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187_StadtBILD_Februar_2019

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Der Beginn des Dreißigjährigen Krieg (1618-1624) –<br />

Schätze des Ratsarchiv<br />

Mehr als 300 Schüsse gingen auf die<br />

Stadt nieder. Die Befestigungen am Hälterberg<br />

(Jüdenring) wurden dabei zerstört.<br />

Aber wiederum lehnt von Rochau<br />

ein erneutes Kapitulationsangebot ab.<br />

Darauf erstürmten unter schrecklichen<br />

Verlusten drei Regimenter Wallensteins<br />

die Stadt gegen 19.00 Uhr. Nur von<br />

Rochau und einige seiner Söldner verschanzten<br />

sich noch im „Kaisertrutz“.<br />

Es folgten die schlimmsten Stunden<br />

des gesamten Krieges für die Görlitzer<br />

Bürger. Die Stadt fiel nun der brutalen<br />

Plünderung anheim. Die Berichte in den<br />

Görlitzer Chronika zeichnen ein plastisches<br />

wie schreckliches Bild dieser Ereignisse.<br />

Systematisch schlug man mit<br />

Äxten und Keulen die Tore und Türen<br />

auf. Das Bitten besonders bereits völlig<br />

verarmter Bürger um Schonung, steigerte<br />

die Grausamkeit der entmenschten<br />

Söldner nur noch mehr. In ihrer Wut<br />

wegen der fehlenden Beute mordeten<br />

sie die ohnehin schon am schrecklichsten<br />

leidenden Menschen in ihren Häusern.<br />

Besonders die Frauen litten. Es<br />

wurden „viel ehrliche Frauen und Jungfrauen<br />

geschändet und um ihre Ehre<br />

gebracht, das vor Gott zu erbarmen gewesen…ja<br />

die Wände, Holz und Steine<br />

hätten fast Blut schwitzen und weinen<br />

mögen“, schreibt ein Zeitgenosse. Fast<br />

hätte Görlitz das Schicksal Magdeburgs<br />

ereilt. Denn infolge der wüsten, nächtlichen<br />

Plünderungen, begannen drei<br />

Brauhöfe mit ihren Hinterhäusern auf<br />

dem Obermarkt sowie einige Gebäude<br />

auf der Klostergasse zu brennen. Auch<br />

das Gymnasium im alten Kloster geriet<br />

schon in Gefahr sich zu entzünden. Dieser<br />

Umstand bewegte wohl Feldmarschall<br />

Ilow, der Plünderei ein Ende zu<br />

setzen. Seinem Befehl kamen die Söldner<br />

aber kaum nach. Erst als er und<br />

einer seiner Generäle einige Plünderer<br />

niederstach, beruhigte sich die Lage etwas.<br />

Aber noch am folgenden Morgen<br />

ließ er einen Plünderer am Haken für<br />

den Bierkegel an einem Hause auf der<br />

Langenstraße hängen. Den Bürgern gelang<br />

es so, die drohende Brandkatastrophe<br />

zu verhindern. Am gleichen Tage ergab<br />

sich der Obristleutnant von Rochau<br />

im Kaisertrutz. Er wurde sehr unehren-<br />

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Geschichte

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