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2022<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Optimierung des Strahlschweißens<br />
im Vakuum zur<br />
Vermeidung von Bauteilverschmutzung<br />
und Oxidation<br />
beim Schweißen von<br />
korrosionsbeständigen<br />
Stählen und Refraktärmetallen
Optimierung des<br />
Strahlschweißens im Vakuum<br />
zur Vermeidung von<br />
Bauteilverschmutzung und<br />
Oxidation beim Schweißen von<br />
korrosionsbeständigen Stählen<br />
und Refraktärmetallen<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 20.069 N<br />
DVS-Nr.: 06.117<br />
RWTH Aachen<br />
Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik<br />
(ISF)<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 20.069 N / DVS-Nr.: 06.117 der Forschungsvereinigung<br />
Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf,<br />
wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen<br />
Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz<br />
aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2022 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 551<br />
Bestell-Nr.: 170661<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-551-4<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.069N<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Thema ........................................................................................................................................ 1<br />
Berichtszeitraum......................................................................................................................... 1<br />
Forschungsvereinigung .............................................................................................................. 1<br />
Forschungseinrichtung(en) ......................................................................................................... 1<br />
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................ 4<br />
Förderhinweis ......................................................................................................................... 6<br />
Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit ..................................................... 7<br />
Angaben zu den aus Zuwendungen finanzierten Ausgaben.................................................... 7<br />
Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung ........................................... 8<br />
Wirtschaftliche Bedeutung der angestrebten Forschungsergebnisse für KMU ...................... 11<br />
Stand der Forschung und Entwicklung .................................................................................. 12<br />
Laserstrahlschweißen im Vakuum ..................................................................................... 12<br />
Arbeitshypothesen ................................................................................................................ 14<br />
Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den Projektzielen16<br />
Verwendete Schweißanlagen ............................................................................................ 19<br />
Bearbeitungsschritte und Ergebnisse .................................................................................... 22<br />
AP 1: Anlagenumbau, Bereitstellung der Werkstoffe ......................................................... 22<br />
AP 2: Vorbereitende Versuchsreihen mit bestehender Anlage – IST-Analyse mittels DOE 23<br />
AP 3: Modellerstellung der Strömungs- und Druckverhältnisse ......................................... 41<br />
AP 4: Abbildung der bestehenden Anlage im Strömungs- und Druckmodell ...................... 44<br />
AP 5: Optimierung des Anlagenmodells, Umsetzung auf Versuchsanlage ........................ 50<br />
AP 6: Validierung der Schweißnähte ................................................................................. 61<br />
AP 7: Anpassung und Anwendung des Modells auf eine EB-Anlage ................................. 67<br />
AP 8: Projektabschluss und Dokumentation ...................................................................... 72<br />
Zusammenfassung ............................................................................................................... 73<br />
Darstellung des wissenschaftlich-technischen und wirtschaftlichen Nutzens der erzielten<br />
Ergebnisse insbesondere für KMU sowie ihres innovativen Beitrages und ihrer industriellen<br />
Anwendungsmöglichkeiten ................................................................................................... 75<br />
Bisherige Veröffentlichungen im Rahmen des Forschungsvorhabens ................................... 76<br />
Geplante Veröffentlichungen ................................................................................................. 76<br />
Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft .......................................................................... 77<br />
Einschätzung zur Realisierbarkeit des vorgeschlagenen und aktualisierten Transferkonzepts<br />
............................................................................................................................................. 79<br />
Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 80<br />
Anhang 1: Chemische Zusammensetzung Versuchswerkstoffe ............................................ 83
Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.069N<br />
Anhang 2: Spektrometer-Messungen .................................................................................... 84<br />
Anhang 3: Morphologischer Kasten – Visualisierungen ........................................................ 85
Seite 8 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.069N<br />
Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />
Die stetig wachsende internationale Konkurrenz in der Produktionstechnik führt zu sich<br />
kontinuierlich ändernden Marktsituationen. Um in diesem verschärften Wettbewerb bestehen zu<br />
können, sind Unternehmen gezwungen, auf Änderungen des Marktes und somit auch auf<br />
geänderte Anforderungen an ihre Produkte zeit- und kosteneffizient zu reagieren. Kleine und<br />
insbesondere mittlere Unternehmen (kmU), die verstärkt Zulieferer für die Großindustrie wie<br />
beispielsweise den Maschinenbau, Fahrzeugbau und der Luft- und Raumfahrt sind, unterliegen<br />
diesen Herausforderungen im Besonderen.<br />
Deshalb sind die Unternehmen ständig bestrebt, durch Innovationen ihre Produkte<br />
kostengünstiger bei steigenden Qualitätsanforderungen zu fertigen. Eine dieser Innovationen im<br />
Bereich Schweißtechnik, welche eine Kerndisziplin in den Wirtschaftszweigen<br />
Maschinenbau, Fahrzeugbau und Luft- und Raumfahrt ist, ist das Laserstrahlschweißen im<br />
Vakuum (LaVa).<br />
Dieses Verfahren besitzt signifikante Vorteile gegenüber dem herkömmlichen<br />
Laserstrahlschweißen (an Atmosphäre). Dies gilt im Besonderen für das erreichbare Verhältnis<br />
von Einschweißtiefe pro Laserstrahlleistung. So sind beim Laserstrahlschweißen mit einem<br />
Multimode-Laser an Atmosphäre im Schnitt 1 bis 1,5 mm Einschweißtiefe bei einer typischen<br />
Schweißgeschwindigkeit von 1 m/min pro kW Strahlleistung erreichbar. Vergleichbare Parameter<br />
erzeugen im Vakuum
Seite 9 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.069N<br />
Die unterschiedlichen Druckbereiche wirken sich neben den positiven Einflüssen auf<br />
Einschweißtiefe, Nahtqualität und Prozessstabilität auch auf die prozessimmanenten Emissionen<br />
aus. Dem zwangsläufig aus der Kapillare austretendem Metalldampf stehen beim EB-Schweißen<br />
im Druckbereich von 10 -2 bis 10 -5 mbar derart wenige Interaktionspartner in der<br />
Arbeitsatmosphäre (Stichwort freie Weglänge) zur Verfügung, dass der Metalldampf nicht<br />
abkühlen kann und erst bei Kontakt mit Werkstück, Kammerwand oder Kammeranbauten als<br />
metallischer Niederschlag kondensiert. Entsprechend weisen EB-geschweißte Bauteile i.d.R. nur<br />
eine geringe Bauteilverschmutzung nach dem Schweißen auf.<br />
Beim LaVa entsteht unmittelbar nach Prozessstart eine Belegung der Bauteiloberseite.<br />
Abbildung 1 zeigt einen Versuch am Werkstoff 1.4301 mit 1,6 kW Laserstrahlleistung, 0,5 m/min<br />
Schweißgeschwindigkeit bei 0,1 mbar. Deutlich ist eine oberflächliche Belegung des Bauteils mit,<br />
durch Kondensation und Erstarrung entstandenen, metallischen Agglomeraten zu erkennen.<br />
Durch Rest-Sauerstoff in der Arbeitsatmosphäre und beim Belüften der Kammer können diese<br />
Agglomerate teilweise oxidieren. Diese Belegungen sind i.d.R. mechanisch abwischbar oder<br />
abbürstbar.<br />
Abbildung 1: Typische Bauteilverschmutzung beim Laserstrahlschweißen im Vakuum, Werkstoff 1.4301,<br />
1,6 kW Laserstrahlleistung, 0,5 m/min Schweißgeschwindigkeit bei 0,1 mbar Druck, Verschmutzung im<br />
Allgemeinen abwischbar<br />
Neben diesen Oberflächenbelegungen können beim LaVa-Schweißen von<br />
korrosionsbeständigen Stählen wie beim Schweißen an Atmosphäre Oxidschichten<br />
(Anlauffarben) entstehen, wenn die Vakuumatmosphäre einen zu großen Rest-Sauerstoffgehalt<br />
enthält, Abbildung 2. Bei korrosionsbeständigen Stählen stellen die Oxide/Anlauffarben<br />
Korrosionsherde dar, die i.d.R. durch Beizen entfernt werden müssen. Deshalb besteht generell<br />
das Bestreben, ihre Entstehung während des Schweißvorgangs zu vermeiden. Die<br />
Voruntersuchungen haben gezeigt, dass der gezielte Einsatz von inerten Gasen im<br />
Optikschutzsystem einen positiven Einfluss auf die Oxidbildung an korrosionsbeständigen<br />
Stählen hat.
