Nr. 2 / Februar 2012 - Fachhochschulen (PDF, 7242 kb - KV Schweiz
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Viel Fleiss auf und<br />
neben dem Eis<br />
Andreas Schwaller, 41, ist immer schon zwei- oder mehrgleisig gefahren.<br />
Heute profitiert er als Personalberater etwa von seiner erfolgreichen Karriere<br />
als Curler. Text Andrea Mašek / Foto Trix Niederau<br />
Das Team muss eine Brandbekämpfungs-Anlage<br />
aus rund 300 Teilen<br />
bauen: «Wasser, Marsch», befiehlt Personalcoach<br />
Andreas Schwaller. Dieses Verhaltensplanspiel<br />
setzt er gerne in seinen<br />
Beratungen ein. Die Seminarteilnehmenden<br />
lernen als Team zu funktionieren und<br />
mit knappen Ressourcen umzugehen.<br />
«Ich bin eher Praktiker denn Theoretiker»,<br />
sagt Andreas Schwaller und bezieht<br />
sich sowohl auf seine Beratungstätigkeit<br />
wie auf seine Persönlichkeit. Mit seiner<br />
Praxisorientierung hat er Erfolg – ebenso<br />
mit den vielen sportlichen Anschauungsbeispielen<br />
und Assoziationen, die das Besondere<br />
seiner Coachings ausmachen.<br />
Und er sagt: «Mit Sport kann ich zudem<br />
immer das Eis brechen.»<br />
Mit Zielstrebigkeit<br />
Neben dem Eis findet das Gespräch mit<br />
Andreas Schwaller statt, in der Küsnachter<br />
Curlinghalle. Auf dem Eis machte er<br />
sich als Spitzencurler einen Namen: Er gewann<br />
für die <strong>Schweiz</strong> einen Europameistertitel,<br />
eine EM-Silber- sowie eine EM-<br />
Bronzemedaille, er holte mit seinen<br />
Teams Silber an Weltmeisterschaften und<br />
Bronze an Olympischen Spielen.<br />
Aufs Eis begab sich Andreas Schwaller<br />
mit 12 Jahren. «Meine ganze Familie<br />
spielte Curling, weshalb mein Vater damals<br />
fragte, ob ich es nicht auch einmal<br />
ausprobieren wolle.» Er tat dies und verliess<br />
das Eis nicht mehr. Ein grosses Talent<br />
also? Schwaller verneint: «Für mich<br />
ist Talent ein Unwort.» Er habe es mit<br />
Fleiss und Zielstrebigkeit so weit gebracht.<br />
«Ich respektive unser Team hat mehr trainiert<br />
als die anderen, deshalb waren wir<br />
so erfolgreich.»<br />
Curling fasziniert Andreas Schwaller,<br />
weil es eine Kombination von drei Dingen<br />
ist. Erstens: Streben nach Perfektion; der<br />
Schwierigkeitsgrad sei nie ausgereizt,<br />
context 2 – <strong>2012</strong><br />
sagt er. Zweitens: Teamwork. Drittens:<br />
Strategie. «Nur gut zu spielen reicht nicht.<br />
Curling ist Schach auf Eis.»<br />
Sein Wissen und seine Erfahrungen<br />
kann er nun in seiner Tätigkeit als Personalcoach<br />
einfliessen lassen – er hat sich<br />
vor fünf Jahren in Zürich selbstständig gemacht.<br />
Das Team, die Teamentwicklung<br />
ist im Sport wie in der Wirtschaft ein sehr<br />
wichtiges Thema – und für den Personalcoach<br />
einer von vier Bereichen, in denen<br />
er Beratung anbietet. Er führt zudem<br />
Führungsseminare durch und coacht<br />
Einzelpersonen. Als viertes offeriert er Assessments:<br />
in Form von Potenzialanalysen<br />
für Menschen, die eine Standortbestimmung<br />
wünschen oder die sich in<br />
einem Rekrutierungsprozess befinden.<br />
Ein wichtiges Mandat ist das Coaching<br />
der Curling-Nationalteams. Dieses kostet<br />
Schwaller an die 40 Prozent seiner Zeit.<br />
«Darunter sind viele Wochenenden», erzählt<br />
er. Diese gehören ansonsten seiner<br />
Familie, seiner Frau Heike Wieländer –<br />
ebenfalls eine erfolgreiche Curlerin – und<br />
seinen beiden Kindern, der neunjährigen<br />
Xenia und der vierjährigen Zoe. «Sie sind<br />
mein wichtigster Lebensinhalt», sagt<br />
Schwaller.<br />
Bereit für Neuorientierung<br />
Alles unter einen Hut zu bringen, den<br />
Sport, die Familie, den Beruf, war für Andreas<br />
Schwaller immer schwierig – auch<br />
wenn er von sich sagt, er habe unheimlich<br />
viel Energie. «Ich konnte nicht alles richtig<br />
machen, deshalb beschloss ich, lieber<br />
etwas aufzugeben.» Er hörte vor drei Jahren<br />
auf zu curlen. Dafür joggt er nun lei-<br />
denschaftlich und spielt – im Kollegenkreis<br />
– gerne Golf.<br />
Über das Curling gelangte er aber in<br />
die Selbstständigkeit: «Ich gab damals<br />
Curlingseminare, die bei der Kundschaft<br />
gut ankamen und mir sehr viel Spass<br />
machten. Da dachte ich mir, das müsste<br />
auch für die Wirtschaft funktionieren.» Er<br />
war sowieso bereit für eine Neuorientierung,<br />
weil er in seinem Job als Geschäftsführer<br />
der EM Event Marketing AG, einer<br />
Tochter von Good News, kein Fortkommen<br />
mehr sah.<br />
«Ich konnte nicht alles richtig machen, deshalb<br />
beschloss ich, lieber etwas aufzugeben. »<br />
Neun Jahre lang hatte Schwaller für<br />
die Good-News-Gruppe gearbeitet. Zuerst<br />
als Projektleiter bei der B+R Event AG,<br />
später als Co-Geschäftsführer dieses Unternehmens.<br />
«Wir organisierten und koordinierten<br />
Grossproduktionen wie Expo-<br />
Auftritte, Weihnachtszirkusse oder die<br />
Aida im Fussballstadion in Basel», beschreibt<br />
Schwaller seine Aufgaben. Als<br />
Geschäftsführer der EM Event Marketing<br />
AG war er verantwortlich für das Sponsoring,<br />
Merchandising und Catering aller<br />
Good-News-Konzerte, zum Beispiel jenes<br />
der Rolling Stones in Dübendorf.<br />
Nein, die grossen Stars habe er nie getroffen,<br />
sagt er. Dafür kam er in Kontakt<br />
mit vielen anderen Menschen. Der zwischenmenschliche<br />
Kontakt ist für ihn etwas<br />
vom Wichtigsten und zieht sich durch<br />
seine ganze sportliche und berufliche<br />
Laufbahn, angefangen bei der <strong>KV</strong>-Lehre<br />
auf der Regiobank Solothurn. «Am liebsten<br />
war ich am Schalter wegen des Kundenkontakts»,<br />
erzählt er..<br />
Für ihn war klar, dass er nach der obligatorischen<br />
Schulzeit arbeiten gehen<br />
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