanzkrisen etc. zunehmende Herausforderungen mit<br />

sich brächten. „Dennoch sind wir stolz, aus der Exotenecke,<br />

in der wir uns anfangs befanden, herausgekommen<br />

zu sein und uns etabliert zu haben.“ Wie das gelungen<br />

ist, fasst Has wie folgt zusammen: „Wir müssen gegenseitig<br />

voneinander lernen. Das heißt, beispielsweise auch<br />

von den indigenen Völkern, was aber in keiner Richtung<br />

zu einer Verherrlichung führen darf. So kann es gelingen,<br />

eine lebenswerte gemeinsame Zukunft aller Kulturen zu<br />

ermöglichen.“ ƒ<br />

4 |<strong>2022</strong> 97


leben<br />

98 4 |<strong>2022</strong>


leben<br />

Die Kammer<br />

der Wunder<br />

Es ist ein Ort, prall gefüllt mit weltlichen Gegenständen und Geschichten, die nirgendwo sonst<br />

auf diese besondere Art und Weise zusammenpassen: die Wunderkammer in Hann. Münden.<br />

<strong>faktor</strong> ist eingetaucht in Dr. Wolfs Museum<br />

voller skurriler und gewöhnlicher Zusammenhänge.<br />

TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & PRIVAT<br />

4 |<strong>2022</strong> 99


leben<br />

100 4 | <strong>2022</strong>


leben<br />

D<br />

LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />

er knöcherne Schädel finden<br />

eines Rindes hängt an<br />

einem Faden von der Decke,<br />

Taschen uhren sind an<br />

der Wand aufgereiht. Eine<br />

alte Kommode sitzt still in der<br />

Ecke, Schrammen und Kanten bezeugen<br />

lange Reisen und spannende Inhalte.<br />

Kein Zentimeter des engen Hann. Mündener Altbaus ist<br />

ungenutzt. Jede Ecke, jeder Quadratmeter Wand und<br />

jede Fläche ist Ablage für ein Stück große und kleine<br />

Weltgeschichte. Skurriles liegt hier neben Gewöhnlichem,<br />

nie Gesehenes neben Alltäglichem. Erst in dieser<br />

Komplexität und Zusammenstellung entfaltet jeder kleine<br />

Gegenstand seine volle Wirkung.<br />

DANIEL R. WOLF BZW. ,DR. WOLF‘, wie er sich nennt,<br />

ist promovierter Kunsthistoriker. In tausenden Museen<br />

war er, sah Kunst, die nur vom Wissen um ihre Bedeutung<br />

wirklich lebt. In einer Wunderkammer ist das anders. Jeder<br />

Gegenstand, so ordinär er sein mag, hat eine Reise<br />

durch Welt und Zeit hinter sich, bis er seinen Platz bei<br />

Dr. Wolf gefunden hat. Die zugehörigen Geschichten<br />

gibt dieser voller Leidenschaft weiter. „Wir haben ein<br />

Messer, das einem Schamanen gehört haben soll“, erzählt<br />

der beeindruckend aussehende Mann, der das Museum<br />

gemeinsam mit seiner Frau Sarah führt. Meistens<br />

sie die Gegenstände in Haushaltsauflösungen, auf<br />

Flohmärkten oder unter Sammlern. „In diesem Fall wissen<br />

wir das, weil die Besitzerin einen Zettel angeheftet hatte.“<br />

Die Kammer der Wolfs war zunächst ein Sideboard,<br />

dann ein Schrank, schließlich eine Wand und später ein<br />

ganzes Zimmer in der Privatwohnung. „Da haben wir<br />

natürlich keine Besucher empfangen, aber über soziale<br />

Medien ein großes Publikum erreicht“, erzählt Sarah<br />

Wolf, selbst Künstlerin. Lebendig werden diese Sammlungen<br />

aber erst mit einer echten Begegnung, sodass im<br />

April 2020 die Wunderkammer in Hann. Mündens Innenstadt<br />

öffnete. „Ein großartiges Datum“, sagt Daniel<br />

R. Wolf. Denn so richtig öffnen durften und konnten sie<br />

nicht. Die Öffentlichkeit kam wegen der Coronapandemie<br />

zum Erliegen, die Eröffnung der Wunderkammer<br />

blieb eine stille.<br />

SCHON IM EINGANGSBEREICH WIRD dem Besucher<br />

klar, dass er hier in eine außergewöhnliche Welt eintaucht<br />

– ein wenig besitzt die Wunderkammer die Anmut<br />

eines mittelalterlichen Marktes, des Büros einer<br />

Wahrsagerin oder einer bunten Trödelsammlung. Wer<br />

will, entdeckt auf jedem Quadratzentimeter einen neuen<br />

Gegenstand, eine neue Geschichte und eine neue Fantasie.<br />

Wem das nicht auf Anhieb gelingt, der lässt sich von<br />

Dr. Wolf durch seine Wunderkammer führen und lauscht<br />

seinen Ausführungen.<br />

4 |<strong>2022</strong> 101


leben<br />

102 4 | <strong>2022</strong>


leben<br />

„Ein bisschen<br />

kann man sich<br />

hier verlieren.<br />

Deshalb ist<br />

es wichtig,<br />

nicht alleine<br />

durchzugehen.“<br />

4 |<strong>2022</strong> 103


leben<br />

Dr. Wolfs Wunderkammer –<br />

Das Museum für Geschichte(n),<br />

Kunst & Kurioses<br />

Grundsätzlich kann ein Besuch in der<br />

Wunderkammer immer von Donnerstag bis<br />

Sonntag gebucht werden. Auch spontane<br />

Führungen sind möglich – aber nur, wenn<br />

der Doktor im Hause ist und die<br />

Kapazitäten es zulassen. Ohne vorherige<br />

Buchung gibt es keine Termingarantie!<br />

www.dr-wolfs-wunderkammer.de<br />

„Ein bisschen kann man sich hier verlieren. Deshalb ist es<br />

wichtig, nicht alleine durchzugehen“. Vieles dort ist, allein<br />

betrachtet, schaurig und gruselig. Jeder Gegenstand<br />

hatte einen Anfang und hat bald auch ein Ende – die<br />

Wunderkammer zeigt, was dazwischen passiert. Alles,<br />

was ausgestellt ist, wurde für diesen Ort ausgesucht und<br />

mit Absicht platziert. „Eigentlich könnte ich hier jeden<br />

Tag umräumen“, sagt Sarah Wolf schwärmerisch und<br />

gleichzeitig ein wenig wehmütig. Dieser Raum, dieses<br />

wachsende Gesamtkunstwerk, nimmt seine Energie<br />

auch aus der andauernden Veränderung.<br />

„ES IST EIN LEBENDIGES MUSEUM voller Geschichte<br />

und Geschichten“, erklärt Daniel R. Wolf. Damit will er<br />

sich auch von einer Kunst abgrenzen, die in seinen Augen<br />

zwar wichtig ist, aber nur dann wirklich greifbar<br />

wird, wenn man sich wissenschaftlich damit beschäftigt<br />

und das Spiel und den Hype mitmacht. „Klassische Museen<br />

haben auch einen klassischen Bildungsauftrag. Sie<br />

sollen objektive Fakten vermitteln“, sagt Wolf. Dabei<br />

entstand die Idee des Museums eigentlich in solchen<br />

Wunderkammern, in der scheinbar losen Zusammenstellung<br />

von Gegenständen aus aller Welt. „Wir sammeln<br />

und archivieren Geschichten und hinterfragen diese gemeinsam<br />

mit unseren Gästen. Wir denken mit Dingen,<br />

könnte man auch sagen.“ Immer wieder ist Neues zu<br />

entdecken. Vor allem aber, dass die Welt voller Wunder<br />

ist. Wie dieser außergewöhnliche Ort in Hann. Münden.<br />

Auf jeden Fall eine Reise wert. ƒ<br />

Sie können es nicht abwarten?<br />

Dann tauchen Sie jetzt direkt ein in die<br />

Welt der Wunder und lassen sich in unserem<br />

<strong>faktor</strong>digital-Video von Dr. Wolf auf eine<br />

außergewöhnliche Reise durch seine<br />

Geschichte(n) mitnehmen.<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />

104 4 | <strong>2022</strong>


EMPLOYER BRANDING<br />

UNTERNEHMEN, DIE<br />

NICHT BEI TIKTOK UND<br />

INSTAGRAM PRÄSENT<br />

SIND, EXISTIEREN FÜR<br />

DIE GEN Z NICHT.<br />

Eine durchaus gewagte These, ja. Aber auch eine, die sich in<br />

der Vergangenheit immer wieder bewährt hat – that’s why we<br />

should talk. Wir von Lookfamed sind eine Online Marketing<br />

Agentur. Mithilfe unserer Employer-Branding-Specialists<br />

ist es uns zudem möglich, dieses Online-Know-How auch<br />

für das Gewinnen von Fachkräften zu nutzen. Anhand von<br />

spannenden Cases zeigen wir, wie Employer Branding auch<br />

für dein Unternehmen funktioniert, wie du für dich passende<br />

Mitarbeitende gewinnst und vor allem, wie du die jüngere<br />

Generation, die Gen Z, für dich begeisterst.<br />

EMPLOYER BRANDING BY LOOKFAMED<br />

Individuelle Employer Branding und Recruiting<br />

Strategien<br />

Konzeption & Um set zung performancestarker<br />

Kampagnen auf Instagram & TikTok<br />

Denn Unternehmen sind auf qualifizierte und motivierte<br />

Mitarbeitende angewiesen, um langfristig handlungs- und<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben. Das führt jedoch auch dazu,<br />

dass der sogenannte „Run for Talents“ härter ist als jemals<br />

zuvor und stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen.<br />

Ihnen fehlen schlichtweg die Ideen, wie sie<br />

potenzielle Mitarbeitende vom eigenen Vorhaben überzeugen<br />

können. Studien zeigen immer wieder, dass die Gen Z<br />

genau da von Unternehmen angesprochen werden möchte,<br />

wo sie sich bereits befinden – auf Instagram und TikTok.<br />

EMPLOYER BRANDING STRATEGIE MIT LOOKFAMED<br />

Erstellung von hochwertigem Foto- und Videocontent<br />

Unser Online-Marketing-Know-How sorgt dafür,<br />

dass der Online-Auftritt als Arbeitgeber überzeugt


EMPLOYER BRANDING<br />

NOVELIS AZUBI-KAMPAGNE <strong>2022</strong><br />

Für den weltweit tätigen Aluminiumhersteller und -recycler Novelis haben wir<br />

eine kanalübergreifende Kampagne für offene Auszubildendenstellen und duale<br />