Seite 10 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.069N<br />
Abbildung 2: Typische Oberflächenbelegung und Anlauffarben beim Laserstrahlschweißen im Vakuum,<br />
Werkstoff 1.4307, 250 W Laserstrahlleistung, 1 m/min Schweißgeschwindigkeit bei 1 mbar Druck<br />
Beim Schweißen von Refraktärmetallen wie beispielsweise Titan oder Niob nebst ihren<br />
Legierungen kommt der Vermeidung sowohl von Sauerstoff- als auch Stickstoffzutritt beim<br />
Schweiß- und Abkühlvorgang eine noch wichtigere Bedeutung zu. Andernfalls erfolgt neben der<br />
Bildung von Anlauffarben eine Versprödung des Schweißgutes. Aus diesem Grund werden diese<br />
Werkstoffe konventionell entweder unter einer hochreinen Inertgasatmosphäre (hoher<br />
Schutzgasverbrauch) oder im Hochvakuum (teure Pumptechnik sowie lange Evakuierzeiten, s.o.)<br />
verarbeitet, wie beispielsweise beim Elektronenstrahlschweißen.<br />
Das Laserstrahlschweißen im Vakuum trifft gerade bei Herstellern von hochwertigen Bauteilen<br />
aus nichtrostendem Stahl und Refraktärmetallen auf großes Interesse. Es ist allerdings im<br />
Allgemeinen eine Reinigung, d.h. eine Entfernung der Oberflächenbeläge, nach dem<br />
Fügeprozess entweder aus Kostengründen unerwünscht und/oder einfach technisch nicht<br />
möglich. Beim Schweißen von Refraktärmetallen muss die Versprödung aufgrund von<br />
Atmosphärengasen wie Sauerstoff und Stickstoff grundsätzlich vermieden werden.
Seite 11 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 20.069N<br />
Wirtschaftliche Bedeutung der angestrebten<br />
Forschungsergebnisse für KMU<br />
Durch die angestrebten Forschungsergebnisse steht den Anwendern ein neuartiges, robustes<br />
Verfahren zum hochqualitativen Schweißen von nichtrostenden Stählen und Refraktärmetallen<br />
zur Verfügung, welches eine extrem hohe Produktivität aufweist. Dadurch können<br />
insbesondere Unternehmen des Mittelstandes durch Produktionskostensenkung ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ausländischen Konkurrenten unmittelbar steigern. Aufgrund<br />
des zu erwartenden großen Prozessfensters dieser Technologie können die Unternehmen auf<br />
neue Anforderungen reagieren, Prozessentwicklungen in kürzester Zeit durchführen, und mit<br />
einem geringeren Ausschuss produzieren, was ebenfalls die Wettbewerbsfähigkeit<br />
unmittelbar steigert. Zusätzlich können Kostensenkungen erzielt werden, da bei<br />
Neubeschaffung weniger Strahlleistung (Leistungsausnutzung im Vakuum im Vergleich zur<br />
Atmosphäre, siehe oben) bzw. weniger Schutzgas beim Prozess benötigt wird.<br />
Die avisierten Forschungsergebnisse schaffen darüber hinaus das Basiswissen<br />
insbesondere für potentielle Neueinsteiger in die LaVa-Technik, sodass diese bei Investition in<br />
entsprechende Maschinen schneller in den Produktionsstatus gelangen. Erstmals erfolgen dabei<br />
auch gezielt breitere Untersuchungen mit einem 2 kW Single-Mode Laser mit höchster<br />
Strahlqualität und Intensität im Fokuspunkt. Gerade dieser Strahlquellentyp ist prädestiniert für<br />
den Einsatz an hochwertigen, filigranen Bauteilen mit höchsten Anforderungen an die<br />
entstehende Schweißnaht.<br />
Des Weiteren können Anlagenhersteller aufgrund der geringeren Pumpleistung im Vergleich zum<br />
EB-Schweißen die Investitionskosten für interessierte kmU reduzieren.<br />
Generell ermöglichen die angestrebten Forschungsergebnisse die Erweiterung des Marktes für<br />
Zulieferer und Job-Shopper durch ein vergrößertes Bauteil- und Werkstoffspektrum,<br />
insbesondere Bauteile mit spezifischen Eigenschaften hinsichtlich Nahtgeometrie und<br />
Nahtqualität. Der potentielle Nutzerkreis erstreckt sich von den Herstellern für<br />
Strahlschweißanlagen bis zu den Anwendern der Technologie wie Laser-Jobshops und<br />
Produzenten von Sensoren oder ähnlichen Bauteilen, bei denen höchste Ansprüche an die<br />
Nahtqualität bestehen, wie beispielsweise in der Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt und<br />
Energietechnik. Die Anwender der mit diesem Strahlverfahren erzeugten Produkte sind vor allem<br />
den Wirtschaftszweigen Maschinenbau (28), Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen<br />
(29) und Luftfahrt (51) zuzuordnen. In keinem der o.g. Bereiche wird das LaVa-Verfahren bei<br />
nichtrostenden Stählen und Refraktärmetallen eingesetzt. Das projektbedingte<br />
Innovationspotential ist dementsprechend hoch.