HIM Magazine No.14

Kunst |Kultur 14
obwohl er intim ist, in der Kunst viel
leichter akzeptiert als Genitalien, die im
Internet oft noch zensiert werden. Wenn
wir die Komposition der nächsten Zeichnung
planen, fällt mir als Erstes meistens
eine Variation der Rückenansicht ein.
Und da sind wirklich tolle Rückenansichten
dabei! Eure Jungs bewegen sich
auch gerne und viel in der freien Natur,
baden, springen ins Meer oder sind auf
dem Rad unterwegs, wieder andere
cruisen direkt. Was reizt euch an der
Nacktheit in der Natur?
Helg: Freiheit. Um sich frei zu fühlen,
muss man sich manchmal ausziehen, die
Luft und den Sand spüren. Ein Grund,
warum wir FKK-Strände so sehr schätzen.
Und es ist auch das Ausleben unserer
Fantasien, denn im realen Leben darf
man leider nicht überall nackt sein, in
unserer Kunst schon – hier gibt es keine
Einschränkungen. Unsere Männer können
nackt sein, wo immer wir wollen.
Eure sexy Männer sind sehr unterschiedlich,
wenn man auf den Körperbau oder
andere Aspekte blickt. Wann ist für euch
ein Mann so sexy, dass ihr ihn in euren
Bildern festhalten wollt?
Goodvin: Wir denken, dass alle Männer
attraktiv sind, man kann an jedem etwas
Interessantes finden, deshalb haben wir
keine festgelegten Normen. Wir zeichnen
auch gerne jene Männer, die man schon
immer gerne einmal nackt sehen wollte,
aber man war vielleicht nie mutig genug,
sie anzusprechen. Die Hauptsache ist, dass
man einfach man selbst ist. Eine interessante
Sache ist mir selbst während der
langen Zeit des Malens passiert, nach und
nach fing ich an, meinen eigenen Körper
immer mehr selbst zu akzeptieren.
Auch das Spiel mit der Dominanz findet
sich in euren Bildern wieder, zum Beispiel
sehen wir gefesselte Boys in devoter
Haltung. Sehr erotische Werke! Was
reizt euch daran?
Helg: Wir mögen erotische Spiele, sie
erlauben es dir, deine Fantasie ganz zu
entfesseln und dich selbst in einer neuen
Rolle auszuprobieren. Manchmal will
man dominieren, manchmal das Gegenteil;
wir können jedes Mal in eine neue
Rolle schlüpfen, ganz wie wir wollen. Für
mich persönlich ist es sehr wichtig, für die
Fantasie offen zu sein und auch zu bleiben,
gerade auch im Bett zusammen mit
meinem Partner, um so meine kreative
Kraft richtig zu entfesseln – dann spüre
ich, wie die Energie zu fließen beginnt.
Immer wieder gibt es in euren Bildern
auch Szenen in öffentlichen Toiletten,
schon immer ein Sehnsuchtsort für viele
schwule Männer. Früher waren diese
Klappen der Treffpunkt schlichthin für
schwulen Sex, heute werden sie nicht
mehr ganz so stark frequentiert. Die Lust
an dem Spiel mit dem Voyeurismus ist
aber geblieben – bei euch auch?
Goodvin: Auf unseren Bildern sind die
Männer auf der Toilette immer mit nackten
Hintern zu sehen und je mehr nackte
Männerhintern an einem Ort sind, desto
besser. In der Realität ist das natürlich
nicht so, leider! Aber dieses Narrativ verliert
auch heutzutage nicht an Aktualität,
auch wenn die meisten Kerle heute
keinen Sex mehr auf der Toilette haben.
Die Toilette bleibt der Ort für erotische
Fantasien und das Kopfkino beginnt,
wenn ein Mann neben dir steht und du
weißt, dass er gerade seinen Schwanz in
der Hand hält…
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Die öffentliche Toilette bleibt
der Ort für erotische Fantasien
und das Kopfkino beginnt,
wenn ein Mann neben
dir steht und du weißt, dass
er gerade seinen Schwanz in
der Hand hält.