Studiengänge umgesetzt. Denn: Recruiting von jungen Talenten ist in Zeiten von<br />

TikTok & Co digitaler geworden – und besonders in der industriellen Produktion<br />

eine Herausforderung. Novelis legte Wert darauf, die eigene Unternehmenskultur<br />

über die Kampagne zu transportieren und sie speziell für die Generation Z auszulegen.<br />

Das Motto: „Du im Fokus, die Zukunft im Blick“.<br />

Ergebnisse<br />

Hier gibt‘s mehr zur Kampagne<br />

>320.000<br />

IMPRESSIONEN<br />

>3.600<br />

LINK KLICKS<br />

Regionale<br />

SICHTBARKEIT<br />

ZUFALL FAHRER:INNEN-RECRUITING<br />

Ziel dieser Kampagne gemeinsam mit dem Göttinger Unternehmen ZUFALL war<br />

das Gewinnen von potenziellen Bewerber:innen (Leads) als Berufskraftfahrer:innen<br />

und weiterer Interessent:innen über die Plattformen TikTok und Instagram.<br />

Wir haben uns dazu entschieden, unseren exklusiven Creator @reneschmock<br />

mit ins Boot zu holen, der selbst aus Göttingen kommt und zudem vor seiner<br />

Social Media Karriere als Berufskraftfahrer tätig war. Seine organische Reichweite<br />

wurde zusätzlich durch bezahlte Werbeanzeigen (Spark Ads) auf TikTok<br />

verlängert, um in einer spezifischen Zielgruppe Sichtkontakte zu erzielen.<br />

Ergebnisse<br />

Hier gibt‘s mehr zur Kampagne<br />

1,33 Mio.<br />

IMPRESSIONEN<br />

>10.600<br />

LINK KLICKS<br />

109<br />

LEADS<br />

lookfamed.de<br />

Lies unser kostenloses Journal für noch<br />

mehr Employer Branding Tipps und schau dir<br />

die Videos der Kampagnen an!<br />

PRAXISBEISPIELE


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FOTO: NIKOLAUS FRANK<br />

Aus Zwei mach Eins<br />

Dirk Weitemeyer, Lydia Weitemeyer, Ines Berke<br />

und Mark Berke (v.l.).<br />

Kassebeer setzt auf Wachstum<br />

Die Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG aus Northeim übernimmt die Dirk Weitemeyer GmbH als Tochterunternehmen.<br />

Zwei Familienunternehmen in zwei<br />

Städten. Bis vor wenigen Wochen<br />

nannten sie sich noch Mitbewerber. In<br />

den vergangenen Monaten fanden unzählige<br />

Gespräche hinter verschlossenen Türen statt,<br />

Interessen wurden ausgelotet und letztlich<br />

Verträge unterzeichnet.<br />

JETZT IST ES OFFIZIELL: Die Göttinger<br />

Dirk Weitemeyer GmbH gehört seit zwei<br />

Monaten als Tochterunternehmen zur Wilh.<br />

F. Kassebeer GmbH & Co. KG aus Northeim.<br />

„Es war für mich von Anfang an klar, dass ich<br />

das Unternehmen nicht an einen Investor<br />

verkaufen werde. Dass wir mit Kassebeer ein<br />

Familienunternehmen mit gleichen Werten in<br />

der Region gefunden haben, ist für mich der<br />

größte Gewinn“, sagt Dirk Weitemeyer. Der<br />

ehemalige Bundesliga-Basketballspieler gründete<br />

vor 34 Jahren zusammen mit Lydia Weitemeyer<br />

sein Unternehmen. Nun übergibt der<br />

64-Jährige sein Lebenswerk mit einem guten<br />

Gefühl in die Hände von Ines und Mark Berke<br />

von Kassebeer.<br />

DAS NORTHEIMER UNTERNEHMEN mit<br />

seiner über 120-jährigen Geschichte vergrößert<br />

mit dem Zukauf seinen Technikbereich in<br />

Druck- und Kopierlösungen als B2B-Partner<br />

in Südniedersachsen. „Für uns hat es sowohl<br />

aus unternehmerischer als auch aus menschlicher<br />

Sicht sofort gepasst“, sagt Ines Berke,<br />

neue Geschäftsführerin der Dirk Weitemeyer<br />

GmbH.<br />

ALLES NEU UND DOCH BEIM ALTEN:<br />

Kassebeer und Weitemeyer werden weiterhin<br />

als eigenständige Unternehmen agieren, auch<br />

wenn es zukünftig Verknüpfungen geben wird.<br />

Mit der Zusammenführung der beiden Unternehmen<br />

betreut Kassebeer nun über 8.000<br />

Druck- und Kopiersysteme mit insgesamt<br />

zehn Servicetechnikern und besitzt damit in<br />

diesem Bereich den größten Marktanteil in<br />

Südniedersachsen. Ein erstes gemeinsames<br />

Essen mit allen Mitarbeitern wurde schnell zu<br />

einem geselligen Austausch.<br />

DIESE NEUESTE ENTWICKLUNG fügt sich<br />

nahtlos in den bereits laufenden Markenfokussierungs-Prozess<br />

der Northeimer. Neben<br />

den bekannten Marken bueroboss.de und<br />

Die Kaffeemeister als Franchisekonzept wurde<br />

die neue Familienmarke ‚Kassebeer‘ mit dem<br />

Geschäftsfeld ‚kassebeer digital‘ eingeführt.<br />

„Wir sehen uns mit all unseren Kompetenzen<br />

als Sparrings-Partner für neue Bürokultur. Unser<br />

Ziel ist die Vereinfachung von Büroprozessen.<br />

Indem wir die analoge Welt mit der digitalen<br />

intelligent verbinden, schaffen wir neue<br />

Freiräume für unsere B2B-Kunden“, sagt Ines<br />

Berke.<br />

KONTAKT<br />

Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG<br />

Matthias-Grünewald-Str. 42<br />

37154 Northeim<br />

kassebeerdigital.de<br />

KONTAKT<br />

Dirk Weitemeyer GmbH<br />

Karl-Arnold-Straße 17<br />

37079 Göttingen<br />

weitemeyer.com


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FOTO: LUKA GORJUP<br />

PROFIL<br />

FOTO: HR INSIDE SUMMIT | NICOLE HEIDEGGER | LUZIA MAHLER<br />

Glückliche Gewinner<br />

Florian Besch und Daniel Liebermann (Foto l.)<br />

von nevo und MapsTell freuen sich über den<br />

zweiten Platz beim HR Award DACH (r.).<br />

Wie halten wir gute Leute im Unternehmen?<br />

Mitarbeiter binden statt ständig neue finden. Wie das geht?<br />

Das nevo-Team bietet ausgezeichnete Tools – meint auch die Jury des HR-Award <strong>2022</strong>.<br />

