18.12.2022 Aufrufe

FOCUS MONEY 2022/52 Vorschau

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wir leben in der interessantesten Periode<br />

der Geschichte, die die Menschheit je erlebt<br />

hat.“ Das sagte Ray Kurzweil, Leiter<br />

der technologischen Entwicklung bei<br />

Google, Futurist und Buchautor, vor<br />

zwei Jahren. Indiz: Die Elon-Musk-Firma<br />

Neuralink arbeitet an Implantaten, die das menschliche<br />

Gehirn mit Computern verbinden sollen. „Bisher ist das Ganze<br />

eher Cyberpunk-Vision denn Realität“, heißt es bei der<br />

Nachrichtenplattform WinFuture, „aber im Herbst 2023<br />

könnte sich das ändern.“<br />

Wenn es nach Propheten aus der Vergangenheit geht, müssen<br />

sich die Menschen warm anziehen. Wie andere Presseorgane<br />

grub die Tageszeitung „The Times of India“ Nostradamus<br />

aus. Der lebte im 16. Jahrhundert und war ein<br />

französischer Apotheker und Astrologe. Seine Prophezeiungen<br />

haben es in sich. Im Online-Auftritt der Zeitung liest man<br />

etwa, dass im Jahr 2023 eine Finanzkrise die Wirtschaft beeinträchtigt<br />

und das Klima Kapriolen schlägt. Last but not<br />

least wird ein großes Imperium zerstört. „Nun, das könnte<br />

China oder Russland sein“, heißt es auf der Internet-Seite.<br />

Die Folge: Die Standfestigkeit politischer Systeme wird auf<br />

die Probe gestellt.<br />

Das einzig Wahre. Weshalb erwähnen wir das? Weil es symptomatisch<br />

für die Situation auf der Welt ist. „Das Schuldenmachen<br />

ist völlig außer Kontrolle geraten – und das betrifft<br />

Staaten, Unternehmen und Privatleute gleichermaßen“, sagte<br />

der Ökonom Nouriel Roubini in einem Interview auf dem<br />

Nachrichten-Portal t-online.de. „1999 beliefen sich die staatlichen<br />

und privaten Schulden auf 220 Prozent der jährlichen<br />

globalen Wirtschaftsleistung – Ende 2021 waren es rund 350<br />

Prozent!“ Das birgt Zündstoff. So legte der Goldpreis auf Dollar-Basis<br />

in dieser Zeit um gut 500 Prozent zu. Wenn der<br />

Glaube an das Finanzsystem ins Wanken gerät, so unsere Meinung,<br />

lohnt sich vermutlich der Kauf von (physischem) Gold.<br />

Anleger, die eine indirektere Form des Edelmetallerwerbs bevorzugen,<br />

analysieren das währungsgesicherte Invesco-Physical-Gold-EUR-Hedged-ETC<br />

(WKN: A28QBG). Aktueller Kurs:<br />

45 Euro. Replikationsmethode: physisch. Stoppkurs: 38 Euro.<br />

Zeitenwende. „Die Welt, in der wir leben, basierte auf billigen<br />

Arbeitskräften und Waren aus China, billigem Gas aus<br />

Russland, das Europa mit Energie versorgt, und Einwanderung,<br />

die die Löhne niedrig hielt.“ Dieser Satz des Goldexperten<br />

Ronald Peter Stöferle, einem Partner des Liechtensteiner<br />

Vermögensverwalters Incrementun, findet sich auf einer Internet-Seite<br />

des Geldhauses. Das ist genauso richtig wie wichtig,<br />

denn die Welt wie wir sie kannten, ist Vergangenheit.<br />

Viele Aktienmärkte kommen seit Jahren nicht vom Fleck.<br />

Allerdings versucht die Börse immer, die Zukunft zu erspähen.<br />

Man kann die Erholung von Dow Jones oder Dax als Indiz<br />

nehmen. Als Grund für die Jahresendrally nennen skeptische<br />

Analysten gern Begriffe wie Window-Dressing oder<br />

FOMO (Fear of missing out). Was aber, wenn mehr hinter den<br />

Gegenbewegungen steckt?<br />

Drei Zeitfenster zeigen, dass die Akteure an den Finanzmärkten<br />

mitunter einen guten Riecher hatten (s. Grafiken<br />

rechts). Sowohl bei der Savings-and-Loan-Krise Anfang der<br />

1990er-Jahre als auch beim Ausbruch der Corona-Pande-<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>52</strong>/1 <strong>2022</strong>/23<br />

Die Savings-and-Loan-Krise<br />

Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre<br />

brachen Hunderte von US-Sparkassen zusammen.<br />

Hinzu kam der Einmarsch des Irak in Kuwait. Der<br />

S&P begann dennoch zu klettern.<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Quelle: Bloomberg<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

S&P-500 1990 bis 1995<br />

verwässerter Gewinn je Aktie in Punkten<br />

S&P-500 in Punkten<br />

Aktien beginnen zu steigen,<br />

Gewinne folgen<br />

1990 91 92 93 94 1995<br />

Die Finanzkrise<br />

Während der Finanzkrise 2008/2009 sanken die<br />

Gewinne je Aktie deutlich. Der S&P-500-Index kam<br />

bereits früher aus dem Tal der Tränen. Die Gewinne<br />

folgten später.<br />

Quelle: Bloomberg<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

S&P-500 2006 bis 2011<br />

S&P-500 in Punkten<br />

verwässerter Gewinn je Aktie in Punkten<br />

Aktien beginnen zu steigen, Gewinne folgen<br />

2006 07 08 09 10 2011<br />

S&P-500 2020 bis <strong>2022</strong><br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1600<br />

1200<br />

800<br />

400<br />

Die Corona-Pandemie<br />

Es dauerte bis 2021, bis sich die Gewinne je Aktie<br />

beim S&P-500-Index stabilisieren konnten. Zu dieser<br />

Zeit hatte das Börsenbarometer bereits neue Höhen<br />

erreicht.<br />

Quelle: Bloomberg<br />

verwässerter Gewinn je Aktie in Punkten 5000<br />

S&P-500 in Punkten<br />

4000<br />

Aktien beginnen zu steigen, Gewinne folgen<br />

2020 2021 <strong>2022</strong><br />

0<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!