188_StadtBILD_Maerz_2019
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für den Braunkohleabbau<br />
Kirchen<br />
Braunkohle weichen. Statt eines totalen<br />
Abrisses entschied man sich für eine akribische<br />
Demontage und den Wiederaufbau<br />
in Königshufen, einem Stadtteil von<br />
Görlitz. Dort ist sie als Gotteshaus und<br />
Veranstaltungsort nicht mehr wegzudenken.<br />
In Nochten konnte die Kirche inmitten<br />
des ausgedehnten Kohlebeckens in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft zum Findlingspark<br />
überleben. Statt feierlichem<br />
Orgelklang klingt gewaltig der Sound der<br />
Bagger und Förderbänder herüber.<br />
Um eine spektakuläre Wanderung handelt<br />
es sich bei der „Kirche Wang“ im<br />
benachbarten Karpacz (VR Polen). Diese<br />
mittelalterliche norwegische Holzkirche<br />
sollte ursprünglich abgerissen werden<br />
und in Oslo wiederaufgebaut werden,<br />
wurde jedoch im Jahre 1841 vom preußischen<br />
König Friedrich Wilhelm IV. für<br />
427 Mark erworben und ohne eiserne<br />
Nägel mit einem frei stehenden Glockenturm<br />
wiederaufgebaut.<br />
Am 28. Juli 1844 fand in Anwesenheit<br />
des Königs die feierliche Einweihung<br />
statt. Wiederum stand ein sakrales Bauwerk<br />
aus dem Jahre 1517, eine spätgotische<br />
Hallenkirche in Most (Tschechien),<br />
ehemals Brückenberg, den Braunkohlebaggern<br />
im Weg. Im Jahre 1964 wurde<br />
wegen nachhaltiger Braunkohlevorkommen<br />
beschlossen, die gesamte Altstadt<br />
abzureißen. Als eine ingenieurtechnische<br />
Meisterleistung gilt es noch heute weltweit,<br />
als im Jahre 1975 die Dekanatskirche<br />
„Mariae Himmelfahrt“ als einziges<br />
historisches Gebäude, 10000 Tonnen<br />
schwer, im Zeitraum von 5 Jahren um 1<br />
Kilometer (exakt 841 Meter) auf Schienen<br />
verschoben wurde. Ein ähnliches Schicksal<br />
widerfuhr der Kirche in Heuersdorf,<br />
wo das gesamte Dorf dem Bergbau weichen<br />
musste. Nur die „Emmaus-Kirche“<br />
wurde gerettet. Im Zeitraum vom 23.<br />
bis 31. Oktober 2007 wurde die Kirche<br />
in einem Stück ins 12 km entfernte Borna<br />
umgesetzt, wobei über 50 Firmen der<br />
Region am Transport beteiligt waren. Mit<br />
einem Gewicht von insgesamt 660 Tonnen,<br />
einer Länge von 14,5 einer Breite<br />
von 8,5 und einer Höhe von 19,6 Meter<br />
mussten 2 Hochspannungsleitungen unterfahren,<br />
2 Bahnübergänge gekreuzt, 2<br />
Flüsse und Engstellen passiert werden.<br />
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Geschichte<br />
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