Was hält uns zusammen? Die ARD<br />

widmete dem Thema Zusammenhalt<br />

kürzlich eine ganze Woche. Da<br />

sollten Unternehmen aufhorchen. „Besteht in<br />

Krisenzeiten keine Anbindung ans Unternehmen,<br />

kündigen die Leute eher“, sagt Daniel<br />

Liebermann von nevo. Eine Forsa-Umfrage<br />

von <strong>2022</strong> zeigt: Fast ein Drittel der Erwerbstätigen<br />

denkt über einen Jobwechsel nach.<br />

Geeignete Fachkräfte zu finden ist schwer –,<br />

und Recruiting-Prozesse schlagen mit bis zu<br />

100.000 Euro zu Buche.<br />

FÜR UNTERNEHMEN IST ES WICHTIG,<br />

Mitarbeiter langfristig zu binden. Wie das<br />

geht? „Über Zufriedenheit – und indem das<br />

Unternehmen zum sicheren mentalen Hafen<br />

für die Menschen wird“, sagt Dr. Florian<br />

Besch. Gerade in Krisenzeiten verlassen immer<br />

mehr Menschen ihr Unternehmen aufgrund<br />

von Problemen – in Teams, mit ihrer<br />

Führungskraft und weil sie sich im Homeoffice<br />

nicht abgeholt fühlen. Das nevo-Team<br />

bietet passende Lösungen: Im Fokus stehen<br />

handlungsorientierte Methoden. „Was Menschen<br />

bei unseren Trainings lernen, bleibt<br />

haften. Denn sie haben es erfahren und nicht<br />

nur darüber geredet“, weiß Besch. Das wirkt<br />

nachhaltig, auch in die ganze Organisation<br />

hinein. Das nevo-Team bietet einen Koffer voller<br />

Tools, die Verhalten am Arbeitsplatz sichtbar<br />

machen und auch Themen wie Stress und<br />

Resilienz angehen.<br />

In der Praxis bauen Teams etwa eine Seilrutsche<br />

über eine Schlucht im Wald. Kollegen<br />

tüfteln gemeinsam an der Aufgabe. Wenn es<br />

gut läuft, hängen am Ende alle in den Seilen<br />

– und jubeln. Ein Erfolgserlebnis! Ob und wie<br />

gut es klappt, hängt von der Zusammen arbeit<br />

ab. Wer die Führung übernimmt, wer sich<br />

rauszieht, wie die Gruppendynamik ist – das<br />

offenbart sich in spielerischer Interak tion.<br />

Und wenn das Team scheitert? „Auch gut,<br />

dann überlegen wir, wo das im Arbeitsleben<br />

ebenso der Fall ist, und gehen den Ursachen<br />

auf den Grund“, erklärt Liebermann.<br />

PREISVERDÄCHTIG IST DIE ART, wie Besch<br />

und Liebermann ihre Tools anwenden. Beim<br />

HR-Award <strong>2022</strong> in Wien holte das nevo-Team<br />

den zweiten Platz in der Kategorie Tools and<br />

Services. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen<br />

für die Anwendung von MapsTell.<br />

Nach einem Online-Verhaltensscan stellen die<br />

Coaches ganze Teams auf einer Bodenkarte<br />

auf, die Verhalten als Landkarte sichtbar<br />

macht. Was die nevo-Chefs dabei oft hören,<br />

sind Sätze wie: „Aaah, jetzt verstehe ich dich.“<br />

Die Leute sehen plötzlich, welche Bedürfnisse<br />

hinter Verhaltensweisen von Kollegen stecken,<br />

und bekommen neue Handlungsoptionen.<br />

Dieses Verständnis baut Brücken. „Solche<br />

Momente sind für uns als Coaches besonders“,<br />

sagt Liebermann. „Denn wir sehen uns<br />

als Mitarbeiter- Verbinder.“<br />

KONTAKT<br />

TEXT: ALENA BRANDT<br />

nevo – Training, Coaching, Entwicklung<br />

Am Hasengraben 3<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 492 482 82<br />

info@nevoteam.de<br />

www.nevoteam.de


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Sonntag ist<br />

Familientag.<br />

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Zu familien freundlichen Zeiten arbeiten<br />

wir für das Lächeln des Anderen.<br />

Spannende Stellen an unterschied lichen<br />

Standorten findest du hier:<br />

karriere.rplus-gruppe.de


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TOP-ARBEITGEBER<br />

der Region Göttingen <strong>2022</strong>/2023<br />

FOTO: STOCK.ADOBE.COM


Gemeinsam<br />

gewappnet<br />

Mit der Initiative ,TOPAS – TOP Arbeitgeber Südniedersachsen‘<br />

haben Unternehmen seit zehn Jahren die Möglichkeit, sich als Top-Arbeitgeber<br />

zertifizieren zu lassen. Dies hilft aber nicht nur den Firmen, sich im Wettbewerb<br />

um die besten Mitarbeiter zu behaupten – TOPAS stärkt die gesamte Region.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG FOTO STOCK.ADOBE.COM<br />

112 TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23


LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />

Bewerben um Bewerbende – so<br />

lautet das Motto des Arbeitgeberlabels,<br />

das inzwischen seit<br />

einem Jahrzehnt engagierte Unternehmen<br />

und Verwaltungen<br />

aus der Region auszeichnet und eint. Im<br />

Februar 2023 startet bereits die siebte Qualifikationsrunde.<br />

„Im Rahmen von TOPAS – TOP Arbeitgeber<br />

Südniedersachsen lassen sich diese gemeinsam<br />

zertifizieren und bilden so auch seit<br />

Jahren ein stetig wachsendes Netzwerk, das<br />

dauerhaft funktioniert – und das, obwohl sie<br />

eigentlich ja im Wett bewerb um Fachkräfte<br />

stehen“, erzählt Susanne Spellerberg. Für die<br />

Leiterin der etablierten Initiative der SüdniedersachsenStiftung<br />

stand dies jedoch nie im<br />

Gegensatz zueinander: „Zum einen profitieren<br />

die Mitglieder vom branchenübergreifenden<br />

Know-how innerhalb des Netzwerks.<br />

Zum anderen stärken sie Südniedersachsen<br />

als Region zum guten motivier Arbeiten und<br />

Leben.“<br />

Und vor allen Dingen stehen alle Akteure<br />

zusammen vor demselben Problem. „Der<br />

Mangel an Arbeitskräften – vom Nachwuchs<br />

über Fachkräfte bis hin zu Führungskräften<br />

– fordert ein aktives Employer Branding“, erklärt<br />

Nadia Mohseni und beschreibt damit<br />

die Herausforderungen für sämtliche Unternehmen.<br />

Die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle<br />

Göttingen war, ebenso wie Spellerberg,<br />

schon vor knapp zehn Jahren mit dabei, als<br />

TOPAS seine Premiere feierte. „Arbeitgebermarketing<br />

nimmt bei südniedersächsischen<br />

Unternehmen und bei den Verwaltungen einen<br />

immer höheren Stellenwert ein“, sagt<br />

Mohseni und betont dabei auch die wichtige<br />

Rolle der Kooperationspartner von TOPAS<br />

als Multiplikatoren und Netzwerkende. Neben<br />

der von ihr geleiteten Geschäftsstelle<br />

Göttingen der IHK Hannover und der teneo<br />

Organisationsberatung unterstützen auch die<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und<br />

