188_StadtBILD_Maerz_2019

Ratsarchivar und Historiker Richard Jecht
Görlitzer Münze
gekommen. So aber „ist der Irrtum der
Münze gestanden bis ungefähr in das
Jahr 1530; da hat sichs etwas gemildert
und ist die Münze bemeiling (allmählich)
in der Krone (Böhmen) und Schlesien
angenehmer worden, sonderlich aus Gebruch
(aus Bedürfnis) der kleinen Münze“
derart, daß man 1534 „2, 3 auch 4
Groschen auf die Mark aufgeben (darauf
legen) muß auf die Polichen oder ungarische
Pfennige, wenn man Görlitzische
Pfennige dafür haben will“.
Wie verlustreich für die Görlitzer Verwaltung
der schlechte Stand der Münze
gewesen ist, dafür mögen als Zeugnis
die Worte Haßens aus dem Jahre 1518
dienen: Der Rat hat merklichen Schaden
des Irrtums (der Münzen) genommen,
indem er, so er sollte Zinsen richten,
Zehrung ausgeben in fremde Lande, Güter
und (das Dorf) Sänitz bezahlen usw.,
hat allewege vor 1 Mark böhmischer
Pfennige ein Schock Görlitzer Pfennige,
vor einen ungarischen Floren 2 Mark
(96 Groschen) und dergleichen geben
müssen; und hat doch sein Einkommen
nicht anders denn an Görlitzer Münze
eingenommen; und dieser und anderer
Schade des Wechsels hat ein Jahr mehr
aufgetragen 1), denn die ganze Nutzung
des Gutes Penzig.“ Sicher aber hat gerade
durch den Tiefstand der Görlitzer
Münze das Exportgewerbe der Tuchmacher
einen besonderen Nutzen gehabt,
ähnlich wie wir in den Jahren 1921 und
1922 bei Warenerzeugung in Deutschland,
die für die Ausfuhr berechnet war,
es erlebten.
Freilich drohte bereits, bevor der Münzverfall
in Görlitz eintrat, gerade der Ausfuhr
der Görlitzer Tuche ein empfindlicher
Schaden. Der Stadt Breslau nämlich
gelang es Anfang des Jahres 1511 bei
einer persönlichen Anwesenheit des
Landesherrn Wladislaus, für die Hauptstadt
Schlesiens eine Erneuerung ihres
alten Stapelrechtes durchzusetzen.
Quelle: Geschichte der
Stadt Görlitz
von Richard Jecht
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