01.02.2023 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 33

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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20 Die andere<br />

Seite<br />

«Eine Branche, die<br />

nicht ausbildet, ist tot»<br />

Beat Kneubühler ist seit dem<br />

1. Oktober 2022 der neue<br />

Direktor des Arbeitgeberverbandes<br />

der grafischen Industrie,<br />

viscom p+c. Er geht im<br />

Gespräch ein auf die künftigen<br />

Herausforderungen der<br />

Papier- und Druck-Branche.<br />

Fragen: Redaktion<br />

Bild: Thoa van Tran für viscom p+c<br />

Herr Kneubühler, wie waren die<br />

ersten Monate Ihrer Tätigkeit?<br />

Mit grosser Befriedigung blicke ich<br />

auf die ersten Monate. Zusammen<br />

mit meinem Team am visCampus in<br />

Aarau haben wir zentrale Themen<br />

der Verbandsstrategie 22–25 auf den<br />

Weg gebracht.<br />

Zum künftigen Fachkräftebedarf<br />

läuft eine umfangreiche Studie,<br />

daraus leiten wir Massnahmen ab,<br />

um einem drohenden Mangel<br />

mög lichst optimal zu begegnen.<br />

Dieses Thema wird uns also auch in<br />

Zukunft begleiten. Politisch haben<br />

wir an allen Fronten die Motion<br />

Katja Christ bekämpft. Diese<br />

Motion hätte Betriebe und Arbeitsplätze<br />

in unserer Branche gefährdet.<br />

Die von Katja Christ heraufbeschworenen<br />

«Abfallberge» sind ein Hirngespinst,<br />

das in der Praxis nicht<br />

existiert. Im Gegenteil: Altpapier ist<br />

ein wertvoller Rohstoff.<br />

Hier sieht man schön zwei<br />

weitere Handlungsfelder für den<br />

Verband: Unsere Branche ist<br />

nachhaltig und verfügt über<br />

geschlossene Kreisläufe. Wir haben<br />

im Papier- und Karton-Recycling<br />

Traumquoten und sind Partner im<br />

ältesten Gesamtarbeitsvertrag der<br />

Schweiz. Zeit also, dass man die<br />

Kampagne «Printed in Switzerland»<br />

in eine neue Richtung lenkt. Dazu<br />

erfolgen ab Januar 2023 verschiedene<br />

Aktionen.<br />

Und im April werden wir im<br />

Rahmen der Mitgliederversammlung<br />

im Verband p+c eine Namensänderung<br />

sowie einen neuen<br />

visuellen Auftritt lancieren.<br />

Die Branche ist seit Jahren in einem<br />

enormen Umbruch. Schrumpft sie<br />

noch weiter oder gehen wir bereits<br />

in Richtung Stabilität?<br />

Es ist davon auszugehen, dass die<br />

Branche noch einmal schrumpft.<br />

Dies ist der Substituierung von Print<br />

durch andere Kanäle geschuldet.<br />

Dadurch wird generell weniger<br />

gedruckt. Teilweise messbar ist<br />

auch die Abwanderung von Druckaufträgen<br />

ins Ausland. In der<br />

Tendenz stellen wir eine Stabilisierung<br />

fest, bleiben aber Nettoimporteur.<br />

Von der oft angepriesenen<br />

Regionalisierung spürt man im<br />

Print wenig. In China steigen nach<br />

der Pandemie die Exporte von<br />

Drucksachen in den EU-Raum und<br />

erreichen nie gesehene Quoten.<br />

Wie kann die Sozialpartnerschaft<br />

gestärkt werden?<br />

Zentral ist die Bereitschaft, weiter<br />

auf Fachkräfte zu setzen. Damit<br />

verbunden ist die berufliche<br />

Grund- und Weiterbildung. Ein<br />

Brain-Drain hätte schwerwiegende<br />

Konsequenzen für die grafische<br />

Industrie. In einer Branche, in der<br />

das Wissen eine sehr kurze Halbwertszeit<br />

hat, ist der Wille zur<br />

ständigen persönlichen Weiterbildung<br />

genauso wichtig wie ein gutes<br />

Angebot an Ausbildungsplätzen.<br />

Was könnte getan werden, um<br />

weitere Unternehmen zum Beitritt<br />

in den GAV zu bewegen?<br />

Die Branche ist heute sehr heterogen.<br />

Dienstleistungen und Produkte<br />

werden vielfältiger und die Grenzen<br />

zu anderen Branchen sind fliessend.<br />

Eine klare Trennung von Sektoren<br />

wird in der grafischen Industrie<br />

immer komplexer, das sieht man<br />

in der Grundbildung, wo es immer<br />

wieder zu Überschneidungen mit<br />

branchenfremden Berufen kommt.<br />

Trotzdem muss es gelingen, auch<br />

künftig eine überbetriebliche<br />

Sozialpartnerschaft zu pflegen.<br />

Wie beurteilen Sie die Grund- und<br />

Weiterbildung in der Branche?<br />

Eine Branche, die nicht ausbildet,<br />

ist tot. Wir müssen alles daransetzen,<br />

dass ausgebildet wird. Natürlich<br />

muss man im Bereich Quereinsteiger<br />

neue Wege gehen und etwa<br />

Einsteigerkurse anbieten. Mit<br />

Helias haben wir ein ausgezeichnetes<br />

Instrument, nur müssen wir<br />

gemeinsam die Lehrgänge noch<br />

bekannter machen. Wichtig ist, dass<br />

am Ende immer ein eidgenössischer<br />

Abschluss absolviert wird. Für die<br />

Branche und bei uns im Verband ist<br />

das Thema Bildung zentral.

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