Stadtentwicklung Göttingen (GWG), die<br />

Wirtschaftsförderung Region Göttingen<br />

(WRG) und der <strong>faktor</strong> als Me dienpartner<br />

das Arbeitgeberlabel seit seiner Erstauflage.<br />

AKTUELL UMFASST DAS TOPAS-Netzwerk<br />

40 Unternehmen – die meisten von ihnen<br />

sind bereits mehrfach rezertifiziert. Abgänge<br />

sind aufgrund der großen Motivation der<br />

Teilnehmenden äußerst selten. Diese absolvieren<br />

Workshops, Seminare und Gesprächsrunden,<br />

in denen sie sich aktiv und intensiv<br />

austauschen. Spellerberg ist es wichtig, jedes<br />

Unternehmen an seinem Ausgangspunkt abzuholen<br />

und gemeinsam in dividuelle Ziele<br />

zu erarbeiten. Das praxis erprobte Konzept<br />

mit erfahrenen Coaches, unterschiedlichen<br />

Veranstaltungsformaten und einer breiten<br />

Themenauswahl ermöglicht die zielführende<br />

Weiterentwicklung aller Unternehmen –<br />

branchenübergreifend und unabhängig von<br />

den Mitarbeiterzahlen. So gelingt es, die eigene<br />

Arbeitgebermarke nachhaltig zu stärken.<br />

DOCH KÖNNEN AUCH KLEINE Unternehmen<br />

genügend Ressourcen frei machen?<br />

„Wir ermutigen gerade kleinere Unternehmen<br />

zur Teilnahme“, sagt Mohseni, „da sie<br />

– im Rahmen der Initiative gezielt und professionell<br />

begleitet – ihre Arbeitgebermarke<br />

aufbauen oder weiterentwickeln können.“<br />

Hinzu kommt, dass sie von den Gemeinschaftsauftritten,<br />

beispielsweise auf Messen,<br />

AUF IN DIE NÄCHSTE RUNDE!<br />

Die siebte TOPAS-Veranstaltungsreihe<br />

startet im Februar 2023. Sie umfasst<br />

Themenblöcke wie Führung, Diversität<br />

& Chancengleichheit, Wissen &<br />

Kompetenzen, Betriebliches Gesundheitsmanagement,<br />

Kommunikation<br />

und Transparenz und zeigt Strategien<br />

zur erfolgreichen Personalsuche mit<br />

anschließendem Onboarding und<br />

entsprechender Mitarbeiterbindung<br />

auf. Weitere Infos unter:<br />

www.suedniedersachsenstiftung.de/<br />

projekte/topas<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23 113


TOPAS-zertifizierte Unternehmen<br />

Autohaus Siebrecht GmbH<br />

Beschäftigungsförderung Göttingen<br />

BKK Technoform<br />

Copernicus GmbH<br />

Daume GmbH<br />

DRK-Kreisverband Göttingen-Northeim e. V.<br />

Ehrhardt Reifen + Autoservice GmbH & Co. KG<br />

EmmaCura GmbH & Co. KG<br />

Engelhardt Möbelschreinerei<br />

Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG<br />

Finanzämter Südniedersachsen<br />

Göttinger Werkstätten gGmbH<br />

Hausarztpraxis Bilshausen<br />

HKS Sicherheitsservice GmbH<br />

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG<br />

Kreis-Sparkasse Northeim<br />

KWS SAAT SE & Co. KGaA<br />

Landkreis Göttingen<br />

Landkreis Northeim<br />

Minebea Intec Bovenden GmbH<br />

mod IT Services GmbH<br />

NextPharma GmbH<br />

novelis Deutschland GmbH<br />

Obermann Logistik GmbH<br />

Ottobock SE & Co. KGaA<br />

Piller Group GmbH<br />

PMH Personalmanagement Harz GmbH<br />

QUATTEK & PARTNER Steuerberatungsgesellschaft mbB<br />

Refratechnik Cement GmbH<br />

Renneberg – Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte,<br />

Unternehmensberater<br />

RUHSTRAT Haus- und Versorgungstechnik GmbH<br />

Sanitätshaus o.r.t. GmbH<br />

Sartorius Corporate Administration GmbH<br />

Senioren- und Pflegeheime Lamm GmbH<br />

sero handwerker-services GmbH<br />

Smurfit Kappa Herzberg Solid Board GmbH<br />

Sparkasse Duderstadt<br />

Sparkasse Göttingen<br />

Stadt Göttingen<br />

Stiemerling Senioren-Residenzen e. V.<br />

SYCOR GmbH<br />

Tannenhof Fachpflegeheime GmbH<br />

THIMM Group GmbH + Co. KG<br />

Tip Trailer Service GmbH<br />

UMG Gastronomie GmbH<br />

VersicherungsKontor Osterode e. Kfm.<br />

und dem stetigen Austausch innerhalb des<br />

Netzwerks profitieren. Dazu gehört insbesondere<br />

das systematische Bemühen um ein<br />

Personalmanagement, das nach außen für<br />

aktuelle wie künftige Mitarbeitende authentisch<br />

erlebbar und sichtbar wird. „Häufig<br />

sind bereits viele gute Elemente vorhanden,<br />

die mit kleinen Verfeinerungen zum Erfolgs<strong>faktor</strong><br />

werden können“, berichtet Spellerberg<br />

aus eigener Erfahrung. Daher engagieren<br />

sich die TOPAS-Veranstalter so intensiv<br />

für die Etablierung eines professionellen<br />

Employer Brandings in den südniedersächsischen<br />

Betrieben.<br />

BEIM EMPLOYER BRANDING geht es um<br />

zwei Zielbereiche: Beim internen Arbeitgebermarketing<br />

steht die Mitarbeiterbindung<br />

durch Maßnahmen zur Unterstützung und<br />

Förderung eigener Mitarbeiter im Fokus. Im<br />

Zuge des nach außen gerichteten Arbeitgebermarketings<br />

werden neue Mitarbeiter angesprochen,<br />

um sie vom eigenen Unternehmen<br />

zu begeistern und schließlich anzuwerben.<br />

Kernaufgabe ist es nun, individuell herauszufiltern,<br />

was das jeweilige Unternehmen<br />

tun muss, um sich als guter Arbeitgeber zukunftsorientiert<br />

aufzustellen und dementsprechend<br />

zu präsentieren. Die Beispiele hierfür<br />

umfassen ein breites Spektrum: vom<br />

familien freundlichen Betrieb mit unterschiedlichen<br />

Arbeitszeitmodellen (siehe hier zu<br />

auch den Beitrag ab Seite 116) über eine gerechte<br />

Lohn- und Gehaltsstruktur oder das<br />

Betriebliche Gesundheitsmanagement bis hin<br />

zu Aktionen wie Team-Events im Azubi-<br />

Onboarding oder Speeddating zur Arbeitsplatzauswahl.<br />

Viele anspruchsvolle Themen<br />

also, die es in der Wirtschaft zu meistern gilt.<br />

TOPAS begleitet motivierte Arbeitgeber effektiv<br />

auf diesem Weg und verbreitet Optimismus<br />

für ganz Südniedersachsen – ein<br />

echtes Erfolgskonzept. ƒ<br />

Kontakt<br />

Dr. Benjamin W. Schulze<br />

TOPAS-Projektmanagement<br />

SüdniedersachsenStiftung<br />

Maschmühlenweg 105, 37081 Göttingen<br />

topas@suedniedersachsenstiftung.de<br />

114 TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23


Unabhängig und frei<br />

Inhaber Rainer Giese<br />

IHR VERSICHERUNGSMAKLER IN DER REGION<br />

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Vertrauen. Verlässlichkeit. Loyalität. Unsere<br />

Werte sind unsere Mission – denn wir wollen<br />

wirklich den Unterschied machen.<br />

Fest in der Region Südniedersachsen verwurzelt,<br />

versichern wir nicht einfach nur Unternehmen,<br />

die national und weltweit agieren. Wir begleiten<br />

sie auf ihrem Weg.<br />

Als inhabergeführtes Familienunternehmen<br />

mit über 30 Jahren Erfahrung im Versicherungsgeschäft<br />

suchen wir zusammen mit unseren<br />

Kooperationspartnern – unter anderem mit<br />

Leue & Nill – jeden Tag nach den bestmöglichen<br />

Versicherungslösungen.<br />

Wir kreieren für mittelständische Betriebe und<br />

Industrieunternehmen innovative und individuelle<br />

Lösungen, indem wir die Risiken erkennen<br />

und gemeinsam bewerten.<br />

Wir kennen jeden unserer Kunden persönlich<br />

und sind schnell vor Ort.<br />

Und das ist unser Ziel: Uns IHR Vertrauen verdienen.<br />

Jeden Tag aufs Neue - mit Leidenschaft<br />

und Begeisterung.<br />

Ihr Rainer Giese<br />

Versicherungskontor Osterode<br />

Kornmarkt 2<br />

37520 Osterode am Harz<br />

Tel.: 05522 8687980<br />

Kooperation<br />

Partner der<br />

info@versicherungskontor-osterode.de<br />

www.versicherungskontor-osterode.de


„Die Leute sollen<br />

bleiben wollen!“<br />

Es lohnt sich, über bestehende Arbeitszeitmodelle nachzudenken.<br />

Wo liegen die Ansatzpunkte und die Erfolgschancen?<br />

Beispiele aus der Region zeigen, wie es gehen kann.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG FOTO STOCK.ADOBE.COM<br />

