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FOCUS 03/2023_Vorschau

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EDITORIAL<br />

Happy Birthday, <strong>FOCUS</strong>!<br />

Von Robert Schneider, Chefredakteur<br />

Foto: Markus C. Hurek, Peter Rigaud/beide <strong>FOCUS</strong>-Magazin<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

dass dieser <strong>FOCUS</strong> ein besonderer ist,<br />

haben Sie sicher bereits beim Betrachten<br />

des Titelblatts gespürt. Es ist unsere Jubiläumsausgabe,<br />

denn am 18. Januar feiert<br />

<strong>FOCUS</strong> seinen 30. Geburtstag.<br />

„Fakten, Fakten, Fakten – und immer<br />

an die Leser denken“: Das war vom Start<br />

weg der Leitsatz von <strong>FOCUS</strong>, und er gilt<br />

auch heute. Denn Sie, liebe Leserinnen<br />

und Leser, stehen im Mittelpunkt unserer<br />

Arbeit. Ich möchte Ihnen deshalb herzlich<br />

danken – für Ihre Treue, für Ihr Interesse,<br />

für Ihr Lob und Ihre Kritik. Dank Ihnen<br />

ist die <strong>FOCUS</strong>-Familie groß geworden.<br />

Wir publizieren heute neben dem Muttermagazin<br />

erfolgreiche Zeitschriften wie<br />

<strong>FOCUS</strong>-Money oder <strong>FOCUS</strong>-Gesundheit<br />

und sind mit <strong>FOCUS</strong> Online eines der<br />

reichweitenstärksten Newsportale.<br />

In diesem Jubiläumsheft schauen wir<br />

nach vorn (30 Menschen, die die Zukunft<br />

bewegen, ab Seite 28), aber auch zurück.<br />

Markus Krischer, stellvertretender Chefredakteur<br />

und seit 1992 an Bord, erzählt<br />

ab Seite 42 die Gründungsgeschichte von<br />

<strong>FOCUS</strong> und erinnert ab Seite 47 an die<br />

Werbung der legendären 90er Jahre. Ich<br />

wünsche Ihnen viel Lesevergnügen bei<br />

dieser Zeitreise.<br />

Zur aktuellen Politik: Ein schwer fassbares<br />

Phänomen sind in diesen Tagen<br />

die Grünen. Eigentlich verstoßen sie täglich<br />

gegen fundamentale Prinzipien ihrer<br />

Geschichte und gegen Überzeugungen<br />

ihrer Basis: Die einst aus der Friedensbewegung<br />

hervorgegangene Partei setzt sich<br />

aktuell für Waffenlieferungen bis hin zu<br />

Kampfpanzern an die Ukraine ein, allen<br />

voran Außenministerin Annalena Baerbock.<br />

Damit leisten die Grünen ganz<br />

nebenbei einen entscheidenden Beitrag<br />

zur Wiederbelebung der deutschen Rüstungsindustrie.<br />

100 Milliarden Euro für die<br />

Bundeswehr – mit den Regierungs-Grünen<br />

kein Problem! Oder wer hätte vor einem<br />

Jahr geglaubt, dass mit den Grünen eine<br />

– wenn auch viel zu knappe – Verlängerung<br />

von Atomkraftwerk-Laufzeiten zu<br />

machen wäre.<br />

Einen neuen Höhepunkt dieser Elastizität<br />

der Grünen bis an den Rand politi-<br />

scher Schizophrenie brachte diese Woche,<br />

in der Parteichefin Ricarda Lang <strong>2023</strong> zum<br />

„Jahr des Klimaschutzes“ ausrief – zwei<br />

Tage bevor die Räumung von Lützerath<br />

von Klimaaktivisten und linken Krawallos<br />

begann, um dort schon bald Braunkohle<br />

ausbaggern zu können.<br />

Kohle, die auch deshalb benötigt wird,<br />

weil russisches Erdgas als Brückenenergie<br />

ins CO₂-freie Zeitalter ausfällt. So gesehen<br />

ist die gut dreimonatige Verlängerung der<br />

drei deutschen Atomkraftwerke der bislang<br />

wichtigste Beitrag der Ampel zum<br />

Klimaschutz im neuen Jahr.<br />

Die Väter des <strong>FOCUS</strong><br />

