187_StadtBILD_Februar_2019
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in Görlitz (Schätze des Ratsarchivs)<br />
Brot nötiger brauchte. Die Hoffnung<br />
auf Frieden bestand nur kurze Zeit. Die<br />
schlimmsten Nöte sollten erst folgen.<br />
Görlitz im 30-jährigen Krieg – Sterbenszeiten<br />
und Kriegsgräuel<br />
Die an Kursachsen durch Kaiser Ferdinand<br />
II. verpfändete Oberlausitz lag<br />
für einige Jahre fern der Schlachtfelder.<br />
Die rigide Rekatholisierungspolitik<br />
des Kaisers seit 1629 und die brutale<br />
Kriegführung dessen Heerführers Tilly,<br />
besonders 1631 in Norddeutschland<br />
aber auch in Kursachsen, trieben den<br />
sächsischen Kurfürsten an die Seite<br />
des Schwedenkönigs Gustav Adolfs. Mit<br />
ihm ging er am 11. September 1631<br />
eine militärische Allianz ein. Bereits am<br />
6. Oktober rückte ein gewaltiges kaiserliches<br />
Heer unter Marschall von Tieffenbach,<br />
plündernd und mordend in die<br />
Oberlausitz ein, und besetzte vier Tage<br />
später das nur spärlich verteidigte Görlitz<br />
kampflos. In den nächsten Monaten<br />
war die Stadt immer wieder wechselnd<br />
in sächsischer oder kaiserlicher Hand.<br />
Die beiden Folgejahre sollten zu den<br />
schlimmsten in der Stadtgeschichte<br />
werden. Jahrelange Missernten, Plünderungen<br />
und Verwüstung besonders<br />
der Dörfer sorgten für eine schwelende,<br />
permanente Hungersnot. Die Pest traf<br />
nun auf die physisch stark geschwächten<br />
Menschen. Allein im Jahre 1632<br />
starben 6105 Görlitzer, mehr als die<br />
Hälfte der Einwohnerschaft der Stadt<br />
an der Seuche. Im Oktober 1633 wichen<br />
die sächsischen Truppen vor dem<br />
gefürchteten Heer Albrecht von Wallensteins<br />
aus der Oberlausitz zurück. Der<br />
Obristleutnant von Rochau und 300<br />
Elitesoldaten des Wilsdruffschen Regiments<br />
erhielten jedoch den Auftrag,<br />
Görlitz unter allen Umständen zu verteidigen.<br />
Wallensteins Truppen schlossen<br />
die Stadt am 30. Oktober ein. Das<br />
Hauptquartier nahm der Feldmarschall<br />
im Leopodshainer Schloss (Lagow). Der<br />
sächsische Kommandat lehnte trotz<br />
verzweifeltem Flehens der Bürgerschaft<br />
das Angebot Wallensteins ab, bei freiem<br />
Abzuge die Stadt zu übergeben. So<br />
begann ab 14.00 Uhr die vier Stunden<br />
währende Beschießung von Görlitz.<br />
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Geschichte<br />
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