116 TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23


FOTO: FABIAN BERG<br />

LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />

Zufriedene Mitarbeiter gleich zufriedene<br />

Kunden – und beides<br />

zusammen bedeutet mehr Umsatz.<br />

Eine einfache Formel, die<br />

auch ein Teil der Antwort auf den<br />

omnipräsenten Fachkräftemangel sein kann.<br />

Doch da, wo Mitarbeiter fehlen, wird oft gerade<br />

der erste Teil der Formel vernachlässigt.<br />

Wer heute als Arbeitgeber bestens aus gebildete<br />

Mitarbeiter anlocken und halten will,<br />

muss weit mehr bieten als ein gutes Gehalt – er<br />

muss auf die Bedürfnisse der Mit arbeitenden<br />

eingehen: Der Trend gehthier zur Flexibilisierung<br />

und Individualisierung. Vor allem Aspekte<br />

wie flexible Arbeitszeiten spielen heute<br />

im Büro und – wo es möglich ist – im<br />

Homeoffice eine wesentliche Rolle, um Arbeit<br />

mit Familie oder Freizeitbeschäftigungen<br />

zu vereinbaren.<br />

Ausgehend von einer 40-Stunden-Woche<br />

gibt es inzwischen Modelle, nach denen an<br />

vier Tagen jeweils zehn Stunden gearbeitet<br />

werden kann und wenn möglich auch Unterbrechungen<br />

oder spätere Anfangszeiten<br />

möglich sind, um beispielsweise die Kinder<br />

zur Schule bringen zu können. Deutlich weiter<br />

geht der Ansatz, bei der Einführung der<br />

Vier- Tage-Woche die tägliche Arbeitszeit<br />

nicht zu verlängern. Statt also wöchentlich<br />

40 nur noch 32 Stunden zu arbeiten – womöglich<br />

sogar noch ohne Gehaltseinbußen!<br />

Welche Herausforderungen bringen solche<br />

Umstellungen mit sich? Ist das in der Praxis<br />

ohne Verluste umsetzbar? Können kleine<br />

und mittelständische Unternehmen das<br />

überhaupt stemmen?<br />

EIN BLICK IN DIE REGION ZEIGT: Es tut<br />

sich was. Wohl eine der radikalsten Formen<br />

der Umstellung wagte Rocco Funke. Im Jahr<br />

2021 wurde dieser mit 49 Jahren nochmal<br />

Vater und versprach seinem Sohn kurz nach<br />

der Geburt: „Ich werde dich ins Leben begleiten.<br />

Wenn du 25 Jahre alt bist, werde ich<br />

noch gesund sein.“ Als Inhaber des in Hundeshagen<br />

im thüringischen Eichsfeld angesiedelten<br />

Unternehmens ELBS ein mutiges<br />

Versprechen, das große Herausforderungen<br />

mit sich bringt. Denn mit fünf Mitarbeitern<br />

kümmert sich der Leckorter in Notfällen<br />

auch an Wochenenden um Schäden an<br />

Rohrleitungen. Ein oft stressiger und zeitintensiver<br />

Job. Doch Funke will natürlich zu<br />

seinem Versprechen stehen.<br />

Genau da kommt ihm zugute, dass er<br />

schon immer auf mitdenkende Mitarbeiter<br />

setzt. Als durch eine spontan eigeninitiativ<br />

gestraffte Arbeitswoche alle Aufträge bereits<br />

an einem Donnerstag abgearbeitet und<br />

die Kunden begeistert waren, gab Funke seinen<br />

Mitarbeitern am Freitag frei. „Das<br />

machte mich neugierig. Wir haben gemeinsam<br />

überlegt, wie wir noch effektiver werden<br />

können“, erzählt der Diplom-Ingenieur.<br />

Heraus kam eine inzwischen etablierte<br />

Vier-Tage-Woche, die nur Gewinner kennt:<br />

Die Mitarbeiter haben bei vollem Lohnausgleich<br />

ab Freitag Wochenende, es sei denn,<br />

es stehen Notfalleinsätze an. Die Kunden<br />

treffen auf stets freundliches, zufriedenes<br />

und hoch motiviertes Personal, und – Versprechen<br />

erfüllt – der kleine Finus kann ab<br />

Freitag mit einem sehr viel entspannteren<br />

„Wir haben Zeitfresser minimiert<br />

und mit externer Unterstützung die<br />

internen Abläufe optimiert.<br />

Und ob Sie es glauben oder nicht:<br />

Wir machen an vier Tagen jetzt<br />

doppelt so viel Umsatz wie<br />

vorher an fünf!“<br />

ROCCO FUNKE, ELBS<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23 117


„Menschen wollen keine unnötigen<br />

Nervereien oder Hierarchiekämpfe.<br />

Wir sorgen in unserer Organisation<br />

gemeinsam für ein gutes Umfeld – die<br />

Leute sollen bei uns bleiben wollen.“<br />

MARTIN RENKER, ARINEO<br />

„Wir setzen auch auf in Rente<br />

gehende Kollegen. Das ist wichtig,<br />

um die Erfahrung und das Know-how<br />

der Menschen weiter nutzen und<br />

geben zu können.“<br />

MIRIAM ENGEL,<br />

QUATTEK UND PARTNER<br />

118 TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23<br />

Papa spielen. „Wir haben Zeitfresser minimiert<br />

und mit externer Unterstützung die<br />

internen Abläufe optimiert. Und ob Sie es<br />

glauben oder nicht: Wir machen an vier Tagen<br />

jetzt doppelt so viel Umsatz wie vorher<br />

an fünf!“, sagt Funke hochzufrieden. Er sei<br />

sogar so begeistert, dass er seinen Mitarbeitern<br />

gern weitere Vorteile biete: Sie fangen<br />

morgens erst an, wenn die Kinder in der<br />

Schule sind und können sogar spontan frei<br />

nehmen, wenn etwas Wichtiges zu erledigen<br />

ist – ein solcher ,Emoji-Tag‘ zählt nicht als<br />

Urlaubstag. Seine Mitarbeiter seien „emotional<br />

gesund“, und das zeigt sich auch im<br />

ex trem niedrigen Krankenstand. Das erfolgreiche<br />

Gesamtpaket zog bereits neue Fachkräfte<br />

an, und inzwischen hält Rocco Funke<br />

sogar in anderen Unternehmen und bei Unternehmerverbänden<br />

Vorträge über ,seinen<br />

Weg‘. In Zukunft möchte er sein Wissen<br />

auch an Meister- oder Hochschulen, IHK<br />

und Innungen weitergeben.<br />

EIN ERFOLGREICHES BEISPIEL – das auch<br />

zum Motto ,Arbeitszeit ist Lebenszeit‘ von<br />

Martin Renker passt. Der Arineo-Geschäftsführer<br />

weiß, wie schwierig es ist, gute<br />

IT-Fachkräfte zu finden. Doch das fünfköpfige<br />

Geschäftsführungsteam setzt auf eine gute<br />

Work-Life-Balance. Klassische Führungskräfte<br />

gibt es nicht, es gilt das Prinzip Selbstorganisation.<br />

„Menschen wollen keine unnötigen<br />

Nervereien oder Hierarchiekämpfe.<br />

Wir sorgen in unserer Organisation gemeinsam<br />

für ein gutes Umfeld – die Leute sollen<br />

bei uns bleiben wollen“, sagt Renker und<br />

bringt damit die Aufgabenstellung bei der<br />

Personalgewinnung und -bindung auf den<br />

Punkt. Bei einer Fluktuationsrate von nur<br />

drei Prozent und 70 Neueinstellungen in<br />

den ersten zehn Monaten des aktuellen Jahres<br />

möchte man mehr über die Philosophie<br />

des inzwischen über 330 Mitarbeiter beschäftigenden<br />

IT-Dienstleisters wissen.<br />

Arineo ist laut Renker ein „eigenständiges<br />

Unternehmen in Verantwortungseigentum“,<br />

das über seine Gewinne frei verfügen kann<br />

und ab 2024 allen Mitarbeitern gehören<br />

wird. Jeder hat ein Arbeitszeitkonto, Überstunden<br />

werden ausgezahlt oder in Freizeit<br />

abgegolten. Feste Arbeitszeiten oder Arbeitsorte<br />

gibt es nicht. „Wichtig dabei ist<br />

nur: Wann wer wo arbeitet, muss im jeweiligen<br />

Team abgestimmt sein“, sagt Renker.<br />

Von Kollegen vermittelte Einstellungen werden<br />

zudem honoriert. Die Prämien dafür<br />

wandern in einen Topf, über dessen Verwendung<br />

alle abstimmen. Die Summe wurde<br />

etwa 2021 für die Opfer der Flutkatastrophe<br />

gespendet, aber auch zusätzliche Betriebsfeiern<br />

oder -ausflüge sind möglich.<br />

Das alles führt dazu, dass die Mitarbeiter<br />

auch eigene Bekannte zu Arineo „locken“,<br />

in sozialen Netzwerken für ihren Arbeitgeber<br />

werben oder gar „beim Friseur über uns<br />

sprechen“, berichtet Renker begeistert. „Genau<br />

so gelangte kürzlich eine Bewerbung zu<br />

uns.“ Bei all dem Optimismus vergisst er<br />

aber die zunehmenden Schwierigkeiten auf<br />

dem Fachkräftemarkt nicht: Er weiß, mit<br />

dem Ausscheiden der Baby-Boomer-Generation<br />

wird die Nachfrage nach IT-Experten<br />

weiter steigen.<br />

AUF WORK-LIFE-BALANCE setzt man auch<br />

bei Quattek und Partner. Die 97 Mitarbeiter<br />

der Steuerberatungsgesellschaft profitieren<br />

von regelmäßigen Gesundheitsangeboten wie<br />

Massage oder Yoga sowie von flexiblen und<br />

familienfreundlichen Arbeitszeiten. „Gerade


MÖGLICHE ARBEITSZEITMODELLE<br />

Teilzeit<br />

Längst nicht mehr das Modell nur für Mütter! Entsprechend einer<br />

am Personalbedarfsplan orientierten individuellen Regelung<br />

arbeitet der Mitarbeiter eine festgelegte Wochenstundenzahl, die<br />

in vielen Branchen auch an saisonale Schwankungen angepasst<br />

werden und mit einem Stundenkonto verbunden werden kann.<br />

Letzteres spielt bei uns eine wichtige Rolle, da<br />

wir viele junge Frauen mit Familie beschäftigen“,<br />

sagt Steuerberaterin Miriam Engel und<br />

betont die Bedeutsamkeit dieses Aspekts. So<br />

profitieren diese zum Beispiel auch von der<br />

gemeinsam mit dem ASC Göttingen installierten<br />

Kinderferienbetreuung. Im eigenen<br />

monatlichen TÜV (= team übergreifende<br />

Veranstaltung) wird das Gemeinschaftsgefühl<br />

zudem bei Kaffeeseminaren oder gemeinsamem<br />

Grillen gestärkt. Seit Corona ist<br />

laut Engel auch das Homeoffice ein wichtiger<br />

Punkt: „Wir setzen das sehr individuell<br />

anhand der Bedürfnisse der Einzelnen um.“<br />

Natürlich ist aber auch Quattek und Partner<br />

stets auf der Suche nach neuen, versierten<br />

Steuerfachleuten. Quereinsteiger haben<br />

hier gute Chancen. „Wir setzen auch auf in<br />

Rente gehende Kollegen“, sagt Miriam Engel.<br />

„Sie können bei uns quasi ,nebenbei‘<br />

ihre Lieblingsmandanten weiterbetreuen.<br />

„Das ist wichtig, um die Erfahrung und das<br />

Know-how der Menschen weiter nutzen<br />

und geben zu können.“<br />

ALL DIESE NEUEN ARBEITSKONZEPTE<br />

können individuell auf Unternehmen zugeschnitten<br />

werden und so in der Praxis<br />

funktionieren. Mitarbeiter sollten dafür<br />

teamfähige, verantwortungsbewusste und<br />

strukturierte Personen sein. Dem Arbeitgeber<br />

sollte klar sein: Zufriedene Mitarbeiter<br />

sind die besten. Geld ist dabei längst<br />

nicht mehr alles, immer mehr kommt es auf<br />

die Verbindung von Beruf und Freizeit an.<br />

Da heißt es auf beiden Seiten: flexibel sein.<br />

Das können – wie die regionalen Beispiele<br />

zeigen – kleine und mittelständische Unternehmen<br />

(mindestens) genau so gut wie die<br />

großen. ƒ<br />

Job Sharing<br />

Zwei Fachkräfte teilen sich einen Arbeitsplatz – das kann eine<br />

Win-win-Situation sein: Im Idealfall bekommt der Arbeitgeber so<br />

mehr Ideen und doppelte Motivation und Erfahrung, muss aber<br />

nicht mehr Gehalt zahlen. Eine effiziente Lösung, wenn sich auf<br />

die Vollzeitstelle nur geeignete Kandidaten in Teilzeit bewerben.<br />

Arbeiten nach Renteneintritt<br />

Viele Senioren wollen (oder müssen aus finanziellen Gründen)<br />

auch nach Erreichen des Renteneintrittsalters arbeiten. Ihre<br />

Erfahrungen können sie beispielsweise an Auszubildende weitergeben,<br />

und die oft über Jahrzehnte aufgebauten Netzwerke<br />

werden weiter genutzt.<br />

Homeoffice<br />

Das wohl bekannteste Modell hat gerade in Pandemiezeiten<br />

deutlich an Bedeutung gewonnen. Häufig werden Kernzeiten<br />

vereinbart, um auch im heimischen Büro erreichbar zu sein.<br />

Das Homeoffice ist ideal, um Familie und Beruf zu vereinen,<br />

birgt aber auch die Gefahr, Job und Privates nicht mehr<br />

trennen zu können.<br />

Sabbatical<br />

Wer hätte nicht gerne mal länger als drei Wochen<br />

frei? Mehrere Monate bis zu einem Jahr Auszeit, um<br />

anschließend erholt und motiviert und vielleicht<br />

sogar weitergebildet zurückzukehren – das geht mit<br />

dem Sabbatjahr. Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

können zur Umsetzung ein individuelles<br />

Modell aushandeln. Dies<br />

kann über ein Überstundenkonto,<br />

Gehaltsverzicht und/oder das<br />

Ansparen von Urlaub funktionieren.<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23 119