Verleger Hubert Burda und Gründungschefredakteur<br />

Helmut Markwort,<br />

aufgenommen bei der Feier zum<br />

25-jährigen Jubiläum des Magazins 2018<br />

Der grüne Wirtschafts- und Klimaminister<br />

Robert Habeck hat übrigens beides<br />

ausgehandelt: die verstärkte Nutzung<br />

der Kohle und die längeren AKW-Laufzeiten.<br />

Seine Parteifreundin Luisa Neubauer<br />

wiederum geißelte am Mittwoch allein die<br />

große Zahl der Polizisten in Lützerath als<br />

„Provokation“, deren Einsatz allerdings<br />

der grüne Polizeipräsident von Aachen,<br />

Dirk Weinspach, leitet. Und die schwarzgrüne<br />

NRW-Landesregierung steht eisern<br />

zu den Kohlebaggern von RWE, gegen die<br />

die Grüne Jugend protestiert.<br />

Manchem an der Parteibasis mag<br />

schwindelig werden von den Wendemanövern.<br />

Immerhin verfehlte Deutschland<br />

im Jahr 2022 seine Klimaziele wegen des<br />

verstärkten Einsatzes von Kohle und Öl.<br />

Umso überraschender ist es, dass die<br />

Grünen bislang von ihrer Mitwirkung in<br />

der Ampelkoalition deutlich profitieren,<br />

während ihre Partner SPD und FDP in Umfragen<br />

und bei Wahlen abstürzen. In zwölf<br />

von 16 Bundesländern regieren die Grünen<br />

inzwischen mit. Und in einer Umfrage<br />

in dieser Woche schoben sie sich wieder<br />

vor die Kanzlerpartei SPD.<br />

Ganz offenkundig honorieren die Wähler<br />

der Grünen (nicht zu verwechseln<br />

mit den Mitgliedern), dass sich die Partei<br />

angesichts der Zeitenwende Kompromisse<br />

abringt, die nicht zuletzt im Interesse<br />

der Wirtschaft sind. Dafür sieht man<br />

ihnen nach, dass die Energiewende – ein<br />

Herzensanliegen der Grünen – weiterhin<br />

floppt oder dass sie in der Integrationsund<br />

Flüchtlingspolitik noch immer romantischen<br />

Idealen folgen. Ihre Regierungsfähigkeit<br />

müssen die Grünen auch 43 Jahre<br />

nach ihrer Gründung immer wieder neu<br />

unter Beweis stellen. Ob das ausreicht,<br />

um <strong>2023</strong> in Hessen und Berlin die Regierungschefs<br />

zu stellen und 2025 die Bundestagswahl<br />

zu gewinnen, ist damit noch<br />

lange nicht gesagt.<br />

Am diesem Tag, dem 16. Januar 1993,<br />

als der erste <strong>FOCUS</strong> durch die Druckmaschinen<br />

in Offenburg lief, berieten<br />

die West-Grünen und die Ost-Grünen<br />

von Bündnis 90 über ihren Zusammenschluss,<br />

es ist sozusagen die Geburtsstunde<br />

der Grünen, wie wir sie heute kennen.<br />

Die Grünen sind die erfolgreichste Parteineugründung<br />

in der Geschichte der<br />

alten Bundesrepublik – wenn man von der<br />

unmittelbaren Nachkriegsphase absieht.<br />

Das verbindet sie übrigens mit unserem<br />

Nachrichtenmagazin <strong>FOCUS</strong>, dem viele<br />

Beobachter im Januar 1993 keine große<br />

Zukunft prophezeiten – der sich aber rasch<br />

als zweites deutsches Nachrichtenmagazin<br />

neben dem „Spiegel“ etabliert hat.<br />

Wir von <strong>FOCUS</strong> sind in den vergangenen<br />

Jahrzehnten keinem Streit mit den<br />

Grünen aus dem Weg gegangen, vor allem<br />

wenn es um wirtschafts- und energiepolitische<br />

Themen geht. Und wir bleiben<br />

kritisch. Trotzdem an dieser Stelle: herzlichen<br />

Glückwunsch von Geburtstagskind<br />

zu Geburtstagskind!<br />

Herzlich Ihr<br />

<strong>FOCUS</strong> 3/<strong>2023</strong><br />

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