187_StadtBILD_Februar_2019
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Leben und Werk eines bedeutenden Görlitzer Architekten<br />
Architekt G. Röhr<br />
lehrlings schildert Hans-Joachim Röhr:<br />
„Am Sonnabend, dem 25. August <strong>187</strong>7<br />
konnte mein Vater am Schluß der ersten<br />
Arbeitswoche, als erstes sauer und<br />
redlich selbstverdientes Arbeitsgeld Mk<br />
4,60 in Empfang nehmen. 58 Arbeitsstunden<br />
ungewöhnter Tätigkeit waren<br />
es, in sommerlicher Hitze von 6.00 Uhr<br />
morgens bis 8.00 Uhr abends mit einer<br />
Stunde Mittagspause und je einer halben<br />
Stunde für Frühstück und Vesper.“<br />
Beim Bau des Wohnhauses Uferstraße<br />
Ecke Kahle stellte sich Röhr der praktischen<br />
Prüfung durch Görlitzer Baumeister.<br />
Der Gesellenbrief als Maurer wurde<br />
ihm mit dem Datum 1.5.<strong>187</strong>9 ausgestellt.<br />
Die Leistungen von Gerhard Röhr<br />
sind einem anderen prominenten Bauhandwerker<br />
aufgefallen. In seinem mit<br />
12.7.<strong>187</strong>9 datierten Schreiben empfiehlt<br />
Adolf Lämmerhirt, Regierungs-Baumeister<br />
und 1. Lehrer an der Bauschule zu<br />
Deutsch-Krone, Röhr seinen Görlitzer<br />
Berufskollegen. Er hat ihn als einen „geschickten,<br />
fleißigen, und zuverlässigen<br />
Arbeiter für das Zeichenbureau oder den<br />
Bauplatz“ kennen gelernt. Röhr hatte es<br />
nie bereut, eine Maurerlehre begonnen<br />
zu haben. lm Gegenteil, er sprach immer<br />
von seinem Traumberuf, dem er bis an<br />
sein Lebensende treu blieb.<br />
Seine Freizeit nutzte der junge Röhr in<br />
vielfältiger Weise. Lämmerhirts Empfehlung<br />
hatte für Gerhard Röhr auch auf<br />
dem sogenannten gesellschaftlichen<br />
Parkett Vorteile. Nach dem Besuch der<br />
Tanzschule mit allen seinen Freuden<br />
und kleinen Geheimnissen galt Gerhard<br />
als guter Tänzer. Er legte aber auch großen<br />
Wert auf Theaterbesuche. Die Wochenenden<br />
verbrachte Gerhard Röhr mit<br />
Wanderungen in die nähere und weitere<br />
Umgebung von Görlitz. Diese Liebe zur<br />
Natur hat er dann später auch an seine<br />
Kinder weiter gegeben.<br />
Anfang <strong>187</strong>9 erhielt Gerhard Röhr den<br />
Berechtigungsschein zur Teilnahme an<br />
einem einjährigen freiwilligen Militärdienst.<br />
Obwohl er genau wie sein Vater<br />
den Soldatenrock nie getragen hat, war<br />
er ein treuer Bürger des preußischen<br />
Staates und seines Königshauses. Gerhard<br />
Röhr hatte das Bestreben auf Wanderschaft<br />
zu gehen. Zunächst ging er im<br />
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Persönlichkeiten<br />
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