Wir suchen neue Kolleginnen und Kollegen, die mit uns die<br />

Zukunft prägen, Technologien erforschen und die Branche<br />

revolutionieren wollen – wir sind schon lange mehr als ein reines<br />

Bauunternehmen. Daher sind wir auf der Suche nach Personen,<br />

die in unterschiedlichen Fachbereichen ihre Fähigkeiten, Talente<br />

und Erfahrungen einbringen wollen. Aber auch solche, die wir auf<br />

ihrem Weg dorthin noch fördern und begleiten können. Entdecken<br />

Sie Ihre Möglichkeiten bei uns.<br />

GOLDBECK realisiert zukunftsweisende Immobilien in Europa.<br />

Wir verstehen Gebäude als Produkte und bieten alle Leistungen<br />

aus einer Hand: vom Design über den Bau bis zu Services im<br />

Betrieb. Aktuell beschäftigt unser Familienunternehmen mehr<br />

als 10.000 Mitarbeitende an über 100 Standorten bei einer<br />

Gesamtleistung von rund 5 Mrd. Euro. Unser Anspruch<br />

„building excellence“ steht dabei für Spitzenleistungen beim<br />

Planen, Bauen und Betreiben sowie die Weiterentwicklung<br />

unserer Talente – Zukunftsfähigkeit inklusive.<br />

GOLDBECK Nord GmbH | Heinrich-Hertz-Straße 3a | 34123 Kassel | goldbeck.de


Werden Sie Teil unserer<br />

Erfolgsgeschichte und<br />

schreiben Sie Ihre eigene.<br />

VERKAUFSINGENIEUR<br />

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BAULEITER<br />

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Als Gesicht unseres Unternehmens<br />

sind Sie verantwortlich für die Akquise<br />

regionaler Bauherren und Investoren.<br />

Übernehmen Sie die Bauleitung von<br />

schlüsselfertigen Industrie-, Gewerbesowie<br />

Wohn- und Geschossbauprojekten.<br />

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finden Sie unter goldbeck.de/karriere.


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Ihr seid unsere Zukunft<br />

Zwischen Medien, Tech und Innovation – das Göttinger Unternehmen Hogrefe ist<br />

TOP-Arbeitgeber für Fachkräfte und Azubis.<br />

Hogrefe ist international, familiär und<br />

ständig in Bewegung. Ausgehend von<br />

der Vision, Wissen nutzbar zu machen<br />

und zu verbreiten, veröffentlicht das Unternehmen<br />

Bücher, Zeitschriften und psychologische<br />

Testverfahren, bietet Qualifizierun gen zu den<br />

Produkten und spezialisierte Softwarelösungen<br />

an. Die Mitarbeitenden des Unternehmens<br />

stehen dabei stets im Fokus – Hogrefe pflegt<br />

ein Arbeitsklima, das von einem engen persönlichen<br />

Austausch, Internationalität, Diversität,<br />

kultureller Vielfalt und praktischem Denken<br />

geprägt ist. „Unsere Mitarbeitenden sind sehr<br />

kreativ und erfinden sich immer wieder neu.<br />

Genau das brauchen wir bei Hogrefe“, sagt<br />

Personalleiterin Mariele Walter.<br />

ALS ATTRAKTIVER ARBEITGEBER in der<br />

Region Südniedersachsen und darüber hinaus<br />

ist Hogrefe sehr aktiv, um Talente für<br />

eine Karriere bei Hogrefe zu begeistern. Dazu<br />

gehört auch eine starke Ausbildungsstrategie.<br />

Zukunftssicherung durch Ausbildung ist<br />

eines der Erfolgskonzepte bei Hogrefe. Im<br />

Unternehmen lernen und arbeiten aktuell 16<br />

122 TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23<br />

Azubis in den Bereichen E-Commerce, Tech,<br />

Lager und in kaufmännischen Berufen. Auf<br />

der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wurde<br />

Hogrefe als eines der ersten Unternehmen<br />

das neu geschaffene Gütesiegel des Börsenvereins<br />

„Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“<br />

verliehen. Auszubildende Antonia hat Hogrefe<br />

gemeinsam mit dem Azubiteam für diese<br />

Auszeichnung nominiert. „Hogrefe gibt mir<br />

die Freiräume, Dinge auszuprobieren und an<br />

Themen zu arbeiten, für die mein Herz schlägt<br />

– und das auch schon während der Ausbildung“,<br />

sagt Antonia.<br />

Die meisten Azubis bleiben nach Ende ihrer<br />

Ausbildung bei Hogrefe und finden ihren Platz<br />

im Unternehmen, zum Beispiel als Content<br />

Manager, Software Developer, Projektmanager<br />

oder Software-Tester. Sie arbeiten in interdisziplinären<br />

Teams mit erfahrenen Kolleg*innen<br />

zusammen, entwickeln sich fachlich und persönlich<br />

weiter und gehen ihren individuellen<br />

Karriereweg. „Ideenreiche Köpfe, ganz gleich<br />

auf welcher Karriereebene, sind bei Hogrefe<br />

genau richtig“, ist sich Personalleiterin Mariele<br />

Walter sicher.<br />

FACHKRÄFTE MIT MUTIGEN IDEEN und<br />

immer neuen Ansätzen für das Unternehmen<br />

zu begeistern, ist für Hogrefe das Rezept erfolgreichen<br />

Recruitings. Digitales Marketing<br />

geht dabei Hand in Hand mit dem persönlichen<br />

Kontakt zur Zielgruppe. Verschiedene<br />

Messen und Events, unter anderem der GöBit,<br />

sind für das Jahr 2023 bereits in Planung.<br />

„Wir möchten anderen zeigen, dass man als<br />

Azubi bei Hogrefe sehr gut aufgehoben ist<br />

und von allen Seiten unterstützt wird“, erzählt<br />

Aus zubildende Antonia, die an der Projektplanung<br />

beteiligt ist.<br />

KONTAKT<br />

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG<br />

Merkelstraße 3<br />

37085 Göttingen<br />

Tel. 0551 999-500<br />

recruiting@hogrefe.de<br />

hgf.io/karriere


PROFIL<br />

Wer Teil dieses glücklichen Teams werden möchte, kann sich über den QR-Code bewerben.<br />

Ausgezeichnet!<br />

Die hervorragenden Arbeitsbedingungen in der Steuerkanzlei HSP STEUER Göttingen<br />

schlagen sich in zahlreichen Würdigungen nieder.<br />

Gute Arbeit durch ein glückliches<br />

Team: Dieser Grundsatz gilt bei<br />

HSP STEUER Göttingen. Die Steuerkanzlei<br />

verfolgt konsequent den Ansatz, dass<br />

Höchstleistungen für ihre Mandanten nicht<br />

nur von hochqualifizierten, sondern auch<br />

von höchst motivierten Mitarbeitenden erbracht<br />

werden. Deshalb wird die Vereinbarkeit<br />

von Beruf, Freizeit und Familie großgeschrieben.<br />

NEBEN ANGEMESSENER VERGÜTUNG,<br />

intensiver Karriereförderung, laufender fachlicher<br />

Fortbildung und einem sehr hohen Digitalisierungsgrad<br />

werden bei HSP STEUER<br />

Göttingen zudem gegenseitige Wertschätzung<br />

gelebt und die Work-Life-Balance gefördert.<br />

So können die Mitarbeitenden sich die Arbeitszeit<br />

flexibel gestalten, durch Homeoffice<br />

und Remote Working den Arbeitsort frei wählen<br />

und von zahlreichen Zuwendungen profitieren<br />

– bis hin zu einem E-Bike, soweit sie<br />

es wünschen. Kein Wunder, dass die Kanzlei<br />

sich augenzwinkernd als ,Steuerparadies‘ bezeichnet.<br />

Dass diese Ausrichtung erfolgreich ist, lässt<br />

sich an zahlreichen Auszeichnungen ablesen.<br />

So kann sich HSP STEUER Göttingen als<br />

,Most Wanted Employer‘ der Zeit Verlagsgruppe<br />

und als ,Top Arbeitgeber – die familienfreundlichsten<br />

Unternehmen Deutschlands‘<br />

der Zeitschrift freundin bezeichnen. Beide<br />

Siegel beruhen auf Bewertungen der Arbeitgeberbewertungsplattform<br />

kununu, wo die<br />

Kanzlei Bestwerte erzielt. Dabei werden Faktoren<br />

wie flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung,<br />

betriebliche Altersvorsorge, Vorgesetztenverhalten,<br />

Gleichberechtigung oder Gehalt<br />

beleuchtet.<br />

NEBEN DER AUSZEICHNUNG als ,Exzellenter<br />

Arbeitgeber‘ durch den Steuerberaterverband<br />

Niedersachsen Sachsen-Anhalt ist<br />

HSP STEUER Göttingen seit November <strong>2022</strong><br />

auch Great Place to Work-Certified. Das Zertifizierungsprogramm<br />

des internationalen Forschungs-<br />

und Beratungsinstituts Great Place to<br />

Work ® steht für ein besonderes Engagement<br />

bei der Gestaltung der Arbeitsplatzkultur und<br />

wird nach einem gesicherten Verfahren vergeben.<br />

Bestandteile sind ein unabhängiges, anonymes<br />

Feedback der Mitarbeitenden und die<br />

Analyse von Maßnahmen und Programmen<br />

der Personalarbeit.<br />

HSP STEUER GÖTTINGEN freut sich einerseits<br />

über die Anerkennung, sieht die Auszeichnungen<br />

aber auch als Ansporn, den Weg<br />

der stetigen Verbesserung weiterzuführen.<br />

KONTAKT<br />

HSP STEUER Göttingen GmbH<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

Andrea Hungerland<br />

Stresemannstraße 28C<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 8208070<br />

a.hungerland@hsp-steuer.de<br />

www.hsp-steuer.de/goettingen<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23 123


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

BELIEBTER ARBEITGEBER<br />

DER REGION<br />

Werksgelände Osterode am Harz<br />

Dr. Detlev Seidel Geschäftsführer Operations<br />

Damit der Strom im entscheidenden<br />

Moment nicht ausfällt<br />

Strom ist in unserer Gesellschaft einfach unerlässlich. Die Anlagen von Piller verhindern Stromausfälle und<br />

sorgen für eine gleichmäßige Versorgung.<br />

124 TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23<br />

Die Piller Group hat sich als Weltmarktführer<br />

auf dem Gebiet der unterbrechungsfreien<br />

Stromversorgung etabliert.<br />

Hinter dem Erfolg des Global Players<br />

steht eine gelungene Kombination aus Tradition<br />

und Wandlungsfähigkeit.<br />

Der Grundsatz des Firmengründers Anton<br />

Piller, „… durch Verwendung nur besten Materials,<br />

geschulter Arbeitskräfte und erstklassiger<br />

Fabrikationseinrichtungen Erzeugnisse in<br />

höchster Vollendung herzustellen“ hat jeden<br />

Wandel überdauert und spiegelt sich in der<br />

hohen Qualität der USV-Systeme (USV=Unterbrechungsfreie<br />

Stromversorgungssysteme)<br />

wider, die seit über 100 Jahren am Stammsitz<br />

in Osterode am Harz gebaut werden.<br />

Gewandelt und erweitert wurde im Laufe<br />

der Jahrzehnte das Produktportfolio. Vor dem<br />

Hintergrund der steigenden Digitalisierung<br />

gewinnt eine zuverlässige Energieversorgung<br />

immer mehr an Bedeutung. Die USV-Systeme<br />

von Piller sind das Herzstück vieler systemrelevanten<br />

und kritischen Infrastrukturen wie<br />

Rechenzentren, Chipfabriken, Krankenhäuser,<br />

Versorgungsunternehmen oder Flughäfen<br />

und sichern die Stromversorgung auch an extrem<br />

rauen Einsatzorten ab. Auch im Hinblick<br />

auf die Energiewende haben die Piller-Ingenieure<br />

Systeme weiterentwickelt, die die Integration<br />

regenerativer Energieerzeugungsanlagen in<br />

stabile Netze unterstützen.<br />

FRAUEN-POWER wird bei Piller großgeschrieben.<br />

Der Anteil der beschäftigten Frauen im<br />

Unternehmen ist in den vergangenen Jahren<br />

erfreulich gestiegen, sowohl in der Führungsetage<br />

als auch in den technischen Berufen.<br />

Piller engagiert sich beim Niedersachsen-Technikum.<br />

Als Vorbereitung auf technische sowie<br />

naturwissenschaftliche Studiengänge und<br />

Berufe bietet das Technikum eine Kombination<br />

aus beruflicher Praxisorientierung und<br />

Schnupperstudium – ein Konzept zur Gewinnung<br />

weiblichen MINT-Nachwuchses.<br />

Auch wenn Piller in über 50 Ländern tätig<br />

ist und auf fast allen Kontinenten eigene<br />

Tochtergesellschaften unterhält, ist das Unternehmen<br />

regional verwurzelt und der Tradition<br />

verbunden. „Unser Bestreben ist es, auch in<br />

Zukunft attraktive Arbeitsplätze in der Region<br />

anzubieten und gemeinsam auf Erfolgskurs<br />

zu bleiben“, sagt Dr. Detlev Seidel, Geschäftsführer<br />

Operations der Piller Group. Piller beschäftigt<br />

über 600 Mitarbeiter am Standort<br />

Osterode, annähernd 1.000 sind es weltweit.<br />

Über 50 technische und kaufmännische Auszubildende<br />

werden durch qualifizierte Ausbildungsleiter<br />

betreut. Als TOPAS-Arbeitgeber<br />

zeichnet sich das Unternehmen durch ein hohes<br />

Engagement gegenüber seinen Mitarbeitern<br />

aus. Im Unternehmen gilt der Tarifvertrag<br />

der Metallindustrie mit einer 35-Stunden-Woche,<br />

30 Tagen Urlaub und Gleitzeit.<br />

KONTAKT<br />

Piller Group GmbH<br />

Abgunst 24<br />

37520 Osterode<br />

Tel. 05522 311-0<br />

info@piller.com<br />

www.piller.com


PROFIL<br />

Wir geben IT ein Gesicht. Geschäftsführer Guido Lindlar und Thomas Ahlers sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sycor Gruppe.<br />

Top Arbeitgeber in der Region<br />

Sycor. Wandel und Konstanz im Einklang.<br />

Der Göttinger IT-Dienstleister Sycor<br />

geht mit gleich zwei brandaktuellen<br />

Auszeichnungen in das Jahr seines<br />

25-jährigen Bestehens. „Zum zweiten Mal in<br />

Folge stehen wir im brand-eins-Ranking der<br />

,Besten IT-Dienstleister 2023‘ weit vorne“, berichtet<br />

Guido Lindlar, Geschäftsführer der<br />

SYCOR GmbH, stolz. Und Petra Gerweck,<br />

HR-Leiterin der Sycor, ergänzt: „Auch das<br />

Siegel als ,Focus Top Arbeitgeber im Mittelstand‘<br />

dürfen wir 2023 wieder tragen.“<br />

WAS MACHT EINEN ,TOP ARBEITGEBER‘<br />

eigentlich aus? „Mittlerweile haben sich Standards<br />

entwickelt, die jeder Mitarbeiter und jede<br />

Mitarbeiterin erwartet, wie zum Beispiel 30<br />

Urlaubstage oder kostenfreie Getränke in der<br />

Firma“, so Petra Gerweck. „Damit überzeugt<br />

man keine Fach- und Führungskräfte, zu uns<br />

zu wechseln. Sycor ist seit 25 Jahren am Markt.<br />

Da haben sich Konstanten entwickelt. Was aber<br />

wichtig ist, ist die Fähigkeit, sich immer wieder<br />

zu hinterfragen. Maßnahmen abzuleiten.“<br />

So hat Sycor sich in den vergangenen beiden<br />

Jahren neu ausgerichtet, um geschäftlichen Erfolg,<br />

Innovationskraft sowie die Kunden- und<br />

Mitarbeiterzufriedenheit auch in Zukunft zuverlässig<br />

zu realisieren. „Gleichzeitig wurde in<br />

einem Kulturkompass die Vision und Mission<br />

der Sycor angepasst, und wir arbeiten gerade<br />

an neuen Leitlinien für die Zusammenarbeit<br />

und Führung. In diesen Prozess sind alle Mitarbeiter*innen<br />

und Führungskräfte eingebunden“,<br />

erläutert Petra Gerweck.<br />

Außerdem gilt es, die vielen neuen Mitarbeiter*innen,<br />

die in diesem Jahr bereits eingestellt<br />

wurden, mit auf den eingeschlagenen<br />

Weg zu nehmen. Dafür wurde das OnBoarding<br />

neu konzipiert.<br />

BEIM RECRUITING HAT SYCOR zugleich<br />

neue Wege beschritten und sich dem „Fresh<br />

Faces Programm“ der SAP angeschlossen.<br />

„Wir haben in dem von der SAP aktiv unterstützten<br />

Programm fünf junge Mitarbeiter*innen<br />

für die SAP-Beratung gewinnen können“,<br />

so SAP Solution Architect Michael Tilgner, der<br />

das Programm bei Sycor betreut. „Ich bin froh,<br />

mich für Sycor entschieden zu haben, das Betriebsklima<br />

ist mehr als positiv. Wir haben in<br />

den ersten Monaten durch Schulungen, Fallstudien<br />

und Kundenbesuche bereits einen tiefen<br />

Einblick in die SAP-Welt erhalten“, berichtet<br />

Nataliia Moravac, die als „Fresh Face“ im<br />

Juni zu Sycor kam. „So konnte ich das Erlernte<br />

direkt in Kundenprojekten anwenden.“<br />

„Das Programm ist ein voller Erfolg und wird<br />

2023 wiederholt“, resümiert Petra Gerweck.<br />

„Es ist schwer, die benötigte Anzahl an Fachkräften<br />

einzustellen. Wir haben derzeit viele<br />

offene Stellen in unterschiedlichen Bereichen<br />

– und so stellen wir junge Absolventen ein und<br />

bilden sie selbst aus.“<br />

Neben all den Maßnahmen, Entwicklungen<br />

und Gütesiegeln ist sich das Sycor-Management<br />

einig, dass zufriedene Mitarbeiter*innen<br />

und Kund*innen die wichtigsten Trophäen<br />

des Unternehmens bleiben.<br />

KONTAKT<br />

SYCOR GmbH<br />

Heinrich-von-Stephan-Str. 1-5<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 490-0<br />

bewerbungen@sycor.de<br />

www.sycor.de/karriere<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23 125


Entdecke,<br />

was abseits der<br />

eingetretenen<br />

Pfade liegt.<br />

Wir sind Taktgeber in der Ökotechnik und<br />

bieten einmalige Entwicklungschancen.<br />

Unsere Unternehmenskultur ist geprägt von Eigeninitiative,<br />

Veränderungsbereitschaft, Vertrauen und<br />

gemeinschaftlichem Miteinander.<br />

Wir unterstützen deine fachliche und persönliche<br />

Weiterentwicklung individuell. Denn wir wissen,<br />

dass dein Beitrag und deine Ideen maßgeblich zu<br />

unserem Erfolg beitragen können. Flexible Arbeitsbedingungen<br />

wie Gleitzeit, Home-Office-Lösungen<br />

oder Förderangebote helfen dir, Beruf und Privates<br />

miteinander in Einklang zu bringen.<br />

STELL DIE WEICHEN AUF ZUKUNFT.<br />

SCANNEN UND BEWERBEN<br />

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MENSCH UND NATUR<br />

Von Natur aus smart.


PROFIL<br />

Das Job- und Ausbildungsportal für die Region<br />

Seit 2018 hat sich karriere-suedniedersachsen.de zur Job- und Ausbildungsbörse Nummer 1<br />

der Region entwickelt und jüngst eine neue Marke geknackt: das 600. gelistete Unternehmen.<br />

Die Suche nach einem neuen Job oder<br />

Ausbildungsplatz ist fast immer regional.<br />

Schließlich wollen die meisten<br />

Menschen gerne dort arbeiten, wo sie ,zu<br />

Hause‘ sind. Genau dabei helfen wir: Karriere<br />

Südniedersachsen vereinfacht die Suche nach<br />

einem Job bzw. Ausbildungsplatz genauso<br />

wie das Recruiting auf Unternehmensseite“,<br />

erklärt Adrian Kropiewnicki, Gründer und Betreiber<br />

der Plattform. Das Erfolgsrezept im<br />

Vergleich zu den anderen zahlreichen überregionalen<br />

Jobplattformen auf dem Markt? „Wir<br />

verkaufen keine einzelnen Stellenanzeigen.<br />

Unternehmen haben bei uns die Möglichkeit,<br />

im Rahmen eines überschaubaren Jahresbeitrags<br />

alle offenen Vakanzen zu platzieren und<br />

sich im Rahmen eines Arbeitgeberprofils zu<br />

präsentieren. Das führt dazu, dass wir ein<br />

großes, vielfältiges und einmaliges Angebot<br />

an Stellenangeboten konzentriert auf eine<br />

Region abbilden können.“ In Zahlen bedeutet<br />

dies: 5.900 Stellenangebote und 1.100 Ausbildungsplätze<br />

von 600 Unternehmen sind auf<br />

Karriere Südniedersachsen veröffentlicht.<br />

Das kommt auch auf Seite der Jobsuchenden<br />

und Bewerber an: Über 50.000 User verzeichnet<br />

Karriere Südniedersachsen monat lich<br />

und generiert daraus Tausende Bewerbungen.<br />

„Dafür sorgen zum großen Teil unsere gezielten<br />

Kampagnen über Google AdWords und auf<br />

den sozialen Medien“, erklärt Kropiewnicki.<br />

Gleichzeitig wird Karriere Südniedersachsen<br />

immer mehr zu einer etablierten Marke, wenn<br />

es um das Thema Job und Karriere in der<br />

Region geht.<br />

IM MÄRZ 2023 FEIERT DIE PLATTFORM<br />

ihr fünfjähriges Bestehen. „Gerade in der<br />

Anfangszeit lag die Schwierigkeit darin, die<br />

regionalen Unternehmen von der damals<br />

noch neuen Plattform und dem Konzept zu<br />

überzeugen. Mit Rückendeckung der Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />

für die Stadt<br />

und den Landkreis Göttingen sowie weiterer<br />

Akteure wie der SüdniedersachsenStiftung<br />

konnten wir dann aber schnell die ersten<br />

Unter nehmen gewinnen.“ Fast fünf Jahre später<br />

liegt der Fokus des fünfköpfigen Teams<br />

darauf, das Wachstum weiter beizubehalten<br />

und verstärkt in das Bewerbermarketing zu<br />

investieren. „Gleichzeitig entwickeln wir die<br />

Plattform auch technisch stets weiter“, erklärt<br />

Kropiewnicki. „Aktuell integrieren wir ein Tool<br />

für ein noch stärkeres Azubimarketing.“<br />

KONTAKT<br />

Regionale Karriereportale UG<br />

Adrian Kropiewnicki<br />

Tel. 0551 2887838-0<br />

Maschmühlenweg 81<br />

37081 Göttingen<br />

info@karriere-suedniedersachsen.de<br />

www.karriere-suedniedersachsen.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2022</strong>/23 127


Profitieren Sie von den Vorteilen<br />

eines öffentlichen Arbeitgebers!<br />

Als Kreisverwaltung bieten wir Ihnen viele interessante<br />

Berufsfelder.<br />

Mit 1.900 Kolleg*innen erfüllen Sie vielfältige,<br />

sinnstiftende und zukunftsorientierte Aufgaben.<br />

Bei uns haben Sie die Möglichkeit, ganz konkret<br />

und aktiv zum Gemeinwohl beizutragen.<br />

Unsere Leitlinien für Führung und Zusammenarbeit<br />

sorgen für ein super Arbeitsklima.<br />

Vielfältige Fort- und Weiterbildungen unterstützen<br />

Sie beim lebenslangen Lernen.<br />

Sie kommen voran dank guter Aufstiegs- und<br />

Karrieremöglichkeiten.<br />

Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und unsere<br />

betriebsnahe Kinderkrippe helfen Ihnen, Beruf,<br />

Familie und Privatleben gut zu vereinbaren.<br />

Körper und Geist kommt unser aktives betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement zugute.<br />

Wir machen Sie mobil mit einem VSN-Jobticket.<br />

Lassen Sie uns gemeinsam etwas bewegen –<br />

für den Landkreis, für die Menschen, für Sie.<br />

Top-Mitarbeiter*innen<br />

benötigen auch Top-<br />

Arbeitsbedingungen.<br />

Deswegen arbeiten wir<br />

kontinuierlich an zielgerichteten<br />

Maßnahmen und<br />

Verbesserungsprozessen.<br />

Das bestätigt unsere Zertifizierung<br />

als TOP-Arbeitgeber.<br />

Überzeugen Sie sich selbst!<br />

Wir freuen uns auf Sie !<br />

Auf Ihre Bewerbung oder Fragen freut sich<br />

Frau Martina Creydt<br />

Tel. 0551 525 2906<br />

bewerbungen@landkreisgoettingen.de<br />

Aktuelle Stellenangebote<br />

finden Sie unter:<br />

landkreisgoettingen.de<br />

www.DomesticCare.<br />

www.DomesticCare.de<br />

Domestic Care<br />

Haushaltsservice<br />

Inhaberin:<br />

Dagmar Crzan<br />

Hauswirtschaftsmeisterin<br />

Wir stehen für<br />

qualitativ hochwertige<br />

Dienstleistungen im Bereich<br />

Hauswirtschaft.<br />

• Familien und Singles verhelfen<br />

wir zu mehr Freiraum<br />

• Betreuung und Entlastung<br />

Hören – Helfen – Handeln<br />

• Leistungen Entlastungsleistungen,<br />

Verhinderungspflege und<br />

anteilige Pflegesachleistungen<br />

können direkt mit der<br />

Pflegekasse abgerechnet werden<br />

Domestic Care<br />

Haushaltsservice<br />

Göttinger Str. 70, 37181 Hardegsen<br />

Telefon 05503 804870<br />

Mobil 0160 3515012


impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>faktor</strong> – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen<br />

Entscheider Medien GmbH<br />

Berliner Straße 10<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 3098390<br />

Fax 0551 30983911<br />

info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

www.mehralseinmagazin.de<br />

Herausgeber<br />

Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />

(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Chefredaktion<br />

Elena Schrader<br />

(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Autoren<br />

Anja Danisewitsch, Rupert Fabig, Sven Grünewald,<br />

Kim Henneking, Tobias Kintzel, Stefan Liebig,<br />

Charlotte Vogel, Christian Vogelbein, Stefanie Waske<br />

Art-Direktion & Layout<br />

Julia Braun<br />

Fotografie<br />

Alciro Theodoro da Silva<br />

Lektorat<br />

CoLibris - Lektoratsbüro Dr. Barbara Welzel &<br />

Lektorat Christina Berghold<br />

Anzeigen<br />

Nicole Benseler, Alexander Schneider (Leitung Digitalvertrieb)<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Marco Böhme<br />

Auflage<br />

11.000<br />

Druckerei<br />

Silber Druck oHG, Kassel<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 15. Februar 2023.<br />

Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />

möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />

keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />

info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Redaktionsbeirat<br />

Dr. Friedemann Baum, Ulrich G. Büchner, Ines Dietze,<br />

Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese, Fritz Güntzler,<br />

Dr. Klaus Heinemann, Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer,<br />

Carsten Lohrengel, Lars Obermann, Thomas Richter,<br />

Mark C. Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann, Claudia Trepte,<br />

Prof. Dr. Winfried Weber, Dr. Marko Weinrich, Hasso Werk<br />

Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers<br />

wieder. Von <strong>faktor</strong> gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Eine anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im <strong>faktor</strong> veröffentlichten<br />

Beiträge ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.<br />

Bei allen Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen.<br />

Redaktioneller Hinweis<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir auf unserer Plattform<br />

die männliche Form (generisches Maskulinum), z.B. ,der Journalist‘.<br />

Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleich behandlung.<br />

Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.<br />

<strong>faktor</strong>-Partner<br />

Audi Zentrum<br />

Göttingen<br />

dr. Bodenburg<br />

Zilian<br />

Werk<br />

Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen<br />

Netzwerkpartner<br />

InnovationsCluster<br />

it GÖTTINGEN<br />

4 |<strong>2022</strong> 129


130 4 |<strong>2022</strong>


Danke<br />

Passion to empower people<br />

Göttingen, unseren Partnern,<br />

Kunden und Kolleg:innen für die<br />

vertrauensvolle und engagierte<br />

Zusammenarbeit.<br />

Ein frohes Weihnachtsfest und<br />

einen guten Rutsch ins neue Jahr!<br />

Arineo ist ein ausgezeichneter IT-Dienstleister mit Hauptsitz im Herzen<br />

Göttingens und Top Job-Arbeitgeber <strong>2022</strong>. Mehr Informationen finden Sie hier:<br />

www.arineo.com


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MARCO VOGLER<br />

Persönliche Beratung<br />

T +49 3606 50233-26<br />

m.vogler@lichtblick-objekt.de

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